30. Dezember 2015 Seite: 3 Autor: Michel Wenzler Zürichsee-Zeitung Meilen 8712 Stäfa tel. 044 928 55 55 www.zsz.ch Auflage Reichweite Erscheint Fläche Wert 13.896 28.000 6 x woe 98.078 3'000 Ex. Leser mm2 CHF Das Geisterhaus und sein verschwundener Besitzer und wird von den Behörden gesucht. Beim Bund hat er 175 000 MÄNNEDORF Die Gemeinde Mannedorf sucht seit Wochen den Eigentümer eines verlotterten Hauses. Der Mann ist abgetaucht er schuldet dem Bund Steuern. Die ZSZ hat ihn aufgespürt. — Der Müll stapelt sich in der Gara- ge: Zwei kaputte Fernseher liegen auf einem Haufen Unrat, verfleckte Matratzen und Teppiche sind auszumachen, ein Einkaufswagen sowie unzählige Gegenstände, deren ursprünglicher Zweck nicht einmal mehr zu erahnen ist. Daneben, in einem zweiten Garagenflü- gel, steht hinter verschlossener Tür mit ausgeschlagenem Fenster ein lädierter Jaguar aus den frühen Achtzigerjahren. Das alte Haus an der Seestrasse 121 in Mannedorf wirkt wie ein Geisterhaus. Die Fenster sind teils eingeschlagen, die Briefkästen stehen offen, und an der Fassade wachsen Efeu und Dornengestrüpp empor. Von der Seestrasse her ist das Haus kaum noch zu sehen: Der Garten ist verwildert und erinnert an einen Dschungel. Er gibt keine gute Vi- Franken Steuerschulden, wie aus dem kantonalen Amtsblatt von Mitte Dezember ersichtlich ist. Das Betreibungsamt Pfannenstiel hat deshalb im Auftrag des kantonalen Steueramts seine Mannedörfler Liegenschaft arrestiert. Mit einem solchen Arrest können Gläubiger Vermögen von Schuldnern amtlich beschlagnahmen lassen, um eine Geldforderung zu sichern. Dieser Schritt ist der erste in einer Reihe von weiteren, die bis zur öffentlichen Versteigerung des Grundstücks führen können, sofern der Betroffene das Verfahren nicht abwenden kann oder will. Haus soll nicht zerfallen Aber nicht nur das Steueramt sucht den 73 -Jährigen, sondern auch die Gemeinde Mannedorf. Allerdings aus anderen Gründen, wie Bauvorstand Peter Meier (GLP) sagt: «Ich will nicht mehr länger zusehen, wie das Haus langsam, aber unaufhaltsam zerfällt.» Das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert (siehe Kasten). «Wir wollen nun durch Experten abklären lassen, ob das Haus schützenswert ist», sagt Meier. ist diese Abklärung schwierig. Dieser müsste den Behörden und Gutachtern Zutritt zum Haus gewähren. Da der Aufenthaltsort von Heinz G. unbekannt ist, forderte die Gemeinde Mannedorf ihn per amtliches Inserat in der ZSZ dazu auf. Chaos im Innern Weil der Eigentümer nicht innert Frist reagierte, verschaffte sich die Behörde in Begleitung einer Denkmalschutz- Gutachterin und der Polizei selber Zutritt zum Haus und fand ein komplettes Chaos vor. «Das Haus ist voller Dreck und Müll», sagt Meier. Bei- - - des stamme von Hausbesetzern das Haus ist mehrmals von Gruppen in Beschlag genommen wor- den. Die Hausbesetzer liessen allerhand zurück: Möbel, Abfall, Comics, ein Werk von Dürren matt und Klassenkampf -Literatur. Strom und Wasser hat die Gemeinde schon vor längerem abgestellt, um weiteren Hausbesetzungen vorzubeugen. Im Zusammenhang mit einer der Hausbesetzungen hatte die Polizei zum letzten Mal Kontakt mit Heinz G. Er