Die Lebenssituation von Vätern nach Trennung und Scheidung – Ad

Die Lebenssituation von Vätern nach Trennung und Scheidung –
Ad-hoc-Gruppe auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
Organisatorinnen:
Michaela Kreyenfeld (Hertie School of Governance, Berlin)
Heike Trappe (Universität Rostock)
In zahlreichen Gesellschaften, so auch in Deutschland, hat sich in den zurückliegenden
Jahrzehnten ein Anstieg der Trennungs- und Scheidungsraten vollzogen bzw. ist deren
Stabilisierung auf hohem Niveau zu verzeichnen. Diese demographischen Wandlungsprozesse erstrecken sich nicht nur auf kinderlose Paare, sondern auch auf Familien und
beeinflussen somit das weitere Leben von Müttern, Vätern, Kindern und Jugendlichen.
Soziale Konsequenzen der damit einhergehenden gesellschaftlichen Differenzierungsprozesse werden insbesondere im Hinblick auf die prekäre Lebenssituation alleinerziehender Frauen sozialwissenschaftlich und -politisch thematisiert. Demgegenüber erhält
die Lebenssituation der Väter, die nach einer Trennung meist diejenigen sind, die nicht
mehr ständig mit ihrem Kind bzw. ihren Kindern zusammenleben, wenig Aufmerksamkeit. Insbesondere für den deutschsprachigen Raum ist zu konstatieren, dass über die
Lebensläufe von Trennungsvätern, ihr Wohlbefinden, die sozialen Beziehungen zur früheren Partnerin und insbesondere zu den Kindern wenig empirisch gesichertes Wissen
vorliegt.
Das bislang geringe sozialwissenschaftliche Interesse an der Lebenssituation von Trennungsvätern steht in gewissem Kontrast zur gesellschaftlichen und sozialpolitischen
Bedeutung, welche dem Wandel des Männer- und Vaterbildes – hin zu aktiver und engagierter Vaterschaft – allgemein zugesprochen wird. Es steht auch im Gegensatz zu einer
sozial- und familienrechtlichen Entwicklung, welche zunehmend die Bedeutsamkeit weiter fortbestehender Verbindungen der Kinder zu ihren nicht mehr bei ihnen lebenden
Elternteilen betont, auch und gerade aus der Perspektive der Rechte der Kinder.
Vor dem Hintergrund der skizzierten Forschungsdesiderate und einer verbesserten Datenbasis für sozialwissenschaftliche Analysen im Längsschnitt oder im Zeitvergleich (z.
B. Beziehungs- und Familienpanel – pairfam, Mikrozensus, Sozio-oekonomisches Panel –
SOEP, Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten – AID:A) soll in der vorgeschlagenen
Ad-hoc-Gruppe die Lebenssituation von Trennungsvätern möglichst umfassend analysiert und diskutiert werden. Dabei sind quantitative und qualitative methodische Zugänge gleichermaßen erwünscht, ebenso wie unterschiedliche Vergleichsperspektiven
(z.B. Väter und Mütter nach einer Trennung, Väter vor bzw. nach einer Trennung, Väter
ohne bzw. mit Trennung, alleinerziehende Väter und Mütter).
Vortragsvorschläge zu folgenden, aber auch zu angrenzenden Themen sind sehr willkommen:
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Wie wirkt sich eine Trennung bzw. Scheidung in ökonomischer Hinsicht auf die
Lebenssituation von Vätern aus? Wie stellen sich die Praxis und die Umsetzung
von Unterhaltszahlungen dar?
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Welche Wohn- und Lebensarrangements werden nach einer Trennung bzw.
Scheidung praktiziert? Gibt es empirische Befunde für eine wachsende Bedeutung des Wechselmodells?
Welchen Einfluss hat die räumliche Distanz für die Gestaltung der Vater-KindBeziehung? Welche Relevanz haben sozialrechtliche Rahmenbedingungen für die
Intensität und Qualität der Vater-Kind-Beziehung?
Welchen Einfluss haben der Verlauf der Trennung und die Qualität der Beziehung
zur Ex-Partnerin auf die Vater-Kind-Beziehung?
Welche Dynamik weist die Vater-Kind-Beziehung im Zeitverlauf auf? Wie beeinflusst sie das subjektive väterliche Wohlbefinden?
Stellen Trennungsväter in sozialstruktureller Hinsicht eine selektive Gruppe dar?
Welche besonderen Charakteristika weisen alleinerziehende Väter auf?
Streben Väter nach einer Trennung eine erneute Partnerschaft bzw. Elternschaft
an? Welche Voraussetzungen sind dafür ausschlaggebend? Wie wirkt sich eine
neue Partner- bzw. Elternschaft auf die Vater-Kind-Beziehung aus?
InteressentInnen melden sich bitte mit einem aussagekräftigen Abstract von max. 2.400
Zeichen (inkl. Leerzeichen) bis zum 30. April 2016 per E-Mail bei den beiden Organisatorinnen dieser Ad-hoc-Gruppe ([email protected], [email protected]).
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