Das Kundenmagazin der Landeswasserversorgung 23_15 Die Trinkwasserversorgung von Mexiko-City Von der Hochkultur der Azteken bis zur Wassernot heute Gundelfingen traditionelle Vielfalt zwischen Donau und Brenz Gesundheitsvorsorge durch sauberes Wasser Hygiene ist keine Erfindung der Neuzeit 1 Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser, unser aktuelles Kundenmagazin bietet Ihnen wieder einen bunten Strauß von Trinkwasserthemen; seien es kurz gefasste Informationen zum neuen LW-Verbandsvorsitzenden und zu einem neuen Verfahren der Grundwasserenthärtung, sei es der Blick auf die Wasserversorgung Mexiko-Citys einst und jetzt, seien es die Anstrengungen der LW, vorhandene Energien möglichst effizient zu nutzen oder sei es ein Interview zum Thema „Wasser“ mit Frau Shirin Moradi, einer Studentin aus dem Iran. Von den Ureinwohnern Mexikos, den Azteken, über die Verlegung eines 80 Kilometer langen Energiekabels von Weinstadt im Remstal nach Langenau bei Ulm bis hin zur gesundheitlichen Bedeutung von sauberem Wasser dürfte für jede Leserin und jeden Leser etwas dabei sein. Darüber hinaus entführen wir Sie nach Gundelfingen an der Donau, eines unserer bayerischen Verbandsmitglieder. Diese Stadt und die Region sind auf jeden Fall einen Ausflug wert! Zusätzlich gibt es auf unserer „Junior-Seite“ wieder viel Wissenswertes für die Kleinen. Notizen „SEC“ – ein neues Verfahren zur Grundwasserenthärtung Die Landeswasserversorgung enthärtet bereits seit vielen Jahren das von ihr gewonnene Grundwasser in ihren Wasserwerken. Jetzt wurde ein Verfahren entwickelt, das in der neuen Schnell-Entcarbonisierungsanlage statt Kalkschlamm kleine Kalkkügelchen produziert. Diese Kalkpellets bieten neue Möglichkeiten des Vertriebes. 4 Im Fokus Die Trinkwasserversorgung von Mexiko-City Die historische Hauptstadt der Azteken, Tenochtitlán, war auf dem Wasser erbaut und besaß komplexe Wasserversorgungsanlagen. Heute leiden viele Bewohner von MexikoCity unter Wasserknappheit. 6 Aus der Region Technik Gundelfingen an der Donau Die kleine Stadt in Bayerisch-Schwaben wird von drei Armen der Brenz, einem Nebenfluss der Donau durchzogen. Aufgrund ihrer Lage am Wasser haben sich hier Tuchmacher und Weber angesiedelt. Heute lässt die Stadt bei historischen Festen die Vergangenheit lebendig werden. 8 Energiekabel steigert wirtschaftliche Effizienz Die drei großen Stromgewinnungsanlagen der LW werden in der Zukunft durch ein knapp 80 Kilometer langes Energiekabel mit den Förderpumpen im Wasserwerk Langenau verbunden sein. Damit kann der von der LW erzeugte Strom selbst genutzt werden. 10 Impressum LW-Wasserspiegel – Das Kundenmagazin der Landeswasserversorgung Herausgeber: Zweckverband Landeswasserversorgung · Schützenstraße 4 · 70182 Stuttgart Telefon 0711 2175-0 · Fax 0711 2175-1202 · E-Mail [email protected] · Internet www.lw-online.de Redaktion: Bernhard Röhrle (br) - verantwortlich, Dagmar Uhl (du), Dr. Beatrix Wandelt (bw) Zeichnungen: Brita Gläsche Layout: Agentur Tandem, Stuttgart · Druck: frechdruck GmbH, Stuttgart, www.frechdruck.de 2 Lassen Sie sich mitnehmen in die äußerst abwechslungsreiche Welt der Trinkwasserversorgung. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Blättern und Lesen. Ihr Bernhard Röhrle Redaktion Der Schutz der Umwelt beginnt vor der eigenen Haustüre. Wasserwelten Wassergeschichte Studieren und Forschen für die Zukunft der Wasserversorgung Tipps + Info Wasser – pur genießen Am Albtrauf gibt es viel zu entdecken: Das Freilichtmuseum und das erholsame Thermalwasser lohnen den Besuch in Beuren. Wir verlosen Tageskarten für die „Panorama Therme“. Interview mit der WAREM-Stipendiatin Shirin Moradi aus dem Iran 12 16 Junior Alle Kinder der Welt brauchen sauberes Wasser – aber selbstverständlich ist das leider in vielen Regionen der Erde nicht. Bei unserem Rätsel müsst ihr berühmte Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Ländern erkennen. 13 Gesundheitsvorsorge durch sauberes Wasser Hygiene ist keine Erfindung der Neuzeit. Bereits die antiken Römer wussten um die Bedeutung von sauberem Wasser für die Gesundheit der Menschen. In den mittelalterlichen Badehäusern ging es dagegen nicht nur um die Sauberkeit. 14 Bildnachweis: S. 1 corbis; S. 3or vencav/fotolia; S. 3ul u. S. 13 Renate Wefers/fotolia; S. 3m u. S. 14 akg-images; S. 3 ur u. S. 16 Gemeinde Beuren; S. 4o ICRISAT; S. 4u Peter Atkins/fotolia; S. 5o Stadt Esslingen am Neckar (OB Dr. Zieger), Stadt Langenau (BM Mangold), Stadt Stuttgart (OB Kuhn); S. 5u Steibadler/Südwestpresse Ulm; S. 6 u. 7 corbis; S. 8m und 9lm und lu Stadt Gundelfingen an der Donau; S. 12 privat; S. 14o u. S. 14lu, S. 15m u. S. 15u akgimages; S. 14ru u. S. 15o wikipedia; S. 16o fotolia; alle weiteren Bilder LW Die Landeswasserversorgung dankt allen Rechteinhabern für ihre Bereitschaft, Bilder und Grafiken für den LWWasserspiegel zur Verfügung zu stellen. Leider war es nicht in allen Fällen möglich, die Inhaber der Urheberrechte eindeutig zu ermitteln. Etwaige noch verbleibende Ansprüche werden daher auf Nachweis nachträglich vergütet. 