Meditation für Kranke und Verstorbene

Meditation für Kranke und Verstorbene
(abgesprochen mit Ringu Tulku, tibetisch buddhistischer Lehrer, spiritueller Leiter von
Bodhicharya von Bodhicharya Ambulantes Hospiz, dem ersten buddhistisch orientieren
ambulanten Hospizdienst in Berlin)
verfasst von Lisa Freund
Vorbereitungscheckliste
1.
2.
3.
4.
5.
Termin vereinbaren, Planung ca.2 Stunden, veröffentlichen
Teelichter und Servietten, Zettel, Stifte, Streichhölzer
Textsammlung, Klangschale bzw. ausgewählte Texte vorbereiten
Papiertaschentücher da haben
Wegweiser für den Weg zum Meditationsraum schreiben und für Teilnehmer sichtbar
anbringen oder eine Person für den Empfang der Gäste bestimmen
6. Sitze für die Ritualleiter mit Kissen und allem, was nötig ist, vorbereiten und
kennzeichnen. Je ein Glas Wasser für die Leitung. Ritualleiter checkt vor Beginn der
Ritus, ob alles da ist.
7. Tee und Kekse mit Tassen und Tablett vorbereiten. Klären, wo Tee getrunken wird.
8. Sitze im Kreis anordnen, wenn möglich , eine Mitte gestalten oder einen Platz vor dem
Altar vorbereiten (bei einer Sitzordnung, die hintereinander ist. Dies muss eventuell sein,
wenn viele TeilnehmerInnen kommen.) Bei großen Gruppen: Halbkreis vor dem Altar.
9. Je ein Teelicht auf einer Serviette auf die Plätze verteilen und einen Zettel sowie Stift
hinlegen oder Stiftebox in die Mitte tun. (Die Verteilung dieser Dinge ist auch noch
möglich, wenn alle da sind, falls es vergessen wurde.)
10. Teilnehmer betreten den Raum erst, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Dies
muss liebevoll kommuniziert werden, daher ist eine Ritualleiterin am Eingang sinnvoll, die
kommuniziert und erklärt, wenn Fragen kommen, wieso und warum alles so stattfindet.
11. Wer den Raum betritt, sollte das in Stille und Würde tun. Bitte dazu auffordern.
12. Wer möchte, kann Gegenstände, Andenken an die Verstorbenen oder Kranken in die
Mitte legen oder diese an Leiterinnen übergeben, die dann die Fotos etc. in der Mitte
arrangiert, vielleicht auch mit Blüten und Zweigen. Letzteres ist bei großen Gruppen nötig,
um Chaos zu vermeiden.
13. Aus der Kreismitte alle Gegenstände räumen, die dort nicht hingehören: Taschen, Bücher,
etc.
14. Schild an die Tür: Bitte nicht mehr eintreten, das Ritual hat begonnen, und zwar nach der
Begrüßungsrunde.
15. Eventuell Einzelaufgaben delegieren.
Notizen:
1
Begrüßung
Begrüßung und Vorstellung des Rituals mit den Inhalten und Regeln, die dazu gehören.
Regeln: den Raum während des Ritus möglichst nicht verlassen. Wer kommt, wenn das
Ritual begonnen hat, kann nicht mehr teilnehmen (siehe Schild an der Tür).
In kleiner Runde, können die Teilnehmer kurz sich vorstellen und ihre Bedürfnisse äußern.
Dies sollte möglichst knapp sein, eventuell Einzelne darauf hinweisen. Dann das Schild: Bitte
nicht mehr eintreten, an die Tür hängen.
Ritualablauf
GONG
mit der Klangschale
eventuell Zitat oder kleiner Text, der passt, vortragen
GONG
Stilles Sitzen (maximal fünf Minuten), eventuell Anleitung: Der Himmel und die Wolken oder
auch nicht, ist den Leiterinnen überlassen. Ziel: den Geist zentrieren
GONG
Verteilen der Servietten mit den Lichtern sowie der Zettel, wenn noch nicht geschehen
Jeder schreibt den Namen einer Person auf den Zettel, für die er die Meditation macht, das
kann eine Kranke, Verstorbene Person sein bzw in dringlicher Lage auch der Meditierende
selber
Zettel in die Mitte im Kreis legen
GONG
Die Ritualleiterin beginnt. Sie entzündet ihr Teelicht, nimmt es auf der Serviette in die Hand
und nennt den Namen der Person, für die die Praxis gemacht wird, und formuliert Gedanken
oder gute Wünsche, die sie mit auf den Weg geben will.
