Tierhalter

Departement für Volkswirtschaft und Soziales Graubünden
Departament d’economia publica e fatgs socials dal Grischun
Dipartimento dell’economia pubblica e socialità dei Grigioni
MERKBLATT
Verantwortung des Alppersonals
im Umgang mit Tieren
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ALLGEMEINES
Weshalb ein Merkblatt
• Anfrage Akteure in der Alpwirtschaft
• Bedürfnis, die Regeln zusammenfassen
• Orientierung aus Sicht Behörden
Einordnung Merkblatt
• Information über Handlungsvorgaben gemäss TSchG
• Achtung: kein Anspruch auf Vollständigkeit
• Achtung: keine Garantie, dass jeder Einzelfall
abgedeckt ist; jeder Einzelfall wird für sich beurteilt
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BEGRIFFE
Tierhalter
•
•
•
•
•
•
•
•
Hat Obhut und Aufsicht über das Tier (direkter Besitzer)
Hat tatsächliche Verfügungsgewalt über das Tier
Über eine gewisse Dauer, nicht nur ganz kurzzeitig
Hat Möglichkeit, die zur Pflege und zum Wohlergehen des
Tiers erforderlichen Handlungen vorzunehmen
Gleichgültig, ob Eigentümer, Pächter, Pfleger etc.
Eigentümer nicht mehr (allein) Tierhalter, wenn er das Tier
weggibt in andere Obhut (gewisse Pflichten bleiben aber)
Reine Hilfspersonen keine Halter (eher Betreuer)
Gelegenheitshandlungen machen keine Tierhalter
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BEGRIFFE
Tierhalter Alp
• Kommt auf das Verhältnis an, wer die Alp betreibt, wer die
Tiere übernimmt
• Theoretisch die Alpgenossenschaft; hat Obhut, Aufsicht
und Verantwortung – ist aber keine natürliche Person
• Darum ist Alpmeister als Vertreter der Alpgenossenschaft
Tierhalter
• Möglich, dass auch Alppersonal Tierhalter ist, je nach
Ausgestaltung Verhältnis Alpmeister-Alppersonal
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BEGRIFFE
Betreuer
• Betreuer der Tiere hat praktisch die gleichen Pflichten wie
der Tierhalter ("wer Tiere hält oder betreut, muss…")
• Die Person, welche für ein Tier sorgt, auch nur für kurze
Zeit
• Personal von Zoos, Tierheimen (oder auch Alp)
• Gelegenheitshandlung wie 1x Füttern noch kein Betreuen
• Unterscheidung zu Tierhalter ist teils schwierig. Spielt aber
keine Rolle, da beide praktisch dieselben Pflichten (Halter
hat aber mehr, wie z.B. für Unterkunft sorgen etc.). Diff.:
Zeitraum, Stufe, gewisse Pflichten (Ukft)
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BEGRIFFE
Fazit Tierhalter - Betreuer
• Der Alpmeister ist (als Vertreter der Genossenschaft) i.d.R.
Tierhalter
• Angestellte auf der Alp (Alppersonal), die sich um die Tiere
kümmern, sind i.d.R. Betreuer
• Angestellte auf der Alp, die nur gelegenheitsmässig einmal
füttern (z.B. Käser?), sind keine Betreuer
• Insofern gelten für das Alppersonal und den Alpmeister
grundsätzlich die Pflichten gemäss TSchG (ausser Personal
ohne "Tierkontakte")
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PFLICHTEN NACH TSCHG
Einleitung
• Was heisst es, Tierhalter/Betreuer zu sein? Verantwortung
oder Obhut über ein Tier zu haben?
 Garantenpflicht (Garant muss dafür sorgen, dass gewisse Dinge
nicht eintreten, wie Schmerzen, Hunger etc.)
 Er muss gewisse Handlungen vornehmen, damit diese Dinge nicht
eintreten (Pflegen, Füttern). Was er tun muss, sagt das TSchG
 Bei Verletzung/Missachtung der Pflichten drohen Strafen
• Pflichten sind Handlungsgebote. Die Pflicht ist verletzt,
wenn die gebotene Handlung nicht vorgenommen wird,
absichtlich oder fahrlässig.
• Hinweis: aktive Verletzung des Tiers für alle verboten;
Unterlassung von Handlungen nur für "Garanten"
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PFLICHTEN NACH TSCHG
Übersicht über die Pflichten
• Tier nicht misshandeln, vernachlässigen oder dessen
Würde missachten. Das heisst:
• Tierhalter und Betreuer müssen alle Handlungen
vornehmen, damit das Tier
 nicht unnötig leidet, Schmerzen hat, Angst hat oder geschädigt wird;
 genährt und gepflegt wird sowie die nötige
Beschäftigung/Bewegung und Unterkunft erhält.
• Für bedarfsgerechte Unterkunft und Ausstattung sowie
Schaffung der Voraussetzungen, dass der Betreuer erfüllen
kann, ist der Tierhalter verantwortlich.
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PFLICHTEN NACH TSCHG
Fahrlässigkeit
• Es braucht keine Absicht (Inkaufnahme = Absicht)
• Handlungen aus Unvorsichtigkeit unterlassen
Sorgfaltspflicht aus Unvorsichtigkeit missachtet
 "Hätte er doch das nur gemacht" (leichte Fahrlässigkeit)
 "Das hätte er doch machen müssen" (grobe Fahrlässigkeit)
• Mass der Sorgfalt: Vergleichsperson und Erkennbarkeit,
Voraussehbarkeit, Vermeidbarkeit (obj. + subj.)
