FIFTY
SHADES
OF RED
50 GRÜNDE,
VERÄNDERUNG
ZU WÄHLEN
„Wir kämpfen gegen ein gieriges
System und für neue Chancen.
Gemeinsam schaffen wir die
Veränderung.“
BEATE MEINL-REISINGER
Spitzenkandidatin
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
1
Michael Häupl ist seit 21 Jahren Wiener Bürgermeister.
Seit 27 Jahren sitzt er in der Landesregierung. Seit 70 Jahren
ist die SPÖ in Wien an der Macht, 60 Jahre davon in einer
Alleinregierung.
Wien ist eine großartige Stadt. Aber nach Jahrzehnten in der Regierung
hat die SPÖ ein Geflecht von struktureller Korruption, von Abhängigkeiten
und „guten Freundschaften“ geschaffen. Es wurde ein aufgeblähtes PolitikSystem etabliert, das in Österreich – ja in ganz Europa – seinesgleichen
sucht: Wien hat die höchste Parteienförderung der Welt, gibt mehr Geld für
Inserate aus als alle anderen Bundesländer zusammen und leistet sich einen
Gemeinderat, der so groß ist wie der US-Senat.
Seit 2010 sind die Grünen in Regierungsverantwortung. Aus der Oppositions­
rolle gaben sie sich gerne als moralische Instanz, als Kämpfer_innen
für mehr Demokratie und gegen Korruption und Intransparenz. In der
Regierung war davon auf einmal nichts mehr zu sehen. Die Grünen haben
sich mit Häupls System des roten Filzes arrangiert. Sie haben den Anspruch,
eine Kontrollpartei zu sein, für Versorgungsjobs und ein paar Kilometer
Fußgängerzone geopfert. Die Grünen spielen das Spiel der SPÖ mittlerweile
perfekt mit.
Die Liste der Beispiele für strukturelle Korruption, politischen Pfusch,
Freunderlwirtschaft und Intransparenz ist lang. Die 50 Shades of Red
(& Green) sind eine Sammlung dieser Wiener Filzgeschichten. Es sind
viele kleine und große Mosaiksteine, die das Bild eines fetten, faulen und
korrupten Politsystems zeichnen, das die Zukunft und Lebensqualität der
nächsten Generationen aufs Spiel setzt.
Am 11. Oktober geht es um eine Veränderung dieses korrupten politischen
Systems. Um eine Veränderung zum Positiven ohne Strache. Wer glaubt,
man könne einen FPÖ-Bürgermeister verhindern, indem man Häupl wählt,
dem muss eines klar sein: Eine Stimme für die SPÖ bedeutet Zustimmung
zu diesem Sumpf, zu diesem Filz, zu diesem aufgeblähten Apparat. Eine
Veränderung dieses Systems geht nur mit NEOS.
Beate Meinl-Reisinger
2
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Legende
• Intransparenz
• Freunderlwirtschaft
• Politikpfusch
• Steuergeldverschwendung
• Aufgeblähtes Politiksystem
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN3
1.
Wiener Schulden in sieben
Jahren mehr als verdreifacht
Die (offiziell ausgewiesenen) Schulden der Stadt
haben sich innerhalb von sieben Jahren (2007 bis 2014)
auf 4,9 Milliarden Euro mehr als verdreifacht – und das
bei einem Gesamtbudget von etwa 12 Milliarden Euro.
Die Stadtregierung hat es verabsäumt, in guten Zeiten Rücklagen
zu bilden, um auf schlechte Zeiten vorbereitet zu sein. Weder
Generationengerechtigkeit noch Nachhaltigkeit spielen dabei eine Rolle.
Pro Minute nehmen die Schulden der Stadt um 1.500 Euro zu.
Schuldenstände, Vermögenswerte und Spekulationen werden nicht
hinreichend ausgewiesen. Das Budget ist kaum nachvollziehbar und sagt
wenig über die tatsächliche Vermögenssituation der Stadt aus. So eine
Budgeterstellung ist weit entfernt von allen Standards für eine europäische
Metropole dieser Größe. Niemand weiß genau, wie hoch Wien tatsächlich
verschuldet ist und welche Last den kommenden Generationen noch
aufgebürdet wird.
Entwicklung der Finanzschulden der Gemeinde Wien (in Mrd. €)
Quelle: Rechnungsabschlüsse der Gemeinde Wien
3,07
4,03
4,35
4,64
4,89
5 Mrd.
1,87
1,55
1,47
1,39
1,46
0
2005
2007
2009
2011
2013
2015
4
50 GUTE GRÜNDE, UM NEOS ZU WÄHLEN
Die Schuldenverstecke
der Stadt Wien
Der Rechnungsabschluss der Stadt Wien weist einen
Schulden­stand von 4,9 Milliarden Euro aus. Das ist aber
nur die Spitze des Eisbergs.
Die ausgelagerten Unternehmen der Stadt sind hoch verschuldet. Das
scheint im Budget aufgrund der antiquierten Rechnungslegung der
Kameralistik aber nicht auf. Zudem verschiebt die Stadt Jahr für Jahr fällige
Zahlungen in Höhe von 1,3 bis 1,6 Milliarden Euro in den jeweils nächsten
Rechnungsabschluss. In Summe kommt Wien auf einen Schulden­stand
von mindestens 11 Milliarden Euro! Die Spitzenreiter beim Schulden­
verstecken: Wiener Wohnen -2,8 Milliarden, Stadtwerke -1,5 Milliarden,
Wien Holding -422 Millionen und Krankenanstaltenverbund -366 Millionen
Euro. Wenn man die versteckten Schulden in das Budget einrechnet, sind
die Wienerinnen und Wiener mit 8.000 Euro pro Kopf verschuldet. Das ist
doppelt so hoch wie die pro-Kopf-Verschuldung Münchens.
Schulden der Stadt Wien
–4,9 Mrd €
Wirtschaftsagentur Wien
–0,17 Mrd €
Wiener Krankenanstalten-
verbund (KAV)
Wien Holding GmbH
Wiener Stadtwerke
Wiener Wohnen –0,37 Mrd €
–0,42 Mrd €
–1,5 Mrd €
–2,8 Mrd €
2.
50 GUTE GRÜNDE, UM NEOS ZU WÄHLEN
3.
5
Stadt Wien haftet mit
Milliarden für eine Bank
Bankenhaftungen können ein Pulverfass sein. Das
hat die Kärntner Hypo eindrucksvoll bewiesen.
Und die Stadt Wien haftet auch noch immer für ihre Anteile an der Bank
Austria (heute UniCredit) – und zwar mit 6,8 Milliarden Euro. Die Haftungen
werden über eine völlig intransparente Privatstiftung verwaltet, in die
weder der Landtag noch der Rechnungshof Einsicht haben. Finanzstadträtin
Renate Brauner: „Die Stiftung gehört sich selbst“. Das Risiko „gehört“ am
Ende des Tages aber allen Wiener_innen – und nicht den Politiker_innen. Bei
den Bankenhaftungen ist in Wien (noch) nichts passiert. Aber die Liste der
Millionengräber in Wien ist lang.
4.
Das Brauner-Roulette
mit den Frankenkrediten
Fast 40% der Wiener Rekordschulden von 4,9 Milliarden
Euro hält die Stadt in Schweizer Franken. Warum? Die
Stadt Wien hat jahrelang auf die Zinsentwicklung und
die Entwicklung des Wechselkurses spekuliert.
Nur die Rechnung ist nicht aufgegangen: Seit 2007 befindet sich der Kurs des
Euro zum Schweizer Franken im freien Fall. So hat die Stadt kontinuierlich
Millionen verloren. Nach der Aufwertung des Franken Anfang 2015 haben
sich die Kursverluste der Stadt Wien seit 2007 schließlich auf 530 Millionen
Euro summiert. Die Finanzstadträtin hat diesen Millionenschaden in Kauf
genommen. Denn trotz eines ständig fallenden Kurses und Warnungen
von Analyst_innen hat Renate Brauner 2010 und 2011 noch Frankenkredite
über 660 Millionen Euro aufgenommen und den Schaden so nochmals
vergrößert. Auch wenn keine neuen Kredite aufgenommen werden, werden
doch die bestehenden Kredite weiter rolliert. Die Finanzstadträtin hofft auf
ein Kurswunder, das niemals eintreten wird. Diese Zockerei mit Steuergeld
ist verantwortungsloses Handeln wider besseren Wissens zum Schaden der
Steuerzahler_innen.
6
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Beteiligungsgeflecht ohne
Kontrolle und Transparenz
Die Wiener SPÖ hat als „kommunaler Kapitalist“ ein
Firmen- und Beteiligungsnetzwerk mit 227 Firmen (224
Beteiligungen und 3 „Unternehmungen der Stadt Wien“,
eine Rechtsform, die eigens vom Gemeinderat geschaffen
wurde) errichtet.
