Bau- und Baustoffmaschinen China Konjunkturbericht Bauindustrie Oktober 2015 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft - VR China Verfasserin: Stefanie Schmitt, Germany Trade & Invest, Beijing Beijing (gtai) - Der chinesische Hochbau schwächelt. Doch könnte es nach der aktuellen Korrekturphase ab 2016 wieder langsam bergauf gehen. Der Infrastrukturausbau wird hingegen weiter massiv vorangetrieben - teils politisch motiviert, teils, weil es nach wie vor Defizite etwa in den Bereichen Stromnetze oder Wasser-/Abwasser-/Müllbehandlung gibt. Zu den wichtigen Zukunftsaufgaben gehören die Sanierung von Gebäuden, die Wartung und Reparatur der Infrastruktur sowie das Recycling von Bauschutt. 1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zur Bauwirtschaft Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Die neue chinesische Regierung steuert die Wirtschaft um - weg von rein quantitativen Wachstumszielen hin zu mehr Nachhaltigkeit und Qualität. Gründe sind unter anderem landesweite erhebliche Umweltschäden sowie gewaltige Überkapazitäten in verschiedenen Branchen. Die "neue Normalität" geht einher mit im Vergleich zur Vergangenheit deutlich geringeren Zuwachsraten. Doch selbst 2014 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um real 7,4%. Für 2015 sind 7,0% anvisiert und wurden zumindest im 1. Quartal erreicht. Doch es deuten einige Konjunkturdaten darauf, dass das Wachstumsziel verfehlt werden könnte. In der Folge schraubte der IWF seine Prognose auf 6,8% herunter. Allerdings wäre dies absolut gerechnet bei einem BIP von umgerechnet rund 7.775 Mrd. Euro - zum Vergleich Deutschland 2.904 Mrd. Euro - immer noch ein ganz erheblicher Betrag. Immerhin erscheint die Dynamik im Einklang mit den Regierungszielen: So verliert die Produktion energieintensiver und umweltschädlicher Industriegüter an Bedeutung und die Dienstleistungsbranche etabliert sich zunehmend als treibende Kraft. Ablesen lässt sich dies an den Beiträgen der drei Sektoren zum BIP: 2014 waren Dienstleistungen für 48,2% des BIP verantwortlich, die Industrie für 42,6% und der Primärsektor für 9,2%. Allerdings scheint es, als habe die Politik "Angst vor der eigenen Courage" bekommen. Vor allem mit Blick auf den schwächelnden Bausektor unterstützt die Regierung den Wohnungsbau. Im März 2015 kündigte Premierminister Li Keqiang an, das staatliche Investitionsbudget für Infrastruktur auf 477,6 Mrd. RMB aufzustocken. China setzt damit weiter auf hohe staatliche Infrastrukturinvestitionen, auch wenn, um die absehbaren Finanzlücken zu füllen, verstärkt Dritte in Form von Public-Private-Partnership (PPP)-Modellen mit ins Boot geholt werden sollen. In der Tat steckt das Regime vor einer schwierigen Situation. Einerseits ist es sich der strukturellen Probleme durchaus bewusst, andererseits braucht es zusätzliches Wachs2 tum zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen, um sozialen Konflikten zu begegnen und die eigene Machtposition zu sichern - besonders jetzt, da auch die Exporte nicht mehr so verlässlich zulegen wie in der Vergangenheit. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2013 2014 Vergleichsdaten Deutschland 2015 *) BIP (nominal, Mrd. Euro) 6.919 7.775 3.016 1) BIP pro Kopf (Euro) 5.097 5.683 - Bevölkerung (Mio.) 1.361 1.368 81,3 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = x 8,222 8,186 RMB) *) Daten teilweise revidiert Quellen: National Bureau of Statistics of China (NBS), Statistisches Bundesamt Investitionen Das Wachstum der Investitionen in Sachanlagen (Fixed Assets) hat sich im 1. Quartal 2015 weiter abgeschwächt (13,5 gegenüber 15,7% im Gesamtjahr 2014). Allerdings erlebten Investitionen aus dem Ausland einen unerwarteten Aufschwung. Diese waren 2014 nur um 1,7% gestiegen, gingen jedoch in den ersten drei Monaten 2015 um 11,3% nach oben. Investitionen aus der EU erhöhten sich sogar um 30,5%, solche aus Deutschland um 26,4%. Weltweit flossen 34,9 Mrd. US$ nach China (darunter aus der EU: 2,0 Mrd. und aus Deutschland: 550 Mio. $). Zugleich gingen die chinesischen Auslandsinvestitionen ebenfalls um satte 29,6% auf 25,8 Mrd. $ in die Höhe. Wie die politische Führung im März 2015 betonte, soll die weitere Eröffnung von Freihandelszonen und Innovationen das wirtschaftliche Wachstum stärker vorantreiben. Im April eröffneten nach dem Muster der 2013 etablierten Freihandelszone in Shanghai drei weitere Zonen in Guangdong, Tianjin und Fujian. Auf den ersten Blick scheint die Ansiedlung für ausländische Firmen interessant, da diese hier in einigen Branchen anders als im Rest 3 der Volksrepublik ohne chinesischen Partner tätig werden können. In der Praxis gibt es weiterhin zahlreiche Beschränkungen. Potenzielle Investoren und Unternehmen, die in die VR China exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum Der Konsum trug 2014 mit 51,2% über die Hälfte zum BIP-Wachstum bei und lag somit wie politisch gewünscht über dem Anteil der Investitionen (48,6%). Das verfügbare Einkommen pro Kopf stieg auf 20.167 RMB (+10,1% zum Vorjahr). Trotzdem reicht der private Konsum noch nicht aus, um die nachlassende Baukonjunktur auszugleichen. Grund ist das unzureichende soziale Sicherungssystem. Zwar wurden in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen beim Aufbau eines landesweiten Krankenversicherungsund Rentensystems unternommen, doch die Skepsis ist nach wie vor groß. Zu diesem 4 strukturellen Problem kommen derzeit die hohe Unsicherheit über die Entwicklung der Immobilienmärkte und nicht zuletzt die schwächere Lohnentwicklung, die viele chinesische Verbraucher vorsichtiger agieren lassen. Folglich nahmen die Einzelhandelsumsätze 2014 nur noch um 12,0% auf 26,2 Bill. RMB zu - der niedrigste Anstieg seit 2003. Darin enthalten sind die enormen Wachstumsraten des Onlinehandels, der allein im 1. Quartal 2015 um 41,0% expandierte. Strukturdaten zur Bauwirtschaft Im 1. Halbjahr 2015 sanken die Zuwächse des in der Bauwirtschaft erwirtschafteten Produktionswerts und der erzielten Gewinne erstmals seit ihrer statistischen Erfassung in den einstelligen Bereich. Die Gewinne der Baustoffindustrie rutschten sogar ins Minus (9,0%). Die realisierten Immobilieninvestitionen erhöhten sich laut National Bureau of Statistics (NBS) in den ersten neun Monaten 2015 nur noch um 3,5% auf 6.106 Mrd. RMB (etwa 990 Mrd. $; 1 US-Dollar = 6,16 RMB). 2014 hatte der Anstieg für das Gesamtjahr noch bei 10,5% und 2013 sogar bei 19,8% gelegen. Insbesondere im Wohnungsbau wurden wertmäßig nur noch 2,3% mehr Immobilien fertiggestellt als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Auch Handelsflächen rutschten erneut stark auf +5,4% ab. Allein der Bürobau scheint noch dynamisch (+14,2%). Noch schwächer zeigen sich die Daten bei den in den ersten neun Monaten 2015 begonnenen Projekten. In Quadratmetern gemessen gingen diese um 16,8% zurück - am stärksten im Wohnungsbau (-17,9%), gefolgt von Büros (-13,2%) und Handelsflächen (10,8%). Nach Analysen der Schweizer UBS sind die Anpassungsprozesse zwischen Angebot und Nachfrage angesichts bestehender Überhänge in Städten jenseits der zweiten Reihe bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Zwar könnte es in der zweiten Jahreshälfte infolge staatlicher Stützungsmaßnahmen zu einer leichten Entspannung bei den neu begonnenen Projekten geben. Trotzdem geht die Bank von einem Gesamtjahresminus von 10 bis 15% aus. Prognosen für den Bausektor Veränderung 2015 zu 2013 in % Verkaufte Flächen Neu begonnene Flächen darunter Wohnflächen In Bau befindliche Flächen Fertig gestellte Flächen Durchschnittliche Preisentwicklung (über 70 Städte) -7,6 -21,9 -24,8 15,7 12,3 -5,3 Quelle: UBS Nach einer Korrekturphase 2014/15 geht die UBS davon aus, dass sich der Wohnungsmarkt 2016 wieder erholt, weil die bis dahin zu erwartenden oder bereits ergriffenen Maßnahmen ihre Wirkung entfalten. Die Bank erwartet deshalb im Wohnungsbau für 2016 ein einstelliges Wachstum. Insbesondere sollte eine schnelle Umsetzung der HukouReform Impulse bringen. Diese wird allerdings bislang nur sehr zögerlich angegangen. Aber auch für Zinssenkungen und andere Instrumente im Kreditbereich gibt es noch 5 Spielräume. Die gesamten Bauaktivitäten dürften jedoch 2016/17 weiter abnehmen, bevor es zu einer Stabilisierung kommt. Erstaunlicherweise zeigen sich Nachfrage und Preise nach wie vor stabil oder tendieren sogar nach oben. Während die Immobilienverkäufe insgesamt flächenmäßig um 7,2% zulegten, wuchsen sie wertmäßig um 15,3%. Am stärksten waren die Preiszuwächse im Wohnbereich (flächenmäßiges Verkaufsplus: 8,0%; wertmäßiges Verkaufsplus: 18,7%). Tatsächlich stieg die Zahl der Wohnungsverkäufe in den ersten neun Monaten 2015 in vielen Großstädten laut China Index Academy um über 51%; beispielsweise in Beijing um 40%, in Shanghai um 50% und in Shenzhen sogar um 116%. Gerade in Shenzhen liegt eine Sondersituation vor, da die meisten Zuzügler junge Migranten sind, die mieten oder kaufen müssen. Dies treibt die Preise in die Höhe. Bei Büroflächen lagen die Zunahmen der Fläche nach bei 8,5% und wertmäßig bei 12,9%. Lediglich Handelsflächen gaben preislich nach (1,2% / -2,5%), was Beobachter angesichts erheblicher Überkapazitäten an Shopping Malls bereits seit längerem vorausgesagt hatten. Kerndaten der Bauindustrie (Zuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Produktionswert Gewinn Wertschöpfung *) 1. Halbjahr Quelle: NBS 2010 2011 2012 2013 2014 2015 *) 24,0 25,9 12,6 22,6 24,4 10,0 16,2 15,6 9,3 16,1 16,7 9,5 10,2 13,7 8,9 4,3 6,3 k.A. Kerndaten der Baustoffindustrie (Zuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Umsatz Gewinn *) 1. Halbjahr Quelle: NBS 2010 2011 2012 2013 2014 2015 *) k.A. 28,6 38,5 45,3 13,4 k.A. 16,3 18,2 10,1 4,8 3,3 -9,0 Strukturdaten zur Bauwirtschaft (Veränderung gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode in %) Kennziffer 2014 Veränd. 