28 NORDEN Luxemburger Wort Freitag, den 4. Dezember 2015 Im Mertziger Rathaus hängt der Haussegen schief Kalte Tage im Advent Bürgermeister Claude Staudt spricht mittlerweile offen von einer Vertrauenskrise im Schöffenrat zung der Kommission in der jüngsten Sitzung nun noch zwei weitere Mitglieder der Familie in dem Gremium gesessen. Das wäre mit Blick auf die Interessenvertretung einfach ungesund für die Balance gewesen“, so der Bürgermeister. Wie Schöffe Jos Clees betont, habe eines der Familienmitglieder sich inzwischen aber wieder zurückgezogen. Die Kandidatur sei wohl irrtümlich eingebracht worden, da sich zuvor niemand anders gemeldet hatte ... VON JOHN LAMBERTY Nachdem es in der jüngsten Ratssitzung ob der Neubesetzung der Schulkommission zur offenen Konfrontation zwischen Bürgermeister Claude Staudt und Schöffe Jos Clees gekommen war, hängt der Haussegen im Mertziger Rathaus nun offenbar mächtig schief. Die Einmütigkeit vergangener Tage scheint jedoch schon seit geraumer Zeit ins Wanken geraten zu sein. Bürgermeister Staudt spricht inzwischen jedenfalls von einer Vertrauenskrise innerhalb des Führungstrios. Schöffe Jos Clees zeigt sich entrüstet. Während zehn Jahren hatte er als Delegierter des Bürgermeisters das Mandat des Schulkommissionspräsidenten ausgeübt, nun wird Claude Staudt den ihm gesetzlich zustehenden Vorsitz selbst in die Hand nehmen, wie dieser Tage nach einer hitzigen Debatte im Gemeinderat beschlossen wurde. Hadern um Vorsitz in der Schulkommission Für Jos Clees ein Affront, auch wenn er dem Bürgermeister zuvor selbst im Streit hingeworfen hatte, „dass er den Posten doch selbst ausüben solle“. Dies habe er zwar im Eifer gesagt, eine formale Demissionserklärung sei dies aber nicht gewesen, so Clees. Zumal er es gewesen sei, der sich in den vergangenen Jahren unermüdlich dafür eingesetzt habe, Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Lehrpersonals wie auch zwischen Wann in Mertzig die Budgetdebatten anstehen, ist derzeit im Rathaus noch offen. Schule und Gemeinde zu glätten bzw. den Dialog anzukurbeln, der nicht zuletzt wegen persönlicher Animositäten des Bürgermeisters gelitten habe, wie er erklärt. Ein buchstäbliches Zerrbild, das mit der Realität rein gar nichts gemein hat, meint dagegen Bürgermeister Claude Staudt. Nicht nur sei die Kooperation zwischen Gemeinde und Lehrpersonal generell stets korrekt und einver- nehmlich verlaufen, nein, gerade das Gebaren von Jos Clees habe dieses Gleichgewicht zuletzt immer wieder unnötig unterminiert. „Als Schulkommissionspräsident ist er wohl im Schöffenrat vehement für jedwedes Anliegen aus der Schule eingetreten, die jeweiligen Standpunkte und Interessen der Gemeinde hat er im Gegenzug aber keineswegs mehr objektiv vertreten“, sagt Staudt. Abgesehen (FOTO: JOHN LAMBERTY) von den unberechtigten Verwirrungen, die dies bisweilen mit sich gebracht habe, wolle er den Schulkommissionsvorsitz – nach dem dem Schöffenrat hingeschleuderten „Rückzug“ von Jos Clees – aber auch deshalb ausüben, um die ohnehin delikate Zusammensetzung derselben auszutarieren, so der Bürgermeister. „Neben dem Vorsitzenden Jos Clees hätten nach der Neubeset- Schwierige Zusammenarbeit im Schöffenrat Wie dem auch sei, für Bürgermeister Claude Staudt und Schöffe Amaro Garcia liegt dem Scharmützel um den Schulkommissionsvorsitz ohnehin eine inzwischen tiefer liegende Vertrauenskrise im Schöffenrat zugrunde, in dem die Kooperation mit dem Kollegen Jos Clees schon seit geraumer Zeit schwieriger geworden sei. So seien immer wieder Einzelheiten vertraulicher Beratungen aus dem Schöffenrat in die Öffentlichkeit