4 GEDANKENSTROM UND DENKZWANG

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Gedankenstrom und Denkzwang
Gedanken sind grundsätzlich frei fließende energetische Einheiten, die niemals parallel
fließen können. Ein Gedanke folgt in einer Art Gedankenkanal dem anderen. Dazwischen ist
immer eine Lücke, auch wenn wir dies nicht realisieren. Dies ist die wichtige Grunderkenntnis,
wenn ich diesem scheinbar endlos summenden Bienenstock in meinem Kopf beikommen will:
Zwischen zwei einander folgenden Gedanken gibt es keine Verbindung - es sei denn - keine
Regel ohne Ausnahme, die Gedanken sind zwanghaft miteinander verkettet und bilden eine
Einheit als festgefahrenes Gedankenmuster.
Von meinem Willen angetrieben, kann ich jeden Gedankenfaden, der einen Anfang und ein
Ende hat, identifizieren und diesen sogar danach bewerten, ob ich ihn gut finde oder nicht.
Jeder kann dies, wenn der Wille dazu da ist - natürlich gegen die aktive Rebellion des Gehirns,
welches versucht, diese neue Art des Umgangs zu verhindern. Der Diener Gehirn, der sich ein
Leben lang als Herr aufgespielt hat, beugt sich nicht so einfach gegenüber seinem
tatsächlichen Herrn. Der Diener behauptet, er sei der Herr und ich sei wohl mit meiner Absicht
verrückt geworden.
Das Gehirn will verhindern, dass ich meine Wahlmöglichkeit erkenne, einen Gedanken zu
identifizieren und ihm letztendlich verbiete, sich zu denken. Warum? Kann ich einen
Gedanken als solchen isolieren, indem ich ihn gezielt wahrnehme, kann ich ihm seine für mich
nutzlose Erinnerungsfunktion nehmen. Aber- diese im Gedanken liegende emotionale Ladung
will nicht erkannt werden. Der Gedanke will sich erinnern und will mich dadurch mit Sorgen
quälen - Sorgen die aus der Vergangenheit kommen, Sorgen die in die Zukunft reichen. Der
Gedanke will niemals, dass ich ihn durchschaue und ihn damit überflüssig mache.
Der Jetztmoment denkt nicht. Jener einzige Handlungsmoment, den wir besitzen, jener sich
ständig weiterschiebende Jetzt-Punkt, kann nicht denken, er hat überhaupt keine Zeit dazu
(Dieser Jetzt-Punkt gehört überhaupt nicht zur Zeit, sondern zur Ewigkeit). Der Jetztmoment
kennt kein grübelndes Denken, kein Überlegen, kein Abwägen, keine Vorteils-Überlegung,
denn er handelt aktiv oder er verschläft das Leben in nebulöser Untätigkeit. Es sei denn, ich
klinke mich mit meinem Willen in den Gedankenfluss ein; dann führt meine Analyse des
Gedankens zum aktiven Handeln im Jetzt.
Und die Inhalte meiner Gedanken? Sie sind niemals im Jetztpunkt - niemals. Sie werden zwar
im Jetzt gedacht, die befinden sich aber immer in jenen zwei Zeitformen, die es überhaupt
nicht gibt: in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Diese lineare Verbindung zwischen
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die Grundlage meines Lebensverständnisses von
Zeit und von Dasein, ist eine Nonsens-Konstruktion des Gehirns. Die lineare Vorstellung von
Zeit ist der große Bluff meines Denkapparates; auf diesem Bluff baut sich jedes (misslungene)
Leben auf.
Da mein persönlicher Denkinhalt ein dauernder Vergleich mit meinen gespeicherten
Erinnerungen ist, ist mein Denken grundsätzlich an meinen Vergangenheitsspeicher
gekoppelt und gehört somit nicht zur (jetzt ablaufenden) Wirklichkeit.
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Es gibt tatsächlich keine Zeit außer der (ewigen) Gegenwart, jenen Takt, sagen wir mal, von 1
Sekunde, der sich von Impuls zu Impuls weiterschiebt. Alles was mein Leben ausmacht,
was ich analytisch denke, was ich fühle, was ich sage, was ich tue, geschieht ausschließlich in
dieser Sekunde.
