INHALT WAFFEN................................................................................................................. 3 Kalte Waffe ............................................................................................................................................. 3 Beispiele für Kalte Waffen ................................................................................................................... 3 Nicker.................................................................................................................................................. 3 Waidblatt ............................................................................................................................................. 4 Hirschfänger........................................................................................................................................ 4 Saufeder ............................................................................................................................................. 5 Schusswaffen Definition.......................................................................................................................... 6 Arten von Schusswaffen...................................................................................................................... 6 Nach der Antriebsart des Geschosses ................................................................................................ 6 Nach dem Lademechanismus ............................................................................................................. 7 Nach der Munitionsart ......................................................................................................................... 7 Nach dem Kaliber................................................................................................................................ 7 Kombinierte Waffen ................................................................................................................................ 8 Typen .................................................................................................................................................. 8 Veränderung der Treffpunktlage bei verlöteten Läufen........................................................................ 8 Einsteckläufe....................................................................................................................................... 8 Waffenteile............................................................................................................................................ 10 Lauf ...................................................................................................................................................... 11 Entwicklung, Bauformen, Herstellung ................................................................................................ 11 Sonderformen ................................................................................................................................... 12 Patronenlager ....................................................................................................................................... 14 Bauformen......................................................................................................................................... 14 Waffen mit verzögertem Masseverschluss ........................................................................................ 15 Verschlussysteme................................................................................................................................. 16 Verschlusstechnik ............................................................................................................................. 16 Verriegelungstechnik......................................................................................................................... 16 Kipplaufverschlüsse .......................................................................................................................... 17 Block Verschluss ............................................................................................................................... 19 Zylinderverschluss............................................................................................................................. 19 Kniegelenkverschluss........................................................................................................................ 20 Verschlusssysteme automatischer Waffen ........................................................................................ 20 Schlosssysteme.................................................................................................................................... 22 Schlosssysteme für Waffen mit abkippbaren Läufen ......................................................................... 22 Schlosssysteme für Waffen mit starren Läufen.................................................................................. 23 Abzugsysteme ...................................................................................................................................... 25 Abzugsbauweisen ............................................................................................................................. 25 Abzugsvarianten................................................................................................................................ 25 Abzugsysteme................................................................................................................................... 26 Stecher.............................................................................................................................................. 27 Sicherungen.......................................................................................................................................... 29 Sicherungen für Langwaffen.............................................................................................................. 29 Magazin ................................................................................................................................................ 32 Kastenmagazin ................................................................................................................................. 32 Stangenmagazin ............................................................................................................................... 32 Kurvenmagazin ................................................................................................................................. 32 Trapezmagazin ................................................................................................................................. 32 Tellermagazin.................................................................................................................................... 33 Trommelmagazin............................................................................................................................... 33 Röhrenmagazin ................................................................................................................................. 33 Schneckenmagazin ........................................................................................................................... 34 Hinterschaft........................................................................................................................................... 35 Kolben und Backenformen ................................................................................................................ 35 Zielsysteme........................................................................................................................................... 37 Offene Visierung................................................................................................................................ 37 Diopter .............................................................................................................................................. 37 Zielfernrohr........................................................................................................................................ 38 Optische Systeme................................................................................................................................. 42 Fernglas ............................................................................................................................................ 42 Spektive ............................................................................................................................................ 57 Einsatzgebiete................................................................................................................................... 57 Munition ................................................................................................................................................ 58 Waffenrechtliche Definition................................................................................................................ 58 Aufbau der Büchsenpatrone Büchsenpatrone ................................................................................... 59 Hülse................................................................................................................................................. 59 Das Pulver (Treibladung)................................................................................................................... 60 Die Zündung...................................................................................................................................... 61 Geschosse Geschosse..................................................................................................................... 62 Das Kaliber........................................................................................................................................ 65 Die Verpackung................................................................................................................................. 69 Balistik .................................................................................................................................................. 70 Innenballistik ..................................................................................................................................... 70 Abgangsbalistik ................................................................................................................................. 70 Aussenballistik / Flugballistik ............................................................................................................. 70 Zielballistik......................................................................................................................................... 70 Wundbalistik...................................................................................................................................... 70 Waffenrecht ......................................................................................................... 75 Erwerb und Besitz ............................................................................................................................. 75 WAFFEN Kalte Waffe Unter einer kalten Waffe versteht man in der Jägersprache eine waidmännisch verwendete Blankwaffe aus Metall, die ihre „Antriebskraft“ aus dem direkten Einsatz von Muskelenergie bezieht. Sie sind damit von den Schusswaffen zu unterscheiden. Kalte Waffen zählen zu den ältesten Jagdwaffen. Bereits in der Steinzeit haben Jäger Klingenwaffen aus Feuerstein genutzt. Kalte Waffen dienen unter anderem zum Abfangen und der roten Arbeit am Wild.[1] Beispiele für Kalte Waffen Bärenspieß Hirschfänger Jagdmesser Jagdsäbel Nicker Praxe Saufeder Skinner Standhauer Tüllmesser Waidblatt Nicker Ein Nicker (auch Knicker, Nickfänger, Genickfänger[1], oder in Österreich meist Knicker) ist ein 15–25 cm langes und schmales, einseitig scharf geschliffenes Jagdmesser welches neben seiner allgemeinen Verwendung geeignet ist, ein Stück Rehwild durch einen Stich in den Nacken (Genick) über dem obersten Halswirbel (Atlas) zu töten. Der oberste Halswirbel wird, weil er das Nicken mit dem Kopf ermöglicht, auch Nicker genannt. Daher der Name „Nicker“ (bzw. „Gnicker“) für das Messer und der Begriff „Abnicken“ (jedoch nicht „Abgnicken“) für den Stich. JAGDLICHE FUNKTION Niederwild abfangen. Die Notwendigkeit zum Abnicken kann sich ergeben, wenn das Tier verletzt ist (z. B. durch Verkehrsunfall oder schlechten Schuss) und deshalb schnell von seinen Leiden erlöst werden muss, die Situation aber die Anwendung von Schusswaffen nicht erlaubt oder ermöglicht. Der Stich genau über den Atlas erfordert Geschick und Erfahrung, er soll sofort tödlich und damit tierschutzkonform sein. Das Abnicken eines durch den Schuss nicht sofort verendeten Beutetieres nach dessen Auffinden im Zuge einer Nachsuche mit dem Hund ist deshalb in der jagdlichen Praxis heute weitgehend unüblich. Für die rasche und endgültige Tötung nutzt der Jäger möglichst eine Feuerwaffe. Ist der Einsatz einer Feuerwaffe nicht möglich (z. B. wegen harten Untergrunds, etwa eine Straße) wird heutzutage nicht mehr das Abnicken empfohlen (weil es viel Geschick und Erfahrung benötigt). Stattdessen sticht man dem Wild mit einem geeigneten Messer durch die Rippen in die Lunge/das Herz. Ziel ist es dabei, durch Durchtrennung von Hauptblutgefäßen und Zerstörung des Herzmuskels die Blutzufuhr zum Gehirn zu unterbrechen, was einen schnellen Tod zur Folge hat. Darüber hinaus wird bei richtigem Vorgehen die Kammer (der Thorax) des Tieres eröffnet, was einen ebenfalls tödlichen Pneumothorax verursacht. Waidblatt Das Waidblatt ist ein großes und schweres Jagdmesser, das geeignet ist, die Funktion des Jagdmessers, des Standhauers, des Hirschfängers und der Praxe auf sich zu vereinigen. Das Messer hat eine bis zu 30 cm lange, breite und schwere, leicht abgeschrägte oder abgerundete Klinge. Es kann daher auch zum Abfangen von schwerem Wild verwendet werden. Das Waidblatt wurde, vor allem im Barock, von den Mitgliedern eines Jagdtrosses zum Abschlagen von Ästen und Buschwerk, nicht jedoch zum Töten des Wildes verwendet. Obwohl das Waidblatt durchaus zum Töten („abfangen“) geeignet ist, wird die Schusswaffe zum Töten von verwundetem Wild vorgezogen (Gründe: Tierschutz, sicherer im Erfolg). Das „abfangen“ mit der „kalten Waffe“ (Waidblatt, Hirschfänger, Nicker) erfordert Können und wird nur dann von versierten Personen vorgenommen, wenn der Schusswaffeneinsatz Risiken beinhaltet. Es sind unterschiedliche Bauformen von verschiedenen Herstellern bekannt. In Kombination mit einem Jagdnicker wird das Waidblatt als Waidbesteck bezeichnet. Hirschfänger Der Hirschfänger ist eine rund 40 bis 70 cm lange Stichwaffe, die für die Jagd verwendet wird. Jägerbataillone nutzten Hirschfänger teilweise auch als militärische Blankwaffe. Mit ihm konnten Rot- und Damwild, aber auch kleinere Wildschweine abgefangen werden. Während Jagdschwert, Jagddegen und Jagdsäbel vorwiegend vom Pferd aus Verwendung fanden, wurde der Hirschfänger ausschließlich zu Fuß eingesetzt. Mit einem Stich von vorn in das Herz tötete der Jäger das Tier, welches gestellt und/oder verwundet war. Eine Gefährdung des Hundes durch einen weiteren Schuss wurde so vermieden. Der Hirschfänger entwickelte sich aus dem Jagddegen, ist aber kürzer als dieser. Am Anfang rein jagdlich verwendet und später nur noch für die Repräsentation und als Uniformbestandteil getragen, zeigte sich dies auch in seinen unterschiedlichen Ausführungen. Die Entwicklung begann mit dem „eisernen Hirschfänger“, welcher ganz aus Eisen und wie beim Degen noch mit einem Griffbügel gefertigt wurde. Die Klinge wurde am Anfang wie bei einem Dolch zweiseitig geschliffen, späte r nur noch an der Spitze. Ab dem Barock ersetzten die Handwerker mehr und mehr die Eisenteile des Gefäßes durch Messing- oder Silberteile, die teilweise vergoldet waren. Als Material für den Griff kam auch Hirschhorn und gelegentlich Elfenbein in Frage. Im Rokoko war der Hirschfänger – mit aufwändig gearbeiteten Gefäßen – oft ein repräsentativer Bestandteil der Kleidung. Im Übrigen sind Hirschfänger heute oft nur noch Bestandteil der Jagd- und Forstuniformen. Der Hirschfänger wird heute nur noch selten eingesetzt, und Jäger werden hierfür auch nicht ausgebildet. Im Jagdbetrieb werden heute für den Fangschuss bei der Nachsuche in der Regel Faustfeuerwaffen (Pistolen oder Revolver) mit entsprechenden Munitionskalibern verwendet.Von vielen Praktikern wird der Hirschfänger in seiner klassischen Form abgelehnt: Grundsätzlich ist die Waffe auf Grund ihrer Konstruktion für das Abfangen geeignet, bemängelt wird aber die (zu) schmale Klinge, die im Brustkorb, an Herz Lunge, großen Blutgefäßen zu wenig Verletzungspotential aufweist, um schnellstes Verenden des Tieres sicherzustellen. Aus gleichem Grunde werden auch Bajonette als "Hirschfängerersatz" abgelehnt. Ein modernes Abfangmesser hat eine über 20 cm lange, auffällig breite Klinge und ist symmetrisch zweischneidig geschliffen. Ausgeführt wird der so genannte Blattfang. Trotz Gesagtem ist das Abfangen von Wild mit einem Messer oft gefordert: Nicht immer steht eine geeignete Schusswaffe zur Verfügung oder kann eingesetzt werden. Schusswaffeneinsatz kann durch Fremdgefährdung (Abpraller) oder Gefährdung beteiligter Hunde unmöglich werden, ebenso können Geländeverhältnisse den Griff zum Messer verlangen. Saufeder Eine Saufeder ist ein kurzer Spieß, der heute nur noch zum Töten eines angeschossenen Wildschweines dient. ENTSTEHUNG Früher wurde die Saufeder zum Erlegen des Wildschweins benutzt. Der ca. 2 m lange Schaft ist oft mit Lederriemen umwickelt, um die Griffigkeit zu erhöhen. Teilweise wird auch nur die eiserne Spitze als Saufeder bezeichnet, der ganze Spieß als Ger Die Klinge einer traditionellen Saufeder ist immer kräftig, breit ausgearbeitet und mit dem ebenfalls kräftigen Schaft durch eine Tülle verbunden. Eine (meist aus einer Geweihstange gefertigte) Parierstange verhindert ein Durchstoßen des Tieres mit dieser Waffe und sorgt für Sicherheitsabstand. Als Schaft wurde, um ein Brechen unwahrscheinlich zu machen, meist kein geschnittenes Holz, sondern ein speziell ausgewähltes Stämmchen verwendet. In der Regel wurde hierfür das sehr stabile Eschenholz verwendet. Die breite und scharfe Spitze der Saufeder soll beim Stoß in den Brustkorb (jägersprachlich: Kammer) des Tieres Herz und Hauptblutgefäße so zerstören, dass ein sofortiger Tod eintritt. Ein ausgewachsenes Wildschwein ist sehr stark. Wenn es sich wehrt, kann es schwerste Verletzungen hervorrufen, welche oft auch tödlich ausgehen können. Der Angriff erfolgt ab einer Entfernung von etwa zehn Schritten. Keiler (männliche Tiere) reißen dabei mit ihren Hauern (Eckzähnen, jägersprachlich: Gewaff) die Beine auf, wobei durch Zerfetzen von Schlagadern der Tod meist innerhalb von wenigen Minuten eintritt. Bachen, also weibliche Tiere, beißen und lassen nicht ab, bis der Jäger tot ist. Es galt durchaus als königliche Mutprobe, sich nur mit der Saufeder auf Wildschweinjagd zu begeben. Die erfolgreiche Jagd Karls des Großen auf einen Keiler wird dementsprechend auch in der St. Galler Handschrift Carolus Magnus et Papa Leo aus dem Jahre 799 gewürdigt. HEUTIGE VERWENDUNG Die Saufeder wird heute nur noch in Sonderfällen (zum Abfangen) verwendet, weil der Umgang damit große Erfahrung und viel Geschick erfordert. Das Töten eines Wildschweins mit der Saufeder hat gegenüber einem Fangschuss den Vorteil, dass Hunde, die das Schwein halten, nicht gefährdet werden. Hin und wieder wird auch die Saufeder als Verteidigungswaffe für einen möglichen Angriff bei der Jagd mitgeführt. Die Saufeder gehört zu den traditionellen kalten Waffen der Jägerschaft und wird abgesehen von dem oben angeführten Sonderfall überwiegend als Dekorationsstück von Jagdzimmern und als Auszeichnung für verdiente Jäger verwendet. Nach dem deutschen Jagdrecht ist die alleinige Verwendung einer Saufeder zur Wildschweinjagd nicht ausdrücklich verboten. Die Jagd mit der Saufeder wird aber regelmäßig problematisch, wenn durch mangelnde Erfahrung und Geschick die Gefahr von Tierquälerei gegeben ist. Der Aspekt der Gefährdung der eigenen Gesundheit und des eigenen Lebens beim Nahkampf mit einem wehrhaften Tier darf nicht vergessen werden. Die Technik der Jagd mit der Saufeder erfolgte nach folgenden Verfahren: Das Tier wurde durch Hunde gebunden und mit der Feder abgefangen. In wenigen Fällen ließ man das Tier auflaufen: Das Wildschwein wurde zum Angriff provoziert und der Jäger (in Hockstellung) richtete die an der Hüfte abgestützte Feder auf das Schwein, welches in die Klinge lief. Schusswaffen Definition Schusswaffen sind Vorrichtungen, die zum Angriff oder zur Verteidigung, zur Signalgebung, zur Jagd, zur Distanzinjektion, zur Markierung, zum Sport oder zum Spiel bestimmt sind, und bei denen Geschosse durch einen Lauf getrieben werden. Technisch gesehen gehören Schusswaffen zu den Rohrwaffen. Die technische Klassifizierung von Schusswaffen orientiert sich grundsätzlich an deren Bauart.[2] Während z. B. auch das Blasrohr zu den Rohrwaffen zählt, so wird dieser Begriff in der Praxis doch hauptsächlich für militärische Geschütze (Rohrartillerie, Panzerrohr) benutzt. Den Schusswaffen gleich stehen tragbare Gegenstände, die zum Abschießen von Munition bestimmt sind, bei denen bestimmungsgemäß feste Körper gezielt verschossen werden, deren Antriebsenergie durch Muskelkraft eingebracht und durch eine Sperrvorrichtung gespeichert werden kann. Die Armbrust gehört daher zu den durch das Waffengesetz erfassten Schusswaffen. Im Gegensatz dazu steht der Bogen, da bei diesem die Spannenergie nicht durch eine Sperrvorrichtung gespeichert werden kann. Das Waffengesetz (WaffG) der Bundesrepublik Deutschland definiert den Waffenbegriff und regelt den Umgang mit Waffen. Für militärische Zwecke konstruierte Schusswaffen werden durch das Kriegswaffenkontrollgesetz reglementiert. Funktionell gehören Schusswaffen zu den Distanzwaffen. Arten von Schusswaffen Feuerwaffen sind Schusswaffen und ihnen gleichgestellte Gegenstände, bei denen zum Antrieb der Geschosse heiße Gase verwendet werden und ein Geschoss durch einen Lauf getrieben wird. Handfeuerwaffen bezeichnet Feuerwaffen, im engeren Sinne nur Feuerwaffen die mit beiden Händen bedient werden, die durch eine Person transportiert und gehandhabt werden können, auch als Langwaffen bezeichnet, deren Lauf und Verschluss in geschlossener Stellung insgesamt länger als 30 cm sind und deren kürzeste bestimmungsgemäß verwendbare Gesamtlänge 60 cm überschreitet. Faustfeuerwaffen sind Schusswaffen, die mit einer Hand bedient werden und die nicht unter die Definition einer Langwaffe fallen. In der Regel handelt es sich um Pistolen und Revolver. Der Begriff Kurzwaffe ist kein Begriff der Waffentechnik und nicht mit dem Begriff der Faustfeuerwaffe gleichzusetzen. Zu diesen zählen neben den Faustfeuerwaffen auch solche mit gekürztem Lauf wie Maschinenpistolen kurz. Nach der Antriebsart des Geschosses Druckluftwaffen (umgangssprachlich auch Luftdruckwaffen) sind Schusswaffen, bei denen zum Antrieb der Geschosse kalte Gase (Pressluft, Kohlendioxid (CO2), vorkomprimierte Luft) verwendet werden. Da diese Waffen kein Schießpulver benötigen, ist der Betrieb einer solchen Waffe vergleichsweise günstig. Sie werden fast ausschließlich für den Schießsport verwendet. Die verwendete Luft wird entweder durch einen seitlichen Spannhebel vorkomprimiert in der Waffe bis zur Schussabgabe gespeichert oder aus einer angeschraubten Speicherpatrone im Moment der Schussabgabe zugeführt. Federdruckwaffen sind Waffen, bei denen die Geschosse durch die Rückstellkraft einer zuvor gespannten Feder angetrieben werden. Durch die angespannte Feder wird bei Auslösen des Abzuges entweder das Projektil direkt angetrieben oder mit über einem Kolben ein plötzlicher Luftüberdruck erzeugt, der das Projektil durch den Lauf treibt. Wie bei den Druckluftwaffen sind deshalb die Kosten pro Schuss gering. Diese Waffen, mit einem deutlichen Prellschlag bei der Schussauslösung, wurden überwiegend im Schießsport verwendet, sind jedoch mittlerweile veraltet. Nach dem Lademechanismus Allgemein insbesondere bei Handfeuerwaffen: Einzelladerwaffen sind Schusswaffen ohne Magazin mit einem oder mehreren Läufen, die vor jedem Schuss aus demselben Lauf von Hand mit einer Patrone geladen werden müssen. Repetierwaffen sind Schusswaffen, bei denen nach Abgabe eines Schusses über einen von Hand zu betätigenden Lademechanismus Munition aus einem Magazin in das Patronenlager nachgeladen wird. Halbautomatische und automatische Schusswaffen sind Schusswaffen, die nach Abgabe eines Schusses selbsttätig erneut durch automatisches Zuführen einer Patrone schussbereit werden. bei Faustfeuerwaffen Pistole als Einzellader und selbstladende Pistole Revolver sind eine Unterkategorie von Pistolen mit einem sich drehenden Magazin als Trommel, die sich durch Betätigung des Abzugs weiterdreht, so dass das nächste Lager mit einer neuen Patrone zwischen Lauf und Schlagbolzen zu liegen kommt. VERSCHLUSS Der Verschluss wird bei halb- und vollautomatischen Waffen unterschieden nach zuschießenden Waffen und aufschießende Waffen. LADEZUSTAND - SICHERUNGSZUSTAND Ladezustände sind entladen - keine Munition im Magazin und Patronenlager, teilgeladen (in der Jägersprache auch untergeladen) - Munition im Patronenlager, fertig geladen - Munition im Patronenlager. Der Begriff geladen umfasst sowohl den Zustand teilgeladen als auch fertig geladen. Der Schlagbolzen (Schlagstück/Hahn) des Abzugs ist entspannt oder gespannt. Die Waffe ist durch die Sicherung entsichert oder gesichert. Der Gesetzgeber kennt im Weiteren noch den Zustand schussbereit, wenn die Schusswaffe mit wenigen Handgriffen geladen und in Anschlag gebracht werden kann. Nach der Munitionsart Büchsen Flinten für Schrotkugeln und Flintenlaufgeschosse Reizstoffwaffen sind Schusswaffen mit einem Patronen- oder Kartuschenlager, die zum Verschießen von Reiz- oder anderen Wirkstoffen bestimmt sind. Schreckschusswaffen sind Schusswaffen mit einem Kartuschenlager, die zum Abschießen von Kartuschenmunition bestimmt sind. Signalwaffen sind Schusswaffen mit einem Patronen- oder Kartuschenlager, die zum Verschießen von pyrotechnischer Munition bestimmt sind. Nach dem Kaliber Geschütze sind, nach der Definition der deutschen Gesetzgebung, Rohrwaffen mit einem Kaliber von mindestens 20 mm. In Abhängigkeit vom Verhältnis von Kaliber zu Rohrlänge werden sie in Kanone, Haubitze und Mörser (Geschütz) unterteilt. Großkalibrige Geschütze bilden die Hauptwaffe der Artillerie. Es ist zu beachten, dass Bogenwaffen, Zwillen und Katapulte - nicht jedoch Armbrüste - entgegen der landläufigen Meinung keine Schusswaffen darstellen: Sie verfügen über keinen Lauf und vor allem über keinen Mechanismus, um zur Schussabgabe benötigte Energie zu speichern. Sie gelten im Waffengesetz in „tragbarer Größe“ als den Schusswaffen gleichgestellte Gegenstände. Kombinierte Waffen Typen Büchse Flinte Kugellauf Schrotlauf Kombinierte Veränderung der Treffpunktlage bei verlöteten Läufen Zweiläufige Büchsen werden für den schnellen Doppelschuss, z.B. bei Drückjagden, konstruiert. Grundsätzliche Forderung: Beide Läufe sollen zusammen schießen. Diese Forderung ist aber aus physikalischen Gründen bei fest miteinander verlöteten Läufen nur bedingt erfüllbar. Das Problem dieser Laufverbindung besteht in einer Veränderung der Treffpunktlage infolge der Wärmeausdehnung des zuerst abgefeuerten Laufes. Hierbei gilt: Die Treffpunktlage wandert immer in Richtung kälterer Lauf. Beim Zielen mit Hilfe einer optischen Visierung (Zielfernrohr) ist die Abweichung der Treffpunktlage größer als beim Zielen über die offene Visierung. Begründung: Kimme und Korn machen die Biegung des Laufbündels mit. Hierdurch wird die Treffpunktabweichung zum Teil kompensiert. Seit langem suchen die Büchsenmacher nach einer Lösung dieses Problems. Zwei Möglichkeiten bieten sich an: 1. Abgabe des zweiten Schusses mit zeitlicher Verzögerung, d.h. erst nach 5-8 Sekunden. 