WaldlerMesse - Liederkranz Tutzing eV

 „Waldler­Messe“ ​
­ Text und Historie ­ Kyrie ­ ​
Begrüßung und Fürbitte O Herr, i fall auf meine Knie vor Dir nach all der Sorg und Müah, die uns im Wald oft über Nacht so muatlos und armselig macht. Christ, kyrie eleis eleis Christ kyrie eleis! Du Herr, hast so viel Sunnaschein und kannst zu allen liabreich sein, leucht mir mit deiner Himmelsgnad’ ins Herz des so weng Freuden hat! Christ, kyrie eleis eleis Christ kyrie eleis Erbarmst Dich meiner Sorg und Not, geb’n aa no d’ Stoa mir’s täglich Brot, liacht wird’s im Wald und ’s Herz wird frei, Du, liaba Herrgott, steh mir bei! Christ kyrie eleis, eleis Christ kyrie eleis Nach einem langen Tag voller Sorgen und Mühen im Wald bei schwerer Arbeit, mutlos und armselig kommt der Waldler zu seinem Herrgott, fällt auf seine Knie und bittet um Erbarmen: Christ kyrie eleis, eleis; Christ kyrie eleis Er klagt dem Herrgott, dass der doch so viel Sonnenschein hat und deswegen auch zu allen „lieb“ sein kann. Darum bittet er um die Erleuchtung mit der Himmelsgnad, damit auch sein freudloses Herz erhellt werde: Christ kyrie eleis, eleis; Christ kyrie eleis Der Herr möge sich seiner Sorgen und Nöte annehmen, denn noch geben ihm die Steine nur schwer sein täglich Brot(X). Doch es gibt Hoffnung, es wird hell im Wald und das Herz wird frei, (wenn) Du lieber Herrgott mir bei stehst Christ kyrie eleis, eleis; Christ kyrie eleis (X)Die Felder waren übersät mit Steinen und es war eine sehr beschwerliche Arbeit, diese zu bestellen. Die Ernte war in dem rauen „böhmischen“ Klima und bei den nicht sehr fruchtbaren Böden oft sehr karg. Gloria ­ ​
Lobgesang Da Wald braust Dir, Herrgott zu Lob und Ehr; der Wind fliagt scho z’weitast vom fernen Meer her Es beug’n sich alle Wipfel, es singt um d’Fels’n Gipfel: Gloria Gott im Himmel wia bist Du so groß! Unser Stimm is ja viel z’schwach wia sag`n ma Dir’s bloß? Da Bach rauscht, Dir, Herrgot, zu Lob und Preis’; die Vogerl die singen die allerschönst Weis. Koa End nimmt dös Singa im Wald hört ma’s klinga: Gloria, Gott im Himmel, wia bist Du so groß! Unser Stimm is ja viel z’schwach, wia sag`n ma Dir’s bloß? Jetzt wird der Wald ganz stad vor heiliger Scheu, da klingen die Stimmen scho wieder auf`s neu. Der Herrgott gibt sein Segen, dem Schöpfer schallt’s entgegen: Gloria, Gott im Himmel wia bist Du so groß! Unser Stimm is ja viel z’schwach, wia sag`n ma Dir’s bloß? Der ihm so wohlbekannte Wald ist auch der Ausgangspunkt für die Verherrlichung Gottes im Gloria: Der Wind, der vom weiten Meer her kommt und die so starren sturmerprobten Wipfel beugt, der Wind, der um die Felsengipfel singt und pfeift, alles geschieht für ihn im Namen Gottes, der so groß und allgewaltig im Himmel über ihm thront. Wie kann er da mit seiner schwachen Stimme einen ähnlichen Lobpreis erreichen. Auch das Rauschen des Baches geschieht zum Lobe Gottes, ebenso wie das Singen der Vögel. Endlos ist dieses Singen und Klingen im Wald zur Ehre des großen Gottes im Himmel. Wie kann er ­ der einfache kleine Waldler ­ da mit seiner schwachen Stimme mithalten? Der Wald wird ganz ruhig und still, wenn der Herrgott seinen Segen gibt. Doch dann erschallen seine Stimmen freudig dem großen Schöpfer im Himmel entgegen, und auch hier erkennt der Waldler wieder seine eigene Größe. Er ist viel zu schwach, weiß nicht wie er es dem Herrgott im Himmel sagen, wie er für diese Schöpfung danken kann und soll. Benediktus ­ ​
