Rede anlässlich der Übergabe des Kommando Territoriale

Rede anlässlich der Übergabe
des
Kommando Territoriale Aufgaben
von
Generalmajor Hans-Werner Wiermann
an
Brigadegeneral Jürgen Knappe
Generalmajor
Hans - Werner Wiermann
23. Juli 2015
- Es gilt das gesprochene Wort -
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Soldatinnen und Soldaten,
zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen!
Sehr verehrte Gäste!
Der Inspekteur der Streitkräftebasis Vizeadmiral Nielson wird mich in
Kürze vom Kommando über das Kommando Territoriale Aufgaben
der Bundeswehr entbinden und Brigadegeneral Knappe das Kommando übertragen. Ich freue mich, dass so viele Partner und Freunde
uns anlässlich des Kommandowechsels die Ehre ihrer Anwesenheit
geben. Das Korps der Verteidigungsattachès wird angeführt vom Doyen Generalmajor Oschep aus Österreich. Herzlich willkommen.
Ich begrüße den Präsidenten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, den Präsidenten des
Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, den Leiter des Havariekommandos Cuxhaven, Hans-Werner Monsees, die Vertreter der
Bundespolizei und der Hilfsorganisationen. Ein besonderes Zeichen
der Wertschätzung ist die Anwesenheit des Inspekteurs der Luftwaffe, Karl Müllner, des Inspekteurs der Marine, Andreas Krause, des
Stellvertretenden Inspekteurs des Heeres, Rainer Korff und des
Kommandeurs des Kommandos Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, Stephan Schoeps.
Für die Kirchen grüße ich den Leiter des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr, Matthias Heimer und den Leiter des Katholischen Militärdekanats Berlin, Stephan van Dongen. Stellvertretend
für die Angehörigen des Bundesministeriums der Verteidigung begrüße ich den Abteilungsleiter Personal, Joachim Rühle. Für Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr begrüße ich den
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Präsidenten Georg Stuke. Für die Ehemaligen grüße ich Jürgen Bornemann, zuletzt Direktor des Internationalen Militärstabes der NATO,
und den Präsidenten der Clausewitzgesellschaft, Kurt Herrmann.
Brigadegeneral Knappe und ich freuen sich über jeden von Ihnen, der
sich heute auf den Weg in die Julius-Leber-Kaserne gemacht hat. Allen, ein herzliches Willkommen!
Soldatinnen und Soldaten,
zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen!
Ich bin stolz darauf, dass ich in den vergangenen zweieinhalb Jahren
ihr Kommandeur sein durfte. In dieser Zeit ist viel geschehen. Vieles
kam unerwartet, und das war gut so. Hätten wir alles im Voraus gewusst, hätten viele von Ihnen – und ich auch – in einigen Nächten
unruhiger geschlafen.
Ihrer Professionalität und Ihrer Flexibilität verdanken wir es, dass wir
große Herausforderungen erfolgreich bestanden haben. Es ist gut,
einen Plan zu haben. Es ist gut Prozessketten theoretisch zu durchdringen. Es ist gut Handlungsabläufe zu strukturieren. Wer jedoch
alleine auf Pläne, Prozessketten und strukturierte Handlungsabläufe
setzt, wird in katastrophalen Situationen keinen Erfolg haben. Katastrophale Situationen, wie das Hochwasser 2013, werfen Pläne über
den Haufen und lassen Prozessketten reißen. Sie konfrontieren uns
mit rasch wechselnden Lagen und unstrukturierten Situationen. Militärische Führer ohne Reserven bleiben dann unweigerlich bloße Beobachter großer Ereignisse. Wir können dank einer teilstreikraftübergreifenden Ausbildung, eines gemeinsamen Führungsverständnisses
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sowie bewährter Konzepte, wie der Schwerpunkt- und Reservenbildung in solchen Situationen erfolgreich sein. Führen mit Aufträgen,
Initiativkraft und gegenseitiges Vertrauen, Handeln im Sinn der übergeordneten Führung ohne detaillierte Vorgabe und die Übernahme
persönlicher Verantwortung bleiben auch in Zeiten des Prozessmanagements das Erfolgsrezept deutscher Streitkräfte. Es ist in diesen
Zeiten, in denen alles strukturierbar, kontrollierbar und berechenbar
scheint, nur ungleich schwerer, sich auf Ungewissheit, Überraschung
und Chaos einzulassen. Dazu gehört Mut. Aber militärische Führung
bedeutete schon immer, mit Ungewissheit, Überraschung und Chaos
umgehen zu müssen. Und es gibt erfolgversprechende Strategien
dafür.
