18. Oktober 2015 / Nr. 42Orientierung Glaube 31 Die Kinder stehen im Mittelpunkt Die Solanusschwestern in Landshut sind Trägerinnen des Kinderkrankenhauses St. Marien S eine Vergangenheit sieht man dem stattlichen Bau in der Schönbrunnerstraße 6 nicht mehr an. Im Mutterhaus der Solanusschwestern am grünen Stadtrand von Landshut befand sich ursprünglich die „Bernlochner-Brauerei“. Nur die Kellergewölbe des Baus aus dem Jahr 1846 lassen noch erahnen, dass hier früher Sudkessel und Bierfässer standen. Das große Anwesen mit kleinem, sehr schön gestaltetem Garten wurde 1913 vom Franziskaner-Missionsverein unter Pater Jakob Schauermann erworben und zum Missionshaus umgebaut. Er war es auch, der 1926 die Kongregation der Solanusschwestern begründete, deren vornehmlichste Aufgabe die Arbeit in der Mission sein sollte. 1929 wurden dann bereits die ersten Schwestern nach China ausgesandt. Aus politischen Gründen musste der dortige Konvent 1951 geschlossen werden. Auch in Südafrika war die nach dem heiligen Franziskus Solanus benannte Kongregation zwischen 1932 und 1991 aktiv, musste aber diesen Standort wegen Nachwuchsmangels aufgeben. Stattdessen begründete sie eine Mission im Nordosten Brasiliens. Dort sind zwei deutsche und eine brasilianische Schwester im Einsatz für die Armen. Seit März diesen Jahres hat der kleine Konvent auch eine Novizin. „Intention unseres Gründers war es, dass wir Schwestern nicht nur in der Mission, sondern auch in der Kinderkrankenpflege tätig sein sollten. Und dies ist heute unser Schwerpunkt“, erzählt Schwester Hedwig Scharnagl. Die zupackende 53-jährige Oberpfälzerin ist seit 2007 Generaloberin der Solanusschwestern. Die ausgebildete Bankkauffrau war 20 Jahre in der Verwaltung des Kinderkrankenhauses St. Marien tätig, bevor sie von ihren Mitschwestern in die Führungsposition gewählt wurde. Die Solanusschwestern sind Trägerinnen der Landshuter Kinderklinik mit 120 Betten und 500 Serie Im von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahr der Orden“ beleuchtet die MK besondere Ordensaktivitäten im Erzbistum. Die Kapelle des Kinderkrankenhauses St. Marien in Landshut (oben) sowie Schwester Christine Mirlach (links) und Schwester Hedwig Scharnagl mit einer Statue des heiligen Franziskus Solanus, des Gründers ihrer Kongregation Foto: Altmann (2) Mitarbeitern. Gleich nebenan haben die Schwestern ein Sozialpädiatrisches Zentrum eröffnet, dessen Aufgabe die fachübergreifende ambulante Versorgung von Kindern ist, die Auffälligkeiten in ihrer körperlichen, seelischen und/oder geistigen Entwicklung aufweisen. Innerhalb des Kreiskankenhauses Landshut betreiben die Solanusschwestern zudem ein Perinatalzentrum mit acht Betten, also eine Intensivstation für Früh- und Neugeborene. Und eine Berufsfachschule für Kinderkrankenpflege in Vilsbiburg mit 75 Ausbildungsplätzen ist ebenfalls in der Trägerschaft der Ordensfrauen. Seit Jahresbeginn sind alle Trägerschaften unter dem Dach der „Kinderkrankenhaus St. Marien GmbH“ zusammengeführt. „Das Kind ist bei unserer Arbeit immer im Mittelpunkt“, betont Schwester Hedwig. Und ihre Mitschwester Christine Mirlach ergänzt: „Kinder werden heute häufiger chronisch krank als früher und haben auch mehr Verhaltensauffälligkeiten. Mit dafür verantwortlich sind oft schwierige soziale Verhältnisse.“ Die 65jährige Ordensfrau ist seit einem Jahr Generalvikarin und damit Stellvertreterin von Schwester Hedwig. Sie arbeitet vormittags im Pfarrbüro und nachmittags in der Verwaltung ihrer Ordensgemeinschaft. „So hektisch wie bei Schwester Hedwig sind meine Tage nicht, aber das Arbeitsvolumen reicht absolut“, sagt Schwester Christine. Die Generaloberin Schwester Hedwig ist Aufsichtsratsvorsitzende und damit verantwortlich für insgesamt 520 Angestellte – von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt. „Meine Haupttätigkeit besteht aus Kommunizieren, Vermitteln, Organisieren, Telefonieren und Sprechen. Ich bin eine Kümmerin.“ Ihr Tagesablauf ist vom Aufstehen um 5.15 Uhr bis zum Zubettgehen gegen 22.30 Uhr komplett durchstrukturiert mit Arbeits- und Gebetszeiten und gefüllt mit Terminen, Besprechungen und vielfältigen sonstigen Aufgaben. „Ich kann dieses Pensum nur durch regelmäßige Auszeiten bewältigen. Etwa alle sechs Wochen nehme ich mir für drei Tage eine Auszeit und fahre in ein Kloster in den Bayerischen Wald. In diesen Tagen gibt es für mich nur drei Dinge: lesen, spazieren und beten. Man bleibt sonst auf der Strecke.“ In der Kongregation lastet sehr viel Arbeit auf wenigen Schultern. Es gibt nur noch 31 Solanusschwestern weltweit. 17 leben im Landshuter Mutterhaus. Die jüngste ist 39, Schwester Johanna ist mit 93 Jahren die älteste. Viele Schwestern sind zwischen 70 und 90, die letzte ewige Profess fand in Deutschland 2010 statt. Nachwuchs ist also sehr rar gesät. „Die Zukunft unserer Gemeinschaft betrachte ich als schwierig. Unsere Lebensform spricht junge Menschen kaum an“, bedauert Schwester Christine. Und Schwester Hedwig ergänzt: „Kongregationen haben einen Zeitauftrag. Ich rechne schon damit, dass unsere Gemeinschaft in weiter Zukunft mal ausstirbt.“ Dennoch bleibt die Generaloberin optimistisch: „Wir haben mit unseren Planungen und Investitionen sehr viel Glück gehabt, es haben sich viele Mosaiksteinchen zusammengefügt. Und das Schönste an meiner Aufgabe sind die Gestaltungsmöglichkeit und die Chance, den Bedürftigen helfen zu können.“ Petra Altmann Anzeige Unsere 25-jährige Erfahrung und unser Anspruch an Qualität, Zuverlässigkeit, Design und einfache Bedienung machen uns zu Ihrem kompetenten Partner. 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