Wer hat die Sternenbilder erfunden?

Nach: Hans-Ulrich Keller: Kosmos Himmelsjahr 2016
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart 2015
Monatsthema Januar 2016
Wer hat die Sternbilder erfunden?
Dem Namen nach sind den meisten Zeitgenossen einige Sternbilder bekannt, etwa Großer Wagen, Orion und Kreuz des Südens.
Von den Horoskopen der Sterndeuter sind jedem die Namen der
Tierkreisbilder wie Fische, Widder, Jungfrau oder Waage wohl
vertraut. Doch wer hat diese Sternbilder erfunden beziehungsweise benannt und eingeführt? Blickt man zum Sternenhimmel, so
sieht man keinen Himmelsjäger und keinen Löwen! Wie mag man
wohl auf die Idee gekommen sein, Tiere und Gegenstände an den
gestirnten Himmel zu versetzen? Für uns moderne Zivilisationsmenschen ist es nicht nachvollziehbar. wie man am Sternenhimmel einen Stier oder fliegenden Adler sehen kann. Dies ist
auch nicht verwunderlich. An unserem durch Lichtsmog aufgehellten Nachthimmel sind nur wenige Dutzend weit verstreute und
wenig auffällige Lichtpunkte zu erkennen. Selbst in dunklen,
ländlichen Gegenden Mitteleuropas sind bei guten Sichtbedingungen am wolkenlosen Nachthimmel nicht mehr als 400 bis 500
Sterne auszumachen. An wirklich dunklen, abgeschiedenen Orten
kann man jedoch zweitausend bis dreitausend Sterne am klaren
Nachthimmel erkennen - ein unvergessliches Erlebnis, das einem
nur selten zuteil wird.
In der antiken Welt gab es in jeder klaren Nacht einen prächtigen
Sternenhimmel. Ohne künstliche Beleuchtung, ohne Fernsehen
und ähnliche Zerstreuungen hatte man Muße und ausreichend
Gelegenheit, das funkelnde und glitzernde Sternenzelt zu betrachten. Zudem diente die Beobachtung der Sterne zur Orientierung,
zur Zeitbestimmung (wie weit ist die Nacht fortgeschritten. wann
wird es wieder hell?) und zur Bestimmung der Jahreszeiten
(welche Sterngruppierungen zeigen in der Morgendämmerung den
kommenden Frühling an?).
Doch dies ist noch keine Erklärung, weshalb unsere fernen
Vorfahren einst die Sternbilder schufen, die man auch heute noch
benutzt, um sich am Sternenhimmel zurecht zu finden oder die
Position eines Gestirns grob anzugeben
Das Millionen Bit an Informationen enthaltende Netzhautbild wird
dort auf zehn bis maximal 25 bit/s reduziert - mehr wird nicht
aufgenommen. Die einzelnen Sinnesreize (lnformationen) werden
mit den im Gedächtnis gespeicherten Erfahrungskomponenten in
einem komplexen Vorgang verknüpft, woraus ein instantaner
Bewusstseinsinhalt entsteht, den man als Wahrnehmung bezeichnet. Im Gehirn werden bereits vorhandene Bildmuster mit neuen
optischen Reizen kombiniert und entsprechend interpretiert, wobei
die mit einem Gesichtssinn ausgestatteten Spezies (Menschen
und Tiere) Objekte in der Außenwelt optisch erkennen. Wird das
Gehirnareal Sulcus Calcarinus durch eine Verletzung beschädigt,
so kann das zur „Rindenblindheit" führen. Die so geschädigte
Person erkennt nichts mehr, obwohl Augen und Sehnerven völlig
intakt sind.
Die optischen Reize
werden von den
Augen über die
Sehnervenleitungen in
den Hinterhauptlappen
des Gehirns geleitet,
wo die bewusste
Wahrnehmung von
Bildern erfolgt.