3 Notizen Wasserbedarf steigt weltweit stark an Die Versorgung mit ausreichend Wasser ist entscheidend für das Wohl der gesamten Menschheit. Der vierte Umweltbericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2014 entwirft ein düsteres Zukunftsbild. Schon heute haben fast 770 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,5 Milliarden Menschen kennen keine ausreichende sanitäre Versorgung. Oft tödlich verlaufende Erkrankungen wie Cholera oder schwere Durchfallerkrankungen sind die Folge. Jetzt schon sterben jedes Jahr weltweit rund drei Millionen Menschen an verunreinigtem Wasser. Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, werden in trockenen Gebieten Felder beregnet. Eine Tröpfchenbewässerung an den Wurzeln - wie hier in Simbabwe - spart viel Wasser. Die Nachfrage nach Wasser wird von der nach Energie begleitet, sie wird für beides in den kommenden Jahrzehnten ansteigen. Denn auch die Energiebereitstellung erfordert den Einsatz von Wasser, zum Beispiel bei der Herstellung von Biotreibstoffen oder als Kühlwasser. Das alles verstärkt nicht nur den Druck auf die natürlichen Vorräte an Rohstoffen und Wasser, auch ganze Ökosysteme sind in Gefahr. Schwinden die großen Feuchtgebiete der Erde, verringert sich auch ihre Fähigkeit zur Reinigung von Wasser. Grund für den steigenden Bedarf sind die Bedürfnisse und das sich ändernde Konsumverhalten der wachsenden Weltbevölkerung. Das betrifft am stärksten die Länder, deren Wirtschaft schnell wächst. Dem Umweltbericht zufolge wird der globale Wasserbedarf bis 2050 um rund 55 Prozent steigen, mehr als 40 Prozent der Menschen werden dann in Gebieten mit starkem Wasserstress leben. Technische Lösungen, wie die Koppelung von Entsalzungsanlagen mit Kraftwerken oder die Energierückgewinnung aus Abwasser, sind Wege dahin, Wasser- und Energieressourcen besser zu nutzen. Die Politik mit länderübergreifenden Lösungen und die Wirtschaft sind dabei gefragt. Derzeit ist die Landwirtschaft mit 70 Prozent der Wasserentnahme der größte Nutzer von Wasser. Auch hier muss ein Umdenken zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Gutes Wasser kommen. (bw) Sind Pflanzenschutzmittel im Garten nötig? Frühjahrszeit ist Gartenzeit. Um ein möglichst perfektes Ergebnis zu erzielen, greifen auch private Gärtnerinnen und Gärtner zu Spritzmitteln gegen Ungeziefer oder unerwünschten Bewuchs. Auch Eisendünger gegen Moos im Rasen wird verwendet. Bevor chemische Dünger oder Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen, sollte der Haus- oder Kleingartenbesitzer überlegen, ob nicht andere, umweltfreundliche Maßnahmen ebenso geeignet wären. Pflanzenschutzmittel sollten nicht in den Wasserkreislauf gelangen, denn sie sind dort unerwünscht und müssen im Wasserwerk mit hohem tech4 nischen Aufwand entfernt werden. Kräuter, Gräser und Moose rund ums Haus können auch belassen werden. Falls Bewuchs wirklich zu entfernen ist, so ist dies auch mit Handarbeit möglich. Andere Möglichkeiten den Bewuchs auf befestigten Flächen zu entfernen, sind heißes Wasser und ein fester Besen, ein Hochdruckreiniger oder Gasbrenner. Weitere Tipps und Informationen zu diesem Thema finden Sie auch unter www.wasserund-pflanzenschutz.de (du) Handarbeit ist eine umweltschonende Methode, Gräser und Moos zu entfernen. Wechsel im LW-Verbandsvorsitz Die Verbandsversammlung der Landeswasserversorgung hat beschlossen, bei der Wahl ihres Verbandsvorsitzenden das so genannte Rotationsprinzip einzuführen. Damit endet im März 2015 nach 50 Jahren kommunaler Zweckverband die Zeit, in der ausschließlich die Stadt Stuttgart als größtes LW-Verbandsmitglied (Gruppe I, Stadtkreise mit mehr als 500 000 Einwohnern) den Verbandsvorsitzenden gestellt hat. Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger hat als Vorsitzender der Gruppe II der LW-Verbandsmitglieder, dies sind die sonstigen Stadtkreise, großen Stadtkreise und Zweckverbände, am 25. März 2015 den Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn in dieser Funktion abgelöst. Nach den ehemaligen Stuttgarter Oberbürger- Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger (links) hat am 25. März 2015 den LW-Verbandsvorsitz übernommen. Seine Stellvertreter sind Bürgermeister Wolfgang Mangold, Langenau (Mitte) und Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Stuttgart (rechts). meistern Dr. Arnulf Klett (1965 –1974), Prof. Dr. Manfred Rommel (1975 – 1996) und Prof. Dr. Wolfgang Schuster (1997 – 2013) war er erst der vierte Verbandsvorsitzende in der LW-Geschichte. Nach fünf Jahren Amtszeit übernimmt im Jahr 2020 der Vorsitzende der Gruppe III, dies ist die Vertretung der weiteren Städte, Ge- meinden und Zweckverbände, den Verbandsvorsitz. Stellvertreter des Verbandsvorsitzenden sind jeweils die Vorsitzenden der anderen beiden Gruppen. (br) „SEC“ – ein neues Verfahren zur Grundwasserenthärtung Die Landeswasserversorgung gewinnt