WILDE Ganz links: Die Kartoffelrose, Rosa rugosa, wird bis zu 1,5 m hoch und eignet sich auch als Hecke. Sie ist eine der wenigen öfter blühenden Wildrosen. Der reiche Fruchtbesatz macht sie bei unseren heimischen Vogelarten als Nahrungsquelle sehr beliebt. Schönheit Im Naturgarten ist das Spektrum an Lebensräumen groß. Als Dank geben sich Vögel, Schmetterlinge und Igel ein fröhliches Stelldichein. Überzeugen Sie sich selbst von dem munteren Treiben und der Schönheit unserer heimischen Pflanzenwelt. Die Gewöhnliche Akelei, die sich gerne im Garten ausbreitet, ist eine begehrte Hummelpflanze. Ihre eleganten Blüten erscheinen von Mai bis Juli und bringen lichte Schattenplätze zum Leuchten. Sitzplätze im Garten Gaukelnde Schmetterlinge auf bunt blühenden Wiesen, kitzelnde Gräser um die Beine, brummende Hummeln und Obstbäume in malerischer Pracht – so ähnlich stellt sich die Erinnerung an unsere kindlichen Streifzüge durch die Natur dar. Erwachsen geworden, ist es der Traum vieler, ein Häuschen im Grünen zu besitzen, mit einem Garten, in dem man sich wohl fühlen und die Natur genießen kann. Blickt man jedoch über manchen Gartenzaun, prägen kurz geschorener Rasen, Waschbetonplatten und geradlinige Thujahecken das Bild. Aus Sicht der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt sind derartige Gärten als „ökologische Wüsten“ zu bezeichnen. Und auch für den Menschen stellen sie keinen „artgerechten“ Lebensraum dar, in dem er sich gebührend von einer zunehmend technisierten Welt erholen kann. Wer seinen Garten naturnah gestaltet, kann dagegen ein Stück unbeschwerter Kindheitserinnerung zurückholen. Und nicht nur das: Naturgärten stellen wichtige Rückzugsorte für die teilweise stark gefährdete heimische Flora und Fauna dar. Fasst man die rund 17 Millionen Gärten in Deutschland zusammen, entsprechen sie in etwa der Fläche aller ausgewiesenen Naturschutzgebiete. Das zeigt, wie groß deren Bedeutung ist. In einem Naturgarten haben heimische Pflanzen in jedem Fall Vorrang vor fremdländischen Exoten. Da sie sich optimal an die Zitronenfalter laben sich besonders gerne an Blutweiderich, Ackerkratzdistel und anderen rotvioletten Blüten. 74 Mein EigenHeim 3/2003 Wer sitzt nicht gerne inmitten eines Blütenmeeres? Bringen Sie an Ihrem Sitzplatz Naturerlebnisse vor Auge und Nase, zum Beispiel mit einem Duftpotpourrie aus Rosen, Salbei, Thymian, Weinraute, Lavendel und Diptam. Der Untergrund muss nicht unbedingt gepflastert sein. Durchlässiger Kies oder ein weicher Belag aus Rindenmulch erfüllen ihre Dienste ebenso und lassen Regenwasser an Ort und Stelle versickern. Wenn Sie sich für Holzmöbel entscheiden, sollte neben Design und Preis auch unbedingt die Produktionsweise eine Rolle spielen. Am Gütesiegel des FSC (Forest Stewardship Council) erkennen Verbraucher, ob das verwendete Holz aus naturverträglicher, sozial verantwortlicher und nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Das Zeichen muss an jedem Möbelstück angebracht sein und gilt für tropische und einheimische Hölzer gleichermaßen. Vorsicht ist geboten bei unbewiesenen Versprechungen wie „Plantagenholz“ oder „aus kontrolliertem Anbau“. Fotos: Florastar Bildarchiv (3), Marion Nickig (2), Die Publikation (1), Wolfgang Redeleit (1), Brigitte + Siegfried Stein (1), Friedrich Strauß (9) Wer Igeln in seinem Garten Unterschlupf gewähren möchte, der sollte im Herbst Laub und Reisig aufschichten. Auch im Kompost richtet er gerne sein Winterquartier ein, deshalb von Oktober bis März nicht mehr umsetzen. 3/2003 Mein EigenHeim 75 WILDE Schönheit hiesigen Bedingungen angepasst haben, sind sie auch weniger anfällig für Schädlinge oder Krankheiten. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am richtigen Standort wachsen, denn feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie Gelbe Taglilie oder Schachbrettblume kümmern zum Beispiel auf trockenen Sandböden. Nicht selten wird dann aus Unwissenheit zur chemischen „Keule“ gegriffen. Wie ein Turban sehen die gewölbten Blütenblätter der Türkenbundlilie aus. Die seltene heimische Lilienart steht gerne im Halbschatten und blüht von Juni bis August. In der Natur ist sie geschützt. Wege von der Straße zum Haus oder vom Haus zum Kompost sollen möglichst kurz sein. Dagegen dürfen andere Wege im Garten durchaus Rundungen aufweisen und zum Schlendern einladen. Reizvoll ist es, wenn Pflanzen wie Sonnenröschen (Bild) die Ränder erobern. Hilfe für heimische Tiere Unsere heimischen Wildpflanzen sind Teil eines ausgeklügelten Ökosystems. Sie dienen zahlreichen Vögeln und Insekten als Nahrungsquelle. Wer sich also für den einheimischen Wacholder anstelle des chinesischen entscheidet, deckt 43 Vogelarten den Tisch anstelle von einer. Die Schmetterlingsraupen von Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs und Admiral brauchen sogar exklusiv die Brennnessel als Futterpflanze. Es lohnt sich also, auch so genannte „Unkräuter“ in einigen Ecken des Gartens zu dulden. Das Patentrezept für einen naturnahen Garten heißt demnach Vielfalt. In einer frei wachsenden Hecke aus einheimischen Wildsträuchern, einem Naturteich oder einer Blumenwiese finden zahlreiche Pflanzen und Tiere ihre ökologische Nische. Auch der bei den Arbeiten anfallende Aushub wird „gewinnbringend“ auf dem Gelände eingesetzt: Man formt Hügel und Täler, schüttet Böschungen an oder fängt Höhenunterschiede mit Trockenmauern ab, so entstehen die unterschiedlichsten Lebensräume. Kleine Ecken – große Wirkung Wer seinen Garten nicht gänzlich naturnah gestalten will oder einfach wenig Platz hat, kann ebenfalls einiges tun: Lassen Sie Falllaub unter Gehölzen liegen, es schützt den Boden, führt ihm Nährstoffe zu und bietet vielen Kleintieren Rückzugsmöglichkeit. Dulden Sie morsche Baumstümpfe und alte (unbehandelte) Holzpfähle in Ihrem Garten. Sie sind der Tummelplatz zahlreicher holzbewohnender Käfer, Schlupfwespen (die für den Menschen völlig ungefährlich sind) und anderer Insekten. In die Bohrlöcher der Käfer ziehen als Nachmieter Wildbienen ein, die nicht nur von hoher Lebensraumqualität zeugen, sondern auch völlig harmlos sind und nicht stechen. Man kann diesen seltenen Insekten „unter die Arme greifen“, indem man Nisthilfen für sie kauft oder selbst herstellt, siehe dazu Faxabruf auf Seite 81. Locker aufgeschichtete Äste oder Reisighaufen vom letzten Gehölzschnitt bieten schließlich vielen Vogelarten wie Rotkehlchen Wo Laubfrösche quaken, ist die Welt noch in Ordnung. Der vom Aussterben bedrohte Kletterkünstler ist Indikator für höchste Lebensraumqualität. 76 Gartenteich Von Frühjahr bis Herbst ist ein Teich ein herrlicher Tummelplatz für Amphibien, Libellen und andere Insekten. Eine Mindestgröße von 8 qm sollte er allerdings haben, damit sich ein natürliches Gleichgewicht einstellt. Am besten befüllt man ihn mit Regenwasser. Nach einigen Tagen gibt man 1–2 Eimer „Impfwasser“ von einem bestehenden Naturteich hinzu, um das Gewässer mit reinigenden Kleinstorganismen anzureichern. Verzichten Sie im Naturteich auf Fische, denn sie fressen Eier und Larven der anderen Teichbewohner. Die Seerose ist die Königin unter den Wasserpflanzen und darf in keinem Gartenteich fehlen. Doch Vorsicht! Seerosen breiten sich stark aus und werden deshalb am besten in Plastiktöpfe oder Wannen gesetzt. Pflanzzeit ist von Mai bis Juli. Der mehrjährige Wilde Hopfen ist bestens geeignet, um Rankgitter mit einem saftig grünen Blätterkleid zu verschönern. Er ist schnellwüchsig, gedeiht in Sonne oder lichtem Schatten und braucht viel Feuchtigkeit. Trittsteinplatten aus Naturstein gliedern sich sehr gut in das Erscheinungsbild eines Naturgartens ein. Damit sie bequem begehbar sind, sollten sie ein Schrittmaß von etwa 63 cm besitzen. 