war damals kurz vor Ort, wollte aber keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch einreichen, die der Polizei die Räumung ermöglicht hätte. «Er sagte, es sei ihm egal, wenn sein Haus besetzt sei», sagt Meier. Zwangsräumung droht Egal ist es Heinz G. vielleicht auch, dass ihn die Gemeinde erneut über ein amtliches Inserat zur Beseitigung des Unrats auffordert und eine Zwangsräumung androht. Diese ginge auf Kosten des Besitzers, belastet aber vorderhand die Gemeindekasse, solange der Wohnort von Heinz G. - sitenkarte ab für den Hausbesitzer, der eigentlich einen grünen Daumen haben müsste: ImmerUnterschutzstellungsverhin hat er einst ein Werk heraus- «Das Zugegeben, in dem 3500 Rosen fahren steht aber in keinem sammenhang mit den offenbar detailgenau beschrieben werden. gleichzeitig laufenden Steuerfor175000 Franken Schulden derungen des Bundes gegenüber Auf Rosen gebettet ist Heinz G.*, Herrn G.» der das Haus seit 1979 besitzt, Das Haus befindet sich zwar offenbar nicht mehr. Eine der bei- bereits im kommunalen Inventar den Dienstleistungsfirmen des schützenswerter Liegenschaften, promovierten Mathematikers, die doch ist dieses nur eine Vorstufe ihren Sitz an der verwaisten Man- der Unterschutzstellung. Ein Gutnedörfler Adresse hat, befindet achten soll nun Aufschluss darsich seit über zehn Jahren in über geben, ob das Gebäude defiLiquidation. Der Jaguar ist noch nitiv unter Schutz gestellt oder immer auf die Firma zugelassen, aber aus dem kommunalen Inven- nicht eruiert werden kann. hat aber die Garage wohl schon tar potenziell schützenswerter Die Räumung des Hauses ist deshalb nötig, weil die Gemeinde seit Jahren nicht mehr verlassen. Bauten entlassen werden soll. Heinz G. ist verschwunden Ohne Mithilfe des Eigentümers die Schutzabklärung nicht für - - - tel. 041 624 99 66 www.management-tools.ch Clipping-Nr. 2112182295 Clipping-Seite 1/3 30. Dezember 2015 Seite: 3 Autor: Michel Wenzler Zürichsee-Zeitung Meilen 8712 Stäfa tel. 044 928 55 55 www.zsz.ch möglich erachtet, solange das Innere verdreckt und mit Müll versperrt ist. Was die Bausubstanz betrifft, ist Meier zuversichtlich. «Das Haus ist nicht so marode, dass es bereits verloren wäre», sagt er. Ob das Gebäude geschützt wird, entscheidet letztlich der Gemeinderat, gestützt auf das Gutachten. Denn dieser ist gleichzeitig die kommunale Denkmalschutzbehörde. Fraglich ist allerdings, was die Unterschutzstellung bringen würde. Heinz G. könnte zwar zu Unterhaltsarbeiten gezwungen werden. Solange er nicht greifbar ist, bleibt dies aber Theorie. Auflage Reichweite Erscheint Fläche Wert 13.896 28.000 6 x woe 98.078 3'000 Ex. Leser mm2 CHF Eigentümer könnte die Gemein- sondern in der Schweiz», sagt die de eine Vereinbarung treffen, wie Frau, die im Telefonbuch unter der das Haus zu renovieren wäre. besagten Adresse aufgeführt und gleichzeitig Geschäftspartnerin In Deutschland gefunden Über die Vorgänge rund um sein von Heinz G. ist. Sie vertröstet auf aus Haus wusste Heinz G. bis anhin später: Heinz G. reise gerade nur teilweise Bescheid, da die Behörden ihn nicht auffinden konnten. Die ZSZ hat sich auf die Suche nach ihm gemacht und mehrere - in