2. Die beiden Läufe sind nicht über die ganze Länge fest miteinander verbunden. Bockbüchsen mit verstellbarem Lauf Bei dieser Waffe liegt der obere Lauf teilweise frei in einem Trägerrohr. Darunter liegt der untere Lauf. Bei Munitionswechsel ist der obere Lauf zur Treffpunktlage des unteren Laufes mit Hilfe entsprechender Einstellschrauben leicht einstellbar. Verwendung: Verstellbare Kugelläufe werden in Bergstutzen, Großkaliber-Bergstutzen aber auch in Bockdrillinge eingebaut. Einsteckläufe Drilling mit Einstecklauf (De) Ein Einstecklauf ist ein für Handfeuerwaffen verwendeter Lauf, der in den eigentlichen Lauf der Waffe eingesteckt und verriegelt wird. Genutzt wird dies zur Verwendung kleinerer (in der Regel preiswerterer) Munition zum Training im Schießsport oder im jagdlichen Bereich. Im jagdlichen Bereich werden diese Einsteckläufe auch als Fangschussgeber oder Reduzierläufe bezeichnet. KONSTRUKTION UND VERWENDUNG Vorbedingung zur Nutzung von Einsteckläufen ist eine entsprechende Kaliberdifferenz zur Grundwaffe. Verbreitet sind daher Einsteckläufe mit kleinen Kalibern wie beispielsweise das Kaliber .22. Es gibt größere Einsteckläufe für Schrotgewehre zum Verschießen von Patronenmunition und Einsteckläufe für Gewehre zum Verschießen von kaliberreduzierter Munition. Wechselläufe zählen nicht zu den Einsteckläufen, auch wenn es bei einigen militärischen Geschützen technische Ähnlichkeiten gibt. Es existieren folgende Grundtypen von Einsteckläufen: Einsteckläufe werden üblicherweise als Einzellader betrieben. Einige wenige Ausnahmen davon sind Varianten für den Mehrladerbetrieb, die beispielsweise für die Pistole 08 und für das Mauser 98 System (EL 24) entwickelt wurden. Kurze Einsteckläufchen ohne weitere Mechanik, die in das Patronenlager einer Schusswaffe gesteckt werden. Dieser Typ findet vorzugsweise bei Kurzwaffen Anwendung und ist auch für Revolver verwendbar. Mündungslange Einsteckläufe für Einzelladerwaffen. Dieser Typ findet vorzugsweise bei mehrläufigen Waffen Verwendung und wird in der Regel speziell dazu eingerichtet. Einsteckläufe mit Verschlusszylinder (Kammer) für Repetierwaffen (sogenannte Einstecksysteme), die anstelle der normalen Einrichtung in die Verschlusshülse eingeführt werden. Dieser Typ kann kurz oder mündungslang sein. Schon in den Vorkriegsjahren gab es von der Erfurter Maschinenfabrik verschiedene Einsteckläufe des Typs Erma EL 24 für Repetierer, die auf dem Mauser System 98 basieren. Ab 1975 wurden Einsteckläufe ähnlicher Art von Voere unter der Bezeichnung Modell 2118 für das Kaliber .22 lfB produziert und vertrieben. WAFFENRECHT In Deutschland muss im Gegensatz zu einem Wechsellauf ein Einstecklauf nicht in die Waffenbesitzkarte des Eigentümers eingetragen werden, da der Erwerb und der Besitz gemäß Abschnitt 2, Unterabschnitt 2, Punkt 2a der Anlage zu §2 Abs. 2-4 Waffengesetz (WaffG) erlaubnisfrei sind, sofern der Einstecklauf für eine Schusswaffe bestimmt ist, die bereits in der Waffenbesitzkarte eingetragen ist. Waffenteile Lauf Patronenlager Verschluss Abzug Magazin Sicherung Schaft Zieleinrichtung Lauf Als Lauf wird allgemein das Rohr einer Schusswaffe bezeichnet, das der Führung des Projektils und der Aufnahme der Treibladung oder der Patrone dient. Im strengen Sinne bezeichnet Lauf nur den Abschnitt des Rohres der Waffe, der beim Schuss vom Projektil durchlaufen wird. Das hintere Ende des Laufs, in das die Patrone geladen wird, wird als Patronenlager bezeichnet. Die Bohrung des Laufes wird auch als Seele (Laufseele) bezeichnet, deren Längsachse als Seelenachse. Entwicklung, Bauformen, Herstellung Heutige Läufe weisen je nach Einsatzzweck unterschiedliche Formen des Innenquerschnitts auf. Läufe von Flinten und Glattrohrgeschützen besitzen eine glatte Innenwand. Aus diesen Läufen werden mit aerodynamischen Mitteln (Stabilisierungsflächen) stabilisierte Projektile oder Geschossgarben (z. B. Schrotkugeln) verschossen. Flintenläufe verfügen oft über eine Laufverengung (Choke-Bohrung) im Bereich der Mündung, um die Streuung der Schrote zu beeinflussen bzw. eine günstigere Gruppierung der Schrotgarbe zu erzielen. Läufe von Geschützen und Gewehren mit gezogenen Läufen weisen spiralförmig in das Laufinnere geschnittene oder gepresste Züge auf, deren spiraliger Verlauf den Projektilen einen Drall verleiht und sie so stabilisiert. Eine Sonderform ist der Polygonlauf, der statt scharfkantiger Züge einen als Vieleck geformten Innenquerschnitt besitzt. Laufquerschnitte von Schusswaffen, von links: glatter Lauf, gezogener Lauf (A: Feldmaß, B: Zugmaß), Polygonlauf An das Laufmaterial werden hohe Ansprüche gestellt. Das Material muss fest genug sein, um Drücken bis zu mehreren tausend Bar ohne bleibende Verformung standzuhalten; es darf aber auch nicht zu hart sein, da es sonst zu Sprödbrüchen kommen kann. Die ersten Läufe von Handfeuerwaffen bestanden aus einem Rohr, das aus einer um einen Dorn geschmiedeten und längs verschweißten, etwa 10 mm dicken Stahlplatine gefertigt wurde. Die gerade verlaufende Naht setzte der Druckfestigkeit des Laufes enge Grenzen. Dem wurde begegnet, indem der Naht durch Verdrehen des Laufes ein spiralförmiger Verlauf gegeben wurde. Später wurden Läufe aus spiralförmig um einen Dorn gewundenem und anschließend verschweißten Bandstahl hergestellt. Danach wurden zur Laufherstellung auch Flachstähle aus Damaszener Stahl verwendet, was zu einer weiteren Erhöhung der Festigkeit der Läufe führte.[1] Die Läufe früher Feuerwaffen weisen häufig eine Zweiteilung auf. Im vorderen Bereich war der Flug zur Aufnahme des Geschosses und dahinter lag die Kammer mit kleinerem Kaliber zur Aufnahme der Pulverladung.[2] Moderne Läufe bestehen aus Kohlenstoffstahl, der mit Nickel, Chrom, Silicium oder anderen Zuschlägen legiert ist. Vereinzelt gab es Versuche, Läufe für Handfeuerwaffen aus speziellen keramischen Werkstoffen herzustellen, jedoch erlangten diese Projekte noch nicht die Serienreife (siehe Lightweight Small Arms Technologies). Seit den Anfängen der industriellen Massenfertigung von Läufen wurden die Laufrohlinge durch Schmieden hergestellt, nachbearbeitet, vergütet und anschließend mittels einer Tiefbohrmaschine gebohrt. Die Oberfläche der Bohrung wurde dann durch Reiben geglättet und bei Büchsenläufen noch mit Zügen versehen. Züge werden entweder mit einem Ziehgestänge spanend geschnitten oder spanlos in die Laufwandung gedrückt. Gewehr- und Flintenläufe werden heute in großem Maßstab durch Hämmern hergestellt. Hierbei wird ein kurzer, bereits tiefgebohrter Rohling über einen polierten und gehärteten Dorn geführt, dessen Durchmesser der Laufbohrung entspricht, und durch maschinelles Warmhämmern oder Kalthämmern auf die vorgesehene Länge und Form gebracht. Bei diesem Verfahren kann auf einige sonst nötige Bearbeitungsschritte wie z. B. das Vergüten verzichtet werden. Beim Kalthämmern von Büchsenläufen entspricht die Form des Dorns der Negativform des Laufes einschließlich der Züge, so dass keine weiteren Arbeitsschritte für das Einarbeiten der Züge nötig sind. Die Rohre früher Geschütze bestanden aus rohrförmig angeordneten Stäben aus Schmiedeeisen, die ähnlich einem Fass von Stahlbändern zusammengehalten wurden (Stabringgeschütz). Diese wurden durch aus Bronzeguss oder Gusseisen hergestellte Rohre abgelöst. Mit den Fortschritten der Metallurgie und der beginnenden Industrialisierung wurden auch Geschützrohre seit dem 19. Jahrhundert ausschließlich aus Stahl gefertigt. Auf die Rohre schwerer Geschütze werden zum Teil zur Erhöhung der Stabilität Stahlmäntel (Mantelrohr) oder Stahlringe (Ringrohr) aufgeschrumpft oder aufgeschraubt.[4] Das Innere von Läufen ist sehr großen Abriebbelastungen sowie Erosion durch heiße Pulverrückstände ausgesetzt. Die Laufinnenseiten können daher mit verschiedenen Beschichtungen versehen werden, um ihre Lebensdauer zu erhöhen, so ist bei Handfeuerwaffen z. B. eine Hartverchromung des Laufinneren möglich. Diese Beschichtung erleichtert zudem das Entfernen von Geschossabrieb und Pulverschmauch und verhindert Korrosion. Die Läufe mancher schwerer Maschinenwaffen und Geschütze werden zur Verschleißverminderung mit sehr widerstandsfähigen Legierungen wie Stellite ausgekleidet. Sonderformen KONISCHER LAUF Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Versuche mit konischen Läufen durchgeführt, um höhere Anfangsgeschwindigkeiten zu erreichen. Der Neuseeländer Russell Robinson entwickelte in den 1940erJahren Quetschkaliberpatronen, deren weitere Erprobung jedoch erst ab etwa 1962 aufgenommen wurde, nachdem die NATO die Entwicklung von Duplex- und Triplexgeschossen gestoppt hatte. Quetschkaliberpatronen werden aus Waffen mit konischen, also sich zur Mündung hin verjüngenden, Läufen verschossen. Dabei wird das Geschoss im Lauf zusammengedrückt. Die Querschnittsfläche des Geschosses verringert sich auf ungefähr ein Drittel bis ein Viertel. Insbesondere wurde das Kaliber .50:.30 (also etwa 12,7 mm zu 7,62 mm) und .30:.15 getestet. Es wurde außerdem von Colt eine Pistole im Kaliber .45:.38 entwickelt. Die zugehörige Patrone enthielt je drei Geschosse von jeweils 5,2 g Gewicht. Auch einige Panzerabwehrwaffen wie die 7,5-cm-PaK 41, die Panzerbüchse 41 oder die 4,2-cm-leichte PaK 41 besaßen konische Läufe, um Geschosse mit einer möglichst hohen Mündungsgeschwindigkeit abfeuern zu können. Der Lauf der Panzerbüchse verjüngte sich kontinuierlich bis zur Mündung, während sich der Lauf der PaK in einem auswechselbaren Teilstück des Rohres verengte. Es gab im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite auch Versuche, Läufe mit austauschbaren Mündungseinsätzen zu versehen, die entsprechend dem jeweilig benötigten Geschosstyp konische oder zylindrische Bohrungen besaßen.[5] AUSTAUSCHLAUF Austauschläufe im Sinne des deutschen Waffengesetzes sind Läufe für ein bestimmtes Waffenmodell, die ohne Nacharbeit gewechselt werden können.[6] Hierbei handelt es sich oft um Sets für Sportpistolen mit besonderen Eigenschaften (Lauflänge, Gewicht). WECHSELLAUF Wechselläufe im Sinne des WaffG sind Läufe für ein bestimmtes Waffenmodell, die an die jeweilige Waffe angepasst werden müssen.[7] Wechselläufe werden z. B. bei einem beschädigten oder abgenutzten Lauf als Ersatz benutzt. Im militärischen Bereich sind vor allem luftgekühlte Maschinengewehre oft mit Läufen ausgestattet, die schnell gewechselt werden können. Damit kann der Soldat einen heiß geschossenen Lauf schnell gegen einen kalten austauschen und dann sofort weiter schießen. Hier wird oft auch von Wechselläufen gesprochen, obwohl es sich im Sinne des WaffG eigentlich um Austauschläufe handelt. EINSTECKLAUF Einsteckläufe sind Läufe ohne eigenen Verschluss, die in die Läufe von Schusswaffen größeren Kalibers eingesteckt werden können. So kann beispielsweise aus einer Flinte behelfsmäßig eine Kugelpatrone verschossen werden. WAFFEN MIT MEHREREN LÄUFEN Bekannt sind Doppel- und Bockdoppelbüchsen oder -flinten, sogenannte Drillinge für die Jagd sowie historische Pistolen mit zwei Läufen. Beim Drilling sind meist zwei nebeneinanderliegende Schrotläufe (glatte Rohre) mit einem darunterliegenden gezogenen Kugellauf verbunden. Bei Waffen mit Laufbündel handelt es sich meist um Schwarzpulverpistolen, bei denen je nach Bauart bis zu zehn Geschosse gleichzeitig oder nacheinander aus entsprechend vielen parallelen Läufen abgeschossen werden. Bekannt ist auch die Mitrailleuse; eine Kanone, in deren massives Rohr kein Geschützlauf, sondern bis zu 50 parallele Läufe im Gewehrkaliber gebohrt waren, die beim Feuern gleichzeitig schossen. Bei Gatling-Waffen drehen sich mehrere Läufe, es schießt jedoch immer nur einer. Beim Gatling wurde das Laufbündel mit einer Handkurbel gedreht. Während einer Umdrehung des Laufbündels wird die leere Patronenhülse aus dem abgeschossenen Lauf ausgezogen und eine neue eingeführt. Dies ist möglich, weil jeder einzelne Lauf einen eigenen Verschluss hat, der durch eine feststehende Steuerkurve betätigt wird. So kann die Waffe eine höhere Kadenz erreichen und die (meist sechs bis acht) Läufe erhitzen nicht so schnell. Eine bekannte Waffe dieser Art ist das US-amerikanische „Minigun“-MG im Kaliber 7,62 mm, bei der das Laufbündel von einem Elektromotor gedreht wird. REINIGUNG Läufe müssen von Verunreinigungen befreit werden. Es gibt Ablagerungen, die durch Abrieb der Projektile entstehen, sowie Rückstände, die aus der Verbrennung der Zünd- und Treibmittel resultieren und Korrosion verursachen können. Dazu werden Wischstöcke in diversen Ausprägungen benutzt. LAUFSCHWINGUNGEN BEI PRÄZISIONSWAFFEN Läufe schwingen bei der Schussabgabe radial und axial. Die Schwingungen werden durch den Vorschub, den die Treibladung bewirkt, und die Drehbewegung, die das Projektil durch gezogene Läufe aufnimmt, verursacht. In günstigen Konstellationen heben sich die Schwingungen gegenseitig auf, in ungünstigen Fällen überlagern und verstärken sich die Schwingungen, wodurch ein gleichbleibender Präzisionsschuss nicht möglich ist. Darüber hinaus ist kaum ein Lauf absolut gerade, was beim Geschossdurchlauf zu Ausschlägen führt, die Schwingungsanregungen darstellen. Auch die Lagerung des Waffenrohres (laufes) als Reaktion auf den Rückstoß kann bei ungünstiger Konstruktion Laufschwingungen anregen. Dies tritt dann besonders deutlich auf, wenn in der Nähe des Verschlußkopfes der Rückstoß durch einen Rückstossstollen in den Schaft eingeleitet wird. Aus der Rückstosskraft und dem Abstand der Einleitung des Rückstosses in die Lagerung ergibt sich ein Moment, das mit Beginn der Bewegung des Geschosses im Rohr wirksam wird. Bei solchen Konstruktionen führt der Lauf während des Geschossdurchgangs eine regelrechte Peitschenbewegung aus, die in der Amplitude mehrere Millimeter betragen kann. Kaliber mit hoher Geschossmasse und relativ niedriger Geschossgeschwindigkeit (z.B. 9,3 x 62) zeigen messbare Höhenstreuung in Abhängigkeit von der Mündungsgeschwindigkeit allein aus der Geschwindigkeitsstreuung der Munition innerhalb eines Munitionsloses. Ein namhafter deutscher Jagdwaffenhersteller nahm Anfang der 1990er Jahre als Ergebnis einer Diplomarbeit eine betroffene Waffenbaureihe vom Markt, eine andere Baureihe wurde durch eine Neukonstruktion ersetzt, die eine sehr momentarme Lauflagerung aufweist und bezüglich Schusspräzision über alle Zweifel erhaben ist. Als Sofortmaßnahme nach Vorliegen der Diplomarbeit bis zur Markteinführung der Neukonstruktion wurden keine Repetierbüchsen im besonders kritischen Kaliber 9,3 x 62 mehr verkauft, bei Reklamationen bezüglich der Schußleistung wurde den Kunden ein anderes Kaliber angeraten. Diese Zusammenhänge wurden schon von Carl Cranz[8] und Sam H. Goldstein[9] wissenschaftlich untersucht und veröffentlicht, gerieten aber im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Patronenlager Das Patronenlager – oder die Kammer – liegt in der Regel im hintersten Abschnitt der Laufbohrung einer Schusswaffe. Eine Ausnahme bilden die Revolver, dort liegen die Patronenlager in der hinter dem Lauf drehbar angebrachten Trommel. Das Patronenlager ist gemäß den Abmessungen der jeweiligen Munition ausgeformt. Nach hinten wird es durch den Verschluss abgeschlossen. Bauformen Beim Aufbau des Patronenlagers wird zwischen dem Randanlieger für Patronen mit Rand, dem Schulteranlieger für Flaschenhalspatronen, dem Hülsenmundanlieger für randlose zylindrische Patronen und dem Gürtelanlieger für randlose nahezu zylindrische Langwaffen-Patronen unterschieden. In modernen Hand- und Faustfeuerwaffen erfolgt die Abdichtung durch die Patronenhülse, da sich diese im Moment der Zündung der Treibladung durch die entstehende Druckzunahme für wenige Millisekunden aufbläht, sich an das Patronenlager anpresst und damit eine gasdichte Verbindung (Liderung) schafft. Nach dem Druckabfall zieht sich die Hülse wieder zusammen und soll ohne Kraftaufwand ausgezogen werden können. Das Patronenlager darf nicht zu weit sein, da sonst Hülsenreißer auftreten können und die Hülse klemmen kann. Ist das Patronenlager zu eng oder zu kurz, so kann die Waffe nicht geladen werden. Dies zu vermeiden bedingt, dass der Aufbau des Patronenlagers innerhalb von engen Toleranzen mit der Form der Patronenhülse übereinstimmt. Bei der Fertigung des Patronenlagers muss deshalb auf höchste Maßhaltigkeit geachtet werden. Nachdem die zuerst angebrachte zylindrische Bohrung am Laufende geräumt ist, muss sie mit einer Reibahle auf die später genutzte Patronensorte abgestimmt werden. RANDANLIEGER Nach Aufkommen der ersten mit Patronen geladenen Langwaffen waren die Patronenlager wie auch die Patronenhülsen meist zylindrisch. Die Patronenhülsen hatten einen Rand, der auf dem hinteren Ende des Laufes auflag oder bei der damals auch verwendeten Lefaucheux-Zündung einen herausragenden Stift, der die Hülse fixierte. Die Hülsen waren zylindrisch oder leicht konisch geformt. Das Patronenlager war meist etwas länger als die Hülse und endete mit oder ohne Übergangskonus vor den Zügen. So hat das Patronenlager des von der US-Armee bis 1893 eingesetzten Springfield 1873 Gewehres eine Länge von 54,6 mm, während die Hülse der .45-70 Patrone nur 51,5 mm hineinragt. Heute werden Randpatronen noch in Kleinkaliberwaffen mit Randzündung, Jagdwaffen und Revolvern verwendet. Im Zeitraum um 1850 war die Herstellung flaschenhalsförmiger Patronenhülsen noch nicht möglich. Erst um 1870 wurden in Europa die ersten Flaschenhalspatronen gefertigt, die entsprechend ausgeformte Patronenlager erforderlich machten. SCHULTERANLIEGER Um die Pulvermenge bei gleicher Patronenlänge zu vergrößern, wurden ab 1870 Patronenhülsen flaschenförmig hergestellt. Diese vorne verjüngten Patronen werden als Flaschenhalspatronen bezeichnet. Damit wurde es später auch möglich, randlose Hülsen zu verwenden, da sich die Patrone mit dem Verriegeln des Verschlusses mit ihrer Schulter gegen den konisch ausgeformten Teil des Patronenlagers (vergl. Bild 1.2) abstützt. Hierdurch wird die Patrone parallel zur Laufachse fixiert und zusätzlich zentriert. Beim Patronenlager für Flaschenhalspatronen muss auf die korrekte Länge geachtet werden. Ist der Abstand des Verjüngungskonus zu kurz, so lässt sich der Verschluss nicht schließen, ist er zu lang, so kann die Hülse aufblähen oder reißen. Ursprünglich als Gewehrpatrone entwickelt, wurden mit dem Beginn der modernen Kurzwaffenentwicklung um das Jahr 1890 Flaschenhalspatronen auch in entsprechend gefertigten Pistolen genutzt. Hugo Borchardt entwickelte für seine Selbstladepistole C93 eine Flaschenhalspatrone im Kaliber 7,65 x 25mm. Ein weiteres klassisches Beispiel für die Nutzung der Flaschenhalspatrone ist die Pistole Mauser C96, die durch die Leistungsfähigkeit der Patrone im Kaliber 7,63 x 25mm mit einem Anschlagschaft als leichter Karabiner genutzt werden konnte. In der heutigen Zeit finden Flaschenhalspatronen bis auf wenige Ausnahmen nur noch in Langwaffen Verwendung. Handelsübliche Patronen für diese Patronenlagerart erzeugen üblicherweise Gasdrucke im Bereich um 4.000 bar, bei manchen Großwildjagdpatronen oder militärischen Patronen wie der .50 BMG kann der Gasdruck bis zu 5.000 bar betragen. HÜLSENMUNDANLIEGER Eine andere Art der Hülsenabstützung ist die des Hülsenmundanliegers. In diesem Fall ist das Patronenlager geringfügig übermaßig zylindrisch gegenüber dem Lauf gebohrt. Der so entstehende Absatz (vergl. Bild 2.2) bildet für den Rand der eingelegten Patrone das abstützende Widerlager. Auch hier bläht sich im Schuss das Hülsenmetall leicht auf und dichtet den Lauf zum Verschluss hin ab, auch wenn der Verschluss mitsamt Hülse bei unverriegelten Waffen schon etwas zurückläuft. Diese Bauform des Patronenlagers wird in der Regel bei Patronen mit zylindrischen Hülsen ohne Rand eingesetzt. GÜRTELANLIEGER Als Gürtelanlieger bezeichnete Patronenlager dienen zur Aufnahme von Patronen, deren Hülse unmittelbar vor der Auszieherrille eine ringförmige Erweiterung hat. Die entsprechenden Patronenlager sind passend zu dieser Erweiterung größer gebohrt. Der Gürtel dient wie der Rand bei Randpatronen dazu, die Patrone zu positionieren, d. h. ein zu tiefes Eindringen ins Patronenlager zu vermeiden. Wegen seiner geringeren radialen Ausdehnung als ein Hülsenrand hat er den Vorteil, den Ladevorgang bei Waffen mit Kastenmagazin weniger zu stören. Erstmals wurde das Prinzip vom britischen Jagdwaffenhersteller Holland & Holland für randlose Jagdpatronen wie die .375 Holland & Holland Magnum angewandt. Bei Gürtelpatronen sind die Anforderungen an die Fertigungstoleranzen für Munition und Patronenlager geringer als bei schulteranliegenden Flaschenhülsen. Im militärischen Bereich wurden Gürtelanlieger-Patronenlager und entsprechende Patronen in Zweiten Weltkrieg bei den britischen Streitkräften in der Panzerbüchse Boys und bei den Achsenmächten in der Schweren Panzerbüchse Solothurn S 18-100 und S 18-1000 im Kaliber 20 mm angewendet. Waffen mit verzögertem Masseverschluss Bei modernen Rückstoßladern mit verzögertem Masseverschluss beginnt der Rücklauf von Verschlusskopf und Hülsenboden infolge des Druckanstieges unmittelbar nach der Zündung. Durch den Gasdruck wird der sich vorne verjüngende Teil der Hülse an den Innenkonus des Patronenlagers gepresst und gleichzeitig dehnt sich der zylindrische Teil der Hülse aus und wird an die Innenwand des Patronenlagers gedrückt, daraus resultiert, dass die Hülse blockiert ist. Um ein Abreißen des nicht durch den Verschluss gestützten Patronenbodens und Hülsenreißer an anderen Stellen zu vermeiden, muss die Druckdifferenz zwischen dem Innern und dem Äußern der Hülse möglichst ausgeglichen werden. Zu diesem Zweck werden zwischen Lauf und Patronenlager Längsrillen (Kannelierungen) eingefräst, die einen Druckausgleich bewirken. Die Hülse wird vorne „schwimmend“, dichtet das Patronenlager jedoch im hinteren Drittel noch genügend ab, die Funktion der Waffe ist gewährleistet. Die Kannelierungen stellen zudem eine Funktionsreserve für den selbsttätigen Nachladevorgang sicher. Dabei sind aber auch die Sauberkeit des Laufes und das Hülsenmaterial maßgebend, zu weiches Hülsenmaterial kann sich verformen und sich möglicherweise in die Kannelierungen einpressen. Verschlussysteme Verschlusstechnik Der Verschluss muss beim Schuss den hohen Kräften standhalten, die der Gasdruck der Treibladung ausübt, um einerseits die Funktion der Waffe zu gewährleisten und andererseits eine Gefährdung des Schützen durch ausströmende Gase oder Aufsprengung auszuschließen. Bei der Berechnung der Verriegelungselemente muss der bei der Verbrennung entstehende Spitzendruck eingesetzt werden. Bei einem Spitzendruck von 1000 bar und einer beschlagenen Verschlussfläche von 1 cm2 beträgt die wirkende Kraft 10000 N (ca. 1 t). Die Abdichtung nach hinten erfolgt bei modernen Waffen in erster Linie durch die Liderung der Patronenhülse, wobei der Verschluss den Patronenboden nach hinten abstützt. Verschlüsse von Waffen mit hülsenloser Munition werden formschlüssig abgedichtet. Bis auf Vorderladerwaffen und Revolver verfügen praktisch alle Arten von Feuerwaffen über einen Verschluss. Der Verschluss selbst besteht gegebenenfalls aus verschiedenen einzelnen Teilen und bildet somit ein Verschlusssystem. Beispielsweise sind u.a. folgende Teile in Verschlusssystemen zu finden: Schlagbolzen, auch separatem Schlagstück Schlagbolzenfeder Auszieher (Auszieherkralle) Gasabnahme (bei Verschlussentlastungen automatischer Waffen) Sicherung (verschiedene Schlagbolzensicherungen und Schlagstücksicherungen) Revolver benötigen bis auf wenige Ausnahmen (z. B. gasdichte Revolver) keine Verschlussmechanismen. Die Trommel bildet das Magazin und auch das Patronenlager, das vom Lauf separiert ist. Die Abdichtung erfolgt durch die Liderung der Patronenhülse, und die hintere Unterstützung des Patronenlagers und der darin enthaltenen Patrone wird durch den Rahmen des Revolvers gewährleistet. Verriegelungstechnik GRUND FÜR DIE VERRIEGELUNG Ein Verschluss muss während der Schussabgabe die Abdichtung beziehungsweise die Abstützung der Patrone aufrechterhalten und darf nicht öffnen, bevor der Gasdruck nicht auf einen ungefährlichen Wert abgesunken ist. Bei Selbstladewaffen kommen auch unverriegelte Verschlüsse zum Einsatz, bei denen das Öffnen des Verschlusses durch seine Masse verzögert wird. Eine Verriegelung erlaubt jedoch die Verwendung wesentlich leistungsstärkerer Munition. UNVERRIEGELTER VERSCHLUSS Der unverriegelte Verschluss (auch als Masseverschluss bezeichnet) beruht auf der Massenträgheit des massiv gehaltenen Verschlusses. Der Verschluss wird beim Schuss durch den Rückstoß in Bewegung gesetzt, wobei diese Rückwärtsbewegung langsam genug erfolgt, um sicherzustellen, dass die Patrone erst nach ausreichendem Absinken des Gasdruckes ganz aus dem Patronenlager ausgezogen wird. Die Kraft der Rückholfeder hat bei diesen Systemen kaum Einfluss auf das Öffnungsverhalten unmittelbar nach Schussabgabe. Im Bereich der Handfeuerwaffen setzen Verschlussmasse und Federspannung der Leistung der verwendeten Munition enge Grenzen. Ab einer bestimmten Leistungsklasse der Munition muss der Verschluss relativ schwer ausgeführt werden (vgl. Uzi oder Sten Gun), oder es muss eine sehr starke Schließfeder verwendet werden (vgl. „Le Francaise“ und alte „Astra“ Waffen), was die Waffenhandhabung erschwert. Im Bereich größerkalibriger Waffen kamen unverriegelte Masseverschlüsse etwa bei den Bordwaffen MK 108 und MG FF zum Einsatz. VERRIEGELTER VERSCHLUSS Beim verriegelten Verschluss stellen massive Verriegelungselemente die Verbindung zwischen Lauf und Verschluss beim Schuss sicher. Beispiele: Kämme auf dem Lauf, entsprechende Nuten im Schlitten, Browning-System, Colt 1911, Lauf kippt ab zum Entriegeln. Verschlussblock am Laufende, verriegelnd im Auswurffenster des Schlittens, Glock Pistolen, SIG 220. Lauf kippt ab zum Entriegeln. Kämme auf dem Lauf, entsprechende Nuten im Schlitten, Steyr M1912, Beretta 8000, Beretta Px4 Storm, Boberg XR9-S, Obregon-Pistole (Mexiko), Lauf dreht sich zum Entriegeln. Warzen am Verschlusszylinder, Mauser System 98 und viele andere Drehkopfverschluss, M16 und G36, AK 47, Mehrlade- und Selbstladeflinten Stützklappen, Sauer 80, Mg 51, Browning Automatic Rifle, Kugelmechanismus, Heym SR 30 Riegel, Pistole Walther P38 oder Beretta 92F Kniegelenk, Maxim-Maschinengewehre, Borchardt- und Lugerpistolen, frühe Winchestergewehre. VERZÖGERTER MASSEVERSCHLUSS Ein nicht starr verriegelter Masseverschluss einer Automatwaffe, bei dem der Verschlusskopf beim Schuss durch einen geeigneten Mechanismus im Rücklauf verzögert wird, heißt Verzögerter Masseverschluss. Beispiele: Rollenverschluss, H&K G3-Gewehr, Sturmgewehr 57 Hebelübersetzung, FAMAS (Hebelübersetzung) Kraftübertragung durch gleitendes Element, Thompson (Maschinenpistole) Kniegelenk, Schwarzlose Maschinengewehr Kipplaufverschlüsse Bei dieser Verschlussart kann der Lauf um eine Drehachse gekippt werden und gibt so das Patronenlager frei, so dass eine Patrone eingelegt beziehungsweise entnommen werden kann. Der Verschluss ist Teil des Systemgehäuses (Basküle) und ist heute die bei weitem häufigste Form des Baskülverschlusses, der bei Flinten und kombinierten Waffen eingesetzt wird.. Der Kipplaufverschluss gehört bei modernen Jagdwaffen und Waffen für das sportliche Flintenschießen zu den am meisten verwendeten Konstruktionen. Beim weit verbreiteten Greener-System greifen Verschlusskeile in Haken unterhalb des hinteren Laufendes und verriegeln den Verschluss. Bei mehrläufigen Waffen existieren zahlreiche Bauformen mit verschiedenen Laufanordnungen und Kombinationen von Kalibern. Kipplaufrevolver bilden das Bindeglied zwischen Revolverkonstruktion und dem Kipplaufverschluss. Bei diesen Verschlüssen wird das Patronenlager durch Abkippen der Läufe freigelegt. Der Lauf oder das Laufbündel ist über einen Scharnierbolzen mit dem Verschlusskasten ( Basküle ) beweglich verbunden. Zum „Verriegeln“ des Verschlusses gibt es verschiedene Mechanismen. Eingeleitet bzw. aufgehoben wird die Verriegelung meist über einen Oberhebel oder Verschlusshebel. LAUFHAKEN- ODER KEILVERSCHLUSS Einer der ältesten Kipplaufverschlüsse ist der Lefaucheux Verschluss. Er besitzt die typischen Laufhaken, deshalb auch Laufhakenverschluss. Wir unterscheiden zwischen einfachem Laufhakenverschluss mit 1 Haken und doppeltem Laufhakenverschluss mit 2 Haken, auch als DoppelriegelVerschluss bezeichnet. Einfache Laufhakenverschlüsse findet man bei einläufigen Flinten und Schonzeitbockbüchsflinten. Doppelte