Perspektiven für Flüchtlinge schaffen Fluchtursachen bekämpfen, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen. Vorwort LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, wer zur Flucht gezwungen ist, der verliert nicht nur seine Heimat und sein Eigentum, sondern auch seine Arbeits stelle oder Schule, die Geborgenheit der heimischen Kultur und Sprache, die Verbindung zu Familie und Freunden und das Gefühl der Sicherheit. Viel leicht verliert er auch irgendwann seine Hoffnungen und seine Zuversicht. Wir dürfen diese Situation nicht taten los hinnehmen. Wir setzen alles daran, die Ursachen von Flucht zu bekämpfen und den betroffenen Menschen zu helfen! Etwa die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Sie liegen mir besonders am Herzen: Wir dürfen nicht zulassen, dass Kriege und Konflikte ihnen sämt liche Chancen rauben. Aktuell sind weltweit mehr als 60 Mil lionen Menschen auf der Flucht – so viele wie seit der Nachkriegszeit nicht mehr. Sie fliehen vor Krieg, Unterdrü ckung und Verfolgung, vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Es gibt auch Hunderttausende, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Die meisten dieser Menschen haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um diesen Gefahren zu entkommen. Viele haben großes Leid erfahren. Was vielen bei uns gar nicht bewusst ist: knapp 90 Prozent der Flüchtlinge werden von Entwicklungsländern aufgenommen. Diese Länder leisten Großartiges. Ich habe das selbst erlebt, als ich Jordanien besucht habe. Mafraq zum Beispiel, eine Kleinstadt an der syrischen Grenze, hat fast ebenso viele Menschen aus Syrien aufgenommen, wie sie selbst Einwohner hat. Diese Hilfsbereitschaft sollte uns allen ein Beispiel sein. „WIR DÜRFEN DIE AUFNAHMELÄNDER NICHT ALLEINE LASSEN UND MÜSSEN DIE NOTLEIDENDEN MENSCHEN IN DER REGION UNTERSTÜTZEN.“ Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller Darum konzentriert sich das Bundes ministerium für wirtschaftliche Zu sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2012 darauf, die Ursachen von Flucht zu bekämpfen und Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten. Dazu haben wir das Thema „Flucht und Entwick lung“ zu einem Schwerpunkt gemacht und mehrere Sonderinitiativen ins Leben gerufen. Allein in diesem Jahr stellen wir dafür drei Milliarden Euro zur Verfügung. Diese Broschüre liefert Ihnen einen kurzen Überblick über die Situation der Flüchtlinge, über die Herausforde rungen, vor denen wir stehen, und über die Bandbreite unseres Engagements. Wir versuchen mit aller Kraft, in einer schwierigen Situation neue Perspektiven für die betroffenen Menschen und Län der zu eröffnen. Dabei können wir jede Unterstützung gebrauchen. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie sich für dieses Anliegen einsetzen würden! Ihr Dr. Gerd Müller, MdB Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 1 Weiterführende Informationen zum Thema Flucht 2 Inhalt DEUTSCHE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT 4 Auf der Flucht 6 ZAHLEN & FAKTEN 10 Deutsches Engagement 14 ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT BEKÄMPFT FLUCHT URSACHEN UND SCHAFFT NEUE PERSPEKTIVEN 15 FLUCHTURSACHEN BEKÄMPFEN 16 AUFNAHMEREGIONEN STABILISIERE 22 INTEGRATION UND REINTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN UND BINNENVERTRIEBENEN 28 Internationales Engagement 32 ZUSAMMENARBEIT MIT PARTNERN 33 Persönliches Engagement 36 WAS KANN ICH MACHEN? 37 3 Fluchtursachen bekämpfen FLUCHTURSACHEN BEKÄMPFEN. So wirkt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. 105 Millionen Verlässliche Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung: 105 Millionen Menschen profitieren heute davon, dass auch das BMZ seit 2004 weltweit mehr als 410 Wasser- und Abwasserunternehmen unterstützt hat. 2,4 Millionen Über 2,4 Millionen Menschen, vor allem in Afrika, haben mit Unterstützung des BMZ zwischen 2011 und 2013 nach Katastrophen, Krisen und Konflikten Hilfe bekommen: mit Saatgut und Nahrungsmitteln, mit Unterkünften, Schulen und Krankenstationen sowie mit Bildung und Qualifizierung. Quelle: GIZ. Die dargestellten Wirkungen basieren auf einer Datenerhebung aus dem Jahr 2014. 4 So wirkt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ½ Million Das BMZ hat dazu beigetragen, dass alleine in den Jahren 2012 und 2013 die Arbeitsbedingungen von mehr als einer halben Million Arbeiter weltweit verbessert wurden. Dazu gehören Löhne genauso wie das Durchsetzen der Vereinigungsfreiheit oder die Abschaffung von Zwangsarbeit. 100.000 Allein im Jahr 2012 hat das BMZ dazu beigetragen, dass rund 100.000 Jugendliche eine berufliche Qualifizierung erhalten haben. 1 Million Mit unserer Unterstützung konnten seit 2010 rund eine Million Bauern weltweit ihr Einkommen erhöhen. 