Eine Funktion des Gehirns
Das ,,Erkennen" von Tieren, Fabelwesen und Gegenständen im
Gewimmel der Sterne hat etwas mit dem komplizierten Vorgang
der Wahrnehmung und Mustererkennung zu tun. Ausführlich hat
dies der österreichische Psychologe Christian von Ehrenfels
(1859-1932) untersucht und seine Ergebnisse 1890 in dem Buch
mit dem Titel „Über Gestaltqualitäten“ publiziert. Das auf der
Netzhaut entstehende Blld von Objekten, die ins Blickfeld des
Auges gelangen, wird zunächst im Strang der Sehnerven zur
Sehnervenkreuzung (Chiasma Opticum) geleitet. Von hier folgen
die Reize über die Faserstränge der Tractus Opticus in den Hinterhauptlappen des Gehirns in das Nervenzellsystem des Sulcus
Calcarinus im Okzipital-Lappen, der Sehrinde im Hinterkopf. Hier
endet die Sehnervenleitung.
Der Psychologe
Christian von
Ehrenfels
(1850 -1932)
Wenn die Zellsysteme in unmittelbarer Nachbarschaft des Sulcus
Calcarinus ausfallen, sieht der Mensch zwar etwas, weiß aber
nicht, was es ist. Es erfolgt keine Mustererkennung. Die Bedeutung der Gegenstände wird nicht mehr erkannt (Seelenblindheit).
Er sieht in der folgenden Abbildung nur einen Kreis, zwei Punkte
und zwei Striche, erkennt aber weder ein lachendes, noch ein
ernstes oder betrübtes Gesicht.
Der Vorgang der Mustererkennung
Österreichische
Nationalbibliothek
Wien]
Beispiele von Mustererkennung: In a) sieht man lediglich zwei Striche
und zwei Punkte. In b), c) und d) wird ein lachendes, ernstes und ein
trauriges Gesicht erkannt.
- 2 Ein Quadrat wird immer als solches erkannt, egal ob nur vier
Punkte (::) als Netzhautbild erscheinen, vier Striche oder eine
quadratische Kachel. Ebenso wird ein Sessel erkannt, unabhängig
ob er gerade oder schräg oder perspektivisch verzerrt auf der
Netzhaut abgebildet wird. In der Abbildung sind viermal ein Kreis,
zwei Striche und zwei Punkte zu sehen. In Teilbild (a) wird nichts
weiter wahrgenommen. In Teilbild (b) wird ohne langes Nachdenken augenblicklich ein fröhliches Gesicht wahrgenommen, in (c)
ein indifferentes Gesicht und in (d) ein betrübtes. Dies sind klassische Beispiele für eine Mustererkennung. Das Netzhautbild wird
automatisch mit gespeicherten Gedächtnisinhalten verglichen und
entsprechend interpretiert. Ebenso kann mit wenigen Strichen
beispielsweise ein Politiker karikiert werden. Man erkennt in der
Karikatur sofort, um welche Person es sich handelt. Allerdings nur
dann, wenn das Gesicht der Person schon als Muster abgespeichert wurde. Ist dies nicht der Fall, wie bei einem unbekannten
Politiker, so erkennt man die Person nicht. Die Wahrnehmung
erfolgt außerdem selektiv. Einem Autofahrer am Steuer fallen
sofort Verkehrszeichen und ihre Bedeutung auf, andere Eindrücke
werden ausgeblendet. Der Beifahrer ohne Führerschein achtet
nicht auf die Verkehrszeichen, wenn er deren Bedeutung nicht
kennt. Wer nie beim Militär war, der achtet kaum auf Rangabzeichen wie Sterne und Streifen auf der Uniform eines Militärangehörigen. Der Soldat hingegen nimmt schnell wahr, ob es ich bei
seinem Gegenüber um einen Leutnant oder einen Major handelt.
Ähnliche Mustererkennung erlebten unsere fernen Vorfahren beim
Anblick des Sternenhimmels. Nacht für Nacht starrten die Priesterastronomen in Babylon auf das Gewimmel glitzernder Sterne. Sie
erkannten dabei nicht nur geometrische Figuren, sondern gemäß
ihrer Einstellung und gespeicherter Muster auch Tiere wie Widder,
Stier, Krebs, Löwe sowie Fabelgestalten wie Pegasus, ein geflügeltes Pferd, oder Cetus, das Meeresungeheuer. Auch Könige wie
Kepheus oder Prinzessinnen wie Andromeda schlichen sich in ihre
Wahrnehmung. Dabei war ihnen wohl bewusst, dass es sich um
Bilder handelt und nicht um reale Menschen oder Tiere, ähnIlch
wie man heute auch weiß, dass es sich bei einer Karikatur nicht
um ein komplettes Abbild der angedeuteten Person handelt.