2015 1) Veränd. Wert der Bauinvestitionen insgesamt 2) Hochbau 3) Realisierte Immobilieninvestitionen (in Mrd. RMB) 2) .Wohnbau .Bürobau .Handelsflächen k.A. k.A. 9.503,6 6.435,2 564,1 1.434,6 10,5 9,2 21,3 20,1 k.A. k.A. 6.106,3 4.109,8 386,5 929,1 3,5 2,3 14,2 5,4 Von Bau- und Entwicklungsgesellschaften gekauftes Land (in Mio. qm) Von Bau- und Entwicklungsgesellschaften gekauftes Land (in Mrd. RMB) 333,8 -14,0 141,2 -32,1 1.745,9 29,3 1.150,2 10,0 Im gleichen Jahr begonnene Bauprojekte .Wohngebäude (in Mio. qm) .Bürogebäude (in Mio. qm) .Handelsflächen (in Mio. qm) 1.795,9 1.248,8 73,5 250,5 -10,7 -14,4 6,7 -3,3 951,8 658,3 39,4 141,0 -16,8 -17,9 -13,2 -10,8 Laufende Bauprojekte .Wohngebäude (in Mio. qm) 7.264,8 5.151,0 9,2 5,9 6.693,6 4.663,0 2,5 0,2 6 .Bürogebäude (in Mio. qm) Handelsflächen (in Mio. qm) 299,3 943,2 21,8 17,0 299,4 904,5 12,9 8,0 Fertig gestellte Bauprojekte .Wohngebäude (in Mio. qm) .Bürogebäude (in Mio. qm) .Handelsflächen (in Mio. qm) 1.074,6 808,7 31,4 120,8 5,9 2,7 12,7 11,3 424,8 314,9 14,3 50,9 -14,6 -17,2 12,5 -10,1 Verkäufe (in Mio. qm) .Wohngebäude (in Mio. qm) .Bürogebäude (in Mio. qm) .Handelsflächen (in Mio. qm) 1.206,5 1.051,8 25,0 90,8 -7,6 -9,1 -13,4 7,2 696,8 616,8 15,2 45,8 7,2 8,0 8,5 1,2 Verkäufe (in Mrd. RMB) .Wohngebäude (in Mrd. RMB) .Bürogebäude (in Mrd. RMB) .Handelsflächen (in Mrd. RMB) 7.629,2 6.239,6 294,4 890,6 -6,3 -7,8 -21,4 7,6 4.804,2 4.072,4 191,2 447,5 15,3 18,7 12,9 -2,5 Tiefbau, Infrastrukturbau (in Mrd. RMB) darunter: .Eisenbahn .Straßen .Wasserwege .Luftfahrt .Pipelines .Lagerhaltung 4.298,4 18,6 2.879,8 18,6 780,1 2.456,6 239,0 143,5 32,1 515,9 16,6 20,3 12,6 9,2 -14,0 22,4 406,1 1.708,7 153,9 99,7 17,0 401,2 9,9 18,4 0,3 14,6 -19,4 31,2 1) Januar bis August; 2) Erfasst wird nur ein Teil der gesamten Bautätigkeit. Die Zahlen basieren auf offiziellen Angaben der Entwicklungsgesellschaften (Real Estate Developer), deren Projekte auf dem freien Markt angeboten werden, gegenüber dem NBS. Bauleistungen anderer Träger sind nicht enthalten. Die Basis der erfassten Unternehmen kann sich im Zeitverlauf ändern; 3) die Summe der Hochbauinvestitionen wird - im Gegensatz zum Tiefbau - offiziell nicht ausgewiesen. Stattdessen gibt das NBS die "realisierten Immobilieninvestitionen an. Diese umfassen allerdings einerseits neben den eigentlichen Bauinvestitionen noch weitere Posten wie Bauerschließung, beinhalten andererseits mit Wohn- und Bürogebäuden sowie Handelsflächen aber nicht alle Aspekte des Hochbaus. Quellen: NBS; Berechnungen von Germany Trade & Invest Die nachlassende Bauentwicklung bleibt nicht ohne Folgen für die chinesischen Baumaschinenhersteller. Speziell Bagger und Lader sind, so CEInet und das Magazin China Machinery and Electric Industry, weniger gefragt und verzeichneten in den ersten acht Monaten 2015 ein Produktionsminus nach Stückzahlen von 8,2 beziehungsweise 7,7%. Allein Verdichtungswalzen legten mit 17,0% im Vergleich zur Vorjahresperiode stärker zu. Auch Kräne entwickelten sich mit einem Plus von 11,1% vergleichsweise gut. Nach Einschätzung eines deutschen Straßenbaumaschinenherstellers gilt es zu differenzieren zwischen dem von der gegenwärtigen Baukrise besonders betroffenen Hoch- und dem nach wie vor gut laufenden Infrastrukturbau. Entsprechend sind beispielsweise Brech- und Siebanlagen, wie sie im Betonbau eingesetzt werden, nicht mehr so gefragt, während der Bedarf an Straßenbaumaschinen für die nach wie vor forcierte Errichtung von Autobahnen und Highways weiter hoch ist. Grundsätzlich wird der Erhalt der Verkehrsinfrastruktur eines der großen Zukunftsthemen sein. Dies hat nicht zuletzt mit der enormen Baugeschwindigkeit zu tun. Beton hat beispielsweise oft nicht genug Zeit, richtig auszuhärten, Kanaldeckel sinken bereits nach kurzer Zeit ein, und Brückenpfeilern wird nicht genügend Zeit gegeben, sich zu setzen. Ferner ist die Qualität der eingesetzten Materialien häufig schlecht, und auch die Bau7 ausführung lässt zu wünschen übrig. Reparaturarbeiten sind daher absehbar - mit entsprechenden Zusatzkosten. Deutsche Baumaschinen werden gegenwärtig immer noch dann gekauft, wenn Präzision gefragt ist. Deshalb dominieren bei Verdichtungswalzen im Erdbau, wo es nicht so sehr auf Genauigkeit ankommt, chinesische Anbieter, während bei Verdichtungsarbeiten im Straßenbau eher dem teureren deutschen Produkt der Vorzug gegeben wird. Dies gilt insbesondere für Autobahnen und Highways. Dagegen sind die Anforderungen bei Nebenstrecken oder Landstraßen oft nicht so hoch, weshalb sich die Anschaffung oder der Einsatz eines teuren deutschen Modells nicht lohnt. Grundsätzlich hat es sich für deutsche Maschinenbauer als vorteilhaft erwiesen, nicht nur vor Ort zu fertigen, sondern überdies Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten, um direkt auf Kundenansprüche abgestimmte Produkte zu entwickeln. Diese sind dann oft etwas einfacher, aber dessen ungeachtet von guter Qualität - und preislich erheblich attraktiver als ein Importerzeugnis. "Es fällt dem Kunden eben doch leichter, wenn er für ein zwar lokal gefertigtes, aber in seinen Augen immer noch ´deutsches´ Fabrikat nur 20% mehr bezahlen muss - statt das Doppelte", so ein deutscher Firmenvertreter. Als Zukunftsmarkt gilt das Recycling von Bauschutt. Schon heute wird bei Straßenreparaturen die Wiederverwendung von Asphalt direkt auf der Baustelle üblicher. Je nachdem, welche Anstrengungen beim Trennen und Sortieren unternommen werden, ließe sich mindestens die Hälfte der anfallenden Abrissberge oder sogar deutlich mehr wiederverwerten. Schon heute gibt es in einzelnen Provinzen wie Henan entsprechende Vorschriften. Andere dürften nachziehen. Altbeton lässt sich beispielsweise zerkleinern und zu neuem Beton mischen, zerkleinerte Ziegel lassen sich zu neuen Steinen formen oder entsprechend aufbereitet zum Unterbau von Straßen verwenden. Aktuell treten die Entscheidungen jedoch vielfach auf der Stelle, da die politisch Verantwortlichen zwar die Möglichkeiten des Recycling schätzen, ihnen dann aber die "Kärrnerarbeit" des Sortierens - möglichst in großen Hallen, um die Staubbelastung der Umwelt zu reduzieren - zu umständlich ist. Produktion ausgewählter Baumaschinen (Veränderung gegenüber der jeweiligen Vorjahresperiode in %) Bagger Lader Verdichtungswalzen Kräne Zementmaschinen Einheit 2014 Veränd. 2015 *) Veränd. Stück Stück Stück Tsd. t Tsd. t 125.301 163.165 54.098 10.953 946 -13,8 -13,3 13,9 6,8 -0,7 92.192 108.922 34.392 7.440 653 -8,2 -7,7 17,0 11,1 0,2 *) Januar bis August Quellen: CEInet, Magazin China Machinery & Electric Industry Insgesamt sind die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der gegenwärtigen Korrekturen im Bausektor immens. Nach Einschätzung der UBS kosten sie mit all ihren Folgen auf vor- und nachgelagerte Industriezweige 1,5 Prozentpunkte des BIP-Wachstums. Direkt betroffen sind Baustoffzulieferer und Baumaschinenhersteller, indirekt beispielsweise die Produzenten langlebiger Konsumgüter (nicht zuletzt auch von Autos), da das Geld bei den Haushalten angesichts geringerer Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien nicht 8 mehr so locker sitzt. Das NBS veranschlagt den Anteil des Bausektors am BIP für 2014 auf 6%. Der Druck, gegenzusteuern, ist deshalb sehr groß für die Regierung in Beijing, die eigentlich angetreten war, das Land weg von einem investitions- hin zu einem konsumgetriebenen Wachstum zu lenken. 2. Hochbau Marktlage und Marktentwicklung Etwa zwei Drittel des Hochbaus entfallen auf den Wohnungsbau - und gerade hier sind die Einbrüche besonders spürbar. Flächenmäßig wurden laut NBS in den ersten neun Monaten 2015 um 17,9% weniger Bauprojekte begonnen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dabei blieben die Verkaufspreise für fertige Objekte allerdings erstaunlich stabil oder waren sogar im Steigen begriffen. Während die Wohnungsverkäufe insgesamt flächenmäßig um 8,0% zulegten, wuchsen sie wertmäßig um 18,7%. Wohnungsbau Im August 2015 ermittelte die China Index Academy den fünften Monat in Folge zunehmende Preise für Neubauwohnungen. In 100 untersuchten Städten stieg der mittlere Preis im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,95% auf 10.787 RMB pro Quadratmeter Bruttowohnfläche (Juli: +0,54%; Juni: +0,56%). Im August 2015 verzeichneten 51 Städte steigende, fünf fallende und 49 stagnierende Preise. In den zehn größten Städten wurden pro Quadratmeter durchschnittlich 19.962 RMB erzielt (+1,95% gegenüber August 2014). Am stärksten war der Preisanstieg in Shanghai (+3,77%). Die Forscher führen die Entwicklung auf die Fördermaßnahmen der Regierung zurück. Angesichts der Kaufflaute hatten die verantwortlichen Behörden bereits in der ersten Jahreshälfte eine Reihe von Maßnahmen zur Stimulierung der Nachfrage eingeleitet. So wurden die erforderliche Anzahlungen für Zweitwohnungs-/Zweithauskäufer von 60 auf 40% und für Erstkäufer von 30 auf 20% reduziert. Beijing, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen waren von dieser Regelung ausgenommen und durften selbst entscheiden. Beijing senkte ebenfalls auf 20%, die anderen Städte blieben bei 30%. Die Mindestanzahlung für Zweitkäufer, die ihre erste Immobilie bereits abbezahlt haben, bleibt zwar unverändert bei 30%. Hinzu kamen aber für alle Zinssenkungen und geringere Mindestreserveanforderungen für die Banken sowie Erleichterungen für kaufwillige ausländische Privatkäufer. Das Interesse hält sich bei diesen wegen der im internationalen Vergleich exorbitant hohen Preise und des starken Renminbi-Kurses aber eher in Grenzen. Regionale Märkte für Wohnimmobilien *) (Veränderung im Vergleich zur Vorjahresperiode in %) Beijing Investitionen (Mrd. RMB) Veränd. Fertiggestellte Wohnfläche (Mio. qm) Veränd. 