Laufhakenverschlüsse bzw. Doppelriegelverschlüsse findet man z.B. bei Doppelflinten, Bockflinten, Büchsflinten, Doppelbüchsen, Bockbüchsen, Bockbüchsflinten, Drillingen. GREENERVERSCHLUSS Der Greenerverschluss besitzt neben den beiden Laufhaken eine Verlängerung der Laufschiene, die beim Schließen in eine Aussparung im Stoßboden der Basküle eintritt und dort durch einen Querstift (Greenerriegel) zusätzlich verriegelt wird. Hierbei handelt es sich um eine Verlängerung der Laufschiene mit Bohrung und Bolzen. Der Greenerverschluss ist eine der häufigsten Verschlussarten und wird hauptsächlich bei Querflinten und Drillingen verwendet. DOPPELGREENER-VERSCHLUSS Ist die Greener-Verriegelung doppelt angelegt, spricht man vom DoppelgreenerVerschluss oder nach seinem Erfinder vom Kersten- Verschluss; nach dem Ort der Erfindung auch als Straßburger-Verschluss bekannt. Der Verschluss gilt als sehr stabil und in Verbindung mit der doppelten Laufhakenverriegelung als extrem belastbar. Verwendung findet er hauptsächlich bei Bockbüchsflinten, Bockflinten und Bockbüchsen. PURDEY-VERSCHLUSS Im Unterschied zum Greener-Verschluss besitzt der Purdey-Verschluss nur eine kurze Verschlussnase. Diese Laufschienenverlängerung nennt man Purdey-Nase. Die Verriegelung der Purdey-Nase erfolgt durch einen im Stoßboden sitzenden übergreifenden Riegel. Die nach oben offene Nut im Stoßboden entfällt. Besitzt der Verschluss zwei Purdey-Nasen und sitzen diese beiderseits des Patronenlagers, spricht man vom Doppelpurdey-Verschluss. Der einfache Purdey-Verschluss findet hauptsächlich bei Doppelflinten Anwendung, der Doppelpurdey-Verschluss überwiegend bei Bockgewehren. FLANKENVERSCHLUSS Flankenverschlüsse besitzen in der Regel keine Laufhaken. Die Verriegelung erfolgt durch zwei seitliche Stifte (Keile) und seitlich hochgezogene Flanken des Verschlussgehäuses, daher die Bezeichnung Flankenverschluss. Der bei Kipplaufverschlüssen übliche Scharnierbolzen wird durch seitliche Drehlager ersetzt. Diese Maßnahmen ermöglichen eine relativ niedrige (flache Bauart). Die Verwendung ist hauptsächlich bei Bockflinten und Bockbüchsflinten. KIPPBLOCKVERSCHLUSS - SYSTEM BLASER Wie bei allen Kipplaufwaffen lässt sich auch beim Kippblockverschluss der Laufteil aus- und einhängen. Diese Verschlusskonstruktion wird hauptsächlich bei einläufigen Büchsen und Bockbüchsen verwendet. zurück zu den Stichpunkten Verschlüsse für Waffen mit starren Läufen Bei diesen Verschlüssen wird das Patronenlager durch eine Bewegung des Verschlussstückes geöffnet. Die Bewegung des Verschlussstückes erfolgt entweder Horizontal, z.B. bei Zylinderverschlüssen und Selbstladeverschlüssen, oder vertikal, z.B. bei Blockverschlüssen. Bei Verschlüssen für Waffen mit starren Läufen bilden Schlosssystem und Verschluss eine Einheit. Der Blockverschluss ist so alt wie der Hinterlader und zählt zu den stabilsten Verschlussarten. Blockverschlüsse gewährleisten guten Laufabschluss, sichere Verriegelung, extreme Belastbarkeit, Block Verschluss FALLBLOCKVERSCHLUSS Beim Fallblockverschluss System Sharps wird der Verschlussblock im Verschlussgehäuse durch Kulissen senkrecht geführt. Er wird zum Laden mittels einer Hebelmechanik senkrecht nach unten gezogen um das Patronenlager freizugeben. Beim System Martini ist der Verschlussblock hinten angelenkt und wird zum Laden abgekippt, indem der Abzugsbügel herunter gezogen wird. ROLLING-BLOCK-VERSCHLUSS Beim Drehblockverschluss wird der achsgelagerte Verschlussblock durch den Hahn verriegelt. Zum Laden wird der Hahn gespannt und der Verschlussblock nach hinten abgekippt. Die Patrone wird ins offene Patronenlager eingeschoben. Daraufhin wird der Verschlussblock hochgeklappt, er wird durch eine Feder am Öffnen gehindert. Wird der Abzug betätigt, so verriegelt der vorschnellende Hahn den Verschluss und zündet die Patrone. KIPPBLOCKVERSCHLUSS Der Kippblockverschluss,[1] der vorzugsweise in Gasdruckladern wie beispielsweise dem BrenMaschinengewehr und der MP 44 Verwendung findet, ist eine moderne Weiterentwicklung der Blockverschlüsse. TABERNAKELVERSCHLUSS Der Tabernakelverschluss gehört konstruktiv zu den Blockverschlüssen und wird genauer als Wellenblockverschluss mit Lademulde bezeichnet Zylinderverschluss Der Zylinderverschluss wird auch als Kammerverschluss bezeichnet. Er wird in diversen Varianten hergestellt, das Prinzip der Verriegelung ist jedoch immer dasselbe. Zum Entriegeln muss die Kammer mit dem Kammerstängel gedreht werden, bevor sie geöffnet werden kann. Die Verriegelung erfolgt entweder über eine unterschiedliche Anzahl von Verriegelungselementen (Nocken oder Gewindekämme) die in entsprechende Aussparungen im Lauf oder der Systemhülse greifen. Bei Kleinkaliberwaffen erfolgt sie oft nur über den Kammerstängel, der in eine entsprechende Aussparung seitlich in der Systemhülse greift. Am weitesten verbreitet und kopiert ist das Mauserschloss (Mauser System 98, K98), welches noch heute als Endpunkt eines Prinzips gelten kann. Die Verriegelungselemente sind nicht senkrecht zur Drehachse, sondern in einem Winkel, leicht schraubenförmig angebracht. Die Drehung beim Entriegeln des Verschlusses bewirkt folglich einen Rücklauf von 1 bis 2 mm desselben, was über den Auszieher die Hülse lockert. Diese primäre Extraktion vermindert den Kraftaufwand zum Nachladen erheblich. Eine Variante sind die Geradezugverschlüsse. Bei diesen erfolgt die Drehung der Kammer oder der zur Kammer gehörenden Verriegelungshülse nicht direkt über den Kammerstängel, sondern über einen Ladehebel, der die Kammer oder Verriegelungshülse über eine entsprechend eingefräste Kulisse in Drehung versetzt. Siehe auch Drehkopfverschluss. GERADEZUGVERSCHLUSS AUF GRUNDLAGE DES DREHKOPFVERSCHLUSSES Diese Bauart greift auf das Verriegelungsprinzip eines Drehkopfverschlusses zurück. Dabei wird der drehbare Verschlusskopf, ähnlich wie beim herkömmlichen Zylinderverschluss, durch die Vorwärtsbewegung desselben in die Verschlusshülse eingeführt. Dies erfolgt, anders als beim Zylinderverschluss nach dem Prinzip des Mauser System 98, durch eine lineare Bewegung des Verschlussstücks, ohne die bei Repetiersystemen sonst übliche axiale Drehung mittels des Kammerstängels. Dazu ist in den Verschlusskopf eine Spiralnut eingefräst, in die ein Zapfen am Kammerstängel eingreift und für die axiale Drehung zur Verriegelung des Systems sorgt. Kniegelenkverschluss Beim Kniegelenkverschluss wird die Kammer (Verschluss) durch ein gestrecktes Kniegelenk am Rücklauf gehindert. Bei Repetierwaffen (Winchester (Gewehr)) wird zum Nachladen das Kniegelenk durch die Betätigung des Ladehebels geknickt, der Verschluss läuft zurück, zieht die Patronenhülse aus und schiebt im Vorlauf die neue Patrone ins Patronenlager. Bei Selbstlade- und Automatwaffen ist das Kniegelenk vor der Schussabgabe überstreckt, so dass der Verschluss sicher verriegelt ist. Bei der Schussabgabe beschleunigt der Rückstoß den Lauf zusammen mit dem Verschlusssystem nach hinten. Während des Rücklaufes wird das Kniegelenk durch eine Steuerkurve geknickt, der Verschluss läuft infolge seiner Massenträgheit und des noch wirkenden Restdruckes im Patronenlager weiter zurück, während der Lauf gestoppt wird. Im Rücklauf wirft der Verschluss die leere Hülse aus. Anschließend wird er durch die Schließfeder wieder nach vorn beschleunigt und führt eine neue Patrone aus dem Magazin oder Patronengurt ins Patronenlager ein. Eine Sonderform des Kniegelenkverschlusses findet sich beim 1923 in Amerika entwickelten halbautomatischen Pedersen-Gewehr. Bei diesem ist das Kniegelenk nicht überstreckt, sondern minimal geknickt, was dazu führt, dass es durch den Rückstoß verzögert geöffnet wird. Das System hat sich nicht durchsetzen können, da eine sichere Funktion gefettete Patronen voraussetzte. BESONDERE VERSCHLUSSSYSTEME Weitere Verschlusssysteme finden sich insbesondere bei Geschützen. Während die vorbeschriebenen Verschlusssysteme vorwiegend bei Handfeuerwaffen anzutreffen sind, finden sich für Geschütze weitere technische Lösungen zur Verschlussgestaltung, die teilweise mit obigen Verschlusssystemen verwandt sind. Darunter sind beispielsweise zu nennen: Keilverschluss Kolbenverschluss Kugelverschluss Schraubenverschluss Verschlusssysteme automatischer Waffen MASSEVERSCHLUSS Der Masseverschluss ist ein unverriegelter Verschluss für automatische Waffen, der die Verschlussfunktionalität aufgrund seiner eigenen großen Masse, im Verhältnis zur Stärke der mit ihm verwendeten Patronenmunition, gewährleistet. Die Masse des Verschlusses ist dabei so ausgelegt, dass sie eine sichere Schussabgabe erlaubt und der nach hinten auf den Verschluss wirkende Gasdruck ausreichend ist um den Repetiervorgang (das Auswerfen der abgeschossenen Patronenhülse, Spannen des Schlagstücks und Abzugssystems, sowie das Nachladen der Waffe mit einer neuen Patrone) durchzuführen. Die Verschlusssteuerung erfolgt hierbei über die Massenträgheit des Verschlusses. Verwendung findet dieses System beispielsweise in automatischen Kleinkalibergewehren und -Pistolen, sowie in Maschinenpistolen und einigen Exoten unter den Selbstladepistolen, wie z. B. der HK VP70. Bekannteste Maschinenpistole mit einem Masseverschluss ist die Uzi. ROLLENVERSCHLUSS Der Rollenverschluss ist konstruktiv ein umgelenkter Massenverschluss und kann starr (verriegelt) oder halb-starr ausgeführt sein. Bei diesem Verschlusstyp finden auch Verschlussbezeichnungen wie „beweglich abgestützt“ oder „verzögert“ Verwendung, diese Systeme können auch als „nicht starr verriegelt“ bezeichnet werden. Hierzu zählen u.a. der Rollenverschluss des Heckler & Koch G3 Maschinenkarabiner (und seine Derivate, einschließlich der Maschinenpistolen der Serie H&K MP5 und der Pistole H&K P 9 S) und des Sturmgewehres 57 der Schweizer Armee. GASGEBREMSTER VERSCHLUSS Bei gasgebremsten Verschlüssen wird ein Teil des Druckes im Lauf durch Bohrungen auf eine Kolbenfläche umgeleitet, welche dem Rücklauf des Verschlusses entgegenwirkt. Daraus resultiert, dass die Masse des Verschlusses im Gegensatz zu Waffen mit einem reinen Masseverschluss geringer gehalten werden kann. Zudem bewirkt ein höherer Gasdruck im Lauf einen erhöhten Druck auf der Kolbenfläche. Dieser Druckausgleich führt dazu, dass die Waffe mit verschiedenen Ladungen einwandfrei funktioniert. Typische Waffen mit „gasgebremsten“ Verschlüssen sind das deutsche Volkssturmgewehr VG 1–5 von 1945, die Pistole Steyr GB und die Pistolenbaureihe HK P7. BESONDERHEITEN VERSCHLÜSSE SELBSTLADENDER WAFFEN Verschlüsse selbstladender Waffen werden nach Abgabe des Schusses automatisch geöffnet, um die abgeschossene Hülse auszuwerfen und das Schlagstück zu spannen. Das Öffnen des Verschlusses darf auch hier erst dann erfolgen, wenn der Gasdruck im Lauf auf einen ausreichend niedrigen Wert gesunken ist. Dies ist kurz nach dem Austritt des Geschosses aus der Laufmündung der Fall. Die meisten selbstladenden Waffen sind so gerechnet, dass die Massenträgheit der beschleunigten Komponenten genügt, um die Schließfeder zu spannen, damit diese den Nachladezyklus abschließen kann. Die „Verschlusssteuerung“ in Abhängigkeit von der verwendeten Munition bildet also ein zentrales, konstruktives Problem für den Bau von Selbstladern Schlosssysteme Gewehrschlosse haben die Aufgabe, die Zündung der Patrone einzuleiten. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Schlosse für Waffen mit abkippbaren Läufen und starren Läufen. Nach der Art der Schlossspannung unterscheiden wir zwischen Handspanner und Selbstspanner. Schlosssysteme für Waffen mit abkippbaren Läufen Bei Waffen mit abkippbaren Läufen unterscheiden wir zwischen Schlossen mit • außen liegenden Hähnen, hierbei handelt es sich um sog. Hahngewehre. Gespannt wird von Hand durch Zurückziehen der Hähne und • innen liegenden Hähnen, hierbei handelt es sich um sog. Selbstspanner-Kipp-Gewehre. Gespannt wird automatisch beim Abkippen der Läufe. Schematische Darstellung der Schlossteile und ihre Funktion • Schlagbolzen • Schlagstück mit Raste • Schlagfeder • Abzugsstange • Abzug (Griffstück) mit Abzugsblatt Funktionserklärung: Wird der Abzug betätigt, dann drückt das daran befestigte Abzugsblatt die Abzugsstange aus der Raste des Schlagstückes. Durch die Spannung der Schlagfeder schlägt das Schlagstück auf den Schlagbolzen. Die bekanntesten Schlosskonstruktionen • Blitzschloss • Kastenschloss (Anson & Deeley) • Seitenschloss Neuere Systeme sind: Krieghoff-Zweischloss-Handspannersystem, Blaser-SLK-System DAS BLITZSCHLOSS Die Schlossteile sind auf einem Schlossblech montiert, der sog. Züngelplatte (Abzugblech), und dadurch aus dem Verschlusskasten leicht herausnehmbar. Die wichtigsten Schlossteile: • Schlagbolzen • Schlagstück mit Raste • Schlagfeder • Abzugsstange • Abzug (Abzüge) mit Abzugsblatt • Schlossblech, sog. Züngelplatte (Abzugsblech) Verwendung: hauptsächlich bei kombinierten Waffen, z.B. Drillinge, Bockgewehre. DAS KASTENSCHLOSS (SYSTEM ANSON & DEELEY) Die Schlossteile sind überwiegend im Verschlusskasten (Basküle) montiert. Dadurch wird eine kurze Bauart möglich. Verwendung: Doppelflinten, Bockbüchsflinten und auch bei qualitativ hochwertigen Waffen. DAS SEITENSCHLOSS Beim Seitenschloss sind die Schlossteile auf den Seitenplatten montiert. Meist lassen sich die Seitenplatten mit einem Handgriff entnehmen. Anwendung bei qualitativ hochwertigen Doppelflinten und Doppelbüchsen. SCHLOSS FÜR DRILLINGE MIT SEPARATER KUGELSPANNUNG Der Drilling hat 3 Schlosse. Zwei Schlosse sind meist als verkürzte Blitzschloße konstruiert. Das Kugelschloss ist auf dem Schlossblech montiert und separat spannbar. Zum Spannen des Kugelschlosses wird der Spannschieber nach vorne geschoben, bis er einrastet. Hierbei drückt der Galgen die Schlagfeder zusammen. Diese belastet das Schlagstück. Der Reiter schiebt sich unter die Schlossstange, das Schloss ist feuerbereit. Beim Betätigen des vorderen Abzugs drückt das Abzugsblatt den Reiter nach oben. Dabei wird die Schlossstange aus der Hahnrast des Schlagstücks gehoben. Dieses schlägt durch die Spannung der Schlagfeder auf den Schlagbolzen. Entspannen des Kugelschlosses: Entspannknopf drücken und Spannschieber zurück gleiten lassen. Hierbei entlastet der Galgen die Schlagfeder, Schlagstück und Reiter werden automatisch zurückgezogen. Bleibt der Spannschieber vorne eingerastet, spannt sich die Schlagfeder mit Hilfe des Spannhebels automatisch beim Abkippen des Laufbündels. Schlosssysteme für Waffen mit starren Läufen Bei Verschlüssen für Waffen mit starren Läufen bilden System und Verschluss eine Einheit. Zylinderschloss (nach Art Mauser) Schlagbolzenmutter und Schlagbolzen bilden eine Einheit und sind zusammen mit der Schlagfeder (Schlagbolzenfeder) in der Kammer untergebracht. Man spricht deshalb auch vom Kammerschloss. Die wichtigsten Schlossteile: 1. Schlagbolzen, 2. Schlagbolzenfeder, 3. Kammer mit Kammergriff, 4. Schlösschen, 5. Sicherung (Sicherungsflügel), 6. Schlagbolzenmutter, 7. Abzugsgabel (Abzugstollen) mit hinterer „Nase“ 8. Verriegelungswarzen GASDRUCKLADER-SYSTEM Der Lauf ist unbeweglich mit dem Gehäuse verbunden. Beim Auslösen des Schusses wird ein Teil der Pulvergase durch feine Bohrungen vom Lauf in den Gaszylinder abgeleitet. Dieser Gasdruck drückt die Kolbenringe auf dem Röhrenmagazin nach hinten. Die Bewegung wird über die Riegelmuffe und das Riegelgestänge auf den Verschluss übertragen. Der Riegelblock rastet aus der Laufverlängerung aus, der Verschluss öffnet sich nach hinten, die leere Patronenhülse wird ausgeworfen. Das Schloss wird gespannt. Eine neue Patrone wird von der Magazinfeder auf den Zubringer geschoben und von diesem auf Patronenlagerhöhe gebracht. Die Verschlussfeder drückt über die Riegelstange den Verschluss wieder nach vorne und die neue Patrone ins Patronenlager. Der Riegelblock rastet ein, der Verschluss ist geschlossen. RÜCKSTOSSLADER-SYSTEM Der Lauf ist an seinem Verlängerungsstück mit dem Verschluss über den Riegelblock verriegelt, der Riegelblock ist eingerastet. Durch den Rückstoß beim Schuss werden der Lauf und der Verschluss im Gehäuse zurückgestoßen. Hierbei rastet die Nase des Riegelblocks aus der Laufverlängerung aus. Der Lauf wird durch die Rückstoßfeder abgebremst und wieder nach vorne gedrückt. Der Verschluss öffnet sich nach hinten, die leere Patronenhülse wird ausgeworfen. Das Schloss wird wieder gespannt. Eine neue Patrone wird von der Magazinfeder auf den Zubringer geschoben und von diesem auf Patronenlagerhöhe gebracht. Die Verschlussfeder drückt über die Riegelstange den Verschluss wieder nach vorne und die neue Patrone ins Patronenlager. Das Verriegelungsstück rastet wieder ein, der Verschluss ist geschlossen, die Waffe ist erneut schussbereit. MASSENVERSCHLUSS Bei Waffen mit Massenverschluss ist das Verschlussstück während des Schusses nicht starr mit dem Lauf verriegelt, sondern nur durch eine kräftige Feder gegen das hintere Ende des Laufes gepresst. Massenverschlüsse findet man im wesentlichen bei Selbstladepistolen (und Maschinenpistolen). Abzugsysteme Abzugsbauweisen Ein Abzug kann wie bei kleinen Schusswaffen und Handfeuerwaffen als Züngelabzug ausgeführt sein; bei schwereren militärischen Waffen kommen auch Schmetterlingsabzüge zum Einsatz, die beispielsweise bei schweren Maschinengewehren, Kanonen oder Maschinenkanonen zwischen zwei Haltegriffen zu finden sind und mit den Daumen bedient werden. Es gibt auch einfache Hebelabzüge, zum Beispiel bei Kanonen, die zurückgezogen und einfach losgelassen werden, um den Schuss abzugeben. Bei modernen schultergestützten kleinen Raketenwerfern wird nur noch ein elektrischer Schalter betätigt. Die möglichen Bauweisen sind also sicher so vielfältig wie die Abzugskonstruktionen selbst. Bei Handfeuerwaffen ist das Abzugszüngel in der Regel durch einen Abzugsbügel gegen Berührung – und damit gegen unbeabsichtigte Schussauslösung – geschützt. Dieser Abzugsbügel kann Bestandteil des Griffstücks sein (siehe obige Zeichnung) oder aber angesetzt werden. Bei Waffen, die für den Einsatz in arktischen Regionen vorgesehen sind, ist der Abzugsbügel besonders groß ausgeführt, damit der Schütze seine Handschuhe anbehalten kann. Abzugsvarianten DIREKTABZUG (AUCH FLINTENABZUG) Hier wird die Fingerkraft gegen die Spannung der Schlagbolzenfeder direkt übertragen. Alle mechanischen Übertragungswege sollten poliert sein, um die aufzuwendende Kraft so gering wie möglich zu halten. Eine schlechte Abzugsmechanik „kriecht“, d. h. der Abzug bewegt sich erst ein Stück nach hinten, bevor der Schuss gelöst wird, und/oder „hakt“. Hier ist eine veränderte Druckausübung auf den Abzug nötig, um den Schuss auszulösen. STECHERABZUG Diese Abzüge übertragen ihre Kraft indirekt, dadurch wird das nötige Abzugsgewicht gesenkt. Beim Stecherabzug wird durch „Einstechen“ eine Feder im Abzug vorgespannt, die dann durch einen nur leichten Druck auf den Abzug entspannt wird. Die Energie der vorgespannten Stecherfeder wiederum löst den Schlagbolzen aus. Siehe auch Stecher. ANTI-STRESS-ABZUG Als Anti-Stress-Abzug bezeichnet man einen Abzug bei Faustfeuerwaffen, der die versehentliche Schussauslösung in Stresssituationen verhindern soll, da Menschen – hier der Waffenträger – in solchen Situationen zum Verkrampfen der Hände neigen und so bereits bei gezogener Waffe ungewollt einen hohen Druck auf den Abzug ausüben. Zudem kann es auch zum Zittern der Fingermuskulatur kommen. Um zu verhindern, dass sich in Bereitschaftssituationen ein Schuss ungewollt löst und möglicherweise zu schweren oder gar tödlichen Verletzungen führt, gibt es verschiedene Ansätze: Anti-Stress-Abzug Die Firma Walther benutzt einen Abzug, bei dem für den ersten Schuss ein hohes Abzugsgewicht zu überbrücken ist. Für die weiteren Schüsse ist nur noch ein niedrigeres Abzugsgewicht zu überwinden (Single Action). Allerdings ist der vom Abzug zurückzulegende Weg sehr lang. Zittrige Finger bewegen sich nicht so weit. Dieses Konstruktionsprinzip ist im angestrebten Sicherheitsgewinn den teilvorzuspannenden DAO-Systemen unterlegen und hat sich wegen weiterer bauartbedingter Nachteile gegen diese nicht durchsetzen können. Teilvorzuspannendes DAO Das weiterführende Sicherheitsabzugskonzept für modernen Selbstladepistolen stellen die verschiedenen teilvorzuspannenden DAO-Systeme dar. Bekanntester Entwickler und Marktführer ist hier die Firma Glock mit dem sogenannten Safe Action System (siehe unten, Abzugssysteme). Abzugsysteme SA – SINGLE ACTION Der Single-Action-Abzug, auch Direkt-Abzug genannt, ist das einfachste Abzugssystem. Hier wird nur der bereits gespannte Schlagbolzen ausgelöst, ohne sonstige mechanische Teile wie beispielsweise die Trommel des Revolvers zu bewegen. Vor dem nächsten Schuss muss der Hahn stets (von Hand oder durch das Waffensystem) neu gespannt werden. Dies ist das älteste Abzugssystem, bereits Luntenschloss-, Steinschloss- und Perkussionswaffen sowie die ersten Colt-Revolver und Gewehre für Patronenmunition waren reine Single-Action-Waffen. Daher kommt auch die aus Western-Filmen bekannte Revolverhaltung auf Gürtelhöhe, bei der die Handkante der zweiten Hand von oben auf den Hahn schlägt – dadurch wurde der Hahn gespannt, während der Zeigefinger der anderen Hand den Abzug gedrückt hielt, was schnelle Schussfolgen erlaubte. Bei Selbstladepistolen war zunächst der Single-Action-Abzug gebräuchlich. Entweder löste er den Schlagbolzen oder bei den meisten Pistolen einen Hahn aus. Diese Konstruktionen waren ursprünglich dafür vorgesehen, mit gespanntem Hahn und aktivierter Sicherung getragen zu werden, was bei vielen Anwendern Bedenken auslöste. DA – DOUBLE ACTION Der Double-Action-Abzug („Double“ für zwei ausgelöste Vorgänge), auch als DA/SA (Double Action/Single Action) bezeichnet, ist eine Weiterentwicklung des Single-Action-Abzuges. Durch Betätigung (Ziehen) des Abzugs wird der Schlagbolzen gespannt, bis sich der Schuss löst. Ein vorheriges Spannen des Hahnes ist nicht notwendig, kann aber manuell erfolgen. Bei Revolvern wird zusätzlich noch die Trommel weitergedreht. Ein weiterer Schuss wird dann entsprechend dem Single-Action-Abzug ausgelöst. Bei der "Little Tom" von Alois Tomiska gab es 1908 dann den ersten Double-Action-Abzug einer Selbstladepistole, der es erlaubte, die Waffe schussbereit mit entspanntem Hahn zu tragen. War dem Tschechen Tomiska noch kein kommerzieller Erfolg beschieden, wurde mit der Walther PP dieses Prinzip ab 1929 bekannt. Heute ist es bei den meisten Pistolen verbreitet. Nachteil dieses Systems ist der erheblich höhere Abzugswiderstand bei Abgabe des ersten Schusses (gegenüber einem Single-ActionSystem) und der Umstand, dass der Abzugswiderstand zwischen dem ersten Schuss und den weiteren Schüssen deutlich differiert, was das Abkommen (die Schusspräzision) nachteilig beeinflusst. Weiterhin ist nach dem Einrepetieren der Patrone ins Lager zuerst die Waffe vor dem Holstern und Führen manuell über eine Entspannvorrichtung wieder zu entspannen. DAO – DOUBLE ACTION ONLY Beim Double-Action-Only-System (DAO) ist das Spannen und Abschlagen des Schlagbolzens nach dem vorherigen Einrepetieren einer Patrone in das Patronenlager nur durch das Betätigen des Double-ActionSystem-Abzugs möglich. Frühe Beispiele hierfür sind der Bündelrevolver Mariette (1836) sowie der Revolver Adams Modell 1851, beides Perkussionswaffen. Vorteil der DAO-Bauart ist die Möglichkeit, die Waffe ungespannt und ohne weitere Sicherungsbetätigung sofort schussbereit führen zu können, sowie der gleichbleibende Abzugswiderstand bei jedem Schuss. TEILVORZUSPANNENDE DAO-SYSTEME Die teilvorzuspannenden DAO-Systeme stellen den Stand der Technik bei den Gebrauchspistolen dar. Bei einem teilvorzuspannenden DAO-Abzugssystem wird die Schlagfeder durch das Zurücklaufen des Schlittens lediglich teilvorgespannt. Eine so teilvorgespannte Waffe, in der Regel eine Pistole, wird nun erst durch die Abzugszüngelbetätigung im Moment der Schussabgabe sowohl vollgespannt und dann sogleich der Schuss ausgelöst, die Feder also wieder teilentspannt. Das Abzugssystem fällt somit im Moment der Schussabgabe sofort in den sicheren teilvorgespannten Zustand zurück. Aus diesem Funktionsprinzip heraus ergeben sich mehrere erwünschte Eigenschaften für die Waffenführung: Zur Überwindung des restlichen Federspannungsweges bei der Schussabgabe ist weniger Kraftaufwand durch den schussauslösenden Finger notwendig. Der Abzugswiderstand ist für den Schützen schon beim ersten, womöglich entscheidenden, Schuss so niedrig wie bei den Folgeschüssen, was das Abkommen (Schusspräzision) erheblich verbessert. Das teilvorgespannte System kann konstruktionsbedingt nur durch die Abzugsbetätigung in einen vollgespannten und damit schussauslösenden Zustand versetzt werden. Sicherungsversagen, wie sie durch ungewollte schussauslösende Schlagbolzenfreigabe bei vollgespannten Systemen auftreten können, sind mit teilvorgespannten Systemen ausgeschlossen. Ungewollte Schussabgaben durch unter Stress zugleich zu bedienende manuelle Sicherungen, Entspannhebel und Abzugszüngel entfallen hier, da allein der Abzugszüngel zu betätigen ist und zudem durch eine geteilte Abzugszüngelausführung sein Auslösen durch Fremdkörper anstelle des Fingers erschwert wird. Umgesetzt wird das Prinzip des teilvorgespannten DAO durch die Nutzung der beim Zurücklaufen des Schlittens vorhandenen Kraft, gleichgültig ob sie durch die Schussabgabe aufgebaut oder vom Waffenbediener durch das Zurückziehen des Schlittens beim Durchladen (Repetieren) eingebracht wird. Aufgrund dieses Konstruktionsprinzips kann die Waffe immer sicher und dennoch im höchsten Bereitschaftszustand befindlich geführt werden. Fehl- oder Bedienungsverzögerungen wegen der in anderen Systemen nötigen Betätigung weiterer Sicherungselemente werden im Fall der stressbesetzten Schussabgabe beim teilvorgespannten System ausgeschlossen. Bei modernen Selbstladepistolen dominieren heute die teilvorzuspannenden Abzugssysteme den Markt, dies allerdings unter verschiedenen Bezeichnungen. Glock, Marktführer auf dem Gebrauchspistolenmarkt und Entwickler dieser Abzugsbauart, stellt unter der Bezeichnung „Safe Action“ den Sicherheitsaspekt des teilvorzuspannenden Systems in den Vordergrund. Die teilvorzuspannende Glock-Pistole kann nicht durch ungewollte Betätigung einer Sicherung oder das Fallenlassen der Waffe versehentlich ausgelöst werden. Bei diesen Systemen werden nur interne Sicherungen verwendet, die allein über die Abzugszüngelbetätigung freigegeben werden. Mit New-York-Trigger hingegen bezeichnet Glock zwei verschiedene, verstärkte Abzugsfedern für Glock-Pistolen, die erstmals bei der Umstellung der Polizei von New York City von Revolvern auf Glock-19-Selbstladepistolen anstelle der sonst üblichen Abzugsfeder von Glock verbaut wurde. Damit wurde zwar mit dem deutlich höheren und nicht präzisionsförderlichen Abzugswiderstand einer der konstruktiven Nachteile des Revolvers „künstlich“ auf die Pistole übertragen; mit dieser Maßnahme wurde aber den langjährig mit Revolvern ausgebildeten und ausgestatteten Polizisten die Gewöhnung an die Pistole erheblich erleichtert. Ein „Anti-Stress-Abzug“ im oben beschriebenen Sinn ist der New-York-Trigger nicht. Er biete jedoch die Möglichkeit, Waffenträgern, die abwechselnd mit Revolvern und Pistolen umgehen müssen, einen gleichbleibenden Abzugswiderstand anbieten zu können, was im Stressfall durchaus sicherheitsförderlich ist. Die Firma Walther bezeichnet ihre teilvorzuspannenden Systeme als Quick-Action-Trigger. Zum Einsatz kommt dieses Abzugssystem in der Walther P99 Ausführung P99 QA. Die Steyr Mannlicher Variante, das teilvorgespannte Reset Action System, wird aktuell in den Steyer-M-A1- und S-A1-Pistolen verbaut. Die SIG-Sauer GmbH bietet ihre Variante unter der Bezeichnung Double Action Kellermann / DAK an, verbaut in mehreren Modellen. Auch beim System DAK ist die Waffe stets mit einem konstanten Abzugsgewicht teilvorgespannt, ähnlich dem Safe-Action-System der Glock. Stecher Als Stecher bezeichnet man einen Abzug an Feuerwaffen, der extrem empfindlich reagiert. Die kleinste Berührung reicht und der Schuss „bricht“, d.h. er wird ausgelöst. Solch ein Abzug ist nicht auf Dauer so eingestellt. Um den Stecher nutzen zu können, muss „eingestochen“ werden. Dies geschieht mechanisch und aus Sicherheitsgründen nur direkt vor der Schussabgabe. Es existieren zwei verschiedene Stechertypen. Beim Französischen- bzw. Rückstecher wird die Abzugszunge einfach nach vorne geschoben; der deutsche Stecher oder Doppelzüngelstecher besteht aus zwei Abzugszungen, wobei das vordere Züngel den eigentlichen Abzug bildet und die hintere Abzugszunge dem Einstechen dient. Beide Systeme können auch ohne Einstechen direkt abgezogen werden, dann allerdings mit wesentlich höherem Abzugsgewicht. Mit Hilfe einer Stellschraube kann das Abzugsgewicht für den eingestochenen Zustand eingestellt werden. Der Zweck von Stechern ist es, bei der Schussabgabe das Verreißen der Waffe durch zu schnelles, ruckartiges oder kräftiges Abziehen, bedingt durch zu schwergängige Abzüge, zu verhindern. GESCHICHTE UND TECHNIK Stecherabzüge gab es schon bei Armbrüsten. Der gewaltige Zug des gespannten Bogens bewirkte ein sehr hohes Abzugsgewicht bzw. einen sehr langen Abzugsweg. Das eine wie das andere ist für einen präzisen Schuss von Nachteil. Bei den sehr präzisen Radschlossen war das Abzugsgewicht – also der Widerstand des Abzugs – unbedeutend. Da der Drehpunkt des Abzuges aber noch oberhalb des Ansatzpunktes der Sperrklinke im Schloss war, entstand wieder ein ungünstig langer Hebelweg beim Abdrücken. Beide Probleme – Widerstand und langer Hebelarm – konnten durch einen „Tupfer“ oder Stecher überwunden werden, der praktisch ein Schloss am Schloss darstellt. Während das Schloss seitlich in den Schaft der Waffe eingesetzt wird, befindet sich der Stecher in einem Schacht, der von unten in den Schaft geschnitten wird. Die Federkräfte, die ausreichen, um die Abzugsstange (Abzugsklinke) des Schlosses so weit anzuheben, dass sie aus ihrer Kerbe rutscht, sind kleiner als die Federkräfte des Schlosses, die man braucht, um beim Steinschloss Funken zu schlagen oder die später erfundenen Zündhütchen zu zünden. Daraus resultiert der geringe Widerstand. Der hintere Züngel ist der Fortsatz eines kleinen, federbelasteten Hammers, der, wie oben beschrieben, beim „Einstechen“ gespannt wird. Die Waffe wird in Anschlag gebracht, mit dem Zeigefinger eingestochen und ein leichtes Tupfen am vorderen Züngel reicht aus, um den Stecher gegen die Sperrklinke des Schlosses schlagen zu lassen. Deutscher Stecher eingestochen, mit der Schraube zwischen den Abzügen kann der Übergriff eingestellt werden Französischer Stecher eingestochen, mit der Schraube hinter dem Abzug kann der Übergriff eingestellt werden Bei diesen frühen Stechern hat der hintere Züngel die typische leicht gerundete Form eines Abzuges, während der vordere Züngel wie ein dünner Nagel senkrecht aus der Waffe herunterragt (Nadelstecher). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam man auf den Gedanken, diesen Auslöser massiver zu gestalten und ihn mit einem von außen nicht sichtbaren Fortsatz zu versehen, der es – nach hinten abgewinkelt – erlaubte, diesen vorderen Züngel wie einen konventionellen Abzug zu gebrauchen (siehe Bild). Der Schütze hatte jetzt die Wahl, ob er einstechen wollte oder nicht. Die Funktionsbereitschaft der Waffe hing davon nicht ab. Der oben angesprochene französische Rückstecher wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts zuerst bei Luxuswaffen verwendet. Die Mimik ist wesentlich verwickelter. Beim Einstechen wird nicht der Züngel selbst gespannt, sondern ein von außen nicht sichtbares, federbelastetes Bauteil. Tupft man den Züngel jetzt an, wird die Sperre, die dieses Hämmerchen in Position hält, gelöst. Nicht eingestochen funktioniert der Stecher wie ein normaler Abzug. Ein für die Verwendung des Stechers notwendiges Bauteil stellt die Fliege, auch Schleuderkeil genannt, dar. Damit sich der keilförmige vordere Teil der Abzugsstange des Stein- oder Perkussionsschlosses nicht in der Halb- oder Laderast verhakt, nachdem der Stecher die Abzugstange aus der Voll- oder Spannrast geschlagen hat und der Hahn sich unter der Last der Feder in Bewegung gesetzt hat, schnitten die Schlossschmiede eine Aussparung über beide Rasten hinweg in die Nuss oder Hahnwelle. In dieser Aussparung kann sich die Fliege, ein keilförmiges kleines Bauteil, hin und her bewegen. Wird der Hahn neu gespannt, drückt die Abzugsstange die Fliege erst vor die Vollrast und rastet in der Laderast fest. Jetzt kann die Zündpfanne mit Pulver gefüllt und geschlossen werden, bzw. ein Zündhütchen wird auf das Piston der Perkussionswaffe gesetzt. Die Waffe ist gesichert. Spannt man den Hahn zur Schussabgabe vollständig, so rutscht die Abzugsstange in die Vollrast und die Fliege springt über die Halbrast, was ein Verhaken der Abzugsstange in dieser Position wirksam verhindert. Bei modernen Wettkampfwaffen ist der Stecher üblicherweise bei der Freien Pistole zu finden. Da bei dieser Disziplin die Scheibenentfernung mit 50 m ungewöhnlich groß ist, soll dem Schützen mittels Stecher eine gewisse Erleichterung durch ein niedriges Abzugsgewicht verschafft werden. Sicherungen Eine geladene und gespannte Waffe ist immer gefährlich. Absolute Sicherheit gewährleistet nur eine ungeladene Waffe.Sicherer sind alle Waffen, deren Schloss erst unmittelbar vor dem Schuss gespannt wird. Solche Waffen haben eine separate Schlossspannung (Handspanner) und brauchen daher keine Sicherung. Alle anderen Waffen brauchen dagegen Sicherungssysteme. Es gibt verschiedene Arten. Aufgabe dieser Sicherungen ist, zu verhindern, dass ein Schuss ungewollt ausgelöst wird. Sicherungen für Langwaffen Grundsätzliches Konstruktionsmerkmal ist die Sicherung der am Auslösen des Schlosses beteiligten Schlossteile Das sind in der Regel: • Abzug • Abzugsstange • Schlagfeder • Schlagstück Abhängig davon, welches Schlossteil festgehalten - gesichert – wird, sprechen wir von: • Abzugssicherung • Stangensicherung • Schlagfedersicherung • Schlagstücksicherung • Schlagbolzensicherung Nach der Art der Betätigung sprechen wir von Schiebe- oder Druckknopfsicherung. Schiebesicherungen: befinden sich an der Waffe auf dem Kolbenhals oder seitlich. Druckknopfsicherungen: befinden sich an der Waffe z.B. am Abzugsbügel. Der entsicherte Zustand der Waffe wird durch eine rote Markierung angezeigt, der gesicherte Zustand wird durch ein weiße Markierung oder durch den Buchstaben „S“ angezeigt. ABZUGSSICHERUNG Diese Konstruktion verriegelt (sichert) nur die Abzüge. Abzugssicherungen sind deshalb nur so gut wie die schwächste Stelle im Schlosssystem, die Schlagstück haltende Rast. Hieraus folgt: Die Qualität einer Abzugssicherung hängt vom Zustand der Rast ab. Steht sie „zu leicht“ oder ist sie „verschlissen“, dann trennen sich schon bei geringster Erschütterung in der Rast Abzugsstange und Schlagstück d.h. der Schuss bricht, ohne dass der Abzug berührt wurde. Abzugssicherungen verhindern zwar ein Betätigen der Abzüge, aber eine effektive Schlosssicherung erfüllen sie nicht. STANGENSICHERUNG UND FANGSTANGEN Diese Konstruktion verriegelt (sichert) die Abzugsstange und damit indirekt über die Rast das Schlagstück. Gleichzeitig wird der Abzug blockiert. Die Sicherheit lässt sich noch durch sog. Fangstangen erhöhen. Hierbei handelt es sich um eine zweite Abzugsstange, die das Schlagstück festhält, wenn die eigentliche Abzugsstange aus der Rast springt oder bricht. Stangensicherungen bieten zusätzliche Sicherheit bei relativ einfacher Konstruktion. SCHLAGFEDERSICHERUNG Diese Konstruktion blockiert die Schlagfeder und verhindert deren Einwirkung auf das Schlagstück. Moderne Schlosse haben anstelle der Schenkelfedern Schraubenfedern. Sie ermöglichen neue Konstruktionen, bekannt als Sicherheitssysteme. SCHLAGSTÜCKSICHERUNG Diese Konstruktion verriegelt (sichert) das Schlagstück. Theoretisch bietet die Schlagstücksicherung die größte Sicherheit. Trotzdem wird sie heute nur noch selten angewandt. Die Konstruktion ist kompliziert und damit störanfällig. SICHERUNGEN FÜR WAFFEN MIT KAMMERVERSCHLUSS Bei diesen Waffen finden wir bevorzugt zwei unterschiedliche Arten von Sicherungen: Schlagbolzensicherungen und Abzugssicherungen Schlagbolzensicherung - Beispiel: Mauser System 98 Diese Sicherung ist als die sicherste anzusehen da sie das letzte Teil im Wirkmechanismus des Abzugs sichert 98K MAUSER Der Schlagbolzen wird mit Hilfe des Sicherungsflügels blockiert. Hierbei gilt: • Stellung nach links: Schloss entsichert • Stellung nach oben (senkrecht = Montagestellung): Schloss gesichert, Kammer kann geöffnet werden. • Stellung nach rechts: Schloss gesichert und Kammerverschluss blockiert. Das Betätigen des Sicherungsflügels bereitet bei niedrig montiertem Zielfernrohr Probleme. SCHLAGBOLZENSICHERUNG MIT SICHERUNGSSPERRE Die Schlagbolzensicherung wird über eine Sicherungsachse betätigt. Beim Umklappen des Drehflügels nach rechts dreht sich die Sicherungsachse und sperrt über die Schlagbolzenmutter den Schlagbolzen. Gleichzeitig wird der Abzugsstollen durch das Druckstück unterstellt. Beim Linksdrehen des Drehflügels gibt die Sicherungsachse die Schlagbolzenmutter frei. Durch Betätigen des Abzuges wird der Abzugsstollen durch die Schlagbolzenmutter nach unten gedrückt und der Schlagbolzen freigegeben. Unterscheiden müssen wir bei den Sicherungen noch zwischen Waffen mit: DOPPLER-SICHERUNGEN Doppler-Sicherungen verhindern bei mehrläufigen Gewehren ein ungewolltes Auslösen des 2. Schlosses. Den hierdurch ausgelösten Schuss beim Abfeuern des 1. Schusses bezeichnet man als Doppeln. SELBSTTÄTIGE SICHERUNGEN Selbsttätige Sicherungen bezeichnet man auch als Griffstücksicherungen. Solche Waffen werden beim Umfassen des Griffstückes und Betätigen eines Spanngriffes ent- bzw. gesichert. Beispiel: Selbstladepistole H & K P7 AUTOMATISCHE SICHERUNGEN Von einer „automatischen Sicherung“ spricht man, wenn eine Waffe sich selbsttätig beim Betätigen des Verschlusses sichert. SICHERHEITSAUTOMATIK Wird die Schlagfeder eines Schlosses bei Stoss, Fall oder beim Öffnen automatisch entspannt, dann spricht man von einer Sicherheitsautomatik. Beispiel: Sicherheitsautomatik System Blaser. Auf der rechten Schlossseite ist ein sog. Schwinggewicht untergebracht. Dieses Schwinggewicht reagiert auf alle stärkeren Erschütterungen, die durch Fall, Schlag oder Stoss erzeugt werden und löst in einem solchen Fall automatisch die Arretierung des Spannschiebers. Beim Zurückgleiten des Spannschiebers wird die Schlagfeder entspannt. SICHERHEITSGEWEHRE Ein ungespanntes Schloss ist immer ein sicheres Schloss (Ausnahme K 98). Aufgrund dieser Erkenntnis entwickelte man zuerst bei Kipplaufwaffen Gewehre, die beim Abkippen der Läufe die Schlagfedern nicht selbstständig spannen. Solche Gewehre bezeichnet man als Sicherheitsgewehre. Die Schlosse der Sicherheitsgewehre werden erst unmittelbar vor dem Schuss gespannt. Deshalb brauchen diese Waffen keine Sicherung. Sicherheitsgewehre gibt es als Doppelbüchsen, Bockbüchsen, Bockbüchsflinten, Bergstutzen, Drillinge, Repetierer. Zu den „Sicherheitsgewehren“ zählen auch Drillinge, bei denen sich beim Abkippen der Läufe nur die Schrotschloße spannen. Bei diesen Waffen muss das Kugelschloss separat gespannt werden. Man spricht vom Drilling mit separater Kugelspannung. Spannen des Kugelschlosses: durch nach vorne schieben des Spannschiebers. Der Bockdrilling in der Kombination Schrot - kleine Kugel - große Kugel gilt heute als universelle Ansitzwaffe. Zuordnung der Abzüge: Vorderer Abzug = große Kugel, nach Umschaltung kleine Kugel Hinterer Abzug = immer Schrot Heute gibt es auch „Sicherheitsdrillinge“, bei denen alle Schlosse von Hand gespannt werden. Hierbei handelt es sich um einen Zweischloss-Handspanner-Drilling. Spannen beider Schlosse: durch nach vorne drücken des Kickspanners. Zuordnung der Abzüge: Vorderer Abzug ausgestattet mit Rückstecher in Stellung „S“ = rechter Schrotlauf oder nach Umschaltung in Stellung „K“ = Kugellauf. Hinterer Abzug = immer linker Schrotlauf. Repetierer Beispiel: Blaser R 93 – Geradezugverschluss. Bei dieser Waffe erfolgt das Spannen des Schlosses durch nach vorne drücken des Spannschiebers. Zum Entspannen den Spannschieber nach unten drücken und zurücknehmen. Eine zusätzliche Kammergriffsperre, in Kombination mit der Funktion des Spannschiebers, verhindert unbeabsichtigtes Öffnen des Verschlusses. Magazin Das Magazin ist der Behälter an Schusswaffen, aus dem Patronen in eine Waffe zugeführt werden. Sportwaffen sind oft mit 5- bis 10-schüssigen Magazinen ausgestattet. Für Polizei- und Militärwaffen werden je nach Waffentyp unterschiedliche Magazine mit einem Munitionsvorrat von bis zu 200 Patronen verwendet. Die Magazinkapazität ist stark von der Patronengröße abhängig. Kastenmagazin Das Kastenmagazin wird vor allem in militärischen und jagdlichen Repetiergewehren verwendet. Im Gegensatz zu dem in solchen Waffen integrierten Magazinkasten kann es entfernt werden. Die Patronen werden darin meist zweireihig gelagert, das Fassungsvermögen variiert in der Regel zwischen 4 und 10 Patronen. Stangenmagazin Das Stangenmagazin ist die gebräuchlichste Form des Magazins bei Selbstladern. Es findet vor allem in Pistolen mit Kapazitäten zwischen 5 und 40 Patronen Verwendung. Die Patronen sind hierbei in Reihe angeordnet und werden durch eine Feder in den Laderaum bzw. zum Verschluss gedrückt. Stangenmagazine werden in ein- oder zweireihige Magazine unterteilt, aus Kapazitätsgründen werden bei Gebrauchswaffen heutzutage vorwiegend zweireihige Magazine verwendet, es gab jedoch auch schon drei- oder vierreihige Magazine (siehe Kugelpackungen). Magazine bestehen meist aus Stahl, Aluminium oder Kunststoff. Im Magazingehäuse befindet sich eine Feder, an deren oberen Ende das Magazinzubringerstück sitzt. Es drückt die Patronen gegen die Magazinlippen, die den oberen Rand des Magazingehäuses bilden. Zwischen diesen Lippen positioniert, wird die Munition durch den Verschluss in das Patronenlager gedrückt. Den unteren Abschluss des Magazins bildet der Magazinboden. Bei einigen Waffen ist er verlängert, um die Waffe besser greifen zu können, oder aber gummiüberzogen, damit das Magazin nicht beschädigt wird, falls es auf den Boden fällt. Damit das Magazin nicht aus der Waffe fällt, wird es meist durch einen zur Waffe gehörigen Stift gehalten, der durch ein Bedienelement an der Waffe zurückgezogen werden kann. Bei Waffenkonstruktionen mit Magazin im Griff drückt oft auch eine Feder einen Halter über den Magazinboden. Kurvenmagazin Das Kurvenmagazin, auch Bananenmagazin genannt, ist eine Sonderform des Stangenmagazins und wird heutzutage fast ausschließlich bei Sturmgewehren und Maschinenpistolen benutzt. Bei diesen Waffen werden vorwiegend Patronen mit konischen Hülsen verwendet (z. B. 5,56 × 45 mm NATO) oder, wie beim Bren, Patronen mit Rand (.303 British). Um einen gleichmäßigen Federdruck auf die Patronen ausüben zu können, ist das Magazin gekrümmt – der Grad der Krümmung hängt vom verwendeten Patronentyp ab. Das Magazin des Chauchat-MGs ist U-förmig, da die französische 8 mm Lebelpatrone sehr stark konisch ist und einen breiten Rand hat. Trapezmagazin Magazine geringer Kapazität für konische Patronen werden oft als Trapezmagazin ausgeführt. Dabei ist das Magazin vorne und hinten gerade (wie beim Stangenmagazin), der Boden liegt hinten jedoch tiefer als vorne und die Seitenwände sind der Patronenform angepasst. Diese Magazine werden meist verwendet, wenn nicht mehr als 10 Patronen geladen werden, wie z. B. beim Tokarew SWT-40. Tellermagazin Das Tellermagazin wurde während der Weltkriege bei einigen Maschinengewehren verwendet, z. B. beim englischen Lewis, beim sowjetischen LMG DP und beim deutschen Gast-MG, das nicht zum Einsatz kam. Ein Beispiel für eine Maschinenpistole mit Tellermagazin ist die Voere AM 180 Automat mit einer Kapazität von 176 Patronen im Kaliber .22 lfB. Das Tellermagazin befindet sich flach über dem Verschluss der Waffe. Die Patronen werden im Kreis geschoben, Spitze nach innen und nach unten in den Verschluss gedrückt. Trommelmagazin Ein Trommelmagazin funktioniert ähnlich wie ein Stangenmagazin – der Behälter und die entsprechende Feder sind allerdings spiralförmig angeordnet, dieser Magazintyp findet sich heutzutage vor allem bei Sturmgewehren, um diese als LMG verwenden zu können. Bei den im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Thompson 1928A1-Maschinenpistolen konnten wahlweise Stangenmagazine mit 20 oder 30 Schuss sowie Trommelmagazine mit 50 Schuss verwendet werden. Auch bei der russischen PPSch-41 waren Kurvenmagazine mit 35 Schuss oder Trommeln mit 71 Schuss verwendbar. Bei den deutschen Maschinengewehren MG 13 und MG 15 und selten beim MG 34 wurden auch Doppeltrommeln verwendet. Auch für das Sondermodell Lange Pistole 08 („Ari-08“) war ein Trommelmagazin mit 32 Patronen verfügbar. Eine optische Ähnlichkeit mit dem Trommelmagazin hat die Gurttrommel, die aber als Gurtkasten einen aufgerollten Munitionsgurt enthält. Die bekanntesten Beispiele sind das MG 08/15, das MG 34, das MG 42 und das sowjetische RPD. Das Trommelmagazin darf nicht mit der Trommel eines Revolvers verwechselt werden. Richtig ist, dass die Trommel bei einem Revolver zwar auch als Magazin dient, jedoch bildet sie gleichzeitig das Patronenlager, also den Ort, an dem die Patrone gezündet wird. Röhrenmagazin Ein Röhrenmagazin ist ein unter dem Lauf befestigtes oder im Kolben untergebrachtes Rohr, das die Patronen enthält. Durch Federdruck wird die Patrone in Position gebracht und durch Vorschieben des Verschlusses ins Patronenlager nachgeschoben. In der Regel werden unter dem Lauf liegende Röhrenmagazine von hinten durch eine Ladeöffnung geladen. Liegt das Magazin im Kolben, so muss zum Laden eine Röhre mit der Nachschubfeder entfernt und nachher wieder eingeschoben werden. Ein Austausch des ganzen Magazins ist nicht vorgesehen, Röhrenmagazine sind fest mit der Waffe verbunden. Die meisten Unterhebelrepetierer und Vorderschaftrepetierflinten verfügen über ein Röhrenmagazin. Im neunzehnten Jahrhundert, vor der Einführung der Spitzpatronen fanden sich Röhrenmagazine auch bei Militärgewehren, zum Beispiel bei Kropatschek, Vetterli und Lebel. Bei Röhrenmagazinen ist zu beachten, dass die Patronen hintereinander liegen. Bei Munition mit Zentralfeuerzündung bestünde also, bei Spitzgeschossen, die Gefahr, dass eine Geschoss-Spitze ein Zündhütchen zündet. Aus diesen Gründen werden Röhrenmagazine mit Randfeuerpatronen oder Zentralfeuermunition mit Rund- oder Flachkopfgeschossen geladen. Bei Flinten bestehen diese Probleme nicht, da Schrotpatronen in der Regel vorne flach bzw. rund sind. Flintenlaufgeschosse (FLG) haben konstruktionsbedingt Spitzen, die FLG-Patronen sind vorne offen, um sie durch Tasten von Schrotpatronen unterscheiden zu können. Wenn die Geschossspitze aus der Patrone ragt, besteht die Gefahr einer Zündung im Magazin, es gibt deshalb spezielle Patronen für Flinten mit Röhrenmagazin. Ein Nachteil der Waffen mit Röhrenmagazin ist die Schwerpunktverlagerung beim Leerschießen der Waffe. Bei Kleinkalibergewehren kommt dies jedoch nicht zur Geltung, weshalb vor allem in den USA noch immer viele solcher Waffen hergestellt werden. Auch bei kurzen Vorderschaftsflinten ist dies kein Problem, schließlich gelten sie nicht als Präzisionswaffen. Schneckenmagazin Das Helix- bzw. Schneckenmagazin ist eine Mischung aus Röhrenund Trommelmagazin. Hierbei wird die Munition schraubenförmig in Richtung des Verschlusses bewegt. Schneckenmagazine kommen hauptsächlich bei Maschinenpistolen, wie z. B. der russischen PP-19 Bison oder der Calico M950 zum Einsatz. In wenigen Stücken wurde außerdem die in der Presse oft genannte Pistole von Vörös gebaut. Das Prinzip des Schneckenmagazins wurde bereits 1868 vom US-amerikanischen Erfinder Warren Evans zum Patent angemeldet. Das Magazin liegt im Gewehrkolben und fasst je nach Munitionsart zwischen 28 und 34 Patronen. Insgesamt wurden von der Evans Repeating Rifle Company, Mechanic Falls, Maine, U.S.A zwischen 1873 und 1879 etwa 12.000 Stück dieser Waffen hergestellt. Hinterschaft Kolben und Backenformen Deutscher Jagdschaft (Normalschaft): Immer mit Pistolengriff, wahlweise ohne Backe, mit Deutscher Backe oder mit Bayerischer Backe. Die Schaftoberseite (Rücken) kann gerade oder gewölbt sein. Bei gewölbten Schaftrücken sprechen wir von Buckel- oder Schweinsrücken. Der Englische Schaft hat keinen Pistolengriff oder Backe. Der Monte-Carlo-Schaft ist wahlweise ohne Backe, mit Monte-Carlo-Backe oder mit Bayerischer Backe Schaftmaße Die Schaftlänge (meist 3 Messpunkte): Gemessen wird der Abstand zwischen vorderem Abzug und Schaftkappe. Die Senkung: Gemessen wird die Abweichung des Kolbens zur Laufschienenverlängerung an der Kolbennase und an der Schaftkappenoberkante. Pitch: Gemessen wird die Winkelstellung der Schaftkappe zur Visierlinie. Diese ist erkennbar als Abweichung der Laufmündung von der Wand, sofern die Waffe an eine Wand gelehnt wird und mit der gesamten Schaftkappe am Boden aufliegt. Rechtsschäftungen sind für Linksschützen nicht brauchbar. Das gleiche gilt umgekehrt. Deshalb gibt es Links- oder Rechtsschäftungen. Schränkung: Gemessen wird die seitliche Abweichung des Schaftes zur gedachten Verlängerung der Visierlinie. Man sagt: Eine Waffe muss „aus dem Gesicht“ geschränkt sein! Somit benötigen Rechts- und Linksschützen entsprechend unterschiedliche Schränkungen. Maßschäftungen, Sonderschäftungen Seh- und körperbehinderte Schützen brauchen Sonderschäftungen. Bekannte Sonderschäftungen sind gekröpfter Schaft und Muschelschaft. Diese Schäftungen ermöglichen den Rechtsanschlag beim Zielen mit den linken Auge. Wechselschäfte Einige Waffenhersteller liefern für Ihre Kipplaufgewehre speziell gefertigte Wechselschäfte. Diese werden zum System passend massgerecht gefertigt und können mit Hilfe eines Werkzeuges mit wenigen Handgriffen gewechselt werden Die Schaftkappe Das Schaftende ist i.d.R. mit einer Schaftkappe versehen. Schaftkappen dienen zur Rückstoßminderung und Schaftverlängerung und auch als optischer Schaftabschluss. Schaftkappen werden aus verschiedenen Materialien hergestellt, z.B. Kunststoff, Horn, Metall. Schaftkappe aus Metall, Riemenbügel, Abzugsbügel und Pistolenkäppchen bezeichnet man als Beschläge. Schaftmagazine Manche Schäftungen werden mit einem Schaftmagazin angeboten. Es dient zum Aufbewahren von Ersatzmunition und kurzen Einsteckläufen bzw. von Reinigungsgerät. Schaftmagazine sind im Kolben untergebracht, z.B. an der Kolbenunterseite oder unter der Schaftkappe. Die Fischhaut Bei glattem Schaftholz besteht die Gefahr, dass die Hände abrutschen (verrutschen). Um dies zu verhindern, versieht man den Schaft an den Griffstellen, d.h. am Kolbenhals, dem Pistolengriff oder am Vorderschaft mit einer griffigen Struktur, z.B. einer Fischhaut oder bei Synthetikschäften (Kunststoffschäften) mit rauen Lacken. Die Fischhaut wird unterschiedlich ausgeführt: normale Fischhaut, Schottische Fischhaut, Schuppenfischhaut. Exklusive Waffen tragen auch anstelle der Fischhaut ornamentale Schaftverschneidungen. Zielsysteme Offene Visierung Die Offene Visierung dient dazu, eine Schusswaffe so auf ein Ziel zu richten („zielen“), dass ein abgegebener Schuss in einer definierten Entfernung das Ziel trifft. Man unterscheidet offene Visierungen, bei denen über Kimme und Korn anvisiert wird, von Dioptervisierungen und Zielfernrohren, bei denen mindestens ein Teil der Visierung in einem Gehäuse angebracht ist. Im Bild ist die Kimme einer Luftpistole zu sehen (Hintergrund). Sie besteht aus einer rechteckigen Aussparung in einem Blech. Das Korn (im Vordergrund) ist an der Oberkante abgeflacht und soll beim Zielen mit seiner Oberkante eine Linie mit der Oberkante der rechteckigen Aussparung in der Kimme bilden. Diese Linie soll mittig unterhalb des schwarzen Teiles des Scheibenspiegels einer Schießscheibe angesetzt werden (man spricht hierbei von „Ziel aufsitzen lassen“). Bei Sportwaffen sind die Kimme und gelegentlich auch das Korn einstellbar. Meist ist die Kimme in Höhe und seitlicher Lage verstellbar. Bei einigen Waffen kann auch das Korn seitlich verschoben werden. Bei modernen Sportwaffen ist die Breite der Kimme und des Korns veränderlich. Diese Einstellmöglichkeiten dienen dazu, die Waffe an die persönlichen Bedürfnisse des Schützen anzupassen und die Treffpunktlage auf der Scheibe zu zentrieren. Diopter Zielfernrohr Ein Zielfernrohr ist ein Fernrohr mit einer in die Optik integrierten Zieleinrichtung. Zielfernrohre werden bei Messgeräten und bei Schusswaffen zur genauen Ausrichtung auf ein entferntes Ziel benötigt. Die Zieleinrichtung wird Absehen genannt. Vorgänger dieser Einrichtung ist das Diopter. Grundsätzlich sind die Zielfernrohre nach ihrer Bauart KeplerFernrohre. Bei modernen Messgeräten und bei Zielfernrohren für Schusswaffen wird eine Umkehrlinse oder ein Umkehrlinsensystem eingebaut, damit ein aufrechtes Bild entsteht. Zielfernrohre werden als geschlossene Visierung bezeichnet. Im Gegensatz dazu ist die aus Kimme und Korn bestehende Visierung eine offene Visierung. Beim Zielfernrohr werden Absehen und Ziel für das Auge scharf und vergrößert abgebildet. Dagegen kann das Auge bei einer offenen Visierung wegen der unterschiedlichen Entfernung von Kimme, Korn und Ziel zum Auge nur schwer auf alle drei Punkte gleichzeitig fokussieren. Die klassische Form des Absehens ist das Fadenkreuz oder auf Englisch crosshair . Dazu wurden in der Bildebene des Objektives zwei Fäden aus einem Spinnennetz senkrecht zueinander gespannt. Heute wird das Absehen auf Glas geätzt. Damit können auch zusätzliche Markierungen angebracht werden, die insbesondere für die Entfernungsschätzung (z. B. Reichenbachsche Distanzfäden) nutzbar sind. Heute sind auch Absehen verfügbar, die durch Tageslicht oder durch elektrische Einrichtung beleuchtet werden. PRINZIPIELLER AUFBAU Allen Zielfernrohren gemeinsam sind folgende Elemente: Ein röhrenförmiger Körper, der Tubus, welcher die optischen Elemente aufnimmt. Ein Objektiv, durch welches das Licht einfällt. Ein Absehen, das zur Justierung nach oben und unten sowie zur Seite verstellbar ist ein Okular zur Betrachtung des Bildes und zur Scharfeinstellung auf die Bildebene eine Montage zur reproduzierbaren Ausrichtung gegenüber dem Messgerät oder der Schusswaffe Zusätzlich haben Zielfernrohre noch je nach Verwendungszweck eine Umkehrlinse oder ein Umkehrlinsensystem zur Aufrichtung des Bildes eine Beleuchtungseinrichtung oder ein beleuchtetes Absehen für den Einsatz bei schlechten Lichtbedingungen eine Scharfeinstellung für variable Zielentfernungen eine Libelle zur horizontalen Ausrichtung vor allem bei Nivellieren variable Vergrößerung entfernungsabhängige Abseheneinstellung veränderliche Absehen zur Entfernungsmessung bei Tachymetern Sehfeldblenden zur Begrenzung des Bildes auf Strahlen nahe der optischen Achse und damit zur Begrenzung des Parallaxenfehlers VERWENDUNG MIT SCHUSSWAFFEN Zielfernrohre für Schusswaffen werden zweckbestimmt konstruiert: Je nach Situation und Einsatzzweck sind sowohl die Schussentfernung als auch die Größe, die Form, die Bewegungsgeschwindigkeit oder der Hintergrundkontrast des Zieles für die Auslegung bestimmend. Das Zielfernrohr gibt dem Schützen eine geradlinige Visierlinie. Dagegen fliegt das Geschoss, abhängig von seiner Rasanz auf einer parabolischen Flugbahn. Beide Kurven schneiden sich an zwei Punkten, die vom Schützen je nach Einsatzzweck wählbar sind und wovon der zweite Punkt günstigste Einschussentfernung (GEE) genannt wird. Der Schütze stellt das Absehen des Fernrohres meist auf die Entfernung des zweiten Schnittpunktes oder einen Wert zwischen den beiden Punkten ein. Typische Einschussentfernungen für die Jagd liegen oberhalb 100 m. Das Zielfernrohr muss gegenüber dem Lauf der Schusswaffe so justiert sein, dass bei jedem Schuss die gleiche Ausrichtung gewährleistet ist. Diese mechanische Vorrichtung zur Befestigung des Zielfernrohrs an der Waffe wird Montage genannt. Die Montage ist je nach Ausführung so ausgeführt, dass das Zielfernrohr fest oder abnehmbar mit der Waffe verbunden wird. Für die Verwendung bei wenig Tageslicht oder bei Nacht werden Zielfernrohre mit großer Eintrittspupille (Objektivdurchmesser) bevorzugt, wobei das Gewicht mit dem Objektivdurchmesser wächst. Bei Nacht werden auch die Leuchtabsehen verwendet. Gute Zielfernrohre haben eine vergütete Optik. Dabei werden auf die Glasflächen extrem dünne reflexmindernde Beläge dauerhaft in vielen Schichten aufgedampft. Die Reflexminderung minimiert die Lichtverluste an der Übergangsschicht zwischen Gas (z. B. Luft) und Glas. Dadurch werden Lichttransmissionswerte (Lichtdurchlässigkeitswerte) von über 99,5 Prozent an einer Übergangsschicht erreicht. DAS ABSEHEN Als „Absehen“ bezeichnet man die Zielmarke in einem