Friederike Erichsen-Wendt - Gottesdienstinstitut Nordkirche

Sch…!Klug. Oder:
Klugheit Klang geben.
4. Juni 2015 – Predigtslam in der Steigkirche Stuttgart (zum Deutschen
Evangelischen Kirchentag)
Prolog: Vom Klang der Klugheit.
Geste und Klang.
Nur heute, nur hier.
Manchmal offensichtlicher,
manchmal verborgen und versteckt.
Nichts, was Du Dir merken müsstest.
Klugheitsklingende Kirche.
Und damit noch schöner.
Drei Szenen dazu.
1 [Baum in Gartenmitte gegen Haus auf Felsen]
<sch
Nicht so laut!, flüstert sie.
Schlange sagen wir,
nacha>sch haben die Alten gesagt.
Klug von Anfang bis Ende.
Wie
>Schöpfung und
>Chancen und
>Schönheit und
>Spielerei und
vielleicht auch >Schwaben.
Und klug bis zum Ende
Wie
phantasti>sch
maleri>sch
akribi>sch
paradiesi>sch
und manchmal eben auch ver>steckt.
klug von Anfang bis Ende.
Und so oft sagt sie das,
nacha>sch, die Schlange.
Deshalb traust Du ihr,
wenn sie wispert:
Du wirst nicht >sterben.
Nicht jetzt. >Später.
Und später: Später.
Zu jeder Zeit: Später.
Denn schau doch Deine Pläne:
Einmal nach Venedig,
oder wenigstens stattdessen >Stuttgart.
Einmal gewinnen,
beim Laufen, Radfahren, >Schwimmen.
Die Sonne sehen,
bevor sie aufgegangen ist.
Einmal pfeifen auf alle Pflicht,
was so üblich ist,
den Pullover auf links getragen
und
mit Phantasie im Recht sein.
Und das Eine tun,
von dem nur Du weißt,
dass Du es einfach lassen solltest.
Weil es Dir einfach gefällt.
Weil es schön ist.
Und klug machen soll.
>Schlange spricht.
Wer der Klugen traut,
setzt aufs >Spiel, was gilt.
Und doch kann klug auch konform:
Häuslebau’n und Grundfesten trau’n.
Umgekehrt:
Riskier doch den Garten,
um Welt zu gewinnen.
Und die Moral von der Ge-sch-icht:
Rausgeworfen und nochmal davongekommen,
Adam, Mensch,
und Eva, Lebendige,
und die,
die mit den klugen Sachen anfangen.
2 [Wenn zwei, die klug sind, beide überleben wollen (Von Äsop bei den
Römischen aufgelesen) ]
Die >Schlange schweigt.
Für den Moment.
Schauen wir auf Andere.
Die ganz großen Tiere.
Die Alten sind klug,
und mit Recht an der Macht,
sagt man so.
Auch in diesen Tagen.
Auch in Kirchen.
Ein Alter, Weiser, Erfahrener
sitzt
Auf einem Thron von Gold und aller Pracht.
Doch schwach, zur Jagd zu ge-brech-lich,
der König der Tiere.
Doch das, Ihr Lieben, wissen nur wir.
Und vielleicht er selbst. Wer weiß.
Wie es wirklich aussieht,
im großen Tier,
da oben,
einsam mächtig,
umgeben prächtig,
vom Leben getrennt.
Er tut jedenfalls, was er kann.
Befiehlt, und andere gehorchen.
Viele.
Ameisen, zu Abertausenden,
trippelschrittfleißigst,
Bären, mit zottigem Fell und
honigmaulverschmiert,
Chamäleons und Dromedare,
Esel und nein, der Fuchs nicht,
aber dazu später,
Grashüpfer und Hyänen,
Igel und Jaguar,
und der ganzen Tiere Schar.
Einer befiehlt und alle folgen.
Kleine und Listige
Mutige und Nachtaktive,
Ordentlich-Pedantische,
Quälgeister und Rasante,
Schöne und Traurige,
Unscheinbare und Visionäre,
Wagemutige und Zänkische.
Jede für sich gehorcht.
Beugt sich vermeintlicher Macht und gefühltem Zwang.
Und niemand fragt,
weshalb
eigentlich niemand zurückkommt.
Das hat Tradition in unserem Land.
