15. März `15 Matthäus Kp. 5, 17-48 Die Bergpredigt – Gerechtigkeit erfüllen, aber wie? Gottes Leitbild eines „normalen“ Christenlebens ( Die 3 G der Bergpredigt: Glück finden, Gerechtigkeit erfüllen, Gebet suchen) Einleitung: Eine provokante Frage zu beginn: Buch-Tipp: Gesetz & Gesetzlichkeit von Dr. A.G. Fruchtenbaum Sind wir als Christen verpflichtet die 10 Gebote in 2. Mose 20 einzuhalten? Wenn ja, müssten wir das 4. Gebot, das Sabbat-Gebot einhalten? Und was ist mit den weiteren Geboten zum Sabbat? Und dem Sabbat-Jahr? Gleicht unser Sonntag dem Sabbat? Wenn wir die 10 Gebote halten sollen, warum denn nicht die anderen 603 im 2. bis 5. Mosebuch? Wir merken, dass es gar nicht so einfach ist, wie wir als Christen die mosaischen Gebote anwenden müssen. Ist es z. B. Richtig, bei Fragen zu Tätowierung, Piercing oder Kleiderfragen Gebote aus den Mosebüchern heranzuziehen? Müsste ich dann nicht alle anderen Gebote auch berücksichtigen? Warum tragen wir dann aber z.B. keine Kleider mit Quasten (4.Mose 15, 37-41)? Die Jünger Jesu waren auch in manchem Dilemma was Gerechtigkeit, Gesetz & Gebote Gottes angeht. Es gab da die Profis, die Schriftgelehrten und Pharisäer welche den Massstab hoch anlegten. Was Jesus aber von ihnen und ihrem Verständnis von Gerechtigkeit hielt, lehrt er in der Bergpredigt, und den Jüngern muss dabei der Atem gestockt haben als er sagte: Mt. 5,20 Ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen! In der Bergpredigt geht es um 3 grosse „G“: Glück, Gerechtigkeit und Gebet. Heute: „Gerechtigkeit“. Was verstehen wir unter „Gerechtigkeit“? Ein in der Bibel häufiger Begriff. Begriffserklärung: GERECHTIGKEIT (=Erfüllung vorgeschriebener Pflichten, Röm. 4,3-4; grie./dt.-Lexikon) a) Wer sich im Strassenverkehr an seine Pflichten hält (an die Verkehrsregeln), der ist gerecht. Wer seine Arbeit gemäss den Vorschriften seines Kunden & Arbeitgebers macht, der ist gerecht. Was ist der gerechte Dienst eines Gemeindeältesten? Oder eines Gemeindegliedes? b) Bei Gerechtigkeit geht es auch um eine Beziehung, einen Bund Warum sollen wir im Strassenverkehr gerecht handeln? Damit es möglichst keine Unfälle gibt? Damit der Verkehr möglichst reibungslos läuft? Geht es um: Ein geregeltes Miteinander in einer gefahrvollen Konstellation mit unterschiedlichsten Teilnehmern? Oder ein Wettbewerb um möglichst viele, oder keine Strafen zu sammeln? → Die Beantwortung überlasse ich jedem selbst – lohnt sich mal darüber nachzudenken! → Gerechtigkeit ist die Erfüllung vorgeschriebener Pflichten mit dem Ziel guter Beziehungen. 1) Kp. 5,17-20 Gerechtigkeit muss erfüllt werden (Schlüssel wahrer Gerechtigkeit, A.G. Fruchtenbaum) In den Versen 13-16 sehen wir, dass Jesus grosse Pläne mit seinen „Fischer, Zöllner & Zeloten“ hatte. Er forderte sie gerade zu heraus wie in der Aussage von V. 20! Wir wissen heute, dass Jesus die Erfüllung des mosaischen Gesetzes ist. Aber die Jünger damals? Für sie musste dieser Anspruch unerfüllbar klingen. Ich hätte jetzt gerne ihre Gesichter gesehen! V.17 „...ich bin gekommen um zu erfüllen...“ Jesus spricht von seiner Berufung. Er ist gekommen um den Auftrag seines Vaters zu erfüllen. Gott macht keinen Bogen um schwierige, für uns Menschen unlösbare Probleme, sondern er löst sie für uns in dieser Welt, in diesem Leben, in Jesus Christus! Was war der Auftrag Jesu? Erfüllung des Gesetzes Gottes → Erfüllung unserer vorgeschriebenen Pflicht! Was diese Pflicht (Vollkommenheit) beinhaltet legen die 613 Gebote im 2. bis 5. Mosebuch fest. Jesus kam um vollkommen nach diesem Gesetz zu leben. Das war von Anfang an sein Anspruch. Auch das wird die Jünger entsetzt haben, denn schon das kennzeichnete Jesus als den Messias. Die Jünger dachten vielleicht: „Wer kann so etwas mit 30 Jahren von sich behaupten?!“ V. 18 „...bis alles geschehen ist...