Dass ich die Zeit hätte, etwas zu tun, ist eine Illusion, da es Zeit, die ich haben könnte, die mir
zur Verfügung stünde, überhaupt nicht gibt. Zeit ist die kreisende Bewegung unserer Gestirne,
unserer Planeten, unserer Galaxien. Zeit ist die kreisende Bewegung meiner Elektronen von
etwa 900km/sec. Zeit ist Bewegung und in dieser Zeit verbringe ich mein Leben.
Die Sekunde des Handelns, die mir jeweils zur Verfügung steht, ist natürlich gebunden an
seine Wirkungen, die sich in den kommenden Sekunden entfalten werden (wenn dies auch
erst nach einer Woche geschieht oder in einem Jahr, oder zum Ende meines Lebens). Diese
gesetzmäßige Verkettung meiner Handlung mit deren Wirkung bildet eine Einheit, wobei die
Wirkung wiederum - das ist das Wesen der resonanten Verkettung - wieder zu mir
zurückkommt.
Dieses physikalisch-universelle Gesetz ist .gnadenlos': Was ich ausgesendet habe, was ich
losgetreten habe, kommt in dieser meiner eigenen Qualität zu mir zurück. Nach dem
Aussenden habe ich keine Korrekturmöglichkeit mehr. Allerdings kann ich, wenn diese Einheit
von Handeln und Wirkung abgeschlossen ist, das Steuer herumreißen - aber erst dann.
Dieses Wissen um „Karma" ist uralt und ist eine wichtige Basis eines gelungenen oder eines
misslungenen Lebens.
Siehe: Vertiefung: Buddhalehre - Das Karmagesetz von Ursache und Wirkung
Bewusstes, willentliches Denken, kann nur im Jetzt-Moment geschehen. Bewusstsein
ereignet sich immer nur im Jetzt-Moment. Sich durch die Vergangenheit zu wühlen, meist um
diese (im Sinne einer Rechtfertigung) zurechtzurücken, hat nichts mit Bewusstsein zu tun, im
Gegenteil: Vergangenheitsdenken verhindert das Bewusstsein, sich zu entfalten. Das gleiche
geschieht mit meinen Traumvorstellungen von Zukunft: sie zerstören die positiven
Möglichkeiten der Gegenwart.
Es geschieht etwas Unfassbares: Ich lebe überhaupt nicht wirklich! Ich lebe auf einer
hypnotischen Tätigkeitsebene, auf welcher ich alles erledige, was zur Organisation meines
Lebens notwendig ist - ohne tatsächliches Bewusstsein darüber, welche Möglichkeiten der
Wahl mir im Jetztpunkt der Gegenwart zur Verfügung stünden. Als gelenkter und in meinen
Konditionierungen gefangener Mensch erkenne ich nicht, dass ich jede Sekunde eine Wahl
habe. Ich erkenne nicht, dass es allein mein eigener Wille ist, der das verändern kann, was mir
nicht gefällt. Ich erkenne nicht, dass es allein mein eigener Wille ist, der das herbeirufen kann,
was ich mir an Veränderung wünsche.
Alles geschieht im Jetzt-Moment, auch Krankheit und Heilung, das muss verstanden werden.
So geschieht auch die Heilung über den Geist ausschließlich im Jetzt-Moment. In einem
hochkonzentrierten geistigen Akt trete ich mit meinen Körperzellen in Verbindung.
Mit größter innerer Kraft im konzentrierten Denken erreiche ich eine hohe Effizienz, wenn ich
die Körpersteuerung bitte, die erkrankten Zellen materiell zu verändern. Mit Freude greifen
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meine Zellen diese Bitte auf - wollen sie selbst doch nichts anderes. Nur - das materielle
Umfeld der erkrankten Zellen muss zulassen, dass von der Zelle her Heilung geschehen kann!
Ist das Bindegewebe um die Zelle herum hochgradig mit Toxinen belastet, also
„vermüllt", wie soll da die Zelle ihren eigenen Heilprozess umsetzen können? Wie soll sich ein
Organ heilen, wenn es von Fremdstoffen umstellt ist und wenn das extrazellulare
Körperwasser, von welchem jeder von uns etwa 14 bis 16 Liter in sich speichert, komplett
sauer ist? (Die Folgen sind dramatisch: verminderte Nährstoffverwertung, verminderte
Sauerstoffzufuhr ins Gewebe (welche die Zellaktivitäten hemmt und negative
Mikroorganismen und Kleinlebewesen explosionsartig vermehren lässt), Calciumentzug nicht
nur aus dem Skelett usw. usw. - insgesamt ist dies die Grundlage aller chronischen
Erkrankungen bis zu Krebs).