In den verschiedenen Kulturkreisen erkannte man somit je nach
Einstellung und den im Gedächtnis der Menschen vorhandenen
Mustern in gleichen Sternenanordnungen jeweils andere Bilder. In
den sieben Sternen, die wir heute als Großen Wagen bezeichnen,
sahen einst die Araber einen Sarg, dem drei Klageweiber weinend
folgen. Im alten Rom hießen die sieben Wagensteme Septemtriones, die sieben Dreschochsen, bei den Griechen bildeten sie das
Hinterteil und den Schwanz des Großen Bären. Die Eskimos hingegen erkannten hier Hunrakan, den einbeinigen Riesen. Die USAmerikaner sehen hier den Big Dipper, den großen Schöpflöffel.
Beispiel Marsgesicht
Ein schönes astronomisches Beispiel für die Mustererkennung ist
das berühmte Marsgesicht. Die Raumsonde VIKING 1 nahm das in
der Abbildung links unten dargestellte Foto auf. Es zeigt einen
länglichen Bergrücken. Unwillkürlich nimmt man allerdings ein
Gesicht wahr. Während die meisten dies schlicht als optische
Täuschung erkannten, gab es einige Zeitgenossen, die hartnäckig
darauf bestanden, die Aufnahme zeige ein Gesicht als Denkmal,
das Marsianer uns überlassen hätten, um von ihrer Existenz Zeugnis zu geben. Hochaufgelöste Aufnahmen jüngerer Marssonden
lassen eindeutig eine Getändeformation erkennen - vom Marsgesicht keine Spur! Fazit: Die meisten Sternbilder wurden schon in
grauer Vorzeit am nächtlichen Firmament „erkannt“, wobei Mustererkennung, Einstellung und Fantasie eine entscheidende Rolle
spielten. Aus den eingangs erwähnten Gründen können wir dies
heute nicht mehr unmittelbar nachempfinden.
Ursprung weitgehend unbekannt
Die Sternbilder sind uralt. Über die ersten Figuren und Gestalten,
die Menschen am Sternenhimmel erkannten, wissen wir kaum
etwas. Die ersten Sternbilder, die uns überliefert sind, wurden vor
6000 Jahren geschaffen. Die Akkadier, die im Gebiet des heutigen
Irak siedelten, sahen 3900 v. Chr. in dem Areal, das wir heute als
Sternbild Stier bezeichnen, ihren Herrscher Sargon, den Großen.
Denn damals lag der Frühlingspunkt in dieser Himmelsgegend.
Von 4525 bis 1875 v.Chr. stand die Sonne zu Frühlingsbeginn vor
den Sternen, die den Stier darstellen sollen.
Die ersten Weltumsegler der Neuzeit, insbesondere Nicolas Louis
de Lacaille, der von 1751 bis 1754 am Tafelberg bei Kapstadt den
südlichen Sternenhimmel ausgiebig studierte, hatten eine andere
Einstellung. Sie nahmen daher am Himmel Gegenstände aus der
Seefahrt wahr wie Schiffskompass (Pyxis), Sextant (Sextans),
Oktant (Octans), Schiffsegel (Vela), Netz (Reticulum), Zirkel
(Circinus), Winkelmaß (Norma), Fernrohr (Telescopium), Mikroskop (Microscopium), Pendeluhr (Horologium) und Luftpumpe
(Antlia). Auch den Tafelberg (Mensa) hat Lacaille unter die Sterne
versetzt.
Das berühmte Marsgesicht (kleines Bild) entpuppt sich bei höherer
Auflösung schlicht als ein Bergrücken und nicht als Denkmal
ausgestorbener Marsianer. [NASA/JPL]
Zu den ältesten überlieferten Sternbildern zählen die Einkerbungen auf Tierknochen in China aus der Zeit der Shang-Dynastie
(ca. 1600 bis 1050 v. Chr.). Auf Schildkrötenpanzern flndet man
entsprechende Bilder: Huhn, Ratte, Pferd, Schlange, Drache etc.
sind auch heute noch im chinesischen Tierkreis vertreten. Die so
gekennzeichneten Knochen dienten damals für Orakelsprüche und
zur Wahrsagerei.