114,3 2,5 4,7 -2,3 9 Tianjin Shanghai Chongqing Shandong Jiangsu Zhejiang Guangdong 88,2 105,9 149,8 275,5 408,2 293,7 363,6 11,1 1,2 2,1 6,9 7,3 0,1 19,6 5,3 8,6 15,4 26,2 35,5 16,3 18,0 *) Januar bis August 2015; erfasst wird nur ein Teil der gesamten Bautätigkeit. Die Zahlen basieren auf offiziellen Angaben der Entwicklungsgesellschaften (Real Estate Developer), deren Projekte auf dem freien Markt angeboten werden, gegenüber dem NBS. Die Basis der erfassten Unternehmen kann sich im Zeitverlauf verändern. Quelle: CEInet Derweil ändern sich die Prioritäten der Käufer. Aus Großstädten wie Shanghai ist zu hören, potente Käufer bevorzugten mittlerweile kleinere, aber zentral gelegene Wohneinheiten anstelle von großzügiger bemessenen Appartements oder gar einer Villa in den verkehrstechnisch mit langen Anfahrtszeiten verbundenen Vororten. Wer es sich leisten kann, verfügt über beides: ein schickes Studio in Downtown und eine Villa "im Grünen". Bei den Käufern solcher Einheiten von bis zu 100 qm Bruttowohnfläche handelt es sich oft um Singles, kinderlose Paare oder Familien mit einem Kind. Sie legen Wert auf eine technisch hochmoderne Innenausstattung, eine effiziente Hausverwaltung (einschließlich Concierge, im High-end-Bereich gerne auch mit Butler-Service) und hochwertige Haustechnik. Die Zeiten, in denen Wohnungen "nackt", das heißt ohne Dekoration, mit bloßen Zementwänden, Estrichböden und oft sogar ohne Wasserleitungen, verkauft wurden, gehen zu Ende. Die Gemeinschaftseinrichtungen sollten über Schwimmbad, Restaurants und möglichst auch über einen Garten sowie einen Spielplatz verfügen. Büro-/Gewerbebau/Industriehallen Nach NBS-Daten wurden in den ersten acht Monaten 2015 circa 14,3 Mio. qm Büroflächen fertiggestellt, jedoch - auch aus Altbeständen - insgesamt 15,2 Mio. qm verkauft. Die Verkäufe stiegen um 12,9% auf 191 Mrd. RMB, in qm gerechnet um 8,5%. Damit konnte der massive Preisrückgang, der 2014 zu beobachten war, wieder etwas ausgeglichen werden. An Handelsflächen wurden im selben Zeitraum 50,9 Mio. qm fertig gestellt, aber nur 45,8 Mio. qm verkauft. Dieses Missverhältnis drückte auf die Preise: das Volumen sank um 2,5% auf 447 Mrd. RMB. Allein 2014 eröffneten 300 neue Malls, was deren Gesamtzahl auf 1.700 erhöhte. Weitere 700 befanden sich, vorwiegend in Städten der zweiten Reihe und jenseits davon, im Bau, so Shanghai Daily. Mit ihrer Fertigstellung sei in den nächsten drei Jahren zu rechnen. Shopping Malls konkurrieren in erster Linie mit dem offline-Einzelhandel und anderen Malls vor Ort. Allerdings wuchsen die Einzelhandelsverkäufe insgesamt 2014 lediglich um 10,5%, während die Zahl der Malls um 21% in die Höhe schnellte. Überdies macht den neuen Einkaufstempeln der rasant wachsende Wettbewerb aus dem Internet zu schaffen. 10 4,2 3,1 5,7 6,5 -9,5 -27,6 -30,8 Büro- und Handelsflächen der Entwicklungsgesellschaften (Veränderung im Vergleich zur Vorjahresperiode in %) 1) Flächenart Verkaufte Büroflächen . (in Mrd. RMB) . (in Mio. qm) Verkaufte Handelsfläche . (in Mrd. RMB) . (in Mio. qm) Fertig gestellte Büroflächen (in Mio. qm) Fertig gestellte Handelsflächen (in Mio. qm) 2014 Veränd. 2015 2) Veränd. 294,4 25,0 -21,4 -13,4 191,2 15,2 12,9 8,5 890,6 90,8 31,4 120,8 7,6 7,2 12,7 11,3 447,5 45,8 14,3 50,9 -2,5 1,2 12,5 -10,1 1) Die Zahlen basieren auf offiziellen Angaben der Entwicklungsgesellschaften (Real Estate Developer), deren Projekte auf dem freien Markt angeboten werden, gegenüber dem NBS. Die Basis der erfassten Unternehmen kann sich im Zeitverlauf ändern; 2) Januar bis August Quelle: NBS Weiter vorangetrieben wird noch immer der Hotelbau, obwohl nicht wenige Häuser über eine geringe Auslastung und abnehmende Margen klagen. Dabei ist der inländische Tourismus nach wie vor stark im Steigen begriffen, konzentriert sich aber vielfach auf wenige Feiertage im Jahr. Während der "Goldenen Wochen" stoßen die Anbieter allerdings deutlich an ihre Kapazitätsgrenzen. Die China National Tourism Administration zählte 2014 rund 3,6 Mrd. Inlandsreisen - ein Zuwachs von 10% gegenüber dem Vorjahr. Dies glich das Minus von 1% der Auslandstouristen (128 Mio. Besucher) deutlich aus. In der Zwischensaison müssen sich die Häuser dagegen stärker um ihre Gäste bemühen. Ein neuer Trend sind Themenhotels. Erfolgreich expandieren derzeit so genannte Love Hotels nach japanischem Vorbild. Da sie auch stundenweise vermieten, erfreuen sich die "Liebesspezialisten" einer höheren Auslastung als konventionelle Häuser. Hochinteressant entwickelt sich ferner der Auslandstourismus. Entsprechend verstärken chinesischen Unternehmen ihre Bau- und Kaufaktivitäten. Zwar sind nicht alle Transaktionen so schlagzeilenträchtig wie die Akquisition des renommierten Waldorf Astoria Hotels in New York durch die Anbang Insurance Group zu Beginn 2015 für 1,95 Mrd. $. Doch der Trend ist eindeutig: Speziell Häuser in Europa gelten als hochprofessionell geführt, aber unterbewertet. Der Bauriese Wanda hat angekündigt, in den nächsten fünf Jahren zehn Objekte in Europa und den USA kaufen zu wollen. Auch der größte online-Bettenanbieter des Landes, Ctrip, will investieren - und folgt damit seinen Kunden: Laut China Tourism Academy erreichte die Zahl chinesischer Auslandstouristen im 1. Halbjahr 2015 mit 61,9 Mio. Personen einen neuen Rekord (+16% gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres). Entwicklung des Binnentourismus (Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr in %) Ausgaben (Bill. RMB) Zuwachs 2010 2011 2012 2013 2014 1,26 23,5 1,93 23,6 2,27 17,6 2,63 15,7 3,03 15,4 Quelle: NBS Wachsende Nachfrage ist nach Alters- und Pflegeheimen zu erwarten. Ende 2014 standen landesweit lediglich 5,5 Mio. Plätze oder 26 pro 1.000 Personen der Altersgruppe 60 und darüber zur Verfügung. Wie aus Daten des China Research Center on Aging hervorgeht, 11 dürfte diese Gruppe bis zum Jahresende 2015 jedoch 212 Mio. Personen umfassen. Der Bedarf an Plätzen wird daher stark steigen. Allerdings sind nur etwa ein Fünftel der bestehenden Einrichtungen profitabel, etwa ein Drittel fährt Verluste ein, die übrigen kommen gerade so über die Runden. Gegenwärtig ist der Markt zweigeteilt. Einerseits gibt es einfachste Unterbringungsstätten, die nur das Lebensnotwendigste bieten. Auf der anderen Seite stehen gehobene und Luxuseinrichtungen, in denen es den Senioren an nichts fehlt, die aber für die meisten unerschwinglich bleiben. Gerade von letzteren sind jüngst überproportional viele entstanden, da sich die Investoren einen raschen Return-on-Investment versprachen. Im mittleren Segment ist das Angebot hingegen spärlich. Viele der vorhandenen Heime wurden überdies weit außerhalb errichtet, was ihre Attraktivität erheblich mindert. Bau öffentlicher Gebäude Speziell die neu entstehenden Städte benötigen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Dienste Krankenhäuser, Schulen oder Altersheime. Allerdings ist das Geld der Kommunen knapp, viele sind überschuldet, und ein Ende der Schuldenkrise ist nicht in Sicht. Vor diesem Hintergrund ist die öffentliche Hand gehalten, in Zukunft deutlich stärker auf Public-Private-Partnership-(PPP-)Modelle zurückzugreifen. Insgesamt - das heißt überwiegend im Infrastrukturbereich - sucht die NDRC nach privaten Investitionen in Höhe von circa 2 Bill. RMB. Als interessantes Geschäftsfeld für PPP-Modelle könnten sich Bau und Betrieb von Parkhäusern in Innenstadtlagen erweisen. Allein in Beijing sollen 3 Mio., in Shanghai mindestens 1 Mio. und in Guangzhou 1,2 Mio. Parkplätze fehlen. Insgesamt werden landesweit mindestens 50 Mio. zusätzlicher Plätze benötigt. Bei der Errichtung von PPP-Parkhäusern sind nach einem gemeinsamen Papier des NDRC und sechs weiterer Ministerien der Einsatz fortschrittlicher Technologie und intelligenter Systeme vorgeschrieben. Dies umfasst Online-Buchung und -Bezahlung, die Erfassung der Fahrzeuge über eine automatische Kennzeichenerkennung und eine feste Quote an Ladesäulen für Elektroautos. Energieeffiziente Gebäude Etwa ein Drittel des Energieverbrauchs entfällt auf Gebäude - mit steigender Tendenz, was zuletzt wieder auf dem Sino-German Dialogue Forum on Sustainable Urban Development im September 2015 zur Sprache kam. Klar ist deshalb, dass sich etwas ändern muss. Dabei besteht jedoch eine lebhafte Diskussion darüber, welcher Weg für China der richtige ist. Insbesondere am Passivhausgedanken scheiden sich die Geister. Das Thema wird von Bauexperten (von einzelnen Objekten abgesehen, an denen sich demonstrieren lässt, was bautechnisch machbar ist) nicht als praxistauglich oder flächendeckend realisierbar angesehen. Denn Passivhäuser sind technisch höchst anspruchsvoll. Dagegen ließen sich mit deutlich weniger