Zielfernrohr. Es gibt verschiedene Absehen. Am häufigsten werden bei uns Absehen 1 (Normal-Absehen) und Absehen 4verwendet. Für die Wahl des Absehens gilt als Faustregel: Starke Balken eigenen sich für die Dämmerung. Dünne Fäden eigenen sich für ruhig gezielte Schüsse, Voraussetzung: gutes Licht. Abs.1 Abs. 3 Abs. 4 Abs. 8 Abs. Z-Plex Abs. Diavary Die sog. A-Absehen unterscheiden sich von den anderen Absehen durch einen größeren Abstand der Horizontalbalken. Dies hat Auswirkungen beim Entfernungsschätzen. Absehen können in der Objektivbildebene oder in der Okularbildebene liegen. Diese unterschiedliche Anordnung hat Auswirkungen bei Zielfernrohren mit variabler Vergrößerung. OKULARBILDEBENE Hierbei gilt: Bei Veränderung der Vergrößerung verändert sich die Größe des Absehens nicht, sondern nur das Ziel. OBJEKTIVBILDEBENE Bei Zielfernrohren kann das Absehen in der Objektivbildebene liegen. Hierbei gilt: Bei Veränderung der Vergrößerung verändert sich auch die Größe des Absehens, aber immer im gleichen Verhältnis zum Ziel. ENTFERNUNGSSCHÄTZEN MIT HILFE DES ABSEHENS Liegt bei variablen Zielfernrohren das Absehen in der „Objektivbildebene“, dann lässt sich bei jeder Vergrößerung die Entfernung zum Wild ziemlich genau mit Hilfe des Abstandes zwischen den Horizontalbalken abschätzen.Bei Absehen 1 und 4 entspricht der Abstand der Horizontalbalken auf 100 m Entfernung 70 cm und damit in etwa der Länge eines Rehes. Bei A-Absehen (z.B. Absehen A4) entspricht der Abstand der Horizontalbalken 140 cm und damit in etwa der doppelten Länge eines Rehes. KORREKTUR DER TREFFPUNKTLAGE Nach Montage eines Zielfernrohres muss die Waffe eingeschossen werden. Das ist Arbeit für einen Büchsenmacher. Aber jeder Jäger muss von Fall zu Fall die Treffpunktlage seines Gewehres durch Kontrollschüsse überprüfen. Zeigt sich hierbei, dass die Treffpunktlage vom Haltepunkt abweicht, muss am Zielfernrohr das Absehen verstellt werden. Hierfür haben moderne Zielfernrohre eine doppelte Absehenverstellung. Man unterscheidet zwischen der Höhenverstellung zur Korrektur von Hoch- oder Tiefschuss und der Seitenverstellung zur Korrektur von Rechts- oder Linksschuss. Die Zielmarke wird immer in Richtung der Treffpunktabweichung verstellt. Beispiele: Abweichung: man stellt bei Tiefschuss tiefer; Hochschuss höher; Rechtsschuss nach rechts; Linksschuss nach links. Die Absehverstellung erfolgt meist mit Hilfe einer sog. Klick-Rastung. Ein „Klick“ bedeutet eine Veränderung der Treffpunktlage um 1 cm auf 100 m. Diese Aussage stimmt nicht generell, deshalb die Angaben der Hersteller beachten. ZENTRIERTES ABSEHEN Die meisten modernen Zielfernrohre haben ein sog. zentriertes Absehen, d.h. obwohl die Zielmarke horizontal oder vertikal verstellt wurde, bleibt das Absehen optisch im Zentrum. Die tatsächliche „Stellung“ des Absehens ist nur an der Stellung der Skala (Klick-Rastung) erkennbar. Ist das Absehen nicht zentriert, dann „wandert“ es beim Verstellen aus dem Zentrum. AUSTRITTSPUPILLE UND AUGENLAGE Zielfernrohr und Auge liegen dann richtig zueinander, wenn die Austrittspupille des Zielfernrohres genau auf die Augenpupille fällt. Bei Zielfernrohren liegt die Austrittspupille ca. 8 cm hinter dem Okular. Hierdurch kann es beim Schuss durch Rückstoss zu keiner Verletzung kommen. Liegt das Auge zu nah oder zu weit hinten, dann ist der Seheindruck nicht mehr optimal, das volle Sehfeld kann nicht mehr überschaut werden. Im Okular erscheinen unscharfe Ränder. Da der Schütze die „Augenlage“ zum Zielfernrohr verändern kann, d.h. immer selber bestimmt, sei darauf hingewiesen, dass nur bei richtiger Augenlage ein optimaler Seheindruck entsteht. DICHTIGKEIT Die Qualität eines Zielfernrohres ist von vielen Faktoren abhängig. Ein wichtiger Faktor ist die Dichtigkeit. Weder Staub noch Wasser dürfen in das Innere eines Zielfernrohres gelangen. Undichte Zielfernrohre würden beschlagen. Moderne Zielfernrohre sind absolut dicht und mit einem Spezialgas gefüllt. PARALLAXE UND ZIELFEHLER Als „Parallaxe“ bezeichnet man die scheinbare Verschiebung des Absehens auf der Bildebene. Diese Verschiebung entsteht durch horizontale oder vertikale Abweichung des Auges von der Fernrohrachse. Bei einem Zielfernrohr liegt das Bild des Wildes (Zieles) in der Absehenebene, wenn das Zielfernrohr auf eine bestimmte Zielentfernung abgestimmt ist. Das sind in der Regel 100 m. Auch bei schiefem Einblick wird hierbei kein Parallaxefehler wirksam. Ändert sich jedoch die Zielentfernung wesentlich, dann kann geringfügige Parallaxe auftreten. Fehlschüsse durch Parallaxe sind geringfügig, solange die Austrittspupille des Zielfernrohres noch mit der Augenpupille übereinstimmt. Bei einem auf 100 m parallaxfrei angestimmten Zielfernrohr beträgt bei einer Zielentfernung von 50 oder 150 m die Zielpunktabweichung je nach Objektivdurchmesser nur ca. 1 cm, d.h. weniger als die Streuung eines sehr guten Büchsenlaufes. Grössere Zielfehler können auftreten, wenn das Auge zu nah oder zu weit hinter dem Fernrohr liegt und schräg hineinblickt. Ein Parallaxenfehler tritt nie ein, wenn man genau zentrisch durch das Zielfernrohr schaut. ZIELFERNROHRE MIT PARALLAXEN-AUSGLEICH Weiß man, dass die Zielentfernungen extrem schwanken, z.B. im Gebirge, und will man Parallaxenfehler sicher ausschließen, dann sollte man ein Zielfernrohr mit Verstellmöglichkeit zum Parallaxen-Ausgleich wählen. Bei diesem Zielfernrohr wird die Schussentfernung am Objektiv eingestellt. DIE ZIELFERNROHRMONTAGE Schwenkmontagen Blaser-Sattelmontage Einhakmontage Voraussetzung für eine gute Schussleistung ist u. a. eine fachmännisch richtige Zielfernrohrmontage. Es gibt unterschiedliche Montagen. Erstmontage des Zielfernrohres und Einschießen ist Arbeit für den Büchsenmacher (Hersteller). Die heutigen Zielfernrohrmontagen ermöglichen ein schnelles Abnehmen und Aufsetzen ohne Veränderung der Treffpunktlage. Optische Systeme Fernglas Ein Fernglas ist ein tragbares, in der Regel freihändig verwendbares Fernrohr. Es ist überwiegend in binokularer Ausführung auf dem Markt, die es ermöglicht, Objekte mit beiden Augen über getrennte Strahlengänge zu beobachten. Das Fernglas wird einerseits in einfacher Linsenbauweise als Theaterglas (Opernglas, Galilei-Fernrohr) angeboten, andererseits als Prismenfernglas (Kepler-Fernrohr), das umgangssprachlich auch Feldstecher genannt wird. Daneben gibt es das kleine, fernrohrartige Monokular sowie das größere, aus Gewichts- und Konstruktionsgründen überwiegend mit Stativ zu verwendende Spektiv. Porroprismen – Fernglas, aufgeschnitten. Geradsichtiges“ Dachkantprismen-Fernglas GESCHICHTE UND BEZEICHNUNGEN Im 19. Jahrhundert nannte man Gläser, mit deren Hilfe man auf Entfernung schärfer als ohne Hilfsmittel sehen konnte, „Stechbrillen“ (oft als Monokel ausgebildet) und die schon vorhandenen Theatergläser kurz „Stecher“. Ein vornehmerer Begriff war „Lorgnette“, der originär für in der Hand zu haltende Brillen galt. Für die vorwiegend vom Militär im Gelände benutzten Gläser entstand daraus der Begriff Feldstecher.[1] Theatergläser wurden schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts, als achromatische Linsen zur Verfügung standen, vermehrt gefertigt. Ein Kaiserliches Privileg zu ihrer Fertigung erhielt Johann Friedrich Voigtländer 1823 in Wien. Für ein binokulares Fernglas mit ähnlichen Prismen wie die bereits bekannten und monokular angewendeten Porroprismen meldete am 9. Juli 1893 die Firma Carl Zeiss in Jena ein Patent an. Ein Prismenfernrohr mit Dachkant-Pentaprismen und der Bezeichnung Dialyt (mit je zwei Objektiv-Linsen) und ebenfalls parallel versetzten optischen Achsen baute die Firma M. Hensoldt & Söhne in Wetzlar ab 1905. Am 14. April 1905 meldete diese Firma ein Patent für ein „geradsichtiges“ Prismenfernglas mit Dachkant-Pentaprismen an. Das Wort Fernglas wird von vielen Herstellern als übergeordneter Begriff verwendet, um unterschiedliche optische Gerätetypen mit binokularer und monokularer Konstruktion zu kennzeichnen. TYPEN BINOKULARER FERNGLÄSER Die beiden Haupttypen der binokularen Ferngläser sind die optisch einfachen Theatergläser und die aufwändigeren Prismenferngläser . Prismenferngläser funktionieren nach dem Kepler-Fernrohr-Prinzip und enthalten ein Umkehrprisma zwischen Okular und Objektiv, welches einerseits das um 180° verdrehte Bild zurückdreht und andererseits bei hochwertiger Abbildung eine kompakte Bauweise ermöglicht.. UMKEHRPRISMA-VARIANTEN Angewendet werden zwei unterschiedliche Umkehrprismen: Die lange Zeit dominierenden Ferngläser enthalten Porroprismen. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind in großem Maße Ferngläser mit „geradsichtigen“ Dachkantprismen (zum Beispiel: Schmidt-Pechan-Prismen) in Gebrauch. Wegen der „Geradsichtigkeit“ sind letztere besonders kompakt gebaut. Ihre Fertigung ist aufwändiger, um ausreichend präzise zu sein. Sie standen daher lange Zeit hinter Porroprismen-Ferngläsern zurück und konnten sich nicht breit durchsetzen. Noch heute beobachtet man bei dieser Bauform erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den Herstellern bzw. den Preiskategorien, denn die Einhaltung enger Fertigungstoleranzen ist schwierig und kostenintensiv. Porroprismen-Ferngläser weisen demgegenüber eine größere Fertigungstoleranz auf und verlangen weniger aufwändige Vergütungen für gute Abbildungsleistungen. Bei begrenztem Budget erhält man daher meist ein besseres optisches System in Porrobauweise als in Dachkantbauweise. Insgesamt gesehen haben beide Systeme verschiedene spezifische Vor- und Nachteile hinsichtlich Fertigung und Benutzerfreundlichkeit. Die Dachkantgläser wirken je nach Marke und Modell entweder eher kurz und kompakt oder aber eher länglich und schmal. Der Grund kann in unterschiedlichen Dachkantprismensystemen liegen oder in unterschiedlichen Brennweiten der Linsen: Lange Objektiv- und Okularbrennweiten erlauben leichter die Korrektur von Bildfeldwölbung und Randunschärfe und ermöglichen dadurch oft bessere optische Kenndaten (großes Sehfeld, kleinere Abbildungsfehler). Kurze Modelle sind dafür leichter und handlicher. BAUWEISEN UND QUALITÄTSASPEKTE Die beiden Hälften eines binokularen Prismenfernglases lassen sich um die Mittelachse schwenken, um die Strahlengänge auf den Augenabstand (präziser: Pupillendistanz) des jeweiligen Benutzers einstellen zu können. Vorhanden ist üblicherweise eine Einstellbarkeit von etwa 56 bis etwa 74 mm (Abstand zwischen den Okularen), nur bei wenigen Gläsern bis etwa 78 mm. Faltbare Kompaktfeldstecher erlauben Einstellungen ab etwa 32 mm. Bei optimaler Einstellung und Blick in die Ferne erkennt der Beobachter einen Bildkreis (und nicht zwei wie eine liegende 8 überlappende, wie schematisch oft dargestellt, etwa in Spielfilmen). Für ein entspanntes stereoskopisches Sehen ist die synchron laufende Fokussierung (Scharfstellung) der beiden Strahlengänge wichtig. Bei unsynchronem Lauf oder Dejustage der optischen Teile, was insbesondere bei Billigprodukten auftreten kann, versucht das Gehirn des Beobachters die unterschiedlichen Bilder zur Deckung zu bringen, was ermüdend wirkt und Kopfschmerzen verursachen kann. Bei Porroprismen-Ferngläsern sind die Okulare zur Synchronisation über eine Brücke miteinander verbunden, die durch Drehen eines Fokussierrads vor- und zurückbewegt werden. DachkantprismenFerngläser haben meist eine Innenfokussierung mit einer synchronen Verschiebung einer Linsengruppe in den beiden Strahlengängen. Die Anpassung an die häufig etwas unterschiedliche Brechkraft des linken und rechten Auges verlangt einen Dioptrienausgleich, der durch Drehen an einem der Okulare (selten auch an beiden) erfolgen kann, manchmal, besonders bei höherwertigen Ferngläsern, durch Einstellungen an einem Mitteltrieb. Bei sehr klein und leicht gehaltenen Kompaktferngläsern wird die Dioptrieneinstellung durch getrenntes EinzelEinstellen der beiden Okulare erreicht; auch manche Marinegläser verwenden dieses Funktionsprinzip zwecks besserer Wasserdichtigkeit. Die häufig gummierte Verbindung zwischen Okular und Auge sollte störendes Seitenlicht möglichst fernhalten. Dies funktioniert am effektivsten mit weichen schwarzen Augenmuscheln, die an den Außenseiten verlängert sind und sich an die Schläfen anlegen. Allerdings sind diese nur ohne Brille verwendbar. Brillenträger müssen sie umklappen oder (je nach Fabrikat) gegen andere Augenmuscheln austauschen. Viele Hersteller haben komfortabel herausdrehbare Augenmuscheln entwickelt, welche sich schnell und variabel einstellen lassen, allerdings nicht so effektiv gegen Seitenlicht schützen. Ob allerdings Brillenträger einen ähnlich guten Sehkomfort wie Nicht-Brillenträger genießen können, hängt stark vom Augen-Okular-Abstand ab, der innerhalb einer bestimmten Spannbreite durch Verschieben oder (komfortabler) Drehen der Augenmuscheln einstellbar ist. Die Austrittspupille des Fernglases muss generell axial und parallel („zentrisch“) sowie in einem gewissen Abstand zur Eintrittspupille des Auges, d. h. zur hinter der Hornhaut liegenden Öffnung der Iris, liegen. Dieser Abstand sollte je nach Brillenstärke etwa 14–20 mm betragen und arretierbar sein. Ist das Auge zu weit entfernt, sieht der Betrachter ein beschnittenes Bild, ist es zu nahe am Okular, können sich bei nicht genau zentriertem Durchblick schwarze Abschattungen (sogenannte kidney beans) einstellen, was ein unkomfortables Sehen nach sich zieht. Okularkonstruktionen, die diesen Abstand einhalten, heißen „Brillenträgerokulare“. Ältere und preiswerte Ferngläser sind häufig nicht Brillenträger-tauglich. Meist ist der Sehgenuss ohne Brille wegen der besseren Abschirmung des Strahlengangs vor Seitenlicht höher als mit Brille, sofern sich die jeweilige Fehlsichtigkeit am Fernglas geeignet korrigieren lässt; nicht am Okular korrigieren lässt sich stärkere Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Allerdings sind Abnehmen und Wiederaufsetzen einer Brille oft hinderlich und für viele Situationen zu langsam (Vogelbeobachtung, Jagd, Sportanlässe). Hinzu kommt, dass mögliche Unterschiede zwischen den beiden Augen meist nur bis etwa ±3–5 Dioptrien eingestellt werden können und dass die volle Fokussierbarkeit des Fernglases für beide Augen meist nur bis etwa 3–8 Dioptrien möglich ist. Bei stärkerer Kurzsichtigkeit ist die Einstellung auf unendlich nicht mehr möglich, während andererseits die Naheinstellung verbessert wird. Manche Hersteller bieten an, durch Nacharbeit im Werk den sogenannten Überhub (derjenige Bereich, der bei Normalsichtigen über die Unendlichstellung hinaus einstellbar ist) zu Lasten der Naheinstellung zu vermindern. Wichtige Qualitäts-Kriterien sind auch eine angenehme Handhabung (Griffigkeit, Schwerpunktbildung, Erreichbarkeit des Fokussierrads). Hier haben Personen mit großen bzw. kleinen Händen naturgemäß unterschiedliche Ansprüche. Daneben sind Haptik und Funktionalität unter unterschiedlichen Witterungsbedingungen (also auch bei Kälte und im Regen) bedeutsam, wozu eine mechanisch einwandfreie, weder zu leicht noch zu schwer gehende Einstellung des Augenabstands, der Scharfstellung und der Dioptrieneinstellung gehört. Weiter sind eine gute Eignung für die Verwendung mit und ohne Brille, eine Toleranz gegenüber Temperaturextremen und Nässe, ein guter Schutz gegen Stoß und gegen Kratzer an den Linsen und ein geringes Gewicht wichtige Kriterien. Zur Gewichtseinsparung und gleichzeitigen Stabilität der Gehäuse dienen Aluminium, Magnesium-Legierungen oder Polycarbonate. Für besondere Anwendungen sind Objektivgewinde nützlich, beispielsweise zur Anbringung von Polarisationsfiltern für Beobachtungen nahe von Wasseroberflächen (Wassersport, Wasservögel). Tierbeobachter und Astronomen schätzen auch ein Gewinde, das ein Aufschrauben auf ein Stativ ermöglicht. Für nautische Zwecke sind Zusatzeinrichtungen wie Kompass und Strichplatten erhältlich, für Jäger Entfernungsmesser und Zielhilfen auf Laserstrahlbasis. Einige Hersteller bieten auch bildstabilisierte Ferngläser an, welche ein Zittern der Hände ausgleichen können. Geräte mit sonstigen elektronischen Zusatzfunktionen (Höhenmesser, Temperaturangabe und Zeitfunktion; Minox BD-Reihe), mit integriertem digitalen Fotoapparat (Bushnell Imageview) oder mit Daten- und Bildübertragung zwischen mehreren Beobachtern (Leica Geovid Lux) sind Nischenprodukte oder Geräte für Spezialanwendungen. Ebenfalls für Spezialanwendungen konzipiert (Wildbeobachtung, Jagd, Polizei, Militär, Sicherheitsdienst) sind die verschiedenen Typen der Nachtsichtgeräte, die hier nicht näher behandelt werden. FUNKTIONSPRINZIP, KENNGRÖßEN UND QUALITÄTSEIGENSCHAFTEN Die drei wesentlichen optischen Bauteile eines Prismenfernglases sind (je Optik) 1. das Objektiv, das heutzutage aus zwei bis fünf Linsen besteht, 2. das Prismensystem mit zwei oder drei Prismen sowie 3. das Okular, das heute meist aus drei bis sechs Linsen besteht. Das Objektiv erzeugt in einer Zwischenebene ein doppelt verkehrtes (auf dem Kopf stehendes und seitenverkehrtes) Bild. Das Prismensystem dreht das Bild um 180°, richtet es auf, ohne die Größe zu verändern. Das Okular funktioniert als Lupe, mit der das Bild vergrößert gesehen wird. Bei richtiger Fokussierung treten die Lichtstrahlen parallel aus dem Okular aus, und der Beobachter hat den Eindruck, entspannt in die Ferne blicken zu können. VERGRÖßERUNGSZAHL UND OBJEKTIVDURCHMESSER Die wichtigsten und in der Regel auch angeschriebenen Kenngrößen eines Fernglases sind die Vergrößerungszahl und der Objektivdurchmesser. Zum Beispiel bedeutet die Kennzeichnung 10×50, dass eine 10-fache Vergrößerung und ein Objektiv-Durchmesser von 50 mm vorliegen. Die Vergrößerungszahl ist der Quotient aus Objektivbrennweite und Okularbrennweite. Eine 10-fache Vergrößerung bedeutet, dass das Bild 10 mal größer erscheint als mit bloßem Auge. Der Objektivdurchmesser bestimmt, wie viel Licht vom Fernglas aufgenommen wird und ist somit für die Bildhelligkeit mit verantwortlich, die aber auch von der Vergrößerung beeinflusst wird. Die Bildhelligkeit ist proportional zu , wobei D der Objektivdurchmesser und v die Vergrößerungszahl ist. Manche Fernglashersteller neigen dazu, etablierte Kennzahlen (z. B. 8×32, 10×50) selbst dann zu verwenden, wenn der Objektivdurchmesser im Einzelfall einige mm kleiner ausfällt. Auch die Vergrößerung des gesehenen Bildes ist nicht so klar definiert: Erstens variieren die tatsächlichen Vergrößerungen zwischen den Ferngläsern geringfügig um die angegebenen Werte, zweitens ändern sie sich etwas mit dem Objektabstand (scheinbare geringere Vergrößerung bei kleinen Entfernungen) und drittens verändert die jeweilige Verzeichnung die Vergrößerung insofern, als die für Ferngläser typische kissenförmige Verzeichnung den Vergrößerungsfaktor zum Rand hin etwas erhöht. Schließlich hat man bei Ferngläsern der klassischen Porrobauweise den subjektiven Eindruck, dass die Vergrößerung etwas geringer ausfällt als bei einem gleich stark vergrößernden DachkantFernglas mit geringerem Objektivabstand, was in der Nähe besonders ausgeprägt ist; dieser sogenannte Liliputismus-Effekt ist die Folge einer anderen Wahrnehmung bzw. cerebralen Verrechnung des stärker stereoskopischen Bildes und fällt bei monokularem Einblick weg. Das Strahlenbündel, das senkrecht durch das Objektiv in das Fernglas gelangt, hat den wirksamen Durchmesser des jeweiligen Objektivs. Der wirksame Durchmesser wird manchmal durch eine Eintrittsblende hinter dem Objektiv oder noch weiter im Geräteinnern etwas verringert. Diese Blenden dienen meist der Unterdrückung von Abbildungsfehlern im Randbereich. Diejenige Blende oder Linsenfassung, die den Durchmesser des Strahlenbündels festlegt, definiert die sogenannte Eintrittspupille. Der Quotient aus wirksamem Objektivdurchmesser und Vergrößerung (zum Beispiel 50 mm/10 = 5 mm) bestimmt den Durchmesser des Strahlenbündels, welches das Okular verlässt und auf das Auge trifft. Dieser Durchmesser des Strahlenbündels wird als Austrittspupille bezeichnet. Sie ist das Bild der Eintrittspupille und ist direkt proportional zur Größe des Objektivs (bei unveränderter Vergrößerung!). Wenn man das Fernglas in einigem Abstand vom Auge hält, ist die Austrittspupille als heller Lichtkreis vor dem Okular „schwebend“ erkennbar. Da die Pupille unseres Auges bei Tageshelle eine Pupillenöffnung von 2 bis 3 mm und in der Dunkelheit von etwa 6 mm (maximal 7 bis 8 mm, im fortgeschrittenen Lebensalter oft nur bis ca. 5 mm) hat, ist die sinnvolle Größe der Austrittspupille des Fernglases entweder 2 bis 3 mm oder etwa doppelt so groß. Diese Sinnfälligkeit wird leider meistens missachtet. Es sind weit mehr Ferngläser mit der größeren Austrittspupille im Gebrauch als mit kleinerer. Die Verdopplung der Austrittspupille bedeutet, dass das Fernglas mindestens das doppelte Gewicht hat, das ohne wesentlichen Nutzen bei Spaziergängen oder Wanderungen, die am Tage stattfinden, umhergetragen wird. Die zu große Austrittspupille ist nur von Vorteil, wenn sich das Fernglas nicht ruhig vor den Augen halten lässt (zum Beispiel auf einem schwankenden Schiff). Eine Austrittspupille unter 2– 3 mm führt wegen des dunkleren Bildes zu deutlicher Wahrnehmungseinschränkung. Für ein auch in der Dämmerung und in klaren Nächten (Stern-Beobachtung) zu gebrauchendes Allround-Fernglas (ohne Bildstabilisierenden Zusatz) werden 6- bis 9- fache Vergrößerung und maximal 44 mm Objektivdurchmesser (9- bis 12-fach und maximal 60 mm für kräftige Menschen jüngeren und mittleren Alters) empfohlen. LICHTSTÄRKE, DÄMMERUNGSZAHL UND TRANSMISSION Um die Eignung eines Fernglases bei geringer Lichtintensität zu charakterisieren, dienen zwei weitere Kennzahlen: Die Lichtstärke (präziser: geometrische Lichtstärke) ist proportional zum Quadrat der Austrittspupille. Sie wird als dimensionslose Zahl angegeben, die sich aus dem Quadrat der in mm gemessenen Austrittspupille ergibt, ist im Beispiel eines 10×50-Glases die Zahl 25 (= 5 × 5). Die Dämmerungszahl ist proportional zur Quadratwurzel des Produktes aus Vergrößerung und Eintrittspupille. Sie wird ebenfalls als dimensionslose Zahl angegeben, wobei hier die in mm gemessene Eintrittspupille verrechnet wird. Im Beispiel des 10×50-Glases ist die Dämmerungszahl 22,36 (= Quadratwurzel aus 500). Obgleich beide Werte in der Regel als dimensionslose Zahlen angegeben werden, sind sie tatsächlich nicht dimensionslos, sondern abhängig von der verwendeten Einheit für den Eintrittspupillendurchmesser, welche daher für eindeutige Kennzeichnungen unbedingt mit angegeben werden muss. Effektive Lichtstärke und effektive Dämmerungszahl ergeben sich, wenn auch die Abhängigkeit von der Transmission (Lichtdurchlässigkeit) der eingesetzten Gläser und von deren Oberflächenbehandlung (Verspiegelung, Vergütung) berücksichtigt ist. Die Transmission des jeweiligen optischen Systems ist nur instrumentell messbar. Sie gibt an, wie viel Prozent der einfallenden Lichtstrahlung nach Passieren der Gesamtoptik das Okular verlassen. Dieser Prozentwert ist für verschiedene Wellenlängen unterschiedlich, weshalb Ferngläser je nach Fertigung auch einen gegenüber der Natur leicht abweichenden Farbeindruck hinterlassen können. Ferngläser hoher Qualität erreichen Transmissionswerte von über 90 Prozent im Bereich um 600–700 nm und zwischen 80 und 90 % um 450–600 nm. Ältere Ferngläser bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts hatten infolge fehlender Vergütung maximal etwa 70 % Transmission und zeigten dadurch im Vergleich zu modernen Gläsern ein leicht dunkleres Bild. – In heutigen Werbeunterlagen werden deutlich höhere Transmissionswerte vorgetäuscht (z. B. „99 %“), die aber nur für Einzellinsen oder -prismen, nicht aber für das Gesamtsystem gelten. REALES UND SCHEINBARES SEHFELD Das reale Sehfeld wird entweder in Winkelgraden (°) oder als Feldbreite auf 1.000 m Entfernung angegeben. 1° entspricht ungefähr 17,5 m Feldbreite in 1000 m Entfernung. Genaue Berechnung: Die halbe Feldbreite ist das Produkt aus dem Tangens des halben Sehwinkels und der Entfernung. Rechnung für 6° Sehwinkel: tan 3° × 1000 m = 0,0524 × 1000 m = 52,4 m; das Sehfeld ist auf 1000 m etwa 105 m breit (2 × 52,4 m). Das reale Sehfeld von Ferngläsern nimmt mit zunehmender Vergrößerung ab und reicht von etwa 3° (rund 50 m pro 1000 m, typisch für 18- bis 20-fache Vergrößerung) bis etwa 9° (rund 160 m pro 1000 m, typisch für 6- bis 7-fache Vergrößerung). Das Sehfeld lässt sich nicht beliebig vergrößern, die am Rand auftretenden Abbildungsfehler und die Abmessungen der Prismen und Okularlinsen setzen eine praktische Grenze. Ferngläser mit größerem Sehfeld bilden die Ränder oft unscharf und verzerrt ab. Sie wurden und werden trotz der Randfehler, mangelnder Brillentauglichkeit, hohem Gewicht und Störanfälligkeit dennoch gelegentlich hergestellt. Beispiele waren das Leitz Amplivid (12,1°) und das Zeiss Deltar 8x40 (11,3°) sowie ist das Leitz Trinovid 6x24 (12,1°). Solche Sehfeldgrößen sind von Vorteil, wenn sich das zu beobachtende Objekt schnell quer zur Sehrichtung bewegt (Sport, Jagd) oder wenn das zu beobachtende Sehfeld groß ist (Theaterbühnen). Diese Marktlücke wird von der Bushnell XtraWide-Serie gefüllt (17°). Brillenträger können sich auch bei sogenannt brillentauglichen Ferngläsern meist nicht des gesamten Sehfeldes erfreuen, welches ohne Brille überblickbar ist. Dabei trifft es Weitsichtige in anderer Weise und teilweise stärker als Kurzsichtige. Diese Sehfeldbeschneidung sollte individuell ausgetestet werden, da nur ganz selten im Werbetext die (ohnehin nur ungefähre) Sehfeldgröße für Brillenträger genannt wird. Das scheinbare Sehfeld (auch scheinbarer Sehwinkel genannt) bezieht sich auf den vom Betrachter beim Betrachten durch das Okular empfundenen, winkelmäßigen Durchmesser des durch die Sehfeldblende begrenzten Sehfelds. Es ist etwa das Produkt aus realem Sehfeld und Vergrößerungsfaktor. Bei 6° realem Sehfeld und 10-facher Vergrößerung hat das scheinbare Sehfeld etwa 60°. Diese einfache Multiplikation liefert nur annähernd die genaue scheinbare Sehfeldgröße, berücksichtigt aber die weit verbreitete kissenförmige Verzeichnung. Die neuere Norm (ISO 14132-1:2002) verlangt eine modifizierte (wiederum trigonometrische) Berechnung (im Falle der Abwesenheit jeder Verzeichnung), die zu einem meist 2–4° kleineren scheinbaren Sehfeld führt; aus diesem Grunde können ältere und neuere Angaben für das gleiche Fernglas variieren, und Vergleiche zwischen verschiedenen Herstellern müssen die Berechnungsgrundlage berücksichtigen. Bei einem zu kleinen scheinbaren Sehfeld kann der Beobachter einen „Tunnelblick“- oder „Schlüssellochblick“-Eindruck bekommen, doch ist die Grenze, unterhalb der dieser Eindruck entsteht, subjektiv unterschiedlich (meist zwischen 55° und 60°). Okulare mit einem scheinbaren Sehfeld von über etwa 60° heißen Weitwinkelokulare. SCHÄRFENTIEFE Die Schärfentiefe hängt in erster Linie von der Vergrößerungszahl des Fernglases ab. Schwache Vergrößerungen erleichtern das gleichzeitige Scharfsehen unterschiedlich weit entfernter Objekte, während stärkere Vergrößerungen ein häufiges Nachfokussieren verlangen. Die Schärfentiefe reduziert sich quadratisch mit der Vergrößerungszahl, d. h. ein 10×-Fernglas hat etwa die halbe (7²/10² = 0,49) Schärfentiefe eines 7×-Fernglases. In zweiter Linie ist der Objektabstand von großer Bedeutung: In einer Entfernung von 2 m beträgt die subjektive Schärfentiefe bei einem 7- bis 8-fach vergrößernden Fernglas rund 10 cm, in 10 m Entfernung rund 1 m, und ab ungefähr 25 m sieht man bis unendlich alles einigermaßen scharf (auf diesem Effekt beruhen die Fixfokus-Ferngläser). Die Schärfentiefe ist allerdings bei jungen Menschen mit hohem Akkomodationsvermögen der Augen besser als bei älteren, da sie, meist unbewusst, die Form ihrer Augenlinse etwas anpassen können. Daneben hängt die subjektiv empfundene Schärfentiefe auch von der Lichtstärke und auch etwas von der Art des Objekts ab. In dritter Linie haben auch andere Faktoren einen Einfluss. So spielt die Austrittsblende des Fernglases bzw. die Augenpupille (je nachdem, welcher Durchmesser kleiner ist) eine Rolle, da eine kleinere effektive Pupille, ähnlich wie die Blende beim Fotoapparat, die Schärfentiefe erhöht. Bei Ferngläsern mit „Tunnelblick“ kann sich ferner bei Tag die Augenpupille wegen des dunklen Randes etwas zu weit öffnen, was die Schärfentiefe verringern und zudem auch Blendeffekte hervorrufen kann. Ein Weitwinkelokular schließt umgekehrt die