Schulkonzept Teil 1 PDF

Heft: SchVw Ö
Rubrik: Schulmanagement
Stichwort: Schulkonzept
Schmuckfoto:
Umfang: 3 DS
Hinweis:
Vom Schulprogramm zum Schulkonzept (Teil 1)
Weiterentwicklung zum zukunftsorientierten und profilierten Gesamtkonzept
Schulen haben meistens ein Schulprogramm, das nicht gelebt wird, manchmal auch den
vielfältigen und auch zukünftigen Anforderungen nicht entspricht. Es fehlt ein flexibles und zukunftsorientiertes Gesamtkonzept für Schulen. Wie können Sie als Schulleitung ein Schulprogramm gemeinsam, grundlegend und konzeptionell so entwickeln,
dass es allen Anforderungen genügt?
Gerhard Regenthal
Leiter und Inhaber der Corporate Identity Akademie Braunschweig
Warum brauchen wir Schulkonzepte?
Schulprogramme alter Art sind passé. Die Schulprogramme mit einem Leitbild sind in allen
Schulen geschrieben und abgegeben worden — als eine „Pflicht“, die zumeist ohne Rückmeldungen, Konsequenzen und Auswirkungen blieb.
„Wir haben ein Schulprogramm, aber kaum einer kennt es und es wird auch nicht
gelebt. Wir machen weiter in unserem unverbindlichen Aktionismus: Wir warten,
was von „oben kommt“ – und jeder macht was er will – das ist pädagogische Freiheit! Gemeinsame und verlässliche Ziele und Verabredungen brauchen wir nicht –
die tägliche Auseinandersetzung mit Belastungen und Frust beleben unseren grauen
Schulalltag! Wir müssen nur das machen, was von oben angeordnet wird – damit
haben wir genug zu tun und darüber lässt sich auch trefflich jammern!“
Verantwortliche pädagogische Qualitätsarbeit braucht zwingend ein gemeinsames Schulkonzept, dass das „Müssen und Wollen“ in eine Balance bringt und im Rahmen der Selbstverantwortlichen Schule ihren Handlungsspielraum festlegt – und das ist Ihre Aufgabe als
Schulleitung: Entlastung, Motivation und Profilierung der schulischen Arbeit sind das Ergebnis. Schulprogramme sind „die Pflicht“ — Schulkonzepte sind „die Kür“. Nicht jedes
Schulprogramm ist ein Schulkonzept — die einfache und konsequente Vernetzung und der
transparente Aufbau fasziniert.
Unterschiede
Die erste Unterscheidung
Ein Schulkonzept hat eine einfache, vernetzte, transparente und portfoliostrukturierte
verdichtete Form. Form und Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt, ermöglichen so
ein entlastendes und einfaches Arbeiten und präsentieren Ihre Schule professionell nach
innen und außen.
Das Schulprogramm reduzieren, verdichten und strukturieren — in eine profilierte Form
bringen — das ist ein Schulkonzept!
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man
nichts mehr weglassen kann.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Gefragt sind also Schulprogramm + Teilkonzepte + Qualitätssicherung + Schulmarketing +
Arbeitsprogramme zur verbindlichen Umsetzung in einer professionellen Form = SchulKONZEPTE für Autonome Schulen. Die Anforderungen an die Autonome Schule und deren Möglichkeiten erfordern mehr als ein Schulprogramm alter Art — gebraucht wird ein Schulkonzept: Ein einfaches, zukunftsorientiertes und qualitätssicherndes Schulkonzept, das wirklich gute, nachhaltige und wertige pädagogische Arbeit zwischen „Müssen und Wollen“ organisiert und präsentiert, muss verdichtet und strukturiert sein — wie ein Portfolio — damit
es zeitlich angepasst und auch wirklich sinnvoll gelebt werden kann. Eine solche Form und
Struktur als ein GESAMTKONZEPT der Schule ist für die Umsetzung ganz entscheidend, besonders weil dann alle Teilkonzepte und Projekte ganzheitlich vernetzt und damit integriert werden können. Im Laufe der Entwicklungen, neuen Anforderungen und Prozessen
können Sie immer wieder auf Ihr Schulkonzept zurückgreifen und es weiter fortschreiben.
Sie müssen nie wieder von vorne anfangen!