Lob und Gesang ­ Gesegnet sei der Herr Jetzt glanzt a jed’s Stäuberl dem Herrgott zur Ehr, es rührt si koa Lauberl im Birkaberg mehr. Es wispert koa Vogerl, ganz stad is da Bach, voll Andacht denkt all’s über’s Gottswunder nach. Mei Herzkammerl wird da so liacht und so weit, kehr ei, liaber Jesus und mach uns die Freud! Du bist ja so guat und Du bist ja so reich, gar nix auf der Welt kimmt ja Deiner Liab gleich. Oa Jubel, oa Singa, es hallt und es schallt: Der Heiland, der Heiland kimmt in unsern Wald! Hosanna, hosanna mir sing ma Dir schö, vieltausendmal grüaß ma Di, Gott in der Höh. Das Wunder ist vollbracht und zur Ehre Gottes wird alles ruhig und still. Das Laub, die Vögel und auch der Bach scheinen den Atem anzuhalten und über das Wunder nachzudenken. Und er ist zur Ehre Gottes mittendrin. Sein Herz ist hocherfreut weit offen um den unvergleichlichen Jesus darin aufzunehmen. Er wird ergriffen von der Liebe Jesu. Diese Liebe öffnet Herz und Mund. Der Jubel hallt und schallt durch den Wald. Mit seinem schönsten Gesang stimmt er ein „Hosanna“ an und grüßt damit Gott in der Höhe. Credo ​
­ Glaubensbekenntnis Fest als wia a oachner Baam, so steht mei Glaub`m und koa Weda ko den Glaub`m mir nimmer raub`m wenn’s ma aa mei Haus eireißt Vater Sohn und Heiliger Geist san und bleibm die höchsten Drei. Muatter Gottes, steh mir bei! Hat den Heiland uns geborn in stiller Nacht, der am Kreuz sei Leb’m valorn, dös Opfer bracht, fahrt zur Höll; steht auf vom Tod, schaug’n herab die heiligen Drei, Muatter Gottes steh mir bei! Z’tiafst im Wald, da wart i gern, bis’s Wunder g`schiecht; bis mi dann der Engel ruaft zum letzten G’richt, laß, o Herr, mi würdig sei, daß i kimm in Himmel nei, aufi zu die heiligen Drei, Muatter Gottes, steh mir bei! In seinem Glaubensbekenntnis vergleicht der Waldler sich mit seiner ihm vertrauten Umwelt. Sein Glaube ist fest wie eine Eiche, stark verwurzelt und unerschütterlich. Kein Sturm und mag er auch so stark sein, dass er sogar sein Haus einreißt kann ihn seinen Glauben rauben. Für ihn bleiben Vater, Sohn und Heiliger Geist die höchsten Drei. Doch erkennt er auch seine Schwäche – und bittet daher um den Beistand der Gottesmutter Maria. So ist sein Glaubensbekenntnis auch einfach, schlicht, kurz und prägnant, aber ehrlich. Er lebt gern in seinem Wald und wartet auf das Wunder beim letzten Gericht.Hier bittet er die Gottesmutter um Ihren Beistand, dass er würdig sei um die ewige Herrlichkeit bei Gott zu erlangen Opferung ​
­ Waldler Ave Gegrüßt seist Du, Maria, Du Jungfrau, so liacht wia der Mai. Du bist voll der Gnaden, und stehst mir so müatterlich bei. Der Herr ist mit Dir, er verlaßt ja sei Muatter gar nia benedeit bist unter den Weibern, und alle fall`n nieder auf d’Knia Und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesus! Heilige Muatta Maria, bitt’ für uns sündige Leut unser Liab, himinlische Jungfrau, gilt Dir die ganz Ewigkeit Bitt’ für uns jetzt und im Stünderl, wenn unser Lebensliacht ausgeht daß unser Seel aus`m Elend zur höchsten Freud aufersteht! Gnad gib uns in Gottes Namen, wenn uns das Aug’ müad zufallt und dann beim Absterben, Amen grüaßt Di mit uns der ganz Wald. Sein „Waldler Ave“ verbindet er mit der Fürbitte für die sündigen Leut und den ganz besonderen Wünschen um sein Seelenheil in seiner Todesstunde. Selbst im Tod, so ist er sich sicher, (Amen – so sei es) grüßt der ganze Wald zusammen mit allen Bewohnern die Gottesmutter. Sanktus ​
­ Vereinigung im Geiste mit dem großen Chor der Engel und Heiligen im Gotteslob Heilig, heilig, großer Gott! Heilig is Dei Himmelsbrot! O Du allerhöchstes Guat, bist des Heilands Fleisch und Bluat! Mir grüaß ma Di, liaber Herrgott, hosanna i in der Höh! Heilig bist Du großer Gott! Schaust herab auf unsre Not Wia’s im Wald jetzt singt und klingt und wia’s Glöckerl aa mitschwingt! Da grüaß ma Di, liaber Herrgott, hosanna in der Höh! Selbst zum Sanktus findet der Waldler vergleiche aus seiner gewohnten Umgebung. Wenn in der Kirche die „Glöckerl“ klingen, dann denkt er daran wie es jetzt im Wald singt und klingt. Und immer hat er die Hoffnung, dass der Herrgott seine Not sieht. Andachtsruf ​