Parallel zu meinen geistigen Heil-Aktivitäten der Kommunikation mit meinen Körperzellen,
achte ich auf mein Denken, achte ich auf meine Nahrung
Es gilt: Wenn ich mich ohne Bewusstsein ernähre, kann ich mich nicht geistig heilen, weil die
materiellen Gegebenheiten dies verhindern.
Wenn jetzt aber Ernährung zu einer Art Religion wird, zu einer zwanghaften Angelegenheit, zu
einer Ersatz-Spiritualität, dann hat man diese Vor-Bedingung für Heilung nicht verstanden.
„Sich gesund ernähren" bis hin zu einer (oft hochmütigen) veganen Lebensweise, gleitet sehr
schnell ins Zwanghafte und ist somit nicht nur wertlos, sondern steht jedem Heilungsprozess
im Wege.
So wie ich mit meinen Körperzellen in Verbindung trete, so kopple ich mich hochkonzentriert
an das kosmische Feld meiner Verursachung an. Ich erschaffe somit eine kosmische
Kommunikation.
Siehe: Vertiefungen/Die Theorie vom morphogenetischen Feld
Siehe: Vertiefungen/Alles ist EINS - Unsere Ankoppelung an das Göttliche
Mit wem ich dort kommuniziere? Mit mir selbst, denn es gibt kein dort! Das ist wahrlich nicht
einfach zu begreifen und klingt geradezu gotteslästerlich. Aber jener Spruch, dass es der
Realität gleichgültig ist, ob ich sie akzeptiere oder nicht, er greift auch hier. Ich selbst bin als
Teilhaber ohne Abgrenzung zum Ganzen Pforte, Weg und Ziel zugleich. Wie es die Sufis
ausdrücken: Ich bin gleichzeitig der Liebende, der Geliebte und die Liebe. Ende der Dualität.
Es gibt keinen anderen, der „da draußen" wäre, und mich, der ich „hier drinnen bin". Die tiefste
Weisheit aller alten Lehren darf keine Geheimlehre mehr sein: Derjenige der ruft, ist
der gleiche, der gerufen wird.
Habe ich diesen Satz in meinem Sein, in allem meinem Fühlen und in meinem intuitiven
Empfangen verstanden, so, dass er ganz und gar in mir ruht, dann habe ich alles verstanden.
Dann habe ich mich selbst gefunden und damit meinen Gott gefunden.
Ich kommuniziere mit dem Atman in mir, mit meinem universellen, kosmischen Wesensteil. An
ihn schicke ich meine Hilferufe und zu ihm bete ich das nach Meister Eckhard einzig wirksame
Gebet, das es geben kann: meine Bitte um Erkenntnis. In all dem Treiben der tagtäglichen
Notwendigkeiten sende ich immer wieder in (in sekundenkurzen) Denkpausen an dieses „Teil"
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in mir meine klaren Signale, meine Impulse. Ich schieße sie ab, wie schnelle Pfeile, hinein in
jenes Feld der „alle Möglichkeiten".
Und irgendwann öffnet sich die bis jetzt verschlossene Tür. Dann kann kein Bruchteil einer
Sekunde gezögert werden: Erkenntnis und gleichzeitiges Handeln sind eines und entfalten
sich in dieser meine Zeit, die mir gegeben ist. Das Universum hat die Tür geöffnet, durchgehen
muss ich selbst - und zwar ohne jedes Nachdenken darüber. Es könnte durchaus sein, dass
bereits ein geringes Zögern diese Tür wieder verschließt. Dann bleibt sie mir für immer
verschlossen, weil ich das einzige mir zur Verfügung gestellte Zeitfenster vertan habe.
