Prof. Alexander Rohrbach, IMTEK 3. Übung zur Vorlesung Biophysik der Zelle im WS 15/16 Lösung am 10.11.15 mit Rebecca Michiels, Julian Roth und Nicolas Schudell Abkürzungen: INGPHYS = Physiker & Ingenieure; BIOCP = Studenten der Biochemie und-physik Aufgabe 6: Einzelmolekülexperiment an Proteinkette (Klausurniveau) In einem Einzelmolekülexperiment wird mit der Spitze eines AFMs eine Kraft F an zwei miteinander verbundene Proteinstrukturen angelegt. Die AFM-Spitze bewegt sich langsam von der Wand weg (siehe Bild) und streckt die Proteinstrukturen (es tritt jedoch noch keine Entfaltung der Proteine ein). Es wird eine Gesamtstreckung des Molekülkomplexes um xtot = 12nm gemessen. Hierzu wurde eine Kraft von F = 18pN aufgewendet. AFM-tip protein 1 protein 2 force F wall xtot a) Wie groß ist die Federkonstante tot des Molekülkomplexes ? b) Man weiß aus anderen Messungen, dass Proteinstruktur 1 eine Federkonstante von 1 = 210-3 N/m hat. Wie groß ist die Streckung x1 der Proteinstruktur 1 ? c) Welche Federkonstante 2 hat die andere Proteinstruktur 2 ? d) Um wieviel Nanometer wird Proteinstuktur 2 bei diesem Experiment gestreckt ? Aufgabe 7: Verformung des Zellkerns (primär für INGPHYS, für BIOCP freiwillig) Man möchte experimentell die mechanischen Eigenschaften des Zellkerns (N = Nucleus) bestimmen, d.h. die Federkonstante N und den Reibungskoeffizient N. Hierzu befestigt man ein einige µm kleines Glaskügelchen (bead) an der Zellmembran und übt eine Kraft F = 10 pN auf diese aus. Die daraus resultierende Gesamtverformung xcell = 1µm der Zelle kann man mit Hilfe eines Mikroskops bestimmen. xcell=1µm 2.5 Verformung xc Zytoplas ma N N C F=10pN x in µm 2.0 1.5 Bei F = 25pN 1.0 C F = 2.5 pN 0.5 Zellkern 0.0 z t x Man stellt ein einfaches Model auf, in dem sich visko-elastische Bewegungen von sowohl Zytoskelett bzw. Zytoplasma als auch vom Kern durch Kelvin-Elemente beschreiben lassen. Weiter vereinfacht man das Problem, indem man die Zugrichtungen als unabhängig voneinander annimmt (Verformung nur in xRichtung) und die Kelvin-Elemente des Zytoskeletts (Index C) zu einem einzigen Element zusammenfasst. a) Skizzieren Sie abstrahiert das Problem (Schaltung von 2 Kelvin-Elementen). Wie lautet der allgemeine, zeitabhängige Ausdruck für die Verformung xcell(t) ? A. Rohrbach WS 15/16 b) Bei langsamem Ziehen mit der Kraft F stelle sich ein thermodynamisches Gleichgewicht ein, d.h. für t ändert sich xcell nicht. Aus einer anderen Messung ist die zeitliche Verformung xc(t) des Zytoskelettanteils bei F = 25pN bekannt (siehe Grafik rechts oben). Bestimmen Sie damit die Federkonstante und Deformation des Zellkerns. c) Um Informationen über das Reibungsverhalten des Kerns zu erhalten, betrachtet man nun die zeitabhängige Gleichung xcell(t). Man nimmt an, dass die Deformation des Kerns nach der Zeit t1 = 3ms auf die Hälfte des Maximalwertes angewachsen ist. Bestimmen Sie n und c sowie deren Verhältnis. (Tipp: überlegen Sie sich, in welcher Relation die einzelnen Kräfte des Systems stehen und was daraus für das Verhältnis der Auslenkungen bzw. der Federsteifigkeiten folgt). Aufgabe 8 – Verformung von Membran-Strukturen G In einer lebenden Zelle finden ständig Strukturverformungen r a statt, was Energie kostet, da hierzu Potenzial-Kräfte und c b Reibungskräfte überwunden werden müssen. In unserem Beispiel verformt sich eine näherungsweise sphärische Struktur mit konstantem Volumen VS = 4/3 r³ (Oberfläche AS = 4r²) in eine ellipsoidale Struktur. Diese hat ein Volumen VE = 4/3 abc und eine Oberfläche AE 4 13 (ab)8/5 (ac)8/5 (bc)8/5 5/8 . a, b und c bezeichnen hier die Halbachsen des Ellipsoids. a) Man nehme an, dass die Volumenarbeit GVol proportional zum Volumen V der Struktur ist. Es ist Volumenarbeit von GVol = 2000 kBT nötig, um sowohl ein sphärisches Vesikel zu formen, als auch ein Rotationsellipsoid mit den Halbachsen a = b = 0.8r = 1µm und c > a. Welche 3 Durchmesser hat das ellipsoidale Vesikel ? b) Die Verformungsarbeit, die an den Vesikeln verrichtet wird, sei näherungsweise proportional zur Oberfläche, d.h. GVerf = KA, wobei für das sphärische Vesikel gelte: GVerf = 400 kBT. Um wie viel ist die Oberfläche des Rotationsellipsoids aus Teilaufgabe a) größer als die des sphärischen Vesikels und welche zusätzliche Verformungsarbeit ist für das ellipsoidale Vesikel nötig? Aufgabe 9 – Die Gesetze von Adolf Fick (primär für BIOCP, INGPHYS freiwillig) – falls Stoff behandelt Der Verlauf einer eindimensionalen Teilchenkonzentration in einer Flüssigkeit lässt sich im Bereich x = 0 mm bis x = 1 mm durch die Funktion c(x) = 17 - 6x² beschreiben (Einheit [c] = 1/µm3). a) Der Teilchenfluss kann über Jx(x) = 216x (Einheit [Jx] = 1/(µm2s) genähert werden. Bestimmen Sie den Konzentrationsgradienten und Diffusionskonstante D (in µm²/s). Skizzieren Sie c(x) und Jx(x). Bestimmen Sie ferner die Divergenz x J x des Flusses. Handelt es sich um eine FlussQuelle (div J > 0) oder eine Fluss-Senke (div J < 0)? b) Bilden Sie die zweite Ortsableitung der Teilchenkonzentration. Wie schnell ändert sich die Konzentration pro Zeit, wenn man mit obiger Diffusionskonstante D die zeitliche Änderung c t am Ort x = 0 und x = 1mm misst? Wie hätte man das Ergebnis alternativ erhalten können ? c) Wie groß ist bei obiger Diffusionskonstante D die mittlere quadratische Verschiebung MSD bei einem Zeitabstand = 0.5s zwischen den Messpunkten? A. Rohrbach WS 15/16
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