• Unschuldig: es kann kein Vorwurf erhoben werden (nicht
erkennbar, nicht voraussehbar oder unvermeidbar)
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PFLICHTEN NACH TSCHG
Rechtfertigungsgründe
• Notwehr, Notstand etc. (hier kaum von Belang)
• Einwilligung des Betroffenen
 Menschen können in für sie schädigende Handlungen einwilligen
 Im Tierschutzrecht nicht möglich, niemand kann für ein Tier
einwilligen (z.B. Eigentümer eine dringende Behandlung aussetzen)
• Pflichtenkollision





Anweisung des Eigentümers oder des Vorgesetzten (Alpmeister)
Pflicht aus Vertrag (Weisungsrecht) <> Pflicht Tierschutzgesetz
Pflichten sind nicht gleichwertig (Weisungstreue vs. Tierschutz)
Rechtswidrige Weisungen sind nicht zu befolgen
Weisung Eigentümer, nur TA X an seine Tiere zu lassen, kann (und
darf) nicht immer befolgt werden.
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PFLICHTEN NACH TSCHG
Fazit Pflichten und Missachtung
• Pflichten sind eigentlich klar: Tierwohl im Mittelpunkt
• Alles tun, um Leiden zu vermeiden oder zu reduzieren
• Persönliche Einschätzung kann falsch sein, der Massstab ist
rechtlich definiert (erkennbar, voraussehbar, vermeidbar)
• Mehrere können belangt werden (Halter und Betreuer)
• ACHTUNG: Unachtsamkeiten passieren. Jeder macht Fehler.
Sei es im Strassenverkehr oder in der Tierhaltung bzw.
Tierbetreuung.
• Es gibt wenig Fälle, Arbeit auf der Alp wird gut gemacht
• WICHTIG: Information und Instruktion
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PFLICHTEN NACH TSCHG - BEISPIELE
Die häufigsten Ursachen von Verstössen
• Unkenntnis über Vorschriften
• Im Stress des Alltags einmal eine Vorschrift vergessen
• Im Stress des Alltags im Sinne einer Ausnahme mal etwas
bewusst nicht so gemacht, wie man es sollte
Ungute Beispiele: z.B.
Kadaver auf Weide -> Schneefall
 ungenügende Kontrolle
 ungenügende Massnahmen bei Wettereinbrüchen
Tiere bei Krankheiten zu wenig behandelt
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WEITERES: RECHNUNG TIERARZT
Wer bestellt Tierarzt und wer bezahlt die Rechnung
• Wer Tierarzt bestellt, ist Auftraggeber und hat Rechnung zu
bezahlen
• Auftraggeber während Sömmerung ist i.d.R.
Alpgenossenschaft (vertreten durch Alpmeister)
• In Notfällen auch Alppersonal (wobei es für
Alpgenossenschaft handelt)
• Eigentümer des Tiers muss aber Alpgenossenschaft
schadlos halten, d.h. muss Betrag erstatten
• WICHTIG: Vertragliche Regelungen zwischen Bestösser und
Alpbetreiber vorsehen
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WEITERES: ABKALBUNGEN AUF DER ALP
Regeln vorsehen betreffend Abkalbungen
• Belegdaten bzw. Termine schriftlich vor/anlässlich Auffuhr
bekanntgeben (Zeitraum max. 14 Tage)
• Ohne diese Angaben kann Alppersonal
 Nicht sicherstellen, dass die notwendigen Massnahmen
(Überwachung, Beobachtung/Begleitung) eingeleitet werden
 Nicht sicherstellen, dass ideale Galtperiode eingehalten wird
• Vertragliche Regeln abmachen: kein Ersatz für
Schäden/Nachteile bei fehlender/falscher Terminangabe
• Auf exponierten Alpen (Tourismus oder Grossraubtiere):
Abkalbungen vermeiden
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WEITERES: STATUTEN, REGLEMENTE, VERTRÄGE
Statuten
• Gelten nur für Genossenschafter
Reglemente
• Für Genossenschafter, Alpmeister, Personal, Bestösser etc.
• Reglement wie AGB: Geltung ist in Vertrag aufzunehmen
• Schriftlicher Vertrag mit Personal, Bestösser ist dringend zu
empfehlen (auch wenn z.B. nur auf Reglement verweist)
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WEITERES: STATUTEN, REGLEMENTE, VERTRÄGE
Was ist in Reglement/Vertrag aufzunehmen?
Zum Beispiel:
• Übernahme Kosten Tierarzt durch Bestösser/Eigentümer
• Eigentümer hat Weisungen gg. TSchG unterlassen bzw.
solche Weisungen muss Personal nicht befolgen
• Alpmeister/-personal hat Tierschutzrecht zu beachten
• Melde-/Ablaufschema bei Tierschutzvorfällen
• Belegungstermine Abkalbungen und Konsequenzen
• Etc. etc.
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SCHLUSS
DANKE FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT
VIEL GLÜCK UND ERFOLG IM NÄCHSTEN ALPSOMMER
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FRAGEN