Schülerfirmen: Tipps von Schülern für Schüler

Schülerfirmen: Tipps von
Schülern für Schüler
1. Schafft eine passende Organisation
88 Legt frühzeitig fest: Wer macht was? Hier solltet Ihr
nicht zu lange diskutieren. Wer welche Aufgabe
übernimmt, sollte nach dem ersten Treffen stehen.
Einige werden dabei Ihren Lieblingsposten im Blick
haben. Bei der weiteren Verteilung helfen Kurzporträts dieser Aufgaben, besonders in den Bereichen, die
man vielleicht nicht auf Anhieb verstehen kann.
Macht Euch klar: Jeder Posten ist wichtig und Teil
des Ganzen.
88 Überprüft nach kurzer Zeit: Passen die Aufgaben/
Ämter zu den Personen. Fragt Euch: Fühlt Ihr Euch
wohl mit Euren Aufgaben? Ganz wichtig: Man muss
sich wohlfühlen und sich mit seiner Position identifizieren, um die damit verbundenen Aufgaben zuverlässig und gewissenhaft erledigen zu können. Sprecht
frühzeitig mit den anderen über auftretende Probleme, Fragen, Know-how-Lücken usw. Vielleicht sind
es Kleinigkeiten. Aber möglicherweise bietet sich
auch beim Auseinandersetzen damit innerhalb der
Gruppe ein Positionswechsel an. Nach spätestens
sechs Wochen sollten die Ämter in festen Händen
sein. Achtet jedoch darauf, nicht wild hin und her zu
tauschen. Das wird im Chaos enden.
88 Habt keine Angst vor schweren Aufgaben (z. B. die
Finanzen zu verwalten). Verschafft Euch einen Überblick über Euren Aufgabenbereich und überlegt, was
Ihr hier wie genau erledigen könnt, statt wild drauflos zu arbeiten und am Ende den Durchblick zu verlieren. Man wächst mit seinen Aufgaben. Lasst Euch
durch Probleme zu Beginn nicht entmutigen. Holt
Euch im Zweifelsfall Hilfe. Seid Euch im Klaren darüber, wie wichtig verantwortungsvolle Aufgaben sind.
Und dass sie Euch persönlich weiterbringen. Und das
ganze Team auch.
2. Geht vernünftig mit Eurer Zeit um
88 Versucht nicht, alles auf einmal zu tun. Macht Euch
einen Plan. Denkt in vielen einzelnen Schritten. Setzt
Euch Etappenziele (Meilensteine). Oft hilft es, wenn
man diesen Plan durch einen großen Wandkalender
visualisiert. Erarbeitet Euch Schritt für Schritt den
Weg zu einem wichtigen Ereignis oder Ziel wie z. B.
Fertigstellung des Produkts, des Geschäftsberichts
oder den Markteinstieg.
88 Setzt Euch Deadlines für einzelne Aufgaben. Und
achtet auch darauf, dass diese von allen wahrgenommen und eingehalten werden. Sammelt Eure Arbeitsfortschritte, tragt sie regelmäßig zusammen.
88 Investiert nicht zu viel Zeit in einzelne Schritte
(z. B. sich auf eine Geschäftsidee zu einigen). Es gibt
nämlich viel zu tun. Die verbummelte Zeit fehlt
Euch irgendwann. Am Anfang unterschätzt man oft,
wie kurz ein paar Wochen werden können.
Schülerfirmen: Tipps von Schülern für Schüler
3. Sorgt für ein effektives Projektmanagement
4. Achtet auf eine funktionierende Teamarbeit
88 Besorgt Euch Muster für Rechnungen, Kalkulations­
88 Die Erfahrung zeigt: Wenige müssen (zu) viel arbeiten.
tabellen, Geschäftsbedingungen usw., entwerft Eure
Geschäfts­­briefe und Geschäftspapiere mit einheitlichem
Briefkopf, beauftragt damit am besten zwei Mitschüler/
innen, die sich darum kümmern. Lasst die Entwürfe
nur einmal überarbeiten und stimmt dann (ohne große
Diskussions­runde) darüber ab, statt in der großen Runde
Ideen und Vorschläge zu sammeln. Erfahrungsgemäß
endet so etwas in einem angeregten Gespräch eines
Bruchteils der Gruppe, der Rest schaltet ab. Oder man
findet immer wieder neue Vorschläge, weil das Gruppengespräch die Gedanken anregt, und kommt mit viel
Zeitverlust kaum zu einem Ergebnis.