Grundwasser aus dem Einzugsgebiet der Schwäbischen Alb, daher ist es sehr mineralstoffreich. Es weist durchschnittlich 22 Grad deutscher Härte und Spitzenwerte von bis zu 28 Grad deutscher Härte auf. Ein Teil des Trinkwassers wird erwärmt und als Brauchwasser genutzt, dabei fällt Kalk aus. Kalkablagerungen auf Oberflächen und in Rohren sind die Folge - ein unerwünschter Effekt. Um die Wasserhärte zu reduzieren, betreibt die Landeswasserversorgung Langsam-Entcarbonisierungsanlage „LEC“ in ihrem Wasserwerk Langenau, seit 1995 eine zweite Anlage im Egauwasserwerk. Seit dieser Zeit hat das Trinkwasser rund 13 Grad deutscher Härte, es liegt also im „mittleren Härtebereich“. Das von der LW entwickelte Verfahren zur Trinkwasserenthärtung zeichnet sich dadurch aus, dass es ökologisch, sanft und kostengünstig ist. Ein Teil des härtebildenden Kalkes wird nämlich durch die Zugabe von gelöschtem Kalk ausgeflockt, abgesetzt und dann entfernt. Damit wird die Wasserhärte reduziert, die natürliche Zusammensetzung anderer Wasserinhaltsstoffe wird jedoch nicht beeinflusst. Bei diesem Prozess fallen täglich etwa 100 Tonnen Kalkschlamm an. Er ist sehr rein und wird als wertvoller Rohstoff an die Papierindustrie verkauft, der Verkaufserlös deckt die Betriebskosten. Die Erfordernisse des Marktes haben dazu geführt, das Verfahren von Kalkschlamm auf lager- und marktfähige Kalkpellets, also kleine Kalkkügelchen, umzustellen, die so genannte Schnell-Entcarbonisierung „SEC“. Dabei wird auf engstem Raum und in kürzester Zeit das Grundwasser in rund 10 Meter hohen Reaktoren enthärtet. Die bei diesem Verfahren entstehenden hochreinen Kalkpellets, rund 50 Tonnen täglich, können in der Glas-, Papier- und Chemieindustrie und bei der Aufhärtung von Trinkwasser verwendet werden; sie können im Bedarfsfall auch gelagert werden. Bis Jahresende 2016 sollen im Wasser- werk Langenau sechs Reaktoren und im Egauwasserwerk drei Reaktoren in Betrieb gehen. Die durch die Verfahrensumstellung im Wasserwerk Langenau frei werdende „LEC“-Anlage steht dann für die Aufbereitung von zusätzlichem Donauwasser zu Trinkwasser zur Verfügung. (br) In der neuen Schnell-Entcarbonisierungsanlage werden statt Kalkschlamm kleine Kalkkügelchen produziert. 5 Im Fokus Die Trinkwasserversorgung von Mexiko-City Von der Hochkultur der Azteken bis zur Wassernot heute In der bevölkerungsreichsten Region Mittelamerikas leben heute rund 20,3 Millionen Menschen. Sie besiedeln eine Fläche von 7 900 Quadratkilometer in einem 2 310 Meter über dem Meer gelegenen und von Vulkanen und der Sierra Nevada umgebenen Hochtal von Mexiko. Aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums ist MexikoCity heute mit enormen Umweltproblemen konfrontiert – die Luftverschmutzung und die unzureichende Wasserversorgung, insbesondere die der ärmeren Menschen. Sie müssen am Tag mit wenigen Litern Frischwasser auskommen. Daneben stellen die Abwasser- und Abfallentsorgung große Herausforderungen dar. Hinzu kommen massive Geländesetzungen - ganze Stadtviertel geraten in Schieflage. Die ursprünglich auf Wasser erbaute Stadt steht heute kurz vor dem Verdursten. 6 Wassers verdunstete, viele Seen waren daher salzhaltig. Tenochtitlán, die Hauptstadt der Azteken, das heutige historische Zentrum von Mexiko-City, lag zu jener Zeit auf einigen Inseln im westlichen Teil des Texcoco-Sees. Dieser hatte die fünffache Größe des Bodensees. Um ihre Hauptstadt vor Überschwemmungen zu schützen, leiteten die Azteken Flüsse um und bauten bis zu 16 Kilometer lange Deiche, welche die Inseln mit dem Festland verbanden und nur durch einzelne Schleusen unterbrochen waren. Über Wasserzuleitungen aus den umgebenden Bergen wurden die bis zu 100 000 Einwohner Tenochtitláns mit Frischwasser versorgt. Von den ersten Europäern wurde die Stadt das „Venedig Amerikas“ genannt. Vor der Zuwanderung der Europäer nach Mexiko um das Jahr 1492 war das Land von den Azteken, den Ureinwohnern Mexikos, besiedelt. Als diese in das Hochland vordrangen, fanden sie eine Landschaft mit vielen Seen und Sümpfen vor. Von den umliegenden Gebirgen, an deren Hängen Kiefern- und Eichenwälder wuchsen, ergossen sich zahlreiche Bäche und Flüsse über die Hochebene. Abflüsse gab es kaum, so dass ein Großteil des Die Azteken bauten Mais, Getreide und Gemüse auf bewässertem Land und auf schwimmenden Gärten, den so genannten Chinampas, an; dies sind aus Rohrschilf geflochtene, an Pfählen befestigte und mit nährstoffreichem Schlamm des Seegrunds befüllte Flöße, welche am Ufer flacher Seen vertäut wurden. Sie waren bis zu 200 Meter lang, 25 Meter breit und ermöglichten bis zu vier Ernten jährlich. Häufig errichteten die Bauern darauf auch ihre Hütten. Wälder, Seen und Sümpfe prägten das zentralmexikanische Hochland bei Tenochtitlán zur Zeit der Azteken um das Jahr 1450. Die Azteken bauten ihr Gemüse und Getreide auch auf schwimmenden Flößen an. Mexiko-City zählt zu den zehn größten Metropolregionen der Erde. In den ersten Jahren ihrer Herrschaft