Zu ihnen gehört die Auftragstaktik. Sie fordert ein Verständnis für das
Gesamtsystem, in dem wir unseren Auftrag erfüllen. Sie fordert mithin
deutlich mehr als das Beherrschen des soldatischen Handwerks. Auftragstaktik und Innere Führung beruhen auf dem gleichen Menschenbild. Wer die Innere Führung für ein Konzept hält, das nur in
Friedensgarnisonen taugt, glaubt womöglich auch, man könne nur
mit Prozessmanagement und militärischem Handwerkszeug militärische Einsätze erfolgreich führen.
Beides ist ein Irrglaube!
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Soldaten und Soldatinnen,
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Sie haben nachdrücklich unter Beweis gestellt, dass Sie mit den Unwägbarkeiten des Hochwassereinsatzes 2013 erfolgreich umgehen
konnten. Gleiches gilt für alle Kontingente der Teilstreitkräfte und Organisationsbereichen, die uns zahlreich im Hochwassereinsatz unterstützt haben. Ich danke den Angehörigen von Heer, Marine, Luftwaffe, dem Sanitätsdienst und den Organisationsbereichen Infrastruktur,
Umweltschutz und Dienstleistungen sowie Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung für die gute Zusammenarbeit. Ihre Verbände,
Einheiten und Besatzungen waren es, die aufbauend auf professioneller Ausbildung und gemeinsamen Führungsverständnis die Arbeit
am Deich, sei es am Boden, aus der Luft oder von der Wasserseite
erfolgreich ausgeführt haben. Für dieses kameradschaftliche Miteinander bedanke ich mich ganz herzlich. Sie haben dies in engem
Schulterschuss mit unseren zivilen Partnern getan. Mit den Katastrophenschutzverantwortlichen vor Ort, den vielen ehrenamtlichen Helfern der Blaulichtorganisationen, des Technischen Hilfswerks und
den Polizeikräften der Länder und des Bundes.
Sehr verehrte Gäste,
Soldaten und Soldatinnen,
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Ich greife gerne das Motto unserer Schweizer Freunde auf: „In Krisen, Köpfe kennen!“, das ist der Schlüssel zum Erfolg. Dazu muss
man vor der Krise ins Gespräch kommen. Das junge Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr wurde von den Spitzen der etab5
lierten Organisationen, dem Deutschen Roten Kreuz, den Johannitern, den Maltesern, dem Arbeitersamariterbund, der DLRG, dem
Verband der Deutschen Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk
und der Bundespolizei unter der Schirmherrschaft des Bundesamtes
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit offenen Armen
aufgenommen. Dafür danke ich nachdrücklich. Ich freue mich, dass
ich noch am 07. Juli ein trilaterales Protokoll zur künftigen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung der Bundeswehr unterzeichnen
durfte. Es hat sich eine enge Zusammenarbeit zum gegenseitigen
Nutzen entwickelt, wie sie sich zuletzt auch beim gemeinsamen Einsatz rund um den G7-Gipfel in Elmau bewährt hat. Das Kommando
Territoriale Aufgaben der Bundeswehr – oder politisch nicht korrekt,
aber inhaltlich treffend, das „Einsatzführungskommando der Bundeswehr Inland“ wird grundsätzlich nur auf Antrag ziviler Behörden tätig.
Eine enge Zusammenarbeit mit allen Landesregierungen ist daher
unerlässlich. Den Landeskommandos und dem General Standortaufgaben Berlin kommt dabei eine wichtige Drehscheibenfunktion zu.
Sie werden als Ansprechpartner geschätzt. Die Übergabe der Landeskommandos findet bundesweit in Anwesenheit höchster Repräsentanten der Bundesländer, in zum Teil einzigartiger Umgebung,
statt. Für dieses Vertrauen und die Wertschätzung in den Bundesländern danke ich in ganz besonderer Weise.
