Gaben – Wachstum In der heutigen Predigt geht es um Eph Kapitel 4.

Sonntagsgottesdienst
17.05.2015
Jens Jeglinski
Einheit – Gaben – Wachstum
In der heutigen Predigt geht es um Eph Kapitel 4. Hier eine Übersicht der Überschriften in den
unterschiedlichen Übersetzungen:
Die Einheit im Geist und die Vielfalt der Gaben (Luther)
Mahnung zur Einheit (Elberfelder)
Die Einheit der Gemeinde und die Vielfalt der Aufgaben (Hoffnung für alle)
Die Einheit des Geistes (Schlachter)
Die Einheit der Kirche (Gute Nachricht)
Aufruf zur Einheit (Einheitsübersetzung)
Was die Gemeinde zusammenhält und wachsen lässt (Neue Genfer Übersetzung
Bewahrt die Einheit! (Neue evangelische Übersetzung)
In der heutigen Predigt soll es um die Themen „Einheit – Gaben – Wachstum“ gehen.
Wenn wir uns die ganzen Überschriften aus den verschiedenen Übersetzungen angucken, fällt uns
auf, dass das Wort Einheit in 7 von 8 Überschriften vorkommt (NGF: Zusammenhalt). Es soll heute
jedoch nicht nur um Einheit gehen, sondern schwerpunktmäßig, um das, was Paulus in Eph. 4 an
die Epheser schreibt.
Beginnen möchte ich mit einer Aufforderung aus Eph. 4 Vers 1-4:
Ich ermahne euch nun: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller
Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend! Befleißigt euch, die Einheit des
Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen
worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung!
Die HFA schreibt es etwas praktischer:
Lebt so, wie Gott es von denen erwartet, die er zu seinen Kindern berufen hat. Überhebt euch
nicht über andere, seid freundlich und geduldig! Geht in Liebe aufeinander ein! Setzt alles daran,
dass die Einheit, wie sie der Geist Gottes schenkt, bestehen bleibt durch den Frieden, der euch
verbindet.
Würde man alle Predigten der letzten neun Monate zusammenpacken, würden die Sätze aus Eph
4, 1-4 eine gute Zusammenfassung ergeben.
Ich sagte euch ja, dass es sich hierbei um eine Aufforderung handelt. Der Duden beschreibt das
Wort Aufforderung auch mit Nachdruck, vorgebrachte Bitte oder auch Ermahnung.
Interessant finde ich, dass Paulus auch in diesem Beispiel mit den Worten der Ermahnung beginnt.
Ich fragte mich, ob dieses „Ermahnen“ vielleicht so wie z.B. heute die Aussage „…mal
ehrlich….“ benutzt wurde? Kennt Ihr das auch? So mitten im Gespräch fällt dann die Aussage:
„Du…mal ehrlich…..“ Ich sage dann immer zu meiner Frau: „Ach, sonst bist du unehrlich, oder
was?“ Also – …. hatte Paulus das nur so dahingesagt, oder steckte mehr dahinter?
Was sagt das Wort? Im NT finden wir nur ca. 24-mal die Worte „Ich ermahne euch…“
In der Bibel wird meistens Ermahnung in eine zwischenmenschliche Situation gesprochen.
Heißt, in eine Situation, in der es um zwei oder mehrere Menschen geht. Also nicht: „Ich ermahne
dich, allen Fleiß anzuwenden!“ Sondern: „Liebe deinen Nächsten! Oder: Seid freundlich
zueinander!“
Und gerade wenn Paulus das so eindringlich schreibt, glaube ich, dass Gott diese Verse wirklich
wichtig sind.
Jetzt wird es noch interessanter. Lesen wir weiter Eph 4,7: Jedem Einzelnen von uns aber hat
Christus besondere Gaben geschenkt, so wie er sie in seiner Gnade jedem zugedacht hat.
Ach das ist doch herrlich! Jedem Einzelnen von uns aber hat Christus besondere Gaben
geschenkt. Wer glaubt das? Wer kennt seine von Christus gegebene Gabe?