Aufwand, allein durch ausgereifte Planung wie Optimierung des Außenhaut-Öffnungs-Verhältnisses und durch sachgerechtere Bauausführung vom heutigen Niveau ausgehend, große Einsparungen erzielen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der China Greentech Report 2014. Danach bewirken bereits relativ einfache Maßnahmen in Abhängigkeit der jeweiligen Klimazone 12 wie der Einsatz von geschäumten Isolationsmaterialien (EPS, XPS), Low-E-Glass oder intelligenten Verschattungssystemen, große Verbesserungen. Um optimale Ergebnisse zu erreichen ist jedoch Voraussetzung, dass "grüne" Bauelemente bereits von Anfang an in die Planungen integriert, diese später auf der Baustelle fachgerecht umgesetzt und beim Betrieb des Hauses beachtet werden. Hierzu besteht auf allen Ebenen noch großer Lernund Ausbildungsbedarf. Im Gegenteil könnten vorhersehbare Misserfolge durch zu ambitiöse Vorhaben, mit denen die Bauherren dann nur Ärger haben, das gesamte Konzept energieeffizienter Gebäude in Misskredit bringen. Ohnehin handelt die Mehrheit der Auftraggeber konservativ und steht neuen Lösungen eher misstrauisch gegenüber. Kaum jemand will in einem völlig isolierten Haus leben, in dem man ohne künstliche Belüftung erstickt. In die entgegengesetzte Richtung denken die Befürworter der "Energieautonomie", die bereits im "Energie-Plus Building Standard" in Deutschland eine Weiterentwicklung erfährt. Sie argumentieren, dass die massive Luftverschmutzung für das Passivhaus spräche: Aufgrund seiner luftundurchlässigen Hülle lässt sich mit entsprechenden Luftfiltersystemen stets saubere Atemluft garantieren. Darüber hinaus sind Komponenten wie Fenster mit Dreifachverglasung oder Wärmeisolierung aufgrund höherer Serienproduktion preiswerter zu haben. Stark engagiert ist die Deutsche Energie-Agentur (dena). Sie ist gemeinsam mit dem MoHURD federführend beim Projekt "Eco-Cities in China", wofür im Dezember 2014 die ersten Pilotstädte ausgewählt wurden: Yantai (Shandong), Zhangjiakou (Hebei), Haimen und Yixing (Jiangsu) sowie Urumqi (Xinjiang). Diese sollen laut dena von Effizienztechnologien und Know-how aus Deutschland lernen und als Praxisbeispiele für nachhaltige Stadtentwicklung dienen. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird in drei Schritten durchgeführt. Zu Beginn werden Kriterien und Standards für Eco-Cities entwickelt, um als Grundlage für die Erarbeitung von Leitbildern für die einzelnen Städte zu dienen. Im Anschluss daran sollen themenübergreifende Leuchtturmprojekte umgesetzt werden. Diese reichen von hocheffizienten Neubauten und Sanierungen über nachhaltige Verkehrsnetze, Stadträume mit hoher Wohnqualität, Abwasserbehandlung und Nachnutzung sowie Abfall-Recycling-Systemen bis hin zu Energieversorgung, erneuerbaren Energien und intelligenten Informationstechnologien wie Smart Metering. Aufbauend auf den Erfahrungen der Pilotzonen sollen Handlungsempfehlungen für andere Städte erarbeitet werden. Ein wichtiges Anliegen liegt darin, die Investitionsbedingungen für deutsche Anbieter zu verbessern und den Kontakt zwischen ihnen und chinesischen Städten herzustellen. Tatsächlich macht die Kooperation Fortschritte. Im September 2015 zertifizierte die dena das erste Bürogebäude nach dem neuen, am 1.5.15 in Kraft getretenen Energieeffizienzstandard der Provinz Hebei. Dabei handelt es sich um ein sechsgeschossiges Gebäude in Shijiazhuang, das als Sitz eines Forschungszentrums für energieeffizientes Bauen 75% weniger Energie als in üblichen Neubauten verbrauchen soll. Dieser Standard beinhaltet Indikatoren und Grenzwerte. Zum Beispiel dürfen Lüftungssysteme maximal 0,45 KWh pro Kubikmeter Luft verbrauchen, und Belüftungssysteme 13 müssen über eine Wärmerückgewinnungsfunktion von mindestens 75% verfügen. Der gesamte Primärenergieverbrauch darf 120 KWh pro Quadratmeter Fläche im Jahr nicht überschreiten. Beteiligungsmöglichkeiten bieten sich für deutsche Firmen bei politisch unterstützten Leuchtturmprojekten und Öko-Parks oder Öko-Städten. Von letzteren soll es inzwischen etwa 230 geben, wobei der Begriff "Öko" häufig weit interpretiert wird. Allerdings sollte im Vorfeld sichergestellt werden, dass Öko-Parks und energieeffiziente Leuchtturmprojekte nicht nur als Instrument der regionalen Wirtschaftsförderung durch (ausländische) Investoren dienen, warnt der Econet Monitor. Statt energieeffizientem Bauen steht häufig der Erwerb eines "grünen" Zertifikats im Vordergrund. Laut China Daily gab es landesweit bis April 2015 rund 320 Mio. qm Gebäudeflächen, die entweder mit dem lokalen Green Building Evaluation Standard oder mit dem US-amerikanischen LEED-Standard zertifiziert waren. Beide sagen indes wenig über den tatsächlichen Energieverbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche aus, sondern sie vergeben ihre Punkte zum Beispiel auch danach, ob ein Gebäude einen überdachten Fahrradparkplatz besitzt. Nach dem CBRE-Report "New Era of China´s Green Building" entfallen je rund 20 Mio. Quadratmeter auf Beijing und Shanghai. Damit rangieren diese Metropolen auf den vordersten Plätzen weltweit. Selbst Shenzhen und Wuhan zählen so noch zu den zehn grünsten Städten. Pro Kopf sieht die Rechnung hingegen anders aus. CBRE zufolge verfügt Shenzhen mit 1,31 qm zertifizierter Fläche pro Kopf über den größten Bestand landesweit- und steht damit weltweit gerade einmal an 20. Stelle. Unter den von CBRE untersuchten Städten besaß keine mehr als 1 qm pro Kopf, Schlusslicht war Shenyang mit 0,2 qm. Für die Entwickler rechnen sich die mit der Zertifizierung verbundenen Mehrkosten durchaus. So erzielten Grade-A-Bürogebäude nach CBRE-Informationen in Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen und Chengdu im Vergleich zu konventionellen Objekten höhere Büromieten (zwischen +1,5 und +25,7%) mit besserer Auslastung. Überdies seien sie gegenüber negativen Marktentwicklungen robuster. Selbst nach diesen abgeschwächten Kriterien kann weniger als 1% der gesamten chinesischen Gebäudefläche als "grün" gelten. Allerdings könnte dieser Anteil bis 2020 auf 10% steigen. Projekte Ausgewählte Bauprojekte Projekte Anlage in Erdos zur Ethandiolherstellung mit einer Kapazität von 0,3 Mio. jato Hochhaus (Büro, Hotels, Konferenzräume, Handel). Chengdu Greenland Center. Höhe 468 m, geplante Baufläche ca. 1,38 Mio. qm Investition Projektstand; Quelle 4 Mrd. RMB Projektentwickler: Inner Mongolia Shuangxin Environment-Friendly Material Co., Ltd. Baubeginn Januar 2015. Fertigstellung Juli bis August 2016. http://p.ccin.com.cn/projectbi/projectnews/detiles.jsp?p roductid=ff8080814ab99383014abdd35c6700cc 12 Mrd. RMB Baubeginn August 2012. Fundamentbau (Tiefe 38 m) abgeschlossen. Fertigstellung Ende 2017. http://bbs.upcd.org/thread-261733-1-1.html 14 20 Mrd. RMB Baubeginn Oktober 2015. Fertigstellung Ende 2019. http://www.cs.com.cn/xwzx/hg/201501/t20150114_461 7668.html. http://www.bj.chinanews.com/news/2015/0519/45316. html 3,8 Mrd. RMB Baubeginn Frühjahr 2016. Bauperiode zwei Jahre. http://www.cnbidding.com/article/disp_aid_a554acb4d4 7226.html 24,1 Mrd. RMB (51 Projekte) Baubeginn wichtiger Projekte wie Ausbau des Guangzhou Chest Hospital. Fertigstellung Ende 2016. http://www.jisiedu.com/zhongkao8/zkdjs/ab335750b4e 3.html Beijing Universal Studios Vergnügungspark (Planungsfläche 120 Hektar) Nanjing Huaxia Wenhua Chuangyiyuan (Vergnügungspark), in Tangshan. Planfläche 33 Hektar. Theater (1,3 Mrd. RMB), Ocean Park (1,6 Mrd. RMB) Krankenhausausbau Guangzhou 20152016 (Umbau bestehender Kliniken; neue medizinische Einrichtungen mit 11.000 Betten Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 3. Tiefbau/Infrastrukturbau Marktlage und Marktentwicklung Auch 2015 wird der Infrastrukturausbau massiv vorangetrieben. Noch im August beauftragte die Regierung die staatlichen Förderbanken mit der Emission von Anleihen in einem Gesamtwert von 1 Bill. RMB zur Finanzierung neuer Maßnahmen. Ziel ist nicht zuletzt, der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Darüber hinaus gibt es aber - trotz erheblicher Anstrengungen beim Bau von Straßen, Eisenbahnlinien oder Flughäfen in den letzten Jahrzehnten - in vielen Bereichen nach wie vor Defizite und Engpässe, die zu beseitigen volkswirtschaftlichen Nutzen bringen würden. Hierzu gehören Eisenbahnbau, städtischer öffentlicher Nahverkehr (U- und S-Bahnen), Versorgungsrohre und -netze für Wasser, Abwasser und Energie, Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung, der Ausbau erneuerbarer Energien und der hierfür notwendigen Stromnetze sowie der Bau unterirdischer Strom- und Telekommunikationsnetze, um speziell die sich vergrößernden oder die neu entstehenden Städte zu versorgen. Bis 2020 sollen 65% aller Chinesen in Städten wohnen. Ende 2014 waren es 54,8%. Allein 2014 dürften rund 18 Mio. Bewohner vom Land in die Stadt gezogen sein. Angesichts knapper Kassen sucht die NDRC nach privaten Investitionen in Höhe von circa 2 Bill. RMB. Bis 25.9.15 waren 1.049 Projekte auf einer Liste des NDRC verzeichnet (http://tzs.ndrc.gov.cn/zttp/PPPxmk). Nach den neuen, zum 1.6.15 in Kraft getretenen Bestimmungen können in- und ausländische Investoren künftig Projekte in den Bereichen Energie, Verkehr, Wasser und Umweltschutz sowie städtische Versorgungseinrichtungen durchführen. Investitionen (in Mrd. RMB; Veränderung im Vergleich zur Vorjahresperiode in %) Transport, Lagerung .Eisenbahn .Straßenbau .Schifffahrt .Luftfahrt .Rohrleitungen .Lagerhaltung *) Januar bis August Quelle: NBS 2014 Veränd. 