Brief an potenzielle Probanden mit ASD

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik, 52074 Aachen
Kontakt:
Lina Winkler
0241 80 80462
[email protected]
Forschungsprojekt zur Untersuchung
der neuronalen Grundlage sozialer Interaktionsprozesse
Für ein PET / fMRT Forschungsprojekt suchen wir männliche Studienteilnehmer mit
Autismus. Für die Teilnahme an der Studie zahlen wir eine Aufwandsentschädigung von 300
Euro. In Einzelfällen können außerdem Fahrtkosten sowie Übernachtungskosten erstattet
werden. Eine Wegeunfallversicherung besteht für diese Studie nicht.
In diesem Informationsblatt möchten wir die wichtigsten Informationen zu der Studie
zusammenfassen.
Warum wird diese Studie durchgeführt?
Im Rahmen der geplanten Studie wollen wir die neurophysiologischen Vorgänge
untersuchen, die während sozialer Belohnungssituationen aktiv sind. Soziale
Belohnungssituationen sind z.B. solche Situationen, in denen man sich von einem anderen
Menschen eine freundliche Reaktion erhofft.
Im Alltag beeinflusst das Ausmaß, in dem man soziale Rückmeldung als belohnend
empfindet, in hohem Maße die Bereitschaft, auf andere Menschen zuzugehen und mit Ihnen
zu kommunizieren. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass dieser Mechanismus bei
Menschen mit Autismus anders als bei anderen Menschen funktioniert.
Belohnung wird im Gehirn durch Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin signalisiert.
Dopamin steht außerdem in Wechselwirkung mit vielen anderen Botenstoffen und
Hormonen. Oxytocin ist ein solches Hormon. Die Ausschüttung von Oxytocin im Gehirn ist
mit dafür verantwortlich, ob wir gern mit jemandem zusammen sind oder nicht. Erste
Untersuchungen konnten auch zeigen, dass Oxytocin soziale Schwierigkeiten bei Menschen
mit Autismus abmildern kann. Allerdings ist unbekannt, welche Prozesse dabei im Gehirn
ablaufen.
Wir möchten daher genau untersuchen, wie Oxytocin im Gehirn die Wirkung von Dopamin
verändert und ob dieser Effekt mit einer Verbesserung des Sozialverhaltens einhergeht.
Langfristig soll die Untersuchung zur Klärung der Frage beitragen, ob Oxytocin als
Medikament geeignet ist, um Menschen mit Autismus den Umgang mit anderen Menschen
zu erleichtern.
Was ist Oxytocin?
Oxytocin ist ein Hormon, das im Körper des Menschen vorkommt und dort verschiedene
Funktionen ausübt. Z.B. spielt es eine wichtige Rolle bei der Geburtseinleitung und bei der
Milchproduktion während der Stillzeit. Vor einigen Jahren wurde entdeckt, dass Oxytocin
darüber hinaus auch für soziales Bindungsverhalten von Bedeutung ist. Es ist auch als das
„Kuschelhormon“ bekannt. In der Studie wird es als Nasenspray angewendet, um den
Oxytocin-Spiegel kurzzeitig zu erhöhen.
Was ist fMRT?
MRT bedeutet “Magnet Resonanz Tomographie” und ist ein „nicht-invasives“ Verfahren, d.h.
nach heutigem Erkenntnisstand besteht keinerlei gesundheitliches Risiko bei der
Untersuchung. Die MRT basiert auf dem Prinzip der Magnetisierbarkeit von Molekülen.
Signale von Wasser oder anderen im menschlichen Körper vorkommenden Molekülen
werden unter Anwendung von Magnetfeldern und Radiowellen gemessen, um eine
Abbildung des Gehirns oder, beim funktionellem MRT (fMRT), eine Abbildung von
Veränderungen der Durchblutung des Gehirns zu erhalten.
Man wird dabei auf einem Bett in den Magneten gefahren, wobei der Kopf in einer
Radiofrequenzspule liegt. Die Signale werden von einer hochempfindlichen Antenne
aufgefangen und im Computer ausgewertet.
Was ist PET?
