INDUSTRIEMAGAZIN UNTERNEHMENSFÜHRUNG Das Lebenswerk weitergeben Die Regelung der Unternehmensnachfolge gehört zu den wichtigsten und zugleich auch anspruchsvollsten strategischen Aufgaben einer verantwortungsbewussten Unternehmensführung. ie frühzeitige Planung und eine professionelle Umsetzung sind bei der Nachfolgeregelung von zentraler Bedeutung. Dabei ist es sinnvoll, verschiedene Nachfolgeoptionen zu prüfen und sie sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Neben der familieninternen Nachfolge ist auch ein Verkauf an Dritte (strategischer Partner, Finanzinvestor, eigenes oder fremdes Management) möglichst objektiv zu beurteilen. Sind der Wille und oder die Fähigkeiten von Familienmitgliedern für eine interne Nachfolge nicht vorhanden, ist von einer solchen Lösung abzusehen. Dabei kann es zu heiklen Diskussionen innerhalb der Familie kommen, welche jedoch im Sinne einer langfristigen Zukunftssicherung des Unternehmens konsequent und sachlich geführt werden müssen. Für die meisten Unternehmer stellt die Unternehmensnachfolge und Neuregelung der Eigentümerschaft eine einmalige Aufgabe dar. Zudem ist sie vielfach für die direkt Betroffenen emotional stark belastend, sodass eine neutrale und professionelle Unterstützung sehr wichtig ist. Externe Spezialisten wie M&A-Berater können helfen, eine Doppelbelas tung zwischen operativem Tagesgeschäft und strategischem Un- ternehmensverkauf zu vermeiden oder zumindest abzufedern. Rechtzeitig loslassen Eine grundlegende Voraussetzung für einen erfolgreichen Verkauf ist der Wille und die Bereitschaft des Unternehmers, sein Lebenswerk in die Hände Dritter zu geben. Für viele Eigner ist dies ein schwieriger Prozess, der – aus verständlichen Gründen – oft verzögert oder hinausgeschoben wird. Für die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeiter ist es aber äusserst wichtig, dass der Eigentümer rechtzeitig loslassen kann und voll hinter dem Verkaufsprozess steht. Des Weiteren sollte der Eigner schon frühzeitig seine persönlichen Erwartungen, Ziele und Rahmenbedingungen definieren. Ein klares Verkaufskonzept sowie eine reibungslose Koordination aller am Projekt be- teiligten Parteien sind wichtige Voraussetzungen für dessen Gelingen. Auch der Zeitpunkt will gut gewählt sein: Ist die Firma gut am Markt positioniert? Wie sind das Marktumfeld und die Wettbewerbssituation in der Branche? Wie sind die Zukunftsaussichten? Im Hinblick auf einen attraktiven Verkaufspreis ist es wichtig, dass das gesamte Potenzial des Unternehmens für Dritte nachvollziehbar aufgezeigt werden kann. Weiter gilt es die Übertragbarkeit des Unternehmens sicherzustellen. Gibt es ein transparentes Buchhaltungssystem, das der strengen Prüfung durch die Inte ressenten standhält? Müssen vorgängig allenfalls Altlasten beseitigt werden? Ein in der Praxis häufig anzutreffendes Problem ist das Fehlen einer qualifizierten zweiten Führungsebene. Wurde die Firma lange von einem Patron geführt, verfügt sie vielfach nicht über tragfähige Strukturen für die Zeit danach. Bevor die Suche nach Interessenten in Angriff ge- ZUM A UT OR Rudolf Ebnöther Managing Director Corporate Finance Schweiz Leiter CIC M&A Advisory UBS AG Elias-Canetti-Strasse 2 CH-8098 Zürich Telefon +41 (0)44 237 47 38 www.ubs.com [email protected] Auktionen optimieren den Preis Bild: Archiv D nommen wird, sollte – auch mit Blick auf die Vertraulichkeit – ein professionelles Kommunikationskonzept erarbeitet und implementiert werden. Dabei ist unter anderem auch zu prüfen, wann und wie Mitarbeitende in Schlüsselpositionen in die Verkaufsabsichten eingeweiht werden und mit welchen Anreizen sie zum Verbleib in der Firma bewogen werden können. Der Beizug erfahrener M&A-Berater kann bei der Umsetzung der Nachfolgeregelung fachmännisch helfen. Für den gesamten Verkaufsprozess gilt: Nur auf einen Käufer zu setzen, ist nicht empfehlenswert. Wenn sich beispielsweise der einzige Interessent kurz vor der Vertragsunterzeichnung zurückzieht, muss der Verkaufsprozess wieder von vorne begonnen werden. Auch in Bezug auf die Erzielung eines attraktiven Verkaufspreises ist die Einzelverhandlung nicht optimal, da der Käufer kaum freiwillig einen Aufpreis für zukünftige gemeinsame Synergien bezahlt. Deshalb ist der Verkaufsprozess so zu strukturieren, dass der potenzielle Käufer indirekt dazu gezwungen wird, dem Verkäufer zumindest einen Teil dieser Synergien zu zahlen. Dies geschieht häufig mittels einer sogenannten «kontrollierten Auktion». Hierbei werden mehrere der zuvor identifizierten Wunschkäufer parallel in den Verkaufsprozess einbezogen, das heisst, sie können gleichzeitig ein Gebot für das Unternehmen abgeben. Die Konkurrenzsituation unter den Inte ressenten stärkt die Verhandlungsposition des Verkäufers und ermöglicht es, einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Im Gegensatz zur Einzelverhandlung hat dieses Vorgehen zusätzlich den Vorteil, dass der Verkäufer den Prozess bis zum Schluss kontrolliert und seinen Bedürfnissen entsprechend anpassen kann. Der Beizug erfahrener M&ABerater kann helfen, all diese Herausforderungen beim Unternehmensverkauf noch besser zu meistern. Der verkaufswillige Eigentümer sollte deshalb rechtzeitig das Gespräch mit Spezialisten suchen, welche ihn mit viel Fachkenntnis und Engagement objektiv und vertrauensvoll bei der Umsetzung des «Loslassens» begleiten können. maschinenbau 1/2015 | Das Schweizer Industriemagazin. Seit 1972. 17
© Copyright 2024 ExpyDoc