Schon 1200 v.Chr. zeichneten die Babylonier ihre Sternbilder in
Form von Tontäfelchen mit Keilschrifttexten auf. Sie teilten den
Tierkreis in vier Abschnitte ein, in denen sich die Sonne je drei
Monate aufhielt.
Der griechische Dichter Homer (um 780 v Chr.), der Schöpfer der
poetischen Werke llias und Odyssee, erwähnte in ihnen fünf Sternbilder: den Großen Bär, Orion, Bootes, die Hyaden und die Plejaden. Thales von Milet beschreibt den Bärenjungen (Kleiner Bär)
und empfiehlt ihn zur Navigation, denn er weise die Nordrichtung.
Die Tierkreisbilder
Figürliche Darstellung des Sternbildes Schiff Argo.
[Johannes Hevelius, Firmamentum Sobiescianum]
Bei allen Völkern spielen jene Sternenmuster, durch die Sonne,
Mond und Planeten hindurchwandern, eine ausgezeichnete Rolle.
Schon um 350 v.Chr. nannten die Griechen diese Bilder Ζοδιακοσ
Tierkreis (lat.: Zodiacus). Mit Ausnahme von Jungfrau, Waage und
Wassermann stellen diese Bilder Tiere dar. Die Chinesen teilten
den Zodiacus in vier Abschnitte ein: den azurblauen Drachen, die
schwarze Schildkröte, den weißen Tiger und den zinnoberroten
Vogel. Jeder dieser Abschnitte wurde wiederum in sieben Bereiche unterteilt, so dass sich 28 Felder ergaben, die sogenannten
Himmelsstationen. Im Mittel wechselte der Mond täglich in eine
neue Himmelsstation. Eudoxos von Knidos fertigte um 330vChr.
einen Himmelsglobus, auf dem er die damals bekannten Sternbilder einzeichnete. Der griechische Dichter Aratos beschrieb in
seinem Werk Phainomene die 44 Sternbilder des Himmelsglobus
von Eudoxos.
Die meisten der in die moderne Astronomie übernommenen Sternbilder stammen aus der klassischen Antike, wie sie in dem Stern-
- 3 katalog von Hipparkos von Nikaia (um 150v.Chr.) aufgelistet sind.
Klaudios Ptolemaios (60 bis 140 n. Chr.) hat in seinem Hauptwerk
Συνταξεϖς µεγιστη της µαθηµατικης – arabisch schlicht Almagest
(das Große [Buch]) genannt – die damals bekannten 48 Sternbilder in Form eines Kataloges zusammengestellt. Diese Standardsammlung wurde bis in die Neuzeit übernommen, wobei im Laufe
der Zeit neue Sternbilder hinzukamen. Der lateinische Begriff
„constellatio“ taucht um 350 n. Chr. auf und wird ins Deutsche als
„Sternbild" übersetzt.
Der chinesische Astronom Su Song stellte um 1090 n.Chr. fünf
Holzschnitte mit Sternkarten her und nannte diesen ersten
gedruckten Sternatlas in der Geschichte Xinyl Xiangfayao.
Der italienische Seefahrer Amerigo Vespucci erwähnt 1503 in
einem Brief an Lorenzo de Medici die Sternbilder Crux (Kreuz des
Südens) und Triangulum Australe (Südliches Dreieck). Im Jahre
1551 führt der holländische Kartograf Gerhard Mercator auf einem
Himmelsglobus das Sternbild Coma Berenices (Haar der Berenike)
ein. Es ist das bis heute einzige Sternbild, das auf einen einst
lebenden Menschen zurückgeht. Berenike war die Gemahlin des
ägyptischen Herrschers Ptolemaios III. Euergetes (3. vorchristliches Jahrhundert), die ihr blondes Haupthaar den Göttern opferte,
als ihr Gemahl unversehrt aus einer Schlacht zurückkehrte. Das
Sternbild Columba (Taube) erscheint erstmals 1592 auf einer
Sternkarte des flämischen Astronomen Petrus PIancius.
Himmelskugel überdecken. Diese Aufgabe übernahm der
belgische Astronom Eugène Joseph Delporte (1882-1955). Acht
Jahre später war die Arbeit getan. Unter dem Titel Délimitation
Scientifique des Constellations (Tables et Cartes) erschien
Delportes Sternbilderkatalog samt Sternkarten. Das Werk führt 88
Sternbilder auf, wobei es keine figürlichen Darstellungen mehr
gibt, sondern nur mehr 89 Felder mit den Namen der Sternbilder,
die die gesamte Himmelskugel mit ihren 41253 Quadratgrad
überdecken.
