Anne Kock Wurth 4 22941 Hammoor Mobil: 0173/619 25 67 @: [email protected] Mein Name ist Anne Kock, geboren am 22.07.1986 in Parchim. Ich bin seit je her sehr interessiert an Geschichte, und vor allem auch an der deutschen. Ich komme aus einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, das bedeutet, dass ich, obwohl ich die DDR nicht selbst aktiv miterlebt habe, mich mit der Vergangenheit immer auseinandersetzen musste. Denn ich werde manchmal zum Teil auch heute noch spöttisch angeschaut, wenn ich z.B. eine Banane esse. Für mich vollkommen unverständlich, aber daran sieht man, dass es wirklich noch viele Dinge zu lernen gibt. Obwohl die deutsche Einheit nun schon seit 22 Jahren Bestand hat. Somit beschäftige ich mich mit der Geschichte, auch mit der ganz jungen, deutschen. Denn wir sind in der Gegenwart immer noch nicht ganz fertig mit der Bewältigung der Vergangenheit. Ich bin schon aufgrund meiner eigenen Familie immer darauf erpicht, mehr wissen zu wollen und mehr zu erfahren. Mein Großvater hat als sehr junger Mann den 2. Weltkrieg erlebt, er wurde als Soldat in den brutalen und absurden Krieg einer der wahnsinnigsten Männer der Weltgeschichte berufen. Nach dem 8. Mai 1945 musste er für 5 Jahre in sibirische Gefangenschaft. Dies war nie ein großes Thema in meiner Familie. Mein Großvater wollte und konnte vielleicht auch nicht darüber sprechen. Daher meine Neugierde. Ich habe in meiner Schulzeit viele junge Leute erlebt, die sich Springerstiefel und Bomberjacken angezogen haben und wirres Zeug über „Ausländer“ erzählt haben. Dies wirkte immer sehr irritierend und fremd auf mich. Ich fand das beschämend und habe mich damit nie identifizieren können. Aber diese Problematik gibt es nun mal in den neuen Bundesländern zur Genüge. Aber in meinem Umfeld gab es gar keine Immigranten, ich kannte keine Menschen mit anderer Hautfarbe oder Herkunft. Ich bin 2004 nach Hamburg gezogen, arbeite mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen, aber Ausländerfeindlichkeit war nie ein Thema für mich. Ich habe von den Bildungsfahrten für Auszubildende nach Auschwitz durch ver.di-Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik erfahren und 2011 entschied ich mich auch daran teilzunehmen. Es sollte nach Buchenwald gehen. Vorher konnte ich noch ein Zeitzeugengespräch von Esther Bejarano mit erleben, eine Überlebende von Auschwitz, was mich noch mehr bestärkt hat, in das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald zu fahren. Ich dachte mir einfach, von meinen Verwandten, die diese Zeit miterlebt haben, kann ich leider nicht viel erfahren und da mich in Buchenwald ein Überlebender, Herr Ottomar Rothmann, erwartete, um über die Gefangenschaft und seine Erlebnisse zu sprechen, habe ich mir gedacht: jetzt oder nie! Denn irgendwann gibt es diese Zeitzeugen nicht mehr, irgendwann kann man sie nichts mehr fragen, also musste ich aktiv werden. Denn auch das gehört dazu. Zu uns. Zur Jugend. Zu Deutschland. Und für mich persönlich war das auch der ausschlaggebende Punkt. Anne Kock Wurth 4 22941 Hammoor Mobil: 0173/619 25 67 @: [email protected] Denn aus Büchern und der Schule hat man Zahlen und Fakten gelernt. Aber dieses ist ein Thema, was man sehen und fühlen muss. Einige Menschen in meinem persönlichen Umfeld, mit denen ich darüber geredet habe, haben mich gewarnt, dass dies ein schrecklicher Ort sei und man das auch verkraften müsse. Denn diese Menschen waren z.B. in deren Schulzeit in der ehemaligen DDR, also vor 30 oder 40 Jahren, in Buchenwald. Zu dem Zeitpunkt sah es da evtl. noch anders aus. Aber selbst das hat mich nicht davon abgehalten. 7 Tage in der Gedenkstätte Buchenwald waren sehr ehrfürchtig, interessant, schrecklich, lehrreich und aufschlussreich. Ich habe sehr viel gesehen, erlebt und konnte an Projekten mitarbeiten. Bei der Freilegung eines abgerissenen Gebäudes mitzuwirken, war 3 Tage lang eine meiner Aufgaben. Zusammen mit anderen TeilnehmerInnen haben wir Dinge aus dem Boden geschaufelt, im Wald Grundmauern entdeckt, alte Fliesen eines deutschen Herstellers von Keramikwaren gefunden. Ich war auf Spurensuche. Das ist für mich Geschichte zum Anfassen. Das ist das, was mich erschrecken lässt, wie grausam Menschen mit Menschen umgehen können, wenn sie es denn können. Es ist komisch, zu wissen, dass auf diesem Grund und Boden, auf dem man sich befindet, sehr schreckliche Dinge passiert sein müssen. Ich habe einen Zeitzeugen hören und sehen können. Diese Erfahrung hat mich sehr berührt. Diese Menschen haben schlimme Dinge erlebt und ich bin dankbar dafür, dass Ottomar Rothmann mich daran hat teilhaben lassen. Ich habe nach der Woche in Buchenwald meinen Freunden davon erzählt und sie waren wirklich bewegt. Im Rahmen der Bildungsfahrt sollten die Teilnehmer einen Beitrag über ihre Erfahrungen und Eindrücke, also ein Projekt, z. B. eine Dokumentation, eine Collage, ein Info-Heft usw., erstellen. Ich wollte mit Bildern und ausschlaggebenden Wörtern meine Eindrücke widergeben. Ich wollte die Emotionen einfangen und so gut es geht spiegeln. Meine Ambition war auch, für die Jugendlichen und Azubis, die auf die ver.di-Bildungsfahrten der folgenden Jahre angesprochen werden, einen Film zu präsentieren. Sie sollen sehen, was sie dort in Buchenwald erwartet, dass sie an verschiedenen Projekten arbeiten werden, dass sie viele schlimme Dinge sehen und vieles lernen werden. Denn das ist ein Ort, an dem man sich bewusst hinbegibt. Für mich war es einfach wichtig, alles zu zeigen, was war und für alle, die dort noch hinwollen, einen Einblick zu gewähren, was sie erwartet. Und mit der Hilfe meiner Freunde habe ich dann diesen Film erstellt.
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