Steinobstanbau und -versuche im Süden Österreichs Leonhard Steinbauer, Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg/Steiermark In Österreich werden auf 7932 Hektar Tafeläpfel angebaut, die zweitwichtigste Kultur mit 626 Hektar ist die Marille (Aprikose). Darauf folgen die Tafelbirnen (550 Hektar) und die Pfirsichkultur in einem Ausmaß von 227 Hektar. Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Obstflächen liegt bei 12 Prozent, 13 Prozent der Betriebe sind Biobetriebe. Die Obstarten, deren Fläche im Anbau zunimmt, sind Marille, Holunder, Süßkirsche und Johannisbeere. Es gibt auch eine starke Ausweitung des Anbaues von Verarbeitungsobst wie zum Beispiel Holunder für die Farbstoffindustrie, biologisch produzierte Schwarze Johannisbeeren für die Fruchtsaftindustrie und hocharomatische Obstsorten für die Edelbranderzeuger. Süßkirschen-Sortenversuch In dem auf der Unterlage GiSelA 5 im Frühjahr 2004 gepflanzten Versuch sollte die Leistungsfähigkeit der damals aktuellen „Bologna-Sorten“ abgeklärt werden. Da auch der Süden der Steiermark im Einfluss des Mittelmeerklimas liegt, war das Interesse an den Neuzüchtungen der Universität Bologna groß, weil diese Sorten unter ähnlichen klimatischen Bedingungen selektioniert wurden. Der Pflanzabstand wurde mit 5,0 x 2,5 m gewählt, es wurden 5 Bäume je Sorte gepflanzt und als Spindel erzogen. In den Jahren 2012 (Frost) und 2013 (Fruchtfall) gab es außergewöhnlich geringe Erträge. Den höchsten Ertrag brachte die Sorte ‚Satin’, knapp gefolgt von ‚Blaze Star’. Die Sorte ‚Grace Star’ liegt auf dem Niveau von ‚Regina’. Was das Aufplatzen betrifft sind ‚Blaze Star’, ‚Black Star’ und ‚Grace Star’ positiv aufgefallen. Das beste Sortierergebnis aller Sorten brachte ‚Grace Star’; fast zwei Drittel der Früchte maßen über 28 Millimeter. Sehr gute Sortierergebnisse hatten auch ‚Canada Giant’ und ‚Céleste’. Auffallend war auch der hohe Zuckergehalt der „Bolognasorten“, in vergleichbarer Reifezeit immer der Spitzenwert. Überraschend ist auch, dass die Sorte ‚Blaze Star’ trotz Massenertrages hohe Zuckergehalte erreichte. Den absolut höchsten Zuckergehalt hatten Früchte der Sorte ‚Kordia’. Welche Sorten haben sich in diesem Versuch für eine Sortimentserweiterung herauskristallisiert? Auf jeden Fall ‚Grace Star’, die in ihrer Reifezeit durch Aussehen, Geschmack und Fruchtgröße brilliert. Daneben auch ‚Satin’, eine Sorte mit gewaltigem Ertragspotential und konstanten Fruchtgrößen. Für den Hausgarten ist ‚Blaze Star’ die Sorte der Zukunft: selbstfruchtbar, ertragreich und platzfest. Süßkirschen-Unterlagenversuch Der mit der Sorte ‚Regina’ (Befruchter: ‚Duroni 3’) im Frühjahr 2006 gepflanzte Versuch wurde als Spindel mit einer Höhe von vier Metern erzogen. Das Versuchsquartier ist mit einer Folienüberdachung und einer Mikrosprinkleranlage ausgestattet. Drei Wiederholungen mit je 2 Bäumen stehen in einem Pflanzabstand von 5,0 x 2,5 Metern. Den höchsten Baumertrag brachte GiSelA6 vor GiSelA5, den geringsten Ertrag brachten die Bäume auf der Unterlage Weiroot 158. Das stärkste Wachstum wurde bei GiSelA6 gemessen, danach kamen PiKu 4.20 und PHL-C. Das schwächste Wachstum induzierten GiSelA 3 und Weiroot 72. Der spezifische Ertrag war bei Weiroot 72 am höchsten, sehr gute spezifische Erträge waren auch bei GiSelA 3 und GiSelA 5 festzustellen. Bei der Fruchtgröße war nur die Unterlage PHL-C den Unterlagen GiSelA 3 und GiSelA 5 signifikant überlegen. Negative Beobachtungen wurden bei den Unterlagen PHL-C (Ausläuferbildung) und Weiroot 72 (geplatzte Rinde im Stammbereich) gemacht. Die in der Steiermark übliche Unterlage GiSelA 5 ist noch immer empfehlenswert. Bei schwachwüchsigen Massenträgersorten sind auch die Unterlagen GiSelA 6 und PiKu 4.20 (= PiKu 1) eine Möglichkeit. Als schwachwüchsige Unterlage steht derzeit nur GiSelA 3 zur Verfügung. Zwetschen-Unterlagenversuch Im Frühjahr 2007 wurden im Pflanzabstand von 5,0 x 2,5 Meter sechs verschiedene Prunus-Unterlagen in Kombination mit der Sorte ‚Tophit’ (Befruchter: ‚Toptaste’) in einem Versuchsquartier mit Hagelnetz (4,5 Meter Firsthöhe) gepflanzt. Der Versuch wurde mit 6 Wiederholungen zu je 2 Bäumen angelegt, es sind noch keine Bäume ausgefallen. Den höchsten Gesamtertrag erreichte die Unterlage WaVit, gefolgt von GF 655/2. Beim durchschnittlichen Fruchtgewicht ist die Unterlage Ishtara positiv aufgefallen, die Unterlage VVA 1 zeigte einen negativen Einfluss auf die Fruchtgröße. Wahrscheinlich ist die geringe Fruchtgröße bei der Unterlage VVA 1 auf den hohen spezifischen Ertrag und die fehlende Zusatzbewässerung zurückzuführen. Hinsichtlich der Ausläuferbildung empfehlen sich die Unterlagen Ishtara, WaxWa und WaVit. Summa summarum hat sich die Unterlage WaVit bestens präsentiert. Wavit wächst zwar etwas stärker als die bisherigen Standardunterlagen GF 655/2 und JaspiFereley, wird diese aber wegen der geringeren Neigung zur Ausläuferbildung verdrängen.
© Copyright 2024 ExpyDoc