2015-09-27 Predigt: geistliche Resilienz

Sonntagsgottesdienst
27.09.2015
Bekim Ajvazi
Die Auferstehungskraft in uns
Ich möchte euch eine Geschichte erzählen: Es war einmal ein Mann, dem ging es richtig gut.
Er war glücklich verheiratet und hatte Kinder, Söhne und Töchter. Er hatte einen eigenen,
florierenden Betrieb mit einer Menge Angestellter. Schon ein Großbetrieb. Er gehörte der
High Society an, war bekannt und reich. Der Familie ging es so richtig gut. Jedes Jahr,
reihum, luden sich ein und feierten gemeinsam. Natürlich glaubte er an Gott und tat nichts
Sündiges. Von einem Tag auf den Nächsten kam die Krise! Ohne Vorankündigung verlor er
seinen ganzen Betrieb und obendrein wurde er schwer krank. Seine Freunde kamen vorbei
und wollten ihm helfen und ermutigen. Bloß ihm ging es so schlecht, und er wusste nicht
mehr ein noch aus. In allem, in der ganzen Situation aber sagte Hiob, das war sein Name:
Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen
(Hiob 2,10)?
Was für eine Situation, in der Hiob da steckte. Einmalig. Lest euch mal wieder das Buch Hiob
durch. In dieser Situation möchte keiner von uns stecken. Aber was war es bloß, was Hiob
so eine Zuversicht gab, diesen Satz auszusprechen: Haben wir Gutes empfangen von Gott
und sollten das Böse nicht auch annehmen? Warum hielt er dennoch fest an Gott, der ihm all
dies aufbürdete? Welche Last! Was können wir ertragen?
Es gibt Materialien, die kann man biegen. Sie werden verformt und tragen die Last. Und
dennoch zerbrechen sie nicht. Und wenn man los lässt, kehren sie danach wieder in ihre
Ursprungsform zurück. Manchmal hinterlässt es auch Spuren.
Kennt ihr noch das Stehaufmännchen? Egal wie sehr man auch versuchte, es umzukippen,
es stellt sich immer wieder auf. Wie geht das? Das Männchen hat einen besonders tiefen
Schwerpunkt. Andere Dinge funktionieren mit einer Rückholfeder (Autoschlüssel).
Dieses Verhalten nennt man Resilienz, lat. esilere, was abwehren, zurückspringen bedeutet.
Übertragen gibt es auch die geistliche Resilienz, die Fähigkeit, Krisen als Anlass für eine
weitere Entwicklung im Leben zu nutzen. Auch wir Menschen können, egal wie sehr wir
angegriffen werden, egal wie groß die Herausforderungen sind, Stress und Belastungen
standhalten. Wieder zurückfedern, wieder in unsere ursprüngliche Form zurückkehren und
sogar darüber hinaus wachsen. "Unsere geistliche Resilienz ist ein Verarbeitungs- und
Bewältigungsprozess, an dessen Ende im Idealfall ein positives Ergebnis steht (Dr. Heiner
Rust)."
Wie sieht es mit deiner geistlichen Resilienz aus? Was passiert in dir bzw. mit dir, wenn du
bei der Arbeit unter hohem Leistungsdruck stehst? Oder ihr Mütter und Väter, wenn die
Kinder eure Nerven testen? Wie geht es dir, wenn du dich unter Christen in der Gemeinde
angegriffen fühlst? Klar kennen wir die Gefühle der Enttäuschung und Verzweiflung, die
Gedanken der Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit, den Wunsch nach Rückzug oder nach
kurzfristiger Erleichterung. Aber wie finden wir zu einem Bewältigungsprozess zu dieser
geistlichen Resilienz?
Bei jedem ist diese Fähigkeit der Resilienz unterschiedlich ausgeprägt. Einige kennen mehr
oder weniger das, was ihnen Halt und Zuversicht gibt. Was ist und kann unsere geistliche
Rückholfeder sein? Wie verlagern wir unseren Schwerpunkt?