Augenpupille etwas und erhöht dadurch die Schärfentiefe. ABBILDUNGSFEHLER Jedes optische System und damit auch jedes Fernglas weist physikalisch bedingte Abbildungsfehler auf, die nicht eliminiert, sondern nur reduziert werden können, indem mehrere Linsen aus unterschiedlichen Glassorten hintereinander geschaltet werden. Die wichtigsten Abbildungsfehler sind die Bildfeldwölbung, die sphärische Aberration und die Farbfehler. Die Verzeichnung (Verzerrung) ist, da bewusst eingesetzt, ein Sonderfall. Die Bildfeldwölbung bewirkt, dass sich ein ebenes Motiv nicht über die ganze Fläche gleichzeitig scharf stellen lässt, da es auf einer gewölbten Fläche abgebildet wird. Die korrigierende Maßnahme hat die Bezeichnung Planfeldoptik, womit dieser Fehler so weit vermindert werden kann, dass er nicht mehr störend wirkt. Eine sphärische Aberration, auch Öffnungsfehler genannt, entsteht bei Linsenformen, bei denen Lichtstrahlen, die in der Mitte des Objektivs auftreffen, einen anderen Brennpunkt haben, als Lichtstrahlen, die zum Rand hin auf das Objektiv auftreffen. Die Folge ist ein scharfes Kernbild, das von einem unscharfen überlagert wird. Dies führt zu einem „Weichzeichnereffekt“, d. h. zu einem kontrastarmen, weich und etwas verschwommen wirkenden, wenngleich dennoch scharfen Bild. Der Effekt tritt insbesondere bei Weitwinkelokularen auf. Korrigiert werden kann dieser Fehler durch Verwendung (teurer) asphärischer Okularlinsen. Zur Minimierung der Farbfehler (chromatische Aberration), die bei jeder Linse infolge der Lichtbrechungen als Farbsaum (besonders an Hell/Dunkel-Übergängen) störend sichtbar werden können, verwendet man Achromate. Diese bestehen aus zwei Linsen unterschiedlicher Glassorten (d. h. Gläser mit unterschiedlicher Abbescher Zahl), die bewirken, dass der rote und der blaue Spektralanteil gleiche Brennweite haben (Beseitigung des Farblängsfehlers). Seit einiger Zeit sind auch Ferngläser auf dem Markt, bei denen eine dritte Farbe (Apochromat) oder sogar eine vierte Farbe (Superachromat) die gleiche Brennweite haben. Diese aufwändigen Korrekturen können auch eine Verringerung des Farbquerfehlers (Farbsäume am Rand des Sehfeldes) bewirken. Weitere Abbildungsfehler, die auftreten, sind Koma (Asymmetriefehler), Astigmatismus (Punktlosigkeit) und Vignettierung (Abdunkelung der Ecken). Generell werden zur Reduktion störender Abbildungsfehler spezielle Glassorten und aufwändige Vergütungen kombiniert, wodurch hochwertige Gläser sehr teuer in der Produktion werden. Ferner werden manche optische Leistungsdaten, wie die Sehfeldgröße, bewusst begrenzt, um Abbildungsfehler an der Bildperipherie gering zu halten. VERZEICHNUNG Verzeichnung heißt die bewusst bei der Berechnung und Herstellung der Linsen einkalkulierte Abweichung von einem maßstäblichen Abbild, wodurch eine gezielte leichte Verzerrung entsteht. Durch sie werden geradlinige Strukturen am Bildrand an den Enden nach außen gebogen (kissenförmige Verzeichnung). Das bedeutet, dass der Vergrößerungsfaktor zum Rand hin um einige Prozente zunimmt. (Das gegenteilige Phänomen, die tonnenförmigen Verzeichnung, führt aufgrund einer Abnahme des Vergrößerungsfaktors nach außen zu einem Effekt, wie er in der Fotografie durch die Fischaugenobjektive hervorgerufen wird). Während eine kissenförmige Verzeichnung für Fotoobjektive und fotografische Bilder generell unerwünscht ist, konzipieren viele Hersteller ihre Ferngläser absichtlich so, damit das optische Bild beim Schwenken des Glases stabiler und ruhiger wirkt, was besonders bei einem großen Sehfeld von Bedeutung ist. Dies bewirkt aber andererseits bei geraden Strukturen am Bildrand eine Verzerrung, was besonders beim Betrachten hoher Gebäude von unten, z. B. Kirchtürme, störend wirken kann, da die oberen Turmpartien dann einen unnatürlich groß wirkenden Flächenanteil des Bildes einnehmen. Bei fehlender oder nur geringer Verzeichnung bleiben die Linien gerade, doch entsteht dann für einen Beobachter, der sein Fernglas schwenkt, vielfach ein Eindruck, als bewege er sich vor bauchförmigen Spiegeln, was teilweise als unangenehm empfunden wird. Dieses optische Phänomen wird als Globuseffekt bezeichnet, da das menschliche Gehirn die Sehinformationen bei der Schwenkbewegung so interpretiert, als bewegten sich die Bildpunkte auf einer Globusoberfläche. Beobachtet man also mit seinem Fernglas häufig an Orten mit langen geraden Strukturen (Städte, Wald), mögen verzeichnungsarme Gläser bevorzugt werden, ebenso dann, wenn der Globuseffekt als nichtstörend empfunden wird. Ist das Betrachten eines Panoramas mit Schwenken des Glases wichtiger, dürfte eine stärkere Verzeichnung wünschenswert sein. Japanische Modelle werden vielfach mit relativ geringer Verzeichnung hergestellt und als „verzeichnungsfrei“ beworben (z. B. Nikon High Grade und Action-Serie, Pentax 8x32 DCF SP, Kowa Genesis 33). Bei europäischen Herstellern überwog früher ebenfalls die weitgehend verzeichnungsfreie Herstellung, während die führenden Vertreter (Leica, Zeiss, Swarovski usw.) heute eine Verzeichnung einberechnen, allerdings die Stärke der Verzeichnung den jeweiligen Marktbedürfnissen anpassen und stärker oder schwächer konzipieren. GLASSORTEN UND VERGÜTUNGEN Die Wahl der Glassorten und die Art der Vergütung (Antireflexbeschichtung) von Linsen und Prismen beeinflussen stark die Lichtstärke und den Kontrast. Als Kontrast bezeichnet man den Unterschied in der Leuchtdichte zwischen aneinander grenzenden hellen und dunkeln Flächen. Hoher Kontrast wird subjektiv als brillanter und scheinbar schärfer empfunden als geringer Kontrast, kann aber zu Lasten von Farbtreue gehen. Hochwertige Glassorten und Vergütungen helfen, unerwünschtes Streulicht, Gegenlichtreflexe und Farbsäume zu verringern. Häufig verwendete Glassorten für Prismen sind die Krongläser BK7 (BorKronglas) und BaK4 (Barium-Kronglas), ferner die Glassorte SK 15. BaK4-Prismen erlauben eine hohe Detailauflösung und ein helles und farbtreues Bild. Allerdings hängen bei diesen und weiteren Glassorten Farbtreue, Dispersion, geometrische Form, Gewicht, Qualitätsstreuung bei der Produktion und die Herstellungskosten in komplexer Weise miteinander zusammen, so dass wohl auch zukünftig unterschiedliche Glassorten und Konstruktionen als für den jeweiligen Zweck geeignetste verwendet werden dürften. Die Spezialgläser bzw. die jeweilige Kombination an optischen Maßnahmen tragen aus Marketinggründen firmenspezifische Bezeichnungen. Kowa spricht von XD-Linsen, Nikon von ED-Glas, Swarovski und Leica von HD, Steiner von XP-Optik und bei Zeiss heißen sie FL-Gläser. Unter Vergütung oder Entspiegelung versteht man in der Optik eine Antireflexbeschichtung, die durch das Aufdampfen von Metalloxiden und -fluoriden auf Linsen und Prismen erreicht wird. Diese Stoffe zeigen einen niedrigen Brechungsindex. Ohne Vergütung käme es zu einer erheblichen Lichtreflexion an den Glasoberflächen und zu einer geringen Lichtdurchlässigkeit (Transmissionsgrad). Während Einfachvergütungen die Transmission vor allem im gelben Lichtspektrum, in dem menschliche Augen besonders empfindlich sind, verbessern, reduzieren Mehrfachvergütungen den Reflexionsgrad des Glases über einen weiten Teil oder gar den gesamten sichtbaren Wellenlängenbereich. Heute werden fast nur noch Mehrschichtvergütungen (engl. multi-coating) verwendet. Je nach Einsatzzweck der Ferngläser werden aber unterschiedliche Vergütungen bevorzugt, so beispielsweise bei Jagdgläsern eine Maximierung der Transmission in dem für das Beobachten im Dämmerlicht wichtigen Wellenlängenbereich um 500–540 nm. Je nach Vergütung kann ferner der Charakter des im Fernglas gesehenen Bildes unter normalem Tageslicht entweder „wärmer“ oder „kälter“ und entweder kontrastreicher oder kontrastärmer erscheinen. Je nach Anwendung wird die Vergütung auch für maximale Farbtreue optimiert, zum Beispiel bei Gläsern speziell für die Vogelbeobachtung. Zusätzliche wichtige Eigenschaften, mit denen in letzter Zeit geworben wird, sind eine hohe Kratzfestigkeit der Außenseiten der Objektive sowie der Lotuseffekt, der ein leichtes Abperlen von Wasser und Schmutzpartikeln erlaubt. Letzterer trägt markenspezifische geschützte Bezeichnungen, wie LotuTec bei Zeiss, AquaDura bei Leica, RNP Raindefender Nano Protection bei DDoptics oder Nano-Protection bei Steiner. BAUWEISEN DES OPTISCHEN SYSTEMS DER PRISMENFERNGLÄSER Porroprismensystem in 3D-Darstellung Schmidt-Pechan-Dachkantprismensystem in Querschnittszeichnung und in 3D-Darstellung Abbe-König-Dachkantprismensystem in 3D-Darstellung KONSTRUKTIONS- UND FERTIGUNGSPRINZIPIEN In Prismenferngläsern sind neben Linsen die Prismen wesentliche optische Bauelemente, die entweder durch Totalreflexion oder durch Spiegelschichten dafür sorgen, dass das gesehene Bild aufrecht und seitenrichtig steht. Gleichzeitig wird dadurch die Baulänge des optischen Systems verkürzt. Unterschiedliche Bauformen beeinflussen Form und Größe des Fernglases und die Eigenschaften der Gesamtoptik. Das Porroprismen-Fernglas (Zeiss-Patent 1893) beruht auf dem 1854 von Ignazio Porro patentierten Porroprisma. Dieses lenkt die aus dem Objektiv kommenden Lichtstrahlen mehrmals um und dreht das Bild um 180°. Hierdurch wird das zunächst umgekehrt aus dem Objektiv in der Zwischenbildebene vorliegende Bild seitenrichtig und aufrecht gesehen. Je Strahlengang werden zwei Porroprismen benötigt. Äußerliches Merkmal von Porroprismen-Ferngläsern ist die breite und kurze Bauform mit meist weit auseinander stehenden Objektiven was das stereoskopische Sehen verbessert. Im Gegenzug ist das Nahsehen bei klassischer Porroprismenbauweise schwieriger. Bei kleinen Objektivdurchmessern (meist bis 21 mm Durchmesser) sind die Objektive manchmal auch nach innen versetzt (umgekehrte Porroprisma-Bauweise). Dies erlaubt eine Gewichts- und Volumeneinsparung, geht aber zu Lasten des Stereoeffekts. Andererseits wird die Nahbeobachtung verbessert (derzeit nur bei der Papilio-Reihe von Pentax realisiert). Das Dachkantprismen-Fernglas (Hensoldt-Patent 1905) benutzt je Strahlengang ein DachkantPentaprismen-System zur 180°-Drehung des Bildes. Dachkant-Prismensysteme existieren in verschiedenen Bauformen; die bekanntesten sind das Schmidt-Pechan-Prismensystem mit insgesamt 2 Prismen (einem Schmidtprisma und einem Pechanprisma); es erfordert wegen fehlender Totalreflexion auf einer Fläche eine Verspiegelung, lässt aber eine kurze und kompakte Bauweise zu und ist wohl in der Mehrzahl der modernen Dachkantprismen-Ferngläser enthalten; das Uppendahl-Prismensystem mit insgesamt 3 Prismen, das zu einer etwas längeren Bauweise als das Schmidt-Pechan-Prismensystem führt und deshalb weniger oft verwendet wird (z. B. in den Leica-Geovid-Ferngläsern mit Laser-Entfernungsmessern); das Abbe-König-Prismensystem (Dialyt-Prismensystem) mit insgesamt 2 Prismen, das keine Verspiegelung erfordert und dadurch auch eine höhere Lichttransmission ermöglicht; es wird z. B. von Zeiss im Dialyt 8x56 und in den größeren Victory-Gläsern ab 42 mm Objektivdurchmesser verwendet, und verursacht eine eher lange Bauweise. Weitere Prismentypen mit speziellen Eigenschaften, die aber offenbar derzeit nirgends in binokularen Ferngläsern verwendet werden, sind das Sprenger- oder Leman-Prisma; es wird aus einem einzigen Stück gefertigt und wurde früher von Carl Zeiss Jena in Theatergläsern auf Prismenbasis und in Subkompakt-Ferngläsern eingebaut (z. B. Theatis 3,5x15, mit 11° realem Sehfeld und Naheinstellung bis 50 cm!); das Möller-Prismensystem, das aus 2 Prismen besteht, hohe Transmissionswerte hat und nahe beieinander liegende Objektive ermöglicht; es wurde früher von den J.D. Möller Optischen Werken Wedel eingesetzt. Die entsprechenden Ferngläser erinnern äußerlich an Porroprismen-Ferngläser. Infolge der jeweils auf einer Spiegelfläche versilberten Oberflächen, die Schmidt-Pechan-Prismensysteme und Uppendahl-Prismensysteme benötigen, lassen sie bei ansonsten gleicher Behandlung weniger Licht passieren als Porroprismengläser. Interferenzeffekte zwischen den beiden Strahlengängen führen ferner bei allen Dachkant-Prismensystemen zu einem schlechteren Auflösungsvermögen bei sehr feinen Strukturen, was aber durch das Aufdampfen eines Phasenkorrekturbelags (eingeführt in den 1990er Jahren) weitgehend behoben werden kann. Daneben ist für Dachkantsysteme höchste Fertigungspräzision gefordert, um ein hochwertiges Bild zu erzielen. VOR- UND NACHTEILE DER BEIDEN PRISMEN-ARTEN Als Vorteile der Dachkantprismen-Ferngläser werden üblicherweise genannt: Nahfokussierung auch für größere Ferngläser leichter zu bewerkstelligen; kein Liliputismus-Effekt (d. h. scheinbar geringere Vergrößerung, besonders bei Nahdistanz); Innenfokussierung erlaubt gute Wasser- und Staubdichtigkeit (bei aufwändigen Porroferngläsern ebenfalls möglich, führt aber oft zu schwergängigem Einstellen); geringeres Gewicht und kleinere Abmessungen und dadurch manchmal auch bessere Stabilität; für kleine Hände besser geeignet. Als Vorteile der Porroprismen-Ferngläser werden meist genannt: Im Niedrigpreissektor sind Helligkeit und optische Qualität fast immer besser; besserer räumlicher Bildeindruck im mittleren Entfernungsbereich um 10 bis 100 m; im Prinzip ein größeres Sehfeld realisierbar (das aber für volle Brillentauglichkeit wieder reduziert werden muss); bei Ansitz lässt sich das Glas auf die Objektivfassung stellen und rasch zu den Augen führen; Personen mit großen Händen empfinden Handlichkeit besser. Diese allgemeinen und unterschiedliche Vor- und Nachteile in Fertigung und Produktionskosten sind die Gründe dafür, dass auch heute noch die meisten Hersteller sowohl Ferngläser nach dem Porroprismenprinzip als auch nach einem Dachkantprismenprinzip anbieten und entsprechende Kunden finden. Großfeldstecher werden konstruktionsbedingt praktisch nur in Porrobauweise gefertigt, echte Kompaktfeldstecher nur in Dachkantbauweise. SCHARFSTELLUNG UND FIXFOKUS-SYSTEME Eine wichtige Funktion ist die Scharfstellung (Fokussierung) des zu beobachtenden Objekts. Die untere Grenze ist der Mindestabstand (Naheinstellgrenze, Nahpunkt, Nahfokus), die obere Grenze entspricht der Unendlichstellung, wobei meist ein gewisser Überhub von ca. 3 bis 7 Dioptrien vorgesehen ist, damit auch (mäßig) Kurzsichtige noch scharfstellen können. Bei Weitsichtigen ist der wirksame Mindestabstand etwas größer. Der einstellbare Nahpunkt variiert bei den derzeit auf dem Markt befindlichen Geräten zwischen 50 cm und über 20 m. Eine hohe Vergrößerung verlangt oft einen größeren Mindestabstand, doch sind auch die Bauweise des Geräts, die Linsenberechnung und -konfiguration und die verwendeten Glassorten entscheidend. Bei älteren Ferngläsern und auch heute noch bei vielen Porroprismen-Ferngläsern beträgt der Mindestabstand um 3 bis 10 m. Für Dachkant-Ferngläser liegt die angebotene Nahgrenze inzwischen häufig bei 1,5 bis 2,5 m, teilweise sogar bis zu 1 m (Vixen: Atrek-, Apex Pro- und Foresta-Serie, diverse Fujifilm-Gläser), doch ist das Beobachten bei unter etwa 2 m anstrengend und ermüdend, da die Augenpupillen „schielend“ nach innen gerichtet werden müssen; zudem muss auch das Fernglas etwas enger gestellt werden. Vor allem aber nehmen die beiden Augen als Folge der Parallaxe stark unterschiedliche Bildausschnitte wahr, welche das Gehirn des Betrachters in ein einheitliches Bild umzusetzen versucht. Nur bei Ferngläsern mit Porroprismen, die umgekehrt eingebaut sind (Pentax Papilio), ist entspanntes Sehen bis etwa 50 cm Nähe möglich, was zum Beispiel die vergrößerte Beobachtung von Insekten ermöglicht. Daneben gibt es Ferngläser ohne Entfernungseinstellung auf dem Markt. Sie werden häufig mit Begriffen wie Fixfokus, Permafokus oder auch Autofokus (nicht zu verwechseln mit automatischer Fokussierung, die zum Beispiel in Fotoapparaten vorkommt) belegt. Alle optischen Bauteile sind für den meistens ausreichenden Entfernungsbereich von einigen Metern (ab etwa 20 m, zum Beispiel bei den SteinerFerngläsern mit „Sports-Auto-Focus“) bis unendlich gegenseitig fixiert. Lediglich eine beidseitige Dioptrieneinstellung an die Augen ist vorhanden (bei manchen Billig-Gläsern aber auch nicht). Fixfokus-Gläser werden zum Beispiel zum Beobachten von Sportveranstaltungen, die in größerer Distanz stattfinden (Fußballspiele, Pferderennen, Segelregatten), gebraucht. Auch Ferngläser für nautische Zwecke („Marinegläser“) haben häufig einen Fixfokus, da die zu beobachtenden Objekte überwiegend in größerer Entfernung liegen. Ein Zusatzvorteil vor allem für den Gebrauch auf See ist, dass sie einfach wasserdicht gemacht werden können, weil keine Einstellungen von außen vorgenommen werden müssen. Nachteil ist die relativ kleine Vergrößerung (4- (selten) bis 7-fach), die sich aus der verlangten höheren Schärfentiefe ergibt. Eine gewisse zusätzliche Entfernungseinstellung findet in den Augen des Beobachters statt, was sich nach längerem Beobachten durch Ermüdung bemerkbar macht. Jüngere Beobachter, die noch über eine gute Akkommodationsfähigkeit ihrer Augen verfügen, sind im Vorteil. FERNGLÄSER MIT VARIABLER VERGRÖßERUNG Ferngläser werden von etlichen Herstellern auch mit variabler Vergrößerung angeboten. Hierbei gibt es zwei Prinzipien: Ferngläser mit kontinuierlicher Einstellung nach dem Zoom-Prinzip (meist für einen Teilbereich zwischen etwa 5-facher und 20-facher Vergrößerung) Ferngläser mit zwei Fixeinstellungen, zwischen denen jeweils umgeschaltet werden kann (meist von 7- auf 12-, von 8- auf 12- oder von 10- auf 15-fache Vergrößerung). Die erste Kategorie enthält sehr unterschiedliche Porroprismen-Ferngläser; sie werden in allen Gewichtsund damit Lichtstärkeklassen angeboten, von 180 g (z. B. Eschenbach Vektor 5-15x21) bis über 1000 g (z. B. Nikon Action 10-20x50CF). Gegenüber Ferngläsern mit fester Vergrößerung besitzen Ferngläser mit Zoom-Vergrößerung mehr Linsen und damit - insbesondere bei preiswerten Modellen - sowohl höhere Lichtverluste als auch störende Farbsäume. Ferner sind Sehfeld und Nahfokussierung aufgrund der längeren Bauweise des Okulars auch bei der jeweils niedrigsten Vergrößerung meist deutlich schlechter als bei Gläsern mit einer festen Vergrößerung. Bei der jeweils stärksten Vergrößerungsstufe ist die Austrittspupille klein und der Sehkomfort und das Dämmerungssehen damit stark eingeschränkt. Zusätzlich stört ab etwa 12-facher Vergrößerung die Verwackelung ohne Stativverwendung stark. Anwender mit hohem optischem Anspruch verwenden infolge dieser Einschränkungen selten Zoomgläser. Die zweite Kategorie umfasst vielfach hochwerte Dachkantprismen-Ferngläser; die derzeitigen Produkte auf dem Markt (Leica Duovid-Serie, Leupold Golden Ring-Serie) wiegen um 600 bis 1250 g. Konstruktionsbedingte Einschränkungen (z. B. geringer Nahfokus) gibt es, wenngleich in geringerem Maße, auch bei diesen. Zum Funktionsprinzip der Zoomgläser: Die Synchronisation erfolgt auf beiden Seiten über eine mechanische Kopplung, oft in Form eines biegsamen Metallstreifens, der in einer Schiene entlang der Okularbrücke (welche auch die synchrone Fokussierung über den Mitteltrieb ermöglicht) stauchungssicher geführt wird. Die Einstellung der Vergrößerung erfolgt zumeist über einen Hebel, der über die erwähnte Kopplung sowie eine Art Schneckengetriebe Linsengruppen in beiden Okularen verschiebt. FERNGLÄSER MIT BILDSTABILISIERUNG Einigermaßen verwackelungsfrei kann man nur bis zu etwa 7- bis 12-facher Vergrößerung beobachten und auch dies meist nur in Ruhe, zum Beispiel nicht unter Körperanstrengung (z. B. auf einer Bergwanderung) oder auf einem Schiff. Von den Herstellern Canon (Modelle mit IS in der Bezeichnung), Nikon (StabilEyes-Modelle) und Fujinon (Techno-Stabi-Modelle) werden Ferngläser mit zuschaltbarer elektronischer Bildstabilisierung angeboten, die gerade bei freihändigem Gebrauch Verwackelungen deutlich verringern können und deren Funktion aus bildstabilisierten Kameraobjektiven bekannt ist. Zu den Nachteilen zählen Batterieverbrauch, größeres Volumen, größeres Gewicht, vergrößerter Mindestabstand zum Objekt (häufig 3,5–6 m) und ein verkleinertes Sehfeld als normal. Ohne bzw. bei leeren Batterien funktionieren sie wie normale Ferngläser. Carl Zeiss bietet ein Fernglas, das 20x60S (S als Kennzeichen für Bildstabilisierung) an, bei dem die Bildstabilisierung rein mechanisch durch ein kardanisch aufgehängtes, schwingungsgedämpftes Prismensystem erfolgt[6]. Hier sind also keine Batterien notwendig. Die verschiedenen Systeme unterscheiden sich in der Robustheit und in der Art der Korrektur: Manche Systeme halten beim Schwenken des Fernglases ein stabiles Bild, andere ermöglichen die Verfolgung bewegter Objekte und können das Zittern und Wackeln besser ausgleichen, so dass gerade bei starker Vergrößerung (20-fach) feinste Details sichtbar werden. Es existieren auch Ferngläser mit kreiselunterstützter, rein mechanisch arbeitender Bildstabilisierung (Fujinon, Fraser-Volpe), die teilweise auch mit Nachtsichtoption angeboten werden. WAHL EINES GEEIGNETEN FERNGLASES ALLGEMEINE KRITERIEN Eine bei der Anschaffung eines Fernglases oft wenig beachtete, aber wesentliche Größe ist die Austrittspupille, die grundsätzlich nicht größer als die Augenpupille zu sein braucht. Wer ein Fernglas wie üblich meistens am Tage benutzt, kommt mit einem bedeutend leichteren und weniger voluminösen Instrument aus; er muss nicht ein vom Militär-Standard zum allgemeinen Standard mutiertes Glas der Größe 6×30 (oder 8×30) am Hals mittragen. Die Firma Zeiss, Oberkochen brachte im April 1969 ein Fernglas der Größe 8×20 (Austrittspupille 2,5 mm) auf dem Markt, das wenig mehr als 100 g wog. Da die Entfernungseinstellung an beiden Hälften einzeln vorzunehmen war (kein Mitteltrieb), konnte es im ZickZack auf nur 70 mm Breite zusammengefaltet (Gesamtvolumen 90mm × 70mm × 26mm) und in eine Hemdentasche gesteckt werden. Zum Vergleich das „Standard“-Glas Deltintrem von Zeiss, Jena aus gleicher Zeit: 165 mm breit, mehr als 500 g. Heute haben solche kompakten Ferngläser auch einen Mitteltrieb, sind wenig schwerer und zusammengeklappt auch etwas breiter. Das Konzept hat sich aber, möglicherweise wegen der vielen billigen Angebote (ab 10 Euro) mit nur minimaler Qualität, bis heute nicht durchgesetzt, obwohl es selbstverständlich auch genügend Produkte mit hoher Qualität (ab 100 Euro) gibt. Das „Standard“-Glas mit etwa 5 mm Austrittspupille ist als Nachtglas für den Gebrauch in der Dämmerung geeignet. Eine Austrittspupille von 7 mm eignet sich nur für das vollständig dunkel adaptierte Auge einer nicht zu alten Person (zum Beispiel 7×50). Auch die Verwendung eines Glases mit sehr hoher Vergrößerung ist ein Ausnahmefall, zum Beispiel bei der Wildtier-Beobachtung. Dabei ist praktisch ein Stativ zu benutzen, wodurch man auch über 12-fache Vergrößerung hinausgehen kann (monokular bei sehr hohen Werten). Die Bevorzugung einer hohen Vergrößerungszahl ist – nicht wie die einer hohen Austrittspupille – ohne entscheidende Bedeutung. Hohe Vergrößerung erlaubt zwar eine bessere Detailerkennbarkeit kleiner, entfernter Objekte, erkauft sich dies aber mit größerer Bildunruhe, einem kleineren Sehfeld, einer geringeren Schärfentiefe sowie einer geringeren Lichtstärke oder aber einem größeren Gewicht. Der Nachteil einer nur 6- oder 7-fachen Vergrößerung im Vergleich zu einer 10-fachen Vergrößerung ist angesichts der eingehandelten Vorteile vielfach erträglich: Eine 6,5-fache Vergrößerung bedeutet, dass ein 100 m entfernter Vogel so groß erscheint, als wäre man noch etwa 15 m entfernt, während eine 10fache Vergrößerung so wirkt, als wäre man 10 m entfernt. Das heißt, man fühlt sich subjektiv im ersten Fall „nur" 85 m näher am Objekt, im anderen Fall etwa 90 m näher. Brillenträger müssen auf brillentaugliche Ferngläser achten, wenn sie nicht bei jeder Beobachtung ihre Brille abnehmen wollen (was jedoch durch Verwendung eines Brillenbandes erleichtert wird). Soll das Fernglas sowohl mit als auch ohne Brille benutzt werden, empfiehlt sich vor dem Kauf ein eingehender Test, um festzustellen, ob alle Einstellungen (Dioptrieneinstellung, Okular- bzw. Augenmuscheleinstellung, Unendlichstellung und Naheinstellung bei der Fokussierung, Überblickbarkeit des gesamten Gesichtsfeldes) sowohl mit als auch ohne Brille zufriedenstellend realisierbar sind. Beim Erwerb eines Fernglases sollte neben dem Einsatzzweck auch die persönliche Situation kritisch berücksichtigt werden: einer eher leichten Person kann schon ein Fernglasgewicht zur Last fallen, das eine kräftige Person als zu gering, weil verwackelungsanfällig, empfindet. Auch sollten die Fernglasgröße und die Bedienbarkeit zur Handgröße passen. AUSWAHL NACH VERWENDUNGSZWECK Wer nicht auf Abbildungsqualität und längere Benutzung achtet, sondern sich nur unterhalten möchte, sollte sich ein preiswertes Fernglas, möglicherweise sogar mit variabler Vergrößerung anschaffen. Für diese weltweit größte Zahl von Nutzern stehen auch Ferngläser mit ZoomVergrößerung zur Verfügung. Zoom-Gläser werden in allen Gewichts- und Preisklassen angeboten, sind aber insbesondere im Kompakt- und Subkompaktbereich um 180 bis 310 g (z. B. Eschenbach Vektor 5-15x21, Pentax 8-16x21 UCF Zoom II, Nikon Travelite 8-24x25 CF) nützlich. Ferngläser mit variabler Vergrößerung können aus Konstruktionsgründen prinzipiell nie die optische Leistung von guten Gläsern mit festem Vergrößerungsfaktor erreichen: So erfolgen unter anderem stets Abstriche in der Größe des Sehfeldes, in der Nahfokussierung und im Sehkomfort bei den stärksten Vergrößerungen (sehr kleine Austrittspupille von teilweise nur 1 mm). Kompaktferngläser, auch Taschenferngläser genannt, sind für die Hand- oder gar Hemdtasche gedacht und werden in zum Teil hoher optischer Qualität mit den Kennwerten 6×18 bis 10×25 angeboten (Leica, Zeiss, Swarovski, DDoptics, Nikon, Pentax usw.). Sie wiegen meist zwischen 180 und 300 g und sind so die einzigen binokularen Prismenferngläser, die man gleichsam „immer bei sich“ haben kann. Allerdings eignen sie sich nicht in der Dämmerung und weisen ein etwas eingeschränktes Sehfeld auf. Viele, vor allem im Niedrigpreissektor, sind auch nicht für Brillenträger geeignet. Viele Menschen können sie infolge der kleinen Masse nur schwer zitterfrei halten, weshalb eine eher niedrige Vergrößerung von 6× bis 8× vorteilhaft ist. Das Vixen Arena 12x23 (und einige Zoom-Gläser) ist mit einer Austrittspupille kleiner als 2 mm eine Ausnahme. Für Kompaktferngläser zum Besuch von Theatern, Kirchen oder Museen wird eine maximal 5-fache Vergrößerung (z. B. bei Nikon 5x15DCF Titan) empfohlen. Als Universal-Ferngläser für den Tag auf Wanderungen, für Landschafts-, Wild- und Vogelbeobachtungen und für die Dämmerung eignen sich die „Standard“-Ferngläser von etwa 8×25 bis 10×44, die zwischen 300 und 900 g schwer sind. Das höhere Gewicht ist ein Kompromiss lediglich dafür, bei allen anderen Anforderungen keinerlei Kompromiss eingehen zu müssen. Grundsätzlich kommen sowohl Dachkantprismengläser als auch Porroprismengläser in Frage, wobei letztere tendenziell etwas schwerer und im Nahbereich meist ungeeignet sind, sich aber dafür durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bezüglich der optischen Abbildungsqualität auszeichnen. Bis etwa 500 g lassen sich Ferngläser noch erträglich am Hosengurt tragen, wofür manche Hersteller geeignete Gürteltaschen anbieten. Hochwertige Gläser mit variablen Vergrößerungen können sich für spezifische Anwendungen eignen. Viele renommierte Hersteller bieten allerdings infolge der notwendigen optischen Kompromisse keine Zoomgläser an, sondern höchstens Dachkantgläser mit Umschaltmechanismus für zwei Vergrößerungen (Leica, Leupold). Die Flexibilität in der Vergrößerung geht stets zu Lasten optischer Höchstleistung und bringt Einschränkungen in der Sehfeldgröße und in der Naheinstellung mit sich; auch ist das Gewicht höher als bei einem Glas, das die höchste als feste Vergrößerungszahl hat. Der Umschaltmechanismus kann für manche Situationen als zu träge empfunden werden; ein vorheriger Test im eigenen Einsatzbereich ist empfehlenswert. Auch umschaltbare Gläser haben neben dem Vorteil verschiedener Vergrößerung mehrere konstruktionsbedingte Nachteile. Für Tierbeobachtungen bei Tag bis zur Dämmerung eignen sich die oben genannten UniversalFerngläser, unter Umständen auch hochwertige Dachkantgläser mit Vergrößerungsumschaltung. Für präzise Vogelbestimmungen ist äußerste Minimierung von Farbfehlern wesentlich, was aber