Sappi Immer einen Schritt voraus Es gibt wenige Dinge

Sappi
Immer einen Schritt voraus
Es gibt wenige Dinge, die so teuer, so heikel und high-tech sind wie eine Papiermaschine.
Wenn der Prozess einmal läuft, will ihn eigentlich niemand mehr anhalten. Trotzdem hatte
Sappi gute Gründe, die PM2 in Alfeld komplett umzubauen.
Denn: Durch dieses 60-Millionen-Euro Großprojekt wurde die vermutlich größte, innovativste
und vielseitigste Papiermaschine weltweit realisiert. Die hochmoderne Inline-Maschine, mit 70
Metern 21 Meter länger ist als der Vorläufer, auf dem grafische Feinpapiere produziert wurden,
stellt nun einseitig gestrichene Spezialpapiere her.
Zum Umbau der PM 2 gehörte neben dem neuen MG-Zylinder auch die Installation eines
neuen Stoffauflaufs mit Verdünnungssystem und einer Vortrockner-Sektion in einer einstufigen
Anordnung. Der MG-Zylinder ist Garant für eine hohe Zweiseitigkeit: Das bedeutet nicht nur
eine sehr glatte Oberfläche für Verkaufsverpackungen, sondern auch eine sehr hohe Rauigkeit
auf der Unterseite, um eine gute Haftung für Etiketten und gute Laminierungseigenschaften für
flexible Verpackungen zu erreichen. Er „plastifiziert“ zudem die Oberfläche und stellt damit
sicher, dass die Streichfarbe, besonders mit Blick auf feine Halbtöne im Tiefdruck, nur wenig
in das Rohpapier eindringen kann. Auch dem Quellen der Papierfasern bei der Verwendung
wasserbasierender Lacke, etwa beim Vorlackieren für die Vakuummetallisierung, wird durch
den speziellen MG-Zylinder-Trocknungsprozess entgegengewirkt. Die raue Rückseite bietet
auch eine hervorragende Verankerung von Leimen und Heißklebern bei Laminierung und
Heißsiegelung.
Dafür war es aber auch ein echtes Kunststück, dieses Herzstück, das am Stück in Schweden
gegossen und auf abenteuerlichen Wegen in die an der Leine gelegene Kleinstadt in der Nähe
von Hannover geschafft werden musste, in die Maschinenhalle zu hieven: Für den Einbau der
135 Tonnen schweren Stahltrommel mit einem Durchmesser von 6,4 Metern musste der größte
in Europa überhaupt verfügbare Kran gebucht werden.
Ein innovativer Stoffauflauf und die Siebpartie am Anfang der neuen Maschine, die mit einer
Geschwindigkeit von 1 200 Metern pro Minute immerhin 135 000 Tonnen Papier in
Grammaturen von 17 bis 400 g/m2 im Jahr produzieren kann, sorgen neben der sehr glatten
Oberfläche an der Oberseite auch für eine höhere Dimensionsstabilität. Diese ist die für die
Passergenauigkeit im mehrfarbigen Tiefdruck von Bedeutung und erlaubt vielfältigere
Möglichkeiten in der Weiterverarbeitung. Der mit dem OptiCoat Jet Blade coater inklusive Jet
Applikation rückseitig aufgebrachte Funktionsstrich reduziert außerdem den Waschbretteffekt
bei Toplinern für die Wellpappenfertigung. Die Gleichmäßigkeit und das exakt definierbare
Strichgewicht ermöglichen darüber hinaus einen hohen Druckglanz, eine gute Basis zur
Silikonbeschichtung für Selbstklebeanwendungen, eine wirksame Barriere sowie Sicherheit
gegen Klebstoffdurchschlag.
Der Produktionsprozess wird mit einem Fünfwalzen OptiCalender Multinip abgeschlossen, der
eine optimale Oberflächenqualität für einseitig glatte Produkte gewährleistet. Einseitig doppelt
gestrichene kalandrierte Qualitäten werden heute wegen ihrer extrem geringen Rauigkeit für
hochqualitative Anwendungen im Tief- und Flexodruck bevorzugt. Besonders wichtig ist dies,
wenn aufgrund der Leitfähigkeit des Papiers ohne elektrostatische Druckhilfe (ESA) gearbeitet
werden muss.
Rosemarie Asquino, Sales & Marketing Director bei Speciality Papers Sappi Fine Paper
Europe, die den Umbau maßgeblich mit vorangetrieben hat, berichtet stolz von den ersten mit
der neuen Maschine hergestellten Sorten - darunter Fusion, Parade Prima, Algro Finess und
Algro Sol. „Wir haben unter anderem bemerkenswerte Druckergebnisse und eine sehr gute
Planlage erzielt. Wir wissen, dass wir damit unseren Kunden helfen, qualitativ hochwertige
Ergebnisse zu erreichen. Die höhere Kapazität garantiert zudem, dass unsere Kunden in
Zukunft die gewünschten Papiere zur Verfügung stehen“, so Asquino. Sappi Alfeld wird auch
künftig neue Produkte für die Marktsegmente Trennpapiere, flexible Verpackungen und
Etiketten entwickeln. Dafür wird das Unternehmen die neuen Möglichkeiten und Kapazitäten
nutzen, die jetzt durch den Umbau der PM 2 bereitstehen.