Ressource: Gottes Nähe
Hiob hat sich so sehr nach Gott gesehnt; er wollte immer nur vor Gottes Thron, mit im reden,
Gottes Reden und Sprechen wahrnehmen! Hiob will sich ihm mitteilen, seine Gefühle und
Empfindungen erklären. Hiob 7, 17-21 (HfA): "Gott, warum nimmst du einen Menschen so
ernst? Warum beachtest du ihn überhaupt? Jeden Morgen verlangst du Rechenschaft von
ihm; du beobachtest ihn jeden Augenblick. Wie lange schaust du mich noch prüfend an? Du
lässt mich keinen Augenblick in Ruhe! Du Menschenwächter —hat dich meine Sünde denn
verletzt? Warum machst du mich zu deiner Zielscheibe? Bin ich dir zur Last geworden?
Warum vergibst du mir mein Unrecht nicht? Kannst du keine Sünde übersehen?“ Sein
Verlangen, sein Flehen, Gott nah zu sein, war unbeschreiblich groß. So viele unbeantwortete
Fragen. Kennt ihr das schöne Lied: Herr, höre mein Gebet... Sei mir nahe ….und schweige
nicht! Es ist die Sehnsucht, sich mit dem Vorgefallenen an Gott zu wenden, abzuladen, Trost
und Hilfe zu erfahren.
Paulus sagt es einmal so: Gott ist nicht fern von jedem von uns (Apg 17,27)! Er ist bei uns.
Es ist egal, wie wir Gottes Nähe empfinden. ER ist uns nah! Wir können Gott nur so nahe
sein, weil Jesus, sein Sohn, den Weg zum Vater frei gemacht hat. Er ist für unsere Sünde,
alles was Gottes Herrlichkeit von uns trennt, am Kreuz gestorben. Aus Liebe! Durch Glauben
an ihn können wir zum Vater.
Auch Jesus ist uns nah: In Mat 28, 16-20 (vor der Himmelfahrt) steht: "Aber die elf Jünger
gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen,
fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen:
Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu
Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch
alle Tage bis an der Welt Ende." Jesus hatte die Herrlichkeit vor Augen. Er wusste, er ist
gleich bei seinem Vater und sitzt zur Rechten Gottes. Dennoch hat er voller Liebe an seine
Jünger gedacht. „Ich bin bei euch alle Tage.“ Er wollte, dass dies seine Jünger wissen. Diese
unbeschreibliche Zuneigung und Liebe.
Die Frage ist an uns: Suchen wir Gottes Nähe? Wollen wir allezeit bei Ihm sein! Alles, was
uns geschieht, hat seinen Sinn. Es dient uns! Lasst uns erkennen, in welchem
Zusammenhang das Geschehene steht!
Ressource: Sein Wort
Jecko hat beschrieben, dass Gott redet z.B. durch seine Schöpfung, in und durch Umstände,
durch Menschen, durch geschriebenes Wort (Bibel), durch seine persönliche, intime Stimme.
Und zur Unterscheidung, wer da spricht brauchen wir sein Wort. Wir müssen es kennen! Es
ist unser Schwert! "Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel
versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und
der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot
werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): »Der Mensch
lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels
und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben »Er
wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen,
damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht
auch geschrieben »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« Darauf führte ihn der
Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre
Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich
anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben »Du sollst
anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Da verließ ihn der Teufel. Und
siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm. (Mt 4,1-11 - L 1984)."
So stellte sich Jesus dreimal auf das Wort, seinen festen Grund, den Schwerpunkt, der ihm
Halt gab. Das Hören auf das Wort bewirkt in uns neues Vertrauen, Glauben. Aber achten wir
darauf: Das Wort Gottes richtet sich nicht nur an unseren Verstand, sondern auch an unser
Herz, also an das innere Zentrum unseres Seins, das Zentrum unseres Denken und
Handels. Auch des Beurteilens der Situation. Es heilt unser Herz, unsere Gefühle. Es hat
Kraft, Kraft der geistgewirkten Resilienz.
Wo Jesus, der Auferstandene, auftritt, da müssen die dunklen Todesmächte kapitulieren.
Das Wort Gottes ist eine Kraft, die Berge versetzen kann, die aus Toten Lebendige macht.
