Der Nachthimmel im März 2016
Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten:
Merkur eilt der Sonne nach und holt sie am 23. im Sternbild
Fische ein. An diesem Tag steht er in oberer Konjunktion mit der
Sonne. Merkur zeigt sich im März nicht und bleibt unbeobachtbar.
Mit den fernen Planeten Uranus und Neptun kommt es je zu einer
Konjunktion, die unbeobachtbar bleibt. Am 10. begegnet Merkur
1,5° südlich dem sonnenfernen Neptun. In der Nacht vom
31. März auf 1. April zieht Merkur wiederum 38' nördlich an
Uranus vorbei.
In der Nacht vom 21. auf 22. gesellt sich der fast volle Mond zum
Riesenplaneten.
Scheinbare Merkurschleife im Gebiet der Sternbilder Schütze und
Steinbock. Die Zahlen geben die Merkurposition zum jeweiligen
Monatsersten an (2 = 1. Februar)
Venus verabschiedet sich vom Morgenhimmel. Sie eilt der Sonne
im Tierkreis nach, wobei sie rechtläufig durch die Sternbilder
Steinbock und Wassermann wandert. Obwohl ihre Tagbögen
größer werden, da sie im Tierkreis nach Norden strebt und sich
dadurch ihre Aufgänge von 6h 17m zu Monatsbeginn auf 5h 37m
(= 6h 37m Sommerzeit) am Monatsende sogar verfrühen, wird der
–3,9m helle Planet im zweiten Monatsdrittel für das freie Auge
unsichtbar. Die Begegnung mit Neptun am 20. bleibt unbeobachtbar. Im Fernrohr zeigt sich das nur noch 11" große Planetenscheibchen fast voll beleuchtet (92 % am 10.).
Ihr Aphel (sonnenfernster Bahnpunkt) passiert Venus am 20.,
wobei ihre Sonnendistanz dann 109 Millionen Kilometer
(= 0,729 AE) beträgt. Das Sonnenlicht ist damit sechs Minuten und
drei Sekunden zur Venus unterwegs, während es zur Erde mehr
als acht Minuten benötigt.
Mars wird allmählich zu einem auffallenden Gestirn in der zweiten
Nachthälfte. Seine Helligkeit steigt weiter kräftig an und erreicht zu
Monatsende –0,5m, ein deutlicher Hinweis auf die bevorstehende
Opposition.
Der rote Planet verlässt am 13. das Sternbild Waage und wechselt
in den Skorpion. Am 16. zieht er nur 0,15° nördlich an β Scorpii
(Acrab; 2,5m) vorbei. Seine rechtläufige Bewegung bremst Mars
deutlich ab - ein weiteres Indiz für die kommende Opposition.
Scheinbare Bahn des Planeten Mars im Jahr 2016. Der rote Planet zieht
seine Oppositionsschleife im Gebiet Schlangenträger/Skorpion. Die
Zahlen geben die Marsposition jeweils zum Monatsersten an (5 = 1.
Mai).
Am 1. geht der 0,3m helle Mars um 0h 57m auf, am 15. um 0h 29m
und am 31. bereits um 23h 46m (= 0h 46m Sommerzeit am
1. April).
Der abnehmende Mond passiert den roten Planeten am 28. etwa
4° nördlich.
Anblick des morgendlichen Südhimmels am 29. März gegen 4h MEZ.
Im Gebiet Skorpion/Schlangenträger sind Mars, Saturn und der
abnehmende Mond versammelt.
Der Mond zieht an Jupiter vorbei
21. März 19h MEZ
22. März 5h MEZ
Zur Opposition nimmt Jupiter seine kleinste Entfernung von der
Erde ein. Es trennen ihn dabei 664 Millionen Kilometer (= 4,44 AE)
von uns, also die mehr als vierfache Distanz Sonne - Erde. Dies
entspricht einer Lichtlaufzeit von 36 Minuten und 53 Sekunden.
Von der Sonne ist Jupiter am Oppositionstag 812 Millionen
Kilometer (= 5,43 AE) weit weg. Blickt man zum Riesenplaneten,
so sieht man das Licht, das unsere Sonne vor rund eineinhalb
Stunden verlassen hat.