Neue Papiere zur Interpack
Auch auf der interpack 2014 wird Sappi Fine Paper Europe gleich drei neue Spezialpapiere Algro Vitess, Algro Sol und MOB Papiere – präsentieren und so unterstreichen, wie rasant das
Portfolio von Spezialpapieren dank des Umbaus der PM2 wächst.
Algro Vitess für flexible Verpackungen ist ein einseitig gestrichenes Papier. Es zeichnet sich
durch seine hohe Brillanz und Weiße sowie seine große Dimensionsstabilität aus. Das für den
Flexo- und Tiefdruck entwickelte Papier ist in Flächengewichten von 50 g/m² bis 120 g/m²
erhältlich. Das Papier eignet sich für ein breites Spektrum von Verpackungsanwendungen, wie
etwa Trockenprodukte in der Lebensmittelindustrie, Süßwaren, Tee, Kaffee und
pharmazeutische Produkte.
Mit zusätzlichen Gewichten seines Papieres Algro Sol richtet sich Sappi an neue Märkte:
Neben den bereits etablierten Algro Sol DN Grammaturen von 120 und 135 g/m² kommen jetzt
auch leichtere Papiere mit 70, 80, 85, 90 und 98 g/m² auf den Markt. Das erweiterte Algro Sol
DN Portfolio ist für Büromaterial, Selbstklebebänder und Industrieanwendungen geeignet. Die
Sorte Algro Sol CN mit leichteren Gewichten von 50 bis 60 g/m² erweitert ebenfalls das
Portfolio der Silikon-Basispapieren. Diese Qualitäten sind insbesondere für Büromaterial
geeignet.
Papiere mit einer Mineralöl-Barriere (MOB) lösen wiederum das durch den Einsatz von
Recycling-Material in Verpackungen bedingte Kontaminationsproblem von Lebensmitteln mit
Mineralölgemischen. Dazu zählen MOB Kraft und MOB Gravure, die gemeinsam von Sappi,
BASF und Eurofins entwickelt wurden. MOB Kraft für Innenbeutel ist ein einseitig glattes
Papier (MGBK) mit einer auf der Rückseite aufgebrachten MOB-Barriere. Es wird mit einem
Flächengewicht von 80 bis 120 g/m² angeboten. Die Papiersorte MOB Gravure wurde für im
Tiefdruck veredelte Primärverpackungen wie etwa Tüten, Beutel und Umhüllungen entwickelt.
Sie steht mit einer Grammatur von 95 bis 140 g/m² zur Verfügung. Dieses Papier besitzt auf der
Oberseite einen Tiefdruckstrich und auf der Rückseite eine MOB-Barriere zum Schutz des
verpackten Lebensmittels.
Für den Papierhersteller Sappi, einem wichtigen Player in der globalen Zellstoff- und
Papierindustrie, ist diese Erweiterung des Portfolios in Richtung Spezialpapiere übrigens von
elementarer Bedeutung: Bisher war das Unternehmen einer der größten Produzenten von
grafischen Papieren weltweit. In zunehmend digitalisierten Welt ist Größe jedoch nicht alles –
im Gegenteil: Sie kann sogar zu einer Belastung werden. Vor allem, angesichts eines Marktes
für grafische Papiere, der immer weiter schrumpft.
Berry Wiersum, den CEO von Sappi Fine Paper Europe stellt deshalb klar: „Um im
Papiergeschäft erfolgreich zu sein, muss man immer einen Schritt voraus denken – das ist die
wirkliche Herausforderung in dieser Branche. Man muss erkennen, in welche Richtung sich das
Geschäft entwickelt, und sich entsprechend anpassen. Und das natürlich so früh wie möglich.“
Fünf Jahre haben die Planungen für den Umbau der in Alfeld in Anspruch genommen, aber
Wiersum ist sicher, dass sich die Investition auszahlen wird: „Jetzt fällt es Inhabern großer
Marken noch leichter, sich für die Verpackung Ihrer Produkte für Papiere von Sappi zu
entscheiden. Stellen Sie sich einen Artikel in einem Supermarkt-Regal vor, der sich mit seiner
bedruckten flexiblen Verpackung zu einem Bestseller entwickelt. Nun möchte das
Unternehmen statt 10 000 Tonnen plötzlich 20 000 Tonnen bestellen. Hier muss es sich sicher
sein, dass es einen großen Anbieter gibt, der garantiert liefern kann. Und dieser Anbieter ist
Sappi Alfeld!“
Laut Wiersum wird sich der Anteil der Spezialpapiere am Gesamtgeschäft von 5 % auf 10 %
erhöhen und natürlich den Gesamtumsatz ebenfalls steigern. „Das wirklich Faszinierende am
Markt für Spezialpapiere ist der Umstand, dass man nicht unter dem Preisdruck der
Massenware steht, wie es bei den grafischen Papieren der Fall ist. Wenn wir für den Kunden
ein Papier entwickeln, für das kein vergleichbares Produkt existiert, dann steht der Preis auch
nicht mehr zur Diskussion!“
In den kommenden drei Jahren plant Sappi, den Umsatz bei Spezialpapieren zu verdoppeln.
Hier stellt sich als nächstes die Frage, ob es noch andere Fabriken oder Anlagen gibt, die sich
für einen Umbau anbieten könnten. Und ob die benötigten Investitionsmittel zur Verfügung
stehen. Berry Wiersum: „Sie können sich aber sicher sein, dass wir auch hier bereits einen
Schritt voraus denken…„