Dieses Geflecht von verschiedenen Unternehmensbeteiligungen und
Einflüssen der Stadt, ohne hinreichende öffentliche Kontrolle und
Transparenz, ermöglicht strukturelle Korruption und Misswirtschaft in
der Erfüllung von Dienstleistungen im „öffentlichen Interesse“, wie etwa
Quersubventionierungen im Stadtbudget oder zwischen Beteiligungen,
fehlende Kostenwahrheit für öffentliche Leistungen, intransparente
Postenvergabe, etc.
Sogar die deutliche Kritik des Rechnungshofs wird ignoriert: „Die Stadt
Wien hatte keine vollständigen Informationen über die finanziellen
Verflechtungen zwischen ihrem Haushalt und den Beteiligungen.“ Die Stadt
hat kein Beteiligungsmanagement und -controlling. Die Beteiligungen
werden von 13 verschiedenen Magistratsabteilungen und der Wien
Holding gemanagt. Es gibt keine nachvollziehbare Gesamtstrategie
der verschiedenen Aufgaben und Dienstleistungen der Stadt zwischen
Stadtverwaltung, Unternehmungen der Stadt Wien und Beteiligungen.
Seitens des Rechnungshofes wurde bereits 2010 und nochmals 2015 das
mangelnde Beteiligungsmanagement und die diesbezügliche Intransparenz
der Stadtfinanzen festgehalten, was die Stadt aber nicht zum Handeln
veranlasst hätte. Im Vergleich zeigt Hamburg eine gute Praxis mit
einer transparenten Darstellung wesentlicher Kennzahlen sowie der
Berichterstattung an die Öffentlichkeit.
Nach Wiener Wahlrecht brauchten die Parteien 2010 für ein Mandat:
SPÖ
6.831 Stimmen
FPÖ
7.202 Stimmen
ÖVP
7.564 Stimmen
Grüne
8.178 Stimmen
5.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
6.
7
Wien stopft Budgetlöcher
mit Gebühren für Wasser,
Müll, Kanal
Die Gebühren, die von der Stadt Wien für Müllentsorgung,
Wasser und Kanalisation eingehoben werden, übersteigen
die tatsächlichen Kosten für diese Dienstleistungen bei
weitem.
In den letzten 15 Jahren wurde mit diesen Gebühren ein Überschuss von
1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Überschüsse werden in den
allgemeinen Haushalt weitergeleitet, obwohl die Wiener Stadtverfassung
das eigentlich verbietet. Der Rechnungshof hat das wiederholt kritisiert. Wie
so oft wurde die Rechnungshofkritik von der Stadt aber ignoriert. Die Tarife
sind für alle Bürger_innen gleich. Das bedeutet, dass überhöhte Gebühren
vor allem Bezieher_innen mit geringem Einkommen belasten. Das „rote
Wien“ stopft seine Budgetlöcher also auf Kosten der sozial Schwachen.
7.
SPÖ profitiert vom unfairen
Wiener Wahlrecht
Das Wiener Wahlrecht verzerrt den Wählerwillen, indem
es große Parteien bei der Sitzverteilung auf Kosten der
kleineren Parteien bevorzugt. Das nutzt (bisher) vor allem
der SPÖ (siehe Grafik Seite 6).
1987 hatte die SPÖ zuletzt mehr als 50% der Stimmen, trotzdem regierte sie
dreimal mit absoluter Mehrheit. Derzeit hält die SPÖ mit 44% der Stimmen
49 von 100 Mandaten. Nach dem Wahlergebnis von 2010 benötigte die SPÖ
für ein Mandat um rund 20% weniger Stimmen als die Grünen. Obwohl eine
Wahlrechtsreform im rot-grünen Koalitionspakt steht, hat sich in den letzten
fünf Jahren gar nichts bewegt. Die SPÖ konnte das verzerrende Wahlrecht
erfolgreich verteidigen. SPÖ-Klubobmann Rudi Schicker bringt es im
„Standard“ auf den Punkt: „Wir sind nicht daran interessiert, dass wir uns
selber schwächen.“
8
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Einkaufstour bei grünen
8.
Abgeordneten, um Wahlrecht
zu zementieren
Nachdem trotz vierjähriger Verhandlungen beim Wahlrecht
keine Einigung zustande gekommen ist, kündigten die
Grünen an, im Landtag gegen die SPÖ zu stimmen.
Der SPÖ fehlte allerdings in der entscheidenden Abstimmung eine (!)
Stimme, um die Reform zu blockieren. Nur eine Stunde vor der Landtags­
sitzung, bei dem das Wahlrecht zur Abstimmung stand, präsentierte die
SPÖ einen Neuzugang: Den ehemals grünen Abgeordneten Senol Akkilic,
der eine spontane Sinneswandlung durchlebte und nun gegen ein faires
Wahlrecht eintrat. Die Belohnung folgte im Mai, als die SPÖ ihre Liste
präsentierte – mit Senol Akkilic auf einem wählbaren Listenplatz, den er
bei den Grünen nicht mehr bekam. Der Verdacht von Bestechlichkeit und
Vorteilsannahme liegt nahe: Abstimmungsverhalten für einen geldwerten
Vorteil (sicheres Mandat über die nächsten fünf Jahre) – Ernst Strasser
lässt grüßen …
Gemeindebaumieter_innen
zahlen bei Betriebskosten
drauf
Während einige Politiker_innen zum Sozialtarif wohnen,
zockt Wiener Wohnen seine Mieter_innen bei den
Betriebskosten ab.
Die Gemeindebau-Betriebskosten liegen pro m² im Monat zum Beispiel in
der Justgasse 29, 1210 Wien, bei 2,26 Euro – ohne Gartenbetreuung und Lift.
In privat verwalteten Zinshäusern liegen die Betriebskosten bei 1,42 bis 1,59
Euro. Im Bericht des Kontrollamts 2013 wurden als Kostentreiber vor allem
die Bereiche der Hausbesorgungs­a rbeiten, Müllabfuhr und Gartenbetreuung
angeführt. Im Vergleich der Betriebskosten aller Wohnhausanlagen
zwischen 2006 und 2011 stiegen die Kosten um 10,64 Millionen Euro, bei der
Müllentsorgung waren es 5,19 Millionen Euro und bei der Gartenbetreuung
4,27 Millionen Euro.
9.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
9
10. Es lebe der Gemeindebau
und alle seine Bonzen
Die Liste der Politiker_innen, die trotz dicker Bezüge und
Neben­einkünften günstig im Gemeindebau wohnen, ist
lang. Rot, Blau, Schwarz und Grün – sie sitzen alle drinnen.
Peter Pilz, grünes Urgestein im Nationalrat, zahlt gerade einmal 230 Euro
Miete für seine Gemeindewohnung aus Studentenzeiten.
Josef Muchitsch, ebenfalls Nationalratsabgeordneter und hochrangiger
Bau-Gewerkschafter mit monatlichem Verdienst über 12.000 Euro, residierte
bis vor kurzem um 286 Euro in Parlamentsnähe. Muchitschs trockener
Kommentar: Er habe eine Frau und drei Kinder, da werde er sicher nicht
tausend Euro Miete zahlen. Erst nach starkem öffentlichem Druck räumte
Muchitsch seine Sozialwohnung.
Auch Schwarz und Blau sitzen im geförderten Wohnbau: Sowohl die
ÖVP-Arbeitnehmer_innenvertreterin Gabriele Tamandl als auch die FPGemeinderäte Bernhard Rösch und Angela Schütz wohnen als Top-Verdiener
zum Sozialtarif.
11. Spitalsmanager_innen der
Stadt Wien wohnen zum
Billigst-Tarif im Schwestern­
wohnheim
Udo Janßen, Chef des städtischen Krankenanstalten­
verbundes, wohnte lange Zeit in einem Wohnturm in
Ottakring, der für sozial schwache Krankenpflege­schüler_innen vorgesehen ist.
Die Miete für zwei Wohnungen mit Blick über Wien: In Summe 370 Euro.
Erst nachdem Janßens Sozialtarif öffentlich wurde, zog der Spitalsmanager
aus den Wohnungen aus. Sein Nachbar im Schwesternwohnheim hat, trotz
Managergehalts, einen noch günstigeren Mietvertrag: Siegfried Gierlinger,
technischer Leiter des AKH, wohnt im selben Turm und zahlt nur 96 Euro
Miete inklusive Betriebskosten.
10
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
In den schönsten Wohnungen 12.
ist schon der Wurm drin
GEWOG-Chef Karl Wurm tritt gerne als moralische Instanz
des sozialen Wohnbaus auf und wettert gegen Immobilienspekulant_innen und absichtlichen Leerstand.
