Prof. Dr. Gunther Schnabl Japans Lehren: Warum die Niedrig

Prof. Dr. Gunther Schnabl
Japans Lehren:
Warum die Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik
die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung
untergräbt
Badenwürttembergischer Genossenschaftsverband
Sparkassenverband Baden-Württemberg
Symposium
Das Ende der Sparkultur?
Stuttgart, den 30. Oktober 2015
Oktober 2015
Prof. Dr. Gunther Schnabl, Universität Leipzig
1
G3-Geldmarktzinsen und Zentralbankbilanzen
15
13
Nominal
Real
Prozent p. a.
11
9
7
Prozent des BIP
80
60
40
Federal Reserve
Bank of Japan
Europäische Zentralbank
20
0
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
5
3
1
-1
Allokations- und Signalfunktion
des Zinses ist ausgesetzt!
-3
1980
Oktober 2015
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
Quelle: IWF.
Prof. Dr. Gunther Schnabl, Institut für Wirtschaftspolitik
2
1. Risiko, Spekulation, Blasen u. Krisen werden begünstigt
Wandernde Blasen (Schnabl und Hoffmann 2008)
450
400
1985:01=100
350
Japan (l.S.)
Malaysia (l.S.)
US Nareit Mortgage (l.S.)
US Nasdaq (r.S.)
300
150
1600
1400
1200
1000
250
200
1800
800
日本
600
100
400
50
200
1985:01=100
500
0
0
Jan 85 Mai 88 Sep 91 Jan 95 Mai 98 Sep 01 Jan 05 Mai 08Quelle: IWF.
Oktober 2015
Prof. Dr. Gunther Schnabl, Institut für Wirtschaftspolitik
3
2. Das traditionelle Bankgeschäft wird untergraben
Zinsspanne
4
Prozent
3
2
日本
1
0
1980
Oktober 2015
1984
1988
1992
1996
2000
2004
2008 2012
Quelle: IWF.
Prof. Dr. Gunther Schnabl, Institut für Wirtschaftspolitik
4
3. Investitionen und Produktivitätsgewinne nehmen ab
Wachstum und Investitionen
34
8
日本
32
6
30
4
Prozent
Prozent p. a.
28
2
26
0
24
22
20
18
1980
Oktober 2015
-2
Investitionen als Anteil am BIP (linke Achse)
reales Wachstum, geglättet (rechte Achse)
Geldmarktzins (rechte Achse)
1985
1990
1995
2000
2005
-4
-6
2010
2015
Quelle: IWF.
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5
4. Sehr hohe Einkommensschichten gewinnen
Aktienpreise und Top 1%-Einkommen
Index (1995 = 100)
350
300
250
10
Aktienpreise USA (linke Achse)
Aktienpreise Japan (linke Achse)
Top 1% Einkommensanteil (rechte Achse)
200
日本
9,5
9
8,5
8
150
7,5
100
7
50
0
1980
Oktober 2015
6,5
% des Nationaleinkommens
400
6
1985
1990
1995
2000
2005 2010 2015
Quelle: IWF, Top Income Database.
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6
5. Für breite Bevölkerungsschichten sinkt der reale Lohn
Reallohnentwicklung
160
Index: 1985 = 100
150
140
日本
130
120
110
100
1985
Oktober 2015
1989
1993
1997
2001
2005
2009
Quelle: IWF.
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7
6. Wirtschaftliche Unsicherheit für (junge!) Menschen steigt
Reguläre und prekäre Beschäftigungsverhältnisse
Anteil an
Gesamtbeschäftigung (%)
100
日本
80
60
Regular Employment, all Sexes
Non-regular Employment, all Sexes
40
20
0
1984
Oktober 2015
Geburtenraten?
1988
1992
1996
2000
2004
2008 2012
Quelle: IWF.
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8
7. Die private Alterssicherung wird ausgehöhlt
Einlagen- und langfristige Zinsen
10-jährige Staatsanleihen
Einlagenzinsen
Prozent p. a.
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
1980
Oktober 2015
日本
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
Quelle: IWF.
Prof. Dr. Gunther Schnabl, Institute for Economic Policy
9
8. Die Steuerbasis d. sozialen Sicherungssysteme erodiert
Ausgaben für regionalen Finanzausgleich und soziale
80
Sicherung (Renten)
in % der nationalen
Steuereinnahmen
70
60
50
Ausgaben regionaler Finanzausgleich
Sozialausgaben, insbes. Rentenversicherung
40
30
20
日本
10
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015*
Quelle: Japan, Finanzministerium.
Oktober 2015
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Zusammenfassung und wirtschaftspolitische Empfehlung
Japan zeigt
•Die Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik stabilisiert kurzfristig.
•Langfristig hat sie negative Auswirkungen auf die Grundpfeiler der
marktwirtschaftlichen Ordnung, insbesondere über die gestörte
Allokations- und Signalfunktion von Zinsen.
•Vor allem die negativen Wachstums- und Verteilungseffekte der
Politik des billigen Geldes tragen zu politischer Instabilität bei.
Ausstieg aus der Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik
•Rückkehr zum traditionellen Bankgeschäft (Allokationsfunktion).
•Weniger Spekulation (Risiko) und mehr Sparen.
•Mehr Realinvestitionen und Produktivitätsgewinne.
•Mehr Wachstum und Reallohnsteigerungen.
•Mehr (soziale) Sicherheit für Jung und Alt.
•Weniger Verteilungskonflikte und politische Stabilität.
Oktober 2015
Prof. Dr. Gunther Schnabl, Institut für Wirtschaftspolitik
11
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Oktober 2015
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