Erfahrungsbericht über ein viereinhalbmonatiges Praktikum in der Administration einer Sprachschule (EC ENGLISH BRISTOL LTD) in England Nachdem ich im Sommer 2014 meinen Bachelor in Kommunikationswissenschaft mit dem Nebenfach Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hatte, bewarb ich mich im Anschluss sogleich für den Master in Kommunikationswissenschaft an der LMU. Schon bevor ich mich bewarb stand für mich jedoch fest: Sollte ich den Masterplatz nach dem aufwendigen Bewerbungsverfahren mit Test erhalten, würde ich sogleich im ersten Semester eine Auszeit vom Studieren nehmen und ein Praktikum im Ausland machen. Gerade in einem von außen eher als „profillos“ beschriebenen Studium wie Kommunikationswissenschaft war es mir stets wichtig, mein Faible für die englische Sprache noch etwas mehr herauszuarbeiten. Nachdem ich die Zusage für den Master also erhalten hatte, erkundigte ich mich über Beurlaubungsmöglichkeiten vom Studium und begann, mich auf die Suche nach einer passenden Stelle zu machen. Es war schon immer mein Traum, für gewisse Zeit in England zu leben, daher beschränkte ich meine Praktikumssuche auf Großbritannien. Ich wollte über Weihnachten nach Hause fliegen können und auch Freunde sollten mich besuchen können, was in Amerika eher schwierig geworden wäre. Es ging mir während meiner Suche nicht unbedingt darum, ein Praktikum in meinem zukünftigen Wunschberufsfeld PR zu finden. Ich traute es mir einfach nicht zu, in einer PR-Agentur oder einer PR-Abteilung eines englischen Unternehmens zu arbeiten, auf Englisch Texte zu verfassen und Kunden/Journalisten zu betreuen. Dafür beurteilte ich mein Englisch als nicht ausreichend und Kaffee kochen in einer Agentur stellte ich mir auch nicht berauschend vor. Ich wollte in einem Umfeld arbeiten, das es mir ermöglicht, meine Englischkenntnisse zu verbessern, ohne mich zu überfordern. Dennoch sollte es natürlich etwas mit Kommunikation an sich zu tun haben. Als ich auf der „Student und Arbeitsmarkt“ Website der LMU auf eine Stellenausschreibung der Sprachschule EC Bristol stoß, bewarb ich mich sofort. Ein Praktikum im Kundenservice/ der Administration einer Sprachschule (die quasi den Inbegriff der Kommunikation, nämlich Sprache vermittelt) in der südenglischen Stadt Bristol klang perfekt! Was ich jedem ans Herz legen möchte: Nach dem Abschicken der Bewerbung nicht ewig auf eine Antwort warten. Einfach anrufen und nachfragen. Als ich nach einer Woche anrief und mich direkt zum Manager der Schule durchstellen ließ, 1 hatte dieser die Bewerbung noch nicht einmal angeschaut und meinte, er würde mich nach einer halben Stunde nochmal kontaktieren, er müsse die Bewerbung erstmal ansehen. Und mittags bekam ich eine Mail, in der er ein Skype-Interview vorschlug. Auch ich schien für die Firma interessant, so dass nach dem Skype-Interview klar war: Viereinhalb Monate Bristol, in zwei Wochen geht es los! Die Schule bot mir aufgrund der Kurzfristigkeit meiner Anreise (und der Kostspieligkeit solch kurzfristiger Flugbuchungen) an, die ersten zwei Wochen kostenlos in einem ihrer Studentenwohnheime zu wohnen. Dieses Angebot nahm ich gerne an, da ich mir vorstellte, dass eine Wohnungssuche vor Ort leichter zu bewältigen sein würde. Das hatte ich mir leider zu einfach vorgestellt: Bei meiner Zimmersuche auf www.gumtree.com antwortete niemand auf meine Emails und auch telefonisch war stets nur die Mailbox der Vermieter zu erreichen. So kam ich nach zwei Wochen etwas in Zugzwang und bat meine Kollegen und meinen Chef um Rat. Netterweise bot mir die Schule nun ein dauerhaftes Zimmer in einem anderen Wohnheim, ebenfalls im Zentrum der Stadt, an. Der Haken an der Sache war, dass die Schule mir preislich nicht sehr entgegen kommen