Kriterien
Schulprogramm
Leitbild
Leitbild mit sehr allgemeinen Aussagen und Werten als Grundlage
Schulische Zielsetzungen
Qualitätssicherung
Arbeitsprogramme, Umsetzung
Schulkonzept
Leitbild reduziert, strukturiert als
Leitsätze, die als Überschriften weiter konkretisiert, vernetzt werden
Sehr allgemeine Absichten – meist
Leitsätze / Überschriften werden
pädagogische Wunschvorstellungen als Leitziele genauer erläutert: Balance zwischen „Müssen“ und
„Wollen“ / „Altem und Neuem“
Evaluationen / Qualitätssicherung – Leitsätze / Leitziele werden direkt
meist zusätzlich und durch Schulin- mit min. Qualitätsstandards messspektionen
bar hinterlegt und veröffentlicht –
erfüllen mehr als die allgemeinen
Ansprüche / Schulinspektionen
Zusätzliche Arbeitsprogramme –
Arbeitsprogramme werden autokonkrete Umsetzung des Schulpro- matisch aus dem Schulkonzept
gramms meist sehr schwierig – z. T. abgeleitet – vernetzte Umsetzung,
sehr frustrierend
dadurch transparent, verantwort-
lich, verbindlich
Teilkonzepte, Bereichskonzepte
Zusätzliche Teilkonzepte meist ohne Bezug zum Schulprogramm –
meist mit immer neuem Aufwand
Identitätsstiftung, Motivation
Wenig Identifikation durch Kollegium, Eltern, Schüler – wenig Motivation, weil Zwang zur Abgabe
Form, Struktur, Aufbau
Meist ohne klare transparente
Form / Struktur – sehr häufig „zusammen geschrieben“
Schulmarketing, Schule als Marke
Schulprogramm ist mehr nach innen und nicht nach außen ausgerichtet – Positionierungsaspekte
fehlen meist / bleiben unklar
Öffentlichkeitsarbeit, Imagebildung
Schulprogramme können nicht gut
zur Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt
werden
Zukunftsorientierung, Erweiterung
Schulprogramme müssen öfter neu
geschrieben und erweitert werden
– meist neuer Aufwand bei neuen
Anforderungen
Abb. 1: Grob-Vergleich von Schulprogramm und Schulkonzept (© Regenthal)
Teilkonzepte werden als Umsetzung direkt aus Schulkonzept abgeleitet und / oder können ganz einfach integriert werden (vernetzt)
Hohe Identifikation und Motivation
durch Beteiligung u. klare Strukturen / Formen bei Kollegium, Eltern
und Schülern (so gute Umsetzung)
Schulkonzepte sind verdichtet und
strukturiert – entsprechen professionellen Anforderungen. Form u.
Struktur schaffen eine klare Übersicht, gute Vernetzung und verlässliche Umsetzung
Schulkonzept ist nach innen und
nach außen ausgerichtet (synergetische Verstärkung) – Positionierung der selbstverantw. Schule als
Marke im Schulwettbewerb
Schulkonzepte unterstützen direkt
die Profilbildung der Schule und
schaffen durch die Veröffentlichung
auch eine Glaubwürdigkeit der
speziellen Ziele u. Qualitätsstandards der Schule
Schulkonzepte können durch ihre
besondere Form und PortfilioStruktur automatisch ganz einfach
ergänzt und erweitert werden
Warum brauchen Autonome Schulen also Schulkonzepte?
•
als Weiterentwicklung des Schulprogramms und Konkretisierung der gemeinsamen Ziele.
•
zur Integration neuer Anforderungen, Bedingungen und der kollegialen Interessen,
Wünsche („Wollen“).
•
zur Balance zwischen „Müssen und Wollen“, „Altem und Neuen“ und auch „Traditionen
und Innovationen“.
•
zur entlastenden Umsetzung eines Schulprogramms.
•
zur Problem- und Konfliktlösung im Schulalltag und bei der Zusammenarbeit.
•
zur nachhaltigen Umsetzung der Ziele durch ein jährliches professionelles Arbeitsprogramm.
•
zur begleitenden Qualitätssicherung und zum Qualitätsmanagement (Evaluation, Reflexion).
•
zur Implementierung der einzelnen Teilkonzepte zu unterschiedlichen Bereichen.
•
zur gemeinsamen Schulentwicklung als Prozess.
Schulkonzepte sind grundsätzlich ein identitätsstiftendes Selbstverständnis des Kollegiums.