erkannten die Spanier die Bedeutung der vorhandenen Schutzanlagen nicht und ließen sie verfallen. Als um das Jahr 1540 Tenochtitlán immer wieder überschwemmt wurde und viele Tote zu beklagen hatte, beschlossen sie deren Wiederaufbau. Die Abholzung des Waldes und der Viehtrieb hatten zu jener Zeit jedoch schon zu starken Erosionen der Berghänge geführt. Immer wiederkehrende und teils verheerende Überschwemmungen waren die Folge. Zudem führten die Erosionen dazu, dass die Hangquellen, welche die Stadt mit Trinkwasser versorgten, zunehmend versiegten. Daher mussten Tiefbrunnen gebaut werden; im Jahr 1886 gab es bereits mehr als 1 000 davon. Heute liegt der Wasserbedarf Mexiko-Citys bei 62 000 Liter je Sekunde. Jeweils die Hälfte davon entstammt den örtlichen Grundwasservorkommen und der Zuleitung aus weit entfernten Quellen und Speicherseen. Da das Abwasser aus dem Hochtal abgeleitet wird, sank der Grundwasserspiegel laufend ab. Die Seen und Sümpfe, die das Tal einst formten, fielen trocken. Auch der Boden trocknete aus, verdichtete sich und schrumpfte. In der Folge sackten einige Gebiete der Innenstadt um bis zu 8,50 Meter ab, in den nächsten 40 Jahren sollen Teile der Metropole um weitere sechs Meter sinken. Gebäude gerieten bereits in eine gefährliche Schieflage, Abwasserkanäle zerbrachen oder änderten ihre Fließrichtung. Teilweise versickert das Abwasser nun einfach in dem Untergrund, aus dem das Trinkwasser gefördert wird - eine bedrohliche Gefahr für die Gesundheit der Einwohner Mexiko-Citys. (br) Vielen Bewohnern Mexiko-Citys fehlt der Zugang zu sauberem Wasser und zu einer funktionierenden Abwasserentsorgung. Die Luftverschmutzung stellt für die Stadt eine enorme Herausforderung dar. 7 Aus der Region Seine idyllische Lage an dem Flüsschen Brenz prägt das Stadtbild von Gundelfingen. Gundelfingen – traditionelle Vielfalt zwischen Donau und Brenz In Bayerisch-Schwaben, unmittelbar an der Landesgrenze zu Baden-Württemberg, der Donau und den Ausläufern der Schwäbischen Alb gelegen, lädt die Stadt Gundelfingen zum Besuch ein. Von drei Armen der Brenz, einem Nebenfluss der Donau durchzogen, hat die Kleinstadt mit reicher bayerischer Geschichte ein besonderes Flair. Baulich ist es eine vom Mittelalter geprägte Stadt, die bereits um 1220 von den Staufern die Stadtrechte erhielt. Man errichtete eine Befestigung mit drei Toren für den rasch wachDer fünfgeschossige „Untere Torturm“ war Teil der mittelalterlisenden Ort. Das bedeuchen Stadtbefestigung. tendste Ereignis der Stadtgeschichte war die erfolglose Belagerung durch Markgraf Albrecht Achilles im Jahr 1462 im Reichskrieg. Damals hat die starke bayerische Besatzung zusammen mit den Gundelfingern die Angriffe des kaiserlichen Heeres erfolgreich abgewehrt. Das Stadtwappen mit den bayerischen Rauten erinnert noch heute an dieses Ereignis. Heute ist der Gemüseanbau auf den Feldern um die Stadt augen8 fällig. Ganz Süddeutschland wird von hier aus mit Gemüse beliefert. Wichtigste Wirtschaftsbranche ist der Metallbau. Durch seine Lage an den Flussarmen der Brenz zog die Stadt in vergangenen Jahrhunderten bestimmte Handwerke besonders an. So besiedelten Tuchmacher, Bleicher, Garnsieder und Weber, die alle viel Wasser benötigen, über Jahrhunderte die Stadt. Bleichestadel und Walkmühle sind heute noch Gebäude in Gundelfingen, die von dieser Tradition herrühren. Die Walkmühle aus dem Jahr 1730 diente zur Herstellung von Walkstoffen, die man auch als „Tuch“ bezeichnete. Um die Wollstoffe geschmeidig zu machen, wurden sie in den Walkmühlen von Stößeln durchgeknetet. Auf der die Mühle umgebenden weitläufigen Fläche wurden die Stoffe der Weber und Tuchmacher zum Trocknen und Bleichen ausgelegt. Im 20. Jahrhundert wurde die Walkmühle umfangreich saniert und ist heute ebenso wie der „Bleichestadel“ ein beliebtes Kultur- und Bürgerzentrum der Stadt. Die Geschichte lebendig erhalten Weit über den Landkreis hinaus ist die Stadt Gundelfingen für ihre "Ausflüge in die Geschichte" bekannt. Tanz- und Musikgruppen, Ritter, Nachtwächter und Gaukler sind im Historischen Bürgerverein organisiert. Im Sommer 2015 wird zum großen Ritterspektakulum eingeladen. Mittelalterliches Ritterspektakulum zur Sommer-Sonnwende auf der Bleiche in Gundelfingen an der Donau vom 19. - 21. Juni 2015 Ritterturniere - Schaukämpfe - Kinder-Ritterturnier Knappenschule - Historisches Markttreiben - Historische Handwerker - Lagerleben Tanz, Spiel und Gaukelei Ritterschlag Tavernenspiel Nacht des Feuers und Gaukler - Ritterliche Tafelrunde Der linke Geiger Ein Linkshänder hat in Gundelfingen Berühmtheit erlangt. Er lebte zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Sein Name war Ulrich oder „Utz“. Seine linke Hand war so verwachsen, dass er damit wohl den Fiedelbogen führen, nicht aber die Saiten seiner Geige greifen konnte. Der begabte Musiker hatte sich deshalb von Jugend auf an das Linksgeigen gewöhnt. Bei allen festlichen Lustbarkeiten weit und breit war der geschickte Linksgeiger einige zugegen. Mit der Zeit schulte er deshalb junge Leute als Gehilfen. Alle mussten auf seine Art das Linksgeigen erlernen. Es verging kein Jahr, da waren die Gundelfinger Musikanten landauf landab bekannt, überallhin wurden sie zum Aufspielen geholt. Die „linken“ Musiker sind bis heute präsent, da sie der Gundelfinger Faschingsgesellschaft „Die Glinken“ ihren Namen gaben. Auch den Schlachtruf haben die Narren von ihnen übernommen. Aus „Hei, die Linken sind da!