Ascona, Regensdorf, Zürich und Altstätten SG. In der kleinen Ortschaft Hiltenfingen westlich von München wurde sie schliesslich fündig: Spuren verfolgt Dort ist Heinz G. Regelmässig in einem Einfamilienhaus zu In Hiltenfingen ist er Besuch. Anders verhielte es sich im Fall gemäss den deutschen Behörden einer Versteigerung des Hauses auch gemeldet. aufgrund der Forderungen des «Er wohnt aber nicht hier, Steueramts. Mit dem neuen der Schweiz und sei am Abend Die ZSZ erreicht ihn erst ein paar Tage später, kann dann aber mit ihm ein längeres Telefongespräch führen. Zitieren lassen will er sich allerdings nicht. Nur so viel: Von der Gemeinde Mannedorf scheint er sich in den vergangenen Jahren ungerecht behandelt gefühlt zu haben. Von ebendieser wird er wohl nächstens Post an seine Hiltenfinger Adresse erhalten. Michel Wenzler Name der Redaktion bekannt. an zu sprechen. ZEUGEN AUS DER ZEIT, ALS DIE SEESTRASSE ENTSTAND Mehrere klassizistische Gebäude stehen an der Seestrasse beim westlichen Dorfeingang von Mannedorf. Sie stammen aus der Zeit, als die Seestrasse entstand. Diese wurde am mittleren rechten Seeufer zwischen 1849 und 1850 gebaut. Das zweigeschossige Haus mit Satteldach und Quergiebel an der Seestrasse 121, das Heinz G. verlottern lässt (siehe Hauptartikel), wurde 1854 von einem Mann namens Georg Gugolz erbaut. Im Inventar der schützenswerten Objekte der Gemeinde Mannedorf wird es als «wichtige Baute aus der Gründerzeit in der Gebäudeabfolge längs der Seestrasse» bezeichnet. Die Liegenschaft ist baugleich mit dem benachbarten Haus an der Seestrasse 119, das im selben Jahr von Heinrich Gugolz möglicherweise ein Bruder von Georg Gugolz gebaut wurde. Die Häuser sind ungleiche Geschwister: Während das eine zerfällt, wurde das andere sorgfältig renoviert. Eigentlich sollten alle Häuser aus dieser Zeit so gut ge- — — pflegt sein wie das restaurierte Haus an der Seestrasse 119. Dies geht aus einer Vereinbarung der Gemeinde Mannedorf mit dem Zürcher Heimatschutz aus dem Jahr 1999 hervor. Der Heimatschutz verzichtete damals auf eine Beschwerde, als die Villa Schönau in unmittelbarer Nähe abgerissen wurde. Der Abbruch ermöglichte eine verbesserte Nutzung des Industriequartiers, auf dem unter anderem der Laborausrüster Tecan und die Aldi-Filiale stehen. Bauvorstand Peter Meier möchte, dass die Gemeinde ihre Vereinbarung mit dem Heimatschutz einhält. Nach dem Abbruch der Villa Schönau hatte dieser gefordert, die Gemeinde möge dafür den übrigen klassizistischen Gebäuden an der Seestrasse Sorge tragen. «Diese Übereinkunft soll nicht in Vergessenheit geraten», sagt Meier. «Es macht Mannedorf wirklich nicht schöner, wenn am westlichen Ortseingang womöglich schützenswerte Häuser aus der Gründerzeit vor sich hin modern und langsam zerfallen.» miw tel. 041 624 99 66 www.management-tools.ch Clipping-Nr. 2112182295 Clipping-Seite 2/3 30. Dezember 2015 Seite: 3 Autor: Michel Wenzler Zürichsee-Zeitung Meilen 8712 Stäfa tel. 044 928 55 55 www.zsz.ch Auflage Reichweite Erscheint Fläche Wert tel. 041 624 99 66 www.management-tools.ch 13.896 28.000 6 x woe 98.078 3'000 Ex. 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