Bauernfamilien verteidigen ihr traditionelles Saatgut

Kolumbien, Norte de Santander (Tibú) und Santander (Barrancabermeja)
Bauernfamilien verteidigen
ihr traditionelles Saatgut
Situation
Die Bäuerinnen und Bauern von Campoalegre in Huila sind bekannt für ihren mit
einheimischem Saatgut produzierten Reis. Im Jahr 2010 stürmten schwer bewaffnete
Polizisten und Vertreter des Agrarministeriums ohne Vorwarnung ihre Lagerhallen.
Sie beschlagnahmten 62 Tonnen einheimisches Saatgut und zerstörten 1592 Reispackungen. Denn ein neues Gesetz verbietet den Anbau von eigenem Saatgut.
Bauern und Bäuerinnen, die kein staatlich zertifiziertes Saatgut benützen, drohen
bis zu acht Jahren Haft.
Mit der Unterzeichnung von Freihandelsabkommen mit den USA und mit Europa
hat sich die kolumbianische Regierung verpflichtet, den Einsatz von einheimischem
Saatgut zu unterbinden. Die Regierung hat bereits 2,2 Millionen Tonnen einheimischen Reis, aber auch Kartoffeln, Mais, Weizen, Baumwolle und Gerste zerstört – mit
der Begründung, dass einheimisches Saatgut Krankheitskeime enthalten könnte.
Tatsächlich sind aber wirtschaftliche Interessen von internationalen Firmen wie Monsanto, Dupont oder Syngenta Grund für das Verbot.
Die Kleinbauernfamilien sind gezwungen, genmanipuliertes und patentiertes Saatgut
zu kaufen – sowie den für den Anbau notwendigen Dünger und teure Pestizide.
Viele von ihnen verschulden sich und laufen Gefahr, vom Markt verdrängt zu werden
und ihre Lebensgrundlagen zu verlieren.
Ziele
Ziel der HEKS-Partnerorganisationen OFP und Diözese Tibu ist es, eine ökologische
und diversifizierte Landwirtschaft mit einheimischem Saatgut zu fördern und so
die Lebensgrundlagen der Kleinbauernfamilien zu schützen. Bauernorganisationen,
Nichtregierungsorganisationen und Universitäten sollen befähigt werden, gegen die
KOLUMBIEN
HEKS-Schwerpunkt:
Konfliktbearbeitung
KOLUMBIEN
PANAMA
VENEZUELA
KOLUMBIEN
ECUADOR
PERU
BRASILIEN
48’321’405
Bevölkerung (2013)
1’141’748
Fläche in km2
Factsheet Auslandprojekt Projekt Nr. 842.339
Letzte Änderung: 18.01.2016
aktuelle Wirtschaftspolitik der Regierung eine gemeinsame Strategie zum Schutz,
Konservierung, Vermehrung und Anbau von traditionellem einheimischem Saatgut
zu verfolgen und bei der Regierung fundierte Argumente einzubringen gegen
­Gesetze, die den Gebrauch von einheimischem Saatgut verhindern und den Anbau
von genmanipulierten Pflanzen erlauben.
Land, Region, Stadt:
Kolumbien, Norte de Santander (Tibú) und Santander
(Barrancabermeja)
Zielgruppe
Projektsumme 2016:
130 000 CHF
• 270 Bauernfamilien, die von der OFP und der Diözese Tibú begleitet werden
HEKS-Nr.: 842.382
• 300 Personen, die an den jährlichen Informationsveranstaltungen teilnehmen
• 20 Mitarbeitende der OFP und der Diözese Tibú
Programmverantwortung:
Sandra Wicki
• Platform Cumbre Agraria
Aktivitäten
Lehrgänge in diversifizierter, ökologischer Landwirtschaft: Bildungs­
veranstaltungen zum Schutz von Saatgut, darunter zwei Lehrgänge für 120 Bauernfamilien, fördern den diversifizierten, ökologischen Anbau. Die Kurse beinhalten
Themen wie Anbaumethoden, Konservierung und Vermehrung von Saatgut, Landkonflikte, Produktionsmodelle, Ernährungssicherheit oder Umgang mit Wasser. Die
Kursteilnehmenden setzen das Gelernte in eigenen Projekten um und erhalten
von einem Agronomen technische Beratung. Sie erarbeiten Lösungsvorschläge für
die Umweltprobleme in ihrer Region. Die Bauern tauschen sich über traditionelle
Anbaumethoden und den Umgang mit einheimischem Saatgut aus. Dadurch wird
das Netzwerk von Saatgutwächtern gestärkt, das sich für den Schutz von einheimischem Saatgut einsetzt.
Stärkung des Bauernbündnisses Cumbre Agraria: Zusammen mit Fastenopfer
und Swissaid unterstützt HEKS die Erarbeitung einer gemeinsamen Lobbystrategie
des Bauernbündnisses Cumbre Agraria. Diese Plattform vereint Organisationen
von indigenen Gemeinschaften, Kleinbauern und Fischerinnen. Sie erwerben die
nötige Kompetenzen, um erfolgreich Einfluss auf die öffentliche Politik zu nehmen.
Sie erstellen Analysen, Präsentationen, Videoclips, erheben alle Saatgutwächter
in Kolumbien und stellen eine Instrumentenkiste mit konkreten Anleitungen zur
Produktion und Konservierung von Saatgut zur Verfügung.
Partnerorganisation
Grupo semillas
Projektfortschritt
2010 bildete die Plattform der Schweizer Hilfswerke, die in Kolumbien tätig sind,
eine Kommission zum Thema Land und Territorium, in der neben HEKS auch
Swissaid und Fastenopfer Einsitz haben. Mit der Kampagne «Für die Würde der
Bäuerinnen und Bauern» sensibilisierte die Kommission 2011 die Öffentlichkeit
für die Rechte der Kleinbauernfamilien. Mittels Publikationen und einer Website
zeichnete sie den Ursprung der Lebensmittel auf und wies auf die wichtige Rolle
der Kleinbauernfamilien hin. Mit dem vorliegenden Projekt soll in Zusammenarbeit
mit Swissaid und Fastenopfer eine noch breitere Öffentlichkeit für das Recht auf
eigenes Saatgut sensibilisiert sowie die Lobbyarbeit verstärkt werden.
Kontakt:
HEKS Kommunikation
Projektdienst
Seminarstrasse 28
8042 Zürich
Tel.: +41 44 360 88 95
E-Mail: [email protected]
Spenden: PC 80-1115-1
www.heks.ch
Factsheet Auslandprojekt Projekt Nr. 842.339
Letzte Änderung: 18.01.2016