Call for Papers Körper und Dinge: ein offenes Verhältnis? Zur sinnlich-materiellen Verschränkung von Menschen und Technik Veranstaltung der Sektion „Soziologie des Körpers und des Sports“ auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg, 26.-30. September 2016 Moderne Formen der Vergesellschaftung setzen Körper einerseits auf vielfältige Arten und Weisen frei, andererseits werden sie ebenso eingehegt und festgestellt. Umgekehrt fordern Körper (und Leib) immer wieder gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten heraus. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass Körper nur selten isoliert in diesen Dynamiken aufscheinen. In der Mehrheit sind es körperlich-materielle Arrangements oder leiblich-technische Konstellationen, die moderne Gesellschaften in spezifischer Weise kennzeichnen. Das gilt etwa für den wissenschaftlich-technischen Zugriff auf Körper in der Biomedizin, für die zunehmende Verschränkung von Körpern und Techniken durch Self-Tracking, die Kommunikation mit diversen Medien, die „Aufrüstung“ und Herausforderung durch diverse Dinge im Sport und in anderen Freizeittätigkeiten, aber auch in den meisten beruflichen Tätigkeiten. Es gilt bereits auf einer sehr basalen Ebene für das alltägliche Tragen von Kleidung, das Gehen mit Schuhen, das Spielen mit Bällen, usw. Unser Alltag ist in fast allen Bereichen geprägt von flexiblen Verknüpfungen von Körpern und Dingen. Diesen materiellen Verschränkungen des Sozialen wird in der soziologischen Theorie ein steigendes Interesse zu Teil. In der Diskussion der materiellen Verkörperungen des Sozialen sowohl in Menschen als auch in Dingen erfahren die empirischen und konzeptuellen Verbindungen zwischen Körper und Technik bislang jedoch zu wenig Beachtung. Man kann fast schon von einer Technikvergessenheit der Körpersoziologie und einer Körpervergessenheit der Techniksoziologie sprechen. Diese Lücke wollen wir in der Sektionssitzung fokussieren. Wir gehen davon aus, dass genau in diesen Verschränkungen auch die Fragen offener und geschlossener Gesellschaften in fruchtbarer Weise gestellt und beantwortet werden können. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen Situationen sozialer Praxis, in denen Körper und Dinge miteinander in Beziehung treten: in Situationen der Nutzung und des Umgangs mit Dingen, in Situationen, in denen Technik selbst nicht ohne sinnliche und bewegte Körper in Gang gesetzt werden kann, aber auch in Situationen in denen Körper in technischen Arrangements eingeordnet und prozessiert werden. Sowohl offene als auch geschlossene Gesellschaften verweisen in der ein oder anderen Weise auf (un-)disziplinierte Körper und (un-)geregelte Technik. Weder Körper noch Technik beherrschen einander. Ebenso wenig sind sie stabile Garanten sozialer Ordnung, in deren Gewohnheiten und Regelkreisen die spezifischen Formatierungen gesellschaftlicher Strukturen eingeschrieben sind. Gerade in den letzten Jahren werden die Fragilität und der Zerfall von Körpern und Dingen verstärkt diskutiert und nach den immer wieder notwendigen Modi des Wartens und Reparierens gesucht. Wir suchen deshalb nach Vorträgen, die das Verhältnis von Körpern und Techniken konzeptuell reflektieren und/oder empirisch untersuchen. Als gemeinsamer Fluchtpunkt kann die Materialität von Körpern und Dingen gelten, die sowohl in der Körpersoziologie als auch in den STS in den letzten Jahren prominent diskutiert werden. Beiträge könnten sich mit folgenden Fragen oder darüber hinaus mit dem Verhältnis von Körper und Technik in verschiedenen Bereichen der Soziologie beschäftigen: Welche spezifischen körperlichen, leiblichen und sinnlichen Fertigkeiten erfordern moderne Techniken im Gegensatz zu den traditionellen Werkzeugen? Und in welcher Form modifizieren Körper und ihre kulturell geprägten Fertigkeiten die Formen der Dinge? Inwieweit müssen die anthropologischen Bestimmungen von Körpern und Technik daher neu gedacht werden? Wie gestalten sich moderne Wissensprozesse, wenn die dichotome Gegenüberstellung von implizitem Körperwissen und explizitem Technikwissen nicht mehr trägt? Wie werden die spezifischen Dynamiken offener und geschlossener Gesellschaft körperlich-materiell realisiert? Etwa bei Fragen von Migration und Mobilität? Welche konzeptuellen Anschlüsse bieten sich, gegenständliche Körper und Techniken gemeinsam als materielle Verkörperungen des Sozialen zu denken? Vortragsangebote von etwa einer Seite (ca. 3000 Zeichen) und eine Kurzbiographie von einer halben Seite senden Sie bitte bis 31.3.2016 an die Organisatoren der Sektionsveranstaltung: Cornelius Schubert ([email protected]) und Larissa Schindler ([email protected])
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