Im Juni diesen Jahres wurde aber bekannt, dass Wurm selbst Wohnungen
aus Spekulationsinteresse leer stehen ließ. Die schönsten der Wohnungen,
in seinem Auftrag errichtet, „schanzte“ er sich selbst und Freunden zu.
Übrigens war Karl Wurm bis 2008, neben seiner Tätigkeit als GEWOGGeschäftsführer, auch Aufsichtsrat der gewinnorientierten GEWOG-Tochter
„at home“. Somit musste er gleichzeitig für sozialen Wohnbau und für
eine Steigerung des Profits aus den „at home“-Immobilien eintreten. Ein
Interessenskonflikt? Für Wurm alles kein Problem, so scheint es.
Wiener Bildungsnetz
Wien gibt zwar mit offiziell 30 Millionen Euro viel Geld für
die Digitalisierung (Software, Infrastruktur, etc.) der Wiener
Schulen aus, der Stadtrechnungshof kann allerdings nicht
nachvollziehen, wofür diese Investitionen getätigt werden.
Grund für diese Intransparenz ist das unübersichtliche Wiener Bildungsnetz,
das aus den „üblichen Verdächtigen“ wie Wien Energie, Stadtschulrat und
mehreren Magistratsabteilungen besteht. Der Stadtrechnungshof ortet in
vielen Bereichen Missmanagement und Intransparenz. Bei Schulneubauten
gibt es keine Qualitätskontrolle für die vorgeschriebenen Standards im
EDV-Bereich: Trotz Checklisten gibt es keine Protokolle, ob die Vorgaben
umgesetzt werden. Die Prüfung, ob die verfügbare digitale Infrastruktur
im Unterricht tatsächlich verwendet wird, ist laut Rechnungshofbericht
nicht möglich. Erfahrungen aus der Praxis zufolge gibt es hier noch
einige organisatorische Hürden: Zum Beispiel gibt es an einer Schule mit
150 Schüler_innen zwar einen PC-Raum, allerdings mit nur 16 Rechnern.
13.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
14. 1 Million Euro pro Jahr für
die Förderung von ParteienKultur
Vereine in den Bezirken bekommen über die dezentrale
Kulturförderung Geld, um das kulturelle Leben im Grätzel
zu stärken. Schön und gut. Aber über die Hälfte aller
namhaften Förderungen geht an parteinahe Vereine –
das ist fast 1 Million Euro pro Jahr.
Und „parteinah“ ist hier wörtlich zu verstehen, denn die Adressen der
Vereine sprechen eine klare Sprache: Nicht nur der „Blaue Kulturkreis
Rudolfsheim Fünfhaus“, der seine Parteizugehörigkeit bereits im Namen
trägt, hat seinen Sitz im FPÖ Parteilokal – auch z.B. Alfred Hochs (ÖVPLandesgeschäftsführer) „Club 10“ oder das Pendant im 13. Bezirk, der
„Club 13“, sind per Postadresse der jeweiligen Bezirks-ÖVP erreichbar.
Der „Kulturraum 10“ ist im grünen Parteilokal in Favoriten beheimatet
und kassiert immerhin 17.000 Euro aus der Bezirkskassa. Meistens sind die
Vorstände dieser Vereine identisch mit den Bezirksvertretungsklubs der
jeweiligen Parteien: Die Simmeringer Bezirksrätin Adele Jischa-Müller
sitzt gleich in zwei Vorständen von Kulturvereinen, die zusammen ganze
130.000 Euro Förderungen abgreifen.
15. Blaue Ostereier und
Karaokeabende
Das Körberlgeld der politischen Parteien über die
dezentrale Kulturförderung erfolgt unter dem Deckmantel
der Stärkung des kulturellen Lebens, wenngleich die
förderungswürdige Kultur mitunter fragwürdig erscheint.
So verteilte Angela Schütz (FPÖ Gemeinderätin) mit ihrem Verein
„Kulturring 22“ blau gefärbte Ostereier. Die Mittelverwendung erfolgt
nicht nur bei der FPÖ intransparent. Viele Bezirkskulturvereine haben
keine eigene Homepage und legen keinerlei Rechenschaft ab, was mit den
Förderungen passiert. ÖVP-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch kassierte
für seinen, laut Homepage seit 2010 inaktiven Verein, „Club 10 – Forum
für Politik, Kultur, und Wirtschaft“ noch im Jahr 2013 20.000 Euro
Förderung.
11
12
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Verein der Freunde
der Donauinsel
16.
Seit 2013 werden alle Veranstaltungen auf der Donauinsel
(wie das SPÖ-Donauinselfest oder das „Rock in Vienna“)
nicht mehr über das Magistrat, sondern über einen „Verein
der Freunde der Donauinsel“ abgewickelt.
Der Verein wurde ohne Gemeinderatsbeschluss eingesetzt und ist personell
sehr eng mit der Stadt Wien und der SPÖ verflochten: Der Vorstand besteht
u.a. aus Sascha Kostelecky, bei der SPÖ Projektleiter für das Donauinselfest,
sowie Gerald Loew, Dienststellenleiter in Ulli Simas MA 45. Warum braucht
es für die Donauinsel-Events einen eigenen Verein? Stadträtin Ulli Sima kann
das auf Nachfrage nicht erklären. Vielleicht liegt es ja daran, dass der Verein
nicht von Landtag oder Rechnungshof kontrolliert wird und nun niemand
mehr nachvollziehen kann, wohin die Gewinne von Veranstaltungen auf
der Donauinsel fließen. Ein Rechtsgutachten, das NEOS vorliegt, stellt fest:
„Die Übertragung des Rechts zur exklusiven Vermittlung der Festwiese an
den Verein Freunde der Donauinsel im Rahmen einer In-House-Vergabe
erscheint unzulässig“. Ulli Sima hätte die Verpachtung der Donauinsel
nie an den SPÖ-nahen Verein auslagern dürfen.
Pensionist_innenklubs zahlen 17.
die Miete von roten Bezirks­
parteilokalen
2015 dotiert die Stadt die parteienunabhängigen
Pensionist_innenklubs der Stadt Wien mit 11 Millionen Euro.
Laut Recherchen der Zeitung „Die Presse“ befinden sich 50 der 132 Wiener
Pensionist_innenklubs in einer Wohngemeinschaft mit SPÖ-Parteilokalen.
Sie sind dort Untermieter und tragen einen großen Teil der Mietkosten,
die eigentlich von den SP-Bezirksorganisationen zu tragen wären (tw. 10
von 12 Monatsmieten). Die Steuerzahler_innen subventionieren so also
die SPÖ-Bezirke mit mehreren Hunderttausend Euro pro Jahr. Und
die Besucher_innen erhalten eine öffentliche Leistung in einem roten
Parteilokal – ein Sinnbild für eine Partei, die glaubt, die Stadt gehöre ihr.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
13
18. Verein der mangelhaften
Kinder- und Jugendbetreuung
Brigitte Kopietz, die Frau des Landtagspräsidenten
Harry Kopietz, leitet den Verein der Wiener Kinder- und
Jugendbetreuung. Die Kernaufgabe des Vereins beschränkt
sich allerdings darauf, eine günstigere Alternative zur
klassischen Nachmittagbetreuung in Schul-Horten
anzubieten und somit Häupls Gratis-Kindergärten zu
finanzieren.
Der Verein betreut an 90 Standorten mehr als 25.000 Volksschulkinder,
das allerdings auf Kosten der zu betreuenden Kinder und Jugendlichen.
Denn während ein_e Hortpädagog_in mindestens fünf Jahre Ausbildung
vorweisen muss, werden die Mitarbeiter_innen des Vereins lediglich
in Viermonatskursen ausgebildet. Das Resultat mündet in schlecht
ausgebildeten Pädagog_innen, die noch dazu noch einen dreimal so
hohen Betreuungsschlüssel umsetzen müssen. Die Bezahlung der
Nachmittagsbetreuer_innen des Vereins ist vergleichsweise schlecht.
Chronischer Personalmangel, ein zu hoher Betreuungsschlüssel und
daraus resultierender Stress für Personal ist das Ergebnis einer verfehlten
SPÖ Bildungspolitik, die in wesentlichen Bereichen einspart, ihre eigenen
Freunderl unterbringt und sich mit Gratis-Kindergärten rühmt.
19. Stadt tritt Patrizierhäuser an
Baugewerkschaft ab
Die Stadt Wien verfügte bis 2010 über 84 so genannte
Patrizierhäuser, in deren Besitz sie durch Erbschaft oder
Schenkung gelangt ist. Die Wohnungen wurden via
Wiener Wohnen zu Marktpreisen vermietet.
