Eichstetten: Einst gehörten Prügelstrafen zum schulischen Alltag - badische-zeitung.de 26.10.15 09:22 26. Oktober 2015 Einst gehörten Prügelstrafen zum schulischen Alltag Beim jüngsten Aktionstag im Eichstetter Dorfmuseum ging es um Ruten, Rohrstöcke und die einstige Strafgewalt der Lehrer. Artur Bury, einst beliebter Hausmeister an der Adolf-Gänshirt-Schule, demonstrierte die „Waffen“ früherer Lehrer. Foto: Christa Rinklin EICHSTETTEN. Die körperliche Züchtigung an den Schulen in der vermeintlich guten alten Zeit war das Thema des jüngsten Aktionstages im Eichstetter Dorfmuseum. Welche Instrumente die Lehrer damals nutzen durften, um ihre Schüler zu bestrafen, führte der Heimat- und Geschichtsverein den Besuchern plastisch vor Augen. Das Knien auf einem kantigen Holzscheit war vielleicht noch das kleinste Übel unter den Schulstrafen. Schlimmer waren die Ruten, mit der nicht nur Knecht Ruprecht, sondern täglich auch der Lehrer drohte. In vielen Gegenden Deutschlands war es Tradition, dass die Schüler zu Beginn jedes Schuljahres mit ihrem Lehrer "in die Ruten gingen", das heißt: Sie sammelten bei einem Schulausflug gemeinsam einen Vorrat an Haselnussstöcken, mit denen sie später verprügelt wurden. Daran erinnert heute noch das Ravensburger Rutenfest. http://www.badische-zeitung.de/eichstetten/einst-gehoerten-pruegelstrafen-zum-schulischen-alltag--112964634.html Seite 1 von 4 Eichstetten: Einst gehörten Prügelstrafen zum schulischen Alltag - badische-zeitung.de 26.10.15 09:22 Im Mittelalter war der Ausdruck "unter der Rute leben" sogar ein Synonym für "in die Schule gehen". Noch bis Anfang der 1970er Jahre wurden auch in Schulen Baden-Württembergs Buben ab der dritten Klasse mit einem Stock auf das Hinterteil geschlagen. Die Rute und später der Rohrstock waren ein Symbol für die Strafgewalt und Autorität des Lehrers und später auch der Lehrerinnen. Gutgeheißen wurden die Prügelstrafen in der Regel auch von den Eltern, von denen viele ihr Kind zu Hause zusätzlich körperlich züchtigten, wenn sie erfuhren, dass der Lehrer es aus irgendeinem Grund im Unterricht bestraft hatte. Viele der einst betroffenen Schüler und Schülerinnen können heute über ihre Erlebnisse mit "Hosenspannern" (Schlägen auf das Hinterteil) und "Tatzen" (Schlägen auf die Finger) schmunzeln. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch die Brutalität sichtbar, die damals in den Klassenzimmern herrschte. In einer Fragerunde erzählten die Besucher des Dorfmuseums von ihren Erfahrungen mit Bestrafungen durch die Lehrer. Eine über 80-jährige Frau, die in Eichstetten Ende des Zweiten Weltkriegs zur Schule ging und heute in einem anderen Ort lebt, schilderte folgenden Vorfall: Einer der Klassenkameraden wurde wieder einmal vom Lehrer gezüchtigt. Zu dieser Zeit wurde im Dorf allerdings bekannt, dass das Prügeln durch Lehrkräfte nicht mehr erlaubt sei. Die Schülerin raunte dies ihrer neben ihr auf der Schulbank sitzenden Schwester zu, der Lehrer bemerkte dies und sprach voller Wut: "Du bist die Letzte, die von mir Prügel bekommt." Dann legte er das Mädchen über die Bank, schob ihren Rock hoch und schlug ihr mit dem Stock aufs Gesäß. Noch ärger weh als die Prügel tat der damaligen Schülerin, dass die Buben sie auslachten, was sie bis heute als schlimme Demütigung in Erinnerung hat. Kinder basteln Eselsmützen In der Museumsscheune beschäftigten sich die jüngsten Besucher derweil mit dem Basteln sogenannter Eselsmützen, die früher den Schülern aufgesetzt wurden, die etwas nicht richtig gemacht hatten. Damals wurden die Kinder damit bloßgestellt und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auf subtile Weise geschwächt. Heute dienen solche Mützen glücklicherweise nur noch dem Vergnügen. Info: Der nächste Themensonntag im Eichstetter Dorfmuseum ist am 15. November. Dann wird Andreas Fischer eine Einführung in die Sütterlinschrift geben, und Kinder können eine Schultafel basteln. Autor: Christa Rinklin Videos, die Sie auch interessieren könnten http://www.badische-zeitung.de/eichstetten/einst-gehoerten-pruegelstrafen-zum-schulischen-alltag--112964634.html by Taboola Seite 2 von 4
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