FACHGEBIET Entwerfen Objektplanung TU BERLIN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Dipl. Ing. Sophie Holz, Masterprojekt Landschaftsarchitektur, SoSe 2016 Urbanes spüren Landschaftsarchitekonisches Entwerfen sinnlicher Raumerlebnisse Im Projekt werden atmosphärische Orte entworfen, die dem Besucher ein sinnliches Raumerlebnis bieten. Indem der Fokus auf das sinnliche Erleben gesetzt wird, sollen Orte entstehen, die sich von tradierten landschaftsarchitektonischen Entwurfslösungen unterscheiden. Thema Ein sinnliches Erlebnis ist weit mehr als die Wahrnehmung eines Sinnenreizes, der im Gehirn mit bereits vorhandenem Wissen und Erfahrungen verknüpft und zu einer Erkenntnis verarbeitet wird. Sinnliches Erleben meint das Spüren des eigenen Leibes im Ort. Es wird ausgelöst durch eine synästhetische Wahrnehmung, bei der das Zusammenspiel von Fernsinnen und Nahsinnen eine Stimmigkeit einstellen, die das eigene Ich affektiv berührt. Ein sinnliches Erlebnis kann sich in einer Einfärbung der persönlichen Stimmung äußern, in einem Gefühl der Verbundenheit mit dem Ort oder zu einer Aktivierung des Körpers führen: Ich spüre die Herausforderung, auf einen Berg zu klettern oder den Drang mich zu Bücken und die feine Textur des Mooses zu berühren. Damit ein Ort gleichzeitig verschiedene Sinne anspricht muss er gestimmt sein, also über eine dichte Atmosphäre verfügen. In den letzten 10 Jahren ist das Interesse an der affektiven Wahrnehmung stark gestiegen und wird bis in die Gegenwart in der Architekturtheorie beispielsweise mit den Themen der Atmosphäre, der Präsenz und der Immersion sowie der Synästhesie diskutiert. Das Projekt verfolgt einen experimentell-forschenden Ansatz, der einen landschaftsarchitektonischen Entwurf mit dichter sinnlicher Raumwirkung zum Ziel hat. Als Entwurfsort werden drei Freiräume in Berlin zur Auswahl gestellt. Das Projekt bietet Einzel- und Gruppenarbeit. Die Abschlussaufgabe ist eine Einzelarbeit, das Erforschen der Atmosphäre erfolgt in Gruppen. Projektaufbau 1. Theorieworkshop Zu Beginn des Semesters wird eine gemeinsame theoretische Basis zu Atmosphäre und sinnlicher Raumwahrnehmung geschaffen. Dazu werden Texte zu Atmosphäre, Präsenz, Immersion, Synästhesie besprochen. Die Theorie wird mit Hilfe von gebauten Projekten greifbar gemacht. 2. Analyse des Projektortes und Formulierung eines sinnlichatmosphärischen Entwurfsziels Der Projektort und sein Kontext werden unter besonderer Berücksichtigung vorhandener Raumcharaktere und spürbarer Atmosphären untersucht: Welche Atmosphären werden wahrgenommen? Was lässt die Atmosphäre entstehen? Wie verändert sich die Atmosphäre des Ortes in der Zeit, welche Faktoren begründen diese Veränderungen? Aus der Analyse des Bestands wird ein sinnlich-atmosphärisches Entwurfsziel abgeleitet: Welche Atmosphäre soll erzeugt werden? Welche sinnlichen Raumerlebnisse werden ermöglicht? FACHGEBIET Entwerfen Objektplanung TU BERLIN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Dipl. Ing. Sophie Holz, Masterprojekt Landschaftsarchitektur, SoSe 2016 3. Erforschung der Atmosphäre, ihrer sinnlichen Wahrnehmung und ihre Erzeugung im Ort Jeder Mensch hat über eigene Erfahrungen ein implizites Wissen über die Zusammenhänge von Körperwahrnehmung und Raum gesammelt. Im Projekt wird aus diesem impliziten Wissen explizites Wissen produziert. Dazu werden Referenzorte untersucht, an denen die zu entwerfende Atmosphäre wahrnehmbar ist. Unter Reflexion der Eigenwahrnehmung werden die Prinzipien abgeleitet, die Atmosphäre entstehen lässt. Es werden zum einen landschaftsarchitektonische Elemente und ihre Komposition untersucht, die ein sinnliches Raumerlebnis ermöglichen. Zum anderen werden flüchtige Elemente betrachtet, welche die Stimmung eines Ortes beeinflussen. Dies sind z.B. das Klima, die Tages- und Jahreszeit, Menschen und Tiere. Auf diese Weise werden Prinzipien freigelegt, die unter der These stehen, die gewünschte Atmosphäre erklingen lassen zu können. Die Prinzipien werden in einem nächsten Schritt im Entwurfsort getestet und in der Gruppe auf ihre sinnlich-räumliche Wirkung hin diskutiert. Im Projekt wird mit analogen Modellen und großformatigen Modellfotos gearbeitet, in denen die Raumwirkung getestet wird. Der Prozess aus „Atmosphäre wahrnehmen“, „Prinzipien ableiten“, „Prinzipien im Entwurf anwenden“, „den Entwurf mit der Gruppe auf seine Wirkung hin diskutieren“ wird so lange wiederholt, bis eine dichte Atmosphäre mit sinnlicher Raumwirkung erzeugt wird. An welche Studierenden richtet sich das Projekt? Das Projekt richtet sich an Studierende des Masters Landschaftsarchitektur und Urban Design, die Interesse an der affektiven Wirkung von gebauten Räumen und Lust haben, die sinnliche Wirkung von Landschaftsarchitektur zu untersuchen, zu testen und in einem Entwurf auszuarbeiten. Dazu gehört Geduld, diesen Prozess des „Untersuchen – Entwerfen – Prüfen“ zu wiederholen, um die sinnlich-räumliche Wirkung genau zu verstehen, präzise beschreiben und dann anwenden zu können. Wünschenswert sind Freude am künstlerischen Ausdruck mittels Zeichnung, Modell und Fotografie, um die sinnliche Wirkung von Räumen vermitteln zu können. Voraussetzung sind Grundkenntnisse zum landschaftsarchitektonischen Entwurf, insbesondere zur Raumbildung. Den Projektteilnehmern und -teilnehmerinnen wird empfohlen den Workshop und das Seminar von Dominik Mohs (Intermediales und plastisches Gestalten) im Sommersemester zu besuchen, da es sich mit Raumerfahrungen und Bewegungsempfindung beschäftigt und inhaltlich eine gute Ergänzung zum Projekt darstellt. Betreuung: FG Weidinger, Dipl.-Ing. Sophie Holz Teilnehmer: 15 Studierende
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