5 Auf der Flucht „Unser Haus wurde bombardiert. Wir können nicht zurück. Wir konn ten bei unserer Flucht nichts mit nehmen. Alles, was wir dort hatten, ist verbrannt.“ IMAD HUSSEIN IST MIT SEINER FRAU UND SEINEN BEIDEN KINDERN AUS SYRIEN GEFLOHEN. „Als unsere Wohnung bombardiert wurde, hat sich meine Tochter furchtbar erschreckt. Danach hat sie lange kein Wort mehr gesprochen. Es wurde dann etwas besser. Aber bis jetzt hat sie Sprachstörungen. Und bei lauten Geräuschen zuckt sie zusammen und bekommt Angst. Ich wünsche mir, dass sie behandelt werden kann.“ NOUR HUSSEIN, FLÜCHTLING AUS SYRIEN 6 „Ich habe sechs schulpflichtige Kinder. Den Schulbesuch im Libanon können wir uns nicht leisten – An meldegebühren, Geld für Hefte und Bücher und Schulbus. Ich wünsche mir, dass wir an einem Ort leben kön nen, wo meine Kinder eine Zukunft haben. An einem Ort, wo sie eine Ausbildung machen und ohne Angst leben können.“ WAFA AL-DAIF IST MIT IHRER FAMILIE AUS SYRIEN IN DEN LIBANON GEFLÜCHTET. Auf der Flucht Amal Murad hat eine gefährliche Reise hinter sich. Die 14jährige Syrerin ist zu Fuß bei klirrender Kälte über die Berge in den Libanon geflüchtet. Mit ihren Eltern und vier Geschwistern lebt Amal nun in Baalbek. Amal fühlt sich dort wohl, aber sie vermisst ihre Heimat und ihr altes Leben. „Ich kannte eine Menge Leute im Dorf. Wir hatten viele Ver wandte. Und mein Vater hatte Arbeit.“ In einem Bildungszentrum in Baalbek besucht Amal einen Englischkurs. Sie hofft, dass sie bald eine normale libanesische Schule besuchen kann, um wieder in allen Fächern Unterricht zu bekommen. „Das ist eine menschliche Tragödie, die einer gemeinsamen politischen Antwort bedarf. Es ist eine Krise der Solidarität, nicht eine Krise der Zahl.“ UN-GENERALSEKRETÄR BAN KI MOON ZUR AKTUELLEN FLÜCHTLINGSKRISE 7 DIE LÄNDER MIT DEN HÖCHSTEN FLÜCHTLINGSZAHLEN WELTWEIT Die Zahlen beinhalten Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Rückkehrer und Asylsuchende aus den jeweiligen Ländern. Hinzu kommen etwa 5 Millionen Quellen: UNHCR Mid-Year-Trends 2015 Kolumbien 6,9 Millionen 8 palästinensische Flüchtlinge, die dem Mandat des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und nicht dem UNHCR unterliegen. Syrien 11,9 Millionen Afghanistan Irak Zentral afrikanische Republik 4,5 1,0 Millionen Millionen Millionen Millionen Myanmar 890.000 Sudan 3,0 3,9 Eritrea 444.000 Millionen Somalia Südsudan 2,5 2,3 Millionen Millionen Demokratische Republik Kongo 2,4 Millionen 9 Auf der Flucht FLÜCHTLINGE: ZAHLEN & FAKTEN Nach Angaben des Flüchtlingskommis sariats der Vereinten Nationen (UNHCR) waren im Jahr 2015 weltweit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten und Verfolgung. Insgesamt haben 21,3 Millionen Men schen außerhalb ihres Landes Zuflucht gesucht. Von ihnen gelten 19,5 Millio nen Menschen als Flüchtlinge unter dem Mandat der Vereinten Nationen. Davon haben knapp 90 Prozent in Ent wicklungsländern Zuflucht gefunden. Laut Artikel 33 der Genfer Flücht lingskonvention ist Flüchtlingen, die wegen ethnischer Herkunft, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischer Überzeugung verfolgt werden, ohne Unterschied und Dis kriminierung Schutz zu gewähren. Dieses Prinzip gilt auch für Menschen, die aufgrund von Kriegen und gewalt samen Konflikten fliehen. Menschen, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht sind, gelten als Binnen vertriebene. Sie stellen die weitaus größte Gruppe aller Schutzbedürftigen dar: Ende 2014 wurden 38,2 Millionen MENSCHEN, DIE TÄGLICH ZUR FLUCHT GEZWUNGEN WURDEN, SEIT 2010 42.500 2014 32.200 2013 23.400 2012 2011 2010 10 14.200 10.900 1.000 Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Asylsuchende Quelle: UNHCR/18. Juni 2015 Binnenvertriebene gezählt. Für die Versorgung und den Schutz dieser Menschen ist eigentlich ihr jeweiliger Heimatstaat zuständig, doch kommt er häufig seinen Verpflichtungen nicht nach. Deshalb ist die Not der Binnen vertriebenen oft vergleichbar mit der von Flüchtlingen, die Staatengrenzen überschritten haben. Darunter leiden nicht nur die Flücht linge, sondern auch die lokale Bevöl kerung. HERAUSFORDERUNGEN Ein bedeutender Teil der Flüchtlinge entstammt Krisensituationen, die über viele Jahre und oft sogar Jahrzehnte andauern. Deshalb braucht es weitsich tige Lösungen, um die Menschenrechte von Flüchtlingen zu schützen und ihre Integration im Aufnahmeland nach haltig zu fördern. Viele der Länder, die Flüchtlinge auf nehmen, sind selbst sehr arm. Die wirt schaftlichen und sozialen Folgen der Flüchtlingskrise überfordern oft ihre Leistungsfähigkeit. Sie sind kaum in der Lage, die Grundversorgung für die teilweise sehr große Anzahl von Flüchtlingen zu sichern. Besonders das Gesundheits und Bildungssystem, aber auch die Wasserversorgung dieser Län der ist oft hoffnungslos überlastet. Im Libanon beispielsweise leben in zwischen rund 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge. Das ist eine enorme Belas tung für das kleine Land, das selbst nur 4,5 Millionen Einwohner hat. 11 Auf der Flucht AUFNAHMEREGIONEN UNTERSTÜTZEN. Das tun wir konkret vor Ort – einige Beispiele. Die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge findet in Nachbarländern und -regionen Schutz, knapp 90 Prozent in Entwicklungsländern. Sie müssen dort unterstützt werden. Mehr als 12 Milliarden Euro wird das BMZ in der gesamten Legislaturperiode für Fluchtursachenbekämpfung in Herkunfts- und Aufnahmeländern ausgegeben haben. 