Herbert Quandt Medien-Preis 2015 Dankesworte Lisa Nienhaus Lieber Herr Casdorff, lieber Herr Quandt, liebe Familie Quandt, liebe Jury, ganz herzlichen Dank für den Preis, über den ich mich wirklich sehr, sehr freue. Auch deshalb, weil sich in meiner Redaktion so viele mit mir gefreut haben. Nicht nur in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, sondern auch die Kollegen der F.A.Z. Kurz nachdem ich als Preisträgerin bekannt gegeben wurde, traf ich zum Beispiel die Leiterin der Wirtschaftspolitik der F.A.Z. auf dem Flur, und sie sagte zu mir: „Schön, dass Sie diesen Preis bekommen. Endlich geht er auch mal wieder an einen von uns. Wir dachten schon, es läge ein Fluch darauf.“ Wir von der F.A.Z. und F.A.S. dürfen heute freudig erkennen: Nein, es liegt kein Fluch auf dem Quandt-Preis. Nach zwölf Jahren bekommt auch wieder jemand von der F.A.Z. diesen Preis. Und Sie, liebe Jury, sehen heute: Ihre Entscheidungen werden genau beobachtet. Wie Sie in dem schönen Film vorhin gesehen haben, beschäftigt sich mein Artikel damit, wie das Geld in die Welt kommt, und zwar nicht das Bargeld, sondern das virtuelle Geld. Das ist zugegebenermaßen kompliziert, aber auch wahnsinnig interessant. Ich weiß noch genau, wie erstaunt und elektrisiert ich war, als ich in meinem zweiten Semester Volkswirtschaftsstudium zum ersten Mal etwas über die Geldschöpfung erfahren habe. Ich konnte es nicht glauben: Der größte Teil des Geldes auf der Welt existiert nur virtuell. Bis dahin hatte ich geglaubt, dass mein ganzes Geld, das auf meinem Konto liegt, auch irgendwo im Tresor der Bank liegt. Nach dieser frühen Erkenntnis habe ich das dann mal eine Zeit lang vergessen, denn wozu muss man das wissen? Eigentlich gar nicht, solange alles gut läuft. Im Prinzip ist es wie mit dem Auto, mit dem einige hier im Publikum sich ja etwas besser auskennen als ich. Man muss nicht wissen, wie das Auto 1 entsteht, wie es gebaut wird. Hauptsache, es fährt – beziehungsweise: solange es fährt. Denn wenn es dann mal nicht mehr fährt, beginnen sich doch viele für die Technik des Autos zu interessieren. Meine rudimentären Kenntnisse darüber, was unter der Motorhaube vorgeht – die Autobauer mögen das verzeihen –, stammen von Pannen. Genauso ist es mit dem Geld. Wir interessieren uns jetzt dafür, wie genau Geld entsteht, weil es mit dem Euro nicht so gut läuft. Die Eurokrise, aber auch die Finanzkrise 2008 haben uns aufmerksamer gemacht. Heute ist deshalb wohl einer der besten Tage, um den Preis für diesen Artikel zu bekommen, denn während wir hier feiern, tagt in Brüssel ein Krisengipfel zu Griechenland, Ausgang ungewiss. Und wieso Griechenprobleme gerade jetzt drängend werden, kann man eigentlich nur verstehen, wenn man ein bisschen etwas davon versteht, wie das Geld in die Welt kommt. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: In meinem Artikel geht es nicht um Griechenland, überhaupt nicht. Man kann ihn nur benutzen, um die Probleme des Euro zu verstehen, ja, man braucht solche Kenntnisse sogar. Ich selbst habe allerdings eine Klasse extrem interessierter und neugieriger Journalistenschüler gebraucht, um mich noch einmal mit der Geldschöpfung zu befassen. Ihnen sollte ich Geldpolitik beibringen, und sie stellten so viele Fragen, die ich nicht beantworten konnte, obwohl ich doch eigentlich dafür zuständig war, über Geldpolitik zu berichten. Zu viele Details waren mir unbekannt, und ich merkte dazu noch, wie brennend sich die Studenten dafür interessierten, wie es denn jetzt ganz genau ist, wenn dieses Geld entsteht. Das muss vielen so gehen, dachte ich, und deshalb und nur deshalb habe ich für diesen Artikel recherchiert und mich ins Zentrum des Geldgeschäfts begeben, zur EZB, zur Bundesbank, zu den privaten Banken und am Schluss eben – das kam ja auch schon im Video vor – in diesen einen Raum, in dem die Leute arbeiten, die am Ende den Knopf drücken, und das Geld ist in der Welt. Dort Zugang zu erhalten, das habe ich tatsächlich erst ganz knapp vor 2 Erscheinen des Artikels, ich glaube zwei Tage vorher, geschafft – nach vielen, vielen Terminen quer durch die Bundesbank-Hierarchie –, als ich schon fast selbst nicht mehr daran glaubte. Konsequenterweise beginnt der Artikel mit dieser Begegnung mit einem jungen Bundesbankangestellten, der die Milliarden schafft. Sie sehen, ich habe mit dem Artikel auch viel Spaß gehabt, so kompliziert das Thema auch erscheinen mag. Bedanken möchte ich mich bei der Europäischen Zentralbank und der Bundesbank, sie haben mich hinter die Kulissen blicken lassen, was nicht selbstverständlich ist. Sie haben meine unzähligen Fragen beantwortet und mir immer wieder neue Gesprächspartner gesucht. Das war nicht einfach mit mir, glaube ich. Danken möchte ich auch meinem Herausgeber Holger Steltzner, der sich für Geldthemen ähnlich brennend interessiert wie ich, und ganz besonders meinem Ressortleiter Rainer Hank, der für solche Projekte, die viel Zeit fressen, so offen ist, sie sogar einfordert und gleichzeitig der Erste ist, der schon nach einer Woche fragt: „Wann ist denn Ihr Text so weit? Sie recherchieren doch schon seit einer Ewigkeit.“ Danke, dass Sie mir geglaubt haben, wenn ich gesagt habe: „Es dauert noch ein bisschen“, und dass Sie trotzdem immer hartnäckig Woche für Woche nachgebohrt haben. Guter Journalismus, guter Wirtschaftsjournalismus braucht Zeit, was schwierig ist in Zeiten, in denen immer weniger Journalisten die vielen Seiten der Zeitungen der Welt füllen müssen. Aber der Journalist braucht nicht nur Zeit, sondern auch jemanden, der sich für sein Thema interessiert, jemanden, der es unbedingt haben will und am Ende viel Platz freiräumt dafür in der Zeitung. Da habe ich in meiner Redaktion viel Glück. Nicht zuletzt möchte ich natürlich der Familie Quandt und der Jury danken. Ich freue mich wirklich sehr über den Preis und ich freue mich auf einen schönen Abend heute. 3
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