Der Auferstandene hat die Autorität über alle Energien, alle Mächte, alle Kräfte, die uns
wegziehen und unten halten wollen. Er spricht uns auch heute an: „Ich lebe, und du sollst
auch leben (Joh 14,19)!“
Das Wort ist vom Geist inspiriert; es ist das lebendige Wort Gottes! Es steckt Kraft drin und
ist immer noch aktuell. Wie gut, dass es aufgeschrieben wurde. Es sind alle Geschehnisse
aufgezeichnet. Es ist ein Schatz für jeden Leser. All die Weisheit, all die Personen in der
Bibel, die Gott nah waren, auf Ihn und sein Wort vertraut haben. Gott hat mit ihnen
Geschichte geschrieben. Der Gott der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Er
will auch mit dir Geschichte schreiben und hat es bereits mit dir begonnen. Weißt du noch all
die Dinge, die dir Gutes mit Gott bereits geschehen sind? Ich ermutige einen jeden
einzelnen, es aufzuschreiben. Es ist euer persönlicher Schatz. Eure persönliche Ermutigung
und Orientierung. Genau wie die Bibel. Voll von Erinnerungen an Menschen, die in bestimmt
ähnlichen Situation steckten! Sie spricht uns an und gibt uns Orientierung, erklärt uns die
Zusammenhänge, deutet unser Leben.
Ressource: Glaube
Beispiel gemeinsames Abendbrot: Ihr sitzt gemeinsam als Eltern und den Kindern beim
Abendbrot. Sie Kinder erzählen gerade, was sie so den ganzen Tag erlebt haben. Selber bist
du noch in Gedanken, was du für ein Problem heute hattest und was du noch alles machen
musst. Bis du abrupt aufgeweckt wirst und das Kund laut fragt: Hörst du mir eigentlich zu?!
Wie ist es mit dir? Wenn du Gott nah bist, er spricht durch sein Wort, hören wir wirklich zu?
Richtiges Zuhören heißt, sich zu entscheiden. Wir haben den freien Willen, uns von Gottes
Nähe und seinem Wort ermutigen zu lassen, daran zu glauben und darauf zu vertrauen! Das
ist Gehorsam! Geistliche Resilienz wird sichtbar, indem wir auch unter schwierigen
Umständen immer noch glauben, die Initiative zur Gestaltung des Lebens und des direkten
Umfelds übernehmen. Lasst uns begreifen, dass unser Leben eine Funktion unserer
Entscheidungen und nicht der gegebenen Bedingungen ist.
Die Gemeinde ist genau dafür da, uns gegenseitig im Glauben zu ermutigen, hilfsbereit uns
wieder auf den Weg zu bringen, damit wir im Vertrauen auf den Grund zurückfedern!
Schluss
Es ist zum einen die Erfahrung der Nähe Gottes, zum anderen das lebendige Wort Gottes,
das in uns diese geistliche Resilienz fördern kann. Der Auferstandene richtet uns nicht nur
durch seine Nähe und seine Worte auf, sondern dadurch, dass er mit uns Gemeinschaft
haben will. Da, wo wir Jesus Christus, diesem auferstandenen Herrn, begegnen, da
kommt diese geistliche Kraft der Resilienz in unser Leben. Wir wissen, dass der Tod und
das Dunkel des Lebens niemals das letzte Wort haben werden. Es ist diese Gegenwart
des Auferstandenen, die uns letztlich durchträgt und nicht unser StehaufmännchenVerhalten.
Gerade, wenn wir schwach sind, wenn wir genervt sind, dann erfahren wir diese geistliche
Kraft umso mehr. Sie kommt nicht aus uns selber, sie kommt von dem Auferstandenen. Er
sagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in dem Schwachen mächtig
(2Kor 12,9). Und dort, wo wir Gott angeklagt haben, mit ihm gehadert haben, da dürfen wir
Buße tun. Nachdem Gott zu Hiob gesprochen hatte, konnte Hiob nur noch sagen: "Herr, ich
erkenne, dass du alles zu tun vermagst; nichts und niemand kann deinen Plan vereiteln. Du
hast gefragt: Wer bist du, dass du meine Weisheit anzweifelst mit Worten ohne Verstand?
Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich
und übersteigen meinen Verstand. Du hast gesagt: Hör mir zu, jetzt rede ich, ich will dich
fragen, und du sollst mir antworten! Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen, jetzt aber
habe ich dich mit eigenen Augen gesehen! Darum widerrufe ich meine Worte, ich bereue in
Staub und Asche!« (Hiob 42, 1-6 HfA).“
Gottes Nähe, sein Wort und der Glaube bringen Licht in unser Dunkel. Je dunkler es wird,
um so mehr zieht Gott uns in sein Licht. Das ist Gnade!
Amen.