Im Fernrohr zeigt sich das abgeplattete Jupiterscheibchen mit
einem scheinbaren Äquatordurchmesser von 44,5’’ und einem
scheinbaren Poldurchmesser von 41,6’’. Mit Hilfe des in den
letzten Jahren geschrumpften „Großen Roten Flecks" (GRF) kann
man versuchen, die Rotationszeit des Jupiterglobus zu bestimmen. Dies gelang schon im Jahre 1665 dem Direktor der Pariser
Sternwarte Giovanni Domenico Cassini. In nicht einmal zehn
Stunden dreht sich der riesige Planet einmal um seine Achse.
Saturn ist Planet der zweiten Nachthälfte. Er bremst seine
Wanderung deutlich ab und kommt am 25. zum Stillstand. Dabei
setzt er zu seiner Oppositionsschleife im Schlangenträger an und
bewegt sich anschließend rückläufig durch den Tierkreis, wobei er
auf ω Ophiuchi (4,5m) zusteuert.
Jupiter, rückläufig im Löwen, kommt am 8. in Opposition zur
Sonne. Er ist somit die gesamte Nacht über am Firmament
vertreten.
Am 8. geht der Riesenplanet um 18h 00m auf, kulminiert in der
Oppositionsnacht um 0h 35m und geht am 9. morgens um 7h 02m
unter. Mit –2,5m Oppositionshelligkeit ist Jupiter das dominierende
Gestirn am Nachthimmel.
Bis Monatsende verfrühen sich die Jupiteruntergänge auf 5h 31m
(= 6h 31m Sommerzeit). Die scheinbare Jahresbahn von Jupiter
ist aus der folgenden Abbildung zu ersehen.
Die scheinbaren Bahnen der Planeten Mars und Saturn im Gebiet der
Sternbilder Schlangenträger und Skorpion. Die Zahlen geben die
Positionen zum Monatsersten an (6 = 1. Juni).
Die nahende Opposition macht sich auch in einer Helligkeitszunahme bemerkbar. Die Saturnhelligkeit steigt um 0,2m auf 0,3m im
- 2 Laufe des März an. Seine Aufgänge verlagert der Ringplanet von
2h 27m am 1. auf 1h 34m am 15. und auf 0h 31m (= 1h 31m
Sommerzeit) am Monatsletzten.
Am 2. wandert der abnehmende Halbmond etwa 4° nördl ich an
Saturn vorbei.
Der abnehmende Halbmond begegnet dem
Ringplaneten am 2. März.
Fernglasanblick gegen 6h
MEZ bei 5° Gesichtsfelddurchmesser.
Bei seiner monatlichen Tour kommt der Mond am 29. ein zweites
Mal am Ringplaneten vorbei. Gegen 4h morgens sieht man den
abnehmenden Mond dann zwischen Mars und Saturn tief am
Südhimmel.
Der Fixsternhimmel
Die Wintersternbilder sind nun allesamt am Westhimmel zu finden.
Orion und Sirius stehen vor dem Untergang. Der Stier mit dem
roten Aldebaran ist weit im Westen zu sehen. Höher noch stehen
die Zwillinge mit Kastor und Pollux und der Fuhrmann mit Kapella.
Der Kleine Hund mit seinem Hauptstern Prokyon hält sich im
Südwesten auf.
Die Kassiopeia, das Himmels-W, ist herabgesunken, während
hoch im Nordosten, in Zenitnähe, der Große Wagen uns hilft, den
Polarstern zu finden.
Der Krebs hat den Gipfel erklommen und krabbelt eben durch den
Meridian. Nun ist die günstigste Gelegenheit, dieses lichtschwache
Sternbild auszumachen. Denn der Krebs ist die unscheinbarste
Figur des gesamten Tierkreises (Zodiacus). Der Krebs wurde von
Herkules zerschmettert, als er ihn während seines Kampfes mit
der schrecklichen Hydra in die große Zehe zwickte.
Mitten im Krebs liegt der schöne, offene Sternhaufen Praesepe
oder Krippe. In unseren lichtüberflutenden Städten ist er immer
schwerer mit bloßen Augen zu erkennen. Aber im Fernglas ist er
einwandfrei zu sehen. Wirklich beeindruckend ist der Sternhaufen
der Krippe aber erst im Teleskop bei mäßiger Vergrößerung.
Dem Krebs folgt im Tierkreis der Löwe mit seinem Hauptstern
Regulus, der die Ekliptik markiert. Leicht ist das mächtige Sternentrapez des Löwenrumpfes mit dem hellen Stern Regulus an der
Spitze zu erkennen. Im Ostteil des Löwen hält sich in diesem Jahr
der hell strahlende Riesenplanet Jupiter auf.