Anstatt die Wohnungen zu verkaufen, wurden sie einer „WISEG
Wiener Substanzerhaltungsges m.b.H. & Co KG“ überschrieben. Laut
Eigendarstellung der Stadt Wien handelt es sich hierbei um eine 100%
Tochter von Wiener Wohnen. Tatsächlich ist die Stadt Wien hier allerdings
nur Komplementär der KG. Eigentümer der WISEG ist zu 95% die at
home Immobilien GmbH. Diese ist über Umwege zu 82,8% im Besitz des
Gewerkschaftsvereins „Sozialwerk Bau Holz“. Indirekt hat die Stadt also die
Bewirtschaftung von Immobilien im Wert von fast 100 Millionen Euro mit
14
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
70.000 m2 Wohnfläche einem Gewerkschaftsverein überschrieben, dessen
stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschafter und SP-Abgeordnete
Josef Muchitsch ist.
TierQuartier Wien – wo sich
Hund und Katze gute Nacht
sagen
20.
Das im März eröffnete TierQuartier Wien hat mehrere
dubiose Hintergründe und Verflechtungen.
Finanziert wurde der Bau teilweise über Spenden, die an die
„Tierschutzstiftung“ geleistet wurden. Die Stiftung wurde ins Leben gerufen,
als der Versuch scheiterte, 2007 den politisch unabhängigen Wiener
Tierschutzverein in die Fänge der Stadt-SPÖ zu bringen. Also musste die
Stadt bei der Errichtung eines zweiten Tierheimes selbst aktiv werden,
jedoch nicht im Rahmen der Arbeit des Magistrats sondern über die
„Tierschutzstiftung“. Eine Ausschreibung fand nicht statt. Im Vorstand der
Stiftung sitzen neben Repräsentanten der (teilweise SP-nahen) Wirtschaft
auch Vertreter der Boulevardzeitungen sowie eine Mitarbeiterin von
Umweltstadträtin Ulli Sima.
Budget für Werbung in
den letzten 10 Jahren fast
verdoppelt
Wien macht viel Werbung für sich selbst. Um ein Millionen­
budget wird uns in Hochglanzbroschüren, Inseraten und
auf Plakat­wänden erzählt, wie gut es sich hier leben lässt.
Während sich das Budget des Presse- und Informations­
dienstes (PID) in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppelt
hat, ist das Budget des Bürgerdienstes im Vergleich zu 2004
inflationsbereinigt sogar gekürzt worden.
Während von 2009 bis 2013 für den PID 256 Millionen Euro ausgegeben
wurden, standen für Sachinvestitionen in Schulen und Kindergärten nur
144 Millionen Euro zur Verfügung. Vor allem für Inserate gibt Wien weit
21.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
15
mehr aus, als alle anderen Bundesländer zusammen. Insgesamt entfallen
73,3 Prozent aller Inserate der Bundesländer auf Wien (inklusive stadtnahe
Unternehmen). Das macht allein für Inserate jährlich bis zu 54 Millionen
Euro aus. Im internationalen Vergleich wirkt die Selbstbeweihräucherung
der Stadt noch schamloser: Pro Kopf gibt die Stadt 11 Euro für Inserate pro
Jahr aus, in Deutschland liegt dieser Wert bei nur 60 Cent pro Einwohner_in.
Wo liegen also die Prioritäten der Häupl-Stadt? Mehr Schein als Sein!
22. VORmagazin – versteckte
Werbung und schmeichelnde
Berichterstattung für die SPÖ
Im VORmagazin dürfen sich Stadtpolitiker von ihrer
Schokoladenseite zeigen. Rein zufällig inserieren dieselben
Stadträte und Minister gerne in der Zeitung, die gefällige
Artikel und Interviews mit ihnen führt.
Das Magazin, das zum Echo Medienhaus gehört, liegt exklusiv in Wiens
U-Bahnen, Straßenbahnen und Schnellbahnzügen des Verkehrsverbundes
auf. Wie SPÖ-Werbebotschaften geschickt verpackt werden können, zeigt
zum Beispiel ein Interview mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer aus dem
Jahr 2012. „Österreich als Europameister auf dem Arbeitsmarkt“ heißt es
im Titel. Ebenso der Rest des Interviews ist ausgesprochen positiv und
schmeichelnd gestaltet. Ganze zwei Seiten plaudert Hundstorfer über
die Projekte seines Ministeriums. Auf der darauffolgenden Doppelseite
prangt zufällig ein riesiges Inserat desselben. Jackpot für Minister und
Magazin. DOSSIER und NZZ.at haben dutzende Beispiele in Ausgaben des
VORmagazins gefunden, bei denen der Verdacht fehlender Kennzeichnung
oder gar beeinflusster Berichterstattung naheliegt. Eine Schleichwerbung
liegt vor, wenn ein Artiel wie ein redaktioneller Beitrag gestaltet, in
Wahrheit aber ein Inserat oder eine Werbung ist.
16
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Steuergeld für rote
Parteiwerbung
Wie ungeniert sich die SPÖ am Steuertopf bedient, um ihre
Selbstbeweihräucherung zu finanzieren, zeigt ein aktuelles
Beispiel aus der Donaustädter Bezirkszeitung: Zwei zum
Verwechseln ähnliche Inserate des Bezirksvorstehers Ernst
Nevrivy legen den Verdacht nahe, dass hier öffentliche
Gelder für Parteiwerbung verwendet wurden.
Der Bezirksvorsteher schaltete in der Ausgabe vom 25. August zwei Inserate:
Eines als Bezirksspitzenkandidat der SPÖ und eines als Bezirksvorsteher.
Als Bezirksvorsteher darf er mit öffentlichen Geldern die Bevölkerung,
zum Beispiel über seine Sprechstunden und wie er zu erreichen ist,
informieren. Im selben Heft befindet sich ebenfalls eine halbseitige
Anzeige der SPÖ Donaustadt – mit demselben Sujet. Die Möglichkeit, dass
dieses Anzeigensujet auf Auftrag und Rechnung der Bezirksvertretung
Donaustadt gestaltet und in weiterer Folge unentgeltlich der SPÖ überlassen
wurde, wird nun seitens der Institutionen geprüft. Das würde gegen
das Medientransparenzgesetz verstoßen, der Verdacht auf eine nicht
gesetzmäßige Parteispende ist gegeben.
23.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
17
Parteiwerbung: D
onaustädter Bezirkszeitung, 25. August 2015,
Seite 4
Öffentliche Werbung: D
onaustädter Bezirkszeitung, 25. August 2015,
Seite 15
Quelle: dossier.at
18
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Nullinformation für
Steuermillionen
Der Rech­nungs­hof hatte erst kürzlich das man­gel­haft ein­
ge­hal­te­ne Sach­lich­keits­ge­bot bei den In­se­ra­ten der Stadt
Wien und ihrer Betriebe kritisiert. Es wurde der Frage nach
dem In­for­ma­ti­ons­ge­halt und Zweck der öf­fent­li­chen Wer­
bung nachgegangen. „Mistkübel sind schlau“.
Diese Info kostete 16.320 Euro Steuergeld für eine einzige Einschaltung in
einer Tageszeitung. Michael Kogler, stellvertretender Leiter der Abteilung
für Medienangelegenheiten im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts,
hat in einem Ar­t i­kel kritisiert, dass selbst bei wohl­wol­len­der Be­t rach­t ung
nicht er­sicht­lich sei, wie der Durch­schnitts­kon­su­ment vom Wis­sen über den
„Wir­bel­schich­tofen 4 in Sim­me­r ing“ oder der pünktlichen Entleerung der
Mülltonnen pro­fi­t ie­ren könn­te. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um
Einzelfälle. Ak­t u­ell wirbt etwa die MA 48 mit „G’schei­te Lö­sun­gen für eine
große Stadt“. Der Rech­nungs­hof kri­t i­siert in einem Be­r icht die Aus­ge­stal­t ung
und Um­set­zung des Me­d i­en­t rans­pa­renz­ge­set­zes sehr deut­lich. Auf­grund
der Ba­ga­tell­gren­ze sind lediglich ein Drit­tel bis die Hälf­te der Wer­be­auf­t rä­ge
nicht in den von der Kom­m ­Aus­t ria ver­öf­fent­lich­ten Lis­ten ent­hal­ten.
Dass die SPÖ - Stadträtin Sima Werbe- und Informationsplakate der Stadt
Wien in erster Linie dafür nutzt, sich selbst und damit auch die SPÖ zu
bewerben, ist nichts Neues. Die Gäste des diesjährigen Wiener Mistfests
durften das Antlitz der Umweltstadträtin auf absurd vielen Plakaten
bestaunen. Sima zeigt damit erneut sehr anschaulich, wie ungeniert sich
die SPÖ am Steuertopf bedient, um ihre Selbstbeweihräucherung zu
finanzieren.