Dann reicht sie die Kerze der Nachbarin zu ihrer Linken, damit diese ihr Licht entzünden kann
und ihre Sätze sagen kann. Dies geht dann so weiter, bis alle in der Runde zu Wort
gekommen sind.
EXKURS
Bei mehr als 15 TeilnehmerInnen sollten wir dazu übergehen, dass alle zur gleichen Zeit das
Licht entzünden (dann müssen genügend Streichhölzer da sein) oder dass auf einem
feuerfesten Teller, der auch mit Blüten geschmückt sein kann, die Kerzen von einer
Ritualleiterin schon angezündet worden sind, sodass jeder Teilnehmer sich vom Teller eine
Kerze nehmen kann.
In diesem Fall, wenn alle Lichter entzündet sind:
GONG.
Es folgt die Aufforderung, jeder kann flüsternd oder still, jedoch in Worten gute Wünsche
schicken
Ende der Kerzenrunde
GONG
Eventuell kleiner Textvortrag zum Thema Vergänglichkeit von der Ritualleiterin oder von einer
Person, die einen Text vorbereitet hat.
GONG
Sitzen und Atembeobachtung (ca. 5 Minuten)
2
Visualisation (Reinigungspraxis)
1. Stelle dir im Raum über dir deine Kraftquelle vor. Es ist deine Verkörperung von
Wahrheit, Weisheit und Liebe in einem allumfassenden Sinn. Das kann ein Buddha
sein, Christus, ein spiritueller Lehrer, ein Licht, ein Kristall oder eine Erinnerung, die
diese Qualität hat
2. Stelle dir die Kraftquelle in Form von Licht vor und spüre das Gefühl von Geborgenheit
und Schutz in ihrer Präsenz.
3. Stell dir vor, Licht geht von deiner Kraftquelle aus und fließt über dich wie eine Dusche
aus Licht oder ein zarter Sommerregen. Das Licht reinigt dein Energiefeld, schützt und
klärt es und heilt.
4. Das Licht fließt in dich über den Scheitel deines Körpers und verteilt sich in ihm bis in
die Finger- und Zehenspitzen, bis in die Zellen hinein.
5. Du kannst das Licht zu einer Körperstelle fließen lassen, die angespannt ist oder
dorthin, wo eine Krankheit ist oder eine emotional Anspannung oder eine gedankliche
Enge. Bleibe in der Verbindung mit deiner Kraftquelle, spüre ihre Heilkraft, ihre Liebe
und Wärme.
6. Stell dir vor, das Licht wäscht alle Anspannung und Verdunklung aus dir heraus, so
dass diese sich auflösen können in Leere. Spüre die Verbindung zu deiner Kraftquelle.
7. Nimm dich in der Präsenz deiner Kraftquelle innerlich gereinigt und geklärt wahr.
Spüre die Herzensverbindung zu deiner Kraftquelle.
8. Spüre, wie sich in deinem Herzen eine kleine Sonne entwickelt, genährt von der
Kraftquelle, oder wie diese in dein Herz hineinfließt und dort eine Sonne bildet, die in
alle Richtungen strahlt. Es ist die Sonne deines Mitgefühls, deiner Liebe.
Wenn Unruhe im Raum ist, kann hier kurz unterbrochen werden für eine Dehnpause, die
Veränderung der Sitzhaltung, jedoch in Schweigen und mit Achtsamkeit; dann GONG. Besser
ist keine Unterbrechung!
Hauptvisualisation
(angelehnt an S. Rinpoche, essentielle Phowa-Praxis in seinem Buch S.257-262 oder die
Herzenspraxis S. 368-370)
(Wenn vorher eine Pause war, jetzt eine kurze stille Meditation zur Sammlung des Geistes, eventuell mit
kleinem Text, vorangehen lassen.)
