Dirac-Gleichung und Eichtheorien Hauptseminar Theoretische Grundlagen der Teilchenphysik Mustafa Tabet | 22. Mai 2015 INSTITUT FÜR THEORETISCHE PHYSIK KIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu 1 Einführung 2 Dirac-Gleichung Symmetrien der Dirac-Gleichung Lösungen der freien Dirac-Gleichung Minimale Kopplung und U(1)-Eichsymmetrie 3 Eichtheorien Eichprinzip LQED LQCD Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 2/27 Historische Einordnung 1905 Veröffentlichung der speziellen Relativitätstheorie 1926 Schrödingers Publikation der nach ihm benannten Gleichung → Suche nach relativistischen Analogon → Klein-Gordon-Gleichung (K.-G.-Gleichung) 1927 Suche von Dirac nach einer weiteren relat. Wellengleichung → Dirac-Gleichung, welche bis 1934 als einzige zulässige relativistische Wellengleichung betrachtet wurde 1930 Entwicklung des theoretischen Modells des Dirac-Sees 1934 Wiederbelebung der K.-G.-Gleichung durch Pauli und Weisskopf: j µ → −ej µ : Interpretation von j µ als elektrische Stromdichte Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 3/27 Klein-Gordon-Gleichung Energie-Impuls-Beziehung: p µ pµ = E 2 − ~p 2 = m2 mit p µ = E ~p ~ Nach Schrödinger gilt: E → i∂t und ~p → 1i ∇ Einsetzen in die Energie-Impuls-Beziehung führt auf die Klein-Gordon-Gleichung: Klein-Gordon-Gleichung ~2 ( +m2 )φ(~x , t) = 0 mit = ∂ µ ∂µ = ∂t2 − ∇ Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 4/27 Klein-Gordon-Gleichung Kontinuitätsgleichung ∂µ j µ = 0 jµ = i (φ∗ (∂ µ φ) − (∂ µ φ)∗ φ) 2m → Nun ergibt sich für den Ansatz einer ebenen Welle φ = e−i(Et−~p~x ) Lösungen mit E < 0 und ρ < 0 Erklärung? → Später Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 5/27 Dirac-Gleichung Es gilt immer: i∂t ψ = HD ψ mit dem hermitischen Operator HD Energie-Impuls-Beziehung soll weiterhin gelten → (i) HD2 ψ = (~p 2 + m2 )ψ Ebenso die Kovarianz der neuen Wellengleichung → (ii) HD = (~ α~p + βm) mit den herm. Operatoren α ~ und β Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 6/27 Dirac-Gleichung Einsetzen von (ii) in (i) liefert: HD2 ψ = (αi pi + βm)(αj pj + βm)ψ = αi2 pi2 + (αi αj + αj αi ) pi pj + (αi β + βαi ) pi m + β 2 m2 | {z ! } | {z ! } =0 =0 → αi2 = β 2 = 1, {αi , αj } = 0 und {αi , β} = 0 für i = 1, 2, 3 Mit diesen Annahmen für α ~ und β folgt nun die Dirac-Gleichung: Dirac-Gleichung i∂t ψ(~x , t) = (~ α~p + βm)ψ(~x , t) Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 7/27 Dirac-Gleichung Relationen für α ~ und β sind nur für Matrizen der Dimension ≥ 4 erfüllt → dimψ = 4 Def.: γ µ = (γ 0 , γ 1 , γ 2 , γ 3 ) mit γ 0 = β und γ m = βαm Damit lassen sich die Eigenschaften der Gammamatrizen zusammenfassen zu: {γ µ , γ ν } = 2η µν Dirac-Gleichung (iγ µ ∂µ − m)ψ(~x , t) = 0 Lagrangedichte der Dirac-Gleichung L = ψ̄(iγ µ ∂µ − m)ψ mit ψ̄ = ψ † γ 0 Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 8/27 Darstellungen der Gammamatrizen Dirac-Darstellung: ! γ0 = 12 0 , γm = 0 −12 ! 0 σm , γ 5 := iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3 m −σ 0 = 0 1 1 0 ! Weyl- bzw. chirale Darstellung: ! 0 γ = 0 12 , γm = 12 0 Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien ! 0 σm , γ5 = −σ m 0 −1 0 0 1 Dirac-Gleichung ! Eichtheorien 22. Mai 2015 9/27 Dirac-Gleichung Kontinuitätsgleichung ∂ µ jµ = 0 j µ = ψ̄γ µ ψ → ρ ≡ j 0 = ψ̄γ 0 ψ = ψ † ψ = P4 2 i=1 |ψi | ≥ 0 √ Aber: E < 0 immer noch möglich Neue Interpretation: Energie des Antiteilchens mit entgegengesetzter Ladung und positiver Energie √ → Verifikation durch exp. Nachweis → j µ → −ej µ → Interpretation als elektr. Viererstromdichte → negative Werte in K.