“ Gottes Wort bleibt ewig gültig. Das gilt sowohl für das AT wie auch für das NT. Das gilt für den Schöpfungsbericht der die Entstehung der Welt beschreibt, für den Ursprung des Bösen und der Sünde in der Welt, für das Gericht Gottes über die Gottlosigkeit, wie auch für die Wunder Jesu, seine Auferstehung am dritten Tag und vieles mehr. Wehe wer etwas davon weglässt oder verändert! Hier betont Jesus im Besonderen das Gesetz, die 613 Gebote Gottes, welche wohl ca. 1500 Jahre alt waren, aber immer noch ihre Gültigkeit haben. Es muss alles so geschehen, dazu ist Jesus Christus gekommen! → Jesus hat alles „geschehen lassen“, lebte sündlos (gerecht) und erfüllte alle Verheissungen! V. 19 „...der wird der Kleinste genannt werden“. Ausleger sagen dazu, dass wer nur das Kleinste, das scheinbar unbedeutendste Gebot weglässt, dieser ist sogar ausserhalb des Reiches Gottes. (MacArthur) Jak 2,10 Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden. Jesus Christus betont damit die Wichtigkeit des Wortes Gottes und die Notwendigkeit, dass wahre Gerechtigkeit sich auf diesen Geboten gründen muss. Warum betont er das? Weil es damals eine zweite Zusammenstellung von Geboten gab, die Mischna (Eine Zusammenstellung von Auslegungen der Gebote). V. 20 Spätestens jetzt musste auch dem letzten „Fischer“ klar sein, was Jesus hier sagt ist revolutionär!? Ein Systemwechsel. Jesus rückt aber nur das Wort Gottes wieder ins Zentrum! Das Zentrum ist: JESUS CHRISTUS hat das ganze Gesetz erfüllt und setzt damit das Gesetz ausser Kraft! Röm 10,4 Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. Joh 1,17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Röm 8,2 Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Vgl. Röm. 7,4; 1.Kor. 9,21; Gal. 2,21 Gal 6,2 Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen! → Mt. 7,12 sogenannte „Goldene Regel“ Vgl. Gal. 5,1+13 2) Kp. 5,21-48 Vier Beispiele gelebter Gerechtigkeit Jesus spricht hier von einer sich im Alltagsleben auswirkenden Gerechtigkeit. Hier muss sich die geschenkte Gerechtigkeit praktisch erweisen und diese ausgelebte Gerechtigkeit soll vollkommen sein. 2.1) Was meint Jesus mit dieser Vollkommenheit V.48? Hat Jesus uns die Last der 613 Gebot abgenommen, um eine Schwerere aufzuladen? Bestimmt nicht! „Es geht Jesus um das Wesen des Vaters (!), das auch in uns sichtbar werden soll. Das Wort vollkommen erhält dabei den Gedankeninhalt von 'vollständig'.“ (Heinrich Kuhn, IBS Beatenberg) vollkommen (grie.: teleios = zum Ende oder Ziel gebracht, vollendet; vollständig (d.h. nichts mehr brauchend zur Vollendung). 2.2) Gerecht leben, statt in den vier häufigsten Sünden der Menschen: 1) Zorn V. 21-26 2) sexuelle Ausschweifung V. 27-32 3) böses Reden V. 33-37 4) Hass (d.h. Eine rachsüchtige Gesinnung). V. 38-47 Wer aus Gott geboren ist, dessen inneres Wesen wurde durch den Heiligen Geist erneuert. Bei einer irdischen Geburt empfängt das Kind automatisch die Erbanlagen seiner Eltern. In seinem Aussehen, seinen Bewegungen und Redensarten können wir sofort die Verwandtschaft erkennen. In gleicher Weise soll man in der Art und Weise wie wir denken, reden und handeln unsere Verwandtschaft mit dem himmlischen Vater erkennen. Das ist mit dem Ausdruck Vollkommenheit hier gemeint.“ (Heinrich Kuhn, IBS Beatenberg) Wie soll ich als Kind des Vaters im Himmel reagieren, wenn diese Gefühle und Versuchungen mein Herz gefangen nehmen? → Lies Mt. 5, 29+30 abschneiden, wegwerfen; Kol. 3,8-14 legt ab.. zieht die Liebe an, sie ist das Band der Vollkommenheit Der Mensch kann nicht aus einem „guten Kern“ seines Herzens heraus Gottes ethische Standards leben. Deshalb ist es so wichtig zu verstehen, dass Jesus auch nach der Bekehrung mein „Erfüller vorgeschriebener Pflichten“ ist, wenn ich mit ihm im Glauben verbunden lebe. (Röm. 8,1ff). Ansonsten wird mein Christsein ein Krampf, denn wer kann von sich schon sagen, er sei vollkommen, wie der Vater im Himmel V.48? Das kann doch ohne Jesus und den Heiligen Geist gar nicht gehen. Bedenke: Das Gesetz des Christus kann in einem Wort zusammengefasst werden: Liebe. .. Eine Gemeinschaft ist nichts anderes als die Summe der einzelnen Glieder. Die Gemeinde kann also weder stärker noch reiner sein als die einzelnen