Eine notwendige, zielorientierte Basis für alle Maßnahmen, Projekte und Konzepte nach
innen und außen, um keine Verzettelung, blinden Aktionismus, Leerarbeit und Frustration
in der Zusammenarbeit miteinander zu haben. Die alten Schulprogramme, die in dicken
Ordnern zusammengeschrieben wurden, können als Grundlage dienen. Sie sollten reduziert
werden (z.B. zu allgemeine pädagogische Erklärungen lieber herausnehmen): verdichten,
klar strukturieren mit gemeinsamen, überprüfbaren Zielen, Qualitätsstandards, Arbeitsprogrammen, ergänzenden Teilkonzepten und einem begleitenden Controlling, so dass die
Absichten auch wirklich im schulischen Alltag umgesetzt werden. Die gemeinsamen Zielsetzungen bringen Klarheit, Orientierung, Sicherheit und Konzentration der wenigen Ressourcen und schaffen so gemeinsame Erfolge (WAS). Die Prozesse zur gemeinsamen Entwicklung des Schulkonzepts, Schulungen und begleitende Beratungen von außen (WIE) sorgen für eine gute Motivation als Bewusstseinsbildung (besonders wichtig ist dabei die Akzeptanzbildung im Kollegium) und somit für die Implementierung der gemeinsamen Grundsätze und Richtlinien und die Nachhaltigkeit der Konzepte, sodass sie auch wirklich umgesetzt und gelebt werden. Das, WIE als Identitätsstiftung ist, damit ganz entscheidend. Es
zählt eben nicht nur das gute Schulkonzept als Ergebnis (WAS).
Abb. 2: Qualitätssichernde und strukturierte Schulkonzept-Arbeit
Die zweite Unterscheidung
Ein Schulkonzept sorgt durch die Identitätsbildung für eine motivierte und konsequente
Umsetzung im Schulalltag. Denn:
„Gute Arbeit kann man nur dann leisten, wenn man sich total mit seiner Idee und deren
Umsetzung identifiziert.“ (Robert Bosch)
Zur Professionalisierung (Qualitätsentwicklung) ist ein schulspezifisches Qualitätsmanagement und zur Profilierung der Schule für die Zukunft eine Positionierung der Schule im
Schulwettbeerb als Marke (Schulmarketing mit einem prägnanten Schulprofil) notwendig.
Mit dieser Klammer zwischen außen und innen erreicht man eine gewisse Verpflichtung und
auch eine verstärkende identitätsstiftende Prägung der Schule.
Die dritte Unterscheidung
Ein Schulkonzept sorgt durch die Markenbildung (Schärfung des Schulprofils) für eine Profilierung der Schule von innen nach außen.
Auf dem Weg, Schule neu zu gestalten und auf die Zukunft vorzubereiten, fehlen professionelle, effektive und effiziente Methoden, Strategien und Beratungen! Hier können professionelles Schulmanagement und ganzheitliche Identitätsprozesse helfen, daraus einen gemeinsamen Veränderungsprozess zu entwickeln, um die unterschiedlichen Ansätze miteinander zu verbinden — zum Wohle der Schule und der Schüler. Selbstverantwortliche Schule braucht dazu Schulkonzepte, um alles zusammenzuführen und zu verbinden. Ein Schulkonzept schafft Lösungen für die vielfältigen unterschiedlichen Anforderungen und Probleme. Sie als Schulleitung können das alles konzeptionell in einem Schulkonzept zusammenfassen.
Einige Schulen haben sich schon auf den Weg gemacht und ihr schulisches Leitbild und ihr
Schulprogramm gemeinsam neu als Schulkonzept entwickelt. Dieses Schulkonzept ist dann
nur die theoretische Grundlage, das Gesamtkonzept der Schule. Anschließend muss es umgesetzt und klein gearbeitet werden — bis in den Unterricht und das Schulleben der Schule
hinein.
Fazit
Schule mit einem Schulkonzept profilieren! Schulprogramme, die nicht profiliert sind, werden mal wieder nur „geschrieben“, aber nicht „gelebt“. Achten Sie also bei Ihrem Schulprogramm auf die Form, Identität und Marke. Es sollte ein vernetztes Gesamtkonzept werden, das auch in Zukunft den neuen Anforderungen entsprechen kann und – ganz wichtig –
in der Erarbeitung einfach, effektiv und entlastend ist. Denken Sie daran: Ihre Schule kann
nicht profiliert wirken, wenn Ihr Schulprogramm nicht professionell und profiliert ist!
Hinweis:
Im Folgeheft wird darauf eingegangen, wie man ein Schulkonzept entwickelt.
Literatur-Tipp:
REGENTHAL, GERHARD: Profilierung der selbstverantwortlichen Schule. Professionelles
Schulleitungsmanagement nach innen und außen. Kronach 2013
REGENTHAL, GERHARD: Schulentwicklungsplanung II – Das Schulkonzept - Weiterentwicklung des Schulprogramms zu einem zukunftsorientierten Gesamtkonzept. Köln 2014…
Gerhard Regenthal
Leiter und Inhaber der Corporate Identity Akademie Braunschweig