­ Hirten­Arie zur hl. WandlungDer Andachtsruf der Waldlermesse zu hören Jodel­Kantilena a capella. ­ Dort, wo er das Wunder nicht in Worte fassen kann, singt er einfach einen beschwingten Jodler. Zur Kommunion ​
­ Empfang des Altarsakramentes und Danksagung O Herr, i bin’s net würdig O Herr, i bin’s net wert, daß der glorreich Christkönig in mei arm`s Herz eikehrt. Du warst so lammsgeduldig, wia’s Di ans Kreuz ham gschlag’n, und i werd so leicht schuldig, muaß i des Kloanste trag`n. Da Wald is halt so stoanig voll Würz und Straa und Sand, da kimm i so alloanig ohn’ Gottes Hilf net z`stand Oa Wort von Dir tat glanga, na waa mei Seel schneeweiß, und i derft na empfanga, de heil ‘ge Himmelsspeis. Und is mei Sündenpinkerl mir schier net zum vergeb`m hoff` i im Herzenswinkerl halt do’ aufs ew`ge Leb’m. Beim letzten Agnus Dei. gel, da verzeihst ma’s scho! Mit Gott, so geh und steh i und tua all’s, wos i konn Würz = Wurzeln Bei seiner Gewissenserforschung vor dem Empfang der Kommunion erkennt er, dass er im vergleich zum glorreichen Christkönig eigentlich unwürdig zum Empfang ist. Jesus war so geduldig und er ist schon bei der kleinsten Belastung wankelmütig, wird schuldig. Die Arbeit im Wald ist halt so hart, der Boden steinig, voller Wurzeln und nicht sehr fruchtbar. Allein, ohne Gottes Hilfe kommt er da oft nicht zurecht. Daher bittet er um ein Wort der Gnade von Gott und seine Seele wird rein und er darf zum Tisch des Herrn. Und ist auch sein Sündenregister so groß, dass es fast nicht „vergeben“ werden kann, so hofft er doch aus vollem Herzen, dass er das ewige Leben erhält. Beim letzten Gericht bittet er den Herrn schon jetzt um Gnade, denn eigentlich versucht er mit Gott sein Leben zu leben, und alles zu tun, was in seiner Macht steht (um dies zu erreichen). ite Missa est ​
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Gehet hin in Frieden ­ Entlassung Jetzt geh i voll Frieden ins Waldhütterl nauf; hoch überm Berg droben steht’s Himmelstor auf. Is des a Gefunkel, a Pracht und a Glanz: Der Herrgott segnet d’Welt mit der Himmelsmonstranz. Da zidert jed’s Asterl so fromm und so froh, die Berg und die Baamerl, die leuchten nur so; die Waldorgel braust und der Wipfelwind saust, oa Glück und oa Jubel, wohins`d nur grad schaust. Da laßt si, ja lust`s nur, a Walddrossel hörn, die dankt mit dem Liadl für d’ Himmelsgnad gern. Aa mir denk ma alle, es sei benedeit, der Herrgott im Himmel die ganz Ewigkeit. lust’s = lauschen A M E N Der Herrgott hat sein Gebet erhört, voll inneren Frieden kann er zurück in seinen Wald, denn er weiß, für ihn steht dereinst der „Himmel offen“. Und sein Herrgott ist dort droben und spendet seinen überreichen Segen mit dem gesamten Himmel (der Himmelsmonstranz). Sein Wald freut sich mit ihm, Bäume, Äste und Berge leuchten nur so, auch der Wind saust durch die Wipfel ­ Entstehungsgeschichte Ferdinand Neumaier, der Komponist erzählte: Anlässlich der Jahresversammlung des Bayerischen Waldvereins wurde1952 beim Festgottesdienstes in Kötzting die Bauernmesse von Anette Thoma gesungen. Ein Gottesdienst aus dem Oberland. Als ich nach der Messe meinen Freund Eugen Hubrich aus Straubing traf, rief der mir zu: “Du Ferdinand, woaßt was, i schreib für uns a Waldlermeß und du muaßt sie vertona!” Nach acht Tagen bekam ich von Eugen den Text dieser Waldlermesse. Sofort setzte ich mich ans Klavier, und am Abend war die Komposition in den Grundzügen fertig. Zwei Wochen noch feilte ich daran herum, bis ich endlich