konnte und ich somit rund 900 Euro Miete im Monat bezahlte. Wichtig also: Man sollte ein paar Euro auf der Seite haben, um solche kleinen unerwarteten Kursänderungen im Auslandsaufenthalt kostentechnisch auffangen zu können – auch die Auszahlung der ersten Rate des ERASMUS Geldes hat sich in meinem Fall nämlich etwas verschoben. Zudem war das Praktikum unbezahlt (was in England leider häufiger der Fall ist). Generell empfehle ich aber: bei einem Auslandsaufenthalt von ein paar Monaten lieber ein paar Euro mehr Miete zahlen und dann wirklich zentral und sicher wohnen. Denn als einer unserer Studenten eines morgens in die Schule kam und uns erzählte, dass er in einem Vorort Bristols mit einem Messer bedroht und ausgeraubt wurde, war ich wirklich froh, zentral zu wohnen und auch nachts vom Feiern nur einen zehn minütigen Heimweg durch belebte Gegenden zu haben. Zu Beginn meines Praktikums hatte ich folgende Erwartungen: Ich wollte unbedingt meine Hemmungen hinsichtlich des Englisch-Sprechens verlieren und wissen, ob es tatsächlich den Punkt gibt, an dem man anfängt auf Englisch zu denken. Des Weiteren wollte ich einen Einblick in die Organisation einer solch internationalen Sprachschulen2 Kette wie EC gewinnen. Und da ich später einmal in einem internationalen Unternehmen arbeiten möchte, schien mir EC als prima geeignet. Die EC Gruppe ist mit 21 Schulen auf der ganzen Welt vertreten. Auch erhoffte ich mir, durch das Arbeiten in einem Umfeld mit Menschen aus aller Welt, kulturelle Erfahrungen zu machen und viele neue Leute kennen zu lernen. Tatsächlich wurden diese Erwartungen erfüllt. Ich glaube ab den Punkt, an dem ich EC Bristol zum ersten Mal betrat, vergaß ich, mir Sorgen um meine Englischkenntnisse zu machen. Alle kümmerten sich so herzlich um mich, ermutigten mich und bewunderten (!) meine Sprachkenntnisse. Und tatsächlich dauerte es vielleicht drei Wochen, bis ich während eines Skype-Gesprächs mit meinen Eltern das erste Mal nach einem deutschen Wort suchen musste oder sich ein „but“ in meinen Satz einschlich. Tatsächlich färbte sich auch mein Akzent innerhalb der viereinhalb Monate ins Britische, was mir der in London lebende Freund meiner Schwester eines Tages zufrieden mitteilte. Sprachlich hat sich das nicht mal halbe Jahr also total rentiert! Auch der Einblick in EC Bristol als Unternehmen war wahnsinnig bereichernd. Es ist faszinierend, wie eine Schule mit solch einer Fluktuation an Studenten aus aller Welt den Überblick behält und organisatorisch bestehen kann. Einen großen Beitrag dazu leistet die Software Konnect, mit der die Schule die Daten der Studenten verwaltet – von der Anwesenheitskontrolle bis zur Unterkunftsbuchung wird hier alles vermerkt. Den Umgang mit dieser Software lernte ich auch. Natürlich habe ich auch kulturell Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte und die meinen Horizont auf jeden Fall erweitert haben. Wenn man Tag für Tag mit jungen Menschen aus Ländern wie Libyen, Saudi Arabien, Peru, Brasilien, Russland und Spanien zu tun hat, lernt man erst einmal, was für Welten gerade hier in der Schule aufeinander stoßen. So habe ich mir beispielsweise recht schwer getan, den Umgang einiger arabischen Schülern mit mir als Frau zu akzeptieren, wurde dabei aber von meinem Manager gut unterstützt. Ich kann nur empfehlen, dass man, sobald man sich unwohl fühlt und nicht weiß, wie man mit Sachen umgehen soll, wirklich den Rat des Vorgesetzten oder einer anderen Person aufsucht, statt alles allein lösen zu wollen. Dennoch waren alle Erlebnisse Gold wert und zeigten mir die vielen Facetten dieser Erde und ihrer Bevölkerung. 