und lasst euch nieder unter dem Baum

Ausgabe 150
Juli 2015 - Oktober 2015
"…und lasst euch nieder unter dem Baum"
1. Mose 18,4
MIT HERZLICHEM GRUSS
Dies ist der Tag, den der HERR macht, lasst uns freuen und
fröhlich an ihm sein.
Psalm 118,24
Liebe Gemeinde,
der Sommer ist die Zeit der Feste. „Sommerfest“, welch
verführerischen Klang hat dieses Wort. Welche Verheißung
scheint darin mitzuschwingen: Eine nicht enden wollende
Nacht, ein Tanz, Gemeinschaft, Lachen und Licht in der
Dunkelheit. Wie gut haben es die Schweden, die „Mittsommar“
feiern! Einmal, ja einmal habe ich diese Tage miterlebt in
Schweden, nicht direkt „Mittsommar“, aber das Festival
Rättviksdansen, das zwei Wochen später am Siljansee gefeiert
wurde. Ein andermal war es der 14. Juli in Frankreich. Auch
dort wurde in einer kleinen Stadt, direkt hinter der
deutschfranzösischen Grenze, Thionville, bis spät in der Nacht
auf den Straßen getanzt. Gibt es das eigentlich noch – auch bei
uns? Ja, vielleicht bei dem einen oder anderen kleineren
Schützenfest oder bei einem dinner in white, bei einem guten
Essen auch ganz ohne Tanz.
Auch die vielen Festivals, die jetzt die jüngeren und älteren
Menschen besuchen, locken mit dem Versprechen von
unvergesslichen Sinneseindrücken von Musik und OpenairBühnenschauen, Gemeinschaftserlebnissen eines Fanpublikums,
das 'gemeinsam abgeht', das Lebensfreude pur miteinander
erlebt!
Auch der Kirchentag wird einige dieser Gänsehautmomente für
viele beinhalten und ich freue mich darauf! Mit der
Kinderkirche haben wir gerade das Gemeindefestival Maximale
im Maxipark besucht und einen toll gemachten
Kindergottesdienst zum Thema „Bei Gott sitzt Du in der ersten
Reihe!“ erlebt. An jeder Stuhlreihe, auch der letzten, hing ein
Schild: „1. Reihe“ stand darauf. Das war nicht nur witzig
sondern ganz ernstgemeint, als alle von der ersten bis zur
letzten Reihe beim Tanzen und Singen aufstanden und
MIT HERZLICHEM GRUSS
mitgemacht haben! Ein Junge aus unserer Gruppe wollte
übrigens mal richtig in die erste Reihe, sogar jenseits der ersten
Reihe und hat sich getraut auf die Bühne zu klettern, um eine
Frage zu beantworten und selbst einmal auf der großen
Leinwand zu erscheinen, die die Sicht unterstützen sollte.
Was haben all' diese Feste gemeinsam? Sie laden uns ein, den
Tag in Gemeinschaft und Freude zu genießen, ein Geschmack
des großen Festes Gottes, zu dem er uns alle einlädt. Wer für
solche Tage auf dieser Welt danken kann, hat eine Ahnung
davon, wofür wir Menschen geschaffen sind. „Oh Mensch, lerne
tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts
anzufangen,“ seufzte schon Augustin, der Kirchenvater. Ob wir
es ernst nehmen dürfen? Auch wir Protestanten? „Tanzen heißt
klagen, wünschen, hoffen mit den Beinen und mit dem ganzen
Leib. Tanzen heißt, die Empörung, die Wünsche und die
Hoffnungen aufführen und die Aufführung macht sie stark,“
schreibt Fulbert Steffensky in seinem Buch 'Gewagter Glaube':
„Er ist auch das in die Bewegung geflossene Lebenslob, der in
die Geste geflossene Lebensdank. (…) Sehen Sie sich die Fans
an, wenn für St. Pauli ein Tor fällt! Sie sagen nicht in nordischer
Gelassenheit: 'Es ist gerade ein Tor gefallen.' Wo man der
Freude fähig ist, und wo man dankt, da springt man, man
jauchzt, man wirft die Arme in die Luft. Man tanzt. So ist der
Tanz der sinnliche Ausdruck des Lebensdanks. Er ist die
Frömmigkeit der Beine.“
Noch ist die Zeit nicht da, dass der Tanz alles in allem
ist, dass jeden Tag Tanz und Gottesdienst sich (wie im
Himmel) durchdringen, aber ein Angeld auf das
Reich Gottes kann meiner Meinung nach auch ein
gelungenes weltliches Fest sein. Die Sehnsucht der
Menschen und vor allem der Kinder danach ist
jedenfalls da, und wir sollten sie auch nicht
verpassen, die Gelegenheiten, die sich uns bieten, den
Tag und den Abend mit einem Fest und einem Tanz
zu loben! Mit herzlichem Gruß Stefanie Pensing
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Terrakotta-Tanzkreis: in unserem Weltladen zu erwerben!
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MIT HERZLICHEM GRUSS
„Der Mensch denkt, aber Gott lenkt…“
Als ich vor 28 Jahren Bad Sassendorf verließ, hatte ich nicht
geahnt und gedacht, dass ich einmal als Pfarrer in die Bad
Sassendorfer Kirchengemeinde zurückkehren würde.
Und als sich unsere Gemeinden im vergangenen Jahr
entschieden hatten, eine pfarramtliche Verbindung einzugehen,
da dachte ich – mit Vorfreude, ich würde meine halbe Pfarrstelle
in Bad Sassendorf im August 2014 antreten. Nun, August wird
es wohl sein, aber ein ganzes Jahr später…
Der Mensch denkt, aber Gott lenkt. Gewiss kennen Sie dieses
Sprichwort. Es stammt übrigens aus der Bibel, aus den Sprüchen
Salomos (Spr. 16,9), und heißt wörtlich: Des Menschen Herz
erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.
Das Vertrauen auf die Liebe und Weisheit Gottes, aber auch die
herzlichen Genesungswünsche, die ich auch aus Bad Sassendorf
erhalten habe, haben mich während meiner Erkrankung sehr
gestärkt. Und auch für die Geduld und Kraft derer, die mich
vertreten haben, bin ich sehr dankbar.
Nun also werde ich im August kommen. Dann bin ich 58 Jahre
alt. Genauso wie Bad Sassendorf habe ich mich verändert ;-).
Zwar werde ich Bekannte und Bekanntes antreffen, aber auch
viel Neues, neue Menschen, neue Strukturen und neue
Aufgaben. Auf all dies freue ich mich!
Mit diesen Zeilen möchte ich mich kurz vorstellen:
Aufgewachsen bin ich in Lippstadt, studiert habe ich in
Münster, Göttingen und Tübingen. 1983 kam ich mit meiner
Frau Christa Leßmann-Fischer nach Bad Sassendorf, war Vikar
bei Pfarrer Kolnsberg, dann Kurseelsorger. 1987 wurde ich
Pfarrer der Ev.-Reformierten Kirchengemeinde Soest (die mit
dem Schiefen Turm). Seitdem wohnt unsere Familie in Soest in
der Schonekindstraße. Unsere Tochter Malin ist mittlerweile 18
Jahre alt.
MIT HERZLICHEM GRUSS
Mit der Pfarrstelle verbunden war von Anfang an ein
umfangreicher Zusatzauftrag, der sich im Lauf der Zeit
mehrfach geändert hat. So war ich neben dem Dienst als
Gemeindepfarrer tätig als Religionslehrer am Archi und am
Convos (insgesamt 13 Jahre), als Notfallseelsorger (14 Jahre), als
Diakoniepfarrer (9 Jahre) und als Vorstand des Ev.
Versorgungshaus-Vereins e.V., besser bekannt als Träger des
Marie-Haverkamp-Hauses für Mutter und Kind, und zweier
Kindertagesstätten (seit 2005). Mein Standbein ist dabei immer
die Gemeinde geblieben. Und nun werde ich also „mit beiden
Beinen“ in der Gemeindearbeit stehen, genauer in zwei
Gemeinden. Aber unsere Gemeinden wird mehr verbinden als
nur der Pfarrer, nämlich das Bekenntnis zu „Jesus Christus als
dem einen Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben
und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben“. (Barmer
Theologische Erklärung, 1. These)
Mit guten Wünschen
für ein fröhliches
Kennenlernen und
Wiedersehen grüßt
Sie herzlich
Ihr
Friedhard Fischer
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MENSCHEN IN DER GEMEINDE
Karin Lange und ihre Arbeit
in der Bahnhofsmission Hamm
Kaum zu erkennen ist das kleine Kreuz, das Frau Lange am Kettchen um den
Hals trägt. Sie drängt sich mit ihrem Glauben nicht auf, sie lebt ihn einfach.