Dieser Satz: „Derjenige der ruft, ist der gleiche, der gerufen wird." macht alle Bücher
dieser Erde überflüssig, macht alle Lehren überflüssig, lässt alle Philosophien und alle
Religions-Aussagen zu Nichts zusammenschrumpfen. Diese Aussage ist so gewaltig, dass
man versteht, wenn viele hochintelligente Wahrheitssucher, die diesem Satz zu nahe
gekommen sind, tatsächlich „verrückt" wurden oder nahe daran waren, dies zu werden.*
Nun, wir wollen wir wahrlich nicht in diese Nähe kommen und trotzdem eine optimal mögliche
Erkenntnis erlangen. Deshalb - wenn ich den Weg des Erkennens beschritten habe, gehe ich
ihn langsam, Schritt für Schritt. Es gibt da keine Eile. Bevor ich eine Säule meines alten
Bewusstseins einreiße, muss die neue bereits vorhanden sein, das ist enorm wichtig; und die
neue Säule muss bereits tragen, zumindest die Hauptlast muss sie abfangen können.
Wichtig ist allein, dass ich den ersten Schritt getan habe. Dann gibt es kein Zurück mehr, dann
geht es nur noch nach vorne weiter!
Nach meiner Erfahrung ist für eine eigene körperliche Heilung dieser letzte Erkenntnisschritt
zur Auflösung jeglicher dualen Vorstellung gar nicht notwendig. Wie ich an vielen Menschen in
den letzten zwei Jahrzehnten beobachten konnte, genügt das Anerkennen eines göttliches,
eines morphogenetisches Feld und der tiefe Willen zur eigenen Ankoppelung daran. Dann
findet Heilung statt, indem die Reparatur-Bitte vom Feld erfüllt wird. In der Zeit meines eigenen
recht dramatischen Heilprozesses hatte ich Kontakt zu Menschen, die wie ich
Computerprogramme erstellten, um die Kommunikation mit dem Feld so umfassend wie
möglich zu gestalten (Es ging darum, dass die geistigen Heil-Anweisungen ununterbrochen
täglich bis zu 24 Stunden per Computer ins Feld gegeben wurden).Ich konnte erfahren: Das
Feld heilt, auch wenn der Anwender weit von jeder Vollkommenheit, welche es eh nicht gibt,
entfernt ist.
Es gibt kein Leistungs-Ziel, das Voraussetzung zur eigenen Heilung wäre. Jeder wird von
dieser umfassenden Intelligenz dort abgeholt, wo er sich auf dem Weg befindet. Deshalb
bleiben wir ganz entspannt und in dieser entspannten Haltung beginne ich mit dem Geist
meiner Verursachung zu kommunizieren.
Ich beginne etwas Unglaubliches zu ahnen, zuerst ganz, ganz entfernt, dann immer näher:
Ich bin Atman, ich bin Brahman, ich bin Tao - jedenfalls eine winzig-winzige Ausformung
davon. In der Alleinheit gibt es keine Teile. Im Punkt der Singularität, bevor unser Universum
begann, war alles ein einziges „Ding" ohne den geringsten Zwischenraum. Der weltbekannte
Physiker Stephan Hawking spekuliert: so groß wie eine Nuss. Sein Buch: „Das Universum in
der Nussschale" wurde weltbekannt. So ist für die Physik erklärbar, warum alle materiellen
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Teilchen in unserem riesigen Universum miteinander verbunden bleiben, auch wenn sie
inzwischen Lichtjahre voneinander entfernt sind („Zwillingsphotonen").
Dieses physikalische Wissen ist zumindest eine Annäherungen an die Aussagen der alten
Weisen: Wir sind alle eins und ich selbst bin eine winzige Individuation vom Ganzen.
Und das Elend und Leid, das diesen ganzen Planeten erfüllt? Es ist eine reine
Menschenkrankheit, die sonst kein anderes Wesen befallen hat, es ist das evolutionär nicht
ausgereifte menschliche Gehirn mit seinem Allmachtwahn, seiner Gier und seinem Hass.
Beeindruckend ist das Schlussbekenntnis des Nobelpreisträgers für Physik Erwin Schrödinger
(1887-1961) in seiner revolutionären Schrift: „Was ist Leben". Man spürt so richtig, wie es ihm
widerstrebt, das zu Papier zu bringen, was er sagen will:
„Wenn man einem Kulturkreis angehört, in dem gewisse Begriffe, die bei anderen Völkern
einen weiteren Sinn hatten oder haben, eingeengt und spezialisiert worden sind, ist es
gewagt, diesen Schluss in so einfachen Worten auszudrücken, wie es die Sache erfordert. Es
klingt gotteslästerlich und wahnsinnig, wenn man sich der christlichen Ausdrucksweise
bedient und erklärt: .Also bin ich der liebe Gott." (1)
(1) Schrödinger: „Was ist Leben", Serie Piper 4. Auflage S. 149
Die Sufis haben einen Namen für meine Individualität im kosmischen Feld: „Shähid". Jeder
von uns hat seinen Shahid, ob er es weiß oder nicht - und mit diesem kann ich, kann jeder
kommunizieren!
