Protokoll

Nachhaltigkeitszentrum Thüringen - Schönbrunnstraße 8 - 99310 Arnstadt
Nachhaltigkeitszentrum
Thüringen
Zukunftfähiges Thüringen e.V.
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99310 Arnstadt
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Datum
12.11.2015
Protokoll des ersten Treffens 2015 des Arbeitskreises BNE und Umweltbildung
in Südwestthüringen (AKUS)
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei Frau Plaumann, Frau Fuchs und den weiteren
Unterstützern an der Hermann-Lietz-Schule für die Unterstützung im Vorfeld und die tolle
Ausgestaltung des Arbeitskreistreffens!
Thema:
Gastgeber:
Datum und Ort:
Teilnehmer:
Protokoll:
Schülerfirma als Dorfladen
Hermann-Lietz-Schule Haubinda
01.04.2015, Internatsdorf Haubinda
siehe Anwesenheitsliste am Protokollende
Martin Abramowski (Nachhaltigkeitszentrum Thüringen)
Inhalt
1. Herr Werner begrüßte die Teilnehmer und stellte das Internatsdorf vor
2. Frau Pfletscher und Herr Siegmann stellten nachhaltige Schülerfirmen vor
3. Herr Dressel stellte den Dorfladen Heilgersdorf vor
4. Frau Plaumann und Frau Fuchs stellten das Dorfladenprojekt im Internatsdorf vor
gefördert durch die Europäische Union
und das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
1. Herr Werner begrüßte die Teilnehmer und stellte das Internatsdorf vor
Der Schulleiter der Herrmann-Lietz-Schule Haubinda, Herr Burkard Werner, begrüßte die
Teilnehmer des Arbeitskreistreffens. Er stellte kurz die Einrichtung mit ihrer Entstehung und
Entwicklung im vergangenen Jahrhundert und nach der Wende vor. Die von Hermann Lietz
gegründete Einrichtung begann als Landerziehungsheim und hat sich nunmehr zu einer
modernen Internatsschule in freier Trägerschaft entwickelt. Über 400 SchülerInnen können
hier die verschiedensten staatlich anerkannten Schulabschlüsse erreichen. Etwa 100
MitarbeiterInnen arbeiten in und an der Schule. Die Idee zum Projekt „Dorfladen“ entstand aus
dem Schulbetrieb heraus. Dabei folgt die Idee zum Ladenprojekt dem Grundgedanken der
Internatsschule in Haubinda, im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten um die Schule
herum, jungen Menschen den Zugang zu einem schonenden Umgang mit den natürlichen
Ressourcen näher zu bringen, so Herr Werner. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellte
u.a. Herr Werner auf einem kleinen Rundgang die Hauptgebäude der Schule sowie die darin
angesiedelten Lehreinheiten vor.
2. Frau Pfletscher und Herr Siegmann stellten nachhaltige Schülerfirmen vor
Zu Beginn ihres Vortrags stellten die Referenten die Idee der nachhaltigen Schülerfirma voran.
Sie setzten Schülerfirmen in Bezug zum pädagogischen Auftrag von Schule und gingen dabei
auf die Fragen: „Was macht eine nachhaltige Schülerfirma“, „Wie ist sie organisiert?“ und
welche Rechtsform hat eine Schülerfirma ein. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Thüringen (DKJS) unterstützt im Rahmen des Programms „Nachhaltige Schülerfirmen“
Schulen bei der Umsetzung einer Schülerfirma, begleitet beim der Suche nach
Finanzierungsmöglichkeiten und unterstützt den Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen
Schülerfirmen. In Thüringen gibt es an mittlerweile über 80 Schulen eine Schülerfirma.