…damit Menschen
„zum Zuge kommen“
In Verbindung mit Bahnhöfen oder Flughäfen denken wohl die
meisten an Verreisen, Wiedersehen, Abschiednehmen, Urlaubszeit und Ähnliches. Anders ist es bei Karin Lange aus unserer
Gemeinde, die seit acht Jahren einen großen Teil ihrer Freizeit
der ehrenamtlichen Hilfe von Menschen in der Bahnhofsmission
widmet. Jeden zweiten Mittwoch fährt sie – natürlich mit der
Bahn – von Bad Sassendorf nach Hamm, um am dortigen Bahnhof mit zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Helfern hilfsbedürftigen Menschen beizustehen. Sie ist damit ein Rädchen in
einer großen christlich geprägten Hilfsorganisation, die seit über
120 Jahren Reisenden an großen Bahnhöfen mit Rat und Tat zur
Seite steht, damit diese „zum Zuge kommen“, ihre Züge erreichen und nicht im Getriebe des Bahnhofs stranden oder untergehen. Es sind dies ältere Menschen, Behinderte, Blinde, aber
auch allein reisende Kinder, Fremde, Obdachlose, Asylsuchende, in den Anfangsjahren vor allem alleinreisende junge Frauen
vom Lande, die in den Großstädten Arbeit suchten.
Bahnhöfe waren zu allen Zeiten nicht nur wichtige Verkehrsknoten, sondern auch immer soziale Brennpunkte. Die Arbeit
der „Bahnhofsmissionare“ stellt sie vor immer neue und schwierige Herausforderungen. Sie begleiten die Hilfebedürftigen
zwar nur für eine kurze Zeit, aber sie geben ihnen in Rat und
Tat, Orientierung und auch konkrete Soforthilfe, z.B. einfach
durch eine Tasse Kaffee, durch Essen, Gespräche, Vermittlung
an zuständige Stellen und vieles, vieles mehr.
MENSCHEN IN DER GEMEINDE
Wie ist Frau Lange zu diesem spannenden Dienst gekommen?
Sie erzählt: „Mein Mann und ich sind immer schon gern gereist,
außerdem arbeitet die Frau eines Bekannten bei der Bahnhofsmission und nachdem meine Tochter auf eigenen Füßen stand,
suchte ich neben meinem kaufmännischen Beruf (mit 32 Stunden in der Woche) eine sinnvolle Betätigung. Ich wollte dabei
etwas für Menschen tun.“
Und Gelegenheiten dafür ergeben sich ja schnell, wenn man die
Augen offen hat - ob nun hier oder in fernen Ländern. Auf zwei
Reisen in die Dominikanische Republik hat sie das dortige
Elend außerordentlich berührt, vor allem das der Kinder in den
Slums. Vor ihrer zweiten Reise hat sie übers Internet einen Pater
ausfindig gemacht, der ihre Hilfe an einen Kindergarten weitervermitteln wollte. Sehr anschaulich erzählt Frau Lange, wie sie
ihre Koffer mit Spielsachen zu Fuß durch die größte Hitze zur
Kathedrale in Santo Domingo geschleppt haben. Wie sollten sie
ohne Spanisch-Kenntnisse den Geistlichen ausfindig machen?
Der kam aber schließlich auf einem klapprigen Moped, und mit
einem noch abenteuerlicheren Taxi sind sie
dann zu dem Kindergarten gefahren, der so
ärmlich gewesen sei, wie sie es sich vorher
nicht hätten vorstellen können. „Aber auch
bei uns in Deutschland gibt es mehr Hilfsbedürftigkeit als manche ahnen“, kommt Frau
Lange auf das Thema Bahnhofsmission zurück. „Die Bahnhöfe in den Großstädten
sind soziale Brennpunkte, in denen Reisende nicht nur ankommen und weiterreisen,
sondern oft auch stranden, am Ende sind.“
Es gebe vielfältige Möglichkeiten hier vor
Ort tätige Nächstenliebe zu praktizieren.
Seit die Bahnhofsmission durch engagierte
Frauen gegründet wurde, 1894 in Berlin von
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MOMENTE DES LEBENS
MENSCHEN IN DER GEMEINDE
evangelischer Seite und 1897 in München von katholischer Seite,
haben sich die Anforderungen geändert, sind aber wohl noch
komplizierter und umfangreicher geworden. Das alles kann ich
in der Festschrift „100 Jahre Bahnhofsmission“ nachlesen. Seit
dieser Zeit sind Christen beider Konfessionen Seite an Seite im
Dienst am Menschen in über 100 deutschen Bahnhöfen. Sie sind
für alle da, die Hilfe brauchen, ohne Ansehen des Standes oder
der Religion.
Dank Frau Lange habe ich viel gelernt und
werde ihre Kolleginnen in der blauen Berufskleidung mit dem Emblem der Bahnhofsmission demnächst mit ganz anderen
Augen sehen, wenn ich auf dem Bahnhof
von einem Zug zum anderen haste.
Als ich dies schreibe, kommen mir einige
Zeilen des traurigen Gedichtes „Augen in
der Großstadt“ von Kurt Tucholsky in den
Sinn:
„Wenn du zur Arbeit gehst / am frühen Morgen, /wenn du am
Bahnhof stehst / mit deinen Sorgen: / dann zeigt die Stadt / dir
asphaltglatt / im Menschentrichter / Millionen Gesichter:/ (…)
Du mußt auf deinem Gang / durch Städte wandern; / siehst
einen Pulsschlag lang / den fremden Andern. / (…) Es sieht
hinüber / und zieht vorüber.../ Zwei fremde Augen, ein kurzer
Blick, /die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? Von der
großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.“
So muss es nicht unbedingt sein. Wie schön,
dass es Menschen wie Karin Lange gibt, die
gegen die Anonymität und das Aneinandervorbei-Rennen ein Zeichen setzen: Ein rotes
Kreuz auf gelbem Querbalken.
Volker Kneisel
Du hast ein Rad ab!
Wenn man das zu jemandem sagt, meint man, er sei nicht ganz
gescheit und erzähle Märchen.
Im Jahre 1957 kauften wir uns eine Goggomobil-Limousine. Ein
sehr einfach ausgestattetes kleines Auto mit einem Zweitaktmotor, der aus 300 cm³ ganze 15 PS herausholte. Und mit diesem
Kleinwagen erlebte ich etwas, das durchaus kein Märchen war.
Mein Mann hatte das Auto morgens in die Werkstatt gebracht,
und ich konnte es am Nachmittag wieder abholen. Auf der
Heimfahrt musste ich scharf bremsen, weil die Ampel auf rot
umschaltete. Es gab ein polterndes Geräusch, dann sah ich, wie
mein linkes Hinterrad an mir vorbei rollte, über die Kreuzung
weg, bis es am Bürgersteig auf der anderen Straßenseite umfiel.
Zum Glück kreuzte in dem Augenblick kein Fahrzeug den Weg,
so dass niemand zu Schaden kam.
Als ich meinem Mann erzählte, was mir zugestoßen war, fragte
er: „ Was hast Du in diesem Augenblick gedacht?“ „Ich habe gar
nichts gedacht, sondern nur ungläubig auf das Rad starrend wie
betäubt im Auto gesessen.“ Passanten, die diese unglaubliche
Geschichte beobachtet hatten, brachten das Rad zu mir.
Damals gab es noch keine Handys. Also ging ich zu Fuß zurück
zur Werkstatt. Da versuchte man, sich aus dieser Schlamperei
herauszureden. Der Monteur war in dem
Moment, als er das Rad anschrauben wollte,
weggerufen worden, bevor er die Schrauben
festgedreht hatte.
Erst am Abend löste sich die Spannung, und
ich konnte mich mit einem Gebet bei Gott
bedanken, dass er mir im richtigen Augenblick einen Schutzengel geschickt hatte.
Johanna Hoffmann
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MOMENTE DES LEBENS
MOMENTE DES LEBENS
Andacht mit Ohrfeige und Kaugummi
( 1961/62 )
Donnerstagmorgen. Andacht in der Schulaula des AldegreverGymnasiums in Soest, gehalten von Pastor Dr. Gottfried Freytag. Der ist ein großer Mann mit einer tiefen Stimme und Furcht
erregenden Augenbrauen.
Rechts vor ihm sitzen die Sextaner, links, vor dem Harmonium,
die Oberprimaner, zu denen ich gehöre. Hinter dem Harmonium sitzt „Fitti“ Ruhrmann, unser Musiklehrer, der die zu singenden Kirchenlieder begleitet.
Pastor Freytag spricht ein Gebet, in dem von „stiller Andacht“
die Rede ist. Ein Sextaner quatscht. Pastor Freytag unterbricht
das Gebet, geht zu dem Sextaner, haut ihm eine runter mit der
Bemerkung: „Das gilt auch für dich!“, geht zurück zum Lesepult
und setzt das Gebet fort.
