tatsch - Marc Thommen

NATIONALRATSKANDIDAT MARC THOMMEN
2 0 J a h re F re i z e i t m a g a z i n
TATSCH
«Ich habe die Politik oft kritisiert – jetzt packe ich an»
Marc Thommen
www.marcthommen.ch
Anstatt sich am Stammtisch über Bern zu beklagen, steigt er selber in den Wahlring. Marc Thommen
will die Brücke zwischen Wirtschaft und Politik sanieren, nachdem sie seiner Meinung nach in den
letzten Jahren zu stark gebröckelt hat. Er ist einer derjenigen Unternehmer, die sich dieses Jahr ein
Ticket in den Nationalrat erhoffen und dort etwas verändern wollen.
TATSCH: Marc Thommen, beschreiben Sie
sich bitte mit drei Begriffen.
MT: Unternehmerisch denkend, engagiert, neugierig. Es macht mir Freude, Dinge in Gang zu
setzen und andere unternehmerisch handelnden
Menschen zu unterstützen. Dabei hilft mir sicher,
dass ich bereit bin, Verantwortung zu übernehmen. Ich bringe gerne Menschen zusammen, um
mit ihnen ein Ziel zu erreichen, sei dies privat,
beruflich oder in der Politik. Ich bin interessiert
und neugierig und finde es spannend, Neues zu
entdecken und in verschiedene Bereiche hineinzusehen.
Was hat Sie dazu bewogen, auf nationaler
Ebene zu politisieren?
Ich wollte nicht länger der sein, der nur kritisiert,
aber nichts tut. Es gibt zu wenige Unternehmer
und zu viele Verwalter und Subventionsjäger in
Engagierter Unternehmer und
Politiker: Marc Thommen.
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Und Sie bringen diesen Mut mit?
Ja. Für jeden Unternehmer gehört das Entscheiden zum «courant normal». Was mich betrifft,
Wie wirkt sich dieses Missverhältnis zwi- fälle ich jeden Tag mehrere Entscheide von
gewisser Tragweite für die Firma. Es wäre verschen Verwaltern und Unternehmern aus?
messen zu sagen, dass alle richtig
Als Folge davon mangelt es an
sind. Aber damit muss man umzwei Dingen: Wir haben erstens «Ich bringe gerne
gehen und die Konsequenzen
zu viel Bürokratie, welche die
tragen können. Ich gebe IhWirtschaft unnötig bremst und Menschen zusammen,
nen ein Beispiel: Der 15. Januar,
jeden Unternehmer viel Zeit und um mit Ihnen ein Ziel
also das Ende des Euro-MindestGeld kostet. Nehmen Sie nur die
kurses, ist mir und vielen Leuten
komplizierten Baubewilligungs- zu erreichen .»
eingefahren und war für unsere
verfahren oder den Formalismus
in der Lehrlingsausbildung (10 Prozent der Unternehmen ein Schock. Aber erstarren bringt
Thommen-Mitarbeitenden sind Lernende, Anm. nichts. An dem Tag habe ich meine Gedanken
d. Red.). Es hat in der Politik zu viele, die von gesammelt und anstatt zu lamentieren eine meiBürokratie und mehr Staat profitieren. Zweitens ner betroffenen Firmen angerufen und gesagt:
vermisse ich häufig Entscheidungsfreude und «Leute, jetzt müssen wir in die Hände spucken.
Wir kriegen das hin.»
den Mut, hinter Entscheidungen zu stehen.
der Politik. Da will ich Gegensteuer geben und
selber anpacken.
Marc Thommen mit Ehefrau Pascale.
Sind Sie bereit, auch unbeliebte Entscheide
zu fällen, wenn Sie an eine Sache glauben?
Ja – das muss manchmal sein. Ich rede Klartext
und verfolge ein Ziel konsequent, wenn ich davon überzeugt bin. Aber gleichzeitig bin ich ein
Teamplayer, kein Einzelkämpfer. Gemeinsam erreicht man einfach mehr. Ich sehe das z.B. in der
Bau- und Werkkommission.
und «Überraschungen» erleben in Situationen,
die ich mir heute vielleicht ganz anders vorstelle.
Aber darauf lasse ich mich ein.
Weil Sie als Ortsparteipräsident der FDP Hägendorf „nur“ regionalpolitische Erfahrung
mitbringen?
Ich denke es ist wichtig, dass man Erfahrung
«von der Basis» mitbringt – und die habe ich.
Aber ja, auch hier versuche ich bescheiden zu
sein und mache mir nichts vor. Ich muss viel
lernen. Zuerst geht es mir aber darum, das Vertrauen der potentiellen Wählerinnen und Wähler
zu gewinnen. Vielleicht ist meine Unbefangenheit und Offenheit auch eine Stärke. Ich werde
Dinge hinterfragen und anders anpacken. Man
darf sich nicht für ein solches Amt zur Verfügung
stellen, wenn einen alleine die Vorstellung an die
neuen Herausforderungen schon belasten.