Siehe: Verstehensbilder - Die 5. Dimension
Shähid wird mein innerer Gesprächspartner, wie unendlich weit ich auch im Moment noch von
ihm entfernt sein mag. Wenn ich weiß, dass es diesen Shähid gibt, dann kann eine aufregende
Kommunikations-Zeit beginnen! Natürlich brauche ich zu meiner Kommunikation nicht diesen
Namen, der dem arabischen Kulturkreis entstammt - das göttliche Feld, mit welchem ich
kommuniziere, hat alle Namen oder keinen, denn es braucht keinen Namen, wenn mein
Bewusstsein geöffnet ist. Für mich selbst, für mein duales Gehirn, kann ein Name natürlich
sehr wichtig sein - also suche ich mir einen aus, einen, zu dem ich mich hingezogen fühle!
Zurück zu den Gedanken:
Ich schlage vor, die Gedanken zu klassifizieren, indem Sie sich eine Liste von verschiedenen
Gedanken-Qualitäten machen: Gedanken der Sorge, der Angst, des Zorns, der Wehmut, der
Gier, des Enttäuscht-Seins, der Ohnmacht, der irrealen Vorstellung. Immer wenn ein
ungebetener Gedanke ankommt, ordnen Sie ihn ein und denken: „Aha, ein Gedanke der
Gier", Aha, ein Gedanke der Wut" usw. usw. Sie werden schnell sehen, dass diejenigen
Gedankenarten vorherrschen, welche Ihrer Charakterstruktur am meisten entspricht.
Einen Überlistungs-Trick der Gedanken sollten Sie im Auge behalten: Um die Lücke zwischen
diesen nicht erkennbar werden zu lassen, beginnen sie zu laufen, schnell und immer
schneller. Der Gedankendenker soll meinen, es sei aussichtslos, hier etwas mit dem Willen
auszurichten.
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Wie ich realisiere, dass die Gedanken zu jagen beginnen, kann ich mit meinem Willen „die
Bremse ziehen" und die Geschwindigkeit verlangsamen. Ich atme tief durch und sage mir
innerlich: „langsam", „langsam", „langsam". Und siehe da, die Gedanken gehorchen.
Die Gedanken zu verlangsamen heißt nicht, inhaltlich minderwertiger zu denken oder
irgendwie schlafwandlerisch zu werden, sondern genau das Gegenteil: ich werde innerlich
wach in der Beurteilung, was sich da in meinem Gehirn abspielt.
Indem ich die Lücke zwischen zwei Gedanken ausdehne, verzögere ich vorschnelle
Handlungen, die dann aus falschem Denkansatz heraus geschehen. Bei verketteten
Gedanken gelingt es mir vielleicht, die Kette, welche den nächsten Gedanken herbeizwingen
will, zu zerreißen.
Der Inhalt eines Gedankens, der abertausende Male, Jahr um Jahr meines Lebens, gedacht
wurde, wird in mir zu einem Charakterkern, der so stark und verfestigt ist, dass er unlösbar mit
mir verbunden scheint. Diese Eigen-Konditionierung von Denken-Gewohnheit-Verhalten wird
sehr schnell übersehen oder als selbstverständlich angesehen: „Ich bin so".
Konditionierung ist für die meisten Menschen - wenn denn ihre Selbstbeobachtung so tief in
sich eindringen kann - unbewusste Fremdbestimmung. Da kann man die Verursacher noch
und noch ausfindig machen, für diesen eigenen, quälenden inneren Zustand. Diese
Konditionierungen müssen beobachtet und erkannt werden, damit sie sich auflösen können,
ohne Frage!
Aber wie sieht es mit meiner Selbst-Konditionierung aus, mit meinen eigenen Denkmustern im
Gehirn. Muster der Wut, Muster des Ärgers, Muster der Verbitterung, der Anklage, des
Beleidigt-Seins, des Selbstmitleids, der Überheblichkeit, des Hochmutes, der Verachtung, des
Besserwissens und hunderte anderer Muster mehr.