650.000 Über 650.000 syrische Flüchtlinge im Libanon, Irak und in Ägypten haben im Jahr 2015 Ernährungshilfe über elektronische Gutscheine erhalten, mit denen sie in lokalen Supermärkten Nahrungsmittel einkaufen können. 230.000 Über 230.000 Kinder in Jordanien, im Libanon und Nordirak haben in den letzten zwei Wintern warme Kleidung erhalten. 72.000 11,6 Millionen Über 72.000 Menschen im Camp Dohuk im Nordirak können von einem verbesserten Abwassersystem profitieren. Die Trink- und Abwasserversorgung für 11,6 Millionen Menschen im Libanon, in Jordanien, den Palästinensischen Gebieten und im Nordirak ist verbessert worden. 12 40.000 Über 40.000 Flüchtlinge, Binnenflüchtlinge und Menschen in den aufnehmenden Gemeinden im Irak haben psychosoziale Unterstützung und Freizeitmöglichkeiten erhalten. 40.000 Im Libanon profitierten bisher 40.000 Kinder von Kinderschutzmaßnahmen und 17.000 Frauen von Maßnahmen zur Vorbeugung von Gewalt. 520.000 Bildungsangebote für 520.000 Kinder im Libanon, in Jordanien, den Palästinensischen Gebieten, der Türkei und im Nordirak stehen zur Verfügung. 130.000 Flüchtlingskindern in Jordanien wurde zwischen 2013 und 2015 der Schulbesuch ermöglicht. In der Türkei werden 2.000 syrische und 2.500 türkische Schulkinder sowie 100 syrische Lehrer erreicht. 15.000 Rund 60.000 Kinder, davon rund 49.000 syrische Flüchtlingskinder und rund 11.000 bedürftige libanesische Kinder, wurden im Schuljahr 2014/2015 in staatlichen libanesischen Schulen aufgenommen. 25.000 15.000 Menschen im Irak können in Beschäftigung gebracht werden. 25.000 Menschen in Ägypten können sich beruflich bilden. 13 Deutsches Engagement 14 Deutsches Engagement ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT BEKÄMPFT FLUCHTURSACHEN UND SCHAFFT NEUE PERSPEKTIVEN In Not und Krisenlagen sichert die Humanitäre Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft das Überleben von Flüchtlingen. Als Ergänzung zu dieser Soforthilfe sind die Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit auf längere Zeiträume angelegt. Ihr Ziel ist es, die Situation in von Krisen betroffenen Regionen nachhaltig zu stabilisieren und die Lebensbedingun gen vor Ort zu verbessern. Sie bekämpft Fluchtursachen, trägt dazu bei, neue Krisen zu verhindern, und hilft den Menschen, Perspektiven zu entwickeln. Die Bewältigung der Flüchtlingskrise hat für die deutsche Entwicklungspolitik höchste Priorität. Das BMZ investiert gezielt Mittel zur Bekämpfung von Fluchtursachen und zur Unterstützung von Flüchtlingen: Allein in diesem Jahr sind etwa 3 Milliarden Euro für die Unter stützung von Flüchtlingen und aufneh menden Gemeinden und zur Bekämp fung von Fluchtursachen vorgesehen. Das BMZ hat unter anderem dazu drei Sonderinitiativen geschaffen: „Flucht ursachen bekämpfen, Flüchtlinge reintegrieren“, „Stabilisierung und Ent wicklung in Nordafrika und Nahost“ und „EINEWELT ohne Hunger“. „Die meisten Flüchtlinge, denen ich begegnet bin, wünschen sich – wie fast alle Menschen – eine Zukunft in ihrer Heimat. Sie wollen dort leben, wo ihr Zuhause ist und ihre Familien sind. Hier sind unsere Anstrengungen und unsere Energie gefragt.“ BUNDESENTWICKLUNGSMINISTER DR. GERD MÜLLER Regionale Schwerpunkte sind vor allem die Nachbarländer Syriens, Nordafrika, Westafrika, das Horn von Afrika sowie der Südsudan und die Zentralafrika nische Republik mit ihren Nachbarn. Außerdem sind Afghanistan und Pakistan von großer Bedeutung. Auch der Balkan, der sowohl Herkunfts als auch Transitregion von Flüchtlingen ist, sowie die Ukraine mit ihren vielen Binnenvertriebenen stehen im Fokus der Arbeit des BMZ. Das Engagement des BMZ umfasst dabei drei Aktionsfel der, die sich in vielen Arbeitsbereichen überschneiden und sich gegenseitig ergänzen: Fluchtursachen bekämpfen, Aufnahmeregionen stabilisieren und Flüchtlinge unterstützen. 