Intuitionen als gute Gründe in der Philosophie

Thomas Grundmann: „Intuitionen als gute Gründe in der Philosophie - Eine
Verteidigung“
Im klassischen Rationalismus galten rationale Intuitionen als unübertroffener
Goldstandard guter Erkenntnisgründe. Durch den Siegeszug des Empirismus sind
sie vor allem im 20. Jahrhundert weitgehend in Verruf geraten als Relikte einer
obskuren und dogmatischen „Erkenntnis durch Offenbarung“ (Hans Albert). In
jüngster Zeit lässt sich eine gewisse Umkehr des Trends beobachten. Vor allem in
der analytischen Philosophie erfreuen sich Intuitionen als Erkenntnisquelle wieder
großer Beliebtheit. So wird bereits von einem „Neuen Intuitionismus“ gesprochen.
Nach einem einführenden historischen Überblick werde ich in meinem Vortrag
versuchen, die folgenden drei Dinge zu zeigen:
1. Intuitionen sind in der Philosophie methodisch unverzichtbar.
2. Die Standardeinwände gegen die Intuition als Erkenntnisquelle lassen sich alle
zurückweisen.
3. Zweifel an der Zuverlässigkeit der Intuition, die sich auf deren Unerklärlichkeit oder
Relativität berufen, sind in gewissem Sinne selbstwidersprüchlich.
Dabei wird sich ein besseres Bild von dem ergeben, was Intuitionen wirklich sind,
aber auch herausstellen, dass nicht alle Maximalthesen der „alten“ Intuitionisten
aufrechterhalten werden können.