2015 *) Veränd. 4.298,4 780,1 2.456,6 239,0 143,5 32,1 515,9 18,6 16,6 20,3 12,6 9,2 -14,0 22,4 2.879,8 406,1 1.708,7 153,9 99,7 17,0 401,2 18,6 9,9 18,4 0,3 14,6 -19,4 31,2 15 Transport Das Transportnetz wird mit Nachdruck ausgebaut. Allein in das Schienennetz flossen in den ersten acht Monaten 2015 circa 406 Mrd. RMB. Das waren 9,9% mehr als in der gleichen Periode des Vorjahres. Allerdings hatte die Steigerungsrate im Gesamtjahr 2014 gegenüber 2013 noch 16,6% betragen. So nahm im September die landesweit längste High-Speed-Linie den Betrieb auf. Für die knapp 2.500 km lange Strecke zwischen Beijing und Nanning, Hauptstadt der Südprovinz Guangxi, benötigt der Zug bei 17 Zwischenstationen 13,5 Stunden, halb so viel wie die bisher schnellste Verbindung. Ferner wurde im August die Schnellbahnverbindung zwischen Harbin und Qiqihar in der Nordprovinz Heilongjiang eröffnet (Dauer: 85 Minuten statt zuvor drei Stunden). Zum 1.10.15 folgte die Strecke von Jilin in der gleichnamigen Nordostprovinz nach Hunchun an der russisch-nordkoreanischen Grenze, um diese Region mit ihren touristischen Attraktionen wie Songhua-See und Changbai-Vulkan besser erreichbar zu machen. Jilin ist Teil der One-Belt-and One-Road-Initiative. Trotz solcher Erfolgsmeldungen dürfte China sein ehrgeiziges Ziel, 2015 zusätzliche 8.000 Eisenbahnkilometer für rund 800 Mrd. RMB fertig zu stellen, wohl nicht mehr erreichen, dazu ist der Verlauf der einzelnen Projekte denn doch zu kompliziert. Im öffentlichen Nahverkehr entdecken immer mehr Städte neben dem ohnehin stattfindenden U-Bahnausbau (allein Beijing will sein derzeit 527 km langes U-Bahnnetz bis 2020 auf 1.000 km ausdehnen) die Möglichkeiten von Straßenbahnen. Im Shanghaier Distrikt Songjiang beispielsweise begann im Juni die Errichtung eines auf 800 km Länge projektierten Tram-Netzes. Insgesamt werden sechs Linien zu je 90 km Länge entstehen. Die ersten Segmente sollen laut Shanghai Daily bereits in zwei Jahren die ersten Fahrgäste transportieren. Ein weiteres Straßenbahn-Vorhaben ist auf der Yan´an Road vorgesehen. Künftig könnten S-Bahnen mehr Bedeutung zukommen, da diese sowohl mit Gleichstrom (DC; wie U-Bahnen) als auch mit Wechselstrom (AC; wie Eisenbahnen) betrieben werden können und deshalb in der Lage sind, bestehende Eisenbahngleise und Signalsysteme zu nutzen. Insbesondere können sie Stadtzentren günstig mit dem Umland verbinden. Dies zeigt heute schon ein in Chongqing mit deutschen KfW-Mitteln finanziertes S-Bahn-Projekt. Allerdings behindern zahlreiche administrative Probleme und Regularien eine stärkere S-Bahn-Nutzung. Entwicklung des innerstädtischen Schienenverkehrs (Länge in km zum Jahresende; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) Schienenverkehr 2011 2012 1.699 2.058 Quelle: China Statistical Yearbook 2013 2.366 2014 2.715 Wasser/Abwasser/Abfall Grundsätzlich hat China im Bereich Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung in den letzten Jahrzehnten deutlich aufholt, insbesondere, was mechanische und biologische Klärverfahren betrifft. Dies gilt sowohl für Produkte lokaler Anbieter als auch für das im Land vorhandene Know-how. 16 Veränd. 14,8 Deutliche Defizite gibt es jedoch bei der Schlammbehandlung. In Zukunft könnte außerdem das Recycling von Phosphor aus Klärschlamm an Relevanz gewinnen. Solche Verfahren sind derzeit für Deutschland noch zu teuer, in China könnten sie sich indessen angesichts riesiger Schlammaufkommen und damit auftretender Skaleneffekte lohnen. Auf Klärschlammbehandlung und Kreislaufwirtschaft will deshalb die KfW einen stärkeren Schwerpunkt ihrer Projektfinanzierung legen. In diesem Jahr finanziert die Bankengruppe fünf dreistufige Kläranlagen. Für 2016 werden neue Vorhaben erwartet. Dabei handelt es sich in der Regel um Anlagen mit einer Klärkapazität von circa 10.000 cbm pro Tag und einem Investitionsvolumen von über 20 Mio. Euro. Grundsätzlich werden Kredite nur an öffentliche Auftraggeber vergeben. Bei den international ausgeschriebenen Vorhaben können auch deutsche Unternehmen im Anlagenbau und im Zulieferbereich (wie Pumpen, Rohre oder Ventile) zum Zuge kommen. Wichtige Impulse liefert die Umweltpolitik. Während es früher oftmals genügte, eine Kläranlage zu bauen, muss sie heute tatsächlich effizient funktionieren. In der Folge werden, wo es technisch notwendig ist und die Qualität stimmt, auch höhere deutsche Preise akzeptiert. Hierzu beitragen könnte auch der am 16.4.15 veröffentlichte "Zehn-PunkteWasserplan" des Staatsrates. Eines der Kernziele beinhaltet die Verbesserung der Wasserqualität in den sieben größten Flussläufen. Bis 2020 sollen dort 70% des Wassers "gute" Qualität erreichen und bis 2030 etwa 75%. Wobei eine gute Qualität nach chinesischen Standards die Stufen eins bis drei umfasst; diese gelten offiziell als Trinkwasser, wobei de facto nur Wasser der Stufen eins und zwei trinkbar sind. Bei Trinkwasserquellen in bezirksfreien Städten sollen es 93% (bis 2020) sein. Für ländliche Regionen liegen keine gesonderten Ziele vor. Dabei sind gerade dort Wasserknappheit und -verschmutzung besonders prekär. Grundsätzlich gilt als ein Haupthindernis bei der Verwendung moderner Wasserbehandlungs- und Abwasserbehandlungsanlagen der immer noch viel zu niedrige Wasserpreis. Für die Entnahme von Grundwasser hat das Ministry of Water Resources im September 2015 auf einer Pressekonferenz einen nationalen Plan zum Schutz des Grundwassers angekündigt. Danach werden jährlich mehr als 17 Mrd. cbm Wasser mehr aus dem Boden gepumpt, als nachfließen. Allgegenwärtig ist die Übernutzung des Grundwassers. Über 50 Städte sind von Bodensenkungen bedroht. Deshalb sollen Grundwasserentnahmen künftig teurer und stärker kontrolliert werden. Über 20.000 Messstationen sollen hierfür landesweit eingerichtet werden. In Beijing beispielsweise wurden alle Grundwasserbrunnen geschlossen. Viele Städte greifen deshalb bereits heute stark auf Oberflächen- oder Flusswasser zur Aufbereitung zurück. Allerdings leiden die Metropolen nicht nur am Sinken des Grundwasserspiegels. Darüber hinaus ist das Grundwasser vielfach extrem verschmutzt. Einem Bericht der China Daily zufolge maßen 15,7% der 4.778 Messstellen des Landes eine sehr schlechte Grundwasserqualität, d.h. nach chinesischen Standards die Stufe fünf - Wasser, das zu keinem Zweck mehr zu gebrauchen ist. In zahlreichen Landesteilen sind daher neue Dammbauten geplant beziehungsweise in der Entstehung begriffen. Sie sollen die Menschen mit Trinkwasser versorgen und der Landwirtschaft zur Bewässerung dienen. Allein in Sichuan sind beispielsweise bis 2020 16 17 verschiedene Projekte geplant mit Investitionen von 73,3 Mrd. RMB (www.cnbidding.com). Branchenkennern zufolge befindet sich der Markt für Abfall heute dort, wo der Abwassermarkt vor zehn Jahren stand. Nach wie vor gelangt Haushaltsmüll überwiegend auf Deponien. Zuständig sind die jeweiligen Kommunen. Dabei liegt speziell in ländlichen Regionen vieles im Argen. Über 90% aller Dörfer haben laut Umweltministerium keine geordnete Müllentsorgung. Das vom Ministry of Environmental Protection angeregte Projekt zur Errichtung von Müllsammelstellen schafft bislang eher zusätzliche Halden mit neuer Umweltweltproblematik, als tatsächlich zur Lösung des Müllproblems beizutragen. Zwar sind Techniken für die Anlage sicherer Deponien vorhanden. Doch führen letztlich Managementprobleme im laufenden Betrieb zu Leckagen und damit zu einer Gefährdung des Grundwassers. Zwar liegen hierüber keine statistisch belastbaren Zahlen vor. Beobachter erwarten jedoch, dass das Thema Sanierung von Mülldeponien langfristig angegangen werden muss. Aufgrund der Landknappheit geht der Trend zum Bau von Müllverbrennungsanlagen (MVA) mit angegliederter Energieerzeugung. Allerdings gestaltet sich die Standortsuche nicht selten schwierig, da solche Projekte in der Bevölkerung umstritten sind und oft von Protesten begleitet werden. Da MVA komplex sind, werden insbesondere Schlüsseltechnologien (beispielsweise Öfen) häufig importiert Auch könnten Anwohnerproteste dafür sorgen, dass die Abgasreinigung künftig mit besserer Technologie und im laufenden Betrieb sachgerechter betrieben wird. Dies dürfte letztlich die Absatzchancen deutscher Anbieter erhöhen. Recycling von Wertstoffen ist hingegen bislang kaum entwickelt - trotz entsprechender Mülleimer, die etwa in den Großstädten zwischen "recyclefähigem" Müll und anderem unterscheiden. In der Praxis, so ist immer wieder zu sehen, landet doch alles zusammen in der Müllkarre. Energie Auch wenn die Nachfrage nach Energie derzeit nicht mehr so stark steigt wie in der Vergangenheit (im 1. Halbjahr 2015 gerade noch um 0,7%; 2014: 2,2%; 2013: 3,7%), verfolgt China seine Pläne zum Aus- und Umbau der Energieversorgung konsequent weiter. Dies gilt für alternative Energien (zu denen auch die Kernkraft gezählt wird) genauso wie für die Zurückdrängung der schmutzigen Kohle, die dessen ungeachtet nach wie vor 64,2% am Primärenergieverbrauch (2013: 66,0%) ausmacht. Neue Kohlekraftwerke werden weiterhin errichtet und gehen ans Netz. Beispielsweise begann im April in der Provinz Ningxia der Bau des weltweit größten Monomer-Solarkraftwerks durch China Minsheng Investment. Die 2-GW-Anlage mit Investitionen von circa 15 Mrd. RMB soll in zwei Jahren ans Netz gehen. Der Staatsrat genehmigte im Juli 2015 die fünfte und sechste Ausbaustufe des FuqingKernkraftwerks in der Provinz