Sieh jetzt vor deinem geistigen Auge, die Gestalt des Menschen, für den du diese Meditation
machst, und zwar so, wie du ihn in guter Erinnerung hast.
1. Schick in Form von Sonnenstrahlen aus deinem Herzen, deine Liebe, dein Mitgefühl
zu der Gestalt, die du vor dir siehst und bleibe in der Verbindung mit deiner
Kraftquelle, während du das tust.
2. Jetzt bitte deine Kraftquelle um Hilfe, indem du für den Menschen , der vor dir ist,
darum bittest, dass durch den Segen, die Kraft des heilenden Lichts, all sein negatives
Karma, alle Verdunklungen zerstörerischen Emotionen und Handlungen sowie
Hindernisse gereinigt und beseitigt werden mögen. Mögest du für alles Negative, was
durch Denken und Handeln entstanden sein mag, Vergebung finden, mögest du
deinen Weg voller Frieden gehen und mögest du, solltest du den Tod überwinden,
allen Wesen, lebendig oder tot, wahren Nutzen bringen.
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3. Deine Kraftquelle sendet jetzt Liebe und Mitgefühl und heilende Energie zu der Gestalt
vor dir. Die Lichtstrahlen reinigen alle zerstörerischen Verblendungen, alle Negativität
und erfüllen das Wesen vor dir mit Liebe. Du unterstützt das mit den Sonnenstrahlen
aus deinem Herzen, die du mit zu der Gestalt schickst.
4. Die Gestalt vor dir wird so zum Lichtwesen. Der Körper, ein Produkt von Karma, löst
sich in dieses Licht hin auf.
5. Als reiner Lichtkörper schwebt er nun nach oben und verschmilzt mit dem klaren Licht
der Kraftquelle, so wie Licht sich mit Licht vereint.
6. Verweile für einen Moment in dieser Erfahrung.
Rückkehr zur Atemmeditation
1. Komm zurück zum Atem; spüre den Ein- und den Ausatem, spüre den Kontakt zum
Boden, spüre, wie du sitzt in diesem Körper, in diesem Raum.
WIDMUNG
Die vier Unermesslichen, z.B.
Mögen durch die Kraft und die Wahrheit unsers Tuns / unserer Praxis
alle Wesen Glück erfahren und die Ursachen von Glück.
Mögen alle frei sein von Leid und den Ursachen von Leid.
Mögen alle niemals getrennt sein von der großen Glückseligkeit,
die frei ist von Leid.
Und mögen alle in Gleichmut leben,
frei von Anhaftung und frei von Abneigung.
GONG
Öffne die Augen, dehne strecke und räkle dich, verändere die Sitzhaltung, wenn dir das
gut tut.
Wenn es wichtig ist, dass Anwesende noch um Vergebung bitten können oder dem Anderen
vergeben wollen, dann kann das nach Punkt 2 der Kernvisualisation eingefügt werden:
1. Wenn du magst, kannst du jetzt den Menschen vor dir um Vergebung bitten. Bitte
flüstere die Worte, gib ihnen ein wenig Klang.
2. Wenn du magst, kannst du dem Menschen vor dir vergeben (wie oben)
3. Wenn du magst, kannst du dich jetzt bedanken (wie oben)
Du benötigst a.2- 3 Minuten für die Einzelteile; d.h. die Meditation verlängert sich um maximal
10 Minuten.
Austausch
Mach deutlich, jetzt ist Zeit für Austausch. Wer etwas sagen möchte, kann das tun oder auch
nicht.
Gemeinsames Teetrinken
Es gibt dann noch Zeit für ein Gespräch oder eine Tasse Tee für die, die wollen. Gib einen
Zeitrahmen vor; z.B.:Wir haben jetzt noch ca. 15 Minuten Zeit für einen kleinen Plausch.
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Du kannst an Nahtstellen, passende kleine Texte, lyrische, spirituelle oder Prosa einfügen,
wenn möglich aus unterschiedlichen spirituellen Traditionen; jedoch nicht mehr als zwei bis
drei Texte, da es sonst unüberschaubar wird. Die Texte sollten inspirieren, weise sein und gut
passen.
Notizen:
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