Und vermisst Du sie nicht doch,
die Dir anders sind?:
Wagemutig zänkisch,
unscheinbar visionär,
traurig schön,
quälend rasant,
ordentlich pedantisch,
mutig nachtaktiv,
klein und listig.
Er aber:
Inszeniert mächtig.
Sattgefuttert prächtig.
Klug über-lebt.
Doch einer fehlt.
Die Klugheitsrechnung ist ohne ihn gemacht.
Einer kann reichen, Macht zu streichen.
Ihr erinnert Euch:
Der Fuchs.
Befleißigt
abzuwarten und
zu >schauen,
was geschieht.
Und dann so:
Abendaudienz auf Abstand:
“Herr König,
ewige Gesundheit und langes Leben.”
ruft’s Fuchs von Ferne ins Feudale.
Denn Fuchs weiß wohl:
Die Nähe des Einen ist des Anderen Tod.
Klugheit ist Überlebenstugend.
Klug wie die >Schlange ist das Eine.
Ohne Fal>sch wie die Tauben das Andere.
Klug von Anfang bis Ende.
Lebend jedenfalls zieht er von dannen.
Einer befiehlt,
der Kluge widersteht.
Und die Moral der verfuchsten Ge>schicht:
Ab>stand gehalten, wider>standen
und nochmal davongekommen.
Zwischenge>spielt. (one of my killed darlings, blogged only)
Klugheit klingt.
Klugheit widersteht.
Und
Klugheit denkt vor.
So sagt’s im 90. Psalm Mose.
In alter Sprache: Mo>sche.
Dichtet dieses eine Mal,
für’s Wissen um Deiner Tage Zahl.
Damit wir klug werden.
Paradiesvertrieben.
Widerständig
das Leben hegen.
Nacha>sch!
Eine >Schlange,
ehern, unverwüstlich,
stellt Mose auf,
mitten im Wüstensand.
Zum Zeichen,
zur Mahnung.
3 [Aufti->schen, Abrechnen, Aufleuchten]
Klug sind nicht immer einfach die Anderen.
Du bist nicht einfach
zu wagemutig,
zu zänkisch,
zu visionär,
zu unscheinbar,
zu traurig,
zu schön,
zu rasant,
zu pedantisch,
zu ordentlich,
zu nachtaktiv,
zu listig,
zu klein.
Lernt Klugheit,
sagt die >Schrift.
Klug sind die, die rechtzeitig auftischen.
Die gut abrechnen.
Die in der Nacht noch Licht haben.
Wer klug ist, weiß,
was Du eigentlich auch weißt:
Dass Brot und Wein braucht,
wer Hunger hat und Durst.
Dass die Eine Schulden erlässt
und der Andere Dir den Kopf bedacht.
Dass Du rechtzeitig Licht besorgst,
wenn Du im Dunkeln zurechtkommen musst.
Pragmatischer Imperativ
Sagt Kants Begriffswelt
Dazu alternativ.
Klugheit ist damit alltäglich ver>steckt.
Im Grundsatz unentdeckt und
häufig schuldbefleckt.
Hintangesteckt,
weil damit angeeckt und
irgendwie weggesteckt.
Ihr kennt doch die Geschichten!
Spätestens nach vier Tagen Kirchentag,
“damit wir klug werden”.
Klug sind Knechte,
Geschäftsführer, Jungfrauen.
Paradiesvertrieben, widerständig,
und deshalb begleitet von einem
Klang von Klugheit
nacha>sch,
sagten die Alten,
G’>scheit,
meinen die Schwaben.
Zur Überlebenstugend.
Menschen können klug,
erlernt von >Schlangen, Tauben, Füchsen,
von Knechten, Geschäftsführern, Jungfrauen.
Und zum guten Dritten und Schluss,
von all diesen Tieren und Leuten:
Statt Moral von der Geschicht':
Sie alle,
>schlangenklug und taubenohnefal>sch, bedachten,
dass sie doch sterben müssten,
und sollten sie nicht gestorben sein (Danke, Ihr Lieben!),
lehrten sie uns doch bedenken,
noch heute,
wie wir klug sein werden,
wenn wir beginnen,
klugheitsklingend zu leben,
wie Weisheit,
spieleri>>sch.
Aus dem Blog von Friederike Erichsen-Wendt:
https://zwischengerufen.wordpress.com/