ganz damit zufrieden war.” Die Waldlermesse war fertig und wurde noch im gleichen Jahr in der ehemaligen Klosterkirche in Rinchnach uraufgeführt. Was für das “Oberland” die Bauernmesse von Anette Thoma oder für das Salzburger Land “D’Salzburger Arme Leut’ Mess” ist, das ist heute für die Niederbayern die “Waldlermesse”. Seit der ersten Aufführung ist die Waldlermesse bestimmt schon mehrere tausend Male in Niederbayern, Oberpfalz, Franken (Nürnberg, Schwand), Oberbayern und auch im benachbarten Österreich, bei einfachen wie bei hochfesttäglichen Anlässen, traditionsgemäß aber immer bei der Arberkirchweih, bei Wallfahrten, bei Hochzeiten wie bei Beerdigungen zu Gehör gebracht worden. Stets zur Freude und Erbauung der Zuhörer und zur Ehre Gottes. Einheimische und Fremde, Junge und Alte, alle lauschen andächtig zu. 1984 wurde von einer Kirchberger Wallfahrergruppe die Waldlermesse sogar in der Gotthardskirche in Cureggia (Nähe Lugano, Schweiz) zu Ehren des heimatlichen Kirchenpatrons St. Gotthard gesungen. Rektor Ferdinand Neumaier ist gedanklich mehrere Generationen zurückgewandert, um zu erfahren, wie damals altbayerische Lieder gesungen und gespielt wurden. Aus dem Singen und Musizieren, dem Urquell waldlerischen Brauchtums, kommen diese einfachen und doch vielsagenden Weisen. In der Waldlermesse reden die Bewohner des Waldes mit “ihrem Herrgott”, der selbstverständlich ihren Dialekt und damit “waldlerisch” bestens versteht. Es sind einfache Weisen in allgemein verständlicher Form, so wie sie einfache Bauern einstens ersannen, ausgerichtet für die Bewohner des Bayerischen Waldes, alles in ihrer ganz eigenen Sprache, teilweise traurig und schwermütig, aber zwischendurch auch herzhaft und zugleich etwas besinnlich. In den Texten der Waldlermesse spiegelt sich die große Weite des Waldes, das abgeschiedene Leben der Bewohner, abseits von allem Trubel, die teilweise große Armut, wie sie damals noch herrschte, aber auch die Freude und Zufriedenheit wider. Komponist und Textdichter Der Komponist Ferdinand Neumaier, Ehrenbürger der Gemeinde Kirchberg und Ehrenmitglied des Bayerischen Waldvereins, ist am 8. September im Jahre 1890 in Kirchberg geboren. Er erwählte den Beruf eines Schulmannes. Seine berufliche Laufbahn begann er als Hilfslehrer in der Dorfschule von Neuschönau. Weitere Stationen waren Regenhütte, Zwiesel, Abensberg und ab 1913 Landshut, wo er zuletzt als Rektor an der dortigen Knabenschule St. Martin wirkte. Neumaier hat schon sehr früh begonnen, Volkslieder zu sammeln und aufzuschreiben. An die 90 Lieder hat er komponiert, teilweise auch am Text selbst geschrieben. Verstorben ist Ferdinand Neumaier im Jahre 1969 im Alter von 79 Jahren. Ferdinand Neumaier ist neben vielen Sängergruppen auch für viele Bayerwaldchöre stilprägend geworden. Keinem anderen ist eine ähnliche Anerkennung durch die musikalische Bevölkerung gelungen, wie ihm. Sehr viel dazu beigetragen hat die Schaffung der “Waldlermesse”. Zweifelsohne hat Ferdinand Neumaier mit seiner gefühlvollen Art, mit seinen gängigen Melodien und Arien des Volkes Seele ­ wie man so schön sagt ­ getroffen. Die Liebe zur Musik hat ihn sein Leben lang begleitet. Geweckt wurde sie schon von Kindheit auf, da im Elternhaus gesungen und musiziert wurde. Auf dem Lehrerseminar in Harmonielehre ausgebildet, begann Ferdinand Neumaier bald mit dem Komponieren von Liedern. Über 90 Lieder sind dann im Laufe der Jahre aus seiner Feder entstanden. Textdichter der Waldlermesse war der Straubinger Oberstudienrat Eugen Hubrich (geboren 1895 in Kötzting, verstorben 1963). Er gehörte zu den Dichtern, die in der Zeit der Belebung des waldlerischen Liedes als Texter sehr engagiert waren.