Fujian. Zum Einsatz kommen soll die "Hualong One"-Reaktor-Technologie (auch "Technologie der dritten Generation"), welche im Dezember 2014 von der International Atomic Energy Agency abgenommen worden war. Die chinesi18 sche Nuklearindustrie gehört zu den erfolgreichen Global Playern des Landes. Verträge bestehen über den Bau von Reaktoren in Großbritannien und in Argentinien. Neu in der Diskussion um saubere Energie ist die Hinwendung zum Emissionshandel für Kohlendioxid. Wie Staats- und Regierungschef Xi Jinping bei seinem USA-Besuch im Oktober 2015 bekanntgab, will China Emissionen ab 2017 durch Zertifikate mit einem Preis versehen. Bislang laufen nur vereinzelte Pilotversuche. Der Ausbau von Erdöl- und Gaspipelines zur Sicherung der Energieversorgung bleibt ein wichtiges Zukunftsthema, steht aber gegenwärtig aufgrund der weniger dynamisch wachsenden Energienachfrage nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses. Nachdem die Investitionen bereits 2014 um 14% gedrosselt worden waren, sanken sie in den ersten acht Monaten 2015 um weitere 19,4%. Stromnetze China ist weltweit führend im Bau von Ultrahochspannungsleitungen und verkauft seine Technologie mittlerweile auch erfolgreich ins Ausland. Beispielsweise gewann die State Grid Corporation mit zwei brasilianischen Partnerunternehmen im Mai 2015 die Ausschreibung, Leitungen in Brasilien mit einer Länge von 2.090 km zu errichten und zu betreiben. Im Gegensatz zur westlichen Konkurrenz baut und betreibt State Grid Stromnetze. So erwarb State Grid bereits 25% des portugiesischen Netzbetreibers REN und 35% des Energie- und Gasnetzbetreibers CDP Reti. Darüber hinaus ist sie an der Übernahme der Netztechnik-Sparte der Schweizer ABB interessiert. Doch auch im eigenen Land ist noch viel zu tun. Wie im Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft zu lesen war, ist der Bau von Hochspannungsleitungen noch keineswegs abgeschlossen. Ein neues Projekt mit Investitionen von 26 Mrd. RMB soll den wind- und sonnenreichen Kreis Jiuquan in der Provinz Gansu mit Hunan verbinden. Die 800-Kilovolt-Leitung dürfte 2017 ihren Betrieb aufnehmen. Mit dem Bau einer weiteren Ultra-Hochspannungsleitung wurde im Mai 2015 von Shaanxi nach Shandong über zweimal 1.050 km begonnen. Die jährliche Stromübertragungskapazität beträgt 23 Twh. Trotz massiver Anstrengungen sind die Netze noch immer nicht flexibel genug, um all den Strom aufnehmen zu können, den beispielsweise die zahlreichen Staudämme des Landes erzeugen. Hierzu sind sie zu lokal ausgerichtet, und es fehlen Zwischenspeicher. Produktionskapazitäten und Anlageinvestitionen (Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) Neu gebaute Stromaggregate Neu gebaute Stromtransformatoren (mindestens 220 KV) Quelle: NBS Einheit 2013 2014 Veränd. GW Mio. KVA 102,2 196,3 103,5 223,9 1,3 14,1 Kommunikationsnetze Das chinesische Internet ist langsam, darüber klagen nicht nur deutsche Firmen. Einem China-Daily-Artikel zufolge steht das Land bei der Internet-Geschwindigkeit weltweit nur an 80. Stelle. Schnellere und billigere Verbindungen sind unter anderem die Voraussetzung dafür, dass China die selbst gesteckten Ziele erfüllen kann. Das heißt beispielsweise 19 die Erhöhung der Internet-Transaktionen auf 22 Bill. RMB im Jahr 2016 (2014: 13,4 Bill. RMB) und des online-Handelsvolumens von 2,8 Bill. auf 5,5 Bill. RMB im gleichen Zeitraum. Das Land will in den nächsten zwei Jahren rund 1,1 Bill. RMB in die Verbesserung des Breitband- und den Ausbau des 4G-Netzes investieren. Ziel sind die Erhöhung der Netzgeschwindigkeit und eine bessere Anbindung ländlicher Regionen. Bis 2017 soll die 4GAbdeckung des gesamten Landes abgeschlossen sein. Speziell im Hinterland sind Internetzugang und -geschwindigkeit stark verbesserungsfähig. Im Oktober 2015 wurden Planungen veröffentlicht, nach denen China dort 140 Mrd. RMB investieren will. Da die Dienste im 4G-Bereich flächendeckender werden, wechseln immer mehr Kunden vom langsameren 2G- zu 3- oder 4G-Netzen. Bis Ende 2015 soll die Zahl der 4G-Nutzer 400 Mio. erreichen, im August 2015 waren es 277 Mio. Das Gros entfällt auf China Mobile mit der lokal entwickelten Time Division-Long Term Evolution Technology (TD-LTE). Zum 30.6.15 unterhielt China Mobile etwa 940.000 G4-Basisstationen (31.12.14: 720.000), China Unicom kam auf 322.000 (100.000) und China Telecom auf 320.000 (140.000). Doch dabei bleibt es nicht. Der neue G5-Standard könnte 2020 bis zur Marktreife entwickelt sein. Mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 20 Gigabits pro Sekunde soll er etwa 100mal schneller sein als 4G. Die chinesischen Hardwarehersteller Huawei und ZTE arbeiten mit Nachdruck an einer Umsetzung. ZTE kooperiert dabei auch mit der Deutschen Telekom. Kapazitätserweiterung von Glasfaserkabeln (Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) Glasfaserkabel Einheit 2013 2014 Veränd. Mio. km 2,7 3,0 11,1 Quelle: NBS Konkrete Marktchancen für deutsche Unternehmen Für deutsche Unternehmen ergeben sich immer wieder Chancen im Zulieferbereich, beispielsweise für Pumpen, Ventile, Aggregate oder Messinstrumente im Kraftwerksbau, beim Ausbau der Stromnetze oder der Wasserver- und -entsorgung. Speziell wenn es um sicherheitsrelevante Kernkomponenten geht, zum Beispiel in der Mess- und Regeltechnik, können deutsche Firmen immer wieder punkten. Auch im Bereich Baustoffe hat sich eine Reihe mittelständischer Spezialisten seit Jahren - oft mit eigener Produktion - etabliert. Doch der Markt wird enger, und die Konkurrenz nimmt zu. Bei öffentlichen Auftraggebern oder Staatsunternehmen klagen viele Firmen über große Unsicherheit bezüglich des zu verfolgenden Kurses respektive der künftigen Wirtschaftsentwicklung. Entscheidungen verzögern sich oder werden nicht selten im Sinne eines "ökonomischen Nationalismus" zugunsten eines lokalen Wettbewerbers gefällt. In der gegenwärtigen Atmosphäre der Unsicherheit schnüren auch private Investoren "kleinere Pakete", die jedoch eines deutlich höheren Akquiseaufwandes bedürfen - und für die deutlich mehr geleistet werden muss. Als Partner und Auftraggeber für deutsche Firmen kommen große Bauentwicklungsgesellschaften in Frage. Diese klagen derzeit über 20 sinkende Margen - und sparen deshalb, wo es nur geht, speziell auch im Bauzulieferbereich. Manche Firma mit geringeren Reserven wird den Markt verlassen müssen. Zugleich ist jedoch ein zweites Phänomen zu beobachten: Die chinesischen Wettbewerber werden nicht nur immer besser, sondern auch teurer. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie sich international aufstellen und dann häufig die gleichen Komponenten einsetzen wie die globale Konkurrenz. Dies ist vielen Kunden bislang nur schwer vermittelbar, die noch die althergebrachte Erfahrung im Kopf haben: "Chinesische Fabrikate sind zwar nicht so gut, dafür aber billig." Ist der Preisabstand daher nicht mehr ganz so groß, dann finden auch deutsche Erzeugnisse ihre Kunden. Projekte Ausgewählte Großprojekte Geschätzte Investitionen Projekte Bau von zwei Autobahnen in der Provinz Qinghai (S102 Teilstrecke des Stadtrings Xining und G2013 Teilstrecke zwischen Ledu und Hualong). Gesamtlänge 185,4 km 33 Mio. RMB Eisenbahnbau Linie Golmud (Provinz Qingdao) und Korla in Xinjiang. Gesamtlänge: 1.223 km 37,6 Mrd. RMB Bau von 14 Eisenbahnlinien in der Provinz Zhejiang mit einer Gesamtlänge von über 600 km (11 Intercity-Linien und 3 innenstädtische Linien in der Stadt Wenzhou) 170 Mrd. RMB Bau städtischer Schienenverkehrsnetze in Hefei. Gesamtlänge 336,9 km mit zwölf Linien. Bis 2020 sollen die Linien 3, 4 und 5 fertig gebaut werden (Gesamtlänge 114 km) 78,8 Mrd. RMB (Linien 3, 4 und 5) Bau von Yuanyanghu (Ningxia) Ultraüberkritischen Stromaggregaten mit indirekter Luftkühlung, inklusiv integrierter Entstickungsund Entschwefelungsanlagen (Kohlekraftwerk). Ausgelegte Kapazitäten: 2 mal 1.000 MW (1 GW) 7,6 Mrd. RMB Bau von 40 Ladestationen und über 2.000 Ladeeinrichtungen (Ladepunkte) für Elektrobusse in der Stadt Tianjin 2015-2016 (Versorgung für insgesamt 6.800 Elektrobusse) 516 Mio. RMB Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 21 Projektstand; Quelle Baubeginn März 2015; Fertigstellung: Oktober 2017 http://www.dcement.com/Article/201412/129 562.html http://www.moc.gov.cn/st2010/qinghai/qh_zh aobiaoxx/zbxx_zhongbiaogs/201409/t201409 10_1689718.html Baubeginn: Oktober 2014; Bauzeit: 5 Jahre http://www.cnbidding.com/article/disp_aid_a5 4a0badccc3e3.html Baubeginn Ende 2015. Fertigstellung 2020 http://www.dcement.com/Article/201501/131 015.html Projektgenehmigung durch NDRC am 22.12.2014 Bauperiode für Linie 3: 20142019; Linie 4: 2015-2020; Linie 5: 2016-2020 http://www.ceh.com.cn/UCM/wwwroot/develo pment/zw/2014/12/822822.shtml Projektentwickler - Shenhua Guoneng Energy Group. Genehmigung im Januar 2015 durch DRC in Ningxia. Baubeginn: 2. Halbjahr 2015. Fertigstellung: September 2017 http://news.bjx.com.cn/html/20150109/5802 82.shtml http://news.bjx.com.cn/html/20130719/4468 63.shtml Baubeginn Frühjahr 2015. http://www.mei.net.cn/qcgy/201501/591158. html 4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis Die Baubranche wird, obwohl sich die Mehrzahl der Betriebe in privater Hand befindet, von den großen staatlichen Unternehmen dominiert. Rangfolge der bedeutendsten chinesischen Bauunternehmen 2014 (Umsätze in Mrd. US$; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 1) Rang Unternehmen Webseite 