“ wurde „Glinke auf – hoi, hoi, hoi!“ Entlang des Donautalradweges gibt es viele malerische Plätze für eine Rast. Auf dem Donauradwanderweg unterwegs Gundelfingen liegt am gut frequentierten DonauRadwanderweg. Ein bestens ausgeschildertes Radwegenetz mit vielen Themenrad- und -wanderwegen lädt daneben ein, die reizvolle Region vom Donautal bis zur Schwäbischen Alb zu erkunden. Durch großflächigen Kiesabbau sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Baggerseen entstanden. Einige davon wurden für den Badespaß für Familien mit der notwendigen Infrastruktur versehen. Das Naturschutzgebiet Gundelfinger Moos ist ein Niedermoor mit dem Charakter einer weithin offenen Feuchtwiesenlandschaft. Es bietet vielfältige Einblicke in Tier- und Pflanzenwelt. kurz und knapp Stadt Gundelfingen LW-Verbandsmitglied seit 2002 / als Mitglied im Zweckverband Untere Brenzgruppe Lage: Bayerisch Schwaben an der Landesgrenze zu Baden-Württemberg Kreis: Dillingen Einwohner: rund 7.655 Fläche: 5.398 Hektar Höhe: 438 m ü. NN Infos: Stadtverwaltung Gundelfingen an der Donau Telefon: 09073 999-0 www.gundelfingen-donau.de Internet: 9 Energiekabel steigert wirtschaftliche Effizienz Landeswasserversorgung nutzt erzeugten Strom zukünftig selbst Die Landeswasserversorgung geht neue Wege bei der Energieversorgung der Förderpumpen in ihrem Wasserwerk Langenau. Steigende Energiepreise und reduzierte Erlöse beim Verkauf von Strom, der durch 39 Trinkwasserturbinen im Leitungsnetz selbst erzeugt wird, haben zu der Entscheidung geführt, drei große Stromgewinnungsanlagen bei Weinstadt, Börtlingen und Geislingen durch ein knapp 80 Kilometer langes 30kV-Energiekabel mit den Förderpumpen im Wasserwerk Langenau zu verbinden. Damit kann der erzeugte Strom selbst genutzt werden. Rund 8,3 Millionen Kilowattstunden Strom werden ab Herbst 2015 jährlich Richtung Langenau fließen. Mit der Verlegung eines Energiekabels von der Stromgewinnungsanlage Aufhausen bei Heidenheim zum Egauwasserwerk bei Dischingen wurde bereits vor zehn Jahren ein vergleichbares Projekt in einem etwas kleineren Maßstab erfolgreich verwirklicht. Die Wasserförderung aus den Gewinnungsanlagen im Donauried nordöstlich von Ulm und im Egautal östlich von Heidenheim zu den Scheitelbehältern auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb und die Trinkwasseraufbe- reitung in den Wasserwerken erfordern einen jährlichen Energieeinsatz von rund 60 Millionen Kilowattstunden. Die in den Fallleitungen überschüssige potenzielle Energie des Trinkwassers wird durch Stromgewinnungsanlagen, also größere und kleinere Turbinen, in elektrische Energie umgewandelt; derzeit wird diese Energie teilweise in den LW-Anlagen genutzt, teilweise wird sie in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Das Energiekabel wird in Verbindung mit einem Lichtwellenleiter-Nachrichtenkabel in drei Abschnitten auf der Trasse entlang den LW-Hauptleitungen vom Behälter Schönbühl bei Weinstadt über den Behälter Breech bei Börtlingen und weiter über Göppingen und Geislingen nach Langenau verlegt. Dies erfordert eine Vielzahl von Verhandlungen zur Nutzung der Grundstücke im Vorfeld der Baumaßnahme. Die Kosten belaufen sich auf 9,2 Millionen Euro. Die Turbinen am Behälter Schönbühl speisen jährlich rund 3,5 Millionen Kilowattstunden ein, die Turbinen am Behälter Breech 1,5 Millionen Kilowattstunden und die Turbine Geislingen rund 3,3 Millionen Kilowattstunden. Die Differenz zwischen dem Stromein- Technik Erfahrung zählt - das Energiekabel und die dazugehörigen Anlagen wurden von einem Team von LW-Mitarbeiterinnen und LW- Mitarbeitern geplant. 10 Das Energiekabel wird auf weiten Strecken in den Boden eingepflügt. Der in den Turbinen am Strom ... Ellwangen Ludwigsburg Schwäbisch Gmünd BH Schönbühl Stuttgart BH Rotenberg Esslingen BH Probst BH Egart WW VPW RWP BH/SBH 0 5 10 Göppingen BH Rechberg Heidenheim BH Schopflenberg BH Hahnweide BH Nonnenbrunnen BH Brucken Aalen BH Breech BH Thomashardt Kirchheim LW-Leitung Fremdleitung Wasserwerk Vorpumpwerk Rohwasserpumpwerk Behälter/Scheitelbehälter Stromgewinnungsanlage Kabeltrassen Landesgrenze SBH Osterbuch BH Wolfscherre BH Asch BH Boller Sattel SBH Aufhausen Egau-Wasserwerk Geislingen Wittislingen SBH Amstetten VPW Burgberg WW Mühlhausen Gundelfingen Langenau BH Horn F6 VPW Niederstotzingen WW Langenau F4 F1 SBH Heuberg F5 Blaubeuren Ulm F3 F2 VPW Schotthof RWP Leipheim 15 km Energiekabel transportieren den Turbinenstrom zu den Förderpumpen im Wasserwerk Langenau und im Egauwasserwerk. kaufspreis in Langenau und dem Verkaufspreis des Trinkwasserturbinenstroms ergibt eine jährliche Einsparung von rund 1 Million Euro. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, nämlich der Einsparung von Tiefbaukosten, wird das Energiekabel mit einem Lichtwellenleiter-Nachrichtenkabel als Ersatz für das vorhandene, störanfällige und zum Teil papierisolierte Kupfer-Fernmeldekabel verlegt. Ein Gutachten der Energieversorgung Baden-Württemberg kam im Jahr 2013 zu der Empfehlung, das Vorhaben sei technisch machbar, rechtlich möglich und wirtschaftlich sinnvoll. Die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme wird sich zwar durch die Novellierung des Geset- en am Behälter Schönbühl erzeugte zes für erneuerbare Energien etwas reduzieren, sie bleibt jedoch „im grünen Bereich“. Hinzu kommt, dass mit Blick auf die derzeitige Entwicklung der europäischen Energieversorgung und einer damit einhergehenden, vorhersehbar sinkenden Versorgungssicherheit eine vom öffentlichen Netz unabhängige Versorgung an Bedeutung gewinnt. (br) ... gelangt über das 80 Kilometer lange Energiekabel zu den Förderpumpen im Wasserwerk Langenau. Bei der Turbinenanlage in Geislingen wurde eine neue Trafostation errichtet. 11 Wasserwelten Studieren und Forschen für die Zukunft der Wasserversorgung Interview mit der WAREM-Stipendiatin Shirin Moradi aus dem Iran Die Landeswasserversorgung unterstützt seit vielen Jahren Studierende des Studiengangs WAREM an der Universität Stuttgart mit einem Teilstipendium. Die Studierenden kommen aus der ganzen Welt nach Stuttgart, um sich hier im Bereich Wasserversorgung und Management weiterzubilden. Viele kehren anschließend in ihre Heimatländer zurück und arbeiten dort als hochqualifizierte Fachkräfte in der Wasserversorgung. LW-Wasserspiegel: Sie haben an der Universität Stuttgart den Studiengang „Water Resources Engineering and Management“ WAREM absolviert. Was sind die wesentlichen Inhalte des Studienganges? Zur Person Name: Shirin Moradi Alter: 31 Familienstand: ledig Wohnort: Iran Ausbildung: Ingenieurin für Wasserbau Beruf: Studentin (Promotion) Freizeit: Lesen, Musikhören, Radfahren Shirin Moradi: In dem WAREM-Studiengang können wir Kurse in den Fächern Siedlungswasserbau, Hydrologie, Hydraulik und Wassermanagement besuchen. Ich habe mich dabei auf den Siedlungswasserbau, genauer auf das Thema Wassergüte und Abwasserbehandlung, spezialisiert. LW-Wasserspiegel: Sie haben von der Landeswasserversorgung ein Stipendium erhalten. Welchen Einblick haben Sie in die deutsche Trinkwasserversorgung gewonnen? LW-Wasserspiegel: Was planen Sie nach Abschluss Ihres Studiums beruflich? Shirin Moradi: Die Qualität des Trinkwassers ist in Deutschland besser kontrolliert. Im Iran hängt die Qualität von der jeweiligen Herkunft des Wassers ab, sie ist nicht überall gleich gut. Außerdem gibt es in Deutschland sehr selten Lieferunterbrechungen, also dass es zeitweise kein Wasser in den Haushalte gibt. Shirin Moradi: Ich möchte weiter zum Thema Wasser forschen. Daher plane ich zunächst meine Doktorarbeit zu schreiben. LW-Wasserspiegel: Wie gefällt Ihnen das Leben in Deutschland? Wo sind die größten Unterschiede zu Ihrem Heimatland? LW-Wasserspiegel: Sie stammen aus dem Iran. Wie ist die Trinkwasserversorgung dort organisiert? Sind es wie in Deutschland die Kommunen, also staatliche Organisationen oder sind es private Unternehmen, die das Trinkwasser liefern? Shirin Moradi: Alles ist sehr gut organisiert in Deutschland und die Menschen arbeiten sehr hart. Im Vergleich zu meiner Heimat ist das Umweltbewusstsein viel weiter entwickelt, zum Beispiel bei der Mülltrennung und dem Recycling von Stoffen. Außerdem verschwenden die Menschen weniger Energie und Wasser als in meinem Heimatland. (du) Shirin Moradi: Die Trinkwasserversorgung ist in meinem Heimatland so ähnlich organi- 12 siert wie in Deutschland. Dort sind auch die Kommunen als staatliche Organisationen für die Trinkwasserversorgung zuständig. Junior Länderrätsel: 4 5 2 Alle Kinder dieser Welt brauchen sauberes Wasser 1 3 Für uns in Deutschland ist sauberes Wasser selbstbstverständlich. Es ist immer da, zum Trinken, zum Ko-chen, zum Waschen oder für die Toilette. In vielen Ländern der Erde ist das aber nicht so, zum Beispiel in Kenia in Afrika. a. Dort müssen Kinder nder oft viele Kilometer meter le zur Wasserstelle hmal laufen, manchmal mehrmals am Tag, und schwere Washre serkanister in ihre ren re n Dörfer und zu ihre ihren ppen en. en Familien schleppen. Dabei können sie nie sicher sein, ob das Wasser auch sauber genug zum Auch Zarif muss helfen, Wasser für die Familie zu holen Trinken ist. Schmutziges Wasser und mangelnde Sauberkeit sind die Ursache vieler, oft tödlicher Krankheiten. An diesen Krankheiten sterben jährlich rund drei Millionen Menschen, die meisten sind Kinder unter fünf Jahren. Jeder sechste Mensch auf der Erde muss mit Wasser aus verschmutzten Brunnen oder Flüssen auskommen. Vereinigungen wie Unicef, die sich um Kinder in aller Welt kümmern, versuchen deshalb, den Kindern schon in der Schule Wasch- und Putzunterricht zu geben. Zuhause können sie dann ihren Eltern berichten, wie man sich richtig die Hände wäscht und dass das trübe Wasser aus dem Brunnen abgekocht werden muss. (bw) Lösungswort 1 2 3 4 5 Wirr ha Wi haben auf der Seite Sehenswürdigkeiten aus fünf Länd Lä ndern ve nd Ländern verteilt. Tragt die Ländernamen in die Zeile mitt de mi dem pa passenden Buchstaben ein. Das Lösungswort schreibt schr sc hrei hr eibt auf eine Postkarte und schickt es an ei Landeswasserversorgung, Land La ndes nd eswass es Redaktion LW-Wasserspiegel, Schützenstr. 