Mit vielfältigen Beispielen demonstrierten die Referenten die verschiedenen Betätigungsfelder
von Schülerfirmen. Oftmals steht der Aspekt der Pausenversorgung im Mittelpunkt der
Schülerfirma. An einigen Beispielen aus dem Bundesgebiet zeigten sie Möglichkeiten des
wirtschaftlichen Engagements, welches auch zu den in Haubinda gegeben
Rahmenbedingungen passt (siehe Präsentation). Vom Hofladen über die Veredelung
regionaler Produkte bis hin zum Betrieb eines Cafétreffs mit Galerie und Jugendcafé reichten
die Beispiele. Darüber hinaus bieten sich für Schülerfirmen vielfältigste Arbeitsbereiche an.
Für nachhaltige Schülerfirmen sind fair gehandelten, regionalen und ökologischen Produkte im
Verkauf wesentlich, so die Referenten. Auch zählen die Verwendung der Einnahmen,
beispielsweise in schulischen Projekten zur nachhaltigen Entwicklung, natürlich die Einsparung
von CO2 sowie die Umsetzung des Projektes in partizipativen Strukturen zum Anspruch der
Nachhaltigkeit. Und an dieser Stelle verbindet sich der Anspruch einer nachhaltigen
Schülerfirma mit dem pädagogischen Auftrag der Schule in besonderer Weise. Die so
gebotenen Möglichkeiten zur Berufsorientierung greifen dabei ggf. Aspekte auf, die jungen
Menschen zukunftsfähige Themenfelder eröffnen, so die Referenten.
Bei der Einbindung von Schülerfirmen in lokale Strukturen bzw. bei der Zusammenarbeit mit
kommunalen Akteuren, ebenfalls ein Aspekt, der für den Dorfladen im Internatsdorf zum
Tragen kommen sollte, verwiesen die Referenten auf Thüringer Beispiele. Beispielsweise
berücksichtigen Schülerfirmen regionale Produzenten oder stellen über ein
Kunstverleihangebot sehenswerte Schülerarbeiten in Praxen vor Ort aus, werden mit ITLehrgängen für Senioren vor Ort aktiv oder etablieren einen regionalen Cateringservice. Vor
gefördert durch die Europäische Union
und das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
diesem Hintergrund fragten die Teilnehmer des Treffens nach den ggf. entstehenden
Konkurrenzsituationen, gerade auf regionaler Ebene. Hier verwiesen die Referenten auf die
Umsatzbeschränkungen einer Schülerfirma, die bei 17.000 € liegt. Oftmals steht für die
Abwicklung des wirtschaftlichen Betriebes auch ein Schulförderverein beratend zu Seiten.
Kontakt: Josefine Pfletscher und Andreas Siemann, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung,
Regionalstelle Thüringen, Lutherstraße 114, 07743 Jena, 03641-7736240,
[email protected] [email protected], www.wegefinden.net/thueringen
3. Herr Dressel stellte den Dorfladen Heilgersdorf vor
An Anfang seines Vortrags stellte Herr Dressel, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde
Heilgersdorf, die Situation der Nahversorgung und deren Entwicklung in den vergangenen
Jahren. Damit zog er eine Parallele zu anderen Ortschaften im ländlichen Raum. Mit der
Verortung von Heilgersdorf (Oberfranken) und der Darstellung als ehemaliges Zonenradgebiet
charakterisierte er die Entwicklungsstrategien der Großunternehmen in der
Lebensmittelbranche. Dieser Beschreibung folgend stellte er den Rückgang der
Versorgungsstrukturen in der Gemeinde Seßlach und der darin enthaltenen Ortschaften dar.