Ich kaue derweil Kaugummi. Musiklehrer „Fitti“ sieht mich
strafend an, ich ignoriere ihn. Er versucht, mich zu fixieren, imitiert Kaubewegungen und schüttelt dabei den Kopf. Ich kaue
weiter und schaue an ihm vorbei. Wieder macht „Fitti“ heftige
Kau- und Schüttelbewegungen, über das Harmonium hinweg in
meine Richtung. Ich ignoriere weiter.
Nach der Andacht verkrümele ich mich schnell, ehe „Fitti“ mich
stellen kann. Mein „frevelhaftes Verhalten“ geht wie ein Lauffeuer durchs Kollegium, ich werde mehrfach von Mitgliedern
des Lehrkörpers darauf angesprochen. Eine Sanktion für diese
„Untat“ bleibt allerdings aus, weil sie offensichtlich im Katalog
der zu ahndenden Vergehen nicht aufgeführt ist.
Wäre Pastor Freytag meines Frevels gewahr geworden, hätte er
sicher nicht gezögert, auch mir eine Ohrfeige zu verpassen.
Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich -, Züchtigung der
anvertrauten Kinder durch den Pastor war damals nichts Unge-
wöhnliches, wie meine Frau und ich es noch im Konfirmandenunterricht miterlebten. Heute ist es zum Glück nicht mehr akzeptiert. Inwieweit Kaugummikauen immer und überall zu akzeptieren ist, sei dahingestellt.
Armin Wiesner
Der Wieseschatz: Raub - Wiederauffindung Restaurierung - und wundersame Zeichen
Es sind jetzt 22 Jahre her, da wurde der 600 Jahre alte Schatz der
Wiesenkirche in Soest aus dem verschlossenen Safe der Sakristei
gestohlen, in der Nacht vom 28. zum 29. April 1993.
Es handelte sich um acht vergoldete Silberkelche aus dem 14.
und 15. Jahrhundert, samt den dazugehörenden Patenen
(Brotteller), dem Taufgeschirr und dem Altarkreuz aus jüngerer
Zeit. Die Sakralgeräte umfassten 600 Jahre gottesdienstlichen
Lebens und waren immer noch in Gebrauch.
Die Bestürzung in der Gemeinde und in der Stadt Soest war
groß! In allen Kriegen, Zerstörungen und Plünderungen der Geschichte der Stadt waren diese Dinge bewahrt geblieben. Nun
wurden sie uns in einer linden Frühlingsnacht gestohlen!
Alle Bemühungen, die Geräte auf irgendeine Weise zurück zu
bekommen, schlugen fehl. Die Kripo stellte ihre Nachforschungen im Oktober '93 ein.
Ich befand mich nach dem Raub in großer Verlegenheit. Wenige
Tage später nämlich sollte die festliche Abendmahlsfeier zur
Konfirmation stattfinden. Ich hatte nun nichts mehr in den Händen.
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Pfr. Breker bei der Rücknahme des
ausgeliehenen Kelches 1997
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MOMENTE DES LEBENS
Da erschien 3 Tage vorher mein katholischer
Nachbarpfarrer Gerhard Breker und überreichte
mir seinen persönlichen Tassilokelch. "Den
kannst Du solange benutzen, bis Du etwas Neues hast", sagte er mir. Ein wunderbares ökumenisches Zeichen in der Not!
Zwei Jahre später: Am Abend des 9. Mai 1995
rief mich der Leiter des Soester Anzeigers an.
Wir hatten ihn damals als möglichen Mittelsmann bestellt. Er sagte zu mir: "Halten Sie sich
am Stuhl fest! Wir glauben, heute den Wieseschatz gefunden zu haben! Er wurde bei Baggerarbeiten im Soester Süden in einem Plastiksack ausgehoben, freilich sehr zerstört. Melden
Sie sich bitte morgen bei der Polizei zur Identifizierung der Geräte."
Es war nicht schwer. Die verbogenen und zerbeulten Kelche trugen am unteren Rand die Namen der Donatoren (Spender) aus
früher Zeit und den Namen "St. Maria in Pratis" - Maria zur
Wiese.
Die Nachricht sorgte für Schlagzeilen. Darauf meldete sich die
ausführende Tiefbaufirma, die mit den Baggerarbeiten betraut
war, und sagte mir: "Erst am Tage zuvor haben wir den Verlauf
des Grabenschachtes um einige Grade verändert und sind dabei
auf den Schatz gestoßen! Er wäre sonst für immer unter dem
Beton verschwunden gewesen." Ein weiteres wunderbares Zeichen!
Die Gemeinde konnte sich beim nächsten Gottesdienst von dem
desolaten Schatz ein Bild machen. Er war wenigstens wieder in
unserem Besitz.
Die Frage kam auf: lassen sich die Kelche wiederherstellen? Eine
Expertin aus Köln, die für den Kölner und den Aachener Domschatz arbeitete, wiegte bedenklich den Kopf: es wäre uraltes
MOMENTE DES LEBENS
dünnes Metall. Wenn es überhaupt gelänge, so schätzte sie,
würde es ca. 250.000 DM kosten.
Das Geld hatten wir nicht. Die Versicherung zahlte lediglich einen geringen Betrag. Damit konnten wir gerade das Einbruchsfenster reparieren lassen.
Es blieb nur der Weg über Spenden. Aber bei der Summe?
Dazu kam, dass unsere Gemeinde 1995 für den Flüchtlingsstrom
aus Zaire sammelte. In Uganda und Zaire geschah ein Völkermord, der Ungezählte zur Flucht trieb. Es war unmöglich, jetzt
um Geld für Gold und Silber in der Kirche zu bitten.
Andererseits: Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Sache zu verschieben, hieße, sie in Vergessenheit zu bringen. Vielleicht ließ
sich der am wenigsten beschädigte Kelch wiederherstellen.
Ich schrieb einen Artikel in der Soester Zeitung und legte meinen Konflikt dar. Aus Gewissensgründen könne ich nicht um
Geld für die Wiederherstellung bitten. Wem es aber ein Anliegen sei, dass vielleicht ein Kelch wiederhergestellt werden
könnte, möge eine Spende auf ein Konto beim Kirchenamt einzahlen. Einen geeigneten Kelch brachte ich zur Probe nach Köln.
Nach 2 Monaten kehrte die Goldschmiedin aus Köln bei uns ein
und brachte den fertigen Kelch zurück. Es ginge viel besser als
gedacht., sagte sie, und es würde im Ganzen wohl nur die Hälfte kosten. Wir veröffentlichten den schmucken Kelch samt Bericht in der Zeitung.
Nun spendeten die Soester. Viele mir Unbekannte. In zwei Jahren brachten sie 110.000 DM zusammen! Die Zaire-Sammlung
bliebe davon unberührt.
Ein Kelch nach dem anderen kehrte in neuem Glanz zurück. Im
April 1997 war alles wieder da! Die Endrechnung betrug 108.500
DM.
Am 9. Mai, 1997, vier Jahre nach dem Raub, zwei Jahre nach der
Wiederauffindung, feierten wir einen Dankgottesdienst. Der
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MOMENTE ES LEBENS
AUS DER
Der wiederhergestellte
Schatz am 9.5.1997;
Foto: Uwe Rudnick
Baggerführer, die Goldschmiedin und alle Spender waren dazu
eingeladen. Wir konnten ihnen allen danken.
Auf dem Altar standen alle Geräte. Wir konnten sie wieder in
den liturgischen Gebrauch nehmen.
Es war ein Wunder!
Einer der schönsten Momente in meinem Leben.
Heinz-Georg Scholten
GEMEINDE
Solidarität über Gemeindegrenzen hinweg
Die Sommersammlung der Diakonie haben wir Ihnen schon im Osterbrief empfohlen. Nun können
wir schon fast Rückschau halten.
Wenn nicht noch in den kommenden Tagen weitere Spenden eingehen, dürfen wir auf 2.217,- €
dankbar zurückblicken. Von dieser Summe des Sammlungsaufkommen verbleiben 35 Prozent
bei unserer Kirchengemeinde und
25 Prozent im Kirchenkreis Soest
für diakonische Aufgaben.
40
Prozent des Aufkommens werden
an das Diakonische Werk weitergeleitet und von dort für diakonische Aufgaben in Beratung und
anderen Projekten eingesetzt. Somit ist die Diakoniesammlung
eine solidarische Hilfsaktion, die
über die Grenzen der einzelnen
Gemeinde hinausgeht.
Aber auch bei uns vor Ort konnten in der Vergangenheit immer
wieder ganz konkret Menschen in Not unterstützt werden.