gelangt – und dies nur allzu oft in verquerer Form. Und auch die Präsenz bei der Bewältigung wichtiger Dossiers habe zuletzt zu wünschen übrig gelassen. Vorwürfe, gegen die sich Schöffe Jos Clees wiederum entschieden verwahrt. Der Gemeinde Mertzig stehen auf politischer Ebene damit wohl kalte Adventstage ins Haus. Außer sie würden wundersamerweise doch noch zu Tagen der Besinnung werden ... „Integration heißt Perspektiven eröffnen“ Regierungsmitglieder informieren vor gerade mal 30 Zuhörern über geplantes Flüchtlingszentrum am Herrenberg Diekirch. Gerade mal 30 Zuhörer hatten sich am Mittwochabend in der Hotelschule eingefunden, um den Ausführungen der Minister François Bausch, Corinne Cahen und Claude Meisch zu den geplanten Unterkünften für voraussichtlich 300 Flüchtlinge am Diekircher Herrenberg zu folgen. Vielleicht lag es ja auch daran, dass – als Teil der Prozedur zur Einleitung eines „Plan d'occupation du sol“ (POS) – dabei eigentlich die notwendige Zweckzuweisung für das entsprechende Areal gegenüber der Armeekaserne im Fokus stand. In der Tat können die Bürger diese Pläne noch bis zum 23. Dezember einsehen und bis zum 6. Januar gegebenenfalls Stellung nehmen. „Aufnahmestruktur ist nur eine Einrichtung auf Zeit“ Das Interesse des Publikums galt dennoch vielmehr der Unterbringung, der Beschäftigung und der Integration der Flüchtlinge, die zu einem noch nicht klar definierten Zeitpunkt am Herrenberg untergebracht werden und dort über mehrere Monate bleiben sollen, bis über ihren Asylantrag entschieden ist und sie anderswo im Lande in eine feste Wohnstruktur umziehen können. Die Erstaufnahmestätte am Herrenberg, die – wie François Bausch gleich mehrfach betonte – nur eine Einrichtung auf Zeit sein wird, soll aus zwei großen, aber separat unterteilten Wohnblöcken sowie einem größeren Gemeinschaftsgebäude mit Refektorium, Unterrichtssälen und Büros bestehen. Die Verwaltung des Areals liegt in den Händen der „Caritas“, die auch die Betreuung durch Er- zieher, Fachkräfte aus dem sozialen und medizinischen Bereich oder auch durch Übersetzer und Vermittler regelt. Zur Gewährleistung der Sicherheit sind zudem Ordnungskräfte Diese Simulation aus dem Nachhaltigkeitsministerium soll eine Vorstellung davon geben, wie die Flüchtlingsunterkünfte gegenüber dem Haupteingang zur Militärkaserne am Herrenberg aussehen könnten. Die exakten Pläne werden allerdings erst noch erarbeitet. (QUELLE: MINISTERIUM FÜR NACHHALTIGKEIT UND INFRASTRUKTUREN) vor Ort. Die Kosten für Bau und Verwaltung der Struktur werden integral vom Staat getragen. Bildungsminister Claude Meisch hob besonders Schule und Vereine als zentrale Integrationsfaktoren hervor, weshalb man den Kindern und Jugendlichen bereits im Aufnahmezentrum Sprachunterricht geben werde, damit sie im Bleibefall später möglichst gut in das nationale Schulsystem wechseln könnten. Letzteres könne die Aufnahme der zusätzlichen Kinder mit Blick auf die Kapazitäten durchaus schultern, so Meisch. Da diese jedoch einer intensiveren Betreuung bedürften, werde der Staat für alle zusätzlich benötigten Ressourcen sorgen. Bildung und Freizeit als zentrale Integrationsfaktoren Seitens der Zuhörer gab es am Mittwoch keine wesentlichen Einwände gegen die Pläne, auch wenn manch kritische Anmerkung natürlich nicht ausblieb. Etwa die, dass der Staat prozedurale Hürden offenbar im Notfall recht zügig zu überwinden wisse oder dass andere EU-Staaten sich ihrer solidarischen Pflichten einfach entziehen, während einige andere Länder den Flüchtlingsstrom allein bewältigen dürften ... (jl)
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