Die Jungfrau ist im Südosten aufgegangen, wenn auch ihr Hauptstern Spica noch so horizontnah steht, dass er kaum zur Geltung
kommt. Tief im Osten leuchtet ein heller, orange-rötlicher Stern:
Arktur, der Bärentreiber im Bild des Rinderhirten (lat.: Bootes).
Die Wasserschlange (lat.: Hydra), deren Kopf südlich vom Krebs
liegt und die so ausgedehnt ist, dass sie bis zur Waage reicht,
schlängelt sich am Horizont entlang. Alphard, das Herz der
Wasserschlange, passiert soeben den Meridian. Das Schwanzende der Wasserschlange hingegen ist noch gar nicht aufgegangen. Die Wasserschlange ist weiblichen Geschlechts. Ihr Partner,
die männliche Wasserschlange (lat.: Hydrus, Abk. Hyi), hält sich
tief am Südhimmel nahe dem Himmelssüdpol auf. Das Sternbild
wird auch kleine Wasserschlange genannt. Eingeführt wurde das
Sternbild Hydrus erst in der Neuzeit von holländischen Seefahrern.
Das Einhorn ist ein neuzeitliches Sternbild und hat keinen mythologischen Hintergrund aus der klassischen Sagenwelt der Antike.
Nordöstlich des Löwen stößt man auf das unscheinbare Bild der
Jagdhunde. Es liegt zwischen den Sternbildern Großer Bär,
Bootes und Löwe. Genau wie das Einhorn, so sind auch die Jagdhunde ein neuzeitliches Sternbild. Der Hauptstern der Jagdhunde,
α Canum Venaticorum, steht südlich der Deichsel des Großen
Wagens. Mit 2,9m Helligkeit kann man ihn leicht mit bloßen Augen
erkennen. Er ist ein Doppelstern in 110 Lichtjahren Entfernung.
Seine Komponenten sind 2,9m und 5,5m hell. Mit 18,2’’ Separation
trennt ihn jedes kleine Teleskop. Die hellere Komponente ist der
Prototyp einer ganzen Klasse von veränderlichen Sternen (ApSterne, magnetische Veränderliche).
Das Sternbild Kleiner Hund (Canis Minor)
Am abendlichen Winterhimmel stößt man östlich von Orion und
südlich der Zwillinge auf das Sternbild Kleiner Hund. Es gehört zu
den nicht sehr großen, aber dennoch markanten Sternbildern.
Seine lateinische Bezeichnung lautet Canis Minor, abgekürzt CMi.
Der helle Hauptstern des Kleinen Hundes, Prokyon, gehört zum
Wintersechseck. Dem freisichtigen Beobachter fallen im Wesentlichen nur zwei Sterne auf, die den Kleinen Hund markieren, nämlich α (Prokyon) und β (Gomeisa) Canis Minoris. Der berühmte
Astronom Friedrich Wilhelm Argelander, der einst den Sternkatalog Bonner Durchmusterung samt dazugehörigem Sternatlas
erstellt hat, gibt fünfzehn Mitgliedssterne an, die mit bloßen Augen
im Kleinen Hund zu sehen sind. Dies galt zur Zeit Argelanders und
ist heute nur unter extrem günstigen Sichtbedingungen der Fall.
Skelettkarte des Sternbildes Kleiner Hund
Der klassischen Überlieferung nach sind sowohl der Große als
auch der Kleine Hund die Begleiter des Himmelsjägers Orion,
wobei auch die Beute, das Sternbild Hase, zu Füßen des Orion zu
finden ist. Diese Geschichte ist uns von den alten Griechen überliefert. Schon die Babylonier sahen hier einen Hund, der vor Nässe
trieft, weil er eben einen Fluss durchquert hat. Gemeint ist hier
wohl die Milchstraße, an deren östlichem Rand der Kleine Hund
seinen Platz hat. Die babylonische Bezeichnung lautet denn auch
Kakkab Paldara, was etwa „Stern des Hundes, der das Wasser
kreuzt" bedeutet.
Unscheinbare Sternbilder
Zwischen Wasserschlange und Jungfrau finden sich zwei kleine
Sternbilder: der Rabe und der Becher. Der Rabe wird von einem
kleinen, aber durchaus einprägsamen Sternenviereck markiert. Es
ist relativ gut zu erkennen. Der Becher (lat.: Crater) hingegen ist
außerordentlich lichtschwach und nur sehr schwer am Himmel zu
finden.