Für uns als Kirchengemeinde ist diese diakonische Arbeit ein
wichtiger Bestandteil unseres Auftrags. Als Christinnen und
Christen wollen wir auch hierdurch in Wort und Tat die Liebe
Gottes bezeugen.
Danke für Ihre Spende!
Stefanie Pensing
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AUS DER GEMEINDE
AUS DER GEMEINDE
Der Mann mit dem verrenkten Arm
gewagt zu fragen, warum der da so komisch sitzt. Als Mädchen
durfte man damals nur reden, wenn man gefragt wurde. Erst
recht sollte man in der Kirche brav still sitzen und keine dummen Fragen stellen. Bis heute weiß ich nicht, was der mit seinem
Arm hat.“
Ein Telefonanruf aus
Erwitte, irgendwann im
Herbst 2014. Inge möchte mit ihrem Neffen,
also mit meinem Mann,
etwas besprechen. Inge
ist über 90 und bewundernswert fit. Da nutze ich die günstige
Gelegenheit.
„Inge“, sage ich, „ ich möchte dich kurz etwas fragen, was mich
gerade interessiert. Kannst du dich noch daran erinnern, wie
das alte Altarbild in der Lohner Kirche vorne auf dem Altar
stand? Ich war damals erst sieben Jahre alt, als Onkel Erich, also
Pastor Meßling, 1954 die Lohner Kirche renovierte und es nach
hinten hängte. Ich kann mich nur ganz vage erinnern.“
„Und ob ich mich erinnern kann!“ Lebhaft beginnt Inge zu erzählen. „Als Kind war ich früher oft im Gottesdienst in der Lohner Kirche. Und immer habe ich auf dieses große dunkle Bild
auf dem Altar geschaut. Für mich war es irgendwie unheimlich,
kein Kinderbild. Immer wieder musste ich vorne zu diesem
Mann da hingucken, der hat den Arm so komisch nach hinten
verrenkt. Immer wieder habe ich gedacht, das geht doch gar
nicht, so kann keiner seinen Arm verdrehen. Aber nie habe ich
Foto (Ausschnitt aus Altarbild): Manfred Potthast
Historisches Foto: Zustand der Kirche vor 1954
Zum alten Altarbild
in der Lohner Kirche
„Inge“, sage ich, „das ist der Judas. Der wurde oft so auf Abendmahlsbildern dargestellt. Häufig sitzt er vorne, Jesus schräg gegenüber und etwas getrennt von den anderen Jüngern am Tisch.
Oft leicht weggedreht, den einen Arm auffällig hinter dem Rücken. Da hält er, mehr oder weniger in der Hand versteckt, den
Geldbeutel, sein Erkennungsmerkmal: Er war der Finanzverwalter, und im Bild deutet der Beutel hin auf die 30 Silberlinge,
wofür er Jesus verrät, gleich nach dem Abendmahl. Du hast das
als Kind genau richtig erkannt. Der Judas soll dem Betrachter auffallen, man
soll sich fragen: Was sitzt der da so komisch, was hat der vor?“
„Ja, dass ich das noch mal in meinem
Leben erfahren darf! Danke!“, klingt es
fast erleichtert durch die Leitung, und
wir müssen beide lachen. „Jetzt muss
ich aber noch was fragen“, sage ich. „Ich
bin gebeten worden, die Kirchenführungen in Lohne zu übernehmen, deshalb
auch meine Frage zu dem Bild. Darf ich
das, was du mir erzählt hast, weitererzählen, wenn ich mit einer Gruppe vor
dem Bild stehe?“ „Na klar!“ Mit einem
Dankeschön gebe ich den Hörer weiter.
Oda Wiesner
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AUS DER GEMEINDE
"Neue Spitze für den Lohner Turm"
Mit diesem Motto hat die Kirchengemeinde ihre Spendenbriefaktion gestartet, die in alle Haushalte der Gemeindeglieder gegangen ist. Diese Aktion war schon im vergangenen Jahr von
Bauausschuss und Förderverein angedacht, wurde aber aus verschiedenen Gründen zurückgestellt. Mit der Aktion und somit
mit Ihrer Hilfe sollen weitere Spenden eingeworben werden, um
die Finanzierung der Maßnahme sicherzustellen.
Im letzten Gemeindebrief waren die geschätzten Gesamtkosten
in Höhe von 250.000 € genannt worden. Die Kirchengemeinde
hat sich gefreut und war erleichtert, dass nach der Förderzusage
des Bundes im vergangenen Herbst im März auch die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz die beantragte Förderung beschlossen
hat. Die von der Kirchengemeinde aufzubringenden Eigenmittel
belaufen sich auf rd. 57.000 €. Der Förderverein der Pfarrkirchen
Lohne und Bad Sassendorf e.V. hat durch seine Spendenaktionen, die seit dem vergangen Sommer gelaufen sind, 37.000 €
eingeworben. Dies entspricht rd. 65 % des v.g. Eigenanteils.
Es gab einen wichtigen und entscheidenden Termin mit allen
Beteiligten, das sind das Denkmalamt in Münster, das landeskirchliche Bauamt in Bielefeld, die Bauabteilung des Kreiskirchenamtes in Soest, die Gemeinde Bad Sassendorf und der Bauausschuss der Kirchengemeinde. Darin wurden offene Fragen
geklärt, so dass auch die Ausschreibung für die Renovierungsarbeiten erarbeitet werden kann. Die denkmalrechtliche Genehmigung sowie die Genehmigung der Landeskirche wurden bei
dem Termin zugesagt.
Ob aber in diesem Jahr die Turmreparatur durchgeführt werden
kann, ist mehr als fraglich. Da die Auftragsbücher der Spezialfirmen für Turmreparaturen diesen Ausmaßes für dieses Jahr gefüllt sind, wäre ein Beginn der Arbeiten im Frühjahr 2016 sinnvoller. Das hätte auch den Vorteil, dass durch die jetzt angelau-
AUS DER GEMEINDE
fene Spendenbriefaktion der Kirchengemeinde die noch fehlenden Eigenmittel bis zum Frühjahr 2016 eingeworben sein könnten. Das Besprechungsergebnis der Fachleute sieht keine Sicherheitsbedenken, wenn die Maßnahmen aus den v.g. Gründen erst
im Frühjahr 2016 beginnen. Die Gemeinde muss daher noch einige Monate mit der „Manschette am Helmfuß“ leben.
Martin Anemüller
Ortstermin am 19.05.2015
V.l.: Reinhard Miermeister (Landeskirchenamt Bielefeld), Dr.
Bruno Kretschmar (Denkmalamt Münster), Pfarrerin Stefanie
Pensing, Udo Lippe (Bauausschuss), Gunther Rohrberg
(Gutachter Lippstadt), Dirk Pieper( Kreiskirchenamt Soest).
Fotograf: Martin Anemüller (Bauausschuss)
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AUS
DER
AUS DER GEMEINDE
GEMEINDE
Der Sassendorfer Kirchenfilm von Peter Uhl
Vom fruchtbaren Löß der Börde, ihrem einzigartigen grünen
Stein über das weiße Gold des Mittelalters, das Salz, bis hin zum
bunten Gemeindefest zum Kirchenjubiläum spannt Peter Uhl
den weiten Bogen seines Films über die Sassendorfer Kirche.
Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird die Uraufführung des 65minütigen Werks in der Kulturscheune über die Bühne gegangen sein – ich bin gewiss: mit großem Erfolg.
Beim Gemeindefest zur 700 Jahrfeier der Gründungsurkunde
wurde der Gedanke zu diesem Film geboren. Seitdem hat der
Filmemacher weit mehr als ein Jahr lang mit viel Hingabe an
diesem Projekt gearbeitet: Gelesen, recherchiert, Interviews geführt, alte Bilder und Schriften gesichtet, aus allen erdenklichen
Perspektiven fotografiert und gefilmt. Und dann die unvorstellbar zeitraubende Arbeit des Zusammenstellens, Überarbeitens,
Vertonens (Christian Casdorff hat sich dafür gern an Uhls schönes Klavier gesetzt), Schneidens, Textens, und und und. Dazu
wird normalerweise ein großes Team von Fachleuten benötigt.
Von der Mutterkirche Maria zur Höhe in Soest über die Töchter
der Hohne in Weslarn, Neuengeseke und Lohne führt der Film
uns zur Einzigartigkeit von Sst. Simon und Judas Thaddäus.
Auch dem, der meint, das Sassendorfer Kirchlein und seine Geschichte bestens zu kennen, eröffnet Peter Uhl durch seine Perspektiven und das Auge der Kamera ganz neue Einblicke und
Aussichten, die ihm sonst verschlossen bleiben würden.