-G.-Gl. sind nicht weiter störend Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 10/27 Lorentz-Invarianz Lorentztransformationen Ω erhalten Raum-Zeit-Abstand x µ xµ im 0 Minkowski-Raum M4 : x µ xµ = x 0 ρ xρ mit x 0 ρ = Ωρµ x µ Mit ∂µ = ∂ν0 Ων µ folgt für die Dirac-Gleichung: 0 = (iγ µ ∂µ − m)ψ(x ) = (iγ µ ∂ν0 Ων µ − m)ψ(Ω−1 x 0 ) = (i γ̂ ν ∂ν0 − m)ψ(Ω−1 x 0 ) {γ̂ µ , γ̂ ν } = 2η µν → ∃Λ : γ̂ µ = Λ−1 γ µ Λ: 0 = (i γ̂ ν ∂ν0 − m)ψ(Ω−1 x 0 ) = (iΛ−1 γ ν Λ∂ν0 − m)ψ(Ω−1 x 0 ) = Λ−1 (iγ ν ∂ν0 − m)Λψ(Ω−1 x 0 ) → (iγ ν ∂ν0 − m)ψ 0 (x 0 ) = 0 mit ψ 0 (x 0 ) = Λψ(x ) Λ: Darstellung der Lorentz-Gruppe auf den Vektorraum der Dirac-Spinoren Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 11/27 Chiraler Limes In Weyl-Darstellung sind die Generatoren der Lorentztransformationen blockdiagonal → ψ = ψL ψR Damit folgt für die Dirac-Gleichung 0 ∂0 ψR 0 σi ∂i ψR +i ∂0 ψL 0 −σi ∂i ψL 0 mψL 0 − 0 mψR −m i(∂0 + iσ0 ∂0 ψL = i(∂0 − σi ∂i ) −m ψR (iγ µ ∂µ − m)ψ = i =0 → Für m = 0 (chiraler Limes) entkoppelt die Dirac-Gleichung in zwei Gleichungen für ψR und ψL Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 12/27 U(1)A - Symmetrie Weyl-Gleichungen ~ L=0 i(∂0 − ~σ ∇)ψ ~ i(∂0 + ~σ ∇)ψR = 0 Für m = 0 → neue Symmetrietransformation U(1)A : ψ → ψ 0 = exp(iαγ 5 )ψ mit α ∈ R und ψ Lsg. der Dirac-Gleichung 5 5 iγ µ ∂µ ψ 0 = iγ µ ∂µ eiαγ ψ = e−iαγ iγ µ ∂µ ψ = 0 Kont. Symmetrie und Noethertheorem → Erhaltungsgröße: → j5µ = ∂L ∂(∂µ ψ) ∆ψ Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien = ψ̄γ µ γ 5 ψ mit ∂µ j5µ = 0 Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 13/27 U(1)V - Symmetrie Dirac-Gleichung invariant unter Phasentransformation: ψ → ψ 0 = eiα ψ mit eiα ∈ U(1) Zugehöriger Noetherstrom j µ : j µ = ψ̄γ µ ψ mit ∂ µ jµ = 0 → Für m = 0 ergibt sich damit eine U(1)V × U(1)A -Symmetrie der Dirac-Gleichung → Für m 6= 0 bleibt nur die U(1)V -Symmetrie erhalten, da U(1)A gebrochen ist Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 14/27 Diskrete Symmetrien Paritätstransformation ψ(t, ~x ) → γ 0 ψ(t, −~x ) Zeitumkehrtransformation ψ(t, ~x ) → γ 1 γ 3 ψ(−t, ~x ) Ladungskonjugation ψ → iγ 2 γ 0 ψ̄ > Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 15/27 Lösung im Ruhesystem des Teilchens ~p = 0 Ansatz: Ebene Welle ψ(x ) = u(p)e−ipx mit p µ pµ = m2 ! → Hu = βmu = m1 0 u = Eu 0 −m1 Eigenwerte E = ±m mit zugehörigen Eigenvektoren 1 0 0 0 0 1 0 0 , , , 0 0 1 0 0 0 0 1 Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 16/27 Fall ~p 6= 0 Gleicher Ansatz der ebenen Welle, für ~p 6= 0 und u = uA →H uB ! m ~σ~p = ~σ~p −m ! uA uB ! =E uA uB uA uB folgt: ! p → Eigenwerte E = ± m2 + ~p 2 → Eigenvektoren: u (i) =N ~ei für E > 0, u (i+2) Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien =N −~ σ~p ei |E |+m ~ ! für E < 0 ~ei E + m, i ∈ {1, 2}, ~ei Standardbasis des R2 ~ σ~p ei E√ +m ~ N= ! Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 17/27 Helizität Energieeigenwerte zweifach entartet: b [H, O] b =0 → ∃ Observable O: Helizitätsoperator 1 ˆ p 2 Σ~ ≡ 1 2 ~σ~pˆ 0 0 ~σ~pˆ Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien ! mit Eigenwerte λ = ± 21 Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 18/27 Vollständigkeitsrelationen X u s (p)ū s (p) = |N|2 ~es s ~ σ~p es E +m ~ s=1,2 = (E + m) = −~ σ~p E +m −(~ σ~p )2 1 (E +m)2 2 12 ~ σ~p E +m (E + m)12 −~σ~p ~σ~p (−E + m)12 → P X ! X s=1,2 u = ~es† ~ σ~p † es E +m ~ (E + m)12 ~σ~p γ0 −~σ~p −|~p |2 (E +m) 12 ! ! = E γ 0 − γ m pm + m s (p)ū s (p) = γ µ pµ + m u s+2 (p)ū s+2 (p) = γ µ pµ − m s=1,2 Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 19/27 Minimale Kopplung und U(1)-Eichsymmetrie ~ Bisher: ϕ = 0 = A ~ 6= 0 geht man analog zur Hamiltonfunktion in Für ϕ 6= 0 oder A ~ der klassischen Mechanik vor: ~p → ~p − e A → ∂µ → ∂µ − ieAµ ≡ Dµ → Neue lokale Transformationinvarianz, sog. Eichtransformation: 1. ψ(x ) → ψ 0 (x ) = eiα(x ) ψ(x ) 2. Aµ → A0µ = Aµ + 1e ∂µ α(x ) → eiα(x ) ∈ U(1) ) Dµ0 ψ 0 (x ) = eiα(x ) Dµ ψ(x ) Dirac-Gleichung bei minimaler Kopplung (iγ µ Dµ − m)ψ = 0 Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 20/27 Allgemeines und Definitionen Eichtheorie Feldtheorie, deren Wirkung invariant unter Eichtransformationen ist. Bsp.: Klassische Elektrodynamik LED = − 41 Fµν F µν − j µ Aµ mit Aµ → A0µ = Aµ + 1e ∂µ χ, wobei χ(x ) ∈ C 2 (R4 ) → R L0ED d4 x = R LED d4 x Menge der Eichtransformationen bilden eine Lie-Gruppe: Symmetrie-Gruppe ist abelsch → abelsche Eichtheorie Symmetrie-Gruppe nicht abelsch → nicht-abelsche Eichtheorie Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 21/27 Wechselwirkung starke Wechselwirkung em Wechselwirkung QCD mit SU(3)C QED mit U(1)em Eichtheorie Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien schwache Wechselwirkung elektroschwache Wechselwirkung SU(2)L × U(1)Y Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 22/27 Eichprinzip Eichtransformationen U(x ) bilden eine Lie-Gruppe G = {eiαk Ok | Ok Generatoren, 1 ≤ k ≤ dim(G), αk ∈ R} Ok bilden Basis der zugehörigen Lie-Algebra mit Kommutator [., .] als Lie-Klammer → [Ok , Ol ] = ifklm Om Dµ := ∂µ + igOk Akµ (x ) ! U † Dµ0 U = Dµ 0 ⇒ Akµ → Akµ (x ) = Akµ − g1 ∂µ αk (x ) − fklm αl (x )Am µ (x ) Akµ : Eichfelder und g: Kopplung Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 23/27 Lagrangedichte der QED Lfrei = ψ̄(iγ µ ∂µ − m)ψ elektromagnetische Wechselwirkung → U(1)-Symmetrie U(1) = {z ∈ C : |z|= 1} = {eiϕ : ϕ ∈ R} → u(1) = h{1}i U(1) abelsch → Strukturkonstanten fklm = 0 → Dµ = ∂µ + igAµ und Aµ → A0µ = Aµ − g1 ∂µ ϕ(x ) vgl. mit minimaler Kopplung → g = e und Aµ Photonenfeld → Term zur zugehörigen kinetischen Energie: − 14 Fµν F µν Lagrangedichte der QED LQED = ψ̄(iγ µ ∂µ − m)ψ − e ψ̄γ µ ψAµ − 14 Fµν F µν Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 24/27 LQED = ψ̄(iγ µ ∂µ − m)ψ −e ψ̄γ µ ψAµ − 14 Fµν F µν Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 25/27 Lagrangedichte der QCD Starke Wechselwirkung nur abhängig von Farbladung → Innere SU(3)C -Symmetrie: SU(3) = {U ∈ C3×3 : U † U = 1, det(U) = 1} = {eiαa Ta : Ta = Ta† , tr(Ta ) = 0, αa ∈ R, a = 1, ..., 8} Mögliche Darstellung der Ta : Ta = λ2a mit den Gell-Mann-Matrizen λa SU(3) nicht abelsch → Strukturkonstanten verschwinden nicht → Dµ = ∂µ + igTa Gµa und Gµa → Gµa − g1 ∂µ αa − fabc αb Gµc Gµa : Gluonenfelder Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 26/27 a G µν folgt für Mit eichinvariantem kinetischen Energieterm − 14 Gµν a die Lagrangedichte: Lagrangedichte der QCD a G µν LQCD = ψ̄(iγ µ ∂µ − m)ψ − g ψ̄γ µ Ta ψGµa − 14 Gµν a b c a = ∂ G a − ∂ G a − gf Aber: Gµν µ ν ν µ abc Gµ Gν | {z } 6 0, = da nicht abelsch → Selbstwechselwirkung der Gluonen: Einführung Mustafa Tabet – Dirac-Gleichung und Eichtheorien Dirac-Gleichung Eichtheorien 22. Mai 2015 27/27
© Copyright 2024 ExpyDoc