„Je dichter am Weserstadion, desto teurer“ Bauland ist im Norden des Landkreises besonders attraktiv / Auch landwirtschaftliche Flächen steigen im Wert 3227 Verträge und ein Geldumsatz von 323,7 Millionen: Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte hat gestern im Syker Katasteramt den Grundstücksmarktbericht 2011 vorgestellt. Zuwächse registrierte der Ausschuss bei fast allen Grundstücksarten. Begehrt ist beispielsweise bebautes und unbebautes Wohnland im Norden des Landkreises Diepholz. Auch landwirtschaftliche Flächen erfreuten sich 2011 großer Beliebtheit. VO N C HRI STO PH S TA RKE Landkreis Diepholz. Helmut Weiß musste sich fast die Augen reiben. „2009 waren es im Vergleich zu 2011 tatsächlich 60 Millionen Euro weniger“, hielt der Leiter der Regionaldirektion Sulingen des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN) gestern fest, als er auf die Geldumsatzentwicklung der Grundstückskaufverträge blickte. Wurden 2009 etwa 261 Millionen Euro erwirtschaftet, waren es 2011 schon 324 Millionen. Zusammen mit Gerd Ruzyzka-Schwob, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte (GAG) Sulingen, und LGLNMitarbeiterin Yvonne Aufderheide hat Weiß gestern im Syker Katasteramt den neuen Grundstücksmarktbericht präsentiert, der sich mit den Kaufverträgen 2011 befasst. 535 Verträge wurden für unbebautes Bauland im Landkreis Diepholz abgeschlossen, eine Steigerung um 28 Prozent. Im Nordkreis kostete der durchschnittliche Quadratmeter in Bruchhausen-Vilsen mit 49 Euro am wenigsten. Es folgten Twistringen (54), Bassum (56), Syke (80), Weyhe (123) und Stuhr (131). „Je dichter am Weserstadion, desto teurer“, brachte es Ruzyzka-Schwob schmunzelnd auf den Punkt. Die meisten Verträge wurden in Weyhe abgeschlossen (52), danach kam Syke (38), dann Bruchhausen-Vilsen (26), Stuhr (22), Bassum (19) und Twistringen (9). Beliebt seien besonders die zentraleren Lagen, hielten Ruzyzka-Schwob, Aufderheide und Weiß fest. Dabei handele es sich um Orte, die neben günstigen Verkehrsanbindungen auch über eine gute Bildungsinfrastruktur sowie auch Einkaufsmöglichkeiten und kulturelle Angebote verfügen. „Bruchhausen-Vilsen befindet sich auf dem aufsteigenden Ast. In Stuhr dagegen gibt es zurzeit keine Baugebiete“, sagte Ruzyzka-Schwob. Speziell in Syke und Stuhr registrierte der Gutachterausschuss einen höheren Preisanstieg von 2010 auf 2011 von zwölf (Syke) und 14 Euro (Stuhr). In Bassum dagegen fiel der Durchschnittspreis um elf Euro, in Twistringen um zwei Euro, in Weyhe um einen Euro, in Bruchhausen-Vilsen dagegen stieg er um drei Euro. Bei den bebauten Grundstücken zählte der Ausschuss 1318 Verträge, 5,3 Prozent mehr als 2010. Der Geldumsatz betrug 196,9 Millionen Euro, ein Plus von 14,6 Prozent. Hier galt die Faustregel: Je neuer die Gerd Ruzyzka-Schwob präsentierte den Grundstücksmarktbericht im Syker Katasteramt. Immobilie, desto teurer. Die Beliebtheit konzentrierte sich auf die Kommunen Stuhr, Syke und Weyhe, in denen ein Einund Zweifamilienhaus in der Spitze 276 000 Euro (Baujahr: 2009) kostet, ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte 184 000 Euro (Baujahr: 2009) und eine Eigentumswohnung 159 000 Euro (Baujahr: 2009). Landkreisweit wurden 469 freistehende Ein- oder Zweifamilienhäuser ver- „Während wir beim Bauland ein Nord-Süd-Gefälle haben, haben wir beim Ackerland ein West-Ost-Gefälle.“ Gerd Ruzyzka-Schwob kauft, 182 Reihenhäuser oder Doppelhaushälften und 372 Eigentumswohnungen. Yvonne Aufderheide erkannte folgenden Trend: Senioren verkaufen häufig ihr Familienhaus, um dann in eine Eigentumswohnung zu ziehen. Ackerland blieb 2011 begehrt. 7,1 Prozent land- und forstwirtschafliche Flächen wurden mehr als im Vorjahr verkauft. „Wir verzeichneten einen Preisanstieg um rund 15 Prozent“, teilte Ruzyzka-Schwob mit. Der Durchschnittspreis betrug 2,46 Euro pro Quadratmeter. 2010 waren es 2,10 Euro. Im Nordkreis war Ackerland besonders in Bassum-Süd teuer. Hier wurden bis zu 2,70 Euro gezahlt. Die Flächen werden beispielsweise zur Intensivierung der Landwirtschaft oder zur Energiegewinnung wie etwa durch Biogasanlagen genutzt, sagten Ruzyzka-Schwob und Weiß, der diesen Trend durchaus kritisch sieht. Dabei würden immer mehr Landwirte aus dem Westen (Kreise Vechta und Cloppenburg) gen Osten drängen und Flächen aufkaufen. In Vechta würden die Flächen knapper und noch teurer werden als im Landkreis Diepholz. Im Nachbarlandkreis zahle man für den Quadratmeter durchaus um die fünf Euro, da ist der teuerste Quadratmeter im Nordkreis mit 2,70 Euro halb so teuer. Ruzyzka-Schwob: „Während wir beim Bauland ein Nord-Süd-Gefälle haben, haben wir beim Ackerland einWestOst-Gefälle.“ Der Grundstücksmarktbericht kann in FOTO: PHOTOCUBE den Dienststellen des LGLN in Syke, Sulingen und Nienburg eingesehen und zum Preis von 50 Euro erworben werden. Im Internet steht er unter www.gag.niedersachsen.de.
© Copyright 2025 ExpyDoc