Durch intensive Arbeit hinter der Videokamera und noch längere Nächte am Schnittcomputer ist mehr entstanden als ein Dokumentarfilm. Es ist ein Liebesbekenntnis des Filmemachers,
Bücherwurms, Regisseurs, Drehbuchautors und Tontechnikers,
der unmittelbar im Schatten dieser Kirche wohnt und lebt.
Volker Kneisel
Die DVD kann ab sofort für 12,50 € erworben werden.
2,50 € werden für die reinen Herstellungskosten gebraucht. So
kommen runde 10 € pro DVD dem Förderverein als Spende für
die Renovierung des Turmdaches der Lohner Mutterkirche zu
Gute. Herr Uhl verdient daran nichts. Im Gegenteil: der Film ist
eine gigantische Spende an Arbeitszeit, künstlerischer Inspiration - und auch an finanziellem Aufwand für das notwendige
„Equipment“!
Der Film ist zu bekommen bei Martin Anemüller, Tel.: 02921
55332.
www.kirchengemeinde-bad-sassendorf.de/foerdervereine/
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AUS
DER
GEMEINDE
Rückkehr zur alten Wirkungsstätte
Vor etwa fünf Jahren fragte Pfarrer Ulrich Johannsen beim Presbyterium der Kirchengemeinde Bad Sassendorf an, ob der alte
Grabstein seines Vaters Johannes Johannsen, der von 1925 bis
1959 Pfarrer der Kirchengemeinde Bad Sassendorf war, an der
hiesigen Kirche aufgestellt werden kann - nach Aufgabe der Familiengrabstätte auf dem Bad Sassendorfer Friedhof. Das Presbyterium stimmte diesem Antrag zu, da der Grabstein den Bezug zur Pfarramtszeit in Bad Sassendorf verdeutlichte. Nach
dieser Zusage wurde es ruhig um die Versetzung des Steines...
In diesem Frühjahr erfuhr der Ortsheimatpfleger Volker Kneisel,
dass auch die Familiengrabstätte des Pfarrers Karl Weise, der
von 1894 -1925 Pfarrer in unserer Gemeinde war, aufgegeben
worden ist und nun geräumt werden soll. Es kam der Gedanke
auf, auch diesem Stein eine würdige Stätte an der Bad Sassendorfer Kirche zu geben. Das Presbyterium entsprach diesem
Vorschlag. Mit den noch lebenden Verwandten der beiden Pfarrer, der Witwe des Enkels von Pfarrer Karl Weise, Frau Marlies
Weise, sowie mit den Johannsen-Töchtern Gertrud und Adelheid wurde an der Westseite der Kirche eine geeignete Stelle
gefunden. Beide Steine sind Anfang Mai an den neuen Platz am
MOMENTE DES LEBENS
Turm der Kirche und somit an die alte Wirkungsstätte der beiden Pfarrer versetzt worden. Bald schon wird der neue Rasen
grünen und der Rhododendron blühen.
Der neue Standort an der Nordseite des Kirchturms ist zugleich
die Stelle, an der in beiden Weltkriegen die Glocken zur Kriegsabgabe herabgelassen und später die neuen Glocken wieder in
den Glockenstuhl hochgezogen wurden. Auf der Südseite des
Turmes steht der Grabstein von Pfarrer Johann Gottlieb Julius
Wilhelmi, der nach einer Amtszeit von 29 Jahren im Jahr 1838
auf dem Friedhof an der Kirche seine letzte Ruhestätte fand.
Den Angehörigen der beiden Pfarrer Weise und Johannsen gilt
unser Dank: die Kosten für die Umstellung der Grabsteine haben sie übernommen!
Martin Anemüller
Warum in die Ferne schweifen…
Eine Bank, ganz schlicht zusammengesetzt aus zwei Balken und
zwei Holzklötzen, eine Rückenlehne wird nicht gebraucht: fast
wäre ich vor ein paar Jahren an ihr vorbeigeradelt, so unauffällig steht sie am Rand des namenlosen Feldwegs. Im Osten unseres Gemeindegebiets, wenn man vom Dörfchen Schallern aus
auf dem Horner Kirchweg (auch K29 genannt) dahinradelt, aber
vor dem Erreichen der Schmerlecker Straße in den letzten Seitenweg links abbiegt - dann kommt man an der Bank vorbei.
Gut, dass ich sie damals nicht übersehen habe. In die dem Weg
zugewandte Balkenfläche hat jemand sehr sorgfältig einen schönen Spruch geschnitzt: "Manchem glückt es, überall ein Idyll zu
finden - und wenn er´s nicht findet, so schafft er´s sich." Ich lese
den Spruch, hebe meine Augen und sehe… gar nichts Besonde-
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MOMENTE DES LEBENS
MOMENTE DES LEBENS
res um mich herum. Nur die
ganz sanft geschwungene Landschaft der Soester Börde, Felder,
ein paar Baumhaine, Dorfsilhouetten. Aber einer hat genau das
für eine Idylle gehalten und mir
noch einmal die Augen geöffnet
für die unaufdringliche Schönheit dieser Gegend. Ich weiß
nicht, wer diese Bank hierher
gesetzt hat. Aber ich kann mich
nur herzlich bei ihm bedanken.
Der Spruch im Balken ist ein Zitat aus dem Roman "Cécile" von
Theodor Fontane. Die Worte
werden da zu einer Malerin gesagt, die mit ihren Bildern auf
die unauffälligen Wunder unserer Welt aufmerksam macht. Bescheiden antwortet sie: "Ich
muss jedes Verdienst in der Sache von mir abweisen." Mit ihren Bildern, die sie geschaffen hat, hat sie eben die Idylle nicht
geschaffen, sondern nur entdeckt. So wie der Mensch, dem wir
die Bank verdanken: vier Holzteile herschleppen, einer mit
Spruch drin - und ein schlankes Bäumchen dahintersetzen zu
besseren Markierung der Stelle, mehr ist nicht nötig.
Ich habe mich damals auf die Bank gesetzt und in aller Ruhe
mich umgesehen. Vor mir, in Richtung Horn, fiel mir ein schmaler Hain auf, irgendwie zog er meine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Uralte Bäume - zu denen bin ich dann vom jungen
Markierungsbäumchen aus hingeradelt. Und als ich angekom-
men war, entdeckte ich verwitterte
Grabsteine: der alte jüdische Friedhof
vor den Toren von Horn. Hätte ich
diesen verwunschenen Ort wahrgenommen, wenn ich zuvor nicht auf der
Bank zur beschaulichen Ruhe gekommen wäre?
Egal, wohin Sie der Sommer in diesem
Jahr führt - in die Ferne oder in die
Nähe: ich wünsche Ihnen herzlich,
dass es Ihnen glückt, "überall ein Idyll
zu finden".
Christian Casdorff
Fotos: Christian Casdorff
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Brot der echten Erinnerung
Meine Frau und ich gehen immer lange vor Beginn des Gottesdienstes in die Kirche. Wir setzen uns still in die Bankreihe und
lassen die speziellen Schwingungen des heiligen Raumes auf
uns wirken. Es ist eine beruhigende Meditation, einfach so da zu
sitzen und die Energie aufzunehmen.
Auf dem Altar sind schon die Oblaten und der Wein, die Teller
und die Kelche für das Abendmahl vorbereitet. Meine Gedanken fließen zurück zu dem letzten Abendmahl, das Jesus mit
seinen Jüngern eingenommen hat. Welche Gedanken mögen
Jesus wohl erfüllt haben, angesichts der Gewissheit, dass er am
nächsten Tag als das Gotteslamm für die Menschheit in den Tod
gehen würde? Die Jünger ahnten sicher ebenfalls, dass etwas
Furchtbares auf sie zu kommt.
Als das Abendessen beendet war, nahm Jesus eins der noch übrig gebliebenen Brote und sagte zu den Jüngern: „Seht her, das
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MOMENTE DES LEBENS
MOMENTE DES LEBENS
ist mein Leib, der morgen für alle Menschen dahingegeben
wird.“ Er brach das Fladenbrot in Stücke, reichte jedem davon
ein Stück und sagte: „Jedes mal, wenn ihr Brot esst, denkt an
mich und Euren Auftrag, die Botschaft in alle Lande zu tragen.“
Dann nahm er seinen Kelch und sagte: „Das ist mein Blut, das
für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Denkt daran, immer wenn ihr Wein trinkt.“
Jesus hat zum besseren Verständnis sehr oft Gleichnisse gebraucht. Bilder von Vorgängen, welche die einfachen Menschen
nur verstehen konnten, wenn sie ihnen aus der Lebenserfahrung
ihres täglichen Lebens bekannt waren. Wie konnte er erreichen,
dass die echte Erinnerung an ihn nicht verblasst?
