Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht
Name: M a n g o l d, M o n a L i s a
Austauschjahr: WS 2014/15
Gastuniversität: Universidad de Las Palmas de Gran Canaria
Stadt: Las Palmas
Land: Spanien - Kanarische Inseln
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Es gibt auf Gran Canaria nur einen Flughafen der im Osten der Insel liegt. Von dort aus fahren stündlich/halbstündlich Busse in Richtung Las Palmas. Am besten sollte man beim Busfahrer nachfragen, wie viele Haltestellen man fahren muss, da es auf der ganzen Insel keine
Anzeigen gibt an welcher Station man sich gerade befindet.
Was die Unterbringung angeht, gibt es zum einen ein Studentenwohnheim im Stadtteil Tafira,
das jedoch sehr abgelegen vom Stadtzentrum ist (45 min mit dem Bus) und daher eher nur für
Studenten in Frage kommt, deren Campus in Tafira liegt. Falls man sich doch dazu entscheiden sollte in das Wohnheim zu gehen möchte ich persönlich warnen, beim (meiner Meinung
nach überteuerten) Vollverpflegungspreis für das Wohnheim sind drei Malzeiten inklusive,
die kaum genießbar sind. Ich hatte mich daher nach zwei Wochen Welcome Week Unterbringung im Wohnheim auf die Suche nach einer neuen Unterbringung begeben. Am meisten
kann ich da die Internet Seite pisocompartido.com empfehlen.
Da die Busverbindungen innerhalb der Stadt sehr gut sind und mehrere Linien recht häufig
fahren, ist es nicht unbedingt nötig sich eine Wohnung in der Nähe des Campus zu suchen.
Gerade für diejenigen die beim Obelisco Campus Kurse haben würde ich empfehlen, sich
entweder in der Altstadt in Vegeta, in der jeden Donnerstag die Straßen voll belebt sind, da
dort die Tapas Night stattfindet, etwas zu suchen oder aber am berühmten Las Canteras, dem
schönsten Strand der Stadt der nahe an der Haupteinkaufstraße, Mesa y Lopez, liegt. Für Surfliebhaber ist vor allem der westliche Teil des Las Canteras interessant, da dort surfen zum
Alltag gehört und viele Surfschulen in der Nähe sind. Ich hatte eine relativ preiswerte WG am
östlichen Ende des Strands, die ich mir mit drei anderen Studentinnen geteilt habe. Preislich
muss man von einer Warmmiete zwischen 250 und 400 Euro rechnen, je nach Größe und Lage des Zimmers bzw. Apartments. Grundsätzlich ist es sehr schwierig eine WG mit einheimischen Studenten zu finden, da die meistens keine Erasmus Studenten aufnehmen wollen. Ich
würde empfehlen, sich mit einigen anderen Erasmus Studenten zusammen zu tun und nach
einer ganzen Wohnung zu suchen, da das einfacher und preiswerter ist als wenn man nur nach
einem einzelnen Zimmer sucht. Da es auch viele Studenten aus Südamerika gibt, die in Las
Palmas ein Semester verbringen, kann man sich auch gern mit Ihnen zusammen tun, um sein
Spanisch zu verbessern. Bei der Wohnungssuche ist darauf zu achten, dass auf mündliche
Zusagen in GC kein Wert zulegen ist. Bevor ihr nicht die Kaution überwiesen habt, kann der
Vermieter euch auch sehr kurzfristig absagen. Wenn ihr dann eine Wohnung gefunden habt,
solltet ihr sofort am Anfang mit dem Vermieter abklären, welche Schäden von Anfang an in
der Wohnung vorhanden waren, damit er dies nicht am Ende eures Aufenthalts von eurer
Kaution abzieht. Ich möchte gleich diejenigen warnen, die eine Abneigung gegen Ungeziefer
haben. In Gran Canaria leidet so ziemlich jede zweite Wohnung unter Cuceracha-Befall, also
Kakerlaken die so groß werden können wie ein zwei Euro Stück. Meistens tummeln sich die
kleinen Untermieter in der Küche oder im Badezimmer, also überall wo sie Zugriff auf Nahrung und Wasser haben. Es gibt Kammerjäger, die vor eurem Einzug die komplette Wohnung
einsprühen können, da ihr die Wohnung darauf hin mehrere Tage nicht betreten dürft. Die
Kosten dafür sollte der Vermieter übernehmen. Grundsätzlich hält das jedoch maximal einen
Monat vor, danach habt ihr sehr wahrscheinlich wieder eine Plage, ich empfehle daher alle
Lebensmittel (ja, auch Nudeln, Müsli etc.) in Tupperboxen zu verpacken, da sich die kleinen
Tierchen durch handelsübliche Verpackungen durchfressen können. Spült am besten nach
dem Essen auch immer gleich ab und bringt möglichst oft den Müll runter, damit sich die
Vermehrung der Kakerlaken in Grenzen halten lässt. Im Supermarkt findet ihr Sprays zwischen 7-15 Euro, mit denen man einzelne Kakerlaken schnell beiseiteschaffen kann.