Beobachten Sie einmal genau, wie ein solches Denkmuster abläuft, z.B. wenn ein Mensch
vorbeikommt, dessen Anblick Sie in Erregung bringt. Das Ablaufprinzip ist gleich, ob die
Erregung als emotionale Ladung nun negativ oder positiv ist: Es entstehen zwanghaft
verkettete Denkinhalte, die sich in einer Folge nacheinander abspulen. Beobachten Sie
genau: diese Konditionierungskette ist ein Denkzwang nach vorgegebenem Muster. Und das
muss verstanden werden:
Mein Denkzwang denkt sich selbst, wenn er einmal durch einen entsprechenden Impuls
angestoßen wurde. Ein Gedanke bewirkt das Aufsteigen des anderen und dieser wieder das
Aufsteigen des nächsten - nach einem eingespielten Muster. Jede verkettete Denkfolge ist wie
ein winziges Computerprogramm, das einmal aktiviert, bis zum Ende durchläuft.
Betrachte ich die inhaltlichen Qualitäten dieser winzigen Programme, dann kann mir vor mir
selbst das Grausen kommen: Fast ausschließlich werden die Objekt meiner Beobachtung
abgewertet und - damit gekoppelt - findet eine Aufwertung meiner selbst statt. Hochmut und
Verachtung sind ganz tief und gänzlich unbewusst verankert. Das muss verstanden werden:
Dem Gutmenschen, dem Religionsmenschen, dem sich spirituell dünkenden Menschen ist
überhaupt nicht bewusst, dass er hochmütig ist. Die daran gekoppelte Verachtung nimmt er
noch weniger wahr!
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Bei jedem dieser Denk- Beurteilungs- und Verurteilungsprozesse stehe ich als Sieger da, als
Gewinner im großen Vergleichsspiel. Meine Position ist die der Überlegenheit, gleich um was
es sich handelt. Habe ich wenig Geld, ist jener, der mehr hat, minderwertig; habe viel Geld, ist
jener, der weniger hat, minderwertig. Mein Ideal, das ich vertrete, ist hochwertig, die Ideale der
anderen sind minderwertig - und so weiter und so fort.
Die Begründungen, warum dies alles stimmt, was ich denke und meine, wird vom Gehirn
natürlich gleich mitgeliefert. Im logisch klingenden Begründen, bis hin zur abstrusesten These,
ist das menschliche Gehirn Weltmeister.
Wenn ich mir diese Erkenntnis erschließen kann, habe ich einen gewaltigen Schlüssel für
mein Leben in der Hand. Ich kann die zwanghafte Verbindung mehrerer Gedanken
hintereinander, diese Gedankenfolge samt ihrer Qualität, erkennen; ich kann sie beobachten,
über sie nachdenken und Selbsterkenntnis daraus gewinnen!
Das ist der Weg: Beobachten - Erkenntnis - Selbsterkenntnis - Verstehen - Zerbrechen der
Blindheit - Veränderung durch Handeln. Bei diesem Vorgang gibt es keinerlei Bemühen, etwas
erreichen zu wollen, etwas verändern zu wollen, denn durch das Verstehen stößt die
Dimension hinter dem Geschehen die Veränderung an.
Immer, wenn diese Gedanken-Wiederholung naht, gibt es einen Klick in meinem analytischen
Gehirnteil, der mir sagt: jetzt geht's los. Und dann beobachte ich den Ablauf in meinem Gehirn.
Was dann passiert? Der ertappte Denkzwang, der ja fast immer einen negativen Inhalt hat,
weil er andere herabwürdigt, um mich zu erhöhen - in allen Variationen - dieser Denkzwang
wird nervös und nervöser, schwächt sich ab, verschluckt schon mal einen Gedanken - und löst
sich langsam, langsam, langsam selbst auf.
Ich selbst habe mir - zur Zeit jener Erkenntnis - ein Spiel daraus gemacht, die Denkmuster
vorauszudenken. Ja, ich fand es lustig, schon beim Impuls zu wissen, wie die Denkgeschichte
jetzt in meinem Hirn ablaufen wird. Das lustige Gefühl wich dann sehr bald einem Gefühl,
welches ich staunend wahrnahm: ich habe mich geschämt. Ich habe mich geschämt, andere
Menschen, die mir begegneten, innerlich herabzuwürdigen, um mir meinen überlegenen Platz
in meiner Einbildung zu sichern.