24.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
19
Quelle: ?
20
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Auch die „Volkspartei“ nimmt
nicht alles so genau, wenn es
um Werbung geht
25.
Im 8. Bezirk ließ sich ÖVP-Bezirksvorsteherin Veronika
Mickel auf Kosten des Bezirks bejubeln.
Das in einem Folder verwendete Layout und dessen Farben erinnern stark an
die Parteiwerbung der ÖVP. Mickel meinte dazu, dass sie die in schwarz und
gelb gehaltenen Plakate ihres Parteichefs Manfred Juraczka nicht kenne.
Es ist schon merkwürdig, dass Frau Mickel in Wahlkampfzeiten die Sujets
ihrer eigenen Partei nicht kennen soll. Wirft man einen Blick in die aktuelle
ÖVP-Broschüre der Spitzenkandidatin Mickel, erinnnert diese nicht nur
stark an die Bezirksbroschüre, sondern enthält auch Fotos, die bei denselben
Foto-Shootings entstanden sind. Die eine Broschüre wurde von Steuergeld
bezahlt, die andere von der Partei. Auch hier nutzt eine Parteipolitikerin den
Zugang zu Ressourcen der Bezirksregierung schamlos aus.
2 Millionen für die Bewerbung 26.
der Mahü
Laut einem Prüfbericht des Stadtrechungshofs wurden
von 2013 bis Ende Juli 2014 über 2 Millionen Euro für
Öffentlichkeitsarbeit im Zuge der Neugestaltung der
Mariahilfer Straße ausgegeben.
Für die Volksbefragung, die eine politisch schon gefallene Entscheidung
im Nachhinein legitimieren sollte, wurde das Werbebudget nochmals
aufgestockt. Schließlich will man im Büro von Maria Vassilakou nichts
dem Zufall überlassen.
Ein klares Signal: Die Grünen scheuen Werbekosten in Millionenhöhe
nicht, wenn es darum geht ihre Prestigeprojekte durchzuboxen. Wie
man den millionenschweren Presse- und Informationsdienst der Stadt
für die eigenen Zwecke nutzt – das haben die Grünen sehr rasch vom
Koalitionspartner gelernt.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
21
27. Compress und die fehlenden
40 Millionen
Die Stadt Wien betreibt 11 Verbindungsbüros in Ländern
Mittel- und Südosteuropas, die vom Unternehmen Compress
geführt werden. Vor 10 Jahren erhielt Compress dafür einen
Globalauftrag über 146 Millionen Euro.
Hinter Compress verbirgt sich ein undurchsichtiges Firmennetzwerk
unter der Führung von Eduard Harant, der seit 30 Jahren die Wiener
Auslandsaktivitäten leitet. Rechenschaft über die Verwendung der 146
Millionen Euro möchte Harant allerdings nicht abgeben. Die Presse
geht davon aus, dass für die Aktivitäten rund 40 Millionen Euro zu viel
bezahlt wurden. Die SPÖ will das Unternehmen nun in die Wien Holding
eingliedern. Aber wohin flossen diese 40 Millionen Euro Steuergelder?
Handelt es sich hier um verdeckte rote Parteienfinanzierung?
Nachdem die Grünen zuerst medienwirksam den SPÖ-Skandal rund um den
Compress-Verlag aufgedeckt hatten, und Margulies erst am 20. August 2015
die Wichtigkeit von Kontrolle und Aufklärungsarbeit in einer Aussendung
betont hatte, ruderte er am 21. August 2015 im Ö1-Mittagsjournal mit voller
Kraft zurück: „Zukünftige Aufklärungsarbeit als Koalitionsbedingung zu
bennenen, dasd halte ich für falsch.“
28. Bohmann – Freundschaft,
Genossen!
Im Jahr 2013 wurde ein 133 Millionen Euro Exklusivvertrag
bis 2019 mit dem SPÖ-nahen Bohmann Verlag
abgeschlossen, übrigens auch mit den Stimmen der
Grünen. 2006 sprachen die Grünen, damals noch als
Oppositionspartei, von „dubiosen Millionendeals“.
Ein plötzlicher Sinneswandel bei den Grünen, die nach außen hin
Transparenz fordern und in Regierungsverantwortung diese Werte über
Bord werfen. Die Ausschreibung wurde genau auf den Verlag zugeschnitten,
weshalb Bohmann auch der einzige Bieter war. Der Verlag soll in den
nächsten fünf Jahren diverse Briefkasten­verstopfer sowie Info-­Folder
herausgeben. Es kommt somit wieder ein Unter­nehmen zum Zug, das in
einem offensichtlichen Naheverhältnis zur SPÖ steht. Den verstorbenen
Verlagsgründer Rudolf Bohmann bezeichnete Michael Häupl bei der
22
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Verleihung des Ehrenkreuzes als persönlichen Freund. Geschäftsführerin
und Gesellschafterin Gabiele Ambros ist unter anderem SPÖ-Aufsichtsrats­
mitglied der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und der ÖBB-Personen­
verkehrs AG. Und es ist auch keine große Überraschung, dass der zweite
Bohmann-Gesellschafter und Geschäftsführer Gerhard Milletich 2012 bei
der burgenländischen Kommunalwahl für die SPÖ antrat.
Echo Verlag und der
Verdacht der illegalen
Parteienfinanzierung
Das Echo Medienhaus gehörte bis zum Jahr 2013 zur SPÖ.
Wie ein aktueller Rechnungshofbericht zeigt, schlossen das
Medienhaus und dessen Töchter im Jahr 2013 Geschäfte in
Höhe von über 2,1 Millionen Euro mit der Stadt Wien ab.
Somit machte das Echo Medienhaus und die SPÖ gute Geschäfte mit
öffentlichen Aufträgen. Das Portfolio des Medienhauses umfasst mehr als 30
Zeitschriften und Magazine, Eventmarken, TV & Multimediaproduktionen
sowie einen Buchverlag. Die Stadt und ihre Betriebe versorgen den Konzern
systematisch mit Steuergeldern. Die auf der Transparenzdatenbank
deklarierten Aufwendungen für Inserate betrugen zwischen Mitte 2012 und
Ende 2014 über 7 Millionen Euro. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher
sein. Ebenso steht das Echo Medienhaus in Verbindung mit einer 200.000
Euro Rechnung der Telekom Austria bereits unter dem Verdacht der illegalen
Parteienfinanzierung. Laut Aussagen des Lobbyisten Peter Hochegger
flossen hier Gelder in Richtung SPÖ. Ein Verfahren dazu läuft.
29.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
23
30. Der VWA – die mächtigste
politische Unternehmens­
holding Österreichs
Seit Jahrzehnten bildet der Verband der Wiener
Arbeiterheime (VWA) das mächtige wirtschaftliche
Fundament der SPÖ Wien. Der VWA (Gründungsjahr
1948) hat als offiziellen Vereinszweck die Förderung aller
Bestrebungen zur Errichtung, Erhaltung und Betrieb von
Arbeiterheimen sowie deren Verwaltung.
Heute verbirgt sich hinter dem VWA eine mächtige politische
Holdinggesellschaft in den Bereichen Liegenschaften, Immobilien,
Verlage und Agenturen. Helmut Laska, Gatte der langjährigen SPÖVizebürgermeisterin, ist seit 1995 Geschäftsführer des Verbands Wiener
Arbeiterheime und der Unterholding A.W.H. Beteiligungs GmbH.
Weitere gute Bekannte aus der SPÖ im AWH-Vorstand: Karl Lacina,
Nationalratsabgeordnete Angela Lueger und Gemeinderatsabgeordnete
Nicole Berger-Krotsch. Die A.W.H. Beteiligungsgesellschaft hält
unter anderem die Sozialbau AG mit knapp 18 Prozent, die Progress
Beteiligungsges.m.b.H. mit 30 Prozent, die Gewista-Werbegesellschaft
mit knapp 20 Prozent und weitere indirekte Immobilien- und
Liegenschaftsverwaltungsgesellschaften. Die Sozialbau AG ist überdies im
Eigentum der SPÖ, SPÖ Wien und mehrerer Wohnungsgenossenschaften.
Somit liegen zahlreiche Unternehmen im Bereich Immobilien und Werbung
im Einflussbereich der SPÖ Wien und tragen zu ihrer Finanzierung bei.
24
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Gewista und die liebe SPÖ
31.
Wer in Wien Plakatflächen buchen möchte, kommt
an der Gewista nicht vorbei. 33%gehören der Progress
Beteiligungsges.m.b.H., Geschäftsführer ist Helmut Laska,
Ehemann der ehemaligen SPÖ-Vizebürgermeisterin Grete
Laska.