PET steht für „Positronen-Emissions-Tomographie“ und ist ein Verfahren, bei dem
Aufnahmen des Stoffwechsels im Gehirn gemacht werden. Es handelt sich um ein „invasives“
Verfahren, bei dem eine geringe Menge einer schwach radioaktiv markierten Substanz vor
der Messung injiziert wird. Diese radioaktive Markierung zerfällt sehr schnell und dabei
werden kleinste Teilchen, Photonen, gebildet, die der Tomograph orten kann.
Die Strahlenbelastung eines PET Scans wird in der Einheit Milli-Sievert (mSv) bemessen und
beträgt in dieser Studie etwa 7 mSv. Zum Vergleich ist jeder Bürger in Deutschland, je nach
Aufenthaltsort, zwischen etwa 1 und 6 mSv natürlicher Strahlung im Jahr ausgesetzt (im
Schnitt 2,1 mSv). Nebenwirkungen durch die Substanz in dieser Menge sind bisher nicht
bekannt geworden.
Tomograph, wie sie beim PET
und MRT verwendet werden
A
B
PET (links) und fMRT (rechts) Bilder geben Informationen
über die Aktivierungen im Gehirn
Wie ist der Ablauf der Studie?
Zu Beginn eines Messtages erhalten sie ein Nasenspray, das entweder Oxytocin oder eine
wirkungslose Kontrollsubstanz (Placebo) enthält. Um einen Überblick darüber zu erhalten,
wie sich ihre Hormonwerte während der Untersuchung verändern, sind vor und nach der
Einnahme des Sprays Blutproben erforderlich.
Bei einer ersten Messung im Positronen-Emissions-Tomographen (PET) werden Aufnahmen
des Dopamin-Stoffwechsels im Gehirn gemacht. Für die Messung wird man auf einer Liege in
den Tomographen gefahren und gebeten, ruhig zu liegen und eine Bewertungsaufgabe von
Gesichtern durchzuführen. Die Dauer der Messung beträgt etwa 2 Stunden.
In einer zweiten Messung im Magnetresonanztomographen (MRT) wollen wir untersuchen,
wie sich die Durchblutung ihres Gehirns während einer Aufgabe mit sozialem Inhalt
verändert. Dabei interessiert es uns zu sehen, ob Oxytocin ihr Verhalten und die Vorgänge in
ihrem Gehirn beeinflusst. Die Messung dauert ca. eine halbe Stunde.
Die beiden Messungen (PET und MRT) erfolgen an einem Tag im Abstand von etwa einer
Stunde. Inklusive der zwischenliegenden Pause ist mit einer Untersuchungszeit von 3 ½ bis 4
Stunden zu rechnen.
Sie werden zu zwei solcher Messtage (meist im Abstand von 1 bis 4 Wochen) eingeladen.
Dies ist sehr wichtig, da wir bei einem Messtermin Oxytocin geben, an dem anderen eine
Placebo-Lösung. Nur dann kann man die Wirkung von Oxytocin tatsächlich zweifelsfrei
nachweisen. Sie werden nicht wissen, welches Spray zu welchem Messtag verwendet wird,
um eine Erwartungshaltung zu vermeiden.
Welche Studienteilnehmer suchen wir?
Wir suchen männliche Teilnehmer mit Autismus mit mindestens durchschnittlicher
Begabung. Die Diagnose „Autismus“, „Autismus-Spektrum-Störung“ oder „AspergerSyndrom“ sollte möglichst bereits durch einen Facharzt, oder eine auf Autismus-Diagnostik
spezialisierte Einrichtung bestätigt sein. Sie sollten zwischen 18 und 45 Jahren alt und
heterosexuell sein.
Außerdem müssen einige Kriterien erfüllt sein, damit die Untersuchung im MRT und PET
möglich ist:
1. Sie haben keine Metallteile am Körper, die Sie nicht abnehmen können (z.B. feste
Zahnspange).
2. Sie haben keine Metallteile im Körper, z.B. Schrauben oder Platten die nach
Knochenbrüchen eingesetzt wurden, oder andere Implantate.
3. Sie haben keine Tätowierungen, da diese Spuren von Metall enthalten können.
4. Sie haben keine „Platzangst“.
5. Sie haben in den vergangenen 10 Jahren an keiner Messung teilgenommen, bei der sie
radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung ausgesetzt waren.