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 China Railway Group Ltd. China State Construction Engineering Corp. China Railway Construction Corp. Ltd. China Communications Construction Corp. Ltd. Power Construction Corp. of China China Metallurgical Group Corp. Shanghai Construction Group China National Chemical Engineering Co., Ltd. China Gezhouba (Group) Corp. Zhejiang Construction Investment Group Co., Ltd. www.crecg.com www.cscec.com www.crcc.cn www.ccccltd.cn www.chinapower.com.cn www.mcc.com.cn www.scg.com.cn www.cncec.com.cn www.cggc.cn www.cnzgc.com 2012 2013 2) 81,8 81,4 84,6 47,3 88,9 97,9 96,2 54,2 31,5 20,8 8,7 7,5 6,7 27,3 24,8 10,1 8,9 8,9 Anmerkungen: 1) Alle Firmen sind staatlich (kontrolliert); 2) 2013 ist das letzte Jahr, in dem ENR Umsatzzahlen veröffentlichte; für 2014 wurde nur noch die Reihenfolge der größten Bauunternehmen publiziert; diese Spalte gilt daher der Orientierung. Quellen: ENR The Top 250 Global Contractors; Construction Times (http://www.jzsbs.com/htm_60/phb_2010A.htm) Nach einer Untersuchung der Centaline Property Agency gingen die Nettogewinne der 60 wichtigsten Bauentwicklungsgesellschaften im 1. Halbjahr 2015 auf 8,4% der Umsätze zurück. Vor zwei Jahren waren es noch rund 12%. Die höchste Marge der Branche verzeichnete die Evergrande Group 13,1%). China Vanke, der landesweit größte Entwickler von Wohnimmobilien, verbuchte den geringsten Gewinn der Firmengeschichte mit 9,6%. Unter den Branchengrößen am schlechtesten schnitt die Greenland Group ab (4,6%). Über die Hälfte der Bauentwickler verzeichnete Gewinne von unter 10%. Als Hauptgrund gelten indessen nicht die schlechtere Baukonjunktur, sondern die stark gestiegenen Landpreise. Allein im 2. Quartal 2015 sind die durchschnittlichen Landtransaktionspreise in 14 Städten um 42% im Vorjahresvergleich gestiegen. Dagegen blieben die Wohnungspreise vergleichsweise konstant. Beobachter gehen davon aus, dass sich in dieser Situation nur die Großen der Branche halten können, die die Zeitverzögerung zwischen Landkauf, Bau und Verkauf der Immobilie finanziell überbrücken können. Viele kleinere Firmen werden indessen aufgeben müssen. Damit dürfte sich der ohnehin zu beobachtende Konzentrationstrend fortsetzen: Laut Nomura entfielen 2009 nur 12% der landesweiten Immobilienverkäufe auf die 20 größten Entwicklungsgesellschaften, 2014 waren es bereits 23%. In diese Richtung weist auch die strategische Allianz, welche die Dalian Wanda Group, der größte chinesische Entwickler kommerzieller Immobilien, und Vanke, der landesweit größte Wohnentwickler, im Mai 2015 schlossen. Die beiden Bauriesen wollen vor allem bei Mega-Projekten mit einem Auftragsvolumen von über 100 Mrd. RMB und im Ausland kooperieren. Details sind bislang nicht bekannt. 22 Die in Familienbesitz befindliche Dalian Wanda Commercial Properties mutiert gegenwärtig weiter zum Mischkonzern mit starkem Standbein in der Unterhaltungsindustrie. Zu Jahresbeginn stieg sie mit 45 Mio. Euro beim spanischen Club Atletico Madrid ein, ein Anteil von 20%; im Februar kaufte Wanda außerdem für über 1 Mrd. Euro 68,2% des Schweizer Vermarkters von Sportrechten Infront. Der Kauf weiterer Anteile anderer renommierter Fußballclubs ist angekündigt. Gegenwärtig laufen Gespräche zur Übernahme der World Triathlon Corp. mit Sitz in den USA, Inhaber der Rechte am IronmanFranchising, für 850 Mio. $. Immobilienentwicklungsgesellschaften *) Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Unternehmen Hauptsitz China Vanke Co. Poly Real Estate Group Co. Dalian Wanda Group Co. Evergrande Group Greenland Holdings Group Co. China Overseas Land & Investment Longfor Properties Co. Country Garten Group Guangzhou R&F Properties Co. Sunac China Holdings Ltd. Shenzhen Guangzhou Dalian Guangzhou Shanghai Hongkong, SVR Beijing Foshan Guangzhou Tianjin Webseite www.vanke.com www.polycn.com www.wanda.cn www.evergrande.com www.greenlandsc.com www.coli.com.hk www.longfor.com www.bgy.com.cn www.rfchina.com www.sunac.com.cn *) sortiert nach einem Mischwert aus Umsatz, Gewinn, Mitarbeiterzahl, Anzahl von Projekten, Unternehmenskapital. Quelle: 2015 Ranking Chinas Top-100 Immobilienentwickler 2015 Nian Zhongguo Fangdichanye Zonghe Shili100-Qiang Paihangbang), 29.08.15 Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Greater China Ministry of Housing and Urban-Rural Development of the People's Republic of China (MOHURD) Ministry of Land and Resources (MLR) Nationale Verbände: China Construction Industry Association China Installation Association China Real Estate Association Architectural Society of China Wichtige Messen: "bauma China 2016" http://china.ahk.de www.mohurd.gov.cn Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministerium für Wohnungs- und Städtebau www.mlr.gov.cn Ministerium für Land und Ressourcen www.zgjzy.org www.azxh.cn www.fangchan.com www.chinaasc.org Verband Fachverband für Gebäudeinstallation Verband Verband www.bauma-china.com 22.11. bis 25.11.2016, Shanghai 5. Baustoffe und Zulieferprodukte Die Baustoffindustrie leidet stark unter der nachlassenden Baukonjunktur und muss wegen der sinkenden Nachfrage die Produktion zurückfahren. Dies gilt speziell für Flachglas (-8,0% in den ersten acht Monaten 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum), Fertigparkettböden (-6,2%), Zement (-5,0%) und Rohstahl (-2,0). Andere Segmente wachsen zwar noch, aber erheblich geringer, zum Beispiel Isolierglas (+2,7% statt +21,2% im Gesamtjahr 2014), Hartglas (4,5% / 15,1%) oder feuerbeständige Baumaterialien (1,2% / 11,9%). In etwa halten konnten sich lediglich Holzfußböden (-0,1 / -0,2%), Sperrholz (6,3% / 6,8%), Platten aus Holzwerkstoffen (5,1% / 6,8%) und Keramikfliesen (4,5% / 5,6%). 23 Grundsätzlich hat sich gezeigt: Je knapper die Bauentwickler kalkulieren, desto stärker geht der Trend zu Billigprodukten. Ähnlich sieht es meist bei öffentlichen Gebäuden aus. Selbst dort, wo namhafte Architekten an der Planung beteiligt sind, wird Billigware verbaut, um den Preis möglichst weit zu drücken. Anders sieht es bei "echter" privater Nachfrage aus. Hier ist ein wachsendes Qualitätsund Umweltbewusstsein festzustellen, wenn auch nicht so rasch, wie es sich insbesondere deutsche Premiumanbieter wünschen. Kauft der Kunde für sich selbst, dann ist er durchaus bereit, viel Geld ausgegeben, in der Hoffnung, gute Qualität zu erhalten. Nicht wenige greifen deshalb auf Importe zurück, da es ihnen an Vertrauen in lokal hergestellte Fabrikate mangelt. Produktion der Bauzulieferer (Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Produkt Einheit Rohstahl Stahlprodukte Zement Mio. t Mio. t Mio. t Mio. weight cases (à 50 kg) Mio. qm Mio. qm Mio. qm Mio. Stück Mrd. qm Flachglas Hartglas Beschichtetes Glas Isolierglas Sanitärkeramik Keramikfliesen Feuerbeständige Baumaterialien Wood-Based-Panels .Sperrholz .Holzfaserplatten .Holzspanplaten Holzfußboden Fertigparkettboden Holzmöbel *) Januar bis August Quelle: NBS, CEInet 2014 Veränd. 2015 *) Veränd. 822,7 1.125,6 2.476,2 0,9 4,5 1,8 543,0 745,5 1.505,5 -2,0 1,5 -5,0 792,6 1,1 512,4 -8,0 420,1 80,6 120,1 196,2 10,2 15,1 9,7 21,2 7,3 5,6 276,3 56,9 76,1 134,4 6,9 4,5 6,7 2,7 3,1 4,5 117,0 11,9 77,6 1,2 302,1 6,8 195,9 5,1 174,1 6,8 117,0 6,3 69,2 6,4 42,9 -1,0 16,7 12,8 11,7 9,5 91,7 576,6 263,5 -0,2 11,3 1,6 62,9 350,5 161,5 -0,1 -6,2 -1,4 Mio. t Mio. Kubikmeter Mio. Kubikmeter Mio. Kubikmeter Mio. Kubikmeter Mio. qm Mio. qm Mio. Stück Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass die Anlageinvestitionen der Branche nicht mehr so dynamisch wachsen wie zuvor, nämlich laut NBS im 1. Halbjahr 2015 lediglich um 10,5% (nach 14,0% im Gesamtjahr 2014). Allerdings erscheint selbst dieser Wert noch zu hoch, berichten doch andere, auch auf NBS-Daten zurückgreifende Quellen etwa bei Zement und Flachglas von einem Minus bei den Anlageinvestitionen. Welche Segmente den Schnitt derart nach oben drücken, ist nicht publiziert. Anlageninvestitionen der Baustoffindustrie (in Mrd. RMB; Veränderung gegenüber der Vorjahresperiode in %) Baustoffindustrie .Zement .Flachglas .Eisen und Stahl 2014 Veränd. 2015 *) Veränd. 