Gemeindeglieder sind. Ralph Shallis (Buch, Lebendige Zellen) 3) Praktische Anwendung - Zur Klärung von oben: Sind die 10 Gebote für uns verbindlich? Im Neuen Testament werden ausser dem 4. Gebot, dem Sabbat-Gebot, alle bestätigt. Als Christen sind wir dem „Gesetz Christi der Liebe“, wie Er es uns vorlebte und lehrte (Gal. 6,2; Röm. 8,2) verpflichtet. Dabei finden wir manche der 613 Gebote im NT, aber längst nicht alle. - Mit der Erfüllung des Gesetzes durch Jesus haben wir eine ganz neue Beziehung zu Gottes Geboten. Ich möchte das mit folgenden „neuen Verkehrstafeln“ erklären. Diese sind mit dieser Einfärbung nicht mehr Gebote sondern wir befinden uns auf der Hauptstrasse, können und wollen diese freiwillig und von Herzen und mit Freuden(!) tun. Das betrifft sogar, aber nur freiwillig (!) alle 613 Gebote! (Apg. 21, 17-26). - Es gibt bessere Gründe als Gebote aus den Mosebüchern, um in der Gemeinde die Frage nach Tätowierung & Tanzen, Piercing & Popmusik, Kleiderfragen & Kindererziehung zu beantworten. Wenn wir nämlich verstanden haben, was die Herzenshaltung im Neuen Bund und dessen gelebte Gerechtigkeit ist, lösen sich diese Fragen über Zorn, böses Reden, sexuelle Versuchung, Hass, Heuchelei. → Übe Liebe, statt diese Gefühlen & Gedanken nachzugeben oder zu pflegen; Du hast die Freiheit und in Jesus die Kraft, aus der Liebe zu handeln und nicht aus einem bösen Herzen. (Kol. 3,8 +14) In Jesus ist alle meine Gerechtigkeit ans Ziel gebracht (vollständig) und erfüllt! AMEN (Buch-Tipp: Zur Vertiefung dieses wichtigen Themas auf das Buch „Gesetz und Gesetzlichkeit“ von Dr. A.G. Fruchtenbaum) Anhang: 1) Wozu hat Gott das Gesetz gegeben? (Aus dem Buch von A.G. Fruchtenbaum) 1. Ein Mittel, das die Heiligkeit Gottes offenbart. Die Offenbarung des Standards der Gerechtigkeit, den Gott forderte, damit eine zu Ihm angemessene Beziehung möglich gemacht werden soll. 2. Ein Verhaltenskodex für die alttestamentlichen Gläubigen. Das Gesetz war niemals – ich wiederhole: niemals! - ein Mittel zur Errettung, sondern sollte immer einen anderen Zweck erfüllen. 3. Ein Mittel, um Sünde zu offenbaren. Vgl. Röm. 3,19-20; 5,20; 7,7. Paulus wurde sich seines sündigen Zustandes bewusst, und zwar durch das Lesen des Gesetzes. 4. Ein Mittel, damit die Sünde zunimmt. Vgl. Röm 4,15; 5,20, 7,7+13; 1.Kor. 15,56. Unsere sündige Natur braucht eine Operationsbasis und das Gesetz ist diese Operationsbasis. 5. Ein Mittel, um zum Glauben zu führen. Vgl. Gal. 3,24. Dieser 5. Zweck baut auf den vierten auf. So sehr wir auch versuchen mögen, das Gesetz in vollkommener Weise zu halten, wir werden damit aufgrund unserer sündigen Natur scheitern. Der 5. Zweck des Gesetzes führt den Menschen zum Glauben; genauer gesagt, zum glauben an Jesus, den Messias. 2) Gebot Gottes oder Menschengebote? Kontroverse Thora und Mischna - Die Pharisäer & Schriftgelehrten damals waren die Profis im „Erfüllen der Schrift“, sie meinten es zumindest. Sie erarbeiteten 1000-de von zusätzlichen Erklärungen und Vorschriften (Mischna) um die 613 Gebote der Thora zu erfüllen. - Die Mischna: So hiess das zusammenfassende Werk zur Zeit Jesu, welches festlegte, wie die 613 Gebote zu verstehen und zu erfüllen waren. Der Konflikt der Geistlichen Leiter Israels mit Jesus ging immer wieder um diese Mischna-Gebote. Wie sind sie entstanden? - Esra gründete die Schule mit dem Namen Sophrim (= Schule der Schriftgelehrten). - Israel sollte nicht wieder von Gott abfallen durch Ungehorsam gegen Gottes Gebote. - Um jedes Gebot wurde ein „Zaun“ von Geboten gezogen um nicht das eigentliche zu brechen. - Diese Zusatzgebote wurden zum Hauptpunkt des Glaubenslebens und nicht das Eigentliche Gebot. - Die Mischna wurde ab ca. 30 v.Chr. als gleichwertig behandelt wie die Thora! - Der Konflikt Jesu mit den Geistlichen Führern bestand darin, dass er die Mischna ablehnte, weil sie nicht Gottes Willen wiedergibt. Vgl. Kp. 5,21ff „...ihr habt gehört dass zu den Alten gesagt ist... Ich aber sage euch...“.
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