Goldstraße 25 - Praxisarbeiten der Jugendbauhütte Das Praxisprojekt „Goldstrasse 25“ Die Deutschen Stiftung Denkmalschutz schuf gemeinsam mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten und dem Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg als eine weitere Vertiefung des Freiwilligen Jahres in der Denkmalpflege die Sanierung eines gesamten Gebäudekomplexes. Das Projekt wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn gefördert, die gleichzeitig Bauherr und Förderer des Projektes ist. Die fachliche Leitung, Koordination und Umsetzung des Projektes wird vom Deutschen Fachwerkzentrum geleistet, die pädagogische Betreuung erfolgt von Seiten der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. Die Arbeitsschwerpunkte des Deutschen Fachwerkzentrums denkmalgerechte, ökologische und Substanz schonende Sanierung von Baudenkmälern mit traditionellen Handwerktechniken als Weiterbildungsprojekt in Theorie und Praxis kommen hier besonders zum tragen. Die Jugendlichen erhalten Einblick in unterschiedliche Gewerke (Steinmetz, Zimmerei, Bautischlerei, Maurer) und können sich für eine spätere Berufsausbildung vororientieren. Zugleich gewinnen sie Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich traditioneller Handwerkstechniken und der Anwendung ökologischer Baumaterialien im Fachwerkbau in Kombination zu historischen Baustoffen. Dieses abschnittsweise Sanieren des Bauwerkes bietet die Möglichkeit, Baudenkmale in ihrem gesamten Gefüge, d. h. der vorhandenen historischen Baumaterialien, der Konstruktion sowie der Bauschäden kennen zu lernen, um dem Bauwerk anschließend eine adäquate Sanierungsmöglichkeit “ angedeihen” zu lassen. Nicht nur für die bauliche Substanz wird eine Bewusstseinsstruktur geschaffen, sondern ebenfalls gegenüber der geschichtlichen Vergangenheit, durch die Auseinandersetzung mit der Bau- und Nutzungsgeschichte eines Ortes. Christiane Claus (Quedlinburg), Ulrike Kögel (Chemnitz) Ausmauerung der Gefache In der Goldstr. 25 hatten sich viele Gefache aufgrund der Setzungen des konstruktiven Gefüges gelöst. Sie wurden abgebaut und unter Verwendung der alten Steine und des Lehms neu aufgemauert. Ergänzend wurden neue Lehmsteine, im Handstrichverfahren von den Jugendbauhüttlern hergestellt und eingesetzt. Diese Leichtlehmsteine mit Strohzusatz wurden anschließend unter der Anleitung eines Maurers des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg vermauert. Die im Läuferverband vermauerten Gefache wurden mit Dreikantleisten an den Innenseiten des zu schließenden Gefachs versehen, um die Stabilität derselben zu erhöhen. Zusätzlich wurde eine Kerbe in die Lehmsteine eingeschlagen, entsprechend der Stärke der Dreikantleisten. Diese Methode verhindert das Ausbrechen der Steine, die im „nass in nass“ Verfahren, angefeuchtet in den Lehmmörtel gesetzt werden. Stellen der Fachwerkwände Nach Vermessung vor Ort und der Detailaufriss wurden unter Anleitung unseres Zimmermannsmeisters die einzelnen Fachwerkbestandteile Schwell, Riegel, Ständer, Rähm mit ihren traditionellen Schlitz-Zapfen-Verbindungen hergestellt. Ulrike Kögel (Chemnitz) Herstellung von Lehmwickeln Die Deckengefache der Goldstraße werden mit Lehmwickeln ausgefüllt. Dafür wird das Langstroh ein paar Tage vorher in Wasser eingeweicht. Nachdem es gut abtropfte wird es quer auf dem Tisch gelegt und darauf der Lehm gut verteilt. Die wiederverwendeten Holzstaken werden mit Lehmschlämme eingestrichen. Darauf wird das Stroh und der Lehm aufgewickelt und in die Decke gehängt. Edmund Bruns, Anja Wibbeke (Niederlande), Guinevere Paul (Überlingen) Vanessa Le Sauce (Frankreich) Thomas Rosche (Harsleben) Sanierung des Sandsteinsockels Restaurierung der alten Fenster Bei dem Sockel der Goldstrasse 