Königskind - EMK Herisau

Königskind
Christian Hagen
Königskind
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Königskind
Christian Hagen
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. (Joh 1,12)
Das ist der Vers, den ich der kleinen Mia heute mit auf den Weg geben möchte. Das ist der
Vers, der alle Weisheit der Schöpfung in sich birgt. Dieser Vers trägt in sich alles, was zum
Leben nötig ist. Und deshalb ist dies auch der Vers, unter dessen Segen wir alle gemeinsam –
als Gemeinde - Mia stellen.
Eingebettet sind diese Worte in den grossen Logos-Hymnus am Anfang des JohannesEvangeliums. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Dieses Wort war im Anfang bei Gott“ (Joh 1,1-2) Johannes sagt damit: Christus selbst ist das
Wort, das ewige Schöpferwort Gottes. Christus selbst ist das A und das O, Er ist der Anfang
und das Ende. Er umschliesst die ganze Schöpfung, Er hüllt sie in sich ein, Er bettet sie in
Seinen Schoss. Christus hält die Welt wie einen Ball in Seinen Händen. Denn „in Ihm ist
Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen“ (Joh 1,4)
Dass Mia lebt und so strahlt, wie sie eben strahlt, das ist Christus zu verdanken, denn in Ihm –
dem Schöpfungswort - ist Leben und Licht. Sie ist eingebettet in die unendliche Liebe Gottes,
sie ist geschaffen und erhalten vom Schöpfer des Universums. In Seinen starken Händen hält
Er sie. Der, der alles gemacht hat, was existiert – alle Sterne und Galaxien, alle Sonnen und
alle Planeten, die Welt und was zu ihr gehört, vom Grössten bis zum Kleinsten – Er selbst hält
auch dieses kleine Kind in Seinen Händen. Er, der alles umfasst, ist sich nicht zu schade, auch
dieses kleine Erdenwesen zu umfassen. Die Fülle des Universums ist Ihm nicht wichtiger als
dieses Kind!
Bei all der Schönheit dieser Gedanken, bei all dem Licht, das wir in Christus erfahren, gilt
aber leider auch etwas anderes: In jedem Leben gibt es Zeiten der Finsternis, Zeiten des
Wandelns im finsteren Tal. Auch im Leben von Mia wird es das geben. Auch die
Gotteskinder, die Königskinder, die Prinzessinnen und Prinzen wandeln manchmal durch die
Dunkelheit, durch Schwärze, Schmerzen und Leid. Aber wir sind gewiss: „das Licht scheint
in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht überwältigt“ (Joh 1,5). Noch nie hat
Dunkelheit die Kraft gehabt, das Licht zu verzehren. Aber immer hat das Licht die Macht, die
Dunkelheit in ihre Schranken zu weisen. Es gibt sie, die Sonnenfinsternis im Leben, aber sie
ist niemals total. Im Gegenteil: Da, wo sie total zu werden droht, umstrahlt der Glanz der
Sonne die Dunkelheit in Form einer Corona. „Das Licht scheint in der Finsternis und die
Finsternis hat es nicht überwältigt.“
Mia ist eingebettet in die Schöpferhände Gottes, die sie liebevoll tragen und begleiten. Und
diese Schöpferhände selbst waren sich nicht zu schade, Mensch zu werden, für alle
Menschen, für die ganze Schöpfung, für die kleine Mia. Die Hände Jesu verrichteten
menschliche Arbeit, bearbeiteten Holz und andere Materialien. Sie wurden schmutzig,
bekamen eine dicke Hornhaut, waren gezeichnet von Schwielen. Sie waren geprägt und
geformt von der schweren Arbeit, die sie verrichteten. Und am Ende wurden sie sogar ans
Holz genagelt. Es stimmt halt leider auch: „Er kam in das Seine und die Seinen nahmen ihn
nicht auf.“ (Joh 1,11) Die Schöpferhände, einst makellos und fehlerfrei, wurden von dicken
Nägeln durchbohrt. Die Schöpferhände sind deshalb in Ewigkeit verwundete Hände,
gezeichnete Hände, durchbohrte Hände – aber sie haben nichts von ihrer Kraft und Liebe und
Zuwendung verloren. Im Gegenteil: Nur die durchbohrten Hände schaffen Heil in dieser Welt
und in der Nächsten. Diese durchbohrten Hände zeigen uns, wie sehr Gott die Menschen liebt
– und damit auch und besonders Mia.
„Die Ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden“ (Joh 1,12)
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Wenn wir heute Mia segnen, dann tun wir das in genau diesem Wissen. In dem Wissen
nämlich, dass Mia ein Gotteskind ist, eine Königstochter, eine richtige Prinzessin. Gott will
nichts sehnlicher, als mit diesem Kind Beziehung zu haben. Er will dieses Kind durchs Leben
begleiten und für es sorgen. Er will diesem kleinen Geschöpf Seine unendliche Liebe und
Zuneigung erweisen. Er will schlicht und ergreifend Mia, so wie sie jetzt schon ist und so, wie
sie sein wird. Nichts kann sie trennen von der Liebe Gottes.
Wenn wir nun Mia segnen, dann tun wir das in der Hoffnung, dass Mia dieses Angebot
annehmen wird. Sie soll Gottes Liebe und Gegenwart spüren in jedem Augenblick ihres
Lebens. Mit jedem Atemzug soll sie Ihn und Seine Kraft in sich aufnehmen. Sie soll ihr
Leben ganz in Seine durchbohrten aber unendlich mächtigen Hände legen – immer wieder
neu.
Wenn wir nun Mia segnen, dann tun wir das in der Gewissheit, dass Gott immer an ihrer Seite
stehen wird, dass Sein Wort ihr ganz persönlich gilt und dass Sein Wort stärker ist als alles,
was da kommen mag. Denn Er hat sie gerufen, eine Königstochter zu sein. Sein Ruf wird nie
verklingen und Seine Liebe niemals enden. Und Mia wird antworten, da bin ich mir sicher.
Als Gemeinde wollen wir ihr dabei helfen – indem wir für sie beten, sie begleiten, sie lehren,
sie ermahnen, sie fordern, sie annehmen, sie fördern und sie lieben; und zwar genau so, wie
sie ist.
AMEN
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