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Sehr verehrte Gäste,
Soldaten und Soldatinnen,
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Internationale Zusammenarbeit ist zwischen Streitkräften seit langem
gang und gäbe. Dennoch ist grenzüberschreitende militärische Katastrophenhilfe noch kein Selbstläufer. Ich danke daher besonders unseren internationalen Partnern, die sich ohne Zögern in den Hochwassereinsatz 2013 in Deutschland eingebracht haben: das niederländische
Pionierbataillon,
französische
Anteile
der
Deutsch/Französischen Brigade, die Hubschrauberangebote der
Schweiz und das Hilfsangebot der britischen Streitkräfte. Besuche in
unseren neun Nachbarländern im vergangenen Jahr waren erfolgreich. Wir konnten enge Kontakte zu unseren militärischen Partnern
aufbauen. Wir kennen Köpfe und stehen gemeinsam bereit, falls die
Regierungen grenzüberschreitende militärische Katastrophenhilfe
beschließen. Der Katastrophenschutz lebt in Deutschland vom Ehrenamt. Das gilt auch für das Kommando Territoriale Aufgaben der
Bundeswehr. Ohne die mehr als 10.000 Reservedienstleistenden
könnte der Auftrag nicht erfüllt werden. Mehr als 4.000 Reservedienstleitende beraten in den Landkreisen und Bezirken über die Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr im Katastrophenfall. Mehr als
3.000 Reservedienstleistende entlasten die Truppe von Wach- und
Sicherungsaufgaben und stehen auch für den Katastropheneinsatz
zur Verfügung. Hinzu kommen die vielen Spiegeldienstposteninhaber
und die Teile der Verstärkungsreserve. Ihnen allen gilt mein Dank für
Ihren beispielhaften, „ehrenamtlichen“ Einsatz für den Schutz unserer
Bürgerinnen und Bürger. Reservedienstleistende, vor allem aber aktive Soldaten des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr
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sind täglich weltweit im Auftrag des Deutschen Bundestages im Einsatz. Sie kommen mehrheitlich aus dem Kommando Feldjäger, aus
dem ABC-Abwehr Kommando der Bundeswehr, dem Zentrum Operative Kommunikation und dem Zentrum Zivil-Militärische Zusammenarbeit. Diese Zentren und Kommandos leisten Pionierarbeit bei der
Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Fähigkeitsbereiche. Zugleich bedienen sie die Auslandseinsätze und bilden ihren Nachwuchs aus.
Sie tragen große Verantwortung für ihre Mosaiksteine, aus denen
sich dann das ganze Bild der Bundeswehr ergibt. Die Dynamik der
sicherheitspolitische Rahmenbedingungen und wechselnder Einsatzszenarien hat die Grenzen von Planwirtschaft deutlich werden lassen. Sie, die Fähigkeitskommandos und -zentren sind quasi mittelständische Unternehmen in der „militärischen Marktwirtschaft“ Bundeswehr. Sie haben die Herausforderung angenommen und reagieren rasch und effizient auf rasch wechselnde Vorgaben. Dafür danke
ich Ihnen.
Soldaten und Soldatinnen,
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Unser Motto lautet: Beraten! Bereitstellen! Führen!
Das bleibt ein Schlagwort, wenn es nicht gelebt wird. Oder anders
ausgedrückt: Nur was geübt wird, klappt!
In diesem Sinne danke ich allen Beteiligten an der Übungsserie
„STANDHAFTER BÄR“ für Ihren Einsatz im vergangenen Jahr und
bei der Vorbereitung des nächsten „Bären 2016“. Die neu ausgerichtete Truppenübungsplatzlandschaft in Deutschland hat sich unter
Führung der drei Truppenübungsplatzbereiche NORD, OST und SÜD
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gut entwickelt. Die neue zentrale Steuerung des Ausbaus hochwertiger Übungsmöglichkeiten in Deutschland wird deutschen Streitkräften, aber auch unseren Partnern künftig zu Gute kommen. Ich danke
allen Beteiligten. Als Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben habe ich das Privileg, das Wachbataillon beim BMVg führen
zu dürfen. Seine Angehörigen erfüllen den protokollarischen Ehrendienst in vorzüglicher Weise, zugleich geben Sie heute dem Übergabeappell den letzten Schliff. Danke!
Sehr verehrte Gäste,
Soldaten und Soldatinnen,
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Militärische Führung unterliegt den Regeln von Ebbe und Flut. Kommandeure kommen und gehen. Meer und Küste bleiben. Ich wünsche
mir, dass Sie Brigadegeneral Knappe so offen und vertrauensvoll begegnen, wie ich es erfahren durfte. Ich wünsche Ihnen allen Zufriedenheit, Erfolg und das nötige Quäntchen Glück.
Ich melde mich ab!
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