Aus dieser Situation, die für den Ortsteil Heilgersdorf den Verlust sämtlicher
Einkaufsmöglichkeiten bedeutete, heraus entwickelte sich die Initiative zum Dorfladen. Dabei
spielten die intakten dörflichen Strukturen eine wichtige Rolle. Die Verbindung des
Kirchweihfestes mit der Vorstellung des Projektvorhabens sicherte von Anfang die
grundlegende Beteiligung der örtlichen Bevölkerung, aus der sich über eine
Bürgerversammlung im Vorfeld ein Organisationsteam bildete. Diesem gehörten neben ihm
auch betriebswirtschaftlich erfahrenen Bürger an. Auf Grundlage einer Marktanalyse mit
Befragung der örtlichen Bevölkerung konnte der wirtschaftliche Rahmen festgelegt werden
und mit der finanziellen Unterstützung der Stadt sowie die Bewohner von Heilgersdorf, die als
Anteilseigener gewonnen wurden, das Vorhaben umgesetzt werden. Mit der Gründung einer
GmbH & Ko KG war dafür die passende Rechtsform gefunden. Mit der Eröffnung des
Dorfladens 2008 realisierte sich das gemeinschaftliche Versorgungsprojekt, an dem die Bürger
mit ihrem Engagement und Arbeitseinsatz, aber auch finanziell, beteiligt waren.
Über weitere Fördermittel aus der LEADER-Förderung konnten Teile des bereits für den
Dorfladen genutzten Gebäudes, ein ehemaliger Raiffeisenmarkt, in einen
Dorfgemeinschaftsraum umgestaltet werden. Daraus entwickelte sich nunmehr ein
Treffpunkt, Café und Austauschort für die Dorfbewohner, der gleichzeitig die
Wirtschaftlichkeit des Ladens stützt. Über die Jahre hinweg hat der Dorfladen auch einen Holund Bringedienst etabliert, der gerade von nicht mehr so mobilen Menschen genutzt werden
kann. Die wirtschaftliche Grundlage ist nun für die Absicherung mehrerer Festangestellter
gesichert. In seinem Schlussstatement bekräftigte Herr Dressel, dass gerade für kleine
Gemeinden des ländlichen Raumes die Nahversorgungssituation, das Angebot von
Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, auch in Hinblick auf das zunehmende Durchschnittsalter der
Bevölkerung, eine Grundlage zukünftiger Entwicklungsmöglichkeiten darstellt.
Kontakt: Dorfladen Heilgersdorf, https://de-de.facebook.com/Dorfladen.Heilgersdorf,
Ansprechpartner: http://www.nahversorger-institut.de/index.php/leistungen
gefördert durch die Europäische Union
und das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
4. Frau Plaumann und Frau Fuchs stellten auf einem Rundgang das Internatsdorf vor
Frau Plaumann und Frau Fuchs, Pädagoginnen der Hermann-Lietz-Schule, stellten zu Beginn
ihres Rundgangs den Aufbau des Internatsdorfes, mit den Lehrgebäuden und den
Wohngebäuden nochmal vor. Die InternatsschülerInnen, etwa ein Drittel der an der Schule
unterrichteten SchülerInnen, wohnen in „Familien“ gemeinsam mit betreuenden
Lehrerfamilien in den Wohngebäuden auf dem weitläufigen Gelände. Somit ergibt sich quasi
eine dörfliche Struktur, die sich an den Ort Haubinda mit angliedert. Frau Plaumann verwies
darauf, dass SchülerInnen auch bei der Planung und Errichtung neuer Wohngebäude auf dem
Gelände beteiligt waren. Diese Arbeiten begleiten die SchülerInnen über ihre Arbeit in
sogenannten Gilden. Diese Gilden oder Arbeitsgemeinschaften sind ein verpflichtendes
pädagogisches Angebot außerhalb des Unterrichts und die Schüler müssen sich in min. drei
Gilden engagieren. Thematisch sind dieser sehr vielfältig. Sie reichen von der Bewirtschaftung
des Schulwaldes oder des Schulbauernhofes über kulturelle, sportliche, hauswirtschaftliche
und handwerkliche Arbeiten bis hin zur Begleitung des Dorfladens. In Hinblick auf die
zukünftige Entwicklung des Internatsdorfes benannte Frau Plaumann den Bedarf an einer
kleinen Kirche bzw. Andachtsraumes, beispielsweise in Strohbauweise. Erfahrungen zur
baulichen Umsetzung in der Strohhausbauweise wurden bereits gesammelt. Auch hier waren
die Schüler über die Arbeit in Gilden beteiligt. Und wie für ein Dorf typisch, so Frau Plaumann,
könnte auch eine Dorfkneipe, neben dem Dorfladen, zum Internatsdorf gehören. Damit sieht
sie in der angestrebten Entwicklung des Internats- und Schullebens gleichfalls einen Beitrag
zur nachhaltigen Entwicklung in Haubinda. Stationen des Rundganges waren dann der
Schulbauernhof, der Jugendclub des Internatsdorfes, die Tischlerwerkstatt und der Dorfladen.