Brot war und ist tägliches Nahrungsmittel. Wenn man beim Essen jedes Mal an die Worte von Jesus erinnert wird, kann der
Glaube mehr und mehr gefestigt werden. Das Kreuz ist, zumindest nach außen, ein viel stärkeres Signal für das Bekenntnis
zum Christentum. Aber genauso wird durch die ständige Erinnerung bei jeder Mahlzeit das Gleichnis des Brotes als Leib
Christi eindringlich aufrecht erhalten: So innerlich wie ein Bissen Brot, den wir zu uns nehmen, so innerlich nah und gegenwärtig will Gott uns in seinem Sohn sein und bleiben. Wirklich:
eine echte Erinnerung!
Wolfgang Hoffmann
Abendmahl auf dem Altar der ev. Kirche
Bad Sassendorf
Foto: M. Potthast
Konjunkturprogramm Familie…
„Acht Schälchen bitte!“
„Acht?!“
Ich nicke. „Ja, wir haben sechs Kinder! Und zwei Eltern…“
Die Verkäuferin vom Erdbeerhäuschen lacht.
Der Winter ohne Erdbeeren war lang. Und der Appetit auf die
süßen, roten Früchte stieg mit jedem grauen Tag. Mittlerweile
könnte man es Heißhunger nennen…
Es dauert ein bisschen, da die Verkäuferin nicht mehr genug
Schälchen in der Auslage hat und erst Nachschub holen muss.
Der Herr in der Schlange hinter mir wird ungeduldig.
Böse sieht er mich an, dann giftet er los: „Kinder in die Welt setzen und Erdbeeren in sich hinein schaufeln, das können sie. Kindergeld kassieren und dem Staat auf der Tasche liegen! Und die
Wirtschaft geht den Bach herunter… Armes Deutschland!“
Perplex starre ich den alten Mann an. Auch die Verkäuferin
schluckt. Mir fällt spontan überhaupt nichts ein, was ich erwidern könnte. Mein Kopf ist so leer, wie mein Korb.
Erst als er sich mit Erdbeeren füllt, fallen mir Argumente ein,
die ich entgegnen könnte. Aber muss ich mich hier wirklich
rechtfertigen?!
Die Erdbeerfrau zwinkert mir zu, als sie ein paar Stempel auf
meine Kundenkarte drückt. „Das Heftchen ist ja bald voll! Für
so gute Kunden gibt’s dann ein Schälchen gratis.“ Ihre Betonung
liegt auf dem ‚sooo guten Kunden‘.
Eine Weile liegen mir die gehässigen Worte des Mannes noch im
Magen – dann liegen die roten Früchte zusammen mit Vanilleeis
darinnen, und mein Ärger ist: gegessen!
Am späten Nachmittag fahren mein Mann und ich noch zu Tralala. Zum Einkaufen. Unser Einkauf ist ein Großeinkauf, den wir
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MOMENTE DES LEBENS
MOMENTE DES LEBENS
etwa alle zwei Wochen machen. Irgendwann ist es halt nötig,
die Vorräte aufzufüllen… Mit zwei Wagen stehen wir an der
Kasse. Milch, Klopapier, Schulhefte und Collegeblöcke, Meerschweinchenfutter, Apfelschorlefläschchen, Müslipakete und
anderes, sperriges Zeug füllen den einen Wagen, der andere ist
mit kleineren Dingen gut bestückt. Mitleidig lassen wir vier
Leute mit nur einer Hand voll Einkaufsgut vor, doch dann müssen auch wir unser Recht nutzen, unsere Waren auf das Band zu
legen: Die beiden Kleinen sind dabei, und bereits müde und
hungrig.
Wir haben die Joghurts, die Butter und die anderen Dinge, die
wir mehrfach kaufen, optimiert auf das Band gestellt. Deshalb
müsste die Kassiererin nicht jedes Ding einzeln ‚abpiepen‘; sie
könnte die ‚Mehrmals‘-Taste drücken. Macht sie aber nicht. Zählen und malnehmen scheint nicht ihre Stärke zu sein. So dauert
es etwas länger, bis alle Waren übers Band gelaufen sind. Als ich
den Ärger und die Ungeduld in den Augen der Menschen hinter uns sehe, wird mir schon wieder ganz flau im Magen. Gott
sei Dank öffnet endlich eine weitere Kasse.
Fröhlich packt Jörg, mein Mann, die Sachen in die Einkaufswagen, während ich mich am liebsten unsichtbar machen würde.
Fröhlich (wieso ist mir schleierhaft - bei der Rechnung!) steckt er
die Kreditkarte in das Terminal und fröhlich bedankt sich Herr
Tralala für den Einkauf in seiner Filiale – das steht jedenfalls auf
dem Kassenzettel, der von hier bis Münster reicht.
Als wir das Geschäft verlassen, habe ich das Gefühl, dass die
Leute aufatmen. Endlich geht es an der Kasse schneller…
Seufzend helfe ich meinem immer noch fröhlichen Mann, der
sich und den Kleinen einen Schokoriegel in den Mund schiebt,
die Sachen in unseren VW-Bus zu laden.
„Was hast du denn?“, fragt er schmatzend.
„Irgendwie ist heut‘ nicht mein Tag“, antworte ich bedrückt.
„Da weiß ich was…“, sagt er und schubst mich auf den Beifahrersitz.
Er rast zum Erdbeerhäuschen, wo die Verkäuferin gerade die
Riegel löst, um die Klappe zu zumachen.
„Da haben sie aber Glück, gerade wollte ich schließen.“
Dann erkennt sie mich im Auto und winkt mir zu.
„Erdbeeren machen glücklich, nicht wahr?!“, ruft sie, während
sie die Stempelkarte füllt und Jörg bezahlt. Ein Schälchen bekommen wir jetzt zusätzlich umsonst; aber weil wir die allerletzten Kunden sind, schenkt sie uns noch ein weiteres.
„Für die Kleinen!“, meint sie
großzügig.
Alle Erdbeerfotos: Beate Schwenk
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Tja, was soll ich sagen?! Die
Erdbeeren haben uns glücklich gemacht. Erdbeeren im
Überfluss! Erdbeeren bis
zum Abwinken! Erdbeeren,
bis wir uns alle rot färben –
mit kleinen grünen Punkten.
Die Kinder behaupten, dass
sie bis Weihnachten keine
Erdbeeren mehr sehen können.
Oder bis spätestens morgen…
Wenn die Wirtschaft in unserem Lande floriert, dann sicher
durch Familien!
Beate Schwenk.
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AUS DER GEMEINDE
AUS DER GEMEINDE
KU-3: Abschlussfeier
In zwei Gruppen haben evangelische Kinder der Sälzerschule in
ihrem dritten Schuljahr mit mir über Gott und die Welt nachgedacht. Wenn sie wollen, dann können sie sich 2020 konfirmieren
lassen und brauchen vorher nur noch ein Jahr Konfirmandenunterricht absolvieren. Am 7. Juni haben wir im KurparkGottesdienst den KU-3-Abschluss gefeiert: die Kinder haben
einen Segen bekommen - und eine ordentliche Urkunde. Schön,
dass wir auch noch zwei Taufen hatten - natürlich mit Wasser
der nahen Charlottenquelle! Eine Taufe war sogar die der kleinen Schwester eines KU-3-Jungen!
Christian Casdorff
Unsere KU-3-Kinder der Sälzerschule des Jahrgangs 2014/15
Namen aus Datenschutzgründen gestrichen.
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KINDERKIRCHE
KINDERKIRCHE
Ausflug der Kinderkirche am 31.05.2015 nach Hamm
Im Sommer macht die Kinderkirche, der monatliche Kindergottesdienst der Kirchengemeinde, immer einen Ausflug. Mal geht
er ins Bibeldorf Rietberg, ein andermal wieder zur Maximale
nach Hamm. Damit ist nicht das Schwimmbad gemeint, das Maximare heißt und auch ganz toll ist, sondern ein Gemeindefestival unseres kirchlichen Werkes „Amt für missionarische Dienste“. Die Mitarbeiter dieses Werkes haben den Auftrag, das Evangelium ganz lebensnah und mitreißend in die Welt hinein zu
sprechen bzw. zu rufen. Dass die Leute vom amd das gut können und auch gut machen, wird bei einem Besuch der Maximale
schnell klar: Tolle Gospelmusik wehte uns schon am Parkeingang entgegen. An drei Veranstaltungsorten werden morgens
um 11.00 Uhr verschiedene Gottesdienste gefeiert. Wir haben
den Kindergottesdienst für die sieben- bis zwölfjährigen Kinder
besucht und wir haben alle bei 'Gott in der ersten Reihe gesessen'. Die Geschichte von der Kindersegnung durch Jesus war
das Thema und Willibald der Vogel, der immer alles falsch versteht, war einer der lustigen Bühnengäste. Besonders interessant
fand ich, wie man mit Beinen, Armen und Mund Gott lobt, denn
das haben wir ganz nebenbei auch gelernt.