Allgemein würde ich euch auch empfehlen, dass einer in der WG ein spanisches Bankkonto
eröffnet, da ihr zum einen ohne ein solches keinen Internet Vertrag abschließen könnt und ihr
Wasser und Strom ebenfalls über die Bank zahlt. Es gibt dabei für Studenten ein recht günstiges Konto (einmalig 50Euro) bei Bancia. Solltet ihr darauf verzichten, stellt euch schon mal
darauf ein, dass ihr bei jedem Abheben von eurem deutschen Konto mindestens eine Gebühr
von 3 Euro zu zahlen habt. Da sich das mit der Zeit summiert, würde ich wirklich empfehlen,
sich entweder vor Reisebeginn eine Kreditkarte zuzulegen, mit der man in Spanien kostenfrei
abheben kann, oder eben wie gesagt ein spanisches Konto zu eröffnen.
Noch eine Warnung gilt für diejenigen, die denken dass die Universität in Gran Canaria mit
den Universitäten in Deutschland zu vergleichen ist, das ist nämlich ganz und gar nicht der
Fall. Ich persönlich war im Obelisco Campus und hatte nur spanische Kurse belegt. Falls ihr
Englisch studiert, stellt euch darauf ein, dass ihr auf GC keinen englischen Kurs machen
könnt, den ihr auch einbringen dürft, da das englische Sprachniveau da unten eher an die 8te
Klasse erinnert. Grundsätzlich solltet ihr euch anfangs für mehr Kurse einschreiben als ihr
wirklich durchziehen wollt, da es des Öfteren mal vorkommt, dass ihr in der ersten Sitzung
von den Dozenten Sätze wie "Bei mir hat noch nie ein Erasmusstudent bestanden" oder "Alle
Erasmusstudenten können gleich wieder gehen, ihr könnt in diesem Kurs sowieso nicht bestehen" hört. Was mich zum nächsten Punkt bringt, Erasmus. Die Kurse bestehen meistens aus
maximal 20-30 Leuten, weshalb das ganze eher an Schule statt an Uni erinnert. Der Dozent
wird sich im Laufe des Semester jeden Namen jedes einheimischen Studenten merken, ihr
solltet euch allerdings daran gewöhnen von jedem nur Erasmus genannt zu werden. Natürlich
gibt es auch Ausnahmen, manche Dozenten sind wirklich nett, kommen auf einen zu und fragen ob man Hilfe braucht, aber das ist dann doch eher eine Minderheit. Ihr solltet euch auch
daran gewöhnen dass Öffnungszeiten, bzw. Sprechstundenzeiten in der Uni eher Richtlinien
sind und oftmals einfach niemand anzutreffen ist. Solltet ihr also ein Formular vom International Office oder eine Unterschrift eines Dozenten benötigen, geht nicht zum letztmöglichen
Termin hin. An sich ist der Campus ein schönes Gebäude mit angrenzender Bibliothek, einem
Außenbereich zum Lernen und einer Mensa, bei der das Essen gut schmeckt und preiswert ist
(Mittagsmenü, drei Gänge +Trinken, ca. 5 Euro).
Solltet ihr hauptsächlich Kurse auf Spanisch belegen, wäre es zu empfehlen, während des
Semesters einen der kostenlosen Sprachkurse zu belegen, die die Uni anbietet um euer
Sprachniveau um eine Stufe zu erhöhen. Am Anfang des Semesters gibt es einen Einstufungstest über dessen Termin ihr vom International Office per E-Mail benachrichtigt werden soll-
tet. Dieser Test stellt euer Sprachniveau fest und teilt euch daraufhin in verschiedenen Gruppen ein. Nach Absprache mit den Dozenten ist es jedoch kein Problem den Kurs zu wechseln
und den Kurs, der ein Sprachniveau höher oder niedriger liegt, zu machen. Vorlesungszeit
beginnt und endet in Spanien etwas früher als in Deutschland (WS: September bis Januar),
weshalb ihr euch in den Semesterferien vor dem Auslandsaufenthalt nicht allzu viele Hausarbeiten vornehmen solltet. Für diejenigen, die sich vorgenommen haben, sich neben dem Studium einen Job auf der Insel zu suchen, kann ich gleich mal zu 90% garantieren, dass ihr keinen bekommen werdet. Die Anzahl der einheimischen Arbeitslosen ist einfach schon viel zu
groß, es gibt kaum eine größere Straße auf der keine Obdachlosen nach Geld betteln. Falls ihr
jedoch fest entschlossen seid zu arbeiten, würde ich entweder bei der deutschen Schule in Las
Palmas nachfragen oder bei deutschen Firmen wie z.B. Vinzenz Mur, die nach Gran Canaria
expandierten. An sich würde ich jedoch sicherheitshalber ein gewisses Grundbudget vor Reiseantritt ansparen, da die Lebenserhaltungskosten auf der Insel deutlich teurer sind als auf
dem Festland, da die meisten Lebensmittel importiert werden. Die Kanaren versuchen diese
höheren Kosten jedoch wieder auszugleichen, indem sie jedem der einen festen Wohnsitz hat,
also auch euch, die Möglichkeit bieten, im Rathaus eine Residencia Karte zu beantragen .Mit
dieser bekommt ihr Rabatte auf Flüge und Schifffahrten innerhalb Spaniens (bis zu 40%) und
Rabatte auf Eintritte in Parks und Museen. Ich habe durch die Residencia Karte mindestens
