Bürgermeister Wolfgang Metzner in Vertretung von

Bürgermeister Wolfgang Metzner in Vertretung von Oberbürgermeister
Andreas Starke zur Kranzniederlegung am Tag der Heimat am Samstag,
26. September 2015, um 17:00 Uhr, Vertriebenenmahnmal im Hain/
Schillerwiese
Sperrfrist: 26.09.2015 – Ende der Rede
- Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Frau Pezzei, (Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen),
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen aus dem Stadtrat,
sehr geehrte Vertreter der Vertriebenenverbände und Landsmannschaften,
verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich begrüße Sie alle sehr herzlich in Vertretung von Oberbürgermeister
Andreas Starek zur Gedenkstunde anlässlich des „Tags der Heimat“. Im
Namen der Stadt Bamberg und gemeinsam mit dem Bund der Vertriebenen
danke ich Ihnen allen für Ihr Kommen.
Ebenso herzlich möchte ich mich gleich zu Beginn beim Ensemble Trumpet
Voluntary bedanken, das wie jedes Jahr für die musikalische Umrahmung
dieser Gedenkstunde sorgt.
Durch Ihre Anwesenheit hier und heute, meine Damen und Herren, setzen
Sie ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen.
Der Tag der Heimat steht in diesem Jahr unter dem Leitspruch
„Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute“. Er ist damit nicht nur
überaus aktuell, sondern auch gleichzeitig von zeitloser Gültigkeit.
Der Zweite Weltkrieg brachte unendlich großes Leid über die Bevölkerung
aller beteiligten Staaten. Zu den Toten an den Fronten kam der
millionenfache Verlust von Menschenleben in der Zivilbevölkerung. Sie waren
dem Hass, dem Rassenwahn und der Verfolgung politisch und
weltanschaulich Andersdenkender zum Opfer gefallen. Ein in Jahrhunderten
gewachsenes Lebensgefüge war für immer zerborsten. Ganze Städte und
Landstriche waren bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Unersetzliche Werte an
historischer Bausubstanz, an Kunst- und Kulturdenkmälern waren
unwiederbringlich verloren. Unzählige Menschen waren plötzlich entwurzelt
und heimatlos. Die meisten Deutschen in den Gebieten östlich von Oder und
Neiße waren gezwungen, ihre angestammte Heimat zu verlassen und
konnten auf ihrer Flucht häufig nicht einmal das Nötigste mitnehmen.
Ein Millionenheer von zurückkehrenden Soldaten und Kriegsgefangenen, von
Flüchtlingen und Vertriebenen machte sich auf den strapaziösen Weg nach
Westen, und nicht wenige verloren dabei auf tragische Weise ihr Leben. Ein
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unvorstellbarer Strom an Heimatlosen und Kriegsheimkehrern ergoss sich in
das Gebiet der vier Besatzungszonen.
Es waren vielfach Hunger, Elend und seelische Not, die das Bild der ersten
Nachkriegsjahre prägten. Nur unter großen Entbehrungen und Mühen gelang
es auch der Schar der Flüchtlinge und Entwurzelten, hier im Westen mit den
Jahren Fuß zu fassen und einen Neuanfang zu machen.
Heute gedenken wir jener 15 Millionen Deutschen, die während und nach
dem Ende des Zweiten Weltkriegs vertrieben und zu einem Neuanfang
gezwungen waren. Und wir gedenken jener rund 2 Millionen Menschen, die
bei ihrer Flucht aus Mittel- und Osteuropa ums Leben kamen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Tag der Heimat erinnert uns daran, wie kostbar Heimat für uns alle ist.
Beinhaltet dieser Begriff doch unendlich viel mehr als den Ort, an dem wir
leben. Er beinhaltet auch Sicherheit und Geborgenheit, Frieden und Freiheit.
Deshalb dürfen wir an einem Tag wie diesem nicht vergessen, dass auch
heute unzählig viele Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.
Sie fliehen vor Bürgerkrieg, Gewalt- und Terrorakten. Sie fliehen vor den
Grausamkeiten von Milizen und barbarischen, selbst ernannten
Gotteskriegern. Und andere fliehen nach Jahren des Ausharrens in
Trümmern und Ruinen oft schlicht und einfach vor dem Hunger und der
Perspektivlosigkeit.
Insofern mahnt uns der Tag der Heimat auch heute dazu, solidarisch mit
anderen Menschen zu sein, die ihre Heimat auf so tragische Weise verloren
haben. Der Tag der Heimat erinnert uns daran, dass wir es schon einmal
geschafft haben, Menschen, die anderswo ihre alte Heimat verloren hatten,
hier in Bamberg eine neue Heimat zu geben. Deshalb möchte ich den
Gedenktag dazu nutzen, auch heute zu Humanität und Nächstenliebe
aufzurufen. Denken wir mit Freude daran, dass es unserer Gesellschaft
schon einmal durch gemeinsame Anstrengungen gelungen ist, in wenigen
Jahren eine gewaltige Integrationsleistung zu erbringen.
Meine Damen und Herren,
der frühere Bundeskanzler Willy Brandt hat einmal treffend gesagt: „Wo die
Zivilcourage keine Heimat hat, reicht die Freiheit nicht weit.“ Zeigen wir diese
Zivilcourage, in dem wir uns nicht vor der Erinnerung verschließen und
unsere Lehren daraus ziehen. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein und füllen
die Begriffe Heimat und Freiheit mit Leben und Wärme.
Ich danke Ihnen allen für Ihr Kommen.