An alle, die ihre Hände nicht gehoben haben: Es gibt eine wunderbare Nachricht: Jedem Einzelnen
von uns aber hat Christus besondere Gaben geschenkt (Vgl. 1Kor. 12,7).
Lesen wir weiter Vers 8: Nicht ohne Grund heißt es von Christus: "Er ist in den Himmel
hinaufgestiegen, er hat Gefangene im Triumphzug mitgeführt und den Menschen Gaben
geschenkt.
Ich glaube, dass die meisten gar nicht wissen, was für ein Geschenk bzw. Gabe uns damit zuteil
geworden ist und was dahinter steckt. Dahinter steht das Bild eines siegreichen römischen
Feldherrn, der seine bezwungenen Feinde in einem öffentlichen Triumphzug hinter seinen Wagen
her gehen ließ. Bei einem Triumphzug empfing der Sieger i.d.R. Geschenke und verteilte selbst
welche.
Wie sah das jetzt bei Jesus aus? Am Kreuz fand ein unsichtbarer kosmischer Kampf statt, durch
den „der Fürst dieser Welt“ – also Satan – hinaus auf die Erde geworfen und gebunden wurde.
Durch den stellvertretenden Tod Jesu für die Sünder wurde Satan seine Macht entzogen, die
Menschen durch die Drohung des Todes und der ewigen Trennung von Gott einzuschüchtern und
zu kontrollieren. Dieser kosmische Kampf zwischen Satan und seinen Heerscharen wird zwar erst
bei der siegreichen Wiederkunft Christi endgültig beendet sein, aber die Macht des Teufels ist
schon JETZT gebrochen – „er ist gericht`“, wie Luther es sang.
Und wenn dieser „andauernden“ Anklage („Du bist nichts, du bist ein Loser. Was hast du hier in der
Gemeinde verloren? Du bist hässlich und außerdem mag dich sowieso keiner.“) die Grundlage
entzogen ist, haben die feindlichen Mächte unter dem Oberbefehlshaber Satan ihre Vorteile für
immer verloren, oder? (Vgl. Kol 2,15)
Jesus ist Sieger und Satan ist besiegt und hat verloren! Durch diesen Triumphzug – der Sieg Jesu
Christi – sind uns Gaben zuteil geworden. Wie sehen die Gaben denn jetzt genau aus?
Bzgl. der neutestamentlichen Geistesgaben stechen drei gewisse Erkenntnisse hervor:
1. Eine Geistesgabe ist eine Fähigkeit, Christus wiederzuspiegeln, zu feiern, IHM ähnlicher zu
werden und IHN so in einer Weise weiterzugeben, die den Glauben anderer
Gemeindeglieder aufbaut und stärkt und die Gemeinde wachsen lasst.
2. Die Geistesgaben können grob eingeteilt werden in Fähigkeiten der Rede oder der
„liebevoll-zupackende-Hilfsbereitschaft“. In Röm. 12, 6-8 stellt Paulus eine Reihe von
Gaben zusammen, die zwischen diesen Kategorien hin und her springen:
a) Weissagung, Prophetie, Lehren und Ermahnen sind sogenannte „Redegaben“.
b) Dienen, Geben, Führen und Barmherzigkeit üben sind Gaben der „Hilfsbereitschaft“.
3. Es gibt keinen Christen, der keinerlei Gabe zum Dienen hätte.
Wir sind ein Leib! In Eph. 4,15-16 lesen wir:
Stattdessen wollen wir die Wahrheit in Liebe leben und zu Christus hinwachsen, dem Haupt der
Gemeinde. Er versorgt den Leib und verbindet die Körperteile miteinander. Jeder Einzelne leistet
seinen Beitrag. So wächst der Leib und wird aufgebaut in Liebe.
Es gibt Menschen, die der Meinung sind, dass wir als Kinder Gottes nichts beizutragen haben. Klar:
NUR durch Jesus Christus sind wir gerettet. Aber Eph. 4,15 lehrt uns noch etwas anderes: Wir
sollen die Wahrheit in Liebe leben und zu Christus hinwachsen.