15 Deutsches Engagement FLUCHTURSACHEN BEKÄMPFEN Kriege und Konflikte haben in den vergangenen Jahren viele Millionen Menschen dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Ursachen dafür können nur langfristig behoben werden. Deutschland unterstützt Krisenländer dabei, ihre politische und wirtschaftliche Situation zu stabilisieren, zerstörte Strukturen wiederaufzubauen und 16 Bildungs- und Beschäftigungschancen zu verbessern. Arbeits- und Ausbildungsprogramme bieten vor allem jungen Menschen Perspektiven und fördern den sozialen Zusammenhalt. Die Bundesregierung setzt sich für regionale und internationale Friedensprozesse ein. Sie unterstützt den konstruktiven, gewaltfreien Umgang mit Konflikten. Ausbildung von zukünftigen Lehrerinnen, Afghanistan BEISPIEL: AFGHANISTAN Ausbildungsplätze schaffen Perspektiven In Afghanistan leben etwa 1,7 Millionen junge Menschen, die in einem Alter sind, in dem sie eine Berufsausbildung machen könnten – aller dings gibt es für sie bisher noch viel zu wenige Ausbildungsplätze. So konnten an den landesweit 300 Berufsschulen im Jahr 2014 lediglich 80.000 Jugendliche unterrichtet werden. Viele der Berufsschulen sind zudem schlecht ausgestattet, die Lehrpläne und Prüfungen sind un einheitlich und den meisten Lehrkräften fehlt Fachpraxis. Viele Berufs schülerinnen und Berufsschüler schließen ihre Ausbildung deshalb ab, ohne optimal auf ihren Beruf vorbereitet zu sein. Weitere 600.000 Jugendliche wurden 2014 auf traditionelle Weise und ohne staatliche Unterstützung in kleinen Handwerks und Handels betrieben ausgebildet. Diesen Berufsanfängern fehlt jedoch in vielen Fällen das moderne technische Hintergrundwissen, um ihre Berufe den heutigen Anforderungen entsprechend ausführen zu können. 17 Deutsches Engagement Um Zukunftsperspektiven für alle Jugendlichen zu schaffen und damit sich die Wirtschaft entwickeln kann, braucht das Land langfristig rund 1.000 gut ausgestattete Berufsschulen und etwa 70.000 qualifizierte Lehrkräfte. Deutschland unterstützt Afghanistan beim Aufbau eines entsprechenden Berufsbildungssystems – damit möglichst bald alle Jugendlichen praxisnah und nach einheitlichen Standards ausgebildet werden können. BISHERIGE ERGEBNISSE 1.569 18 Ausbildungsstätten: 50 Berufsschulen wurden neu ausgestattet, zwei Ausbildungszentren für Berufsschullehrer und Berufsschullehrerinnen wurden in Kabul und Mazar-e-Sharif gegründet, an beiden Standorten sind derzeit 1.569 Studierende eingeschrieben, darunter 38,5 Prozent Frauen. 6 Neue Berufsbilder: Sechs neue gewerblich-technische Ausbildungsberufe wurden entwickelt und an 35 Berufsschulen eingeführt, ein neuer kaufmännischer Ausbildungsberuf wurde an 16 kaufmännischen Berufsschulen eingeführt. 900 Duale Ausbildung: 900 Lehrlinge, die informell in Handwerks- und Handelsbetrieben ausgebildet werden, erhalten neben der bisher ausschließlich praktischen Ausbildung im Betrieb nun auch Unterricht in den Berufsschulen in Kabul und Mazar-e-Sharif. Berufliche Fortbildungen: 238 Handwerker in vier Fachrichtungen werden zurzeit in vier Fachrichtungen weitergebildet. 11.400 Lehrerfortbildungen: Bis August 2015 nahmen mehr als 11.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an berufspädagogischen oder fachlichen Fortbildungen teil. 6.658 355 Praktika: 6.658 Jugendliche konnten 2014 ein vierwöchiges Betriebspraktikum in 577 afghanischen Unternehmen absolvieren. Fortbildungen für Verwaltungsbeamte: Workshops und Konferenzen für 355 Schulverwaltungsbeamte haben dazu beigetragen, das Management der Berufsschulen zu verbessern. Ausbildung zum Maschinenschlosser, Afghanistan 19 Waffia Mahmoud, Produktionsarbeiterin in einem Lebensmittelbetrieb BEISPIEL: ÄGYPTEN Mehr Arbeitsplätze für Jugendliche „Endlich habe ich Arbeit gefunden und belaste meine Familie nicht mehr finanziell“, freut sich Waffia Mahmoud. Die 25jährige Ägypterin hat eine feste Stelle in einem Lebensmittelbetrieb in Kairo gefunden. Zuvor war sie ein Jahr lang arbeitslos. Trotz einer hohen Arbeitslosigkeit haben zahlreiche Unternehmen in Ägypten Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, weil die Beschäf tigungsangebote für Arbeitssuchende häufig inakzeptabel sind: Oft wird nur wenig Lohn gezahlt, es gibt keine formellen Arbeitsverträge und auch keine Sozialleistungen. Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes wird durch diese Verhältnisse gebremst. Um Zukunftsperspektiven für junge Menschen zu schaffen, unterstützt Deutschland Ägypten dabei, die Beratungs und Vermittlungsangebote für Arbeitssuchende zu erweitern und die Qualität der Arbeitsstellen zu verbessern. Das Projekt „Teilhabe durch Beschäftigung“ ist Teil der Sonderinitiative des BMZ zur Stabilisierung und Entwicklung in Nord afrika und im Nahen Osten. 20 Deutsches Engagement Im Rahmen des Projekts werden kleine und mittlere Unternehmen beraten, damit sie ihre Beschäftigungsangebote verbessern können. Außerdem werden „Beschäftigungszentren“ aufgebaut, die Schulungen zur Vorbereitung auf den Beruf anbieten. Auch Waffia Mahmoud hat an einer solchen Schulung teilgenommen und wurde bei der Berufswahl, dem Bewerbungsprozess und der Vorbereitung auf ihren Job unter stützt. Nun blickt sie positiv in die Zukunft: „Die Arbeit macht mir Spaß. Durch den Job habe ich nun auch zum ersten Mal ein richtiges Bank konto – das hilft mir beim Sparen für die Zukunft.