Figürliche Darstellung
des Großen Bären im
Sternatlas
Uranometria von
Johannes Bayer aus
dem Jahre 1603.
Die rechtwinkligen Grenzen entsprechen dabei Abschnitten von
Deklinations- und Rektaszensionskreisen. Die 88 Sternbilder
tragen lateinische Namen, wobei das Sternbild Serpens (Schlange) durch den Ophiuchus (Schlangenträger) in zwei Teile zerfällt daher gibt es insgesamt 89 Felder. Auf Vorschlag des amerikanischen Astronomen Henry Norris Russell erhielten alle nunmehr
offiziellen, international genormten Sternbilder eine Abkürzung aus
drei Buchstaben (z.B. Cas = Cassiopeia, Aqr = Aquarius, Aql =
Aquila, Ari = Aries, Cnc = Cancer usw.). Eine vollständige Liste der
88 internationalen Sternbilder mit lateinischen und deutschen
Namen samt Abkürzungen sind in einer gesonderten Datei
„Verzeichnis der Sternbilder“ beigefügt.
Das Sternbild 0rion in einer modernen Sternkarte. Die Gestall eines
Jägers oder Kriegers ist nicht zu erkennen.
Bayers maßgebliche Arbeit
Als grundlegendes Werk der heutigen Sternbilderkunde ist der
Himmelsatlas Uranometria zu nennen, der 1603 von dem Juristen
und Amateurastronomen Johannes Bayer in Augsburg veröffentlicht wurde. Außer den Ptolemaischen Sternbildern fügte Bayer
noch zwölf weitere Sternbilder hinzu, die von den holländischen
Seefahrern Fredrick de Houtman und Pieter Dirkszoon Keyzer am
Südhimmel ausgemacht wurden. Nicht übernommen hat Bayer die
Plejaden als Sternbild, die Ptolemaios in seinem Werk erwähnt.
Weitere Sternbilder wurden in der Neuzeit von Johannes Hevelius
aus Danzig eingeführt, die erstmals in seinem 1690 posthum publizierten Sternatlas Firmamentum Sobiescianum auftauchen.
Schließlich hat der schon erwähnte Weltumsegler Nicolas Louis de
Lacaille die zahlreichen Sternbilder des Südhimmels kreiert sowie
das Schiff Argo in die drei Sternbilder Carina (Schiffskiel), Puppis
(Hinterdeck) und Vela (Segel) aufgeteilt.
Die Grenzen der Sternbilder waren meist nicht eindeutig festgelegt. Hinzu kamen immer wieder Versuche, weitere Sternbilder –
vor allem aus anderen Kulturkreisen – in Sternkarten und Himmelsgloben mit aufzunehmen. Um dem Wirrwarr ein Ende zu bereiten,
beschloss die neu gegründete Internationale Astronomische Union
(lAU) auf ihrer Konferenz in Rom im Jahre 1922, einen verbindlichen Katalog aller Sternbilder zu schaffen, die die gesamte
Die Gravitationslinse des Galaxienhaufens SDSS J1038+4849 ist ein
schönes Beispiel für Mustererkennung. Manche erkennen ein
lachendes Gesicht. [NASA/ESA/STSd]
Einen Großen Wagen gibt es nicht in der IAU-Sternbilderliste. Er
ist ein Teil des Sternbildes UMa (Ursa Maior - Großer Bär). Einprägsame Sternenkonstellationen wie eben der Große Wagen,
das Sommerdreieck, das Herbstviereck, das Wintersechseck und
ähnliche nennt man Asterismen (Sternfiguren). Sie sind jedoch
keine offiziellen Sternbilder, sondern dienen nur zur leichteren
Orientierung am Firmament. Die Positionen von Himmelsobjekten
werden ausschließlich nach dem genormten Sternbild angegeben,
in dem sie sich beflnden. So liegt der offene Sternhaufen M 45, die
Plejaden, im Sternbild Taurus (Tau) oder der Kugelhaufen M 13 im
Sternbild Hercules (Her).