Wir sind ein Leib, und Paulus benutzt hier den Vergleich der Kirche Christi mit dem menschlichen
Körper. Wir müssen eins beachten: Die Gaben sind den Gläubigen nicht zu ihrem eigenen privaten
Nutzen geschenkt worden, und niemand kann in der Isolation, Abkapselung oder Einsamkeit für
sich allein zur geistlichen Reife heranwachsen. Wir brauchen einander! Und damit schließe ich den
Kreis zum Anfang. Dies kann nur in der Einheit geschehen. „Überhebt euch nicht über andere, seid
freundlich und geduldig! Geht in Liebe aufeinander ein!“
Wie könnte das praktisch aussehen?
Lasst uns z.B. anfangen einander mit Worten zu segnen – freizusetzen!
Es kostet uns manchmal Überwindung, andere Leute zu loben, sie mit unseren Worten zu
schätzen und das Beste hervorzuheben. Ich denke, die Herausforderung ist, dass wir oftmals mit
unserem Programm, unserer Arbeit, unseren To Do’s und uns selbst so beschäftigt sind, dass wir
die Menschen um uns herum viel zu wenig wahrnehmen. Doch wenn wir gut gemeinte
Segensworte über unser Umfeld, unsere Ehepartner, Kinder, Freunde und Arbeitskollegen
aussprechen, setzen diese Worte den Segen Gottes über ihnen frei! Eigentlich sollte es unsere
tägliche Mission sein, ermutigende und unterstützende Worte über anderen Menschen
auszusprechen, so dass sie Gottes Größe und seinen Segen sehen und erleben können.
Ich möchte euch das zum Schluss durch eine kleine praktische Geschichte darstellen: Es gab da
ein kleines Mädchen Namens Deborah, welches einen Spalt in ihrer Lippe hatte. Es sah komisch
aus, wenn das Mädchen lachte und sie wurde von ihren Mitschülern gehänselt. Als sie in der
zweiten Klasse war, wollte niemand mehr mit ihr spielen, weil sie so anders aussah. Sie zog sich
zurück und wurde zur Außenseiterin, gemieden und ausgelacht von den anderen Schülern. Eines
Tages gab es in der Schule einen Hörtest. Der Lehrer forderte einen Schüler nach dem anderen
auf, alleine nach vorne zu kommen und sich zu ihm vor das Lehrerpult zu stellen. Dann flüsterte er
einen Satz, und der Schüler musste ihn laut vor der ganzen Klasse wiederholen. Er flüsterte Sätze
wie: „Der Himmel ist blau.“ „Draußen ist eine Katze.“ „Heute ist Donnerstag.“ „Im Zoo gibt es Tiere.“
Dann kam das kleine Mädchen mit der gespaltenen Lippe an die Reihe. Nervös trat sie nach vorne
ans Lehrerpult und nach konzentriertem Zuhören wiederholte sie den Satz. Sie sagte zu ihrem
eigenen Erstaunen vor der ganzen Klasse laut und deutlich: „Ich wünschte mir, ich hätte eine
Tochter wie du!“
In dem Moment, als sie diesen ermutigenden Satz des Lehrers laut und deutlich aussprach,
berührten die Worte ihr Herz. Eine heilende Kraft goss sich in ihrem Herz aus. Ihr Selbstvertrauen
wurde wie durch ein „Wunder“ wiederhergestellt, sie wurde von der Klasse wieder beachtet und
hatte plötzlich viele Freunde. Jahre später, als junge schöne Frau, sagte sie: „Dieser eine
ermutigende Satz meines Lehrers war der Wendepunkt meines Lebens.“ Was wäre wohl aus dem
Mädchen geworden, wenn der Lehrer statt der ermutigenden Worte auch bei ihr nur einen
unbedeutenden Satz gesagt hätte?
Lasst uns anfangen einander mit Worten zu segnen!