Dann passierte das Überraschende: die Denkmuster haben sich selbst abgeschaltet. Zuerst
erkannte ich beim Reiz, dass das bekannte Denkmuster nicht mehr abläuft, dann wich
langsam die Erinnerung daran.
Mein Ziel wurde immer greifbarer, das da heißt: Ich will denken was ich will!
Ich kann mich auf diesem Weg tatsächlich von innen heraus so grundsätzlich verändern, dass
mein Charakter ein völlig anderer wird, als er vordem war. Etwas, was fest schien wie ein Fels,
veränderte sich durch Beobachtung. Der entscheidende Veränderungsimpuls liegt darin, dass
der Beobachter die Verkettung von Denken (Denkzwang mit Bewertung) und daraus
resultierendes Handeln (Handlungszwang) zerreißt. Dieser Zusammenhang, der vorher
unkontrollierbar war, wird ersetzt durch das bloße, nicht bewertende und nicht urteilende
Schauen ersetzt.
Und jetzt nähern wir uns dem tiefen Geheimnis geistiger Heilung: Jeder Gedanke hat ein
Äquivalent in der Körperchemie. Destruktive Gedanken wirken, Tag um Tag, Monat um
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Monat, Jahr um Jahr auf unseren materiellen Körper ein und verändern diesen gemäß ihrem
Denkinhalt. Die mentalen Prozesse wirken 1:1 in die körperlichen Prozesse hinein. Destruktiv
ist ein Vorgang, welcher grundsätzlich eine lebenszerstörende Funktion hat. Beachten Sie,
dass nicht ein subjektiver Vorgang gemeint ist, den man negativ nennt, denn was für mich
negativ zu sein scheint, kann für alle anderen positiv sein. Destruktiv ist Zerstörung, ein
Vorgang, den man nicht relativieren kann; er ist Fakt.
Die Quantenphysik lehrt uns:
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Alles, was ich beobachte, kann ich beeinflussen
Alles, was ich im eigenen System beobachten kann, kann ich verändern.
Daraus folgt: Alles, was ich beobachten kann, verliert seine Macht über mich, denn das
Erkennen und Verstehen des Beobachteten ist der Schlüssel, der aus der 3. Dimension
kommt, ist die Tür, die sich mir öffnet.
Indem ich meinen Charakter verändere, verändere ich die Welt um mich, weil ich sie plötzlich
ganz anders wahrnehme. Sie ist tatsächlich anders! Indem ich meinen Charakter verändere,
verändere ich die Welt meines Körpers, weil sich die Qualitätsstruktur meines Körpers meiner
geistigen Struktur anpasst. Im Geist verschwindet die Unruhe, die tiefe Angst mit ihren Sorgen
- im Körper heilen sich die Erkrankungen von selbst.
Meine neuen Leitgedanken der Freundlichkeit, der Geduld, der Dankbarkeit, des Mitgefühls,
der .liebenden Güte', wie Buddha sagt, graben sich mit einer tief verwurzelten
Entschlossenheit ins Bewusstsein ein und werden zu meinem neuen Selbst. Diese meine
neuen Leitgedanken gehen von mir aus hinaus in die mich umgebende Welt. Jener
Originaltext aus Buddhas Lehrrede von der Herzensgüte könnte uns auf dem Weg eine gute
Hilfe sein:
Mögen alle Wesen glücklich sein
und Frieden finden!
Was es auch an lebenden Wesen gibt:
ob stark, oder schwach,
ob groß oder klein,
ob sichtbar oder unsichtbar,
fern oder nahe,
geboren oder einer Geburt zustrebend:
mögen sie alle glücklich sein!
Niemand betrüge oder verachte einen anderen. Aus
Ärger oder Übelwollen wünsche man keinem
irgendwelches Unglück.
Wie eine Mutter mit ihrem Leben
ihr einziges Kind beschützt und behütet,
so möge man für alle Wesen und die ganze Welt
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ein unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken,
ohne Hass, ohne Feindschaft, ohne Beschränkung.
Aus dem Manuskript von Walter Häge; geplanter Titel:
„Ich heile mich selbst! Wege zur Heilung über den Geist"
© Walter Häge
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