unter Umständen den Kontrast etwas mindert oder eine leichte Gegenlichtempfindlichkeit herbeiführt. Für Tierbeobachtungen bei häufigem Dämmerungs- und Nachteinsatz, z. B. als Jagdglas, eignen sich nur lichtstarke Varianten. Häufige Kennwerte sind hier 7×50 (ruhiges helles Panoramabild) über 8×42 und 8×56 bis 9×63 (bessere Detailerkennbarkeit, aber 870 bis 1500 g schwer). Jagdgläser werden auch in Kombination mit batteriebetriebenen LaserEntfernungsmessern (für 10 bis 1200 m Entfernung mit zusätzlicher ballistischer Information) angeboten. Die Nahbeobachtung ist eine Anwendung, die prinzipiell auch früher schon realisierbar war (z B. bei Anwendung von Sprenger-Leman-Prismen seit den 1920er Jahren), aber erst in neuerer Zeit wieder als Verkaufsargument eine Rolle spielt. Mit solchen Gläsern lassen sich auch Insekten, Blumen oder Eidechsen detailliert erkennen und beobachten. Als minimaler Abstand zum Objekt werden von verschiedenen Herstellern hochwertiger Ferngläser (Kowa, Pentax, Swarovski usw.) Werte bis etwa 1,5 m angeboten, wobei im Einzelfall die Ergonomie überprüft werden sollte, da linker und rechter Strahlengang erheblich unterschiedliche Bilder zu den Augen senden. Durch eine modifizierte Bauweise erlauben heutzutage die Porroprisma-basierten Papilio-Modelle von Pentax eine recht komfortable Nahbeobachtung bis 50 cm. Dies ermöglicht selbst die Inspizierung antiker Münzen im archäologischen Museum oder Entzifferung kleiner Inschriften und auch das Betrachten von Modelleisenbahnanlagen, wo die Verengung der Sehstrahlen den realitätsnahen Eindruck noch erhöht. Da die Schärfentiefe gerade im Nahbereich mit zunehmender Vergrößerungszahl rasch abnimmt, empfehlen sich Vergrößerungen für den Nahbereich generell nur bis maximal 7-fach. Wer häufig einen Panoramablick in der Landschaft genießen will, sollte auf ein großes Sehfeld und ruhiges Schwenkbild achten. Um beim Schwenken keinen „rollenden“ Globuseffekt zu bekommen, sollte ein Fernglas mit angemessener kissenförmiger Verzeichnung gewählt werden. Da diese Eigenschaft im Werbematerial allerdings meist nicht näher erläutert wird, empfiehlt sich eine Fachberatung oder die Konsultation von Testberichten. Ferngläser mit großem Sehfeld neigen zu Abbildungsfehlern im Randbereich, die allerdings bei Spitzengeräten stark reduziert sind. Daneben bedingen große Sehfelder eine etwas größere Bauweise, was auf dem Einbau größerer Prismen oder der Verwendung von Linsen mit längerer Brennweite beruht. Gut korrigierte Dachkantprismen-Ferngläser werden heute bei 7-facher Vergrößerung für Sehweiten von maximal etwa 150 m pro 1000 m angeboten, bei 8-facher Vergrößerung bis etwa 140 m, bei 10-facher Vergrößerung bis etwa 120 m und bei 12-facher Vergrößerung bis etwa 100 m. Da die Fläche des Sehfelds quadratisch zur Sehweite steigt, ist sie bei 141 m bereits doppelt so groß wie bei 100 m. Größere Sehweiten sind extrem selten im Angebot, z. B. das Bushnell XtraWide 4x30 mit 300 m pro 1000 m (Fixfokus, nicht brillenträgertauglich), oder das Nikon Action VII 7x35 mit 163 m pro 1000 m. Viele Gläser mit großem Sehfeld bieten zugleich auch ein „ruhiges“ Bild (s. folgenden Abschnitt). Ein ruhiges und stabiles Bild erreicht man ohne Stativ am ehesten bei einer Vergrößerung bis etwa 7-fach. Diese ermöglicht obendrein ein weites Sehfeld und eine eindrückliche Tiefenschärfe. Eine wichtige Voraussetzung ist auch, dass möglichst keine „kidney beans“ (schwarze seitliche Abschattungen bei nicht genau zentriertem Einblick) auftreten. Aufgrund der geringen Vergrößerung bieten bei Tag auch Ferngläser mit kleinen Objektivgrößen bis 21 mm ein noch genügend lichtstarkes Bild; bei gelegentlichem Dämmerungseinsatz sollten sie wenigstens 35 mm und bei professionellem Dämmerungseinsatz oder Nachteinsatz wenigstens 42 mm betragen. Das Fernglas sollte bei zierlichen Personen um 250–400 g, bei mittelkräftigen Personen um 400–600 g wiegen, um einerseits ruhig in der Hand zu liegen, andererseits bei Benutzung nicht ermüdend zu wirken. Ferngläser mit diesen Vergrößerungs- und Gewichtsanforderungen sind allerdings eher selten (Pentax Papilio 6,5x21 mit 290 g, Vixen Foresta 6x32 DCF mit 450 g, Leupold Katmai 6x32 mit 515 g, Steiner Navigator 7x30 mit 520 (Marineglas mit Fixfokus)). Neben einer geringen Vergrößerung, weitem Sehfeld und angepasstem Gewicht sind allerdings auch andere Faktoren wichtig, insbesondere eine hochwertig korrigierte Optik zur Minimierung des Streulichts, eine Austrittsblende von wenigstens 4 mm und ein angenehmes Handling. Ein individueller Test ist in jedem Falle angebracht. Als Marineglas (Fernglas für nautische Zwecke und im Wassersport) empfiehlt sich eine eher geringe Vergrößerung mit großer Austrittsblende (7×30 bis 7×50), was Beobachtungen auf schwankendem Untergrund erleichtert und das Glas zugleich dämmerungs- bis nachttauglich macht. Ein höheres Gewicht ist an Bord kein Nachteil, da das Glas anders als beim Wandern nicht über weite Strecken getragen werden muss. Als praktisch gelten Gläser mit hohem Kontrast. Häufig werden speziell wasserdicht konstruierte Porroprismen-Ferngläser angeboten, teilweise mit zusätzlich eingespiegeltem (batteriebetriebenem) Kompass und einer Strichskala zur einfachen Distanz- oder Größenabschätzung (bei ungefährer Kenntnis der jeweils anderen Größe). Spezialfeatures können ein Gewinde zum Anbringen von Polarisationsfilter gegen Lichtreflexionen auf dem Wasser sein, eine wasserdichte und übersichtliche Dioptrieneinstellung, die sich leicht auf verschiedene Nutzer des Schiffs einstellen lässt und in gewissem Umfang auch der Fokussierung dient (verbessert gegenüber einer Zentralfokussierung die Wasserdichtigkeit). Praktisch sind Schwimmtragegurte, die das Fernglas im Ernstfall schwimmen lassen. Bei Militär und Grenzschutzbehörden gibt es extrem große Marine-Feldstecher, die nur mit einem Stativ benutzbar sind. Für astromische Beobachtungen werden unter einem dunklen Landhimmel ähnliche Gläser eingesetzt wie für das Dämmerungssehen (also z. B. 7×50, 8×56, 9×63). Unter aufgehelltem Himmel, wie er im Stadtbereich auftritt, ist deren Einsatz aber weniger ratsam, weil das unerwünschte Licht des Himmelshintergrundes mit eingefangen und durch die große Austrittspupille verstärkt wahrgenommen wird. Dies führt zu einer Abschwächung des Kontrastes zwischen astronomischem Beobachtungsobjekt und Himmelshintergrund. Je aufgehellter also der Himmel ist, desto kleiner sollte die Austrittspupille des gewählten Fernglases sein. In der Stadt lässt sich deshalb mit einem 8×32- oder sogar mit einem 10×30-Fernglas besser beobachten als mit einem 8×56-Fernglas. Da das Beobachten nach schräg oben in den freien Himmel beschwerlich und verwackelungsanfällig ist, empfiehlt sich gegebenenfalls der Einsatz eines Stativs. Es gibt zu diesem Zweck auch spezielle Fernglasstative bzw. -montierungen („Binomount“), deren Mechanik ähnlich der einer Schreibtischlampe funktioniert. Bildstabilisierte Ferngläser bringen ebenfalls eine deutliche Erleichterung. Einige besonders für astronomische Zwecke hergestellte Großferngläser („Kometenjäger“) zur Stativverwendung sind wahlweise auch mit einem Schrägeinblick erhältlich. Das erleichtert sehr die Beobachtung hoher Objekte in der Nähe des Zenits. Wenig geeignet sind hingegen viele Zoomferngläser. Ihr oft geringes Sehfeld erlaubt kaum Starhopping, also das Aufsuchen von Objekten über andere Objekte mittels Sternkarte. Noch problematischer sind die bei preiswerten Exemplaren meist zu findenden Abbildungsfehler, durch welche die Sterne nicht mehr punktförmig aussehen. Stärkere Vergrößerungen erfordern in jedem Fall ein Stativ oder aber ein Fernglas mit eingebauter Bildstabilisierung. Bei welcher Vergrößerung die sinnvolle Grenze liegt, ist individuell verschieden; während manche Personen bis etwa 12-facher Vergrößerung noch ein relativ ruhiges Bild sehen können, liegt für andere schon bei 6- bis 7-facher Vergrößerung die Grenze. Das Mehrgewicht bildstabilisierter Geräte beträgt je nach Bauart zwischen 100 und 1000 g; sie werden derzeit im Vergrößerungsbereich von 8-fach (z. B. Canon 8x25 IS, 500 g) bis 20-fach (Zeiss 20x60 S, 1660 g) angeboten. Konstruktionsbedingt sind die meisten nicht ganz so stoß- und erschütterungsfest wie hochwertige Geräte ohne Bildstabilisierung. ANHANG: QUALITATIVE EIGENBEURTEILUNG Güte- und Qualitätsbeurteilung eines gebrauchten oder neuen Geräts sollte man einer Fachperson überlassen. Eine Eigenbeurteilung kann lediglich größere Schwächen aufdecken: Bezüglich der Dichtigkeit erlaubt ein Blick durch die Objektive, Staubablagerungen oder Beschlag infolge Trübung zu erkennen. Erkennt man einige wenige Kratzer, mögen diese im praktischen Gebrauch erträglich sein; sie fallen bei Sonne im Rücken kaum auf, führen aber im Prinzip zu Lichtablenkung infolge Brechung, Reflexion, Lichtstreuung und Lichtbeugung. Die Folge ist eine mit der Zahl und Stärke der Kratzer steigende Bildverschleierung infolge von Falschlicht im Fernglas, was besonders beim Blick zum Licht hin oder über spiegelnde Oberflächen zunehmend den Bildeindruck stört. Die allgemeinen Anforderungen an Mechanik und Einstellungen sind weiter oben im Abschnitt „Bauweise und Ergonomie“ zusammengefasst. Um die Justage der beiden optischen Strahlengänge zu prüfen, betrachtet man durch das Glas eine weit entfernte senkrechte und waagerechte Grenzlinie. Schließt und öffnet man dabei die Augen, kann man feststellen, ob sich die beiden Teilbilder ohne Anstrengung zu einem einzigen Bild kombinieren lassen. Zwar lassen sich schlechte Justagen insbesondere bei jüngeren Beobachtern durch die (oft unbewusste) Augenstellung etwas kompensieren, was bei Kurzprüfung eines Geräts meist nicht bemerkt wird, jedoch bei längerer Benutzung zu Ermüdung und sogar Kopfschmerzen führen kann. Zur Prüfung der geometrischen Ausformung der Austrittsblende (Austrittspupille) blickt man in einem Abstand von ca. 30 cm durch die Okulare gegen einen hellen Hintergrund. Ist sie nicht kreisförmig oder weist sie graue Ränder auf, ist dies meist ein Zeichen minderwertiger Qualität. Einige Bauteile des Glases, meist die Prismen, sind dann möglicherweise nicht ausreichend dimensioniert und führen zu einer Vignettierung (Bildabschattung am Gesichtsfeldrand). Sphärische Abbildungsfehler lassen sich durch Betrachten einer punktförmigen Lichtquelle, zum Beispiel eines hellen Sterns, beurteilen. In der Bildmitte betrachtet, deuten Abweichungen von der Punktform auf Fehler der Optik hin, wobei aber nur bei sehr hochwertigen Gläsern ein nahezu punktförmiges Abbild des Sterns erwartet werden kann. Im Randbereich zeigen praktisch alle Ferngläser wegen der sphärischen Aberration ein zumindest geringfügig unscharfes, verzerrtes Bild des Sterns, was die praktische Benutzung jedoch kaum beeinträchtigt. Farbneutralität und Vergütung des Fernglases lassen sich durch Betrachten heller weißer Flächen abschätzen. Ein Blauschimmer kann ein Hinweis auf eine Einfach-Beschichtung durch Magnesiumfluorid (MgF2) sein (bei modernen Geräten nur selten). Ein Grün- oder Braunstich kann auf die Verwendung preiswerten Glases oder billiger Vergütungen hinweisen. Mehrfachvergütungen zeichnen sich durch schwache, verschiedenfarbige Reflexe aus, die bei seitlicher Betrachtung der Linsen zu sehen sind. Hochwertige Vergütungen zeigen hierbei bläuliche, grünliche und purpurfarbene Reflexe. Die vielfach bei Gläsern der unteren Preisklasse anzutreffenden und oft als „nachtaktiv“ beworbenen intensiv orangeroten oder goldfarbenen Effektbeschichtungen sind ohne objektiven Nutzen und reduzieren die Transmission häufig auf unter 50 %; sie zeigen am Tage einen Grünstich und sind in der Dämmerung, bedingt durch die niedrige Transmission, lichtschwach. Rotvergütung kann unter Kaufhausoder Discounter-Beleuchtung dem Käufer einen zunächst eindrücklichen 3D-Eindruck suggerieren, der aber keine objektiv messbaren Sehverbesserungen in der Natur mit sich bringt. Spektive Ein Spektiv (abgekürzt von Perspektiv von lat. perspectivus, durch-, hindurchblickend; engl. spotting scope), auch Beobachtungsfernrohr genannt, ist ein für die Erdbeobachtung am Tag konstruiertes, meist monokulares Fernrohr bzw. optisches Teleskop. Binokulare Geräte werden manchmal Doppelspektive genannt. Im Gegensatz zum astronomischen Fernrohr keplerscher Bauart erzeugen Spektive aufrechte, seitenrichtige Bilder. Einsatzgebiete Typische Einsatzgebiete sind die Naturbeobachtung (Jagd, Vogelbeobachtung), Spotting, Sport (z. B. Zielscheibenbeobachtung) sowie die zivile und militärische Überwachung. BAUART Um auch bei Wind und Wetter mitsamt Stativ gut transportabel und einsetzbar zu sein, ist ein Spektiv idealerweise kompakt, relativ leicht (je nach Objektivgröße zwischen 500 und 2000 Gramm) und robust (stoßgeschützt, wasserdicht). Zum bequemen Beobachten sind die meisten Modelle mit einem 45°Schrägeinblick erhältlich, es werden jedoch auch Spektive mit Geradeinblick hergestellt. Neben den weit verbreiteten Modellen mit starrem Körper werden auch sogenannte Auszugsspektive angeboten. Diese lassen sich für kompaktere Packmaße teleskopartig zusammenschieben. Bauartbedingt kann dieser Spektivtyp allerdings nicht wasserdicht sein. Wie bei Ferngläsern geht der Trend insgesamt zu immer leichteren und kompakteren Bauformen. Häufig anzutreffende Objektiv-Durchmesser (Aperturen) sind 50, 60, 62, 65, 77, 80, 82, 85 und 100 Millimeter mit Vergrößerungen von 20–80fach mit Wechsel- oder Zoomokularen. Bei hohen Vergrößerungen sind Apochromate und teure Spezialgläser notwendig, um Farbsäume zu vermeiden. Solche Ausführungen erkennt man z. B. an Kürzeln wie Apo, ED, FL, HD. Doch auch diese können Unschärfen durch atmosphärische Trübungen und sommerliches Hitzeflimmern nicht verhindern, die sich mit zunehmender Vergrößerung oft stärker bemerkbar machen. Wie bei astronomischen Teleskopen auch können verschiedene Okulare montiert werden, um je nach Einsatzzweck die Vergrößerung und das Gesichtsfeld anzupassen. Hierbei kann zwischen Festbrennweiten- und Zoomokularen unterschieden werden. Erstere haben eine feste Vergrößerung (z. B. 20-, 30- oder 40-x-Vergrößerung) und werden oft als spezielle Weitwinkelokulare hergestellt. Zoom- bzw. Variookulare verfügen meist über einen drehbaren Ring, über den sich die Vergrößerung (Zoom) variieren lässt.Die überwiegende Anzahl der Spektive sind vom Aufbau her Fernrohre, seltener Spiegelteleskope, z.B. nach Maksutov. SONSTIGES Um Verwackeln zu vermeiden, sollte ein Spektiv auf einem ausreichend stabilen Stativ mit einem geeigneten Zwei-Wege-Neiger befestigt werden. Als neuere Entwicklung können Video- oder Fotokameras mit Hilfe spezieller Adapter direkt am Spektivkörper oder an das Okular angeschlossen werden. Das Spektiv wird so zu einem fotografischen Teleobjektiv. Diese Fototechnik wird engl. digiscoping, deutsch Digiskopie genannt. Andererseits können Wechselobjektive von Spiegelreflexkameras mit einem Adapter zu einem Spektiv umgerüstet werden. Dieser enthält ein fixes Okular. Die Vergrößerung ergibt sich aus der Objektivbrennweite dividiert durch die Okularbrennweite. Bei einem Objektiv Canon EF 100-400mm in Verbindung mit einem Kenko Lens2scope mit 10 mm ergibt das 10-40fache Vergrößerung. Telekonverter können verwendet werden und steigern die Vergrößerung entsprechend (1.4x, 2x, 3x). Die Bildqualität entspricht einem Mittelklassespektiv.Die genannten Eigenschaften machen ein Spektiv auch als „Reiseteleskop“ für Amateurastronomen interessant, denn die Abbildungsleistungen sind einem „echten“ Teleskop ebenbürtig. Dazu sind bei einigen Spektiven per Okularadapter besonders hochwertige 1 ¼-ZollAstrookulare anschließbar. Bei diesem Anschluss mit sogenanntem Astroadapter ist aber zu beachten, dass nur sehr wenige Astrookulare passen. Meist besteht das Problem dann darin, auf Unendlich scharfstellen zu können. Es gibt jedoch auch Spektive mit Standard-1 ¼-Zoll-Okularanschluss. Dort lassen sich nahezu alle Astrookulare anbringen. Munition Der Begriff Munition (abgekürzt: Mun.) wird in der Regel im Zusammenhang mit einer Waffe, in der Regel einer Fern- oder Feuerwaffe, seltener einem Werkzeug, verwendet. Der Begriff bezeichnet in beiden Fällen nicht fest mit der Waffe oder dem Werkzeug verbundene, meist nachladbare Teile, welche die eigentlichen Wirkungsträger darstellen. Sie entfalten oft erst in beträchtlicher Entfernung zur Waffe, zumindest jedoch außerhalb der Waffe oder des Werkzeuges ihre Wirkung. Die Waffe oder das Werkzeug kann dabei nur als Gerätschaft betrachtet werden, mit deren Hilfe die Munition bestimmungsgemäß zum Einsatz kommt. Zum Teil kann Munition jedoch auch selbst eine Waffe darstellen. Oft wird Munition als explosivstoffhaltig definiert. Daher werden Pfeile sowie Bolzen und Ähnliches von dem Begriff abgetrennt. Waffenrechtliche Definition Munition und Geschosse 1. Munition ist zum Verschießen aus Schusswaffen bestimmte 1. Patronenmunition (Hülsen mit Ladungen, die ein Geschoss enthalten, und Geschosse mit Eigenantrieb), 2. Kartuschenmunition (Hülsen mit Ladungen, die ein Geschoss nicht enthalten), 3. hülsenlose Munition (Ladung mit oder ohne Geschoss, wobei die Treibladung eine den Innenabmessungen einer Schusswaffe oder eines Gegenstandes nach Unterabschnitt 1 Nr. 1.2 angepasste Form hat), 4. pyrotechnische Munition (dies sind Gegenstände, die Geschosse mit explosionsgefährlichen Stoffen oder Stoffgemischen [pyrotechnische Sätze] enthalten, die Licht-, Schall-, Rauch-, Nebel-, Heiz-, Druck- oder Bewegungswirkungen erzeugen und keine zweckbestimmte Durchschlagskraft im Ziel entfalten); hierzu gehört 1. pyrotechnische Patronenmunition (Patronenmunition, bei der das Geschoss einen pyrotechnischen Satz enthält), 2. unpatronierte pyrotechnische Munition (Geschosse, die einen pyrotechnischen Satz enthalten), 3. mit der Antriebsvorrichtung fest verbundene pyrotechnische Munition. 2. Ladungen sind die Hauptenergieträger, die in loser Schüttung in Munition oder als vorgefertigte Ladung oder in loser Form in Waffen nach Unterabschnitt 1 Nr. 1.1 oder Gegenstände nach Unterabschnitt 1 Nr. 1.2.1 eingegeben werden und 1. zum Antrieb von Geschossen oder Wirkstoffen oder 2. zur Erzeugung von Schall- oder Lichtimpulsen bestimmt sind, sowie Anzündsätze, die direkt zum Antrieb von Geschossen dienen. 1. Geschosse im Sinne dieses Gesetzes sind als Waffen oder für Schusswaffen bestimmte 1. feste Körper, 2. gasförmige, flüssige oder feste Stoffe in Umhüllungen Aufbau Zündung Hülse Treibmittel Geschoss Aufbau der Büchsenpatrone Büchsenpatrone Mit der Entwicklung der Hinterlader um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann auch die Entwicklung der kompletten Patronen (Einheitspatronen). Moderne Büchsenpatronen bestehen aus • Patronenhülse, • Treibladungspulver, • Zündhütchen, • Geschoss. Alle Einzelteile bilden zusammen eine gebrauchsfertige Einheit. Hülse Patronenhülsen bestehen heute überwiegend aus Messing. Nach der Form unterscheidet man bei den Hülsen: • Flaschenhülsen. • konische Hülsen • zylindrische Hülsen Am meisten verbreitet ist bei Büchsenpatronen die Flaschenhülse. Diese Hülse wird unterteilt in: • Hülsenmund, • Hals, • Schulter, • Mittelteil (Pulverraum), • Hülsenboden. Im Hülsenboden sind alle wichtigen Angaben zur Patrone eingeprägt wie: Name des Herstellers (oder Code) Nennkaliber Hülsenlänge sowie gebräuchliche Abkürzungen, wie z.B.: „R“ für Rand „I“ für Infanterie „S“ für S-Geschoss (typ 01mm grösseres Kaliber) Bei Randfeuerpatronen steht die Abkürzung „lfB“ für „lang für Büchse“. DER HÜLSENBODEN - MIT UND OHNE RAND Der Hülsenboden ist unterschiedlich gestaltet. Wir unterscheiden zwischen Hülsen mit Rand und ohne Rand. Patronen mit Randhülsen werden in Kipplauf- und Blockverschlussgewehren verwendet. Patronen ohne Rand werden hauptsächlich in Repetierbüchsen verwendet. Heute gibt es auch Kipplaufwaffen, aus denen, infolge einer besonderen Form der Auszieherkralle, Patronen ohne Rand verschossen werden können und Repetierbüchsen für Patronen mit Rand. Einige Hülsen haben in Nähe des Bodens eine umlaufende Wulst (Gürtel). Man bezeichnet sie als Gürtelhülsen. Über diesen Gürtel wird der Verschlussabstand hergestellt (Unter Verschlussabstand versteht man den „Spalt“ zwischen Patronenboden und Verschluss). Das Pulver (Treibladung) Als Treibladungspulver diente lange Zeit das Schwarzpulver. Nachteile des Schwarzpulvers sind geringer Energiegehalt, starke Rauchentwicklung, hohe Feuchtigkeitsempfindlichkeit und viele Verbrennungsrückstände. Dadurch ist es ungeeignet für die moderne Jagd. Heute verwendet man als Treibmittel das sog. Nitro-Cellulose-Pulver. Vorteile des Nitropulvers: hoher Energiegehalt, geringe Rauchentwicklung, niedrigere Feuchtigkeitsempfindlichkeit und geringe Verbrennungsrückstände. Der Verbrennungsvorgang lässt sich durch die Form und Oberflächenbeschaffenheit des Nitropulvers steuern. Auf diese Art lässt sich das Pulver an die jeweiligen innenballistischen Anforderungen anpassen. Beim Nitropulver unterscheidet man hauptsächlich zwischen • offensivem Pulver = schnell abbrennend Verwendung: Schrotpatronen und Patronen für Kurzwaffen. • progressivem Pulver = langsam abbrennend Verwendung: meist Büchsenpatronen in verschiedenen Abstufungen. Die Abbrandgeschwindigkeit kann noch durch die Pulvergeometrie oder Zusatzstoffe verändert werden DIE LABORIERUNG Wichtig beim Munitionskauf ist neben dem Kaliber und der Geschosskonstruktion die Kenntnis des sog. Fertigungsloses, gekennzeichnet durch eine Losnummer, d.h. einer Buchstaben- und/oder Zahlenkombination. Eine Änderung des Fertigungsloses führt möglicherweise zu einer Änderung der Treffpunktlage. Die Zündung Zur Zündung der Treibladung dient der Zündsatz (Zündmittel).Nach der Art der Zündung unterscheidet man zwischen: ZENTRALFEUERPATRONEN Hier sitzt der Zündsatz in der Mitte des Patronenbodens und ist untergebracht in einem speziellen Zündhütchen. Man unterscheidet zwei Konstruktionen: Berdan-Zündhütchen (veraltet), Boxer- oder Amboss-Zündhütchen. Berdan Zündungen findet man vor allem bei alter Mititärproduktion Patronen RANDFEUERPATRONEN Hier sitzt der Zündsatz rundum im Hülsenbodenrand. Gezündet wird der Zündsatz beim Auftreffen des Schlagbolzens auf dem Bodenrand. Die Randfeuerzündung wird heute nur noch bei verschiedenen Kleinkaliberpatronen, z.B. .22kurz, .22 lfB, .22 Magnum verwendet. Einsatz: Übungszwecke, Schonzeitpatronen. .22k .22lfB .22 Mag .22Hornet .222 Rem Geschosse Geschosse Die Art des Geschosses kann für Erfolg oder Misserfolg des Schusses entscheidend sein. Die grundsätzlichen Anforderungen des Jägers an die Wirkungsweise einer Kugelpatrone: • hohe Treffsicherheit und • gute Tötungskraft bei möglichst • geringer Wildbretzerstörung. Im Hinblick auf die verschiedenen Wildarten kann kein Geschoss all diese Anforderungen erfüllen! Deshalb kam es zur Entwicklung unterschiedlicher Geschosskonstruktionen. Man unterscheidet bei den Geschossen zwischen Voll- oder Massivgeschossen und Mantelgeschossen. Die wichtigsten Geschossformen: • Kugel (z.B. beim Schrotkorn) • Rundkopf • Flachkopf • Spitz • Kegelspitz • Torpedo MASSIVGESCHOSSE Abgesehen vom Schrot (siehe Schrotpatronen) verwendet man Bleigeschosse heute fast nur für Kleinkaliber- und Kurzwaffen. Nachteile der Bleigeschosse: starke Verbleiung der Züge, meist geringe Geschossgeschwindigkeit. Voll- oder Massivgeschosse bestehen heute aus Kupfer oder Messing (Legierungen) und finden Verwendung bei Großwildjagd und Nachsuche. Vorteil: hohe Durchschlagskraft, keine Splitterwirkung. Nachteil: geringe Energieabgabe im Wildkörper. Mantelgeschosse bestehen aus einem Bleikern und einem äußeren Mantel. Dieser ist immer härter als der Bleikern und besteht aus Flussstahl oder Tombak (Tombak = Kupferlegierung mit Zink (15-30%) und eventuell Zinn (3%), härter als Kupfer und damit geeignet für hohe Anfangsgeschwindigkeiten). Der Mantel ermöglicht eine höhere Geschossgeschwindigkeit. Hierdurch erzielt man ein besseres Durchschlagvermögen und eine größere Tiefenwirkung. Mantelmaterial und Mantelkonstruktion regulieren die Geschossdeformation und die Splitterwirkung des Geschosses. Je nach Ausbildung des Mantels unterscheidet man zwischen VOLLMANTELGESCHOSSE Bei Vollmantelgeschossen umschließt der Mantel den Bleikern vorne vollständig (am Boden gebördelt). Eingesetzt werden Vollmantelgeschosse für schwaches Wild, z.B. Birkhahn oder Fuchs, wenn geringe Wildbretzerstörung gewünscht wird. Vollmantelgeschosse werden auch für schweres und hartes Wild, z.B. Büffel oder Elefant eingesetzt, wenn eine stärkere Tiefenwirkung erreicht werden soll. Vollmantelgeschosse haben in den kleinen Kalibern spitze, in den größeren oft runde Kopfform. DIE TEILMANTELGESCHOSSE UNTERTEILT MAN IN EXPANSIONSGESCHOSSE Brenneke-Torpedo-Ideal-Geschoss (TIG): Bleikern, geteilt mit unterschiedlicher Härte, weicheres Vorderteil ragt in härteres Hinterteil hinein; Scharfrand, hierdurch Schnitthaare am Anschuss. Wirkungsweise: Im Wildkörper durch zunehmenden Wandstärkenverlauf kontrolliertes Aufpilzen des Geschossvorderteils bis auf doppelte Kalibergröße, abhängig vom Widerstand im Wildkörper. Durch die hohe Festigkeit des hinteren Kerns ergibt der Geschossrestkörper meist Ausschuss. Auch bei weniger gut angetragenen Schüssen hohe Tötungskraft. H-Mantel-Geschosse, z.B. mit offener Hohls pitze (HMO) oder Kupfer-Hohlspitze (HMK) deutlich sichtbare Einschnürung des Mantels, sog. H-Rille.Sie dient für Bleikern und Mantel als Sollbruchstelle. Der Bleikern ist geteilt, mit unterschiedlichen Härten.Wirkungsweise: Geschossvorderteil (Zerlegung bis zur H-Rille) Geschosshinterteil gibt fast immer Ausschuss DEFORMATIONSGESCHOSSE Teilmantel-Rundkopf (TMR) Teilmantel-Flachkopf (TMF) Teilmantel-Spitz (TMS) Brenneke-Torpedo-Universal-Geschoss (TUG) Geschossform torpedoförmig, Bleikern geteilt, härteres Hinterteil ragt in weicheres Vorderteil hinein. Wirkungsweise: besonders geringe Deformation des Restkörpers mit hoher Durchschlagskraft. Kegelspitz-Geschoss (KS) Bleikern einteilig, Mantel mit verschiedenen Wandstärken. Wirkungsweise: gleichmäßiges Aufpilzen mit Deformation, meist auch Ausschuss. Anmerkung: Die verschiedenen Hersteller bieten eine große Auswahl von Spezialgeschossen an. Nachfolgend beschränken wir uns auf die Darstellung der gebräuchlichsten Geschosstypen von RWS. BÜCHSENPATRONEN FÜR DIE JAGD Es gibt keine Universalpatrone für alle Wildarten. Aber es gibt gesetzliche Vorschriften für Mindestanforderungen. In Deutschland gilt: Für Rehwild und Seehunde Mindestenergie 1000 Joule auf 100 m, anders ausgedrückt: E100 = 1000 Joule (100 kpm). Für alles andere Schalenwild Mindestenergie 2000 Joule auf 100 m und Mindestkaliber 6,5 mm, anders ausgedrückt E100 = 2000 Joule (200 kpm). Eine Übersicht über die Büchsenpatronen, ihre Verwendbarkeit und wichtige ballistische Daten enthalten die Schusstafeln der Hersteller. Geschossbezeichnungen: BHS BRK FK FRK HS KS MRK RK TM TM-SWC VM AJHP HBWC CL FJ FJSP FMC FMJ FMJBT FMP FN FP FT HCP HPBT HP JFP JHC JHP JSP JRN JTC LHP LRN LWC LSWC PSP SJ SJHP SWC TC TMJ WC Blei Hohlspitzgeschoß Blei Rundkopfgeschoß Flachkopfgeschoß Flach Rundkopfgeschoß Hohlspitzgeschoß Kegelspitzgeschoß Metall Rundkopfgeschoß Rundkopfgeschoß Teilmantelgeschoß Teilmantel Semiwadcutter-Geschoß Vollmantel Aluminum Jacketed Hollow Point Hollow Base Wadcutter Cast Lead Full Jacketed Full Jacketed Semipointed Full Metal Case Full Metal Jacket Full Metal Jacket Boat Tail Full Metal Patched Flat Nose Flat Point Flat Tip Hollow Copper Point Hollow Point Boat Tail Hollow Point Jacketed Flat Point Jacketed Hollow Cavity Jacketed Hollow Point Jacketed Soft Point Jacketed Round Nose Jacketed Truncated Cone Lead Hollow Point Lead Round Noise Lead Wadcutter Lead Semi Wadcutter Pointed Soft Point Solid Jacket Semi Jacketed Hollow Point Semi Wadcutter Truncated Cone Totally Metall Jacket Wadcutter Alu-ummanteltes Hohlspitzgeschoß Wadcutter Hohlboden Gegossenes Bleigeschoß Vollmantel Vollmantel-Flachkopfgeschoß Vollmantel, dünnerer Mantel Vollmantelgeschoß Vollmantelgeschoß Kegelheck stromlinienförmig Vollmantelgeschoß weiche Spitze Flackkopfgeschoß Flachkopf Geschoß abgeflachte Spitze Kupfer-Hohlspitzgeschoß Stromlinienförmiges Hohlspitzgeschoß Hohlspitzgeschoß Teilmantel Flachkopfgeschoß Ummanteltes Hohlspitzgeschoß Teilmantelgeschoß Ummanteltes Rundkopfgeschoß Ummanteltes Kegelstumpfgeschoß Hohlspitz Blei Blei-Rundkopf Teilmantelspitzgeschoß Vollmantelgeschoß