88 Benutzt ein einheitliches Format und eine einheitliche
Kennzeichnung von Dateien. Sonst gibt es Chaos. Beispiele: Festlegung von Dateiformaten wie PPT oder Fest­
legung des Aufbaus von Dateinamen wie „Rechnung
Schülerfirma XY.doc“. Die Vorgaben für solche Formate
und Kennzeich­nungen und andere administrative Dinge
sollten von einem oder zwei Teammitgliedern (Controllern) kommen. Sie könnten einen Leitfaden erarbeiten,
wie welche Dinge zu erledigen sind. Zu viele Köche verderben den Brei.
88 Diese Controller sollten auch im Blick behalten: Welche
Aufgaben stehen an? Welche sind erledigt? Welche sind
überfällig?
88 Dazu könnten Sie alle anstehenden Aufgaben z. B. in
einer EXCEL-Tabelle auflisten. Diese Liste muss von
jedem Teammitglied einsehbar sein, damit immer alle
auf dem gleichen Informationsstand sind. Aktualisierun­
gen sollten trotzdem immer nur dem Controller obliegen.
88 Die Zuständigkeit für dieses Controlling könnte reihum
rotieren, damit alle mal in die Rolle des „Buhmanns“
kommen, der die anderen zur Ordnung ruft.
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88 Bei regelmäßigen Zusammenkünften, bei denen der
aktuelle Arbeitsstand besprochen/präsentiert wird,
muss deutlich werden, wer welche Aufgaben übernommen und ggf. nicht erledigt hat. Das Team kann und
muss diesen Leuten Druck machen. Mit dem Argument:
Ohne das Arbeitsergebnis kommt die Gruppe nicht
weiter. Überlegt auch, ob Ihr Mahnungen verschicken
könntet. Und unterschätzt außerdem nie die Kommunikation und die Konfrontation mit einem solchen Problem. Am Anfang kommt es einem wahrscheinlich etwas
albern vor, darüber zu entscheiden, was mit jemandem
passiert, der nicht mehr mitmacht und keine Leistung
bringt (z. B. Ausschluss vom Projekt Schülerfirma?).
Immerhin handelt es sich bei den Teammitgliedern um
Freunde oder zumindest Schulkameraden. Die Arbeitsatmosphäre kann zwar locker sein, aber trotzdem sollte
eine gewisse Strenge/Autorität vermittelt werden (z. B.
durch den Vorstandsvorsitzenden oder Geschäftsführer
oder den Controller). Es ist auch wichtig, die Motivation
der Teilnehmer zu kennen. Bei purem Interesse wird
Euch eine solche Problematik hoffentlich erspart. Bei
passiven Kursbesuchern sieht die Sache schon etwas
anders aus.
88 Teams sollten nicht mehr als zehn Mitglieder haben
(eher weniger). Bei zu vielen Mitgliedern sinkt die Motivation, einige tauchen ab, liefern Ihre Zuarbeiten nicht.
Die Folgen sind: Das Team wächst nicht zusammen, die
Arbeit bleibt an wenigen Personen hängen.
88 Überlegt Euch: Welche Aufgaben können Teammitglieder
übernehmen, die in bestimmten Phasen zu wenig oder
nichts zu tun haben. Ihr müsst verhindern, dass sie die
Lust verlieren und abwandern. Hier hilft der genaue
Masterplan (auch als Schaubild): Der Überblick zeigt Euch,
welche Aufgaben dringend, saisonal und generell anfallen.
88 Um den Überblick zu behalten, welche Aufgaben anstehen
88 Kommunikation ist die halbe Miete. Ohne einen ausge-
und welche darauf folgen, helfen auch ganz traditionelle
„Schwarze Bretter“ mit Klebezetteln
prägten Austausch in der Gruppe läuft nichts. Sprecht
Euch ab und tauscht Euch aus. Erstellt direkt beim ersten
Schülerfirmen: Tipps von Schülern für Schüler
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88 Nutzt dieses Netzwerk auch für Eure Werbung
(Mund-zu-Mund-Propaganda). Und für gesponserte
Leistungen (Rabatte bei Drucken usw.).