3/2003 Mein EigenHeim 77 Flechtzäune aus Weiden oder Weißdorn (Bild) brauchen wenig Platz und ergeben einen schnellen Sichtschutz. Sie werden einmal jährlich in die gewünschte Form gebracht. Trockenmauer Trockenmauern sind wertvolle Biotope für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Beim Aufschichten der Steine kommt es darauf an, sie in die stabilste Lage zu bringen. Deshalb eignen sich plattenartige Natursteine wie Schiefer, Gneis, Sandstein oder Plattenkalk besonders gut. Preisgünstig ist es, wenn man das Material aus einem Steinbruch in der Umgebung holt. Die Steine werden ohne Mörtel und mit einer Neigung von 10 bis 20 Prozent gegen den Hang aufeinander gesetzt. Beim Bau werden Hohlräume vorgesehen, in denen Tiere Unterschlupf finden oder Pflanzen ansiedeln können. Schädlingen ein Schnippchen schlagen Schädlingsbefall kann aber auch durch Fruchtwechsel oder Mischkultur vermindert werden. So kann man zum Beispiel Kohlweißlinge fernhalten, indem man Sellerie, Tomaten oder stark duftende Kräuter wie Thymian und Salbei neben den Kohl setzt. Wer auf Nummer Sicher gehen will, besprüht die Pflanzen während der Flugzeit der Kohlweißlinge alle zwei Tage zusätzlich mit einer Brühe aus Tomatenblättern. Dazu zwei Hände voll mit zwei bis drei Liter Wasser aufgießen und drei Stunden lang ziehen lassen, abseihen und unverdünnt aufsprühen. Sollte dennoch einmal eine Schädlingsart überhand nehmen, kommen Naturgärtner dennoch ohne chemische Präparate aus. Im Fachhandel sind Nützlinge erhältlich (z. B. von Neudorff ), die man gezielt im Garten ausbringen kann. Angeborener Jagdinstinkt Bleibt nur noch eine Gefahr: Rund 5000 Jahre reicht ihre Geschichte mit uns Menschen zurück. Die Rede ist von der Hauskatze. Wer seinen Liebling nicht während der gesamten Brutzeit der Vögel im Haus einsperren möchte, kann Nester in Bäumen durch so genannte Katzengürtel (z.B. von Schwegler) schützen. Sie werden am Stamm befestigt und versperren den Weg nach oben. Ein anderes effektives Mittel ist es, in der Nähe von Vogelnestern die so genannte „Verpiss-Dich-Pflanze“ auszubringen, deren Duft Katzen fernhält. Bleibt nur noch zu sagen, dass die Natur ihre eigene Ordnung besitzt, und diese zu respektieren, ist der eigentliche Schlüssel zur naturnahen Gartengestaltung. 78 Heimische Gehölze wie Kornelkirsche, Schlehe oder Wildapfel ernähren im Schnitt 21 Vogelarten, exotische nur ein Viertel. 7001 Fressen und gefressen werden Das zeigt, dass in einem naturnahen Garten immer genügend natürliche Fraßfeinde vorhanden sind, die Schädlinge im Zaum halten. Blattläuse stehen auf dem Speiseplan von Marienkäfern und Florfliegenlarven. Vögel und Schlupfwespen tun sich an gefräßigen Raupen gütlich. Sogar der Maulwurf ist ein heimlicher Helfer. Er verzehrt zahlreiche Larven, Würmer und Käfer, die jeder Gärtner liebend gerne wieder los wird. Man sollte den pelzigen „Untertagearbeiter“ daher im Garten dulden und die aufgeworfene Erde einfach zum Befüllen von Blumentöpfen verwenden. ● Herstelleradressen auf Seite 42 ● Wenn es im Mai oder Juni im Garten piepst, darf man sich über Vogelnachwuchs freuen. Vor allem wenn die Jungen flügge werden, lassen Tierfreunde deshalb ihren Schmusetiger im Haus. Eine frei wachsende Hecke ist das ökologische Rückgrat jedes naturnahen Gartens. Achten Sie auf den Pflanzabstand der Gehölze: je nach Wüchsigkeit 1,5–2 m. Der Heckensaum bleibt ungemäht. 7011 oder Zaunkönig, Igeln und den völlig harmlosen Blindschleichen eine geschützte Kinderstube. Die beiden letzteren vertilgen übrigens mit Vorliebe die bei Gärtnern gefürchteten Nacktschnecken. 