Zwischen dem Großen und dem Kleinen Hund ist das Einhorn
beheimatet. Das Einhorn gehört zu den unauffälligen und daher
wenig bekannten Sternbildern. Es setzt sich nur aus Sternen
vierter Größe und schwächer zusammen. Der hellste Stern im
Einhorn, α Monocerotis, wird Lucida genannt und ist 3,6m hell. Die
übrigen Sterne des Einhorns haben keine Eigennamen erhalten.
Figürliche Darstellung des Sternbildes Kleiner Hund (lat.: Canis Minor)
von Johannes Hevelius, Firmamentum Sobiescianum
- 3 Einer anderen griechischen Sage nach ist der Kleine Hund nicht
einer von Orions Jagdhunden, sondern der treue Gefährte des
Ikarios, der in Hellas den Weinbau einführte. Der fleißige Landwirt
Ikarios (nicht zu verwechseln mit Ikarus!) nahm einst Dionysos,
den Gott des Weines, gastfreundlich auf. Zum Dank dafür
schenkte ihm Dionysos beim Abschied eine Weinrebe. Ikarios
pflanzte sie ein und wurde so zum ersten Weinbauer Griechenlands. Er füllte das köstliche Getränk in Ziegenhäute, lud diese auf
einen Wagen und fuhr über Land. Überall, wo er hinkam, spendete
Ikarios Wein. Etlichen Hirten aber stieg der Wein zu Kopfe. Sie
glaubten, Ikarios wolle sie vergiften. Daraufhin erschlugen sie den
edlen Spender und begruben ihn. Verzweifelt suchte ihn seine
Tochter Erigone. Schließlich fand sie mit Hilfe der treuen Hündin
Maja sein Grab. Der Göttervater Zeus versetzte alle unter die
Sterne: Ikarios wird vom Sternbild Bootes und Erigone von der
Jungfrau dargestellt. Der Große Wagen wiederum ist das Transportfahrzeug samt den Weinschläuchen. Die Hündin Maja findet
man im Sternbild Kleiner Hund wieder.
Bei den Arabern bildeten die Hundssterne die Tatzen eines mächtigen Löwen, zu dem auch Kastor und Pollux, der Krebs, Teile der
Jungfrau, der Rabe sowie Arktur gehörten.
In China hieß das Sternbild Nan Ho, der südliche Fluss, während
man im christlichen Sternbilderhimmel hier das Osterlamm zu
erkennen glaubte (um 1627). Als Orions zweiter Hund findet man
manchmal die Bezeichnung Canis Orionis (Hund des Orion).
Der Hauptstern (α Canis Minoris) heißt Prokyon. Die Bezeichnung
stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „der
vorauslaufende Hund". Gemeint ist, dass Prokyon wegen seiner
nördlicheren Deklination stets vor dem strahlenden Sirius aufgeht.
Mit 0,4m ist Prokyon ein ausgesprochen heller Stern, der gelblich
leuchtet. Mit nur 11,4 Lichtjahren Entfernung gehört α CMi zur
engeren Nachbarschaft unserer Sonne.
Prokyon besitzt einen Begleiter, der ihn einmal in 41 Jahren
umkreist. Mit 10,7m ist dieser allerdings so lichtschwach, dass er
vom Hauptstern überstrahlt wird und nur großen Fernrohren
zugänglich ist. Die scheinbare Winkeldistanz (Separation)
schwankt zwischen 2,2’’ (2009) und 5" (2031). Der Begleiter ist ein
Weißer Zwerg ähnlich dem Begleiter des hellen Sirius. Prokyon B,
so die Bezeichnung dieses Weißen Zwergs, wurde im Jahre 1896
mit dem Großen Refraktor (91 cm Öffnung) der Lick-Sternwarte
auf dem Mt. Hamilton (Kalifornien) entdeckt.
Der zweithellste Stern im Kleinen Hund, β CMi, zählt mit 2,9m
scheinbarer Helligkeit zu den Sternen dritter Größe. Er strahlt ein
bläuliches Licht aus. Ihn trennen 170 Lichtjahre von uns. Sein
Name Gomeisa stammt aus dem Arabischen. Die Bedeutung
dieser Bezeichnung ist bisher noch nicht eindeutig geklärt.
Die Winkeldistanz Prokyon - Gomeisa beträgt 4,3°. D iese Strecke
wird manchmal „Kleine Himmelselle" genannt.
Im Kleinen Hund sind keine Messier-Objekte und auch keine
helleren galaktischen Nebel oder Galaxien zu finden.