4, 70182 Stuttgart Schützenst oder per E-Mail an [email protected]. Bitte gebt auf jeden Fall euren Absender und euer Alter an. Es gibt tolle Preise für junge Weltenbummler zu gewinnen: 1. Preis: Outdoorkamera „Panasonic Lumix FT30“ 2.-4. Preis: Interaktiver Weltatlas mit tiptoi-Stift von Ravensburger 5.-7. Preis: Kinderrucksack „Puck“ 8.-10. Preis: Trinkflasche „Sigg Traveller“ Einsendeschluss ist der 1. September 2015. Die Mitarbeiter der LW und ihre Angehörigen sowie Sammeleinsendungen sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 13 Wassergeschichte Die Badekultur der alten Römer war hoch entwickelt. Gesundheitsvorsorge durch sauberes Wasser Hygiene ist keine Erfindung der Neuzeit Bereits die alten Griechen und Römer wussten um die Bedeutung von sauberem Wasser für die Hygiene und Gesundheit der Menschen. Sie hatten nicht nur eine hoch entwickelte Badekultur; das antike Rom verfügte auch über ein weit verzweigtes Wassersystem, die Aquädukte, welches die öffentlichen Brunnen, imperialen Paläste In den Badehäusern des Mittelalters stand die Hygiene nicht immer im Vordergrund. 14 und privaten Häuser mit enormen Mengen an frischem Wasser aus der umliegenden Bergregion versorgte. Ein umfangreiches Kanalsystem, die „Cloaca Maxima“, leitete die Abwässer der Stadt Rom in den Fluss Tiber ab. Das Bewusstsein und die Anstrengungen und Fähigkeiten der Griechen und Römer überdauerte die Jahrhunderte der Antike, also die Zeit von etwa 800 Jahre vor Christus bis etwa 600 Jahre nach Christus ohne Unterbrechungen. Danach vergingen viele Jahrhunderte, bis dieser Standard in Europa wieder erreicht wurde – erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es soweit. Die europäischen Badehäuser erlebten im 12. und 13. Jahrhundert ihre Blütezeit. In weiten Teilen der Bevölkerung erfreute sich das gemeinschaftliche Bad großer Beliebtheit aus Gründen der Hygiene und der Unterhaltung. Zwar galt in den Badestuben offiziell die Geschlechtertrennung, in der Praxis wurde jedoch oft gemischt gebadet. Der Besuch im Badehaus galt bei den Wohlhabenden als ein Vergnügen. Dabei wurde im Wasser nicht nur gegessen und getrunken, nicht selten wurden Kontakte geknüpft. Die Badestuben gerieten daher gelegentlich in den Ruf, Bordelle zu sein - einige waren es tatsächlich. Die Kirche kritisierte lange Zeit vergebens diese Sitten. Priestern war es grundsätzlich verboten, öffentliche Badestuben aufzusuchen. Als die Krankheit Syphilis von spanischen Söldnern aus Südamerika nach Europa eingeschleppt worden war, führten diese damals unheilbare Geschlechtskrankheit sowie die Pestepidemien im 15. und 16. Jahrhundert zu einem Wandel im Umgang mit Wasser und der Körperhygiene. Die Menschen glaubten zu jener Zeit nämlich, dass beim Baden das Wasser durch die Poren der Haut in den Körper eindringen würde und so gefährliche Krankheiten übertragen werden. Daher beschränkte sich die Körperpflege fortan auf das Gesicht, die Hände und die Füße. Das Zeitalter der Aufklärung sorgte im 18. Jahrhundert in den Naturwissenschaften und in der Medizin für große Fortschritte und neue Erkenntnisse. Die Ärzte gingen nun nicht mehr davon aus, dass Krankheit und Tod allein eine göttliche Fügung und ein unabänderliches Schicksal sind, sie unterschieden zwischen natürlichen und selbstverschuldeten Krankheiten. Das war neu und gab der Entwicklung der Hygiene einen neuerlichen Auftrieb. Körperpflege, Reinlichkeit und die Verwendung von Wasser wurden wieder „salonfähig“. Mit der zunehmenden Verstädterung und der wachsenden Bevölkerung im 19. und 20.Jahrhundert waren Hygiene und Gesundheitspflege keine Frage mehr von Luxus und Privatsphäre, denn Hygiene und Seuchenbekämpfung hingen eng zusammen. Zudem waren die großen Ballungs- und Industriezentren auf gesunde Arbeitskräfte angewiesen. Die Städte wurden folglich Vorreiter auf dem Weg zu modernen Standards und hygienischeren Verhältnissen. Noch bis in das 20. Jahrhundert hinein waren die Ausstattungen für das Baden und die Körperhygiene in normalen Wohnräumen untergebracht. Erst um das Jahr 1900 begann man, separate Badezimmer in Bürgerhäusern einzurichten, die auch eine Badewanne und ein Waschbecken enthielten. Um das Jahr 1850 kamen schließlich die ersten Gasboiler zur Warmwasserbereitung auf den Markt, seit etwa 1870 gab es in vielen Städten dann