7. Geht ruhig auf Geldgeber/Sponsoren zu
Treffen eine Telefon-, Handy- und E-Mail-Liste. Sprecht
während einzelner Arbeitsprozesse miteinander und
arbeitet nicht nebeneinander her. Wenn Ihr Euch auf
eine Kommunikationsplattform wie z. B. Facebook ge­­­
einigt habt, dann eröffnet direkt eine geheime Gruppe
mit allen Teilnehmern.
5. Nutzt eine gängige Kommunikationsplattform
88 Die üblichen Treffen „einmal pro Woche“ sind zu wenig.
88 Man sollte vor allem soziale Netzwerke (z. B. Facebook)
so weit wie möglich als Austauschplattform nutzen. Der
Grund: Die Schwelle, diese zu nutzen, ist gering, da viele
Teammitglieder ohnehin täglich z. B. auf Facebook sind.
88 Nutzt diese Plattformen auch für Eure Werbung. Sie
kostet hier nichts, erreicht aber eine Menge Menschen.
6. Baut Euch ein Hilfe-Netzwerk
88 Arbeitet Euch in Eure Aufgaben ein. Besorgt Euch Spe­
zialwissen (z. B. zur Buchführung) dann, wenn Ihr es
braucht (nicht zu früh, sonst vergisst man wieder die
Hälfte).
88 Nutzt persönliche Kontakte. Sucht Euch Hilfe und Un­
terstützung z. B. bei Eltern, Selbstständigen, Steuerberatern, Bankern, Unternehmen vor Ort usw. Je größer die
Gruppe ist, desto wahrscheinlicher habt Ihr hilfreiche
Kontakte in den Familien. Sammelt sie in einer Übersicht, damit Ihr zur passenden Zeit an sie denkt und auf
sie zurückgreifen könnt.
88 Bittet ehemalige Schülerfirmen an Eurer Schule um
Hilfe. Sie haben die frischesten Erfahrungen und sind
noch optimal im Thema. Hinzu kommt, dass sie in etwa
in Eurem Alter sind.
88 Versucht, Patenschaften durch Eltern, Selbstständige,
Steuerberater, Banker, Unternehmen usw. zu gewinnen.
88 Geldgeber/Sponsoren könnten übernehmen: Druck­
kosten, Werbung usw.
88 Nutzt für die Suche nach Geldgebern/Sponsoren die
örtliche Presse. Macht auf Euch aufmerksam. Fügt
solche Presseberichte bei einer schriftlichen Kontaktaufnahme bei.
88 Wenn Ihr Unternehmen als Sponsoren sucht: Recherchiert zuerst, welche Unternehmen schon mal als Sponsoren aktiv waren und optimalerweise in irgendeiner
Art mit Euch, Eurer Schule, Euren Vorgängern oder
Eurem Produkt/Eurer Dienstleistung in Verbindung
stehen.
88 Keine Angst vor Kontakten: Mutige Schülerfirmen-­
Teams kommen gut an. Natürlich sollte man nicht zu
dick auftragen. Aber oft verkaufen sich Schülerfirmen
etwas unter Wert. Seid stolz auf das, was Ihr tut.
88 Fragt bei Start-ups nach. Nach dem Motto: Junge Unternehmen helfen jungen Unternehmen.
8. Erhaltet Euch Motivation
88 Habt keine Angst, in zu
großen Dimensionen
zu denken. Werdet
dabei aber auch nicht
größenwahnsinnig
und verliert nicht den
Boden unter den
Füßen.
88 Steht hinter Eurer Idee
und seid überzeugt und
mit Leidenschaft dabei. Dann könnt Ihr auch zunächst
irreal wirkende Ziele erreichen.
88 Zugegeben spielen dabei zwischenzeitliche Motivationsschübe auch eine erhebliche Rolle. Dafür sind die er­­
wähnten Meilensteine wichtig. Wenn man sie erreicht,
sind die Fortschritte mit Händen zu greifen.
Quelle: Asli Karabenli, Yonca Rhode (Schülerfirma RoadBeats), Patricia Kretschmer, Jakob Temme (Schülerfirma Jugendstadtführer Berlin to go).
Bildnachweis: manun – Photocase (S. 1), Robert Kneschke – Fotolia (S. 2), Maskot – Plainpicture (S. 3 oben), sommerkind – Photocase (S. 3 unten)