“ ZIELE DES PROJEKTS Bis Dezember 2017 sollen 8.000 5.000 6.000 mindestens 8.000 Jugendliche auf den Beruf vorbereitet werden, ein Viertel davon Frauen, und mindestens 5.000 Jugendliche in dauerhafte, formelle Arbeitsverhältnisse vermittelt werden, ein Fünftel davon Frauen. Außerdem soll die Situation von 6.000 Beschäftigten verbessert werden – zum Beispiel durch bessere Sozialleistungen, bessere Standards der Arbeitsplatzsicherheit und neue Karrieremöglichkeiten. ERSTE ERGEBNISSE Seit Januar 2015 643 815 haben 643 Jugendliche eine Schulung zur Vorbereitung auf den Beruf besucht und 815 Arbeitssuchenden wurde ein Job vermittelt. 21 Deutsches Engagement AUFNAHMEREGIONEN STABILISIEREN Die meisten Flüchtlinge suchen in Ländern Schutz, die in der Nähe ihrer ursprünglichen Heimat liegen. Zu den Ländern, die besonders viele Menschen aufnehmen, gehören die Türkei, Pakistan, der Libanon, Äthiopien, Jordanien, Kenia, der Tschad und Uganda. Der kurzfristige Zuzug von sehr vielen Menschen auf der Flucht führt aber gerade in Entwicklungsländern zu massiven Problemen: Es fehlt an Unterkünften und Arbeitsmöglichkeiten, die Schulen können nicht alle Kinder aufnehmen, Wasser und Nahrungsmittel werden oft knapp. LEBENSGRUNDLAGEN SICHERN Um die Situation zu stabilisieren, investiert Deutschland direkt in die Infrastruktur vor Ort – auch in die Wasserversorgung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schaffung von 22 Arbeitsplätzen. Staatliche Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen erhalten Unterstützung, um ihre Angebote aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Neben dem Aufbau der Infrastruktur fördert Deutschland den Dialog zwischen den Neuankömmlingen und der ansässigen Bevölkerung. Ziel ist es, die Flüchtlinge gesellschaftlich zu integrieren, Konflikte zu vermeiden und die Lebensgrundlagen für alle zu sichern. „Ich habe das Gefühl, dass wir hier Eindringlinge sind. Durch uns wird das Leben auch für die Libanesen schwieriger, vor allem wenn es um Arbeitsplätze geht.“ IMAD HUSSEIN LEBT ALS SYRISCHER FLÜCHTLING IM LIBANON BEISPIEL: JORDANIEN Trinkwasser für alle Seit Ausbruch des Bürgerkriegs sind rund 631.000 Syrerinnen und Syrer ins Nachbarland Jordanien geflüchtet. Das entspricht fast zehn Prozent der jordanischen Bevölkerung – und täglich kommen weitere Flüchtlin ge hinzu. Der Zustrom und lange Verbleib überfordert die Infrastruktur des Landes. Ein großes Problem ist die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser, denn Wasser ist in Jordanien extrem knapp. Schon bevor die Flüchten den aus Syrien ins Land kamen, wurden Jordaniens Wasserressourcen zu intensiv genutzt und konnten sich darum nicht mehr regenerieren. Jedes Jahr sinkt der Grundwasserspiegel um einen Meter. Im Auftrag des BMZ engagiert sich die KfW Entwicklungsbank des halb bereits seit längerer Zeit im jordanischen Wassersektor. Damit alle Einheimischen und Flüchtlinge ausreichend mit Wasser versorgt werden können und um Konflikte zwischen den beiden Gruppen zu vermeiden, stellt die Bundesregierung seit 2012 erheblich mehr Geld für den jordanischen Wassersektor zur Verfügung. Derzeit werden von der KfW Wasserprojekte im Gesamtumfang von rund 600 Millionen Euro betreut oder vorbereitet. Damit werden sowohl kurzfristig angelegte 23 Deutsches Engagement Maßnahmen zur Linderung der Notlage in den Grenzregionen finanziert als auch Programme zur langfristigen und nachhaltigen Verbesserung der Wasserversorgung in Jordanien. Zum Beispiel sollen alte Tief brunnen repariert werden, die Städte wie Irbid, Ramtha und Mafraq versorgen. Diese Städte haben besonders viele Flüchtende aufgenom men – rund 1,7 Millionen Menschen hängen von den Brunnen ab. ERSTE ERGEBNISSE 135.000 800.000 135.000 Menschen haben durch Maßnahmen zur Instandsetzung der Versorgungsnetze einen besseren Zugang zu Trinkwasser. 365.000 20 Brunnen wurden bis Ende 2014 instand gesetzt. Die zusätzlich verfügbare Wassermenge entspricht dem Wasserbedarf von rund 365.000 Einwohnern. 132.000 132.000 Menschen in den Flüchtlingscamps Zaatari und Azraq werden mit sauberem Trinkwasser versorgt (50 Prozent davon durch neu erbaute Brunnen) und haben Zugang zu hygienischen Sanitäreinrichtungen. 12.000 24 800.000 Flüchtlinge und Jordanier erhalten durch den Ausbau der Aqib-Pipeline, die ein wichtiges Brunnenfeld an das jordanische Wasserversorgungsnetz anschließt, eine sichere Wasserversorgung. 