Bei der Besichtigung des Dorfladens erkundigten sich die Teilnehmer nach den
Rahmenbedingungen der Projektumsetzung. Begleitet wird das Dorfladenprojekt durch eine
Gilde. Als Geschäftsführer engagieren sich zwei Schüler der achten Klasse. Für die Umsetzung
des Projektes kooperieren die Gilden untereinander. Im Dorfladen sollen vorrangig die
Produkte aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb vertrieben werden. So soll der Saft
und die Marmeladen aus dem Obst der zertifizierten Streuobstwiesen angeboten werden.
Ebenso die Produkte aus der Tierhaltung auf dem schuleigenen Bauernhof. Gegenüber dem
Dorfladen wird derzeit das Backhaus renoviert. Auch diese Waren sollen zukunftig angeboten
werden. Mit dem Dorfladen öffnet sich das Internatsdorf weiter gegenüber der Ortschaft, was
durch den Ort sehr unterstützt wird. Darüber hinaus bietet der Laden einen Einblick in das
Schulleben.
Eine erfolgreiche Umsetzung, so Frau Plaumann, steht und fällt aber immer auch mit der
Unterstützung und Begleitung durch das Lehrerkollektiv. Die Lehrer sind Konstante im
Betrieb, führen Schüler an unterschiedlichste Aufgabenfelder heran, beispielsweise an die
buchhalterischen Arbeiten über den Mathematikunterricht und die Schüler bekommen eine
Vorstellung von möglichen zukünftigen Berufsfeldern. Mit der Verbindung zwischen den
Unterrichtsinhalten und deren praktische Erprobung über eben ein solches Dorfladenprojekt
bietet sich für Schüler eine praxisnahe Lernmöglichkeit, die auch für Hauptschüler geeignet,
sehr motiviert.
Kontakt: Susanne Plaumann, Haubinda Lietz Schule, Stiftung 01, 98663 Haubinda, 036875 671 – 0, [email protected], http://www.internatsdorf.de/
gefördert durch die Europäische Union
und das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
Bilder der Veranstaltung
Teilnehmer des AKUS in Haubinda
Teilnehmer
Martin Kürth
Anja Geisler
Susanne Plaumann
Sabine Fuchs
Detlev Notzke
Josefine Pfletscher
Andreas Siegmann
Annett Gerber
Birgit Henkel
Ingrid von Knobloch-Ludwig
Beate Seifert
Carina Horcher
Hendrik Dressel
Hartmut Werner
Detlef Pappe
Christopher Orther
Mathias Günther
Marianne Herrmann
Martin Abramowski
Institution
Jugendforum Thüringen
NaturfreundeJugend Thüringen
Hermann-Lietz-Schule Haubinda
Hermann-Lietz-Schule Haubinda
Hermann-Lietz-Schule Haubinda
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
NAJU Thüringen/Kinder- und Jugendheim Marisfeld
BUND Meiningen
Sozialausschuss GR Masserberg
Naturfreunde Thüringen OG Suhl
Dorfladen Heilgersdorf
Dorfladen Heilgersdorf
Hermann-Lietz-Schule Haubinda
VG Heldburger Unterland
Gemeinde Hellingen
WKB MdL Tilo Kummer
NABU Thüringen
Nachhaltigkeitszentrum Thüringen
gez. Martin Abramowski
gefördert durch die Europäische Union
und das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz