3. Gottesdienst: Ich bin das Licht der Welt

Jesus ist… Projekt 2016, Gottesdienst-Serie „Ich bin Worte Jesu“
3. Gottesdienst: Ich bin das Licht der Welt
(einführende Gedanken zur Serie siehe Datei 00-Konzept, Jesus-ist, GdSerie.pdf)
Theologische Hinweise
1. Jesus wird schon bei Jesaja als Licht angekündigt. Matthäus nimmt diese Prophetie auf und
wendet sie direkt auf Jesus an.
Jes 9,1 Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein großes Licht. Die im Land der Finsternis wohnen, Licht leuchtet über ihnen.
Mt 4,16 Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im
Land und Schatten des Todes saßen, ist Licht aufgegangen.
2. Jesus selbst: Ich bin das Licht!
Joh 8,12 Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir
nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Joh 9,4-5 Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist;
es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht
der Welt.
1Mo 1,2-5 Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist
Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.
Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und
Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es
wurde Morgen: ein Tag.
Joh 1,4-5 In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht
scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Joh 3,19 Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.
Joh 12,35-36 Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch; wandelt, während ihr das Licht habt, damit nicht Finsternis euch ergreife. Und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Während ihr das Licht habt, glaubt an das
Licht, damit ihr Söhne des Lichtes werdet. Dies redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.
3. Ihr seid das Licht der Welt
Wir sind nicht auf der Welt, um uns im Licht zu sonnen. Wir sind auf der Welt, um mit
dem Licht in die Finsternis zu rennen und dort mit dem Licht von Jesus die Welt
hell zu machen! In diesem Sinn erweitert Jesus dieses Ich-bin-Wort auf uns. Es ist das
einzige Ich-bin-Wort welches Jesus so direkt und wörtlich auf uns anwendet und uns mit
ihm gleichsetzt: Was er ist, sind wir auch!
Mt 5,14-16 Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann
nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den
Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. 16 So
soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren
Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.
Spannend ist, dass das nichts Neues ist! Schon Israel sollte das Licht für die Nationen sein
(Jes 42,6; 49,6), ein Vorrecht, welches Gott später auch der Gemeinde anvertraut (Apg
13,47), aber deshalb Israel nicht wegnimmt (keine Ersatztheologie)!!
4. Auch Paulus nimmt diesen Gedanken auf und weist auf den Zusammenhang von ethischem Leben als Nachfolgende von Jesus und Licht sein hin: «Ein erleuchtetes Leben ist
wahr und hat Ausstrahlungskraft.»
Phil 2,15 damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter («phoster» Leuchtkörper, Gestirn oder Lichtglanz, Schein – nur hier und in Offb 21,11) in der Welt,
Eph 5,8 Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts
2.Kor 4,6 Denn Gott, der gesagt hat: Aus Finsternis soll Licht leuchten! er [ist es], der in
unseren Herzen aufgeleuchtet ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.
Röm 13,12 Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke
der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.
5. Die Bedeutung des Lichts im Judentum
Johannes 7 bis 9 steht im Zusammenhang mit dem Laubhüttenfest, an welchem die Juden
für die Ernte danken und sich an Gottes Fürsorge während dem Leben in der Wüste erinnern. Während sieben Tagen leben sie in hüttenähnlichen Bauten. Jeden Morgen wurde
vom Teich Siloah Wasser zum Tempel hinaufgetragen und dort auf einem Altar ausgegossen. Dieses Ritual spiegelt die Verse aus Jesaja 12,3 «Ihr werdet mit Freuden aus den Quellen seines Heils Wasser schöpfen!» Am letzten Tag nimmt Jesus auf dieses Geschehen Bezug und zeigt, dass der wahre Durst bei ihm gestillt werden kann (Joh 7,37-38). – In jeder
Nacht kamen die Priester in den grossen Hof um den Tempel (der auch Frauen und Kindern
zugänglich war). Dort zündeten sie vier grosse Leuchter und es wird überliefert, dass die
Lichtkraft dieser Leuchter bis auf der anderen Seite der Stadt zu sehen war. Diese Leuchter
symbolisieren die Feuersäule, die die Israeliten in der Dunkelheit der Wüste Licht und Leitung gegeben hat (2Mose 13,21f; 40,34-38; 4Mose 14,14). Viele weitere alttestamentliche
Bibelstellen nehmen dieses Geschehen auf:
Ps 27,1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR
ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich erschrecken?
Ps 119,105 Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort, ein Licht für meinen Pfad.
Jes 60,1 Steh auf, werde Licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des
HERRN ist über dir aufgegangen.