12.000 Schüler in den Aufnahmegemeinden haben verbesserte Sanitäreinrichtungen. Wasseraufbereitung in Madaba, Jordanien 25 BEISPIEL: IRAK Bessere Lebensbedingun gen für Flüchtlinge und Einheimische 3,96 Millionen Irakerinnen und Iraker befinden sich innerhalb ihres Landes auf der Flucht, um dem Terror der Organisation „Islamischer Staat“ zu entgehen. Nach UNSchätzungen ist ein Drittel von ihnen in die Region KurdistanIrak im Nordirak geflüchtet. Aus Syrien haben weitere 250.000 Menschen Zuflucht im Nordirak gefunden. Dort leben nun in vielen Bezirken mehr Flüchtlinge als Einheimische. Die kurdische Regionalregierung unternimmt mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft enorme Anstrengungen, die Flüchtlinge zu versorgen. Allein in der Provinz Dohuk wurden 18 Flüchtlingscamps für jeweils bis zu 50.000 Menschen eingerichtet – zusätzliche Camps sind in Planung. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen arbeit und Entwicklung (BMZ) ist die Deutsche Gesellschaft für Inter nationale Zusammenarbeit (GIZ) in den Camps der Region Dohuk aktiv. In enger Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe, dem Kinderhilfs 26 Deutsches Engagement werk der Vereinten Nationen (UNICEF) und lokalen Organisationen unterstützt die GIZ die örtlichen Behörden beim Aufbau von Infrastruk tur. So wurden zum Beispiel fünf Gesundheitsstationen in den Camps eingerichtet. Außerdem hat die GIZ in Zusammenarbeit mit UNICEF sie ben Schulen gebaut und ausgestattet. In den Städten Dohuk und Zakho entstehen drei weitere Schulen. Auch die psychosoziale Betreuung und rechtliche Beratung von Flüchtlingen zählt zu den Schwerpunkten des deutschen Engagements. Dafür wurden in sechs Camps Gemeindezent ren eingerichtet. Die verschiedenen Maßnahmen tragen dazu bei, die Lebensbedingungen der Binnenvertriebenen, Flüchtlinge und der Einheimischen zu verbes sern. Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller hatte der kurdischen Regionalregierung das Vorhaben im Rahmen seiner Reise in den Nord irak im Oktober 2014 zugesagt. Bislang hat das BMZ dafür insgesamt 37 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die erfolgreichen Ansätze des Vorhabens sollen in den kommenden zwei Jahren fortgeführt und weiter ausgebaut werden. BEISPIELE FÜR DAS BISHERIGE ENGAGEMENT (Auswahl) 145.000 2.900 100.000 3.500 250.000 30.000 500 Familienzelte und 20 Großraumzelte wurden als Übergangsunterkünfte und für soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellt. Davon haben mehr als 145.000 Menschen profitiert. 2.900 Schülerinnen und Schüler besuchen bereits neu eingerichtete Schulen. Für rund 2.500 weitere Kinder und Jugendliche werden derzeit Schulen in den aufnehmenden Gemeinden gebaut. Rund 100.000 Menschen haben Zugang zu den vielfältigen Bildungs- und Beratungsangeboten der Gemeindezentren, die die GIZ in sechs Camps eingerichtet hat. Etwa 3.500 Personen werden jeden Monat durch Sozialarbeiter psychosozial betreut und umfassend beraten, um traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. 250.000 Menschen haben besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung. 30.000 Menschen in den Camps kommen kleinere Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau von Wasserleitungen und Abwasserkanälen oder die Ausbesserung von Straßen zugute. 27 Deutsches Engagement INTEGRATION UND REINTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN UND BINNENVERTRIEBENEN Auf der Flucht verlieren Menschen nicht nur ihr Hab und Gut – viele erleben auch Gewalt, Erniedrigung und Ausbeutung. Deutschland macht sich für die Rechte von Flüchtlingen stark und finanziert Maßnahmen, die das Leiden nach traumatischen Erlebnissen lindern. PERSPEKTIVEN SCHAFFEN Viele Flüchtlinge wissen, dass sie vermutlich jahrelang nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Gleichzeitig ist es oft sehr schwierig für sie, im Aufnahmeland Arbeit zu finden. Auch zu Bildungsangeboten und medizinischer Versorgung haben sie häufig keinen ausreichenden Zugang. Das 28 Gefühl, keine Perspektiven mehr zu haben, ist in dieser Lebenssituation nur allzu nachvollziehbar. Und selbst dann, wenn eine Rückkehr möglich ist, stehen die Heimkehrer vor großen Herausforderungen: Der Alltag muss neu organisiert und gestaltet werden. Die meisten Rückkehrer haben ihren gesamten Besitz verloren und müssen sich eine neue Existenz schaffen. Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist es, sowohl für die Flüchtlinge im Aufnahmeland als auch für die Rückkehrer Perspektiven zu schaffen. Dazu investiert Deutschland unter anderem in den Wiederaufbau von Schulen und Gesundheitszentren. BEISPIEL: WIEDERAUFBAU UND NEUSTART Unterstützung für Rückkehrer in Mali Rund 500.000 Menschen mussten 2012 vor einem gewaltsamen Konflikt in Mali flüchten. Nachdem sich die Lage wieder stabilisiert hatte, kehr ten im Jahr danach Zehntausende wieder in ihre Heimatregionen und Dörfer zurück. In Zusammenarbeit mit der malischen Organisation ENDA unterstützt Caritas international die Rückkehrer bei ihrem Neustart. Öffentliche Ver söhnungskomitees vermitteln bei Konflikten – etwa, wenn die Häuser und Felder der Geflüchteten zwischenzeitlich von anderen genutzt werden. Das BMZ fördert das Projekt mit zwei Millionen Euro von 2014 bis 2017. Viele Rückkehrer nehmen am „Cash for work“Programm der Caritas teil: Sie setzen Teile der zerstörten Infrastruktur wieder instand und erhalten dafür eine Bezahlung. Dieses Geld hilft ihnen beim Neubeginn und kurbelt dadurch gleichzeitig die regionale Wirtschaft an. 29 Deutsches Engagement BEISPIEL: ERNÄHRUNGS UND FRIEDENSSICHERUNG Bauernfeldschulen im Südsudan Das Schicksal von Severina William ist typisch für den Südsudan: Gleich mehrfach wurde sie während des Bürgerkriegs von bewaffneten Gruppen vertrieben. Am Stadtrand von Ibba hat sie ein neues Zuhause gefunden – und die Möglichkeit, sich zu ernähren und Geld zu verdie nen: Sie besucht eine von Deutschland finanzierte Bauernfeldschule. Dort lernt sie, Saatgut auszuwählen, auf geeigneten Flächen zu säen, zum passenden Zeitpunkt zu ernten, die Ernte richtig zu lagern und 30 Mitglieder einer Bauernfeldschule im Südsudan „Bald werden wir in der Lage sein, auf eigenen Beinen zu stehen.“ lokale Märkte zu beliefern. Saatgut und Geräte werden ihr zur Verfügung gestellt. „Bald werden wir in der Lage sein, auf eigenen Beinen zu ste hen“, freut sich Severina William. SEVERINA WILLIAM BESUCHT EINE VON DEUTSCHLAND FINANZIERTE BAUERNFELDSCHULE Seit 2008 fördert Deutschland im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit Bauernfeldschulen im Südsudan. Die in den Feldschulen erworbenen Fähigkeiten werden von den Teilnehmern an andere Bäuerinnen und Bauern vermittelt und finden so weite Verbreitung. Die landwirtschaftliche Produktion kann dadurch nach und nach erhöht und die Ernährung von immer mehr Haushalten gesichert werden. – Ein wichtiger Schritt in Richtung Frieden und Sicherheit in der Region. BISHERIGE ERGEBNISSE 56 45.500 290 Bauerngruppen mit insgesamt etwa 7.000 Bäuerinnen und Bauern wurden gegründet; zusammen mit ihren Familienangehörigen profitieren insgesamt 45.500 Personen von den Maßnahmen dieser Gruppen. 6.800 6.800 kleinbäuerliche Haushalte, die Landwirtschaft zu ihrer Selbstversorgung betreiben, erhielten im Umfeld der Aktivitäten der Bauernfeldschulen Schulungen im Gemüse- und Feldbau. 20 % Die Erträge bei Feldfrüchten stiegen bis zu 20 Prozent, vor allem im fruchtbaren Süden des Landes. 31 Internationales Engagement 32 Internationales Engagement ZUSAMMENARBEIT MIT PARTNERN „Der vor uns liegende Weg ist steinig, aber ich hoffe, dass wir zusammen mit Regierungen, der Zivilgesellschaft und anderen Partnern Fortschritte erzielen, bei der Sicherstellung des Schutzes und der Verbesserung der Lebensbe dingungen für Millionen Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose.“ UN-FLÜCHTLINGSKOMMISSAR FILIPPO GRANDI EUROPÄISCHE ZUSAMMENARBEIT Einige Flüchtlingskrisen ereignen sich in direkter Nachbarschaft zu Europa. Darum ist ein gemeinsames Handeln der europäischen Länder erforder lich: Die Europäische Union muss Fluchtursachen bekämpfen, Aufnah meländer entlasten und Flüchtlingen neue Lebensperspektiven eröffnen. Das BMZ setzt sich dafür ein, dass die EUMitgliedsstaaten ihr Engagement für Flüchtlinge ausbauen und dabei effektiv miteinander kooperieren. Dazu sollte die kurzfristige Nothilfe eng mit langfristig wirkender Entwicklungszusammen arbeit verzahnt werden. Auf Initiative von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat die EU im Februar 2015 eine Sondermilliarde zur Bewältigung der Flüchtlingskrise in der Region Syrien und Irak zur Verfügung gestellt. Doch weitere finanzielle Anstrengungen seitens der EU sind nötig WELTWEITE ZUSAMMENARBEIT Das Engagement der Bundesregierung für Flüchtlinge ist Teil der internatio nalen Hilfsbemühungen und erfolgt in enger Abstimmung mit den Vereinten Nationen. Das BMZ unterstützt zum Beispiel das Flüchtlingskommissariat (UNHCR), die Arbeit des Welternäh rungsprogramms (WFP), des UNEnt wicklungsprogramms (UNDP) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) mit erheblichen finanziellen Beiträgen. Das BMZ beteiligt sich auch an der „Solutions Alliance“, einer interna tionalen Initiative, die Lösungen für Flüchtlinge in lang anhaltenden Krisen entwickelt. Unter dem Dach von „Solution Alliance“ kooperieren die betroffenen Staaten, Geberstaaten wie beispielsweise Deutschland, UNOr ganisationen wie das Flüchtlingskom missariat (UNHCR) sowie Vertreter der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft. 33 BEISPIEL: UNICEF Bildung für alle Kinder im Libanon Rund die Hälfte der syrischen Flüchtlinge sind Kinder. Von den 430.000 Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren, die