Schweizer Illustrierte, 24. Dezember 2015

Ski-Weekend
auf 2511 m ü. M.
Olivier und Jana
Seinige mit ihren
Söhnen Jason (l.)
und Jamie.
FamilienSache
Atemberaubend Die Hörnlihütte
unter dem Sternenhimmel.
Action Jamie fährt Ski,
seit er drei Jahre alt war.
Angst? Kennt er nicht – zum
Leid seiner Eltern!
Originell Die Karte
im «Alpenblick» ist
auf Schweizerdeutsch.
Fein: «Es Chäsplättli.»
Auf die Ski,
fertig, los!
Vom Zmorge-Tisch direkt auf die Piste. Wer in der
HÖRNLIHÜTTE AROSA übernachtet, kann morgens
gleich die Skischuhe montieren. Und nachts einen
Sternenhimmel betrachten, der einem den Atem raubt.
62 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
TEXT SANDRA CASALINI
FOTOS DAVID BIRRI
P
ünktlich um sieben
Uhr stehen Jason, 11,
und Jamie, 8, am
Sonntagmorgen auf
der Matte. Nicht,
dass die beiden Buben aus Hünenberg ZG am Abend zuvor früh
ins Bett gegangen wären. Aber der
Ort, an dem sie mit ihren Eltern
Jana, 40, und Olivier Seinige, 44,
übernachtet haben, ist einfach zu
aufregend, um die Zeit mit Schlafen zu verschwenden.
Die Hörnlihütte liegt auf 2511
Metern über Meer, an der höchsten Stelle des Hörnligrats Arosa
GR. Direkt dort, wo die Urden-
Luftseilbahn die Skigebiete Arosa und Lenzerheide miteinander
verbindet. Die 1923 erbaute Hütte
befindet sich traditionellerweise
im Besitz des Skiclubs Arosa. In
den Zweier-, Dreier- und Viererzimmern und im Massenschlag
können nicht nur Gruppen übernachten, sondern auf Voranmeldung auch den Schneesport liebende Familien.
So wie die Seiniges. Die Mama ist begeisterte Snowboarderin.
Wirtschafts-Informatikerin Jana
Seinige stammt aus Tschechien,
wuchs in der Nähe von Prag auf.
Auch dort ist sie bereits als Kind
Ski gefahren: «Mein Vater leitete
jeweils Skilager.» Mit 14 kam Jana
in die Schweiz. Mit 20 stieg sie von
den Ski um aufs Snowboard. Auch
Jason möchte sich bald einmal auf
einem Brett ausprobieren. Vorerst flitzt er aber noch auf zweien
die Piste runter - wie sein kleiner
Bruder Jamie und sein Vater, ITSpezialist Olivier Seinige. Seit
sechs Jahren fahren Jason und Jamie mit Begeisterung Ski. Und sie
gönnen ihren Eltern kaum eine
Pause, wenn sie zusammen die
Pisten unsicher machen.
Ausser, es meldet sich der
Hunger. Dann ist vor allem mit
Jamie gar nicht mehr zu spassen! Am Samstagmittag kehrt
das sportliche Quartett im neu
er­öffneten «Alpenblick» ein. Es
gibt Währschaftes – Gerstensuppe und Älplermagronen –, aber u
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 63
Rustikal In ihrem
Zimmer auf der Hörnlihütte
liefern sich Jason (l.) und
Jamie eine Kissenschlacht.
Heiss Im «Alpenblick» gibts Fleisch
direkt vom Grill.
Besonders beliebt:
Rindsspiess.
Prost Während die Kinder im
Schnee toben, gönnen sich Jana
und Olivier ein Glas Weisswein.
u auch Rindsspiess oder Güggeli,
direkt über dem offenen Feuer gebraten. Und nach einem Dessert
vom reichhaltigen Kuchenbuffet
ist Familie Seinige fit für einen
Nachmittag im Schnee.
Mit dem letzten Bähnli gehts
dann mit Sack und Pack aufs
Hörnli. Müde? Auf keinen Fall!
Jason und Jamie liefern sich in
ihrem gemütlichen Familienzimmer erst mal eine Kissenschlacht.
Das Znacht ist so rustikal wie die
Hütte selbst: Salat, Gulasch mit
Kartoffelstock und «Öpfeltatsch».
Wer sich nach dem Abendessen
noch mal in die Kälte hinauswagt,
wird mit einem besonderen Anblick belohnt: Hunderte von Sternen erhellen den Himmel, unge64 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
stört von erleuchteten Fenstern
und Strassenlaternen.
Am nächsten Morgen zeigt
sich Arosa von seiner schönsten
Seite. Die Sonne strahlt. Zappelig
sitzen die Jungs beim Frühstück,
können es kaum erwarten, in ihre Skischuhe zu steigen. Bis die
Pisten öffnen, vertreiben sich Jason und Jamie die Zeit mit einer
Schneeballschlacht – und sind
schon patschnass, bevor sie ihre
Ski an den Füssen haben!
Als Erstes geht es am Sonntag
mit der Urden-Bahn in die «Lenzi». «Wollt ihr mal richtig lange
fahren?», fragt Oli seine Söhne.
Klar wollen sie. Also gehts los, bis
runter nach Parpan. Mit drei Sesselliften fährt Familie Seinige
wieder rauf aufs Urdenfürggli.
Von dort aus gehts zurück nach
Arosa.
Und weiter im Takt: Piste runter, mit dem Sessellift rauf – bis
sich wieder der Hunger meldet.
Im «Erzhorn» gibts für die Jungmannschaft Ghackets mit Hörnli,
für die Grossen Cordon bleu.
Nach zwei weiteren Fahrten am
Nachmittag ist es bereits Zeit, sich
auf den Heimweg zu machen. Als
Oli die Ski im Auto verstaut, entfährt Jamie ein herzhaftes Gähnen. «Na, wenigstens die Heimfahrt wird ruhig», meint sein
­Papa lachend.
----Infos Die Hörnlihütte ist bis
zum 10. April 2016 geöffnet.
www.hoernliarosa.ch