Dabei wurde dieses Licht oft mit der Herrlichkeit (Ikabod) Gottes gleichgesetzt. Gott war
durch dieses Licht gegenwärtig. Wenn Jesus genau in diesem entscheidenden Augenblick im
Tempel in der dunkelwerdenden Dämmerung ausgerufen hat: «Ich bin das Licht der Welt»,
dann haben die Juden all das verstanden, was hier beschrieben ist: Gottes Herrlichkeit ist
durch Jesus Christus gegenwärtig. Wie wir in Johannes 8 lesen, haben das viele in keiner
Weise goutiert und eine nächste starke Auseinandersetzung ging los…
6. Wichtig: Jesus verurteilt die jüdische Tradition nicht. Er fordert lediglich dazu auf, die Tradition auf ihn hin zu deuten und in ihm als erfüllt zu sehen. Jesus sah, wie die religiösen Führer Nacht für Nacht die Lichter des Laubhüttenfestes anzündeten, doch dieses Licht
in ihnen keine innere Veränderung bewirkte. Sie hatten zwar äusserlich Licht, erinnerten
sich an das grosse Erleben von Gottes Licht und Gegenwart, doch ihre Herzen blieben dabei
finster. – Wie oft ist das wohl in unserem eigenen Umfeld genau gleich? Jesus bot ihnen ein
neues Leben an, welches nicht von einem äusseren, sondern von einem inneren Licht erfüllt
war. In Dan 2,22 steht, dass «bei ihm (Gott) das Licht wohnt». Das wusste die jüdischen
Führer. Doch machten sich nicht die Mühe, bei Jesus dieses Licht zu suchen und zu finden
(ausser einige Ausnahmen wie Nikodemus). Sie behaupteten zwar, dass Gott ihr geistlicher
Vater sei, erkannten aber nicht, dass dieser Vater ihnen seinen Sohn geschickt hat. Sie sahen zwar die Sonne am Himmel, waren jedoch blind für die Tatsache, dass Jesus auf diese
Welt hinabgekommen war, um sie zu erlösen. Sie liebten Jesus nicht (Joh 8,42), verstanden
ihn nicht (V43), glaubten nicht an ihn (V45), gaben ihm keine Ehre (V49) und kannten deshalb eigentlich auch den Vater nicht (V54-55). Es ist wichtig, das ganze Kapitel von Joh 8 zu
lesen, um die Auseinandersetzung der damaligen Zeit auf unsere Zeit zu übertragen.
7. Satan tarnt sich als Engel des Lichts (2Kor 11,13-15). Er bringt den Menschen «das
eine Evangelium»: Ihr werdet sein wie Gott! (1Mose 3). Es gibt für den Menschen kein grösseres Versprechen und keine grössere Versuchung, als Unabhängigkeit und Eigenmächtigkeit (buchstäblich!!). Und genau dafür ist er nicht geschaffen. Das «teuflische Evangelium»
wird sein Fluch und Untergang.
8. Nur Jesus ist das Licht (Johannes 1,9)! Nur einer ist der Mittler zwischen Gott und Menschen (1Tim 2,5).
Gedanken zu den Texten
— Wir können drei Reaktionen bei den Zuhörern beobachten: 1) sie glauben, was Jesus
sagt und finden den Zugang zu ihm als «Brot des Lebens», was allerdings – wie wir wissen
– lange Jahre dauert; 2) sie verwerfen Jesus insgeheim und tun so, als würden sie glauben
(z.B. Judas); 3) sie lehnen Jesus offen ab und kehren ihm den Rücken zu. Obwohl eigentlich
alle hungrig nach Leben sind, wird es immer unterschiedliche Reaktionen auf Jesus geben.
Wichtig ist, das ganze Kapitel 8 in die Gedanken einzubeziehen. – In V52 erkennen Jesus
einige Zuhörer als «dämonisch besessen». In V59 wollen sie ihn steinigen. Mit der Kampagne «Jesus ist…» kann es durchaus unangenehm für uns werden, wie das auch für Jesus
unangenehm wurde.
— Die Zuhörer wollen die Herrlichkeit Gottes, ja Gott selbst sehen. Sogar seine eigenen Jünger: Joh 14,8-14. Doch Jesus macht klar: Wer mich sieht, sieht den Vater. Man kann also
nicht Gott sehen wollen und Jesus dabei verachten. Dieser Gegensatz verstehen die Juden
und viele in unserer Gesellschaft nicht.
Anregungen
Wir sind mit Tag- und Nachtrhythmus ganz selbstverständlich vertraut. Daher werden die Metaphern Licht und Finsternis häufig verwendet. Licht symbolisiert automatisch das Gute, während
Finsternis das Böse verkörpert. So können wir sagen, dass wir «im Dunkeln tappen» oder «gerade eine Erleuchtung haben». Die Bibel braucht diese Bilder auch so:
Eine der zehn Strafen in Ägypten war «Finsternis, die man greifen konnte» (2Mose 10,21-23).
Hingegen wird Gottes Gegenwart als Licht empfunden (1Joh 1,5). Finsternis ist dementsprechend ein Merkmal Satans und der Sünde (Joh 3,19-21; Apg 26,18; Röm 13,12). Jesus kann die
Hölle als äusserster Ort der Finsternis bezeichnen (Mt 8,12 – einfach zu merken als Gegenteil
von Joh 8,12 ; siehe auch Mt 25,30). Die Offenbarung lehrt uns dann, dass in der Ewigkeit in
Gottes Gegenwart keine Nacht mehr geben wird (Offb 22,5).
Johannes der Täufer zeigt deutlich, wie blinden oder Menschen im Dunkeln gesagt werden
muss, dass ein Licht leuchtet (Joh 1,6-10). Es ist merkwürdig, vom Licht reden zu müssen, welches man eigentlich sehen sollte. Noch merkwürdiger ist, dass Menschen das Licht sehen und
trotzdem im Dunkeln bleiben. Das ist physikalisch unmöglich, geistlich jedoch schon.
Die gefährlichste Form der Dunkelheit in unserem «erleuchteten Zeitalter» ist eine dichte, geistliche Dunkelheit, die sich in unserem aufgeklärten Verstand festgesetzt hat. Dadurch, dass wir
«alles verstehen und erklären können», haben wir uns zurückgezogen in unsern menschlichen
Verstand, der oft nicht so «erleuchtet» ist. Deshalb haben auch viele spirituelle Bewegungen einen starken Zulauf. Um uns als «Kinder des Lichts» leben zu können, braucht es eine Eindeutigkeit, die sich mit Jesus identifiziert und sich mutig äussert und das Licht lebt.
Tiefgang
«Was ist Licht? Ich habe einmal als Strafgefangener in den Kasematten
der Festung Glatz in einem Keller gesessen,
mehr gestanden als gesessen
war für zwanzig Leute gebaut,
und hundert waren in ihm eingesperrt, acht Tage.
Acht Tage gab es kein Licht.
Sie wollten uns damit mürbe machen.
Aber wenn man genau hinsah, konnte man tagsüber durch die Ritzen der
schweren Türen einen blassen Schein sehen...
Seitdem ... weiss ich, was Licht ist.
Licht erkennt man immer erst,
wenn man die tiefste Finsternis erfahren hat.
Licht ist dann Befreiung, ist dann Leben.»
Heinrich Albertz
Kreatives
1. In der PowerPoint hat es einen kreativen Beitrag von Christoph Candrian – Pastor der
Chrischona Winterthur Stadt. Er hat eine Stadtkarte von Winterthur am Sonntag und Montag gezeichnet – ganz ihm Sinn des Jesuswortes: Ihr seid das Licht der Welt.
2. Als Teenager haben wir mit einem erfahrenen Höhlenkenner eine verhältnismässig kleine
Höhle «erforscht». Ich erinnere mich heute noch, wie mich der Einstieg Mut kostete. Auf
dem Bauch drückten wir uns durch ein enges, langes Loch. Die Stirnlampe stiess immer wieder an den Felsen an. Weiter drin, als wir endlich wieder stehen und richtig atmen konnten,
befahl uns der Führer, alles Licht auszuschalten. Die Leuchtziffern unserer damaligen Armbanduhren blendeten uns beinahe, so schwarz war die Dunkelheit.
3. Ähnlich ging es unserer Reisegruppe in Jerusalem, als wir durch den Hiskiatunnel wateten
und wir alle Taschenlampen auslöschten, um die Dunkelheit zu fühlen. Rabenschwarze Dunkelheit kann wirklich beinahe berührbar werden. Teilnehmende haben ängstlich ausgedrückt, was wohl wäre, wenn wir hier irgendwie nicht mehr rauskommen würden… Ganz
anders war es dann, als wir zwei Nächte in der Wüste Judäa übernachteten. Weil kein Restlicht irgendwelcher Zivilisation mehr sichtbar war, sprangen uns die strahlenden Sterne und
Planeten fast entgegen, wirkten beinahe dreidimensional. Auf dem Rücken liegend in der
Wüste einzuschlafen, ist ein kosmisches Erlebnis. Die aufgestossenen Dimensionen der Zeitlosigkeit erweitert das Bewusstsein für die Unendlichkeit und Ewigkeit Gottes. Genau das
meint Jesus auch, wenn er davon spricht, dass er das «Licht der Welt» ist.
Anstösse für die Kleingruppe
Lest die Fragen durch und Tauscht euch darüber in der Kleingruppe aus. Natürlich dürft ihr
euch auch über eure persönlichen Notizen austauschen:
— Wie reagierst du spontan auf die Aussagen Jesu in diesem Abschnitt des Johannesevangeliums?
— Wenn du in der hier geschilderten Situation live dabei gewesen wärst – hättest du in das
Gespräch eingegriffen? An welcher Stelle? Mit welchem Beitrag? Welche Frage hättest du
Jesus gerne gestellt?
— Macht dieser Abschnitt des Johannesevangeliums es dir eher leichter oder schwerer, den
Anspruch, den Jesus erhebt, zu verstehen oder anzuerkennen?
— In welcher Situation wünschst du dir „Licht“ in einer „Dunkelheit“?
— Jesus, das Licht der Welt, das Licht, das zum Leben führt – wo wird das für dich konkret?
Gibt es Situationen oder Erfahrungen in deinem Leben, in die Jesus Licht gebracht hat?
März 2016, Beat Ungricht, Freie Evangelische Gemeinde Winterthur, [email protected]