auch fließendes Wasser aus der Leitung. Heute wissen wir, dass die Verdoppelung der Lebenserwartung in Westeuropa in den letzten 200 Jahren vor allem auf die ausreichende Ernährung, eine verbesserte Qualität der Lebensmittel und auf vorbeugende Maßnahmen zur Hygiene sowie auf bessere Umweltbedingungen zurückzuführen ist. Sauberes Wasser spielte dabei eine entscheidende Rolle. Im Zeitalter des Barock stand das Wasser im Ruf, Krankheiten durch die Haut zu übertragen. Um das Jahr 1890 wurden auch in Volksschulen Gemeinschaftsduschen eingerichtet. Anmerkung: nach dem Beitrag „Körperhygiene ist keine Erfindung der Neuzeit“ aus dem Jubiläumsband „Landeswasserversorgung – 100 Jahre Trinkwasser für Baden-Württemberg 19122012“ Quelle: Vögele, Jörg: Sozialgeschichte städtischer Gesundheitsverhältnisse während der Urbanisierung, Berlin 2001, Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 69 (br) In den 1950er Jahren waren Waschgelegenheiten noch häufig in Wohn- und Küchenräumen untergebracht. 100 Jahre Trinkwasser Wer mehr zur Geschichte des Wassers und der Trinkwasserversorgung erfahren möchte, dem sei der Band „Landeswasserversorgung – 100 Jahre Trinkwasser für Baden-Württemberg“ empfohlen, den die LW zu ihrem 100jährigen Jubiläum im Jahr 2012 herausgebracht hat. Die ersten 20 Interessenten erhalten einen Band kostenfrei. Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Jubiläumsband“, Ihrem Namen und Anschrift an [email protected] oder rufen Sie an unter 0711 21752112. 15 Wasserfrage Tipps + Info In dieser Rubrik liefern wir Ihnen Antworten auf häufig gestellte Fragen rund ums Thema Wasser. Ist Wasseraufbereitung im Haushalt notwendig? Wasser – pur genießen Trinkwasser aus dem Wasserhahn hat in Deutschland eine sehr hohe Qualität, weil es den strengen Auflagen der Trinkwasserverordnung genügen muss Eine Führung durch die Aufbereitungsanlagen ist für anund in den Wasserwerken und auf dem Weg zum Kungemeldete Gruppen ab 15 Personen sowie in den Somden kontrolliert wird. Es kann ohne weitere Aufbereimermonaten auch für Einzelpersonen möglich. Sie dautung bedenkenlos getrunken werden. Es wird empfohert etwa eineinhalb Stunden und ist kostenfrei. Nähere len, Trinkwasser zur Zubereitung von Speisen und Informationen bei der BWV unter Telefon Getränken stets kühl und frisch aus der Leitung zu ver07551/8331157 oder www.zvbwv.de. wenden. Wasserfilter dagegen verbessern das Trinkwasser nicht, sie führen vielmehr oft dazu, dass Keime im feuchten Filtermaterial einen idealen Nährboden finden. Außerdem entziehen sie dem Wasser Mineralstoffe. Manche Systeme geben unerwünschte Stoffe wie Salz ab, andere halten mögliche Spurenstoffe wie Darüber hinaus kann gefiltertes Trinkwasser recht teuer werden. (bw) Am Albtrauf gibt es viel zu entdecken „Typisch schwäbisch“ – so lautet das Jahresmotto des Freilichtmuseums Beuren. Vom Mundarttheater über Vorträge bis zum „Spätzle schaben mit der ganzen Familie“ bietet der Veranstaltungskalender eine Vielzahl echt schwäbischer Leckerbissen.Aber auch sonst ist das Freilichtmuseum mit seinen vielen originalen Gebäuden aus dem Ländle, Tieren, Kräutergarten und vielen Mitmachaktionen ein lohnendes Ausflugsziel. Zum Abschluss des Besuches empfiehlt sich ein Besuch im Biergarten der ausgezeichneten Museumsgastronomie. Näheres auch unter www.freilichtmuseum-beuren.de Leitungsnetz der LW Tauberbischofsheim Bad Mergentheim Versorgungsbereich der LW Heidelberg Heilbronn Schwäb. Hall Karlsruhe Crailsheim Aalen BadenBaden Stuttgart EgauWasserwerk Offen- Freudenstadt burg Tübingen Verlosung Einsendeschluss ist der 1. September 2015. Die Mitarbeiter der LW und ihre Angehörigen, sowie Sammeleinsendungen sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 16 Wasserwerk Langenau Biberach Freiburg Tuttlingen Panorama Therme Beuren Die erholsame und heilende Wirkung von Wasser ist schon lange bekannt. Dem Beurener Thermalwasser werden seit dem Mittelalter Heilkräfte zugeschrieben. Bereits vor 500 Jahren wurde eine Badestube eingerichtet. Heute können Sie in der modernen Bade- und Wellnesslandschaft der „Panorama Therme Beuren“ einen entspannten Tag zwischen Therme, Dampfbad und Sauna verbringen. Wir verlosen fünf mal zwei Tageskarten. Schicken Sie uns eine Postkarte oder E-Mail mit dem Stichwort „Panorama Therme“ an nebenstehende Adresse. Bitte Name, Anschrift, Telefon und E-MailAdresse angeben. Ulm Reutlingen Hoch über der Panorama Therme liegt spektakulär die Burg Hohenneuffen. Singen Konstanz Lörrach Die Landeswasserversorgung ist eine der größten Fernwasserversorgungen Deutschlands. Sie garantiert die zuverlässige und sichere Trinkwasserversorgung von rund drei Millionen Menschen in 250 Städten und Gemeinden Baden-Württembergs. Landeswasserversorgung Trinkwasser für Baden-Württemberg Zweckverband Landeswasserversorgung Schützenstraße 4 70182 Stuttgart Telefon 0711 2175-0 Fax 0711 2175-12 02 [email protected] www.lw-online.de
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