200 Euro in dem halben Jahr gespart, also lohnt es sich auf jeden Fall eine solche zu beantragen.
Um schnell Anschluss zu finden, würde ich euch raten, soweit ihr auf facebook angemeldet
seid, den Erasmus Gran Canaria Gruppen wie z.B. SeS oder Séneca beizutreten und anfangs
an möglichst vielen Veranstaltungen teil zu nehmen. Vor allem die Welcome Week lässt euch
schnell viele Kontakte knüpfen.
Was das Klima auf GC angeht, kann ich euch sagen, ihr solltet durchaus auch warme Klamotten einpacken, da es über die Wintermonate recht kühl wird. Es hatte 2014 bis Mitte November noch über 20 Grad, weshalb man so lange problemlos am Strand liegen und schwimmen
gehen konnte. Ab spätestens Ende November sinken die Temperaturen deutlich, zwar nie unter 12 Grad, aber da gerade am Meer ein sehr unangenehmer kalter starker Wind geht, der
sich hartnäckig bis März hält, solltet ihr euch auch eine windabweisende Jacke mitnehmen.
Die meisten Wohnungen auf Gran Canaria sind sehr schlecht isoliert und haben keine Heizung, deshalb kann es nachts schon mal sehr kalt werden, ihr solltet also nicht auf einen Pyjama oder eine dickere Decke verzichten.
Was die Mentalität der kanarischen Einwohner angeht, solltet ihr damit rechnen, dass sich
grundsätzlich niemand an ausgemachte Zeiten hält und die Arbeitsmoral auch allgemein nicht
sehr groß ist. Ein persönliches Beispiel von dem ich euch berichten kann. Wir hatten Handwerker bestellt, die Montagvormittag zu uns kommen sollten, um zwei Lampen zu wechseln
und ein Zimmer zu streichen. Die Handwerker kamen unentschuldigt erst Mittwochmittag,
wechselten über den ganzen Nachmittag eine Lampe, saßen die restliche Zeit in unserem
Wohnzimmer, gingen abends wieder, und kamen erst zwei Tage später wieder um die nächste
Lampe zu wechseln. Lasst euch aber von diesem sehr entspannten Leben nicht abschrecken,
es hat auch den Vorteil, dass man sich selbst keinen Zeitdruck machen muss, weil einen niemand pünktlich erwartet. Wie ich zuvor schon erwähnt hatte, lohnt es sich mit der Residencia
Karte möglichst viel zu reisen und sich die Inseln anzusehen. Auf GC selbst kann ich für einen schönen Strandtag empfehlen, in den Süden nach Mas Palomas zu fahren, dort gibt es
einen riesigen schönen Touristenstrand (Playa de Ingles) an den direkt die berühmten Dünen
der Insel angrenzen, die man am besten auf einem Kamel besichtigt, außerdem gibt es im Süden 2 große Freizeitparks. Zum einen den Palmitos Tierpark, der mit seinen exotischen Tie-
ren, Delfinshows und Wildvögeln auftrumpft. Zum anderen den Aqua Park, einen Rutschenund Badepark, der auf jeden Fall viel Spaß macht. Für die Kulturbewandten würde ich raten
ein Auto zu Mieten und Sehenswürdigkeiten, wie die Rum Fabrik in Arehucas oder die Getreidehöhlen im Norden anzusehen. Auch ein Tipp sind die Käseläden in dem Dorf Guia, die
berühmt für ihren Queso de Flor sind.
Für Adrenalin Junkies gibt es auch preiswerte Angebote auf planor.am , z.B. Bungee Jumping
für 20 Euro.
An sich kann ich jedem nur raten, ein Auslandssemester auf Gran Canaria zu verbringen, da
es für mich insgesamt eine positive Erfahrung war.