Auf Ihrer Webseite nennen Sie 17 VR-Mandate, 9 Vereinsmitgliedschaften, Tennis ...
Wird Ihr Sitz im Parlament etwa auch meistens leer sein?
Diese Frage habe ich erwartet (schmunzelt).
Ich darf sagen, dass ich mir sie selber auch gestellt habe und ich kann mit ruhigem Gewissen
sagen: Ich bin bereit, ein allfälliges Mandat seriös auszuüben. Schon vor meinem definitiven
Entscheid zu kandidieren, habe ich die familiären und firmeninternen Weichen entsprechend
gestellt, dass ich die erforderliche Zeit für ein Na- Wie sieht Ihre politische Agenda aus? Weltionalratsmandat habe. Beispielsweise habe ich che Themen sind Ihnen wichtig?
die operative Führung der
Ich nenne hier drei Themen die
W. Thommen AG per 1. Juli «Ich rede gerne Klartext
mich beschäftigen, das sind natürabgegeben. Verschiedene
lich nicht alle.
meiner unternehmerischen und verfolge ein Ziel
• Erstens die Eigenständigkeit der
Ideen und Pläne würde ich
Schweiz und unsere damit zubei positivem Wahlausgang konsequent, wenn ich
sammenhängende Freiheit. Ich
halt zurückstellen. Und davon überzeugt bin.»
bin gegen einen EU-Beitritt, weil
wichtig ist mir, dass meine
die EU – so wie sie heute besteht
Familie trotz allem nicht zu
– nicht funktioniert. Ich bin ein
kurz kommt. Schon heute sind mir die Familien- überzeugter Demokrat und will, dass wir selferien heilig, und daran wird sich nichts ändern.
ber entscheiden können, was gut ist für unser
Land und was nicht. Aber: Weltoffenheit ist ein
Sind Sie da nicht etwas idealistisch?
wichtiger Faktor für das Erfolgsmodell Schweiz.
Nein, ich gehe im Gegenteil ganz realistisch und Deshalb müssen wir mit unseren ausländischen
entspannt – nicht gleichgültig! – an die Wahlen Partnern auf Augenhöhe und geschickt verhanheran. Ich «muss» nicht gewählt werden, we- deln. Für mich ist der bilaterale Weg zu stärken.
der für mein Ego noch für meinen Lebenslauf. • Zweitens die Bildung. Als Vater zweier Söhne
Aber ich würde mich freuen, wenn es klappt und und Ausbildner werde ich mich für Chancenmich voll und ganz engagieren. Als Parlamenta- gleichheit in der Schul- und Berufsbildung
rier würde ich bestimmt auch Enttäuschungen einsetzen, aber gegen die fortschreitende Aka-
• Geboren 1969 in Trimbach/Olten
• Wohnt mit Ehefrau Pascale und seinen
Söhnen Jan und Lars in Hägendorf
• Ausbildung: dipl. Architekt FH
• Berufliche Tätigkeit: VR-Präsident und
Delegierter des Verwaltungsrates der
W. Thommen AG, Architekten und Planer,
Olten/Bern
• Mandate: Präsident/Mitglied verschiedener
Verwaltungsräte vorwiegend in der Bauund Wohnbranche
• Engagements: Ortsparteipräsident, Vorstandsmitglied Solothurner Handelskammer,
Präsident Verein Gründerzentrum Kanton
Solothurn u.a.
• Freizeit: Familie, Tennis, Skifahren, Golf,
Weltgeschichte
• Partei: FDP.Die Liberalen
demisierung und gegen den übertriebenen
Reformeifer kämpfen. Die praxisnahe Berufsbildung liegt mir besonders am Herzen.
• Drittens die Raumplanung und Bauwirtschaft,
meine berufliche Heimat. Wir müssen zu unserem Land Sorge tragen. Deshalb müssen wir
heute verdichtet und in die Höhe bauen, nicht
auf der grünen Wiese. Die Ökologie ist mir in
diesem Zusammenhang sehr wichtig, wobei uns
die Technologie dabei unterstützt. Als Bauherrin hat die Firma Thommen im Bornfeld z.B. das
erste Minergie A-Gebäude der Schweiz errichtet.
Ich bin überzeugt, dass wir in einiger Zeit eine
Energieetikette für Häuser haben werden, wie
dies heute bei Haushaltgeräten der Fall ist.
Zum Schluss: Wie schätzen Sie Ihre Wahlchancen ein?
100 Prozent! Nein, Spass beiseite. Der Kanton
Solothurn verliert einen Sitz und hat nur noch
sechs zu vergeben. Alle Bisherigen treten wieder an – das sagt schon einiges zu den Chancen
eines Neueinsteigers. Aber ich glaube, dass meine Kandidatur eine echte Alternative ist und die
Wählerinnen und Wähler vielleicht froh sind jemanden wählen zu können, der Klartext spricht,
der das Ganze unternehmerisch anpackt und der
ihnen auch zuhören kann. Ich spüre viel Unterstützung. Dafür bin ich dankbar – und wer weiss
… (lacht).
Interview: Andreas Stettler
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