Interaktive virtuelle Realität für die motorische Rehabilitation und Schmerzbehandlung nach Rückenmarksverletzung Patienten mit einer Rückenmarkverletzung sind nicht nur in ihrer Gehfähigkeit eingeschränkt, sondern leiden auch oft unter neuropathischen (durch Nervenschädigung verursachte) Schmerzen, die ihre Lebensqualität zusätzlich vermindern. Nahezu alle Therapieversuche führen zu keinem nennenswerten Erfolg und zu keiner dauerhaften Schmerzlinderung. Wenig ist bekannt über die Faktoren die für die Entstehung von Schmerzen nach einer Rückenmarkläsion verantwortlich sein könnten. Es existiert die Theorie, dass neuropathische Schmerzen aus einer Fehlanpassung der Grosshirnrinde bei der Bewegungsausübung resultieren, weil keine oder veränderte sensorische Rückmeldungen aus der Peripherie verfügbar sind. In dieser Untersuchung sollen Bewegungsspiele, dargestellt mit virtueller Realität, diese Fehlanpassung beeinflussen, als zukünftige Strategien für eine funktionelle Schmerzbehandlung. Neuere Forschungsergebnisse zeigten, dass die Beobachtung von Bewegungen die gleichen motorischen Hirnareale aktivierte, welche auch die mentale (vorgestellten) und aktive Bewegungsausübungen steuert. Diese motorischen Netzwerke konnten in Experimenten mit funktioneller Bildgebung auch bei kompletten Paraplegikern nachgewiesen werden, sowohl während der Beobachtung von Fussbewegungen als auch bei mentaler und aktiver Ausführung der gleichen Bewegung. Beim System iCTuS/L (engl.: iCTuS-L Interactive Computer-based Therapy System for Legs), werden virtuelle Beine in der gleichen Position dargestellt, wie die korrekte Beinposition des Patienten. Die virtuellen Beine auf dem Bildschirm können durch Elektroden gesteuert werden, die an den Beinen des Patienten befestigt sind. Damit kann beim Beobachter eine Bewegungsvorstellung erzeugt werden, welche die Wahrnehmung und Bewegungen der eigenen Beine verstärkt. Eingeschränkte motorische Fähigkeiten des Patienten können durch den Computer verstärkt dargestellt werden. Falls die Beine nicht bewegt werden können, läuft die Bewegung in einem Spiel selbständig ab. Es werden verschiedene Spiele angeboten, wie Eislaufen, Fussball spielen und tanzen nach Musik. Durch die virtuelle Darstellung, wird der Teilnehmer stärker zu Bewegungen motiviert und von Schmerzen abgelenkt. Gleichzeitig soll durch die verstärkte Wahrnehmung der Beinbewegungen, die Vernetzung der Rückmeldungen aus den Beinen mit dem Hirn verändert werden, um auf diese Weise die neuropathischen Schmerzen zu beeinflussen. Die Resultate dieser Anwendung könnten bei der funktionellen Schmerztherapie sowohl für die klinische Anwendung als auch für die neurowissenschaftliche Grundlagenforschung relevant werden.
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