Nach einem gemeinsamen Picknick zur Stärkung war der riesengroße Abenteuerspielplatz im Maxipark unser Hauptprogrammpunkt. Im Dschungelspielplatz sind wir über Krokodile
geschritten und von hohen Ausgucken von Piratenschiffen haben wir gelugt, jedenfalls, wer geschickt genug war und sich
traute. Die Großen hätten noch bei Rüdiger Pfeffer Bibelcomics
zeichnen lernen können oder einen Gebetsgarten besuchen. Uns
aber haben Sonne und Wind und Spiel und Spaß genügt. So
sind wir dann am frühen Nachmittag wieder mit dem Bus nach
Bad Sassendorf zurück gefahren.
Stefanie Pensing
In aller Kürze:
Kinder, Jugendlichen und deren Eltern nutzen er schon. Aber
die Großeltern müssen sich noch daran gewöhnen, denn er
taucht immer mehr auf - und er hat einen Namen:
QR Code
Und er ist mal wieder englisch: Quick Response,
man könnte sagen: „schnelle Antwort“.
Termine der ev. Kirchengemeinde Bad
Sassendorf
Wer ein dazu geeignetes Smartphone
besitzt, scannt das linke Bild ein und
erhält einen Augenblick später den dazugehörenden Text angezeigt.
Die Adresse kann dann auch noch gespeichert werden.
M.P.
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Himmlische Früchte…
Kinderseiten
KINDERSEITE
KINDERSEITE
Ich habe den Bleistift in den Mundwinkel geklemmt und überlege, worüber ich auf der Sommerseite schreiben könnte… Da
kommt meine mittelgroße Tochter vorbei.
„Schreib‘ doch was über Erdbeeren!“, sagt sie, „Und nimm‘ den
Stift aus dem Mund – man kaut nicht darauf herum! Außerdem
tippst du doch eh‘ am Laptop.“
Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Das mit dem Bleistift ist eine alte
Gewohnheit von mir, die ich trotz Computer hege; nachdem mir
die Maus im Mund zu groß war.
Also Erdbeeren… eine gute Idee!
Erdbeeren sind nicht nur lecker. Sie sind köstlich. Und schmecken nach dem langen Winterhalbjahr einfach göttlich! Göttlich?! Ich glaube schon. Auf vielen Gemälden, die in Kirchen
oder Museen hängen, kann man die himmlische Familie zusammen mit Erdbeerpflanzen sehen…
Erdbeeren werden von uns
Menschen schon seit der Steinzeit gegessen. Allerdings gab
es damals nur die kleinen
Walderdbeeren, die heute
auch noch wild am Waldrand
oder Wegrändern oder auch in
naturnahen Gärten wachsen;
und ein himmlisches Aroma
haben! Die dicken, großen Beeren, die wir heute essen, sind erst
um Siebzehnhundertpaarzerquetschte gezüchtet worden. Dazu
fällt mir noch was ein:
Erdbeeren gehören, wie viele andere Obstsorten, z.B. der Apfel
und die Kirsche, zu den Rosengewächsen. Und außerdem sind
sie gar keine ‚echten‘ Beeren. Wissenschaftlich gesehen, sind sie
Nussfrüchte; jedenfalls die kleinen grünen Samen, die auf dem
roten Fruchtfleisch sitzen. Sie sind Sammelnussfrüchte.
Gar keine ‚echten‘ Beeren sind auch die Himbeeren und die
Brombeeren. Sie sind Steinfrüchte. Sammelsteinfrüchte.
Ja, was ist denn dann eine echte Beere?! Die
Johannisbeere. Und die Banane. Und die
Zitrone.
Irre was?! Und noch was Lustiges: Schon
mal was von ‚Panzerbeeren‘ gehört? Vielleicht nicht gehört, aber gegessen:
Die Gurke, der Kürbis und die Melone!
„Nun aber genug mit der Biologie! Wir
sind ja hier nicht in der Schule!“, schimpft
mich eben jene Tochter, die die Erdbeeridee
hatte.
Also was praktisches: Ein Erdbeer-Festtags-Menü!
Erdbeer - Frühstücksbrötchen:
Brötchen aufschneiden und mit Frischkäse (‚ohne alles‘ Geschmack) bestreichen. Ein Schälchen Erdbeeren in kaltem Wasser waschen und das Grüne abzupfen. In Scheiben schneiden
und mit einem Löffel flüssigem Honig vorsichtig mischen. Als
Belag auf die Brötchen geben. Da fängt der Sonntag gut an!
Erdbeermilch:
Ihr braucht 250 Gramm Erdbeeren, essfertig (siehe oben). Dann
püriert ihr sie mit dem Pürierstab und mischt 500 ml Milch darunter. Noch etwa zwei bis drei Esslöffel Zucker dazu, umrühren
und: Lecker!
Erdbeersuppe:
Für alle die, die keinen Pürierstab haben…
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KINDERSEITE
KINDERSEITE
ganz ökologisch: In einem Schüsselchen, welches
ihr mit einem Teller abdeckt (wegen der Insekten), in der heißen Sonne. Dann taucht ihr die
sauberen Erdbeeren etwa zur Hälfte in die Schokolade und legt sie auf einen kleinen Teller. Sind
alle mit Schokolade voll, stellt sie – bis die Schokolade wieder fest ist – in den Kühlschrank.
Guten Appetit!
Eure Beate Schwenk
P.S.: Erdbeerpüree lässt sich prima einfrieren. So braucht man
den Winter nicht ohne die ‚himmlischen Früchte‘ zu überstehen!
Zeichnung: Lizzi Schwenk
Eine Handvoll gewaschener Erdbeeren ohne
Blätter in einen Suppenteller geben und mit
einer Gabel fein zerdrücken. Mit einer Tasse
Milch auffüllen und einen Teelöffel Zucker
dazugeben. Umrühren und die Suppe auslöffeln.
Erdbeersalat:
Damit ‚haut‘ ihr eure Eltern am Hochzeitstag
um!
Ein Schälchen Erdbeeren essfertig machen und
mit einem Messerchen (Vorsicht!) in Scheiben
schneiden. Dann von einem frischen Basilikumpflänzchen (so ein Töpfchen aus dem Supermarkt) zehn
Blätter abzupfen, vorsichtig kalt waschen und in feine Streifen
schneiden. Mit einem Esslöffel Zucker unter die Erdbeerscheiben mischen und in Glasschälchen abfüllen.
Und das Lob der Großen genießen…!!!
Nudeln mit Erdbeersoße:
Ein bis zwei Schalen Erdbeeren waschen und putzen. Und fein
pürieren. Mit zwei Esslöffeln Zucker mischen. Dann kocht ihr
Nudeln. Am schönsten sehen kleine Schleifen aus, aber auch
Spaghetti sind toll! Etwa hundert Gramm Nudeln braucht ihr
pro Person. (Lasst euch beim Kochen bitte helfen, wenn ihr noch klein seid) Die Nudeln in
tiefe Teller füllen und mit der Erdbeersoße übergießen. Weiße Schokolade – als Parmesankäse darüber raspeln. Das sieht toll aus und schmeckt
auch so!
Und der Nachtisch?! Schoko-Erdbeeren:
Schmelzt je eine Tafel Schokolade. Weiß, Vollmilch und Zartbitter. Im Wasserbad, in der Mikrowelle (Achtung, nicht mehr als 300 Watt) oder
Fotos: Beate Schwenk
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Weiteres auf
www.kirchengemeinde-badsassendorf.de
Kinderseite:
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VERANSTALTUNGEN
VERANSTALTUNGEN
Die Reihen "Kirchplatz-Galerie am Wochenende" und
"Kirchplatz-Soirée" werden fortgesetzt. Herzliche Einladung!
Montag, 20. Juli 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus
Ihr Christian Casdorff
100. Kirchplatz-Soirée mit Bettina & Christian Casdorff
Freitag 26. Juni bis Sonntag 28. Juni im Mehrgenerationenhaus:
zu den 150.Geburtstagen des Komponisten Robert Kahn,
der Dichterin Hedwig Lachmann und des Malers Otto Modersohn
Kirchplatz-Galerie am Wochenende
"Verloren und wiedergefunden"
Die biblische Kunst der Malerin Monika Jerominek
Freitag, 19 Uhr: Musikalisch-literarische Eröffnung Die Ausstellung ist Samstag & Sonntag von 10 - 18 Uhr
geöffnet
Galerie-Gottesdienst am Samstag um 18 Uhr in der
Lohner Kirche, am Sonntag um 10.30 Uhr in der Bad
Sassendorfer Kirche.