An der Progress beteiligt ist zu 30% die A.W.H. Beteiligungs­gesellschaft m.b.H. und zu 70% die Wiener Städtische Versicherung.
Die A.W.H. gehört dem Verband Wiener Arbeiterheime, und damit der
SPÖ Wien. Im Aufsichtsrat finden sich u.a. Christian Deutsch
und Karl Lacina. Immer wieder wird der Gewista vorgeworfen, in
Wahlkämpfen die SPÖ durch Freundschaftspreise zu bevorzugen. Mit
Sicherheit kann man behaupten, dass die SPÖ von jeder Plakatkampagne
in Wien finanziell profitiert – egal ob diese Kampagne vom politischen
Mitbewerb, der SPÖ selbst oder der Stadt Wien bzw. ihren Beteiligungen
geschalten wurde. 2003 bekam die Gewista von der Gemeinde Wien auch
noch die Durchführung des Fahrradverleihsystems Citybike übertragen.
Wenn man Aufträge an sich
selbst erteilt – freut sich die
Partei!
Von 2002 bis 2008 sanierte das Kuratorium Wiener
Pensionistenwohnhäuser den Standort Atzgersdorf. Kosten:
29,1 Millionen Euro. Das Projektmanagement dafür wurde –
laut Stadtrechnungshof rechtswidrig – direkt vergeben.
Recherchen der „Presse“ ergaben: Die Firma namens Projektbau gehört
letztendlich der SPÖ. Denn Nutznießer der Direktvergabe waren neben der
Projektbau auch deren Gesellschafter, die A.B.H. Beteiligungs-GmbH (nicht
zu verwechseln mit der – ebenfalls SPÖ-Eigentum befindlichen A.W.H.Holding). Im Vorstand sind mehrere Sozialdemokraten tätig. Zwei Jahre
nach der freihändigen Vergabe des Projekts Atzgersdorf an die Projektbau
sagte Helmut Laska gegenüber dem Magazin „Trend“: „Der Verband hat
die Aufgabe, die Partei zu unterstützen.“ Und weiter: „Eigentümer ist
letztendlich die Partei.“ Sie soll weitere Subaufträge ebenfalls auf direktem
Weg vergeben haben. Kuratorium und Projektbau haben dieselbe Anschrift.
Vorsitzende des Kuratoriums – welch Wunder – Stadträtin Sonja Wehsely.
32.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
25
33. Die Sozialbau AG: Ein roter
„Selbstbedienungsladen“
Die Sozialbau AG ist der größte gemeinnützige Wohnbau­
träger Österreichs. Das in unzählige Beteiligungs- und
Tochterunternehmen aufgespaltene Wohnbauunternehmen
befindet sich im unmittelbaren Naheverhältnis zur Wiener
SPÖ.
Laut Eigentümerstruktur gehört die Sozialbau AG dem Verband der Wiener
Arbeiterheime und damit der SPÖ Wien. Auch die vom Nachrichtenmagazin
„profil“ als „Firma Häupl“ oder rotes „Firmenimperium“ titulierte
Wohnbaugenossenschaft erhält Millionenaufträge von der Stadt Wien, was
zu der absurden Situation führt, dass die Gemeinde Wien die SPÖ Wien
alimentiert. Kurz: Die SPÖ macht Geschäfte mit sich selbst. Neben diesem
„Ringelspiel“ an Geldflüssen, ist die Sozialbau AG seit Jahrzehnten auch
als „Versorgungsunternehmen“ für SPÖ-Parteigänger und Sympathisanten
im Gerede, mit nicht weniger als elf (von insgesamt 16) roten Vorstands­
mitgliedern. Dem Magazin Format ist zu entnehmen, dass sich die
Vorstandsbezüge von Herbert Ludl, Wilhelm Zechner und Bernd Rießland
im Jahr 2013 in Summe auf über eine Million Euro beliefen.
34. Gasometer-Pleite wird mit
Fördermitteln zugedeckt
Das Gasometer wurde 2001 eröffnet. Teil des Konzepts
war ein für den Einzugsbereich vollkommen über­
dimensioniertes Shoppingcenter. Anfänglich beherbergte
das Gasometer 70 Betriebe, wenige Jahre später war das
Einkaufzentrum von einer Tristesse aus leerstehenden
Geschäftslokalen beherrscht.
Der (städtische) Bauträger des Gasometer SEG meldete 2007 Insolvenz an.
Einer Anmerkung des Rechnungshofs ist zu entnehmen, dass das Gasometer
bereits 2009 zahlungsunfähig gewesen wäre. Für mehr als die Hälfte der
Geschäftsflächen konnte kein Mieter gefunden werden. Das heißt, bereits
vor dem Rechungshofbericht aus dem Jahr 2011 war der Stadt klar, dass das
Gasometer so nie funktionieren würde. Um dem Dilemma zu entkommen,
wurde die „Music City“ im Gasometer geplant. Als Aushängeschild sollte das
seit einem Jahr ansässige Musikhaus Klangfarbe dienen. In einem ersten
26
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Schritt wurden alle Pachtverträge in Turm B und C gekündigt, Firmen und
Lokale entweder auf Turm A ausgelagert oder gänzlich aus dem Gasometer
entfernt. Ohne Ausschreibung wurden der Stadt und der SPÖ nahestehende
Betriebe wie Josef „Muff“ Soppers Planet Music angesiedelt. Die Betriebe der
Music City waren, in dem für sie ungeeigneten Umfeld, wesentlich weniger
rentabel, als der ursprüngliche Einzelhandel und die Gastronomie. Über
Förderungen aus dem Steuertopf für die Mieter in der Music City wurde der
Totalschaden Gasometer verschleiert.
2,3 Millionen für ein Mähboot,
das nie in See sticht
Der Wiener Stadtrechnungshof deckte 2014 einen teuren
Schildbürgerstreich auf: Um Seegras zu schneiden und so
den Bade- und Bootsbetrieb an der Donau zu gewährleisten,
kaufte die Stadt 1995 eine Mähbootseinheit für 2,3 Millionen
Euro. Für die liebvoll getauften Boote „Donaustadt“ und
„Kaisermühlen“ wurde zudem auf der Donauinsel eine
eigene Ladestation um 596.260 Euro gebaut.
Nur waren die Boote – abgesehen von Testfahrten – kein einziges Mal im
Einsatz. Während es in der neuen Donau keinen Bedarf gab, wurden die
Mäharbeiten in der Alten Donau, da die Boote für die Alte Donau zu groß
waren, an private Firmen ausgelagert. Zwischen 2005 und 2012 wurden
so 93% der gesamten Mähleistung durch externe Dienstleister erbracht.
Kostenpunkt: 2.538.000 Euro. Derweilen rosteten die beiden Boote vor sich
hin und wurden, nachdem es der MA 45 misslang einen Käufer zu finden,
im Sommer 2014 verschrottet. Übrigens: Für den Landschaftsteich Seestadt
Aspern überlegt die MA 45 wieder ein neues Mähboot anzuschaffen.
35.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
27
36. MQM und der Verfassungs­
gerichtshof
Skurrile Dinge ereigneten sich 2014 vor dem Verfassungs­
gerichtshof: Die Stadt Wien weigert sich hartnäckig ihr
Prestigeprojekt, das Media Quarter Marx, vom Rechnungs­
hof prüfen zu lassen. Sie verliert.
Der Rechnungshof prüfte und stellt erstens fest, dass sich der Bau um 7,75
Millionen Euro verteuert hatte und kritisierte zweitens die intransparente
Eigentümerstruktur. Die MQM Errichtungsgesellschaft wurde zusammen
mit dem privaten Investor VBM finanziert. Das war jedoch völlig unnötig
bemängelt der Rechnungshof, schließlich hätte die Stadt Wien durch die
beteiligte Wirtschaftsagentur Wien ausreichend Kapital gehabt. Zum
Problem wird diese Public-Private-Partnership als sich herausstellt, dass
die Stadt Wien weder die Bonität der VBM prüfte noch Bankgarantien
forderte und dass die Beteiligungsagentur inzwischen dem kasachischen
Ex-Botschafter Rakhat Aliyev gehörte. Nach seinem Tod gingen seine Anteile
an seine Ehefrau, die nun über intransparente Firmengeflechte in der
Karibik 60 % am MQM hält. Dass die ursprüngliche VBM vom ehemaligen
Nationalbank-Gouverneur Adolf Wala geleitet wurde und sich davor nur mit
dem Betrieb von Tennishallen beschäftigt hatte rückt in den Hintergrund
als 2015 sämtliche Verkaufsgespräche endgültig scheitern. Als offiziellen
Grund gibt die Stadt Wien die Beteiligung Aliyevs an. Die Vermutung liegt
allerdings nahe, dass auch der Bilanzverlust in Höhe von 6,47 Millionen
Euro eine Rolle für das Ende der Verhandlungen spielte. Der Verlust kam
durch mangelnde Auslastung und Rabatte bei der Vermietung zustande.
