SANITÄR-/HEIZUNGStechnik Praxiswissen Bewegung zulassen Anforderungen an die Rohrbefestigung zwischen den Festpunkten Die Berechnung für die Ausdehnung eines Heizungsrohrs ist Basisstoff in der Ausbildung zum SHK-Installateur. Damit ist bekannt, dass Rohrleitungen, die unter thermischer Belastung stehen, einen gewissen Bewegungsfreiraum brauchen. Ohne ihn können erhebliche Schäden an der Installation auftreten. Im nachfolgenden Beitrag werden die Auswirkungen von fehlenden Gleitpunkten und die verschiedenen Arten dieser Befestigungen beschrieben. Die Befestigung von Rohrleitungen erfolgt in der Praxis meist routiniert. Vernachlässigt werden dabei oftmals die thermischen Spannungen, die in einer Installation auftreten können: Wenn sich ein Rohr beispielsweise in einem Heizungssystem erwärmt, dehnt es sich in der Länge und im Durchmesser aus. Der genaue Betrag der Ausdehnung ergibt sich aus der Temperaturdifferenz, der Installationslänge sowie dem Rohrmaterial und lässt sich mit folgender Formel berechnen: Dl = l · a · Dϑ Dl = Längenausdehnung in mm l = Länge der Rohrstrecke/Abschnitt in m a = Längenausdehnungskoeffizient in mm/(m · K) Dϑ = Temperaturdifferenz in K Die Längenausdehnung ist stark vom eingesetzten Material abhängig. So zeigen sich bei Rohrleitungen aus Kunststoff deutliche Unterschiede gegenüber Installationen aus beispielsweise Kupfer. Dazu zwei Beispiele, die in der Praxis vorkommen könnten, um zu verdeutlichen, welche Längenausdehnungen zu erwarten sind. Beispiel 1 Rohrmaterial: Kupfer [a = 0,017 mm/(m · K)] Rohrlänge: 15 m ϑRaum: 20 °C ϑmax: 60 °C Aus diesen Werten ergibt sich eine Längenausdehnung von 10,2 mm. Beispiel 2 Rohrmaterial: Kunststoff PE [a = 0,2 mm/(m · K)] Rohrlänge: 15 m ϑRaum: 20 °C ϑmax: 60 °C Hier ergibt sich eine Längenausdehnung von 120 mm, die deutlich über der 4 Tabelle 1: Thermische Längenausdehnungskoeffizienten einzelner Werkstoffe. Werkstoff Längenausdehnungskoeffizient a in mm/(m · K) Stahl 0,012 Edelstahl 0,01 Kupfer 0,017 Kunststoff PE 0,2 Kunststoff PE-X 0,22 Kunststoff PP 0,18 von Kupfer liegt. Es kommt also neben der Temperaturdifferenz und der Rohrlänge auch ganz entscheidend auf das eingesetzte Rohrmaterial an. (Tabelle 1). Zulassen der Ausdehnung Im ersten Augenblick erscheint manche Längenausdehnung zwar vernachlässigbar, sie kann aber unter Umständen zu einem Schaden führen, wenn sie durch ein zu starres Befestigen der Rohrleitung nicht zugelassen wird. Ein seitliches Ausschlagen der Installation ist beispielsweise eine der Folgen. Übrigens tritt eine Längenveränderung ebenfalls bei Kälteleitungen auf, allerdings hier in Form einer Längenschrumpfung. Die Kraft der Ausdehnung wächst mit der Dimension der Rohrleitung. Können kurze Installationslängen in kleinen Querschnitten noch die Längenänderung mit ihrer eigenen Flexibilität auffangen, bedarf es bei größeren Durchmessern und längeren Strecken spezieller Befestigungslösungen. Bei kleinen Hausinstallationen reicht beispielsweise in den meisten Fällen eine Standard-Universalschelle mit Gummieinlage. Sind größere Längenausdehnungen oder Spannungen zu erwarten, werden Kompensatoren oder U- bzw. Lyra-Bögen installiert. Damit wird der Rohrleitung eine Möglichkeit der Ausdehnung gegeben. Um sicherzustellen, dass die Längenausdehnung