Die polnische Künstlerin und Kunstpädagogin Monika
Jerominek (Jahrgang 1974) zeigt für ein Wochenende
ihre Kunst zum Alten und Neuen Testament, in der sie
Gesetze alter Ikonenmalerei mit freien Elementen gegenwärtiger Malerei verbindet. Das Gleichnis vom verlorenen (und wiedergefundenen!) Sohn wird dabei
eine wichtige Rolle spielen.
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"Wenn nun der Sommer leuchtet"
Meine Frau und ich spielen vierhändige Klavierstücke des
nicht so bekannten Komponisten Robert Kahn und seines
sehr bekannten Lehrers Johannes Brahms. Dazu Verse einer
vergessenen Dichterin, die am Frieden festhielt in kriegerischen Zeiten. Und die Erinnerung an einen in Soest geborenen Maler. Für den Abend bekommen wir sogar ein sommerliches Originalgemälde von Modersohn geliehen!
Hedwig Lachmann
Montag, 24. August 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus
101. Kirchplatz-Soirée
zu den 100. Todestagen des jüdischen Schriftstellers Jizchak Leib Perez und des jüdischen Komponisten Gustav
Holländer
Mit Kálmán Olah (Violine), Bettina Casdorff (Klavier) und
C.C. (Erzähler)
Die untergegangene Welt des ostjüdischen "Schtetls" leuchtet in der den Geschichten von Perez auf. Ich habe ein paar
herausgesucht, in denen der Klang der Geige eine wundersame Bedeutung hat. Und dann setzt Kálmán sein Instrument unter´s Kinn…
J. L. Perez
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VERANSTALTUNGEN
VERANSTALTUNGEN
Montag, 21. September 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus
Konzert mit der „Blechbläsergruppe Sachsen“
102. Kirchplatz-Soirée zu den 200. Geburtstagen des Dichters
Emanuel Geibel und des Komponisten Halfdan Kjerulf
Am Montag, dem 31. August wird
um 19 Uhr in der Ev. Kirche zu Bad
Sassendorf ein Bläserkonzert durchgeführt.
Mit Griseldis Klein (Sopran), Bettina Casdorff (Klavier) und C.C.
(Erzähler)
Emanuel Geibel ist gleichzeitig berühmt und vergessen. Ein paar
seiner Verse sind als Volkslieder in aller Munde - wie z.B. "Der
Mai ist gekommen". Aber sonst wird sein Werk kaum noch beachtet. Der norwegische Romantiker Kjerulf hat in seiner GeibelBegeisterung so viele Texte zu Liedern gemacht, dass es locker
für eine ganze Soirée reicht.
Im August gibt es noch zwei Extra-Konzerte!
Inzwischen ist es zu einer lieben Tradition geworden.
Ehepaar Lenz aus Wiesbaden wird auch dieses Jahr ein Konzert
in der Bad Sassendorfer Kirche geben wird, nämlich am
Montag, 10. August um 19 Uhr:
Orgelmusik für vier Hände und vier Füße
Eintritt frei, Kollekte am Ausgang.
Was die beiden genau spielen, steht noch nicht fest. Auf jeden
Fall wird es wieder fröhlich zugehen - und wie in den vergangenen beiden Konzerten auf einer Leinwand im Altarraum das
Geschehen auf der Orgelbank live mitzuverfolgen sein… falls
man nicht doch lieber die Augen schließt, um ganz Ohr zu sein.
Es musiziert
die „Blechbläsergruppe Sachsen“
unter der Leitung von Friedel W.
Böhler, der in dem Konzert auch
die Orgel spielen wird.
Die sächsische Bläsergruppe besteht aus einem Freundeskreis
von 12 Bläserinnen und Bläsern des Leipziger und Dresdener
Raums, die sich seit 1996 zu Bläserfahrten zusammenfinden.
Friedel W. Böhler, der musikalische Leiter der Gruppe, war Landesposaunenwart in der Landeskirche Kurhessen-Waldeck und
später Leiter und Landesposaunenwart in der “Sächsischen Posaunenmission e.V.” - dem Dachverband der insgesamt 470 Posaunenchöre in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.
Das diesjährige Programm der Gruppe enthält Werke aus 5
Jahrhunderten, u.a. von Hans Leo Haßler, MendelssohnBartholdy, Modest Moussorgski, Karol Rathaus, Traugott Fünfgeld und Friedel W. Böhler - darunter auch solistische Beiträge
mit Orgelbegleitung, Stücke für Posaunenquartett, Sätze mit
Beteiligung von Schlagwerk - und einen gesungenen Beitrag.
Alle an der Kirchenmusik und der Bläsermusik interessierte
Menschen sind herzlich zu dem Konzert eingeladen.
Der Eintritt ist frei; um eine Kollekte wird gebeten.
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STATIONEN DES LEBENS
JUBILÄUM
Getauft wurden:
Namen aus Datenschutzgründen gestrichen.
Bestattet wurden:
Namen aus Datenschutzgründen gestrichen.
150. Gemeindebrief!
Fast hätten wir dieses Jubiläum übersehen. Und so wurde bei
Durchsicht meiner Sammlung alter Exemplare manche Erinnerung geweckt: Mitte der 70er Jahre wurde noch alles kopiert,
Handschriften nicht mit dem Computer geschrieben. Uns reichte das Original. Gedruckt im Rathaus, „getackert“ im Gemeindehaus und verteilt durch Bezirksfrauen kam der Brief wie heute in die Haushalte.
Der Gemeindebriefkopf war zuerst von Hand gemalt und über
die Jahre hinweg wenige Male geändert. Toll! Unsere beiden
Dorfkirchen gab es bereits damals im Titel. Heute trägt man sie
auch als Anstecknadel. Das ist unsere Gemeinde, die Evangelische Kirchengemeinde Bad Sassendorf. Das ist unser Gemeindebrief, der unsere Leser anspricht. So sagt man es uns! Und wir
freuen uns darüber.
Die Redaktion lebt von den Rückmeldungen und nimmt sie für
die Gestaltung des Inhaltes auf.
Herzlichen Dank allen Lesern!
Manfred Potthast
Zu einem Foto aus meinem letzten Urlaub mit allen Enkelkindern fand ich diesen Text (von Tina Willms):
Ich wünsche dir Momente, in denen deine Gedanken
Pause machen.
Lass sie ins Blaue gehen, den Wolken hinterher über
Häuser, Bäume, Wiesen und Berge.
Lass sie ferne Länder besuchen, das Meer überqueren,
den Horizont erkunden und nach den Sternen greifen.
So weit wie das All ist Gottes Güte. Sie umspannt die
Erde und wacht auch über dir.
Und damit von mir und der ganzen Gemeindebrief-Redaktion alle guten Wünsche für die
Sommerzeit!
Manfred Potthast
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Ansprechpartnerinnen und -partner
der Kirchengemeinde Bad Sassendorf
Gemeindebüro
Heike Effenberger
Wasserstraße 9, 59505 Bad Sassendorf
geöffnet: dienstags und donnerstags 10.00-12.00 Uhr
[email protected]
Tel. 02921 345 1700
Fax. 02921 345 2452
Gemeindepfarrerin und -pfarrer
Pfr.‘in Stefanie Pensing, Lohner Höhe 1
Pfr. Friedhard Fischer, Reformierte Kirchengemeinde Soest
Tel. 02921 55122
Tel. 02921 12087
Kur- und Klinikenseelsorge
Pfr. Christian Casdorff, Soester Straße 28
Tel. 02921 9810770
Besondere Aufgaben
Pfr.‘in Jutta Kröger (z.Zt. erkrankt)
Tel. 02921 9813294
Kirchmeister
Ingo Sommerfeld
Tel. 02921 55723
Kindergärten
Jona-Kindergarten, Teichstraße
Evangelisches Johanna Volke Familienzentrum,
Lohner Höhe 5
Tel. 02921 5619
Tel. 02921 51290
Förderverein der Ev. Pfarrkirchen Lohne und Bad Sassendorf e.V.
Martin Anemüller, stellvertr. Vorsitzender
IBAN:
Tel. 02921 55223
DE50 4145 0075 0010 0108 58 (Sparkasse Soest)
Homepage der Kirchengemeinde:
www.kirchengemeinde-bad-sassendorf.de
Impressum:
Herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Sassendorf
Auflage: 2750 Stück
Redaktion: Ch. Casdorff, St. Pensing, J. und W. Hoffmann,
B. Schwenk, V. Kneisel. Layout und Satz: Manfred Potthast.
Gedruckt von: www.GemeindebriefDruckerei.de in Gross Oesingen
Der nächste Gemeindebrief erscheint im November 2015.
Texte bitte bis spätestens 15. Oktober 2015 an:
Ch. Casdorff: [email protected]