Zu den Mietern zählen übrigens auch ein SPÖ-naher Verlag, dem eine
Mietrückerstattung in Höhe von 806.859,05 Euro gewährt wurde.
28
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
KHN – Das kranke Haus
37.
Das Krankenhaus Nord droht zum nächsten Millionengrab
zu werden. Um sich 50 Mio.Euro zu sparen, wurde auf die
Beauftragung eines Generalunternehmers verzichtet.
Stattdessen übernahm der Krankenanstaltenverbund die
Beauftragung von 250 am Spitalsbau beteiligten Firmen
(darunter auch alt bekannte Freunderl der Stadt Wien wie
„Hofarchitekt“ Albert Wimmer).
Das Ergebnis des Verzichts auf einen Generalunternehmer: Schon jetzt gibt
es eine Kostenüberschreitung von fast 100 Mio. Euro. Der risikoanfällige
Innenausbau steht noch bevor. Kommt es nach der Wahl zu einem Teilabriss,
werden die Kosten vollends explodieren. Von der ursprünglich geplanten
Eröffnung 2015 ist längst keine Rede mehr. Vorläufiger Eröffnungstermin
ist Juni 2017. In der Zwischenzeit müssen die ineffizienten Spitäler aus der
Kaiserzeit, die im KHN aufgehen sollten, weiter offen bleiben.
Mit dem Einsparen eines Generalunternehmers hat die Stadt übrigens
bereits Erfahrungen gemacht. Sowohl beim Bau von Skylink, als auch beim
AKH gab es dazu keinen Auftrag. Bei diesen beiden Großprojekten sind
bekanntlich Kosten und Zeitplan ebenfalls massiv aus dem Ruder gelaufen.
Cross Border Leasing – die
Spekulationsabenteuer des
roten Wiens
Zwischen 1995 und 2004 verkaufte die Stadt Wien
Straßenbahngarnituren, das Kanalnetz der Donaustadt
sowie die Infrastruktur des städtischen Rechenzentrums
in die USA und leaste das öffentliche Eigentum mit einer
Laufzeit von ca. 30 Jahren wieder zurück.
Zum Schaden des amerikanischen Steuerzahlers sollten so Steuerschlupf­
löcher zugunsten der Gemeinde Wien ausgenutzt werden. Erst als diese
Praktiken in den USA illegal wurden, stieg Wien aus den Verträgen aus.
Aufgrund der antiquierten Wiener Buchführung, der so genannten
Kameralistik, sind die Transaktionen im Stadtbudget kaum nachvollziehbar.
Für eine wenig attraktive Rendite von ca. 1 % ist die Stadt ein erhebliches
Risiko eingegangen. Die SPÖ beteiligte sich somit an der internationalen
Steuervermeidungs-Party, die sie in Parteitagsreden gerne kritisiert.
38.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
29
39. Quersubventionierung der
Volkshochschulen durch
„Gratisnachhilfe“
Die Wiener Volkshochschulen, die zu 25,1 % der Stadt Wien,
und zu 74,9 % dem SPÖ-Verband Wiener Volksbildung
gehören, befinden sich in einer desaströsen finanziellen
Lage.
Eine an sich gute Sache beginnt, an den eigenen Strukturen und am roten
Filz zu scheitern. Über die nächsten 10 Jahre besteht ein Fehlbetrag von 70
Millionen Euro. Abhilfe schaffen ausgerechnet jene 7 Millionen Euro pro
Jahr, die über die Gelder der „Förderung 2.0“ – der „Gratisnachhilfe“ – ins
Haus flattern. Diese bringt zwar keine Verbesserung der Bildungssituation in
Wien, aber die Finanzierung der VHS scheint nun fürs erste gesichert.
Mittelfristig hängen die VHS also am Tropf der Wiener Steuerzahler, eine
Sanierung des maroden Betriebs ist nicht in Sicht. Seit der Einführung
der Gratisnachhilfe (Kosten 20 Millionen pro Jahr) sind die privaten
Nachhilfeausgaben in Wien übrigens kaum gesunken (von zuletzt
40 Millionen auf 39,5 Millionen Euro).
40. Pensionsprivilegien für
Beamt_innen der Stadt Wien
Über ein Drittel der 30.000 Mitarbeiter_innen der Stadt
Wien sind pragmatisierte Beamt_innen. Ihre Pensionen
werden erst ab 2042 (!) auf das Pensionskonto umgestellt.
Die Übergangszeit ist nochmal um 14 Jahre länger als bei
Bundesbeamt_innen. Das geht auf Kosten der Jungen und
belastet das städtische Budget laut Rechnungshof mit
insgesamt 350 Millionen Euro.
Außerdem setzt Wien als einziges Bundesland die Begrenzung der
Sonderpensionen, die 2014 im Nationalrat beschlossen wurde, nicht um.
Luxuspensionen über 10.000 Euro pro Monat sind in der Bundeshauptstadt
also weiterhin möglich.
30
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Wenn es um’s Geld geht, sagt
keiner Nein
41.
Wenn es darum geht, die weltweit höchste Parteien­
förderung zu kassieren, halten alle etablierten Parteien
zusammen. NEOS hat seit dem Einzug in den Nationalrat
bereits 7 Anträge zur Senkung der Parteienförderung
und zum Aussetzen der automatischen Valorisierung
eingebracht.
Gleich beim ersten NEOS-Antrag für sparsame Politik sagte FP-General
Kickl: „Wir werden das schon mit einer breiten Mehrheit der Vernunft hier
herinnen zu verhindern wissen“ (NR-Sitzung 20.11.2013). Und so kam es
dann auch. Jeder NEOS-Antrag auf Senkung der Parteienförderung wurde
bisher mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP, Grünen und FPÖ niedergestimmt
oder im Ausschuss für alle Ewigkeit vertagt. Als in Wien 2012 die
Parteienförderung neu geregelt werden musste, waren sich die sonst oft
zerstrittenen Rathausparteien schnell einig. Ein gemeinsamer Antrag von
SPÖ, Grünen, ÖVP und FPÖ legte die Parteien­-förderung im Gegensatz zu
allen anderen Bundesländern aufs vom Bundesgesetzgeber vorgesehene
Maximum fest. Nach einer etwa drei­minütigen „Debatte“ mit nur einem
Redner wurde die weltweit höchste Parteienförderung von 26,8 Millionen
Euro pro Jahr einstimmig im Landtag beschlossen.
Parteienförderung steigt
42.
auto­matisch mit der Inflation –
Familienbeihilfe nicht
Seit 2015 wird die Parteienförderung automatisch an die
Inflation angepasst. Während die Familienbeihilfe 2014 zum
ersten Mal seit 14 Jahren angepasst wurde, allerdings unter
dem Inflationswert, wird die Parteienförderung mit einer
dreisten Selbstverständlichkeit valorisiert:
Der Wert von ursprünglich 22 Euro pro wahlberechtigter Person (je 11 Euro
für landes- und gemeindepolitische Arbeit) wurde also um die Inflationsrate
des Vorjahres (1,7 Prozent) auf 22,37 Euro angehoben. Das kostet die
Steuerzahler_innen bei der aktuellen Inflationsrate eine knappe halbe
Million mehr pro Jahr.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
31
43. 1.212 Wiener Mandatar_innen
und der Politikapparat
wächst weiter
Die Stadt Wien hat zu viele Politiker_innen! Alleine der
Gemeinderat hat 100 Abgeordnete – so viele wie der USSenat. Selbst in der Steiermark und dem tiefschwarzen
Niederösterreich haben die Landtage nur 48 bzw. 56
Abgeordnete.
Dank einer viel zu hohen Anzahl an Ämtern haben vor allem die kleinen
Bezirke eine unnötig aufgeblähte Bezirksvertretung. Allein im ersten
Bezirk kommt auf 400 Einwohner ein Bezirksrat. Anstatt Maßnahmen zu
ergreifen, die dem entgegenwirken, hat die Stadt Wien entschieden, dass die
Anzahl der Bezirksvertreter_innen automatisch an die Bevölkerungsanzahl
angepasst wird. Das heißt, nach der nächsten Wahl gibt es dann schon
1.144 Bezirksrät_innen, also um 32 mehr als bisher!
32
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Wien hat dreimal so viele
Politiker_innen wie Hamburg
44.
Wie Wien ist Hamburg sowohl Stadt als auch
Bundesland. Wie Wien hat Hamburg um die 1,8 Millionen
Einwohner_innen. Lediglich beim aufgeblähten
Politikapparat hören die Ähnlichkeiten auf.