auch in die dafür vorgesehene Richtung erfolgt, werden sogenannte Festpunkte eingesetzt. Das bedeutet: Das Rohr wird an dieser Stelle so fixiert, dass es keine Bewegungsmöglichkeit mehr hat. Auf der weiteren Strecke zum Kompensator oder U- bzw. Lyra-Bogen kommen Gleitpunkte zum Einsatz. Bei Rohren mit Kompensatoren erfolgt die Bewegung während des Erwärmens in Richtung des Kompensators und beim Abkühlen vom Kompensator weg. Dies ist eine Bewegung in nur eine Richtung (axial). Bei Rohren mit U-Bögen oder Leitungswinkeln bewegt sich das Rohr in 2 Richtungen (axial und lateral). Gleitend in die Länge Es gibt drei Hauptlösungen im Bereich der Gleitpunkte (Befestigungen zwischen den Festpunkten): ●● Gleitschellen Diese Schellen ermöglichen die Bewegung in eine Richtung (linear). Das Rohr schiebt sich durch die Schelle hindurch, in der Regel über eine Gummieinlage. Beispiel einer Standard-Gleitschelle. IKZ-PRAXIS 5/2015 SANITÄR-/HEIZUNGStechnik Praxiswissen Bei größeren Rohrdimensionen aus schweren Werkstoffen wie beispielsweise aus Stahl bietet sich die Verwendung von Rohrschellen mit Rollkörper an. Durch sie wird der Reib-GleitWiderstand erheblich verringert. Ein Nachteil der Gelenkkonstruktion ist eine leichte Veränderung in der Höhe, wie aus der Tabelle 2 im Falle eines 6°-Winkels zu entnehmen ist. Bei einer Rohrinstallation, die durch eine Wand führt, muss diese Bewegung unbedingt berücksichtigt werden. Zwei Gelenkpunkte werden bei dieser Be festigungsvariante benötigt. ●● Rohrschelle mit Gleitkörper Diese Vorrichtung lässt ebenfalls nur eine Bewegung des Rohrs in eine Richtung (linear) zu. Die Schelle bewegt sich allerdings durch den Gleitkörper mit dem Rohr – anders wie bei der Gleitschelle. Beispiel einer Gleitschelle mit Rollkörper. Fazit Anhand dieser Beispiele kann man erkennen, wie wichtig es ist, bewusst die passende Befestigungsmethode für die „beweglichen“ Befestigungspunkte zu wählen. Alle Lösungen haben ihre Einschränkungen, wie vorstehend beschrieben. Sie gilt es zu berücksichtigen, um ein Versagen des Systems auszuschließen. ■ Autor: Diem Kemper, Produktmanager bei der Flamco Group Bilder: Flamco www.flamcogroup.com Der Einsatz von nur einem Gelenkpunkt kann zu Schäden führen. Beispiel einer Rohrschelle mit Gleitkörper. Bei der Installation ist darauf zu achten, dass die Schelle mit Gleitschlitten nicht für seitliche Kräfte konzipiert ist. Eine solche Belastung kann die Befestigung beschädigen. Der Gleitkörper kann keine Seitenkräfte aufnehmen. ●● Rohrschelle mit Gelenkpunkten Eine Konstruktion mit Gelenkpunkten ermöglicht die Bewegung in zwei Richtungen und wird daher insbesondere in Kombination mit Leitungswinkeln oder UBögen empfohlen. Wichtig ist, dass zwei Gelenke verwendet werden. Dies ist z. B. mit zwei Kugelgelenken oder einem Kugelgelenk und einer Gelenkschelle möglich. 5/2015 IKZ-PRAXIS Tabelle 2: Höhenbewegungen bei Schellen mit Gelenkpunkten. Länge Gewinde stange A (zwischen Schwenkpunkten) [cm] Max. Ausdehnung Höhendifferenz B (a = 6 °) C (a = 6 °) [cm] [cm] 5 0,53 0,03 10 1,05 0,05 15 1,58 0,08 20 2,10 0,11 25 2,63 0,14 30 3,15 0,16 35 3,68 0,19 40 4,20 0,22 45 4,73 0,25 50 5,26 0,27 55 5,78 0,30 60 6,31 0,33 65 6,83 0,36 70 7,36 0,38 75 7,88 0,41 5
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