aus Syrien in den Libanon geflohen sind, besuchen im Schuljahr 2014/2015 324.000 bisher keine staatlich anerkannte Bildungseinrichtung. Ihnen droht die Gefahr, dass sie zu einer „verlorenen Generation“ werden: Sie kennen nur Krieg und Zerstörung und haben kaum eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Das libanesische Bildungsministerium hat ein Programm gestartet, um sowohl syrischen Flüchtlingskindern als auch bedürftigen Libanesen Zugang zu Bildung zu ermöglichen (Reaching all Children with Education, RACE). Umgesetzt wird es unter anderem vom Kinderhilfswerk UNICEF im Rahmen seiner Initiative No lost generation. Deutschland zählt zu den größten Förderern der UNICEFArbeit im Libanon. Das BMZ hat das Bildungsprogramm mit 34 Millionen Euro für das Schuljahr 2014/2015 unterstützt und weitere 65 Millionen Euro für dieses Schuljahr zur Verfügung gestellt. 34 Internationales Engagement Durch diese substantielle Erhöhung der Beiträge des BMZ für das Schuljahr 2015/2016 wird sichergestellt, dass im Rahmen des libanesi schen Schulprogramms RACE bis zu 200.000 Kinder eingeschult werden können und somit eine Zukunftsperspektive erhalten. ERGEBNISSE DER BILDUNGSOFFENSIVE IM SCHULJAHR 2014/2015 60.000 Rund 60.000 , davon rund 49.000 syrische und rund 11.000 libanesische Kinder, wurden in staatlichen Schulen aufgenommen, die inzwischen in zwei Schichten unterrichten. Alle diese Kinder wurden mit Schulmaterial ausgestattet. 11.000 11.000 syrische Kinder bekommen Förderunterricht, um wieder Anschluss an den Lehrplan zu finden. 18.500 Rund 18.500 Kinder werden bereits psychosozial betreut. 38.000 38.000 Schüler werden von ihren oft weit entfernt liegenden Wohnorten mit Bussen abgeholt und zur Schule gebracht, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. 500 1.900 Etwa 500 Mitarbeiter staatlicher Schulbehörden werden weitergebildet und bei der Durchführung des Programms begleitet. Etwa 1.900 Jugendliche erhalten Bildungsangebote und Kurse außerhalb des öffentlichen Schulunterrichts. 35 Persönliches Engagement 36 Persönliches Engagement WAS KANN ICH MACHEN? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Not von Flüchtlingen durch persön liches Engagement zu lindern. In Deutschland leben Flüchtlinge zum Beispiel oft isoliert von der restlichen Bevölkerung. Persönliche Kontakte helfen ihnen, sich an ihr neues Umfeld zu gewöhnen. Bei der Kontaktaufnahme können Sie sich unterstützen lassen: Es gibt viele zi vilgesellschaftliche Initiativen, die sich vor Ort für Flüchtlinge engagieren. Sie bieten zum Beispiel Deutschunterricht oder Hausaufgabenhilfe für Kinder an. Fragen Sie bei Ihrer Kommune nach, welche Organisationen sich in Ihrem Ort engagieren, und helfen Sie mit! Wenn Sie sich für das Thema engagie ren wollen, können Sie sich an die Mit machzentrale der Servicestelle Engage ment Global wenden. Dort unterstützt man Sie dabei, eine zu Ihnen passende EngagementMöglichkeit zu finden. HOTLINE DER MITMACHZENTRALE: 0800 188 7 188 (kostenfrei), Montag bis Freitag von 8:00 bis 20:00 Uhr Angesichts der aktuellen gesellschaft lichen Diskussion ist es außerdem wichtig, das Thema „Flucht“ anzuspre chen und über die Hintergründe von Flucht und Migration zu informieren. Dazu gibt es viele Informationen auf der Website des BMZ www.bmz.de/flucht oder auf der Website des Flüchtlings hilfswerks der Vereinten Nationen www.unhcr.de. MACHEN SIE MIT! GEMEINSAM KÖNNEN WIR PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN. HERAUSGEBER Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst REDAKTION BMZ, Sonderinitiative Fluchtursachen bekämpfen — Flüchtlinge reintegrieren GESTALTUNG Atelier Hauer + Dörfler GmbH, Berlin DRUCK Bonifatius Druck, Paderborn Das Original wurde auf FSCzertifiziertem Papier gedruckt. FOTOS Titel: Thomas Koehler/photothek.net Caritas international; forumZFD; GIZ: Rüdiger Behrens, Salma Reda; photothek.net: Ute Grabowsky, Thomas Imo, Thomas Koehler, Thomas Trutschel; UNICEF: Kate Brooks, Sebastian Rich STAND Januar 2016 BEZUGSSTELLE Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock Tel. +49 (0) 30 18 272 272 1 [email protected] POSTANSCHRIFTEN DER DIENSTSITZE BMZ Bonn Dahlmannstr. 4 53113 Bonn Tel. +49 (0) 228 99 5350 Fax +49 (0) 228 99 5353500 BMZ Berlin im Europahaus Stresemannstr. 94 10963 Berlin Tel. +49 (0) 30 18 5350 Fax +49 (0) 30 18 5352501 [email protected] www.bmz.de Die vom BMZ unentgeltlich herausgegebenen Broschüren sind nicht zum gewerblichen Vertrieb be stimmt. Sie dürfen weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahl kampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Das gilt für Bundestags, Landtags und Kommunalwahlen sowie Wahlen zum Europäischen Parlament. Mißbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung.
© Copyright 2024 ExpyDoc