Während Wien sich mit 1.212 Mandatar_innen rühmt, kommt man in
Hamburg mit einem Drittel davon aus. 478 um genau zu sein. Es gibt
in Hamburg weder nicht-amtsführende Stadträt_innen noch dutzende
Bezirksvorsteherstellvertreter_innen – trotzdem funktioniert im hohen
Norden vieles besser, bürgernäher und transparenter als in Wien.
WIEN
1.212
100 Gemeinderät_innen +
1.112 Bezirkspolitiker_innen
HAMBURG
478
Bürgschaft +
Bezirksversammlung
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
33
45. Mitarbeiter_innen der Stadt
Wien im Wahlkampfeinsatz
„Stell dir vor, Du hast Arbeit und gehst nicht hin!“ Genau
das tun jene Magistratsbedienstete und Angestellte von
Unternehmen der Stadt Wien, die einer politischen Tätigkeit
nachgehen. So werden einige Mitarbeiter_innen der Wiener
Netze GmbH für 40 % ihrer Dienstzeit freigestellt, um ihrer
politischen Tätigkeit nachzugehen.
Während Bezirksrät_innen, die in privaten Betrieben tätig sind, ihre
politische Arbeit in der Freizeit verrichten, dürfen sich viele Mit­arbeiter_innen städtischer Betriebe – bei vollen Bezügen – ihren politischen
Tätigkeiten widmen, manchmal auch mit Dienstauto. Rudolf Schicker, SPÖ
Klubobmann im Rathaus, sieht in dieser Praxis kein Problem. Schließlich
dürften auch Mitglieder anderer Parteien dieses Privileg genießen.
46. Die steuerfreie Parteisteuer
26,8 Millionen Euro gibt die Stadt Wien jährlich für
Parteienförderung aus. Um die fetten Apparate der Parteien
zu finanzieren, scheint das aber offenbar nicht zu reichen.
Deswegen heben die meisten Rathausparteien eine Parteisteuer ein: Von
den Bezügen eines Abgeordneten zieht die Partei einen fixen Prozentsatz ab.
Dieser kommt so den Landes- & Bezirksorganisationen zugute. „Verdeckte
Parteienfinanzierung“ nennen Korruptionsexpert_innen das, denn die
Parteisteuer ist steuerlich absetzbar. Da die Höhe der Parteisteuer nicht
offengelegt werden muss, ist unklar welche Einnahmen so dem Fiskus
entgehen. Schätzungen gehen in Wien von mindestens 2,2 Millionen Euro
Steuerentgang aus – 1,3 Millionen alleine davon verursacht durch die
SPÖ Wien.
34
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
46 Bezirksvorsteher­stell­
vertreter_innen verdienen
jeweils 4.250 Euro im Monat
47.
Wien leistet sich pro Bezirk zwei Bezirksvorsteherstell­
vertreter_innen – 46 in Summe. Der nicht gerade
tagesfüllende Job wird mit 4.250 Euro pro Monat vergütet.
Rudolf Zabrana, Bezirksvorsteher-Stellvertreter der SPÖ, der seit
29 Jahren in der Bezirksvertretung sitzt, hat kein „G’spür“ für
Interessenskonflikte. Jemand, der für einen sinnlosen Posten 4.250 Euro
im Monat erhält und noch dazu Vorstand zweier Genossenschaften
ist, die zur Sozialbau AG gehören, sollte eigentlich nicht auf lukrative
Nebengeschäfte angewiesen sein. Wie die „Presse“ aufgedeckt hat, wurde
ein ehemaliger Gemeindebau in der Hetzgasse 8 im Jahr 2001 von der
Stadt Wien an die Fepia Privatstiftung verkauft, für die Zabrana
mehrmals als Architekt tätig gewesen war. Nun hat er als Vorsitzender
des Bauausschusses das Gutachten für den Neubau veranlasst.
Nicht amtsführende Stadträt_innen – die Privilegien­
ritter ohne Land
Derzeit gibt es in Wien vier nicht amtsführende Stadt-rät_
innen, von denen drei aus den Reihen der FPÖ und einer von
der ÖVP gestellt werden – monatliche Abgeltung 8.583 Euro.
De facto haben nicht amtsführende Stadträte nichts zu entscheiden und
haben keinerlei Kompetenzen. Über 8.500 Euro, aber ohne offensichtliche
Funktion und Aufgabenbereich? Dieses Zwitterwesen aus Proporzsystem
und Mehrheitsregierung gibt es übrigens in keinem anderen Bundesland.
NEOS hat im Nationalrat die Abschaffung der nicht amtsführenden Stad­t­rät_innen beantragt. Nicht nur die Besitzstandswahrer_innen von SPÖ
und ÖVP, sondern auch die FPÖ hat sich im Plenum und im Verfassungs­
ausschuss schützend vor die nicht amtsführenden Stadträt_innen gestellt.
Die Wiener FP-Abgeordnete Belakowitsch-Jenewein schwärmte im Plenum
sogar von einer „Aufwertung“ dieser Versorgungsjobs.
48.
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
49. Präsidien von Gemeinderat
und Landtag
Wien ist gleichzeitig Land und Gemeinde. Die 100
Abgeordneten des Gemeinderats sind daher gleichzeitig
auch Landtagsabgeordnete. Nur die Präsidien von Landtag
und Gemeinderat sind personell voneinander getrennt.
Der Landtagspräsident Harry Kopietz (SPÖ) wird in der Rangfolge von
Johann Herzog (FPÖ) und danach von Marianne Klicka (SPÖ) vertreten,
der Gemeinderatsvorsitzende Godwin Schuster (SPÖ) hat sogar drei
Stellvertreter_innen, von jeder Partei einen. Da die Spitzen von Landtag
und Gemeinderat nicht wie deren Abgeordnete ident sind, existieren hier
sieben statt drei Spitzenjobs mit entsprechenden Gehältern.
50. Beauftragtenunwesen
Wien leistet sich zusätzlich zu den Regierungsmitgliedern
noch mehrere Sonderbeauftragte. Diese Versorgungsjobs
wurden von der Grünen Stadtregierung erfunden und
werden nicht (wie etwa Baustellen- oder Parkpickerl­
koordination) aus den jeweiligen Magistraten beschickt.
Sie haben ein eigenes Budget und einen Mitarbeiterstab. Beispiele
dafür sind der Universitätsbeauftragte Alexander van der Bellen (Budget
216.000 Euro Brutto), der Radfahrbeauftragte Martin Blum (Budget:
900.000 Euro Brutto) oder die Fußgängerbeauftragte Petra Jens, eine
altbekannte grüne Parteigängerin. Das Budget der Mobilitätsagentur,
die aus sieben bezahlten Mitarbeiter_innen besteht, beträgt 2016 bis
2020 satte 13 Milionen Euro für Imagekampagnen fürs Radfahren und
Zu-Fuß-Gehen. Der Rechnungshof hat die hohen Kosten und falschen
Umfragezahlen der Mobilitätsagentur bereits kritisiert. Was leistet die
so genannte Mobilitätsagentur, außer grüne Günstlinge zu versorgen?
35
36
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
Diese 50 Shades of Red
haben System.
Nur wenn wir dieses System von Grund auf verändern,
können wir Reformen angehen – für Bildung,
Unternehmertum und eine Stadt mit Zukunft. Wir kämpfen
gegen eine gierige Politik, die unsere Stadt als ihr Eigentum
betrachtet. Es ist an der Zeit, dieses System abzuspecken
und in unsere Zukunft zu investieren. Veränderung kann und
wird es nur mit NEOS geben. Alle anderen Parteien sind Teil
dieses politischen Filzes.
Der Abspeck-Plan von NEOS setzt die fette Politik auf Diät
und legt die Korruptionssümpfe trocken.
Abspeck-Plan für die Politik
1
2
3
4
5
27 Mio. € Parteienförderung
halbieren!
100 Gemeinderäte und 1.112 Bezirksräte
um 50 % reduzieren
70 sinn- und funktionslose politische
Posten abschaffen!
87 Mio. € für politische
Eigenwerbung halbieren!
10 Jahre sind genug: Amtszeit
für Politiker beschränken!
50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
WIR KÄMPFEN
IMPRESSUM
Medieninhaber NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum
Neustiftgasse 73–75 / 7, 1070 Wien
Verantwortlich für den Inhalt Peter Puller
Foto Florian Albert
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Öffentliche Aufträge an Partei­unternehmen
verbieten!
Rechenschaftspflicht für
parteinahe Vereine
Sozialmieten für Politiker
abschaffen!
Politikerhaftung: Rechtliche Sanktionen
für Polit-Pfusch
• Mehr auf: wien.neos.eu/abspeck-plan
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50 GRÜNDE, VERÄNDERUNG ZU WÄHLEN
wien.neos.eu