3 Was sich nicht ganz meinen Erwartungen nach entwickelt hat, waren die vielen neuen Freunde, die ich mir erwartete zu finden. Ich denke hier ist es wichtig, zwischen ERASMUS Studium und ERASMUS Praktikum zu unterscheiden. Während eines Praktikums arbeitet man von acht Stunden am Tag und ist abends meist recht erschöpft. So habe ich außer am Wochenende nicht besonders die Möglichkeit gehabt, auszugehen. Und natürlich reisten viele der Studenten alle paar Wochen an und ab, so dass es schwierig war, gute Kontakte zu schließen. Allerdings waren meine Arbeitskollegen supernett. Besonders mit meiner Kollegin an der Rezeption freundete ich mich an, sodass wir sogar Silvester zusammen verbrachten und Ausflüge rund um Bristol unternahmen. Was ich generell toll fand: Nach Feierabend wird in England gerne in den Pub gegangen, um ein oder zwei Pints Cider oder Bier zu trinken. Das ist eine tolle Möglichkeit, seine Kollegen besser kennen zu lernen. Meine Aufgaben während des Praktikums waren sehr vielseitig. Normalerweise hat EC Bristol durchaus zwei oder drei Praktikanten. Während meiner Zeit war ich jedoch vier Monate die alleinige Praktikantin – was ich prima fand, da ich einen Einblick in viele Bereiche gewinnen konnte. Meine Haupttätigkeit war der Kundenservice an der Rezeption. Hier arbeitete ich mit Stella zusammen, die eine gute Freundin wurde. Wir kümmerten uns um das Wohl und die Probleme der Studenten - sei es nun die Anmeldung beim National Health Service, der Kauf eines Bustickets oder ein Bank Letter für die Eröffnung eines Bankkontos. Zudem empfing ich auch potentielle Kunden, die in die Schule kamen um sich umzusehen und zu informieren. Ich erstellte ihnen Angebote, führte sie herum und erklärte das Lehrsystem der Schule. Jeden Montag, wenn neue Studenten in die Schule kamen, hieß ich sie willkommen und gab ihre Daten in Konnect ein. Jeden Dienstag half ich im akademischen Bereich aus, indem ich die Level Tests abhielt. Dabei trug ich die Verantwortung für bis zu 30 Studenten verschiedener Levels, führte verschiedene Testteile mit ihnen durch und half bei Problemen. Unter der Woche und manchmal auch am Wochenende führte ich sogenannte Let Ins durch. Hier empfing ich neue Studenten an den Student Residences und zeigte ihnen ihr Zimmer, die Ausstattung der Studentenwohnheime und ging die vertraglichen Angelegenheiten mit ihnen durch. 4 Zudem betreute ich das Activity Program der Schule. Beispielsweise stellte ich den Kontakt zu meiner Yogalehrerin vor Ort (mein Tipp: beim Sport lernt man Leute kennen!) her, die nun zwei Mal im Monat Yogastunden für die Studenten hält. Auch leitete ich die Aktivität International Dinner, bei dem sich alle Studenten im Aufenthaltsraum einer Student Residence trafen, um mitgebrachte typische Speisen zu essen. Ebenso nahm ich die Zahlungen der Studenten für Aktivitäten entgegen und buchte Venues wie Paint Ball oder Indoor Football. So gehörte es auch zu meinen täglichen Aufgaben, die Kasse am Ende des Tages zu zählen. Ich bin sehr froh, die Entscheidung, ein paar Monate allein ins Ausland zu gehen, getroffen zu haben. Die Stadt sowie die Organisation hätte ich nicht besser treffen können, da ich mich im 400.000-Einwohner großen Bristol pudelwohl gefühlt habe. Auch EC Bristol kann ich als Praktikumsanbieter wärmstens empfehlen, da man jeden Tag in einem äußerst herzlichen Umfeld arbeitet und viel Verantwortung tragen darf. Ich kann nur jeden ermutigen, sich bei EC Bristol zu bewerben, sie sind stets an Bewerbungen interessiert. Dank meines Praktikums habe ich meine leichte Scheu vor dem EnglischSprechen nun endgültig verloren und freue mich schon darauf, meine Kenntnisse und auch meine Erfahrungen aus der Arbeit in der Administration EC Bristols in meinem zukünftigen Berufsfeld einzubringen. 5
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