Teilmantelspitzgeschoß Kegelstumpfgeschoß Bleigeschoß vollverkupfert Scharfrandgeschoß Das Kaliber Es gibt Büchsenpatronen in unterschiedlichen Kalibern. Aus einem Büchsenlauf dürfen nur Patronen des Kalibers verschossen werden, für das dieser Lauf eingerichtet ist. Um Verwechslungen auszuschließen, ist auf dem Lauf jeder Waffe das Kaliber eingraviert. Bei den Kaliberbezeichnungen unterscheidet man zwischen Deutscher Kaliberbezeichnung Hier erfolgen die Kaliberangaben in Millimetern und bestehen normalerweise aus zwei Zahlen, z.B. 7 x 64. Die erste Zahl gibt das Nennkaliber (7mm), die zweite Zahl die maximale Hülsenlänge (64 mm) an. Folgt bei der Kaliberbezeichnung noch ein R, z.B. 7 x 57 R, dann hat diese Patrone eine Hülse mit Rand. Die Zusatzbezeichnung Magnum (Mag.) weist auf eine relativ starke Patrone hin. Alle Patronen dürfen nur aus Waffen verschossen werden, die die gleiche Kaliberangabe tragen. Kaliber 8 mm In diesem Kaliber gibt es zwei Patronengrößen: 8 x 57 I 8 x 57 IR 8 x 57 IS 8 x 57 IRS Es bedeuten: 8 = Geschossdurchmesser (Nenndurchmesser) in mm 57 = Hülsenlänge in mm RWS = Hersteller R = Hülse mit Rand I = Infanterie Die mit „S“ bezeichnete Patrone hat einen um ca. 0,1 mm größeren Geschossdurchmesser. Ein SGeschoss darf deshalb nur aus S-Läufen verschossen werden, d.h. nie aus normalen Läufen. Eine Laufsprengung könnte die Folge sein. S-Kaliber sind deshalb deutlich gekennzeichnet: • schwarzes Zündhütchen • Buchstabe S • Rändelung am Geschoss Auf der Packung findet man ein besonderes Feld mit Verwendungshinweisen. Anglo-amerikanischer Kaliberbezeichnung 30er Kaliber: Hier erfolgen die Kaliberangaben in 1/100 bzw. 1/1000 Zoll. 1 Zoll = 25,4 mm oder überschlägig: Zoll : 4 .308 .30-06 .30R Blaser .300 WinMag Die Angabe .222 (kleinste rehwildtaugliche Patrone) bedeutet Nennkaliber 0,222 Zoll = 0,222 x 25,4 mm = 5,64 mm. Bei der Kaliberangabe bleibt die Hülsenlänge unberücksichtigt. Zum Kaliber werden häufig Zahlen hinzugefügt, z.B. .30-06 Es bedeuten: 30 = Kaliber ~ 0,30 Zoll 06 = Konstruktionsjahr 1906 Manchmal findet man eine 2. und 3. Zahl, z.B. 45/70/405 Es bedeuten: 45 = Kaliber 0,45 Zoll, 70 = Pulvergewicht 70 grains (amerikanische Gewichtseinheit 1 grain = 0,0648 g) 405 = Geschossgewicht 405 grains Oft wird der Hersteller genannt, der die Patrone erstmals auf den Markt brachte, z.B. .222 Rem. (Rem. = Remington) oder .243 Win (Win. = Winchester). Außerdem geben die Amerikaner ihren Patronen gerne werbewirksame Beinamen, z.B. .22 Hornet (Hornet = Hornisse) oder werbewirksame Kombinationsbezeichnungen, z.B. Rem. Magnum (Remington Magnum). Dynamit Nobel hat ein umfangreiches Programm an speziellen Büchsenpatronen. Es gibt RWSGeschosse gleicher Konstruktion, aber mit unterschiedlichem Gewicht und darauf abgestimmter Pulverladung. Das ist äußerlich nicht auf den ersten Blick erkennbar, bewirkt aber Veränderungen im ballistischen Verhalten. Eine Verwechslung muss deshalb ausgeschlossen werden. Patronen mit schwereren Geschossen erhalten eine rote Lackierung der Zündhütchen-Ringfuge. Flintenmunition Bei Flintenmunition handelt es sich um Patronenmunition für Flinten. Sie ist speziell für den flintentypischen schnellen Schuss auf kurze Distanzen ausgelegt. Die Ladung besteht meist aus Schrotkugeln, deren Anzahl und Größe entsprechend dem Einsatzzweck ausgelegt sind. Sie wird als Garbe mit flächendeckender Wirkung verschossen. Große Schrote werden als Posten bezeichnet. Diese Kombinationen werden in den USA als buck-and-balls-Patronen bis heute angeboten. Für spezielle Anwendungen wird das Flintenlaufgeschoss, eine Ladung aus einem Stück verwendet. Die wirksame Einsatzreichweite der Flintenmunition liegt im Bereich von kurzen bis mittleren Distanzen, da die Treffgenauigkeit, Flächenwirkung und Geschossenergie mit steigender Entfernung abnehmen. Der Gefährdungsbereich beträgt jedoch ladungsabhängig mehrere hundert Meter. Für den überwiegend sportlichen und jagdlichen Einsatz wird Blei als Material für die Ladung verwendet. Wegen der hohen Umweltbelastung durch Blei kommen zunehmend alternative Materialien wie Weicheisen zur Anwendung, obwohl deren geringeres spezifisches Gewicht die Geschosswirkung verringert. Für den paramilitärischen Einsatz werden Gummi und ähnliche Materialien wegen ihrer weniger letalen Wirkung zu Geschossen verarbeitet. AUFBAU Die äußere Hülle der Patrone besteht aus einer Bodenkappe mit Zündhütchen, die mit einer Hülse aus Pappe oder Kunststoff verbunden ist. Bei Schrot und bei Posten als Geschossladung ist die Hülse an der Stirnseite sternförmig zusammengefaltet oder aber über einer Papp- oder Kunststoffscheibe umgebördelt, damit die Ladung nicht herausfällt. Die Bodenkappe wird in der Regel aus vermessingtem Blech gefertigt. Der Rand der Bodenkappe verhindert, dass die Patrone zu weit in das Patronenlager rutscht. Bei Flintenmunition werden offensive (schnell abbrennende) Nitrozellulosepulver verwendet. Zwischen der Pulverladung und der Geschossladung (der Vorlage) befindet sich ein Zwischenmittel wie etwa ein Filzpropfen. Durch das Zwischenmittel wird eine Vermischung von Pulver und Vorlage vermieden und beim Schuss die vollständige Kraftübertragung von der abbrennenden Treibladung auf die Geschossladung erreicht. Als Geschossladung werden Kugelschrot, Posten und Flintenlaufgeschosse verwendet. Bei allen drei Arten wird Blei wegen seiner hohen Dichte bei günstigem Preis bevorzugt. Aus Gründen des Umweltschutzes werden jedoch auch Eisenschrote und Schrote aus anderen Materialien verwendet. Schrotladungen werden bei modernen Patronen meist in einen Kunststoffbecher mit eingeschnittenen Seiten eingesetzt. Der Becher unterbindet den direkten Kontakt der Schrotladung mit dem Lauf. Das schont den Lauf vor Abrieb und Ablagerungen durch die Schrotkugeln. KALIBER Flintenmunition wird durch das Kaliber, die Hülsenlänge und die Angaben zur Ladung gekennzeichnet. Die Kaliberangabe ist nicht metrisch. Angegeben wird die zum Laufdurchmesser passende Anzahl gleich großer Rundkugeln, die aus einem englischen Pfund (453,6 g) Blei gegossen werden können. Beim Kaliber 12 sind dies 12 gleich große Kugeln. Dementsprechend ist das FlintenKaliber 20 kleiner als das Kaliber 12. Verbreitetste Kaliber sind 12, 16, 20 und 36. Kaliber 10 wird seltener verwendet, für die Großwildjagd wurden auch Flinten in den Kalibern 8 und 4 gefertigt, zum Teil als exklusive Sonderanfertigungen. Die Kalibermaße entsprechen folgenden Laufbohrungen, wobei Fertigungstoleranzen von einigen Zehntelmillimetern möglich sind: Kaliber: 4 8 10 12 16 20 24 28 32 36 (.410) Bohrung in mm: 26,73 21,22 19,69 18,53 16,84 15,63 14,71 13,97 13,37 10,2 Die Kaliberangabe wird in den Patronenboden geprägt. Zur vollständigen Kaliberangabe gehört auch die Angabe über die Hülsenlänge für die das Patronenlager ausgelegt ist. Die Angabe erfolgt meist in Millimeter, jedoch auch in Zoll. Die üblichen Patronenlager sind für Hülsen mit Längen von 70 mm (2¾″) oder 76 mm (3″) ausgelegt, früher auch 65 mm (2½″). Somit bedeutet beispielsweise die Kaliberangabe 12/70 auf einer Waffe, dass es sich um eine Flinte im Kaliber 12 mit einem Patronenlager für Hülsen mit 70 mm Länge handelt. Die Hülsenlänge ist in der Regel auf der Hülse aufgedruckt. Die Angabe bezeichnet die Länge der unverschlossenen Patrone bzw. die Hülsenlänge nach dem Schuss. Schrotpatronen mit Bördelverschluss oder mit Sternverschluss sind verschlossen 6 mm bis 11 mm kürzer. Beim Schuss öffnen sie sich und erreichen wieder die ursprüngliche Länge. Die gängigen Hülsenlängen sind 65 mm, 67,5 mm, 70 mm und 76 mm. Die geöffnete Hülse darf nicht länger als die Patronenkammer sein, damit die Hülse sich beim Schuss vollständig öffnet. Andernfalls kann es durch den dadurch erhöhten Gasdruck zur Beschädigung der Waffe mit Gefährdung von Personen führen. Eine Ausnahme sind Hülsen mit einer Länge von 67,5 mm, die auch aus Waffen mit einem Patronenlager für Hülsen mit einer Länge von 65 mm verschossen werden dürfen. Patronen mit kürzerer Hülse als für das Patronenlager vorgesehen können verschossen werden, wobei aber die Schussleistung beeinträchtigt werden kann. Eine Ausnahme sind auch hier Hülsen mit einer Länge von 67,5 mm, die aus Waffen mit einem Patronenlager für Hülsen mit einer Länge von 70 mm ohne Leistungseinbußen verschossen werden können. Packungsangaben Brenneke oben und Schrot unten Bei Schrotpatronen und Posten wird zusätzlich noch der Schrotdurchmesser durch Aufdruck auf die Patronenhülse angegeben. Neben der Angabe des Durchmessers in Millimeter werden teilweise auch Kennziffern verwendet, die sich jedoch international stark unterscheiden. Bei Magnumpatronen (besonders hohe Geschossenergie, Gasdruck bis 1050 bar) muss der Zusatz "Magnum" auf der Hülse angegeben sein. Diese dürfen nur aus dafür vorgesehenen Flinten verschossen werden. Andernfalls kann es zu Beschädigung der Waffe mit Gefährdung von Personen kommen. Weitere Kenndaten der Munition werden auf der Packung oder in Datenblättern angegeben. Dies sind u. a. Ladungsgewicht, Ladungsmaterial (Blei, Weicheisen etc.), Streueigenschaft der Schrotgarbe, durchschnittliche Anzahl der Schrotkugeln, Abgangsgeschwindigkeit. SCHROTPATRONE Schrotpatronen dienen dem Verschießen von mehreren Projektilen mit einem Schuss. Diese Schrote bestehen aus ein bis acht Millimeter großen Metallkugeln, die meist aus Hartblei oder Weicheisen bestehen. Sie werden beim Schuss durch den Pfropfen bzw. Abschussbecher zusammen aus dem Lauf getrieben, wobei der Pfropfen die Schrotladung in Richtung der Treibladung abdichtet. Verwendung finden Schrotpatronen bei der Jagd auf Kleinwild, im militärischen und polizeilichen Bereich sowie beim sportlichen Schießen. Der militärische Einsatz ist nur auf kurze Distanzen sinnvoll, wie etwa beim Häuser- oder Straßenkampf. Um die Reichweite zu erhöhen, wurden vor allem für den militärischen Einsatz mit Flechetes geladene Patronen verwendet. Diese Patronen enthalten statt der runden Schrotkugeln ein Bündel Stahlpfeile, die durch kleine Stabilisierungsflossen aerodynamisch stabilisiert werden. Die Hälfte der Pfeile verlässt mit den Flossen nach vorn den Lauf, was zu einem sofortigen Umdrehen führt, wodurch die Geschossgarbe auseinandergetrieben und schnell eine ausreichende Flächenabdeckung mit Geschossen erreicht wird. Beim Wurfscheibenschießen ist die Bleischrotmenge bei einigen Disziplinen auf 24 g bzw. 28 g, unter anderem aus Gründen des Umweltschutzes, aber auch zur Vereinheitlichung der Wettkampfbedingungen und zur Entlastung der Schützen durch den geringeren Rückstoß, begrenzt; die Bleischrote haben hier einen Durchmesser von 2,0 mm (Skeet) bis 2,5 mm (Trap). Bei jagdlichen Patronen liegt die Bleischrotmenge üblicherweise bei 32 g bis 40 g und die jagdlich genutzten Durchmesser der Schrote reichen von 2,0 mm (Kaninchen) bis 4,0 mm (Dachs). Gröbere Schrote, so genannte Posten (z. B. Sauposten), sind in Deutschland zur Jagd auf Schalenwild verboten. Sie wurden früher zur Jagd auf Rehwild und Wildschweinfrischlinge verwendet. Für den Schuss auf geringe Entfernungen werden spezielle Streupatronen verwendet, die in der Schrotladung ein Streukreuz enthalten. Dieses Streukreuz bewirkt eine schnellere Ausdehnung der Schrotgarbe und somit eine bessere Deckung im Ziel bei geringer Schussentfernung. Übliche Schrotkugeldurchmesser in Streupatronen sind 2,75 mm für den jagdlichen Einsatz und 2,0 mm vornehmlich für das jagdliche Skeetschießen. Bei der polizeilichen Aufruhrbekämpfung werden statt der üblichen Metallschrote Gummikugeln bzw. Grummischrote auch in kleinen vernähten Säckchen (sogenannte Beanbags) verschossen, die nicht tödlich wirken sollen und die Wirkung von Faustschlägen aufweisen sollen, aber auch penetrierend wirken. Für die Bekämpfung etwa von Ernteschädlingen oder für die Selbstverteidigung werden auch verschiedene andere Materialien verwendet. Verbreitet ist grobes Steinsalz, andere Materialien sind Pfefferkörner, Chili oder Peppergelkügelchen. Wegen der unregelmäßigen Form und Größe der Salzkörner streuen diese Ladungen erheblich und können bis auf einige Meter Entfernung zu erheblichen Verletzungen führen.[1] Die maximale Reichweite lässt sich über die Faustformel Schrotgröße in mm × 100 = Reichweite in Metern berechnen. Folglich liegt die maximale Reichweite für die Schrote einer Trap-Patrone mit einem Schrotkugeldurchmesser von 2,5 mm bei 250 Metern. Diese Faustformel ist als Näherungswert anzusehen, die eine Sicherheitsreserve beinhaltet. FLINTENLAUFGESCHOSSE Geschosse für Flinten, englisch "Slug", umgangssprachlich im Deutschen auch nach einem Hersteller als Brenneke bezeichnet, haben einen Durchmesser der dem Kaliber der Waffe (Laufinnendurchmesser) entspricht und meist für nicht gezogene Läufe bestimmt sind. Bekannte Hersteller sind Winchester (USA), Sauvestre (Frankreich), Remington (USA) oder Fiocchi (Italien). Die Jagd mit Flintenlaufgeschossen ist neben den USA und Frankreich auch heute noch in Russland und den baltischen Ländern gebräuchlich. Dort finden sich eigene Hersteller mit Produkten. Mit Entwicklung des Chokes für Flintenläufe wurde der Einsatz vollkalibriger Kugeln problematisch, da diese im Choke gestaucht werden. Um 1898 wurde von Wilhelm Brenneke das Brenneke-Geschoss eingeführt, nachdem verschiedene Versuche unternommen wurden große Einzelgeschosse aus Flinten zu verschießen. Dieses Geschoss besteht aus einem Bleizylinder mit Längsrillen, bei dem zwischen der Treibladung und dem Geschoss ein Filzpfropfen befand und die Treibladung gegen das Geschoss abdichtete. Die Längsrillen erleichterten die Verformung im Choke, wobei die Rillen schräg verlaufen. Ein Drall wird dadurch nicht erzeugt. Moderne Flintenlaufgeschosse sind in einem Kunststofftreibkäfig gelagert, statt einem Treibspiegel, der das Geschoss im Lauf gegenüber der Treibladung abdichtet und damit die volle Abgabe der Treibladungsenergie an das Geschoss ermöglicht. Unterkalibrige Geschosse, so genannte Flechet oder Sabot sind immer in einem gelagert und besitzen wegen ihrer geringeren Masse in der Regel eine höhere Mündungsgeschwindigkeit. Der Treibkäfig schont zusätzlich die Laufinnenfläche, da das Geschoss nicht mehr mit dieser in Berührung kommt. Eine Verwendung von gezogenen Flintenläufen ist daher obsolet. Heute sind verschiedene Materialien für Flintenlaufgeschosse in Gebrauch. Traditionell Bleigeschosse, kommen heute auch Messinggeschosse und Materialkombinationen mit Stahl oder Aluminium vor. Die Formen von Flintenlaufgeschossen sind zylinderförmig mit runder oder spitzer Geschossspitze, die dem Minié-Geschoss gleichen, aber auch mit einer Hohlspitze oder in Form eines Diabolos.[2] Flintenlaufgeschosse, deren Masse im Kaliber 12 bis 39 g beträgt, haben trotz der relativ geringen Geschossgeschwindigkeit eine hohe kinetische Energie, die sie wegen des hohen Querschnitts und durch Verformung schnell an das Ziel abgeben. Ein so hohes Geschossgewicht wird sonst erst bei Büchsen im Kaliber .50 erreicht. Jagdlich werden Flintenlaufgeschosse auf Entfernungen von 30 bis 50 m verwendet, wobei mit einem Streukreis von etwa 10 cm zu rechnen ist. Erlaubt ist die Verwendung in Deutschland auf alles Schalenwild. Verstärkt (Magnum) geladene Flintenlaufgeschosse mit 76 mm Hülsenlänge, erreichen auf eine Entfernung bis 100 m noch hinreichende Treffgenauigkeit und durch das Geschossgewicht hinreichende Geschosswirkung. In Deutschland wird der jagdliche Einsatz teilweise auf Gesellschaftsjagden aus Sicherheitsgründen, aber auch wegen der vermeintlich hohen Wildbretzerstörung abgelehnt.[3] Die Gefahr von Querschlägern ist jedoch nicht höher als bei anderen Geschossen, eher geringer. Durch langsame Geschwindigkeit und hohes Geschossgewicht werden Gras oder dünne Ästchen ohne Ablenkung durchschossen und das Ziel ausreichend genau getroffen. Aus Sicherheitsgründen ist in Frankreich, Italien, Spanien die jagdliche Verwendung üblicher als die von Büchsen, in den USA teilweise sogar vorgeschrieben und der Einsatz von Büchsen in einigen USBundesstaaten durch die höhere Gefahrenreichweite verboten. Repetierflinten mit Flintenlaufgeschossen werden auch als Sicherungswaffe von den Forstdiensten in den USA und Kanada gegen Bären benutzt. Verfügbar sind Signal- und Leuchtpatronen, die für die Vogelvergrämung auf Flugplätzen und die Bärenabwehr, aus dem englischen bear banger, deutsch BlitzKnallpatronen, eingesetzt werden.[4] Diese Munitionsart wird ebenfalls im militärischen und polizeilichen Bereich neben Gummischrot und Gummislugs eingesetzt. Flintenlaufgeschosse werden auch von Sicherheitskräften eingesetzt, da diese gegen Personen mit Schutzwesten eine relativ hohe Wirkung aufweisen. Zwar durchschlagen sie diese in der Regel nicht, die Weste wird aber beim Auftreffen so weit eingedrückt, dass genügend Energie abgegeben wird, um Verletzungen hervorzurufen. Insbesondere bei maritimen Boardingteams und Infanteriegruppen werden diese im Feuerkampf auf nahe Entfernung vom Frontmann eingesetzt. Für das Öffnen von Türen werden Patronen mit Metall(Zink-)staub benutzt, da diese sich nach dem Auftreffen sofort zerlegen, die Energie vollständig an das Ziel abgeben und Umstehende nicht gefährden. Für den Behördeneinsatz wurden speziell gehärtete Flintenlaufgeschosse entwickelt, u.a. von Brenneke das EDP mit mehr als 4.000 Joule Kaliber 12/76 (3“), um Motorblöcke und Windschutzscheiben ohne Ablenkung zu durchschlagen und so Fahrzeuge mit einem gezielten Schuss anzuhalten[5]. Eine Sonderform ist das Wireless eXtended Range Electronic Projectile, das wie eine Elektroimpulswaffe wirkt. Die Verpackung Die grundsätzliche Forderung an eine gute Verpackung heißt klare Kennzeichnung. Hierfür bieten sich Wort - Symbol – Farbe an. Durch eine gute Kennzeichnung wird bereits von außen eine eindeutige Identifizierung möglich. Hierdurch werden Verwechslungen praktisch ausgeschlossen. Innen enthält die Packung Hinweise auf: • Kaliber, • Geschosstyp, • ballistische Daten. Balistik Innenballistik Die Innenballistik beschreibt die Geschehnisse beim Schiessen innerhalb der Waffe. (Kaliber, Züge-Felder, Freiflug (Gasdruck), Laufseele/Zugtiefe) Abgangsbalistik Aussenballistik / Flugballistik Bereits beim Verlassen des Laufes beginnt das Geschoss - physikalisch gesehen - aufgrund der Erdanziehung zu fallen, wenn man dies nicht durch die Zielfernrohrmontage oder Haltepunkte kompensiert. Man erzielt so eine Flugparabel. Kennt man diese Flugbahnhöhenabweichung im Verhältnis zur zurückgelegten Strecke, so kann man auch auf weite Entfernungen exakt treffen. Eine zusätzliche Dimension ist die Abweichung nach links und rechts aufgrund von Winddrift. Beide Abweichungen sind umso geringer, je mehr Masse ein Geschoss hat, je besser der ballistische Koeffizient ist und je schneller das Geschoss fliegt. (Drall, Flugbahn) Zielballistik Die Zielballistik entscheidet über Art und Weise der Geschosswirkung im Wildkörper und damit über die Tötungswirkung. Die Zielwirkung ist direkt von der verwendeten der Munition und dem Treffersitz abhängig und ist zugleich ein wichtiger Einflussfaktor bei der Wildbretentwertung. (Wirkung des Geschosses beim Auftreffen im Wildkörper / Trefferwirkung) Wundbalistik GEE der Punkt an dem sich reale geschossbahn und Zielpunkt wieder kreutzen Ballistik Unter Ballistik (von griech. ballein = werfen, schleudern) versteht man die Wissenschaft von der Bewegung geworfener oder geschossener Körper. Man spricht auch von der Lehre vom Schuss. Man unterscheidet in: Innenballistik nimmt Bezug auf die Schussentwicklung im Lauf. Mündungsballistik nimmt Bezug auf die Schussentwicklung an der Mündung. Außenballistik nimmt Bezug auf die Flugbahn und ihre Beeinflussung. Zielballistik nimmt Bezug auf die Wirkung des Geschosses im Ziel. Innenballistik und Mündungsballistik Die Innenballistik umfasst alle Vorgänge, die sich innerhalb der Waffe abspielen, also vom Auftreffen des Schlagbolzens auf das Zündhütchen bis zum Austreten des Geschosses (der Geschosse) aus der Laufmündung. Verlässt das Geschoss die Mündung, beträgt der Gasdruck im Lauf noch ca. 450-500 bar. Diese hohe Verdichtung bewirkt die Entstehung von Druckwellen, hierdurch Mündungsknall. Durch die Überschallgeschwindigkeit des Geschosses entsteht der zusätzliche Geschossknall. Durch den sehr kurzen Zeitabstand zwischen Mündungs- und Geschossknall kann der Schütze diese nicht voneinander unterscheiden. Zu progressives Pulver oder zu kurze Läufe bewirken meist einen stärkeren Mündungsknall bzw. ein Mündungsfeuer. Zum Rückstoß kommt es beim Schuss durch den auch rückwärts wirkenden Gasdruck. Der Rückstoß wirkt über den Stoßboden und den Verschluss bis auf die Schulter des Schützen. Außenballistik Die Geschossflugbahn wird beeinflusst durch: • Geschwindigkeit des Geschosses • Luftwiderstand und Luftdichte • Schwerkraft • Schusswinkel • Seitenwind • Geschossform und Geschossgewicht Die Geschossflugbahn schneidet die Visierlinie im oben gezeigten Beispiel 2-mal. Der erste Schnittpunkt liegt nach etwa 45-50 m, der zweite nach etwa 140 – 200 m, je nach GEE (Günstigste Einschussentfernung). Die GEE ist also die Entfernung, nach der das Geschoss die Visierlinie zum zweiten Mal kreuzt; wobei die Visierlinie um nicht mehr als 4 cm überflogen wurde. Alle Faktoren gemeinsam bestimmen den Verlauf der Flugbahn, die sog. Flugbahnkurve. Verläuft die Visierlinie parallel zur Seelenachse des Laufes, dann hat die Waffe von Anfang an Tiefschuss, der sich ständig vergrößert. Aus diesen Gründen muss man eine Waffe einschießen. Hierbei vergrößert man den Winkel zwischen Visierlinie und Seelenachse. Aus der sog. Schusstafel lassen sich für jedes Geschoss alle ballistischen Daten ablesen. Die Schusstafel kann deshalb als ballistischer Steckbrief bezeichnet werden. Für eine Büchse im Kaliber 7 x 64 werden verschiedene Geschosstypen angeboten. H-Mantel-Geschoss mit Kupferhohlspitze und 11.2 g Geschossgewicht geeignet für alles heimische Schalenwild Es werden angegeben max. Gasdruck und Länge des Laufes, mit dem die folgenden Daten ermittelt wurden: Geschwindigkeit V (m/s) und Energie E, gestaffelt nach 0-300 m Entfernung. Beispiel: (Werte nach 100 m) V = 765 m/s, E = 3277 Joule Die Schusstafel Die Treffpunktlage verändert sich bei Schüssen bergauf oder bergab. Ursache hierfür ist der Einfluss der Schwerkraft. Da die Waffe in der Regel horizontal eingeschossen wird, kommt es hierbei meist zu Hochschüssen. Als Faustregel sollte daher gelten: Berg rauf und Berg runter - halt immer drunter! Zielballistik Die Wirkung eines Büchsenschusses hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzliche Forderung ist eine hohe Tötungskraft. Sie tritt ein, wenn lebenswichtige Organe in kürzester Zeit endgültig außer Funktion gesetzt werden oder durch rapiden großen Blutverlust. Bei der Schadwirkung eines Geschosses im Wildkörper unterscheidet man Primäre Schäden Sie werden durch das eindringende und sich deformierende Geschoss verursacht. Die Schadensgröße ist weitgehend abhängig vom Sitz des Treffers und von der Zerlegung / Querschnittsvergrößerung des Geschosses. Sekundäre Schäden Sie werden durch Druckveränderungen im Wildkörper verursacht. Durch die entstehende temporäre Wundhöhle werden viele Nerven gereizt, dies führt meist zu einem Schock (Schockreflex). Diese Schockreflexe können zum sofortigen Verenden des Wildes führen. Da dies jedoch nicht in allen Fällen eintritt, kann es auch bei gut angetragenen Schüssen zu mehr oder weniger langen Fluchtstrecken kommen. Die Größe der sekundären Schäden hängt primär ab von der im Ziel noch vorhandenen Auftreffgeschwindigkeit VZ und der Energieabgabe im Wildkörper. Patrone Höchstschussweite (Abgangswinkel 25 - 30°) • Jagdbüchsenpatronen • Revolver- u. Pistolenpatronen • Schonzeitpatronen Hochleistungspatronen Standardpatronen (starke) (mittelstarke) (schwache) .22 Hornet .22 Magnum .22 lfB •Flintenlaufgeschosspatronen • Schrotpatronen 5000 - 6000 m 3000 - 4000 m 2000 m 1500 m 1000 m 2500 m 2000 m 1500 m 1400 m Schrotstärke 4 mm Schrotstärke 3,5 mm Schrotstärke 3 mm Schrotstärke 2,5 mm 400 m 350 m 300 m 250 m Der staatliche Beschuss in der Bundesrepublik Deutschland Beim „Staatl. Beschuss“ handelt es sich um eine Festigkeitsprüfung für Lang- und Faustfeuerwaffen. Die Prüfung wird durch ein staatliches Beschussamt durchgeführt. Geprüft wird hierbei die Haltbarkeit und Sicherheit von Läufen und Verschlüssen und die Maßhaltigkeit. Werden an einer beschossenen Waffe wesentliche Veränderungen oder schwerwiegende (verändernde) Reparaturen an Lauf, Patronenlager oder Verschluss vorgenommen, dann wird ein neuer Beschuss (Instandsetzungsbeschuss) notwendig. Unbeschossene Waffen oder Waffen mit nicht anerkannten Beschusszeichen dürfen nicht benutzt werden. Hierfür besteht kein Versicherungsschutz. Die Beschusspflicht gilt für alle in der BRD hergestellten Handfeuerwaffen und für alle importierten Waffen ohne anerkannte Beschusszeichen. Anerkannt sind in der BRD die Beschusszeichen folgender Länder: Belgien, Chile, CSSR, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Spanien. Die Beschussprüfung Die staatliche Beschussprüfung besteht aus 3 Teilen. Bei der Vorprüfung werden der Bearbeitungszustand, die Beschussfähigkeit sowie die richtige Kennzeichnung von Kaliber und Hülsenlänge geprüft. Der Beschuss wird mit 1-2 besonderen Beschusspatronen durchgeführt. Diese haben gegenüber handelsüblichen Patronen eine stärkere Ladung. Bei Büchsenläufen gilt: mindestens 30% Überdruck. Bei Flintenläufen gilt: ca. doppelter Druck. Bei der Nachprüfung werden die Waffen auf Veränderungen nach dem Schuss, z.B. Risse oder Dehnungen geprüft. Geprüft werden: Patronenlager, Lauf (Läufe), Verschluss. Waffen mit Mängeln gehen an den Hersteller zurück. Einwandfreie Waffen erhalten das amtliche Beschusszeichen. Dieses wird auf der Waffe eingeschlagen. Die Kennzeichnung erfolgt bei • Langwaffen auf Lauf (Patronenlager) und Verschluss, • Pistolen auf Lauf, Schlitten, Rahmen, • Revolvern auf Lauf, Trommel, Rahmen. Deutsche Beschusszeichen Klar erkennbar muss der Hersteller einer Waffe sein. Die Kennzeichnung erfolgt durch Einstempeln des Namens oder Warenzeichens. Daneben enthalten alle wichtigen Waffenteile, wie Lauf (Patronenlager) und Verschluss die staatlich anerkannten Beschusszeichen. Jede Waffe erhält bereits vom Hersteller eine eigene Nummer. Diese steht auf allen wesentlichen Teilen der Waffe und dient zur eindeutigen Identifizierung. Die Waffennummer wird in die Waffenbesitzkarte eingetragen. Die Beschussjahreszeichen geben an, in welchem Jahr und Monat die Beschussprüfung durchgeführt wurde. Das Jahreszeichen besteht aus den beiden letzten Ziffern des Jahres und der Monatszahl. z.B.: „373“ bedeutet beschossen im März 1973. Beschusstyp N Normal V Verstärkt I Instandsetzung S Stahlschrot PN Schwarzpulver normale Beschussprüfung (Markierung des Laufes mit "N" für Nitrozellulose) verstärkte Beschussprüfung für die Verwendung von Magnum Munition bei Flinten (Markierung des Laufes mit "V" für Verstärkter Beschuss) Stahlschrotbeschussprüfung für Flinten (Markierung des Laufes mit einer Lilie) Schwarzpulverbeschussprüfung für Vorderlader u. ä. Waffen Instandsetzungsbeschussprüfung (z. B. nach Reparatur, Austausch von Teilen) Freiwillige Beschussprüfung (z. B. um eine alte Waffe auf Schäden zu testen) WAFFENRECHT Erwerb und Besitz Der Erwerb, der Besitz und der Schusswaffengebrauch sind in den meisten europäischen Ländern stark durch jeweilige Gesetze reglementiert. Verstöße sind meist ein Vergehen. Schusswaffen können in Deutschland unter Voraussetzungen laut §§ 4–9 Waffengesetz erworben werden: das vollendete 18. Lebensjahr (bei Großkaliberwaffen vollendetes 25. Lebensjahr) Zuverlässigkeit (keine relevanten Straftaten verübt, zuverlässige Aufbewahrung …) persönliche Eignung (nicht gegeben z. B. bei Geschäftsunfähigkeit, Abhängigkeit, psychischen Erkrankungen) Bedürfnis (z. B. als Sportschütze, Jäger, Sachverständiger, Sammler oder besonders gefährdete Person) Sachkunde (Wissen über rechtliche und technische Aspekte von Waffen und deren Gebrauch sowie praktischer Umgang), in Deutschland siehe dazu auch Waffensachkundeprüfung medizinisch-psychologische-Untersuchung (nur bis zum 25. Lebensjahr). Im Kriegswaffenkontrollgesetz benannte Schusswaffen dürfen in Deutschland von Zivilpersonen nicht erworben werden. Das Bundeskriminalamt kann jedoch Ausnahmegenehmigungen erteilen
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