25 handelt es sich um einen zweischaligen Sandsteinsockel. Die vorgesetzte Sandsteinschicht, die während der Umbauphase im 19. Jh. errichtet wurde, wies starke Schäden auf. Der erste Schritt der Sanierung durch die Jugendbauhüttler unter Anleitung eines Maurers und eines Steinmetzemeisters bestand aus der Sicherung und Säuberung der locker gewordenen, intakten Sandsteine. Da ein großer Teil des vorgesetzten Sockels fehlte, mussten neue Sandsteinquader passend zugeschlagen werden. Die aus dem Lagerbestand kommenden Steine wurden zunächst mit dem Prelleisen gespalten, um die gewünschte Tiefe zu erhalten. Anschließend wurde die Sichtfläche bearbeitet. Dazu mussten zuerst große Unebenheiten mit dem Dorn- oder Zahneisen beseitigt und anschließend mit dem Scharriereisen geglättet werden. Das Ergebnis war ein rechtwinkliger Sandsteinquader mit glatter Oberfläche. Die Sandsteine wurden mit einem Kalkmörtel vermauert. Dieser Mörtel besteht aus einem Teil Kalk und drei Teilen Sand. Um eine höhere Stabilität zu erreichen wurden zusätzlich Metallanker angebracht. Diese für den Betrachter unsichtbaren Stabilisatoren sitzen in jeder Schicht mit einem Abstand von 40 bis 50 cm. Die historischen Fenster der Goldstrasse 25 wurden geborgen, und in den Werkstätten des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg unter der fachlichen Anleitung eines Tischlers behutsam und substanzschonend restauriert. Die zweiflügeligen Blendrahmenfenster aus Fichte mit Kämpfer und zweiflügeligem Oberlicht weisen zum Teil starke, durch Witterungseinflüsse und unsachgemäße Ausbesserungen entstandene Schäden auf. Der Flügelrahmen mit Schlitz-Zapfenverbindung und Holznagel fixiert besitzt eine Stärke von 32 mm. Zusätzlich sind die Flügel mit Eckwinkelbändern verstärkt und mit Fitschenbändern angeschlagen. Geschlossen werden die linken Flügel mittels Vorreiber und Streichdraht, die rechten mit Fenstergriff und Schließhaken. Die barocken vierflügligen Blendrahmenfenster mit Pfosten und Kämpfer konnten vereinzelt noch aus den Kellern des Gebäudes geborgen werden. Die Flügel sind mit einer Mittelsprosse unterteilt und mit Zierwinkelbändern auf Stützkloben befestigt. Die Verglasung ist mit 2 mm dicken, gewalzten Glasscheiben fest eingenutet. Die Flügel werden mit einem doppelseitigen Vorreiber auf dem Pfosten geschlossen. Jeder Teilnehmer der Einsatzstelle Goldstrasse 25 konnte ein Fenster vollständig restaurieren. Erste Arbeitsschritte bildeten das Entfernen alter Farbschichten mittels eines Heißluftföns und eines Zieheisens, anschließend wurden die schadhaften Stellen sorgfältig ausgebessert. Die Verbindungen der Rahmenhölzer mussten neu verleimt oder teilweise mittels “falscher Zapfen“ oder Keilstücke neu zusammengefügt werden. Die Winkelbänder wurden anschließend neu aufgenagelt. Die Wasserschenkel wurden teilweise komplett neu angesetzt. Um die neuen Wärmeschutzbestimmungen zu erreichen, wurden die alten Fenster zu Kastenfenstern umgebaut. Den historischen Blendrahmenfenstern wurde ein 0,19 cm breites Futter mit Zinkenverbindung oder abgefälzter Ecke sowie Verschraubung angesetzt. Auf das Futter wurde ein Blendrahmenfenster ebenfalls zweiflüglig ohne Sprossenteilung mit Fitschenbändern gegen gesetzt. Der Schließmechanismus erfolgt mittels Triebstangengetriebe und Schließkolben. Wenn insoweit vorhanden, wurde bei den alten Fenstern das gewalzte Glas wieder eingesetzt oder durch geborgene Reste ergänzt. Das Kastenfenster wird mit Hanfsträngen gegen die angrenzenden Fachwerkhölzer abgedichtet. Jugendbauhütte Quedlinburg Verein der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg Serviceleitstelle für Ökologie, Innovation und Denkmalpflege ijgd
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