7083 Schönheit 7002 Die Vogelbeere ist unübertroffen: Der schlanke „Wildling“ ernährt 63 Vogelarten! Zwölf Piepmätze zwitschern zu jeder vollen Stunde bei „Kookoo“, der singenden Vogeluhr. Bei Einbruch der Dunkelheit verstummen sie und gehen schlafen. (Ø 38 cm, 49,90 Euro, Querbeet) 7060 WILDE LESER FRAGEN, WIR BERATEN Wer den friedfertigen Wildbienen in seinem Garten eine Bleibe verschaffen möchte, kann dies mit selbst hergestellten Nisthilfen tun. Eine Anleitung zum Bau von Wildbienenbehausungen erhalten Sie per Fax unter Nr. 0 19 05/ 8 88 58-8 88 oder per Post. Lesen Sie dazu Seite 43. Egal ob Sie endlich die lang geplante Veränderung in Ihrem Garten vornehmen möchten oder ein Neubaugrundstück beziehen, wir bieten Ihnen fachlichen Rat mit unserer Gartenplanung. Fordern Sie doch gleich unverbindlich unseren Fragebogen an: Verlagsgruppe J. Fink, Stichwort „Gartenberatung“, Zeppelinstr. 32, 73760 Ostfildern. Oder per Faxabruf: 0 19 05/8 88 58-8 87 bzw. per E-Mail: [email protected]. Die sonstige Vorgehensweise ist dieselbe wie bei der Wohnberatung (siehe Seite 68). Folgendes dürfen Sie von unseren Fachleuten erwarten: mehr info BEISPIEL Bauerngarten GRUNDPAKET maßstabsgetreuer Grundriss des Gartens mit Beschriftung der einzelnen Elemente Bezeichnung der Bäume und Sträucher Aufzählung geeigneter Stauden und Bodendecker für die Pflanzbeete Anleitung für die Anlage von Pflanzbeeten textliche Erläuterung eine Gartenfibel ZUSATZLEISTUNG Schnitt oder sonstiges Detail des Gartens (besonders ratsam bei geneigtem Gelände) KOSTEN FÜR DIE PLANUNG A) Grundpaket: 120 Euro bis 200 m2 150 Euro von 200 bis 500 m2 175 Euro von 500 bis 800 m2 Preis ab 800 m2 nach Absprache B) Schnitt oder sonstiges Detail: 20 Euro fax abruf Bei dieser Planung für Familie Scharpf wurde ein Garten am Hang in vier Ebenen unterteilt, die über Stufen verbunden sind. Von der Terrasse, die mit Heckenelementen gefasst und mit einem Wasserbecken aufgewertet wird, gelangt man zwischen zwei Apfelbäumchen auf ein „Blumenparterre“. Hier wurden zwei Rosenbeete mit Lavendeleinfassung vorgesehen. Die dritte Ebene kann als „Bewegungsfläche“, z. B. für Kinderspiele, genutzt werden. Auf der vierten Ebene wurde ein Pavillon mit Aussicht über den gesamten Garten platziert. Von dort schlängelt sich ein blumengesäumter Weg zum Gemüsegarten. Wer die Anlage eines Naturgartens plant, kann sich an Naturgarten e. V., Bundesgeschäftstelle, Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn, Tel. 0 71 31/6 49 99 96, www.naturgarten-verein.de wenden. Hier erhält man Adressen von Planern und Fachbetrieben sowie Bezugsquellen für heimische Wildpflanzen und Saatgut. 50 Ehrenamtliche stehen an Naturgarten-Telefonen für Fragen rund ums naturnahe Grün bereit. Für 7 Euro kann man auch ein Basis-Infopaket anfordern. Im Rahmen seiner Kampagne „Nachbar Natur. Ökologische Konzepte für Städte und Dörfer“ hat der NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) die Broschüren Gartenlust. Für mehr Natur im Garten und Wohnvergnügen. Für mehr Natur am Haus herausgegeben. Sie enthalten viele Tipps für die naturnahe Gestaltung unserer Umgebung und sind gegen 2,20 Euro in Briefmarken erhältlich bei NABU, 53223 Bonn, Telefon 02 28/40 36-0 oder E-Mail: [email protected]. info buch Reinhard Witt beschäftigt sich in seinem Praxisbuch Der Naturgarten (BLVVerlag, 19,95 Euro) mit naturnaher Gartengestaltung von der ersten Idee bis zum fertigen Garten. Aus rechtlichen Gründen dürfen wir die Gartenberatung nur erbringen, wenn von Ihnen im Falle einer Realisierung des Vorhabens maximal 20 000 Euro aufgewendet werden sollen. Bei höheren Investitionen müssen wir die Kosten der Beratung individuell aushandeln. 80 Mein EigenHeim 3/2003 3/2003 Mein EigenHeim 81
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