1.460,0 108,0 k.A. 478,9 14,0 -18,7 k.A. -5,9 685,0 49,3 10,4 191,0 10,5 -10,7 -16,7 -11,4 *) 1. Halbjahr Quelle: NBS, Recherchen von Germany Trade & Invest 24 Entsprechend versuchen viele Firmen, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Ein Trend gilt der Bauindustrialisierung. Abgesehen vom Zeiteffekt rechnen sich die Unternehmen Chancen angesichts der fortschreitenden Verknappung billiger Arbeitskräfte aus. Unter großem Medienecho errichtete beispielsweise die Firma Zhuo Da New Materials aus Weihai, Provinz Shandong, auf der "14th China International Exposition of Housing Industry Products and Equipments of Building Industrialization" im September 2015 aus vorgefertigten Teilen sowie mit Hilfe eines Krans und einer Handvoll Arbeiter innerhalb weniger Stunden ein bezugsfertiges Einfamilienhaus. Noch spektakulärer war der Bau der 57-stöckigen und 200 Meter hohen Mini Sky City in Changsha, Provinz Hunan, in nur 19 Tagen. Das "Wunder" vollbrachten 1.200 rund um die Uhr tätige Arbeiter unter Verwendung vorgefertigter Teile. Bauherrin war die Broad Sustainable Building Company aus Changsha. Ebenfalls mit Interesse verfolgt werden 3-D-Drucktechnik-Experimente. Noch gibt es 3D-Häuser nur als Prototypen. Das Haupthindernis besteht in fehlenden Genehmigungsregularien. Wann es diese geben könnte, ist unklar. Als eine der führenden Firmen gilt die im Suzhou Industrial Park ansässige Yingchuang New Materials. Auf ihrem Gelände errichtete sie mit einem fünfstöckigen Gebäude das höchste bislang gebaute 3-D-Gebäude weltweit. Nach einem Bericht der China Daily ist die Druckmaschine 6,6 m hoch und 10 m breit. Seien die Gebäude nicht zu hoch, könnten die Wände auch hohl gedruckt werden, was Material spare. Gefragt sein könnten die gedruckten Häuser insbesondere im Billig-Haus-Segment. Yingchuan plant, 200 vorgefertigte Hausteile nach Ägypten zu exportieren. Sollte das Projekt erfolgreich sein, ist der Bau einer "Häuserdruckfabrik" vor Ort vorgesehen. Als Baumaterial könnte Sand eingesetzt werden. Auch das Recycling von Baumaterial ist möglich. Allein in Suzhou fallen jedes Jahr 1,5 Mio. bis 2 Mio. t Abrissmaterial an. Darüber hinaus wirbt das Unternehmen damit, dass Kunden sich am Computer leicht ihr eigenes 3-D-Haus entwerfen könnten, zumal die Technik auch den Druck unregelmäßig geformter Bauteile ermögliche. Derzeit arbeitet Yingchuang mit Partner Winsu Global´s in Kooperation mit der in Baufragen renommierten Tongji-Universität und der China Construction Eight Engineering Division an der Abfassung eines Antrags zur Genehmigung von 3-D-gedruckten Gebäuden. Zement Die Zementpreise sind im Keller und werden es angesichts der nachlassenden Nachfrage aus dem Bausektor und der bestehenden Überkapazitäten auf absehbare Zeit bleiben. Um dies zu ändern, wird der für 2016 im Zuge des sich stabilisierenden Bausektors erwartete Nachfrageanstieg von 2,5% nicht genügen, analysierte die UBS. Darüber hinaus stöhnt die Branche über den zu erwartenden Zwang zum Kauf von Zertifikaten zur Kohlendioxidemission. Dessen ungeachtet werden die Kapazitäten weiter ausgebaut. Allein Anhui Cement, landesweit zweitgrößter Zementklinker-Produzent, stockte seine Kapazitäten 2014 um 12,3% auf. Der Branchenprimus, die China National Building Materials Group, kam immerhin noch auf ein Plus von 3,5%. Unter den zehn größten Herstellern hielt lediglich ein 25 einziger seine Kapazitäten konstant (Tangshan Jidong Cement), alle anderen expandierten. Insgesamt verfügte China laut China Cement Association Ende 2014 über eine Produktionskapazität für Zementklinker von 1,77 Mrd. jato (4% mehr als Ende 2013) mit 1.758 Produktionslinien. Im 1. Halbjahr 2015 kamen weitere 20,0 Mio. t hinzu, für das 2. Halbjahr erwartet der Verband einen Zuwachs von 23 Mio. t. Darüber hinaus setzt sich die Konzentration sowohl horizontal als auch vertikal entlang der Produktionskette fort. Kapazitäten großer Hersteller für Zementklinker 2014 in Mio. t (Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) Rang Unternehmen Zentrale 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 China National Building Materials Group Corporation Anhui Conch Cement Co., Ltd. China National Materials Group Co., Ltd. Tangshan Jidong Cement Co., Ltd. China Resources Cement Holdings Ltd. Shandong Shanshui Cement Group Ltd. Huaxin Zement Co., Ltd. Taiwan Cement Corporation Hongshi Holding Group Co., Ltd. China Tianrui Cement Group Co., Ltd. Beijing Wuhu Beijing Tangshan Hongkong Jinan Shanghai Taipei Zhejiang Henan Quelle: China Cement Association, am 05.05.2015 Kapazität Veränd. 310,5 188,4 87,1 70,8 59,1 51,5 45,0 40,7 35,4 33,6 3,5 12,3 3,7 0,0 4,4 8,4 5,6 13,1 6,9 4,7 Bauisolierung Grundsätzlich sind in China nach Aussagen von Architekten die verschiedensten Bauisolationsmaterialien von einfachster bis höchster Qualität erhältlich - angefangen bei Platten aus expandiertem Polystyrol (EPS) oder extrudiertes Polystyrol (XPS; sogar aus recyceltem Material lokal käuflich), aus (in Deutschland aus Gesundheitsgründen verbotener) Glaswolle über Mineralwolle bis hin zu organischen Materialien wie Cellulose. Verwendet wird allerdings in erster Linie das preisgünstigste Material EPS, das bei etwa einem Viertel bis einem Drittel dessen liegt, was die erheblich besseren XPS-Platten kosten. Doch selbst mit dem mit vielen Nachteilen behafteten EPS (das zum Beispiel keine Erdberührung haben darf, weil es Wasser aufnimmt und bei Bränden giftige Stoffe freisetzt) ließen sich beachtliche dämmende Ergebnisse erzielen, wenn die Platten luftdicht verklebt, gegebenenfalls auch gedübelt (mit thermisch entkoppelten Dübeln, die keine Kältebrücken zu erzeugen) und die Fugen zwischen den Platten fachgerecht abgedichtet würden. Dies ist jedoch meist nicht der Fall. Das Ergebnis ist, dass Wände durch Kondensationswasser feucht werden, schimmeln und die Häuser letztlich mehr Energie verbrauchen als vorher. Tatsächlich fehlt es an der notwendigen Erfahrung und Ausbildung der Arbeiter sowie an einer verantwortlichen Bauleitung, die tatsächlich in der Lage ist, Fugen zu kontrollieren. Darüber hinaus sind Bauisolationsmaterialien wegen vermehrter Brandfälle in den letzten Jahren in Verruf geraten. Wie die China Building Material News berichtete, wurden Gebäude mit einer Fläche von rd. 3 Mrd. qm mit brennbaren Isoliermaterialien versehen. Manche Anbieter sind daher dazu übergangen, dem EPS bestimmte Stoffe beizumischen, 26 die die Brennbarkeit herabsetzen oder unterbinden. Verwendet werden hierzu nicht selten Hochofenschlacken. Auch bei der Nutzung von Bitumen zur Isolierung von Dächern oder Kellern gilt der Vorzug im Regelfall dem preiswertesten Erzeugnis zu 7 RMB bis 9 RMB pro qm. Dieses bekommt aber, da es nicht ausreichend kälteelastisch ist, häufig schon nach einem Jahr Risse. Das haltbare kälteelastische Produkt ist zwar verfügbar, schlägt aber mit 50 RMB pro qm zu Buche. Fenster und Türen Die China Building Materials Federation schätzt, dass landesweit zwischen 2015 und 2024 etwa 11 Mrd. qm Türen und Fenster ausgetauscht werden müssen. Dies entspricht einem Marktvolumen von 1 Bill. RMB. Der Verband sieht im Einsatz von Mehrfachverglasungen und Low-E-Glass oder durch die Nachrüstung einfach verglaster Fenster mit Isolierfolien ein großes Energieeinsparpotenzial. Tatsächlich geht bei schlecht isolierten Häusern etwa 50% der Energie durch Fenster und Türen verloren. Allerdings bedarf es hierzu noch sehr viel Aufklärung. Nach einer Umfrage der China Building Materials Daily im Juni 2015 in den Großstädten Beijing, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen hatten knapp zwei Drittel der befragten Privathaushalte noch nie etwas von energiesparenden Türen und Fenstern gehört. Dabei gaben 86% der Teilnehmer an, solche Produkte kaufen zu wollen, selbst wenn sie teurer seien. Dies nicht zuletzt deshalb, weil eventuelle Zusatzkosten im Verhältnis zu den hohen Wohnungspreisen kaum noch ins Gewicht fallen. 77% waren sogar mit einer entsprechenden Zwangsvorschrift einverstanden. In China liegt der Standard für den Wärmedurchgangskoeffizient von Fenstern in den meisten Provinzen bei über 2,0 W In Beijing gilt seit 1.1.13 die Bandbreite 1,5 bis 2,0 (zuvor: 2,8; zum Vergleich: Deutschland: 1,1). Allerdings werden die Vorgaben selten kontrolliert. Der Anteil ausländischer Fensterhersteller ist gering und dürfte nicht über einem Prozent liegen. In den ersten acht Monaten 2015 importierte China Türen und Fenster im Wert von 48,7 Mio. $, davon für 10,6 Mio. $ aus Deutschland (Anteil an allen Importen: 21,8%). Mit Ausnahme von Holztüren ist Deutschland in allen Segmenten Marktführer. Die Freude darüber, dass Kunststofftüren und -fenster mit einem Plus von 12,1% aus Deutschland gut laufen und Aluminiumfenster sogar um 80,4% zulegten, wird getrübt durch die Tatsache, dass der Importmarkt insgesamt schrumpft. Vor allem das größte Segment "Fenster und Türen aus Eisen und Stahl" ist deutlich rückläufig (für Deutschland: -29,2%). Hauptgründe sind die nachlassende Baukonjunktur und das bessere lokale Angebot. 27 Importe von Türen und Fenstern (in Mio. US$, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) HSPos. Kategorie 3925.20.00 Kunststofftüren und -fenster darunter aus . aus Deutschland . aus den USA . aus Japan Holzfenster darunter aus . aus Deutschland . aus Korea (Rep.) . aus Dänemark Holztüren 4418.10 4418.20 7308.30.00 7610.10.00 darunter aus . aus Italien . aus Spanien . aus Deutschland Fenster und Türen aus Eisen und Stahl darunter aus . aus Deutschland . aus Norwegen . aus Korea (Rep.) Fenster und Türen aus Aluminium und deren Legierungen darunter aus . aus Deutschland . aus der Schweiz . aus Kanada Gesamt 2013 2014 2015 *) Veränd. 5,0 5,0 2,9 -14,9 1,5 1,1 0,6 2,2 1,4 1,7 0,5 1,6 1,1 0,8 0,2 1,2 12,1 -31,5 -47,8 4,4 0,8 0,6 0,1 4,4 0,6 0,4 0,3 10,7 0,4 0,3 0,1 3,3 11,7 -14,3 -44,3 -57,4 0,5 0,5 1,8 0,6 0,3 5,8 0,6 0,5 0,5 105,6 181,1 -89,2 76,8 52,3 29,8 -17,8 18,3 7,0 5,8 11,7 6,8 9,8 5,6 5,4 4,8 -29,2 -9,7 -25,6 12,7 15,4 11,5 -0,5 4,1 0,2 0,3 101,1 2,5 0,6 0,6 85,0 3,0 2,2 0,5 48,7 80,4 758,3 28,6 -19,0 *) Januar bis August Quelle: China Customs; Berechnungen durch Germany Trade & Invest Sanitärkeramik Landesweit sollen in den nächsten zwei Jahren 33.500 neue öffentliche Toilettenanlagen insbesondere an touristisch stark frequentierten Punkten und an Autobahnraststätten installiert und 25.000 bestehende Toilettenhäuschen renoviert werden, darunter vermehrt Sitztoiletten. Die chinesische Tourismusbehörde strebt als Initiator einen „DreiSterne-Status“ an. Die meisten Chinesen stehen dagegen Sitztoiletten äußerst skeptisch gegenüber und bevorzugen die üblichen und aus ihrer Sicht hygienischeren Hocktoiletten. 28
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